Nach der erfolgreichen Alpenüberquerung von Kempten nach Venedig im letzten Jahr, wollen wir in diesem Jahr weitere Pässe in den französischen Alpen fahren. Leider nehmen die schweizer ICs keine Tandems mit. Wir müssten sechs Mal in der Schweiz umsteigen und dann noch einmal in Frankreich. Also werden wir das Tandem diesmal mit dem Auto transportieren müssen.
Wir haben uns vorgenommen, von Saint-Jean-de-Maurienne über den Col du Telegraph (1566 m) und Col du Galibier (2645 m) nach Briancon zu fahren, weiter nach Guillestre und von dort über den Col de Vars (2109 m) nach Jausiers.

In der Hoffnung, dass der Col de la Bonette (2715 m/2802 m) schneefrei ist, fahren wir in Richtung Mittelmeer, jedoch nicht gleich hinunter nach Nizza, sonder noch über den Col de Colmiane/Saint-Martin (1500 m) und dann den Col de Turini (1607 m) hinunter nach Ventimiglia der italienischen Blumenriviera. Von dort wollen wir mit Nahverkerszügen zurück nach Saint-Jean und mit dem Auto wieder nach Hause.
Die Strecke ist etwa 350 km lang und es liegen ca. 7500 Hm vor uns. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen mit dem Col du Galibier!
Stand der Vorbereitungen (17. Mai 2019)
Wir haben das Tandem einmal zur Probe in das Auto gelegt. Vorderrad und Sättel müssen abmontiert werden. Wenn Thomas hinter mir sitzt passen wir alle drei hinein.
Für die Pässe habe ich hinten ein neues Ritzelpaket mti 11-36 Zähnen montiert und vorne das mittle 32er-Ritzel durch ein 36er ersetzt. Damit haben wir im kleinsten Gang eine größere Untersetzung und in den mittleren Gängen eher etwas mehr Längung. Weitherin ist endlich das Quietschen der Hinterradbremse durch den Einbau eines Brakeboosters beseitigt. Das erforderte das Verbiegen der Gepäckträgerhalterung. Eine ist halb gebrochen, das müsste ich noch reparieren.
Für die langen Strecken im Gebirge plane ich, eine weitere Literflasche Wasser mitzunehmen. Bisher hatten wir nur 2×0,75l plus 1×1,0l. Das könnte beim Galibier etwas wenig sein, da es nicht wirklich eine Stelle zum Nachfüllen gibt. Und wir hoffen natürlich auf trockenes und warmes Wetter.
Ich habe mir letzte Woche ein neues Navi zugelegt. Das zuerst bestellt eTrex 30x ging wieder zurück, es ist einfach zu langsam. Jetzt habe ich ein recht klobiges GPSmap 64s. Langsam gewöhnen wir uns aneinander. Vor allem der große Speicher und die Tasten sind toll. Ich kann mehrere Karten im Gerät speichern und brauche keine SD-Karte mehr zu wechseln. Auch lässt sich die gesamte Strecke als ein Track speichern. Das wirklich lästige Stückeln und Nachladen der 500 Punkte umfassenden Teil-Tracks entfällt. Außerdem kann ich mit einem kleinen Trick meine Varta-Akkus im Gerät läden.
Derzeit fehlt mir noch die Lenkerhalterung für das neue Navi. Ich habe sie aber vorhin bestellt. Die Bahnverbindung von Ventimiglia nach Saint-Jean ist noch nicht im Netz. Am 9. Juni gibt es einen neuen Fahrplan, den Trenitalia aber noch nicht veröffentlicht hat.
Tag 1 – Samstag, 8. Juni – Anreise nach Saint-Jean-de-Maurienne

10:25 Uhr – Wir sind kurz nach acht gestartet und kommen gut voran. Jetzt sind wir auf der Höhe von Heppenheim an der Bergstraße.
Es ist ein komisches Gefühl mit dem zerlegten Tandem. Das Vorderrad ist ausgebaut. Die Sättel und Lenker sind rausgezogen. So passt es gut ins Auto. Beinahe hätten wir das Vorderrad in der Garage stehen gelassen. Ich hoffe, wir haben jetzt alles dabei. Wenn man mit dem Rad zum Bahnhof fährt, sind einige Checks gemacht, die jetzt erst morgen kommen werden.
Die Wettervorhersage zeigt weiterhin drei Tage Gewitter und Regen. So war es bei mir vor zwei Jahren auch. Also kein Grund zur Panik, sage ich mir.
Zugfahren ist definitiv entspannter und schneller, wenn man im IC unterwegs ist. Aber Thomas lässt Gute-Laune-Musik laufen: «Get Lucky»!

16:45 Uhr – Das Alpenpanorama bei Bern war grandios.

Jetzt fahren wir auf Genf zu und der Mont Blanc leuchtet im Hintergrund.
Es gab etwas Stau, aber wir kommen sehr gut voran. Nur noch 175 km.

18:25 Uhr – Das war bei Chambery. Inzwischen ist Saint-Jean-de-Maurienne schon ausgeschildert: nur noch 40 km.

19:00 Uhr – Wir sind am Hotel, das Rad ist zusammengebaut, und es fährt! Dafür wurde eine kleine Runde auf dem Parkplatz gedreht. Jetzt steht es gut verschlossen im Bike-Keller neben den teuren Rennmaschinen der «Konkurrenz».

Wir sind tatsächlich in den Bergen. Es ist nicht zu glauben. Das Wetter heute Abend ist herrlich, lauwarm und hell.
Am 26. Juli kommt die Tour de France wieder nach Saint-Jean. Pässe fahren ist hier in der Gegend der beliebteste Sport.

Ich war vielleicht hungrig! In der kleinen Pizzeria saß auch der Frauenchor der Pfarrei, oder der Damenfußballclub, oder doch das Klassentreffen?
Tag 2 – Col du Télégraphe (1566 m) – Valloire – 31 km/1070 Hm
9:10 Uhr – Nieselregen.

Ein netter Motorradfahrer hat uns fotografiert. Wir haben danach doch noch schnell die Regenhosen und Überschuhe angezogen. Und ab!

10:05 Uhr – Am Ortsausgang von Saint-Michel: ab hier geht es bergauf. Es scheint etwas die Sonne.
Die Motorradfahrer aus dem Hotel haben gehupt und gewunken, als sie uns auf der Schnellstraße überholt haben.

10:55 Uhr – Auf 1000 m Höhe. Es regnet wieder. Essen hilft. Wir ziehen die Regensachen an, essen Brote und trinken etwas. Nicht gemütlich genug zum Pause machen.
Es kamen bisher nur fünf Rennradfahrer an uns vorbei. Bei dem Regen sind wenige unterwegs. Alle grüßen, auch viele Motorradfahrer. Das hebt immer wieder die Laune.
Jetzt weiter!

12:20 Uhr – Der erste Pass ist schon nach zwei Stunden Anstieg gemacht! Thomas hat einen Endspurt eingelegt und hat mich auf den letzten Metern noch abgehängt.
Bin ganz schön ko und nass geschwitzt unter der Regenjacke. Der trockene Rolli ist die Rettung.

Jetzt gibt es Limo, Kaffee, Fritten, etc.

Draußen zieht wieder Regen auf. Da es im Lokal nicht sehr warm ist, wollten wir weiter, aber da donnerte es kräftig, und wir sind wieder rein.
Eine Gruppe von etwa zehn jungen KolumbianerInnen aus Medellin ist inzwischen angekommen. Einer blieb bei uns stehen. Sie sind Amateur-Fahrer und haben sich den Traum erfüllt, mal in den Alpen zu fahren. Drei Tage fahren sie von St.-Jean-de-Maurienne aus, dann von Bourg-Saint-Maurice, dann von Vaison-la-Romain aus, für den Mont Ventoux. Sie machen gleich noch den Galibier, trotz Regen. Die Räder haben sie bei einem schweizer Verleih organisiert, der die Räder nach Saint-Jean gebracht hat und sie in Vaison-la-Romain wieder abholt.

14:30 Uhr – Wir sind geduscht, die nassen Sachen hängen auf der Heizung.
Die Abfahrt war extrem nass, wir hätten doch auch noch die Überschuhe anziehen sollen. Einer der Kolumbianer war vor uns, wir mussten ihn natürlich überholen. Später zog er vorbei und grüßte nett.
Jetzt haben wir viel Zeit zum Chillen. Der Mannschaftsmasseur könnte jetzt gerne mal vorbeikommen.
Die neue Übersetzung ist sehr angenehm, wir können in Ruhe Bei 6 km/h pedalieren. Das Lenken ist natürlich anstrengend, wenn wir so langsam sind, da wir mehr schwanken. Ich muss öfter die Hände entkrampfen. Das Knarzen im Hinterrad vom letzten Jahr ist weg. Vielleicht hat es tatsächlich gereicht, den Schnellspanner fester anzuziehen. Die Bremsen greifen gut, und dank der neuen Brake-Booster quietscht auch nichts mehr. Die neue Klick-Fix-Halterung an der Lenkertasche hat sich auch schon bewährt. In der Tasche ist es etwas feucht, aber nicht nass, auch wenn eine Wasserpfütze auf dem Deckel steht. Insgesamt ist das Rad also gut in Schuss und sogar etwas besser als im letzten Jahr. Und Thomas ist fit, das zeigt sich in der Geschwindigkeit, mit der wir heute die Höhenmeter gefressen haben.
Schade: Bei Regenwetter gibt es leider nicht so viele Fotos.

Die Wettervorhersage für morgen ist jetzt leider auch nicht gerade der Bringer. Vor elf sieht es etwas besser aus. Also sollten wir früher starten als heute.

19:30 Uhr – Thomas hat uns Halbpension gebucht, als er das Menue gesehen hat. Der Chef hat uns vorhin noch den Pellets-Kamin angemacht und dabei erzählt, dass er in der letzten Sommersaison über 60 Mal in seiner kurzen freien Zeit von hier auf den Galibier gefahren ist. Heute Morgen ist er nach Saint-Michel runter und zurück, in 1:20 h!!

22:20 Uhr – Das Essen war sehr lecker!
Tag 3 – Galibier (2642 m) – Briancon – 55 km/1250 Hm
7:40 Uhr – Frühstück gibt es erst um viertel vor acht. Wir sind in den Radklamotten, die wieder gut trocken sind, bis auf Thomas‘ Schuhe. Bis elf könnte es trocken bleiben, da wollen wir wirklich bald los.

Guter Start bei Sonnenschein! Leider springt die Kette vorne ab beim Runterschalten.

9:30 Uhr – Nach 7 km und auf 1760 m Höhe. Ich brauche Pause, Thomas nicht.

Es fängt an zu regnen. So schnell ist die ganze Herrlichkeit vorbei.

In der ersten Kehre der Serpentinen, Blick in Rich Valloire.

10:20 Uhr- Blick in die andere Richtung. Man sieht den Beginn der Serpentinen. Es regnet und windet kräftig. Thomas tritt enorm rein.

An den Hütten oberhalb der Serpentinen mussten wir uns unterstellen. Es goss in Strömen und donnerte hinter den Bergen. Bald gesellten sich drei Holländer dazu, denen das Donnergrollen auch unbehaglich war.
Es half aber alles nichts: Um nicht völlig auszukühlen , mussten wir weiter.

11:30 Uhr – Plötzlich scheint die Sonne. Sehr viel Schnee am Straßenrand. Bald kommen wir zum Tunneleingang. Noch 240Hm bis zur Passhöhe.

Am Tunneleingang.

12:30 Uhr – Oben! Geschafft! So ein tolles Gefühl.

Fast trocken hier oben und tolle Stimmung unter den Radfahrern! Ständig kommt jemand an, es werden Fotos geschossen. Der Blick nach Norden ist frei, nach Süden ist sehr dicke Nebelsuppe.
Gleich geht es runter zum Café am anderen Ende des Tunnels.

13:10 Uhr – Eiskalt ist es in der Bude. Aber das Omelett ist gut.
Es kamen drei sehr junge deutsche Studenten dazu. Einem war sehr kalt, da er keine richtige Regenjacke dabei hatte. Sie hatten ihren vierten Kumpel alleine hinter sich gelassen. Er sei ziemlich schwer und brauche einfach lange. Keiner von den dreien wollte am Pass auf ihn warten. Wer macht den so etwas? Nachts zelten sie, sind also schon sehr hart drauf. Ein Fünfter fährt mit dem Auto und ihrer Campingausrüstung voraus.

14:10 Uhr – Auf der Abfahrt. An einigen Stellen war der Nebel so dicht und meine Brille so beschlagen, dass ich anhalten musste. Die Nässe auf der Straße hat die Felgen gekühlt, das war gut. Der Nebel wurde bergab immer wärmer.
Jetzt sind wir am Col du Lautaret auf 2058 m. Thomas isst heiße Suppe, ich nehme Kaffee und Pain-aux-Chocolat.

14:45 Uhr – Wir wollten gerade weiter, da blitze und donnerte es und ein heftiger Schauer legte los. Den warten wir lieber hier drinnen ab. Dort erzählten mir deutsche Motorradfahrer, dass der La Bonette nicht durchgängig nach Süden befahrbar sei. Das holländische Radlerpaar hatte heute Morgen erzählt, sie wären ihn gefahren bei «viel Schnee». Zumindest haben wir das so verstanden und halten uns jetzt daran.

15:20 Uhr – Weiter unten. Jetzt hagelt es. Ok, das warten wir ab. Wir sind auf 1500 m und stehen schön unter einem Dachüberhang. Die Abfahrt hierher ging mit 40 – 50 km/h fast ohne zu bremsen.

Kurz vor Briancon. Da hängt sehr viel Wasser in der Luft.

16:40 Uhr – Im Hotel mit kleinem Balkon und Blick auf die obere Festung. Auch hier war der Empfang sehr freundlich und das Tandem steht sicher im Keller.
Wir mussten vorhin noch in ein kleines Parkhaus flüchten, um den kurzen aber heftigen Regen abzuwarten. Vom letzten Stück der Abfahrt sind unsere Radklamotten im Wesentlichen trocken.
Ich bin ko und habe Hunger!

21:10 Uhr – Wir mussten noch etwas mit dem Essen warten, da erneut ein Platzregen runterkam. Um 18:30 sind wir in die Festungsstadt. Dort gab es Burger und Nudeln. Auch während des Essens ein erneuter starker Regen: nicht schön!
Thomas schmerzendes Bein wurde mit Pferdesalbe gepflegt und sollte morgen wieder fit sein.
Wir sind beide müde und voll gefuttert und werden bald schlafen.
Tag 4 – Guillestre – Col du Vars (2104 m) – Jausiers – 78 km/1470 Hm
8:00 Uhr – Draußen ist es bewölkt, für Minuten kommt die Sonne durch. Ab Mittag wird es wohl wieder regnen. Jetzt liegen bis Guillestre erst einmal 35 km Nationalstraße vor uns.

8:40 Uhr – Auf den Bergen liegt ein Hauch von Neuschnee. Ich habe das Hinterrad etwas schräger gesetzt, in der Hoffnung, dass das fiese Knarzen, das den ganzen Galibier hinauf von der Kette zu kommen schien, abzustellen. Das Knarzen war da, nachdem ich das Hinterrad etwas versetzt hatte, um den Abstand der Bremsklötze zu verbessern. Hoffentlich ist es jetzt endgültig weg.

9:10 Uhr Blick zurück. Es ist kalt!

Noch auf der Nebenstraße.

Auf der Nationalstraße ging es sehr zügig voran (Aber nicht schneller als 66 km/h). Eine Rennradtruppe hat überholt, dann müssten wir sie überholen. «Bravo» rief einer. Am Ende waren sie natürlich schneller.
Wir trafen sie aber 10 km später. Sie standen um ein Begleitfahrzeug. Einer musste etwas am Rad reparieren. Als sie erneut überholten klang es wie Spanisch.
Etwas später klingelte das Telefon. Es war der Wirt von der Gite in St. Étienne. Ich habe ihn kaum verstanden. Was ich denke, was er gesagt hat: Morgen Abend ist niemand da. Es gibt kein Abendessen, aber ein Casino, wo wir uns etwas kaufen können. Der Schlüssel steckt auf Zimmer 2, daran ist auch der Schlüssel für den Fahrradkeller. Dieser ist aber gegenüber im «Ge…..». Das Zimmer hat Etagenbetten und die Dusche ist …. Und, ganz wichtig: Der Col de la Bonette ist offen!

11:00 Uhr – In Guillestre. Ehepaar mit zwei halbwüchsigen Mädchen machte Stadtrallye. Sie haben uns gerne fotografiert. Die Frau war Französin, er Deutscher.

11:11 Uhr – Wir haben endlich die beiden letzten hartgekochten Eier gegessen. Jetzt also hinauf zum Vars.

11:20 Uhr – Haben wir noch Zeit für Kuchen? Ich habe in das Schaufenster geguckt und ausgerufen: «Et wöar en Schand, wenn wir einfach weiterfahren würden.»

Das war super lecker! Auch wenn es die Pasta nicht ersetzen kann.

12:00 Uhr – Auf 1200 m. Leichter Nieselregen setzt ein.


12:35 Uhr – Auf 1390 m. Weiterhin nur winzige Tröpfchen. Ich muss alle 100 Hm anhalten, weil mir die Puste ausgeht. Ok, vorhin waren es nur 80 Hm.

13:00 nach 9,7% sind 7,1 % flach!

Die Schlucht.

13:50 Uhr – Notpause am Straßenrand. Jeder hat noch ein Brot und einen Apfel. Thomas braucht dringend Energie.

14:25 Uhr – Auf 1845 m in Claux, ein trostloser Skiort. Nur eine Pizzeria ist offen.

Keine Pizza, keine Pasta, nur Sandwich, EIN Sandwich! Und Thomas hat solchen Hunger. Er kämpft heute sehr. Wir haben es geteilt, er bekommt die etwas größere Hälfte.
Beim Losfahren zog ein Pedelec-Fahrer mit Packtaschen vorbei. Er rief uns zu: «Euch habe ich am Galibier gesehen!» Und weg war er.

15:10 Uhr – Am Refuge Napoleon auf 1985 m.

15:30 Uhr – Auf 2080 m. Ich brauche Luft und muss die Hände und Arme ausschütteln. Kalt ist es hier!

15:35 – Oben!! Thomas ist fertig, es fehlt das Essen, und er strengt sich echt sehr an.

Und jetzt Kuchen und etwas Warmes! Der gute Mann im Café am Col will ja auch von etwas leben. Und sogar warm ist es hier.
Es kamen noch drei Engländer in meinem Alter mit ihren bepackten Rennrädern dazu. Sie hatten das letzte Stück bei Regen machen müssen. Es stellte sich heraus, dass sie es waren, die uns kurz vor Briancon übel überholt hatten.



16:35 – Es regnet immer heftiger.
Die Abfahrt war sehr steil, ich musste sehr viel bremsen. Ohne Bewegung habe ich sehr gefroren. Der Regen nahm immer mehr zu. Mir war eiskalt. Noch 10 km Abfahrt!
17:30 Uhr – Thomas ist unter der Dusche. An der Tür hing «Closed» und eine Telefonnummer. Bevor ich gewählt habe, habe ich einfach mal den Türknopf gedreht: Der sehr nette Franzose machte gerade den Abwasch. Er spricht super Englisch, wie bisher alle Hotelwirte. Er wird die zwei Münchener Motorradfahrer fragen, ob sie auch Abendessen wollen, dann macht er für uns vier etwas zurecht.

18:30 Uhr – Beim Bier warte ich gemütlich auf das Abendessen. Thomas ist fertig und schläft eine kleine Runde. Der Wirt, der 23 Jahre für die Renovierung seines Hauses gebraucht hat, macht auch für uns zwei alleine Abendessen. Er erzählte, dass er in Australien war, in Vietnam, und Afrika. Seit zehn Jahren ist er zurück. Seine neue Freundin hatte wohl noch eigene Vorstellungen, und so hat er erst im letzten Jahr eröffnen können. Das Haus ist wirklich toll geworden.
22:45 Uhr! – Wir haben soo lange und soo lecker gegessen und viel gequatscht, es ist richtig spät geworden. Die Münchener sind auch Vater und Sohn. Sie sind mit zwei Motorrädern unterwegs, eine andere Welt ist das.
Ich habe den Wirt nach Einkehrmöglichkeiten auf der Passstrecke gefragt. Er meinte, das eine Lokal auf 2000 m mache morgen auf. Um sicher zu gehen, würde er sie mal anrufen. Sie haben tatsächlich auf. Er hat zwei Bier auf meinen Namen vorbestellt und gesagt, dass wir gegen Mittag mit dem Tandem «hochgesaust» kommen. Genial! So macht das Radeln Spaß!
Das Knarzen der Kette ist übrigens weg. Dafür hat den ganzen Pass hinauf die Bremse geschleift, ohne dass wir es gemerkt haben! Ich habe sie jetzt für den Col de la Bonette etwas weiter gestellt.
Tag 5 – Col de la Bonette (2715 m) – St.-Etienne-de-Tinee – 47 km/1440 Hm
7:30 Uhr – Zu früh zum Aufstehen!

10:50 Uhr – Da geht es rauf?!

10:15 Uhr – Auf 1400 m.

Das Foto hat ein netter Herr von einer tschechischen Radlergruppe gemacht.

10:25 Uhr – Auf 1455m

10:45 Uhr – Auf 1615m. Wir singen kölsche Lieder und freuen uns an der Sonne und dem recht moderaten Anstieg. Noch 400 Hm bis zu Elaine und Babu in der 2000er Bar.

Da unten waren wir.



11:30 – Auf 1880. es läuft!

11:50 Uhr – Chez Elaine auf 1960 m. Wir sind die ersten Gäste und werden sehr persönlich bedient. Sie schaut jetzt mal, was es in der Küche schon gibt. Wir sind halt früh dran für französische Verhältnisse. Aber: nie mehr hungrig den Pass hoch!!

«Ich könnte ewig hier sitzen.»

Für die Liste der Toiletten mit der schönsten Aussicht. Ok, normalerweise man würde die Tür schließen.


12:40 Uhr – Hm, lecker!

Schon wieder ein großes Stück an Höhe gewonnen.

13:22 Uhr – Auf 2055 m


13:45 auf 2210 m. Bin ganz schön außer Atem. Puh! Das Omelett liegt mir etwas schwer im Magen.

14:00 Uhr – Auf 2290 m. Ein kalter Wind von vorne. Ich habe die Windstopperweste angezogen und kämpfe mich hoch.

2400 m: Ich muss konsequent von der 100 Hm-Pausenregel Gebrauch machen. Ich bin sehr erschöpft. Wir haben 1200 Hm, das müsste doch reichen! Aber Thomas motiviert mich und nach einem Schnaufer und einem Müsliriegel geht es weiter. Das Omelett war zu wenig. Ich hatte nach Pasta gefragt, sie hatten aber keine. Beim nächsten Mal nehmen wir selber welche mit!
Die Landschaft ist umwerfend und die Anstrengungen wert!

Auf 2540 m: Ein sehr nettes Paar aus Tschechien hat uns fotografiert. Unterwegs hatten wir uns mehrfach überholt, bis wir an der Bar ausgeschert sind.

Auf 2590 m. Gleich ist der Galibier-Rekord gebrochen.

Man kann den Pass am Ende der langen Kurve sehen. Das letzte Stück sieht nicht mehr so steil aus. Wir schalten sogar vorne in den mittleren Gang. Der Wind ist heftig und eiskalt.

Es geht etwas besser.


15:35 Uhr – Geschafft!!! Völlig geschafft! Aber glücklich! Wir ziehen uns warm an, Machen Fotos und lassen welche machen. Die Aussicht ist umwerfend.
Aktueller Stand des Murmeltier-Zählers ist 15.

Auf der Abfahrt kurz unter dem Pass.

Es geht unendlich lange steil bergab. Überall sind Murmeltiere.


Von dieser Seite ist der Pass die ganze Zeit zu sehen.

36 Murmeltiere


Camp des Fourches.

Durch das Camp.

Da oben waren wir!
42 Murmeltiere wurden bisher auf der Tour gezählt, eines lag leider tot am Straßenrand. Nicht alle Sichtungen wurden von einer zweiten Person bestätigt, aber wir gehen von dieser doch sehr hohen Zahl aus. Vor allem auf der Abfahrt heute waren es über zwanzig.

17:10 Uhr – Nun auf 1670 m. Es wird wärmer. Die Regenhose kann runter.

18:40 Uhr – Der junge Herbergsvater ist so chaotisch wie er am Telefon war. Man versteht ihn nicht, das liegt nicht am Französischen. Nun haben wir ein Zimmer mit zwei Stockbetten, nehmen beide ein unteres. Die Taizé-Duschen sind gut.

Leckere Pizza.

Die Dame wollte nicht glauben, dass Thomas Fritten als Nachtisch wollte. Aber sie bringt sie jetzt doch. Thomas hat heute wieder richtig Kalorien vernichtet.

Auf der Karte sieht man ungefähr wo wir jetzt sind. Wir wechseln morgen und übermorgen nochmal mit jeweils 1000 Hm die Täler. Ich hoffe, dass dafür die bisher erworbene Kondition reicht.
Tag 6 – Col de St. Martin (1500 m) – Roquebiellère – 68 km/1060 Hm

8:45 Uhr – Jetzt ist die Sonne auch hier im Tal angekommen. Aber es ist noch sehr frisch. Vor uns liegen erst einmal noch 600 Hm Abfahrt, bevor es wieder in den Berg geht.

9:10 Uhr – Äpfel, Käse, Brot gekauft, da es in der Gite nur Baguette mit Butter gab.

Wie immer zu lang.

Die Straße nach Nizza??

10:05 Uhr – Der zweispurige Radweg lässt sich gut fahren. Auf 870 m. In etwa 10 km beginnt der Anstieg.

Der Blick in Fahrtrichtung in die Sonne.


10:34 Uhr – Bei 27,8 km, kurz vor der Abzweigung. Wir sind im Mercantour.

In Saint-Saveur-sur-Tinée.


11:00 Uhr – Immer noch weitere Kurven. Vor uns der zweite Tunnel.

11:30 Uhr – Pause an der ersten Passkehre. Das frische Baguette mit Käse ist sehr lecker.

12:00 Uhr – Auf 700 m, also exakt 200 Hm ohne anzuhalten! Die Sonne brennt, es weht ein ganz leichtes Lüftchen. Wir haben unsere Sonnenbrand-Stellen hoffentlich ausreichend eingeschmiert.

13:00 Uhr – Auf 1009 m in einer Bar in La Bolline. Vorhin 268 Hm ohne anzuhalten geschafft. Die Sonne brennt, wir saufen Wasser und schwitzen. Wir nehmen Limo, Café und Panini. Hier wird schon ein Gemisch aus Französisch und Italienisch gesprochen.

14:15 Uhr – Sogar 280 Hm ohne Anhalten. Pause im Schatten an der Kirche in Saint-Dalmas.

15:03 Uhr – Auf dem Pass auf 1500 m.


Offen ist hier nichts und schön ist es leider auch nicht. Also warm anziehen und runter.

Sehr schöne Abfahrt.

Ich liebe Tunnel! Hier sind gleich zwei hintereinander. Der Felshang ist extrem steil

Blick aus großer Höhe auf Saint-Martin.

Die Abfahrt ist wieder sehr steil, ich muss viel bremsen. Leider ist der Teer schlecht und man hat einen breiten Schlitz hinein gezogen, um Kabel oder Rohre unter der Straße zu verlegen. Das gibt viele Unebenheiten und holprige Übergänge. Ich muss sehr aufpassen.

15:30 Uhr – Sehr schöne Aussichten.

Unten liegt Saint-Martin.


15;55 Uhr – Im Café Les Alpes in Saint-Martin. Auf dem Platz davor ist ein kleiner lokaler Markt.

Kalte Limonade und Espresso, wie immer.

16:30 Uhr – Im Hotel mit Pool:

Erst duschen, dann rein. D.h. Thomas ist rein, ich habe mit Zuhause telefoniert
Das letzte Stück der Abfahrt war recht kurz mit vielen schmalen Kurven. Der Verkehr war ok, aber mehrfach habe ich stark abgebremst oder abgehalten, um Autos und LKWs passieren zu lassen. Auf schneller Abfahrt brauche ich die gesamte Spur oder mehr.
Das Abendessen hier im Hotel war sehr gut. Trotzdem war Thomas kurz versucht, hinterher noch eine Portion Fritten zu bestellen.
Da uns das Knarzen gestern und heute wieder den Anstieg über begleitet hat, haben wir heute Abend mal eine quasi systematische Analyse gemacht. Am Ende sind wir zum gleichen Ergebnis gekommen wie der Arzt im Brüderkrankenhaus in Trier als ich mit heftigen Bauchschmerzen vor ihm lag: Könnte noch etwas anderes sein, aber wir machen’s jetzt mal auf.
So, 22:20 Uhr, Zeit zum Schlafen vor der abschließenden Etappe hinüber nach Italien.
Tag 7 – Col de Turini (1600 m) – Ventimiglia- 75 km/1270 Hm
7:10 Uhr – Aufstehen, frühstücken und vor neun los.

9:30 Uhr – Auf 680 m in La-Bollène-Vésubie. Leicht bewölkt hält länger fit.

Auf 750 m.

10:15 Uhr – Auf 950m. Heute ist Rennrad-Tag. Hunderte überholen uns keuchend.

Und weiter!

11:40 Uhr – Nach der 1300er Brotpause. Ich habe zu kämpfen, Thomas hat Allergie und kämpft doppelt.

12:30 Uhr – Geschafft! Das war der letzte Pass der Tour

Jetzt gibt es im Trois Vallées Limo, Wasser, Espresso, Burger und Spaghetti Bolognese.

13:50 Uhr – Der Nachteil vom schönen Wetter: Man muss die Felgen gelegentlich abkühlen lassen.

In Moulinet.



14:45 Uhr – Notre Dame de la Menour.



15:25 Uhr – Limo und Espresso in Sospel.


15:45. Ventimiglia ist ausgeschildert!

Ungeplante Höhenmeter: Wir mussten von 330 m noch einmal auf 470 m hoch. Und es war echt schwül.

Viva la bella Italia!

Stau: Vorne wird es einspurig. Gefühlt dauert es 10 min, bis gewechselt wird.
Noch vor der Ampel stellen wir fest, dass wir links abbiegen müssen. Wir hätten uns die Warterei ersparen können.
Hm, was jetzt. Nach etwa einem Kilometer Abfahrt stehen wir vor dieser Sperre. Da müssen wir wohl durch, da der Tunnel für Radler gesperrt ist.

Im Tunnel ist eine Spur gesperrt, nehmen wir doch die.

Das hat super geklappt. So sieht Radverkehrsförderung aus: Wir hatten eine ganze Spur für uns. Und dann durfte der Verkehr auf unserer Seite noch sicher 10min nicht fahren, und wir sind Nationalstraße bis nach Ventimiglia hinein gefahren.

17:25 Uhr – Ich stehe am Ticketschalter im Bahnhof. In der Stadt ist alles voller Polizei und Militär.
Habe die Tickets!! Zumindest bis Bardolecchia. Das war eine Odyssee. Ein alter Franzose hat mir in der Schlange den Tipp gegeben, nur bis zur italienischen Grenze zu lösen, da es am Schalter keine internationalen Tickets gibt. Zum Abschied hat er mir kräftig die Hand geschüttelt und gute Reise gewünscht. Tandemtransport scheint kein Problem zu sein.


18:05 vor dem Hotel

Der Meerblick!
23:15 Uhr – Gut gegessen, großes Eis als Nachtisch. Jetzt sind wir müde und glücklich. Draußen rauscht das Meer.
Tag 8 – Mit dem Zug nach Saint-Jean-de-Maurienne – 34 km/190 Hm
8:50 Uhr – Wir haben noch etwas Zeit.

Mir ist es zu frisch.

Ein netter Italiener hat uns ein Abschiedsfoto geschossen.

10:05 Uhr – Entspannt am Bahnsteig.

10:25 Uhr – Passt! Jetzt also erst einmal rauf in die Berge mit der Tenda-Bahn bis Cuneo. Hier drin ist gut gekühlt, während es draußen sehr heiss und schwül war.
Zum Knarzen: Es kommt unter hoher Last nach einigen Minuten, da könnte sich also etwas erhitzen. Damit wären wir beim Tretlager oder den Lagern des Hinterrads. Pedale sind es eher nicht, da es nicht aufhört, wenn einer von uns die Füße hochnimmt.

12:08 Uhr – Halt in Tende, immer noch in Frankreich. Bald geht es über die Grenze zurück nach Italien. Bis Limone sind wir damals als Ausflug mit der Tenda-Bahn gefahren.

13:21 Uhr – Cuneo: Wir waren am Ende nur noch vier Minuten zu spät, und der Anschluss nach Turin stand gleich gegenüber. Das Fahrradabteil ist etwas eng, aber wir kommen klar und ich bleibe beim Rad, das mit einem Spanngurt gesichert ist. Der Schaffner wollte es auf der Seite haben, obwohl gegenüber mehr Platz ist und andere Räder nicht behindert würden. Egal, er ist der Chef!

14:50 Uhr – In Turin reichte es für einen Gang bis vor den Bahnhof.

15:20 Uhr – Hier gibt es genau die 50cm mehr, und auf beiden Seiten können Räder eingehängt werden. Also gibt es keinen Stress mit zusteigenden Radfahrern. Jetzt also weiter bis Modane. Wir planen weiterhin, die fehlenden 31 km zu radeln.
17:00 Uhr – Ankunft in Modane.

1725 Regensachen an und ab.

Gesperrt, Lebensgefahr: Schei……… Es regnet, Wind, wohin? Doch den Zug nehmen? Vielleicht schaffen wir das noch.

Ok, Umleitung gefunden riesen Steigung und Umweg. Egal.

Starkregen, ohne Sicht. Heftiger Wind, Brille zugeregnet. Alles fühlt sich kalt und nass an.
Egal. Schon in St. Michel. Noch 11km

22:00 Uhr – Kurz nach sieben waren wir endlich am Hotel. Der Regen hat am Ende etwas nachgelassen. Wir würden freundlich empfangen, haben das Rad im Fahrradraum verstaut und Alles aufs Zimmer gebracht. Dann sind wir zum anderen Hotel und haben das Auto geholt, das unbeschadet dort im Hof stand.
Ich habe noch geduscht, dann sind wir über das Essen hergefallen. Die zwei Bier waren schon zu viel für mich.

Eine kleine Runde noch durch die Stadt, jetzt bin ich völlig platt, aber so richtig.
Tag 9 – Autofahrt nach Bonn
8:30 Uhr – Das Tandem ist im Auto verstaut. Händewaschen, Zähneputzen und dann zum Hyper Casino für Brot und Obst für die Fahrt.
Heute Morgen ist bester Sonnenschein. Das ist schon etwas gemein nach dieser brutalen Regentour gestern. Aber auch wieder schön für die Heimfahrt.

9:10 Uhr – Haben eingekauft und sind auf der Autobahn.

9:50 Uhr – Vor Chambery.
16:20 Uhr – Auf der Höhe von Karlsruhe. Hier gibt es keine Landschaft mehr zu fotografieren.
Meine Beine tun ein bisschen weh. Was wehtut, wächst. Also ist das ok! An meiner rechten Hand sind Ringfinger und kleiner Finger noch etwas taub. Ich habe zu viel Last auf den Händen, da helfen leider auch die Ergo-Griffe nichts. Bei der kommenden Tour werde ich noch viel mehr Sonnenschutz verwenden. Lippen und Ohren haben etwas gelitten.
Hinsichtlich der Höhenmeter und der Wetterunbilden sind wir sehr nahe am Maximum gefahren. Das super gute Zusammenspiel bei Sonne und Regen, bei Stimmungs- und Konditionseinbrüchen und bei plötzlichen Schwierigkeiten, das gute Essen und die guten Betten haben uns dieses tolle Abenteuer ermöglicht.
Wir machen weiter!
