Vorbereitungen
Es ist März und seit zwei Monaten sitze ich immer mal wieder an der Planung für die diesjährige Radtour. Im Grunde stand die Planung für eine Italientour auf dem EuroVelo 5 entlang der Via Romea Francigena ja letztes Jahr im April schon. Ich habe dieses Jahr mehr Zeit und konnte die Tagesetappen etwas verkürzen. Ausserdem habe ich die Besuche von Saturnia und dem Tarot Garten der Niki de Saint Phalle sowie den Monte Amiata aus der ursprünglichen Planung wieder herausgenommen. Es bleiben als Extras die touristischen Highlights Cinque Terre und Pisa sowie die Stauferfestung Castel del Monte, die ich zusätzlich zu den unzähligen am Weg der Via Romea Francigena liegenden kulturellen Attraktionen besuchen möchte.


Eigentlich sollte die Strecke in Basel beginnen, das mit einem durchgehenden Zug zu erreichen ist, und direkt über den Gotthard-Pass führen. Vor einigen Tagen wurde nun auf alpen-paesse.ch die Öffnung des Passes für den 26. Mai angekündigt, also mehrere Tage zu spät für meine Zeitplanung. Wie auf der Seite aber schon länger in Aussicht gestellt, wurde gestern, am 22. April, der Oberalp-Passes geöffnet. Auf der Basis dieser Ankündigungen hatte ich schon vor drei Wochen meine Route angepasst und geplant, am ersten Tag mit dem Zug von Basel weiter bis Luzern zu fahren und auch noch mit dem Schiff nach Hartenstein überzusetzen. Danach radle ich über Andermatt hinauf zum Oberalp-Pass und wieder hinunter bis Disentis, siehe meine letztjährige Radtour. Nach Süden geht es von Disentis über den Lukmanierpass, der parallel zum Gotthard-Pass liegt und nur 1916 m hoch liegt. Er wird, wie einige wenige andere Alpenpässe auch, ganzjährig frei gehalten. Falls heftiger Schneefall den Oberalp-Pass kurzfristig unpassierbar machen sollte, kann ich immer noch den ganzjährig über den Oberalp-Pass fahrenden Zug nehmen.
Vom Lukmanier-Pass hinab folge ich dem Fluss Brenno bis nach Biasca, wo er in den Ticino mündet. Hier treffe ich auf die Route der 2020er Schweiz-Tandemtour und folge ihr bis Bellinzona. Über den Luganersee geht es weiter Richtung Süden nach Mailand.
Von Mailand zur ligurischen Küste und den Cinque Terre könnte man über Alexandria und Genua fahren. Die Strecke ist aber recht flach. Alternativ habe ich mir überlegt, über die Casa del Romano im Parco Naturale dell’Antola im Grenzgebiet von Ligurien, Piemont und Emilia Romagna zu fahren. quaeldich.de findet für den Pass nur lobende Worte ob der Naturschönheit. Einziges Manko ist das Fehlen einer guten Übernachtungsinfrastruktur.
Ab Pisa folge ich bis Brindisi fast exakt der Via Francigena bzw. dem EuroVelo 5. Kurz vor dem Ende der Tour mache ich einen Abstecher zum Castel Monte, das ich gerne einmal sehen möchte. Danach, in der Basilikata, besuche ich Matera, die Weltkulturhauptstadt 2019, in der auch der aktuelle James Bond gedreht wurde. In Metaponto, einer von den Griechen gegründete Stadt mit vielen schönen Ruinen, erreiche ich das Ionische Meer. Über die Hafen- und Industriestadt Tarent komme ich schließlich nach Brindisi.
Brindisi, das Ziel der Tour, ist nicht nur das Tor für eine Weiterfahrt nach Griechenland, von dort fahren auch durchgehende Schnellzüge nach Bologna, die neuerdings ein Fahrradabteil haben. Es gibt sogar eine Verbindung, die mich am gleichen Tag von Bologna weiter nach München bringt, von wo abends noch ein ICE nach Siegburg abfährt, der gegen sechs Uhr morgens dort ist. Fünfzig Minuten Umsteigezeit in Bologna ist allerdings etwas knapp. Mal sehen, wie ich es mache.
11. März 2022 – Die Fahrkarte Bonn-Basel ist für den 18. Mai 2022 gebucht.
31. März 2022 – Martina aus Wiesbaden wird mich auf dem mittleren Abschnitt meiner Tour begleiten. Ich treffe sie abends am 4. Juni in Chiusi am Bahnhof. Wir fahren zusammen bis Bari an der Adria. Zum ersten Mal werde ich also nicht nur ein paar Stunden, sondern über mehrere Tage in Begleitung fahren. Ich bin sehr gespannt, wie sich mein auf Alleinreisen eingespielter Tagesablauf und mein Fahr-, Pausen- und Blog-Stil dadurch ändern wird. Ich freue mich schon sehr auf diese neue Erfahrung.
9. April 2022 – In fünfeinhalb Wochen geht es los. Die Fahrkarten für die Rückreise am 24. Juni 2022 sind auch schon gebucht, nachdem die Trenitalia die Züge für die zweite Jahreshälfte zur Buchung freigegeben hat. Nach einem sehr netten und hilfreichen Telefonat mit der ÖBB-Hotline weiß ich nun, wie ich online internationale Tickets mit Fahrradkarte buchen kann: Rein italienische Strecken buche ich direkt bei Trenitalia. Dort kann man die Fahrradkarte im Laufe des Buchungsprozesses dazubuchen. Für den grenzüberschreitenden Abschnitt kann man bei der ÖBB eine rein Fahrradkarte ohne Fahrkarte buchen. Man muss nur das Fahrrad hinzufügen und die reisende Person rausnehmen. Bei dem übrigbleibenden innerdeutschen Teil ist es möglich, ein Ticket mit Fahrradkarte online zu buchen. Die ganzen Rückreisetickets haben mich zusammen nur 87 Euro gekostet.
Für Oberalp-Lukmanier-Route habe ich alle Hotels bis nach Chiusi schon gebucht, auch eines im Apennin. Dieses kleine Hotel habe ich per Mail auf Italienisch angeschrieben. Den Text für die Anfrage und Rückbestätigung habe ich mir von translator.eu vom Deutschen ins Italienische übersetzen lassen. Der Wirt hat sehr nett geschrieben.
Die neuen Maskottchen, Ente und Frosch, sind auch schon bei Rosinante angebracht, damit sie sich schon einmal etwas aneinander gewöhnen können.
23. April 2022 – Alle Hotels sind gebucht. Der Oberalp-Pass ist seit gestern offen. Jetzt kann ich mich mal ein paar Tage mit etwas anderem als der Radtourplanung beschäftigen.
17./18.5.2022 – Bonn – Gersau – 7,5 km/50 Hm
Es ist Dienstagnachmittag, die Taschen sind gepackt und haben schon zur Probe am Rad gehangen

22.38 Uhr – Zeit zum Schlafen. Ich war vorhin beim Taizé-Gebet und habe den Reisesegen geholt. Es tat sehr gut, die vielen lieben Menschen zu treffen. Und die insgesamt zwanzig Kilometer heute habe ich gut geschafft. Ich fühle mich jetzt viel ruhiger und bin gespannt auf die Reise morgen.
Gute Nacht.
Mittwoch, 18.5.22
7.04 Uhr – Zeit zum Aufstehen. Es ist herrliches Wetter draußen, und der Zug nach Basel ist bis jetzt pünktlich unterwegs.

7.35 Uhr – Abschied und Abfahrt. Das Rad kommt mir heute sehr schwer vor.

8.48 Uhr – Auf der Kennedy-Brücke.

9.00 Uhr – Am Hauptbahnhof Bonn. Da die Aufzüge zu eng sind, habe ich die Rolltreppe abwärts genommen und das Rad (40 kg) danach die Treppe hinauf getragen. Aktuell hat der Zug zehn Minuten Verspätung, aber das wird sicher noch mehr.

9.25 Uhr – Bin mitsamt Fahrrad und Gepäck im Zug! Puh! War aber eigentlich total simpel. Jetzt muss ich nur noch vom letzten Wagen (1. Klasse) bis zum meinem Sitzplatz in der Mitte des Zuges, mit dem gesamten Gepäck, da es hier keine Ablagen gibt.

10.04 Uhr – Ich sitze entspannt im 1. Klasse-Wagen. Die Schaffnerin in der zweiten Klasse, der ich mit meinen vielen Taschen entgegenkam, hat mir vorgeschlagen, doch näher bei meinem Rad zu sitzen. Also sie würde das wollen. Sie hat auch gleich ihrer Kollegin von der ersten Klasse Bescheid gesagt, die mich sehr nett anlächelte, als ich sie zur Sicherheit ansprach.
Ich saß kaum, da sprach mich eine ältere Dame an, deren Handytastatur auf kyrillisch gesprungen war. Das konnte ich ändern, und wir waren uns einig, dass ich mich damit für das Upgrade auf die 1. Klasse ausreichend erkenntlich gezeigt habe.
10.12 Uhr – Mit meiner Nachbarin habe ich dann noch über meine Tour und ihren Besuch bei Ihrer Tochter an der Nahe gesprochen. Sie hat gerade in Koblenz ihren Anschluss verpasst und muss nun eine Stunde warten.
Die Krönung wäre, wenn es hier auch noch Kaffeeservice geben würde. So, jetzt genieße ich die romantische Mittelrheinstrecke.
Jaaaa, es gibt Kaffeeservice!!!

10.23 Uhr – Perfekt!
Bei dem herrlichen Wetter sind viele Ausflugsschiffe auf dem Rhein unterwegs. Hier an der Loreley wurde es gerade etwas eng.
11.02 Uhr – Wir sind gerade aus Mainz ausgefahren. Jetzt sind die Plätze direkt am Fahrrad frei geworden, und ich bin nochmal umgezogen.
Gerade sah ich einen Storch beim Landeanflug – auf einen Hochspannungsmast! Dort waren fünf Nester, und in den folgenden Masten weitere. Eine ganze Hochspannungskolonie!
Wir haben derzeit fünfzehn Minuten Verspätung. Zwanzig Minuten brauch ich in Basel mit dem Rad vom Badischen Bahnhof zum SBB Bahnhof. Vierundfünfzig Minuten habe ich Zeit bis zur Abfahrt der ersten Verbindung nach Luzern. Die noch fehlende Fahrkarte könnte ich mir sogar online kaufen.
13.08 Uhr – Kurz vor Freiburg. Vor uns «liegt» ein Güterzug im Weg. Aktuell haben wir fünfundzwanzig Minuten Verspätung.
13.11 Uhr – Huch, es geht schon wieder weiter. Nun haben wir 32 Minuten Verspätung.
13.33 Uhr – Mit dreißig Minuten Verspätung in Freiburg. Jetzt gibt es aber auf dem letzten Stück einen Oberleitungsschaden mit Streckensperrung. Wir bleiben vorerst auf Gleis 3 stehen. Die App zeigt eine Weiterfahrt um 14 Uhr an. Mal sehen. Ich genieße derweil Brote und Rohkost von zu Hause und bin froh, dass ich noch einige spätere Züge von Basel nach Luzern nehmen kann.

14.19 Uhr – Wir stehen weiterhin in Freiburg. Es gibt Kaltgetränke aufs Haus. Ich habe trotzdem um einen Kaffee gebeten und den von der netten Bedienung, der ich vorhin ein Trinkgeld für das Kaffeebringen gegeben hatte, umsonst, quasi zugesteckt bekommen. In der Annahme, dass ich allerspätestens um 18.03 Uhr den Zug in Basel nehmen kann, bin ich entspannt und glücklich. Mit den Nachbarn ergibt sich gerade eine sehr schöne humorvolle Unterhaltung.
14.36 Uhr – Wir fahren wieder!

15.09 Uhr – In Basel Badischer Bahnhof. Der Zug endet heute, mal wieder, hier. Die SBB will wohl einen so verspäteten Zug nicht in ihrem wunderschönen Taktsystem. Also muss ich gar nicht überlegen, ob ich bis zum SBB-Bahnhof einfach drin bleibe. Jetzt habe ich Zeit bis 16.03 Uhr, dann fährt der Zug nach Brunnen auf der anderen Rheinseite ab.

15.28 Uhr – Die zweite Rheinüberquerung mit dem Rad für heute. Ein paar Rheinschwimmer sehe ich treiben.

15.42 Uhr – Mit Ticketnummer A603 im SBB-Schalterraum. Eher unwahrscheinlich, dass ich hier das Ticket rechtzeitig bekomme. Bleibt die App. Es ist sehr warm hier.

15.57 Uhr – Jetzt aber zügig! Die App wollte noch die Kreditkarte und dafür ist die secureGoPlus-App nötig. Und das funktionierte nicht. Also habe ich recht schnell am Automaten gebucht und bin zum Gleis gelaufen. In Hektik die richtige PIN einzugeben ist gar nicht so einfach.

16.04 Uhr – Der Zug fährt. Jetzt habe ich bis 18.05 Uhr Zeit wieder zu entspannen.
Die Schaffnerin hier im Interregio war auch sehr nett. Und im Hotel habe ich Bescheid gesagt, dass ich erst gegen sieben dort bin.

16.46 Uhr – Ein erster, noch etwas ferner Blick auf die Berner Alpen.

17.07 Uhr – Pünktlich in Luzern. Ich bleibe noch bis Brunnen im selben Zug, der danach durch den Gotthard-Tunnel und weiter bis Locarno fährt.
Die romantische Schiffstour über den Vierwaldstätter See fällt heute leider aus. Sieben Minuten für den Weg vom Bahnhof zum Schiffsanleger sind mir zu knapp. Ich hebe mir die Nerven für später auf.

17.33 Uhr – Am Nordrand des Vierwaldstätter Sees.
17.48 Uhr – In Arth-Goldau. Hier wird der Zug ungewöhnlicherweise geteilt. Bei der Ansage stieg mein Blutdruck kurzfristig enorm. Der junge Mann gegenüber fährt aber auch über Brunnen, und er glaubt, wir sind im richtigen Teil. Auch hier ist der Aufenthalt mit neun Minuten recht lang, im Luzerner Kopfbahnhof waren es zwölf. Das hilft beim pünktlich sein.

18.08 Uhr – Ankunft in Brunnen, am Ende der Anreise mit dem Zug. Jetzt sattle ich auf für die sieben Kilometer bis zum Hotel in Gersau.

18.23 Uhr – Es rollt sich flach und leicht am See entlang, allerdings auf der Straße, nicht auf dem Bürgersteig. Hier komme ich morgen wieder vorbei und fahre die auf dem Foto zu sehnende Strecke am See entlang in Richtung Gotthard.

18.32 Uhr – War eine gute Idee, einfach auf dem Bürgersteig zu bleiben. Hier muss ich aber doch mal rüber.

18.42 Uhr – Ui, gerade schlugen vor mir klatschend zwei grünlich schimmernde Schlangen auf dem Asphalt auf. Ich konnte ihnen gerade noch ausweichen.
Im Schatten ist die Luft nicht mehr so heiß, und ein angenehmer Wind weht.
Auf Kilometer 6,9, bin schon am Ortsschild Gersau vorbei.

18.50 Uhr – Ankunft am heutigen Etappenziel. Reicht mir auch für einen langen Restschnupfentag.

18.58 Uhr – Zimmer mit Seeblick! Das Rad ist verstaut. Jetzt wird geduscht, dann geht es zum Abendessen ans Seeufer. Hier ist die Küche geschlossen.

20.09 Uhr – Die Pizza della Casa im Al Porto war sehr gut und das Moretti (gehört Heineken) erfrischend.
Auf der anderen Seite des Sees verläuft die Gotthard-Autobahn A2, auf die ich morgen in Flüelen stoße und der ich bis zum Tunneleingang in Göschenen folgen werde. Laut Planung sind es 52 Kilometer und etwa 1000 Höhenmeter. Normalerweise ist das keine schwere Etappe, aber mein Kreislauf ist noch nicht wieder ganz auf der Höhe. Mit nur sieben Kilometern im Schnitt bräuchte ich acht Stunden. Ich kann es also langsam angehen, mit vielen Pausen.
21.17 Uhr – Es ist ziemlich warm hier oben unter dem Dach. Mit drei Fenstern kann ich aber gut querlüften.
Nun allen eine gute Nacht und vielen Dank für die vielen guten Wünsche!
19.5.2022 – Gersau – Göschenen – 53 km/850 Hm
7.07 Uhr – Trotz des laut rauschenden Gebirgsbachs habe ich gut geschlafen. Die Luft ist deutlich kühler, und eine lose Bewölkung liegt über den Bergen. Heute Nachmittag wird es wohl Schauer geben. Frühstück «erst» ab 7.45 Uhr.
7.48 Uhr – Mit neuen Rasierklingen ist das immer so eine Sache. Inzwischen blutet der kleine Schnitt aber schon nicht mehr. Vor mir steht ein Korb mit drei Brötchen und einem Croissant. Damit habe ich fast die Tagesverpflegung, da ich morgens maximal zwei Brötchen essen kann.
8.15 Uhr – Gerade drehte sich die Frau vor mir um und bot mir ihren Teller mit Wurst und Käse an. Sie vertrage es leider nicht. Ob ich es nehmen möge. Unglaublich. Was mir alles geschenkt wird. So habe ich jetzt zwei reich belegte Brote. Der Frau habe ich gesagt, dass ich damit bis Mailand kommen würde. Reicht aber, wenn ich heute damit versorgt bin.
9.00 Uhr – Startklar, und ab.

9.08 Uhr – Blick zurück. Ich fahre gen Süden, der Sonne entgegen.

9.20 Uhr – Es läuft gut auf dem Bürgersteig.

9.33 Uhr – Auf Kilometer 8 in Brunnen. Herrlich! Links steigt die Straße in die Felswand. Der Tacho zeigt schon 26° C. Ich fühle mich nicht wirklich voller Kraft. Also langsam machen, etwas trinken, ein Bonbon lutschen, dann weiter.

9.41 Uhr – Das Schild fordert Radfahrer auf, die Bahn oder das Schiff zu nehmen, da die Strecke bis Flüelen gefährlich sei. Etwas zu spät, um umzusteigen. Wenn es geht, werde ich Bürgersteig fahren.

9.47 Uhr – Bis hierher super!

9.53 Uhr – Kilometer 10. Die Abfahrt auf der Straße war mit über vierzig km/h sehr schön. Jetzt wird der Radweg außen an einer langen Galerie entlang geführt. Auch prima zu fahren.


Sehr gute Lösung.

Für alle, die selber Heu machen: Hoffentlich habt Ihr es nicht so schwer, wie die Bauern hier links im Hang.

10.23 Uhr – Wow, die Strecke hat wirklich etwas zu bieten! Rechts liegt Flüelen, am oberen Ende des Sees.

10.41 Uhr – Kilometer 19. Die Alte Kirche Flüelen, ein schöner stiller Ort, zum Singen und Danken für alles, was mir auf dieser erst beginnenden Reise schon geschenkt wurde. Schon seit 1912, als die neue Kirche gebaut wurde, ist sie keine Kirche mehr und wird aktuell für Kulturveranstaltungen genutzt.

Hier ist oben die Schweizer Veloroute 3 mit der EuroVelo 5 Via Romea Francigena ausgeschildert, der ich, im wesentlichen, bis Brindisi folge.

Links oben im Bild mündet die Reuss in den Vierwaldstätter See.

11.26 Uhr – Kilometer 26. Auf dem Damm zwischen Autobahn und Reuss. Ein böiger Wind kommt das Tal herab mir entgegen. Noch keine 200 Hm.

11.58 Uhr – Kilometer 31 in Erstfeld. 34,6° C im Schatten zeigt der Tacho. Es wurde dringend Zeit für eine Pause. Der Kaffee ist fertig!
12.27 Uhr – Anderthalb Brötchen, einige Möhrenstücke von zu Hause und eine Tasse Kaffee später. Langsam sollte ich doch weiter. Eine Gewitterzelle nähert sich. Bald sollte eine Tränke auftauchen, damit ich meine Flaschen wieder füllen kann.

13.06 Uhr – Kilometer 37, Höhe 537 m. Temperatur 37,5° C. Hier beginnt der Anstieg.

13.24 Uhr – Höhe 602 m. Ich mache einige Minuten Pause. Die Hitze vor der sonnenbeschienen Felswand ist enorm und treibt meinen Puls zusätzlich hoch. 200 Hm pro Stunden scheinen mir heute eine große Leistung. Habe zum Kühlen etwas Wasser in das von Philipp geschenkte Radkäppi geschüttet.
13.30 Uhr – Weiter!

Die ersehnte Wassertankstelle.

14.00 Uhr – Kilometer 42, Höhe 692 m. Reussschlucht. Der Himmel verdunkelt sich. Nur noch 38° statt 42° in der Sonne. Es geht, trotz teils heftigem Gegenwind.

14.29 Uhr – Kilometer 46, Höhe 807 m. Am Kraftwerk Wassen beim Pfaffensprung. Die Böen wirken jetzt schon sehr nach Gewitter. Nur noch 29° C. RainToday sagt, Regen beginnt in 3 Minuten. Ich sollte nach einem Unterstand suchen.

15.35 Uhr – In Wassen sprang mir quasi diese Lokal entgegen. Kaffee, Limo und Quatschen mit Weitwanderern waren sehr stärkend und entspannend. Sie sind auf dem Weg von Basel nach Chiasso. Er hat seit dem ersten Tag große Blasen und fährt Bus. während sie 25 bis 30 Kilometer läuft. Die heutige Etappe ging bis Göschenen. Da sie aber das Hotel hier in Wassen schon gebucht hatten, sind sie mit dem Bus wieder zurück. In Morcote, wo ich in drei Tagen sein will, soll ich mir die Kirche und den Friedhof unbedingt anschauen. Sie kommen in einer Woche dort an.
Während des sehr schönen Austauschs hat es ein bisschen geregnet. Wie wunderbar! Jetzt kommt die Sonne raus und ich fahre weiter. Eigentlich auch schade.

Stau vor dem Gotthard-Tunnel. Ich habe noch etwa fünf Kilometer und 200 Höhenmeter. Das schaffe ich hoffentlich vor dem nächsten Regen.

16.04 Uhr – Kilometer 53, Höhe 1051 m, 27,6° C. Anstrengend ist es und schwül. Kann jetzt aber nicht mehr weit sein.

Hier ist also die Einfahrt in den nur zweispurigen 16,5 Kilometer langen Tunnel. Eine zweite Röhre ist in Bau und soll 2029 fertig sein, stand vorhin auf einem großen Schild.

16.20 Uhr – Ankunft am Hotel, ziemlich ordentlich erschöpft und zitterig.
17.29 Uhr – Bin geduscht, die Radklamotten sind gewaschen. Auf der Nase hatte ich vom Nachschmieren noch einen großen weißen Sonnencreme-Fleck, auf den mich niemand hingewiesen hat. Als Alleinreisender sollte man gelegentlich in den (Rück-)Spiegel schauen.
Ab 18 Uhr kann ich im Rössli, auf dem Foto das zweite Haus rechts, zu Abend essen. Ich hätte das halbe Brötchen zur Überbrückung nehmen können, aber ich hebe es mir auf, falls ich nicht satt werde sollte oder morgen nichts beim Frühstück übrig bleibt.

18.22 Uhr – Angesichts dieser Wetterlage sitze ich drinnen. Es ist frisch und die Fleecejacke kommt zum Einsatz. Was das Hotel teuer ist, scheint das Menü günstig zu sein. Habe ich einen Hunger!
18.28 Uhr – Es schüttet heftig.
18.33 Uhr – Jetzt hagelt es.
Perfektes Timing.

Die heutige Etappe im Überblick.

Peinlich: Ich habe vergessen vorher zu fragen, ob ich mit Karte zahlen kann. Geht ja sonst immer, hier nicht. Im Bahnhof Göschenen gibt es einen Automaten, der spuckt Schweizer Franken aus. Damit gehe ich jetzt durch den Regen zurück zum Restaurant. Sachen gibt’s.

Magisches Licht auf dem Rückweg vom Bahnhof.

Die schöne Seite von Göschenen.
20.19 Uhr – Ich habe meine Schulden bezahlt und bin auf dem Zimmer. Jetzt erfasse ich die Tourdaten, lese ich noch etwas und mache wieder früh das Licht aus. Frühstück gibt es ab 7.30 Uhr.
20.05.2022 – Göschenen – Oberalppass (2046 m) – Disentis – 39 km/980 Hm
7.06 Uhr – Zeit zum Aufstehen. Der Blick zum Gletscher, über den gestern das Gewitter kam, ist frei. Noch gibt es einige Wolken, die sich aber bald auflösen sollen. Am späteren Nachmittag drohen wieder Gewitter.
8.34 Uhr – Ich habe einen anderen Alleinreisenden beim Frühstück angesprochen. Er arbeitet bei den Bonner Stadtwerken und radelt von Andermatt über den Oberalppass den Rhein runter nach Hause. Der dritte Deutsche ist mit dem Bulli vor dem Tunnel liegengeblieben und weiß noch gar nicht, wie es mit dem kaputten Bus weitergeht.
Brote und zwei Äpfel sind gepackt. Jetzt sollte ich mich mal umziehen und aufmachen. Habe die halbe Stunde früheres Frühstück in Quatschen statt Radfahren investiert. Auch schön.

9.14 Uhr – Jetzt aber mal los!

Jetzt geht es hinauf ins Schöllenental zur Teufelsbrücke.

Letzter Blick zurück auf Göschenen.

9.31 Uhr – Das Häderlisbrückli. Höhe 1176 m.

9.56 Uhr – Auf 1287 m. Habe die beiden Weitwanderer gerade wieder getroffen und wieder nett erzählt.

10.12 Uhr – Kilometer 4,6, Höhe 1377 m. Also trotz Fotos und Quatschen fast 300 Hm in der ersten Stunde. Ich bin auf der alten Passstraße und überquere die zweite Teufelsbrücke von 1830. Die erste steinerne Brücke von 1595 ist irgendwann eingestürzt. Darüber die dritte Brücke von

An der Felswand nahe der Brücke gibt es ein von einem russischen Fürsten 1899 errichtetes Denkmal für die Gefallenen der russischen Armee, die hier 1799 gegen die Franzosen gekämpft hat. Dabei wurde die Brücke schwer beschädigt und unpassierbar. Das Denkmal ist nicht unumstritten. Denkmal und Zuweg gehören dem russischen Staat.

Vielleicht erkennt man das rote Bild zur Teufelsbrückensage.


Nachtrag: Diese Fotos hat Christoph, der Fernwanderer, gemacht und mir am 25.5. geschickt.

Ein wirklich spektakulärer Einschnitt. Die Reuss verschwindet einfach in diesem Schlund.
Hier sollte zwischen 1920 und 1944 ein Staudamm gebaut werden, der Andermatt und das gesamte Tal überflutet hätte. Die Talbevölkerung konnte das Projekt 1954 endgültig stoppen. Man hat sich darauf verständigt, hier Wasser abzuzweigen für das Wasserkraftwerk in Göschenen.

Nun scheint es schon deutlich flacher zu werden. Vor mir das Urenerloch von 1710. Es ist der erste Tunnel einer Alpenstraße.
Knapp zwei Kilometer noch bis Andermatt.

10.29 Uhr – Im Urserental, vor mir Andermatt.

10.38 Uhr – Auf 1442 m an der Faun-Skulptur in Andermatt. Hier habe ich im letzten Jahr auch pausiert, nach der Abfahrt vom Oberalppass. Heute geht es hinauf, man sieht die ersten Kehren im Hintergrund.
Habe eine Gruppe älterer Herrschaften angesprochen, die Englisch sprachen und mit einem netten Herrn aus Nordengland gesprochen. Er hatte einen wunderbarer Akzent und ist ein Liebhaber der Berge. Morgen geht ihr Reisebus zurück.
10.53 Uhr – Apfel und ein Möhrenstück sind gegessen. Mehr möchte ich noch nicht im Bauch haben beim Anstieg. Und los!

11.23 Uhr – Auf 1619 m. Blick in das Urserental. Es läuft gut, Gegenwind in eine, Rückenwind in die andere Richtung der Serpentinen. Der Verkehr ist erträglich, da unten am Ortsausgang Andermatt eine Ampel steht und die Autos schubweise mit langen Pausen dazwischen bei mir ankommen.

11.59 Uhr – Kilometer 13, Höhe 1807 m. Hinter mir die letzte Serpentinenkehre. Jetzt geht es in einer langen Geraden zum Pass hinauf. Vorher brauche ich etwas zu essen, wenn möglich bitte auf einer Bank.

Zwar ohne Bank aber mit weichem Gras. Gerade rasen eine ganze Reihe von Sportwagen in irrer Geschwindigkeit und Lautstärke vorbei.
Die höchste der Spitzen könnte der Pizzo Centrale, 2999 m, der Hauptgipfel des Gotthard-Massivs sein.
12.23 Uhr- Weiter!

12.35 Uhr – Die sehr lange Gerade. Auf Höhe 1906 m.
Da rufen die erste Murmeltiere, sehr laut, aber sehen kann ich sie nicht.

12.55 Uhr – Auf 1996 m. Noch einmal ein Blick zurück. Ein leichter Rückenwind schiebt mich. Das Sitzen fällt zunehmend schwerer, was an der neuen, etwas dickeren Radhose liegen könnte. Weit ist es nicht mehr.

13.03 Uhr – Der Abfluss des Oberalpsees.

Und da ist die Passhöhe auch schon im Blick!

13.14 Uhr – Auf der Passhöhe am Rotterdamer Leuchtturm, auf 2046 m. Der Leuchtturm wurde vor Jahren von den Niederländern hierher gebracht, als Zeichen der Verbundenheit und als Touristenattraktion.

Jetzt gibt es Limo und Espresso, danach noch ein Brot und den zweiten Apfel. Wobei, das schmeckt wohl eher nach Sprudel. Da helfe ich mal mit Zucker nach.

14.21 Uhr – Das Vorderrad im Schnee esse ich Brote, Apfel und das letzte Möhrenstück. Ich will noch nicht hinunter, habe aber Armlinge und Beinlinge schon angezogen.
Zwanzig Kilometer Abfahrt liegen vor mir, ein schöner Gleitflug.

Blick hinunter ins Tal des Vorderrheins. Neben mir läuft einer der Quellbäche, in der Mitte rechts kommt aus dem Felsmassiv der Hauptquellbach.

Zu schön, um nicht immer wieder anzuhalten. Ein ziemlich böiger Wind kommt mir aus dem Tal entgegen. Auch ein Grund, nicht zu schnell zu rollen.

14.43 Uhr – Auf 1847 m, noch zwei Kehren, dann ist das Ende der Serpentinen erreicht. Die Beinlinge hätte ich kaum gebraucht, so warm ist die Luft. Der Tacho zeigt 30° C.

Der erste Tag auf der Weide für die Ziegen. Sie wollen bei ihrer Hirtin, rechts, bleiben.
58 km/h ließ sich auf der Geraden fahren.
Jetzt waren es 71 km/h. Mehr wollte ich aber auch nicht!

Auf 1462 m. Kurzer Stopp an dem Hotel in dem ich letztes Jahr übernachtet habe. Vor mir liegt Sedrun. Ich ziehe mir Arm- und Beinlinge hier wieder aus.

15.27 Uhr – Innehalten in der Kirche in Sedrun. Wobei mir der Barock etwas zu laut ist. Der Einladung der offenen Tür bin ich aber sehr gerne gefolgt.

Morgen geht es dieses Tal hinauf zum Lukmanierpass.

Und vor mir liegt jetzt Disentis mit dem großen, einst mächtigen Benediktinerkloster.

15.56 Uhr – In Disentis am Ziel der heutigen Etappe!
17.01 Uhr – Geduscht und zur Entspannung auf’s Bett. Für morgen werde ich wieder die alte Radhose nehmen. Das Sitzen war selbst auf der Abfahrt nicht mehr angenehm. Sicher müsste auch der Sattel hinten etwas höher sein, das passt aber leider mit der Suntour-Federsattelstütze räumlich nicht. Besser wäre wohl die kleine Version der Polymer-Parallelogram-Stütze von CaneCreek, die ich in der großen Variante seit fast zwanzig Jahren auf dem Mountainbike habe. Mal sehen.
17.41 Uhr – Ich habe den heutigen Artikel korrigiert und ergänzt. Bald kann ich runter zum Abendessen. Frühstück ist ab halb acht.

Hier die heutige Route. Morgen geht es nach Biasca, übermorgen über Bellinzona zum Luganersee See.

Das Kloster Disentis wurde Anfang des 8. Jahrhunderts gegründet. Unter deutschen Kaisern war der Abt Reichsfürst mit eigenem Klosterstaat und die Mönche die Hüter des Lukmanierpasses, über den die Kaiser nach Italien reisten. Auch nach der Gründung des Grauen Bundes und de Kantons Graubünden blieb das Kloster der kulturelle Mittelpunkt des Kantons.

20.01 Uhr – Bin von meinem kleinen Spaziergang mit Besuch der Klosterkirche zurück. Gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn des Gewitterregens. Dem schaue ich jetzt entspannt vom Balkon aus zu. Immer noch ist es sehr warm.
21.05.2022 – Disentis – Lukmanierpass (1916 m) – Biasca – 61 km/970 Hm
6:58 Uhr – Bin vom Wecker wachgeworden. Die Spitzen der Berge sind wolkenverhüllt. Die Luft ist angenehm kühl. Draußen rauscht der Rhein, Kuhglocken läuten und die rhätische Bahn rangiert Züge. Ich muss jetzt auch etwas tun.
8.04 Uhr – Das ältere französische Ehepaar das zum Frühstück schon in Fahrradkleidung kam, fährt auch den Rhein hinunter bis Rotterdam. Er ist aus St. Maurice-de-Maurienne, dem Startpunkt für den Col-du-Galibier, seine Mutter wohnt immer noch an der Straße zum Col-du-Telegraphe. Er hat den Galibier sicher dreißig Mal gemacht, wohl alle französischen Alpenpässe mindestens einmal. Dass ich Galibier, Glandon und Ornon gemacht habe hat ihn sichtlich begeistert – Mein Französisch ist ziemlich verrostet. – Sie zelten mit insgesamt 32 kg Gepäck, nehmen bei Regen aber Hotels. Er mag es überhaupt nicht, bei Regen zu fahren. So könnte die Tour länger dauern. Es ist ihre erste Radtour außerhalb Frankreichs.
8.42 Uhr – Und ab.

8.48 Uhr – Erst einmal geht es steil hinunter an den Rhein, dann erst ins Tal nach links. Mit 18° C ist es recht frisch, also gut für anstrengende Anstiege.

Der noch sehr junge Vorderrhein. Auf 1076 m Starthöhe für den Pass. Relativ wenig Verkehr.

9.12 Uhr – Auf 1204 m. Läuft gar nicht so schlecht. Sitzen geht.

9.17 Uhr – Habe die zweite Baustellenampel passiert, bin am oberen Ende der Schlucht.

Das Val Medel.

9.42 Uhr – Auf 1369 m. Hinter mir liegt Curaglia. Es ist schweißtreibend, aber es geht. Vor allem das Sitzen geht immer noch besser. Vor mir liegt jetzt ein recht flacher Abschnitt.

9.54 Uhr – Am Talausgang kann man noch zwei Häuser von Disentis sehen. Auf 1405 m.

Kühe voraus.

10.31 Uhr – Sie haben mich wieder eingeholt. Ich raste hier an der Cristallina auf 1559 m mit Apfel und einem Brot. Es ist so herrlich hier!
10.46 Uhr – Und weiter, das Val Medel hinauf.

11.03 Uhr – Auf 1664 m. Fast die gesamte Strecke zum Pass ist zu sehen.

11.36 Uhr – Auf 1849 m. Die Passhöhe könnte schon oben auf der Staumauer liegen. Ein ganz sanfter Rückenwind hat mich bis hierher begleitet. Danke sehr!

11.53 Uhr – Auf 1924 m laut GPS. Die Straße führt noch etwas hinauf. Die höchste Stelle liegt in der langgezogenen Galerie auf der linken Seite des Sees. Der Blick auf die 117 m hohe Mauer des Santa Maria-Stausees ist grandios.
Am Südende des Sees gibt es das Hospizi Santa Maria, dort sollte ich etwas zu trinken bekommen.

12.23 Uhr – Der höchste Punkt war auf 1980 m gegen Ende der Galerie. Es folge eine kalte schnelle Abfahrt in der Röhre. Nun auf 1939 m und Kilometer 21. Vor mir das Hospiz.

Es gibt Kuuuchen! Die Coldesina-Limo ist super!
Vor allem unter den Staufer-Kaisern war der Lukmanierpass sehr bedeutend. Später traten Gotthard- und Splügen-Pass in den Vordergrund. Der Pass liegt auf der europäischen Wasserscheide. Nördlich fließt das Wasser über den Rhein zur Nordsee, südlich gen Mittelmeer. Das ursprüngliche Hospiz und die Marienkapelle aus dem 14. Jahrhundert mussten dem Stausee weichen. Das heutige Gebäude und die nebenan liegende moderne Kapelle sind von 1965 bzw. 1967.

Die Kapelle ist klein und sehr schlicht, ideal für eine kurze gesungene Besinnung.
Die Zeit in großer Höhe ist jetzt schon quasi zu Ende. Erst bei der Überquerung des Apennins geht es noch einmal auf über 1500 m Höhe. Jetzt gleite ich ins Tal nach Biasca, wo ich auf den Ticino treffe.

13.39 Uhr – Es gibt kein Schild an der Passhöhe, aber ganz ohne Foto mit einem Schild geht halt auch nicht. Nun aber ab ins Tal.

Was soll’s: Hier lege ich mich zehn Minuten ins warme Gras! Augen zu, riechen, den warmen Wind fühlen, die Vögel hören, …

14.07 Uhr- Dieses kleine Hochtal ist bei Wanderern wohl sehr beliebt. Es wird gewandert, gebadet, gepicknickt. Auf der anderen Straßenseite, hinter mir, befindet sich ein Infocenter.

Auf 1640. unter mir die nächst tiefere Ebene.

Auf 1362 m. Bald kommt ein Stück Radweg, das mir aber zu steil erscheint. Ich bleibe mal auf der Straße, die sich bei dem geringen Verkehr mit um die 50 km/h gut rollen lässt.

Nicht sehr steil, aber in keinem so guten Zustand. Ich bleibe vorerst auf der Straße.

14.43 Uhr – Auf 1087 m, oberhalb von Olivone. Hier nehme ich doch den ausgeschilderten Radweg, der mich nach Biasca führen soll.
32° C hier unten. Ich versuche es mal ohne die Windstopper-Weste.

Zuerst ein ziemlicher Anstieg, aber jetzt super Zustand und fast für mich alleine.

Hier bleibe ich gerne noch etwas im Hang.

15.06 Uhr – Auf 963 m. Hier geht es jetzt in Serpentinen in den steilen Kuhweiden bergab.

15.20 Uhr – Auf 731 m. Ich folge dem Tal bis zum Ausgang.

Leider keine Bar, sonst hätte ich eine Caffé genommen. Noch etwa 14 Kilometer.

Auf 500 m. Hier quere ich den Brenno, muss aber nicht auf die inzwischen deutlich stärker befahrene Hauptstraße.

16.00 Uhr – Eine sicher sehr alte Feldkirche. Leider waren alle Kirchen verschlossen, die ich in der letzten Stunde betreten wollte. Also weiter. Auf 453 m.

Der Hirtenhund war mit den Schafen hinter dem Elektrozaun. Plötzlich machte er einen Satz und war draußen; weil er es darf oder weil er es kann?
Hier wird im Hang schon Wein angebaut. Man riecht die frisch versprühten Gifte. In der Ebene wird kräftig Heu gemacht. Ich sah auch schon die ersten reifen Kirschen. Und an allen alten Villen stehen Palmen. Verfallende steingedeckte Hütten stehen zwischen prächtigen alten und kubistischen neuen Palästen.

16.14 Uhr – Es tauchte doch noch eine Bar am Wegrand auf. Habe die Chance gleich ergriffen und Espresso und Limo bestellt. Gerade kommt ein sehr freundlicher Afrikaner mit einer großen Tragetasche auf die Terrasse und bietet Taschen, Gürtel und Portemonnaies an. Die Gäste und die Wirtin kennen ihn scheinbar gut, er quatscht mit allen, verkauft sogar etwas und zieht weiter.
Hier wird Italienisch gesprochen – Das merkt man daran, dass hier der Espresso nur noch die Hälfte kostet – die meisten Gäste reden aber Deutsch. Jetzt sind alle Plätze besetzt. Ich sollte mal weiter.

16.46 Uhr – Vor mir liegt das Ende des Benno-Tals und links um die Ecke ist Biasca. Auf 355 m und 59 Kilometer.

Eine ungewöhnliche Kuppelkirche, innen sehr groß und schlicht. Zwei ältere Leute saßen, wie ich, still in der Kirche.

Jetzt läutet es von der direkt über mir gelegenen Bergkirche Santi Pietro et Paolo, dass die Glocken aus den Fensternischen fliegen. Sie wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut.
17.17 Uhr – Auf dem Zimmer in dem im Umbau befindlichen Hotel gegenüber vom Bahnhof. Als ich das Rad abstellte sah ich einen Mann winkend auf mich zukommen. Es war der Hotelwirt, der mit einem Kumpel in einer Bar an der Straße gesessen hatte und mich vorbeiradeln sah. Da habe er gedacht, jetzt müsse er mal los. Perfekt. Das Zimmer ist sehr schön und modern. Das Rad steht im Restaurant des Hotels, das derzeit eine große Baustelle ist. Aber Frühstück gibt es.

17.50 Uhr – Heute war ich schon so fit, dass ich die Wäsche noch vor dem Duschen machen konnte, wie es mir am liebsten ist. Der Balkon mit Blick auf den Lidl ist bei der Hitze genial. Wahrscheinlich ist alles nach dem Abendessen schon trocken.

Ich will ja nix sagen, aber so eine Attraktion bietet man hier am Bahnhof, und die Züge sind trotzdem pünktlich. Wenn ich in den Zug, der gerade einfährt, einsteigen würde, wäre ich in 3:09 Stunden zurück in Basel. Nee, nee, Sachen gibt es.
Von der Peter-und-Paul-Kirche führt ein Kreuzweg zur Santa-Petronilla-Kapelle rechts von der Brücke über den Wasserfall.

Also, eigentlich kommt das Wasser sogar in mehreren noch größeren Stufen von ganz oben. Nur das kleine Stück am Ende ist für die Bahnreisenden. Ich bin begeistert und sitze in der Pizzeria gegenüber, um weiter den Blick auf die Wasserkaskaden bestaunen zu können.
Heute Abend könnte es zu etwas mehr Unsinn kommen, da es hier kein alkoholfreies Bier gibt.
Die Cascata di Santa Petronilla ist die höchste im Tessin. Insgesamt fällt der Ri della Froda hier fast 600 m. Die Züge durch den neuen Gotthard-Basistunnel kommen zwar unweit nördlich von Biasca aus dem Berg, fahren aber fast alle an der Stadt vorbei und verpassen diese Attraktion.
19.44 Uhr – Die Pizza war fantastisch und der Espresso genial! Die Musik hier ist definitiv zu laut, aber total mitreißend. Vorhin tanzte der Koch ganz kurz mit einer Frau: genau!

Hier die heutige Strecke im Überblick. Nun bin ich südlich vom Alpenhauptkamm und wieder auf der von Luzern.
Für morgen Vormittag habe ich in einem Café in Bellinzona eine Verabredung mit Freunden, nicht aus Bonn, sondern aus Hangelar. Ich freue mich sehr auf die Menschen aus der Heimat, die morgen von ihrem Urlaubsort aus eine kurze Radtour nach Bellinzona machen wollen, um mich zu treffen.
21.37 Uhr – Ich habe gelesen und nun gerade die getrocknete Fahrradkleidung vom Balkon geholt. Der Betonboden ist noch richtig warm.
Gute Nacht!
22.05.2022 – Biasca – Morcote – 74 km/560 Hm
6.45 Uhr – Es war lange sehr warm im Zimmer. Um zwei habe ich das Fenster so weit wie möglich geöffnet. Die Luft wurde spürbar angenehmer. Draußen zwitschern sehr viele Schwalben. Aufstehen!
8.12 Uhr – Der Hotelwirt ist aus Colvello in der Basilicata. Er hat drei Jahre im Schwarzwald gearbeitet und spricht sehr gut Deutsch. Er überlegt, Ladesäulen für E–Autos anbringen zu lassen, was aber hier wohl noch sehr teuer ist. Er fährt sehr gerne Rennrad, oder Motorrad, hat aber wegen des Hotels nie mal einen ganzen Tag zum Radeln. Außerdem muss seine Schulter-OP jetzt erst noch ausheilen. Wir unterhalten uns seit einer halben Stunde sehr angeregt. Bald muss ich aber mal los.
9.03 Uhr – Mit einem Pralinenbonbon als Energiereserve hat mich der unheimlich freundliche Wirt verabschiedet. Nun auf zum verabredeten Treffen in Bellinzona.

Ein schönes Stück Radinfrastruktur. Ich fahre ein paar Meter nach Norden zur Brücke über den Ticino. Dann geht es nach Süden.

9.29 Uhr – Kilometer 7. Einer der vielen imposanten Granitsteinbrüche auf beiden Seiten des Flusses.

Ein noch leerer Badeplatz.

Sehr gemütlich. Ich bin wieder auf der Via Romea Francigena, die von Andermatt über den Gotthard-Pass hierher führt. Den Abschnitt Bellinzona bis Biasca sind wir vor zwei Jahren auf der Schweizrundfahrt gefahren.
9.59 Uhr- Auf Kilometer 13. Noch weitere 13 Kilometer bis zum Café in Bellinzona.

10.25 Uhr – Hier kommt von links der Radweg vom San Bernardino runter. Noch vier Kilometer.

10.45 Uhr- Ein idealer Treffpunkt, den Angelika und Markus ausgesucht haben.

Ah, Erdbeerkuchen! Und Espresso und Limo! Vielen Dank für die Einladung!

Große Kinderkommunion in Santi Pietro et Stefano. Wir sitzen in der ersten Reihe.

12.47 Uhr – Sehr gerne wäre ich noch geblieben, aber es zieht mich weiter. 45 Kilometer und 500 Hm liegen noch vor mir. Die doppelte Abschiedsumarmung nehme ich mit auf die Reise.

13.12 Uhr – Kilometer 32. Heu-Schwüle liegt in der Luft bei 33° C. Das Sträßchen führt mich auf den Berghang zu, den ich hinauf muss.

13.23 Uhr – Kohlrabi, Möhren und viel anderes Gemüse wird hier im Freiland oder in Gewächshäusern angebaut.

13.36 Uhr – In Cadenazzo, auf Kilometer 36 und Höhe 243 m. Hier beginnen die Serpentinen, oben verläuft die Autobahn.
Ich muss Wasser nachfüllen.

50 m weiter: perfekt. Hier vermeidet man offenes Wasser, um der Tigermücke Einhalt zu gebieten. Zumindest habe ich das Schild unten an der Schule so verstanden.
Der Passo Monte Ceneri ist offen und wartet auf mich.

Läuft gut.

13.57 Uhr – Auf Höhe 336 m. Rechts unten der Lago Maggiore.
14.15 Uhr – Höhe 446 m. Hundert Meter pro Viertelstunde geht, aber nicht vierhundert am Stück. 7 % Steigung ist gut im zweiten Gang machbar. Habe das Radkäppi nass gemacht zum Kühlen: 36,8° C.

14.43 Uhr – Auf 542 m Höhe. Ein letzter Blick zum Lago und Grüße hinunter ins Tal. Ich wechsle jetzt zum Luganersee. Noch 30 Kilometer. Die Luft wird immer feuchter. Trotzdem nehme ich mir die Zeit und esse einen Apfel und ein Brot.
Vorhin habe ich an einer gut geschützten Stelle zügig die neue Radhose mit provisorischer Stoffeinlage gegen die alte getauscht. «Trousers Down» ist kein Zustand in dem man unnötig lange sein möchte.

15.00 Uhr – Es fallen ein paar Tropfen, die Sonne scheint aber weiter, wird sogar intensiver. Kein Lüftchen regt sich. Ich ziehe mir mal die Weste an und fahre ein paar Meter. Schön ist es an der Straßenkurve ohnehin nicht. Vielleicht dahinter?

Nun ja, man urteile selbst. Die Tankstelle ist geöffnet, die Snackbar auf meiner Seite leider geschlossen.
Die breiten Radstreifen auf beiden Seiten der vielbefahrenen Straße sind sehr gut. Es fährt sich sehr entspannt. Mal sehen, ob mich wieder unterwegs ein Bar stoppt.

15.18 Uhr – Die Abfahrt auf der Hauptstraße war so schön und schnell, dass ich diese Abzweigung nach rechts übersehen habe und dreihundert Meter zurück musste. Ist nicht das erste Mal, sicher auch nicht das letzte Mal.

15.46 Uhr – Kilometer 51, Höhe 392. links fließt der Vedeggio, rechts direkt hinter den Bäumen der Verkehr auf der Gotthard-Autobahn.

Mit örtlicher familiengerechter Badestelle.

16.04 Uhr – Die ruhigen Fahrradwege führen ja oft nicht durch die vollen Ortszentren und damit an allen Bars vorbei. Am Ortsrand von Torricella-Taverne habe ich Glück: Eine Music Bar hat Fizzy, eine zweite Tessiner Limosorte, und Espresso.
Noch etwa 18 Kilometer liegen vor mir.

16.52 Uhr – Kilometer 60. Den Weg nach Rom haben die Schweizer für die Franken (Via Romea Francigena) wirklich toll ausgeschildert. Leider jetzt ein Stück direkt neben der Autobahn.

17.02 Uhr – Geradeaus, hinter dem kleinen Hügel, liegt Lugano. Ich biege vorher rechts ab nach Morcote. Noch etwa acht Kilometer.

17.19 Uhr – Am Luganersee vor Campagnore auf Kilometer 68. Nach den wenigen Tropfen am Pass gab es keine weiteren mehr. Mit 28,3° C schwülwarm, aber nicht heiß.

17.42 Uhr – Ankunft am Hotel in Morcote nach einer ruhigen langen Fahrt entlang des Sees an all den kleinen und großen Villen vorbei. Die Autofahrer waren hier alle sehr entspannt und langsam unterwegs.
18.37 Uhr – Ich sitze auf der Seeterrasse und darf mich auf eine Pizza Vegetariana und ein Bier freuen. Den Pizzabäcker habe ich vorhin schon bei der Arbeit gesehen. Sah sehr verlockend aus. Wein gibt es dann vielleicht in Italien. In Frankreich brauche ich auch immer eine Zeit, bis ich mich umstelle. Auf dem See wird Wasserski gefahren.
Die Kirche, von der die beiden Weitwanderer gesprochen haben, liegt direkt über dem Restaurant im Berg. Nach dem Essen versuche ich mal, im Treppengewirr einen Weg hinauf zu finden.

Der Überblick über die heutige Etappe. Nur noch ein kleiner Hügel trennt mich von der weiten Poebene.
Hier am See ist die Temperatur sehr erträglich, auch wenn eine Schwüle in der Luft liegt. Knie und Sehnen machen bisher gut mit. Rückenschmerzen habe ich seit dem Start auch keine, wie im Harz-Urlaub. Viel Bewegung scheint zu helfen. Das Sitzen heute ging viel besser. Ich versuche mal, mit meinem kleinen Nähzeug, das ich dabei habe, das kleine Stoffstück aufzunähen und das zu dicke Polster etwas zusammenzuziehen.
19.26 Uhr – Wieder eine sehr schmackhafte Pizza. Als Nachtisch gibt es heute eine Kugel Pistazieneis und einen Espresso. Danach kommt der Spaziergang.

Morcote.

Die Kirche. Drinnen geht das Licht erst an, wenn man ganz eingetreten ist. Etwas unheimlich. Ein schöner weiter Raum mit drei Kuppeln über dem Mittelschiff und vielen Fresken und Stuckarbeiten an den Tonnen- und Kreuzgratgewölben in den Seitenschiffen und -kapellen. Ließ sich leicht und, so schön es mir, gerne mit Gesang füllen.

Eine Plastik von Henry Moore, die der Gemeinde gestiftet wurde. Viele weitere alte und moderne Plastiken finden sich an den Grabstätten.

Blick auf das heranziehende Gewitter. Ich stehe trocken unter einem Dach. Katzenpfötchen auf dem See. Ich warte noch etwas ab, bevor ich zurückgehe.
Etwa ein Drittel des Luganersees gehört zu Italien. Auf der heutigen Strecke am See entlang verlief die Grenze auf dem größten Stück in der Seemitte. Der westliche Teil gehört ganz zur Schweiz. Morgen fahre ich östlich weiter um die Halbinsel an deren Spitze ich gerade bin, und quere auf dem Seedamm von Melide. Über den Damm nach Chiasso wollen morgen auch (weiterhin) die Gotthard-Autobahn A2 und die Gotthard-Bahnlinie. Bis Chiasso begleite ich sie nicht mehr. Ich wechsele schon etwas früher auf die italienische Seite, der Reise, des Caffés.
21.54 Uhr – Zurück auf dem Zimmer, nach einem inspirierenden Spaziergang und einem langen Telefonat nach Hause.
Für morgen ist viel Regen in den Alpen vorhergesagt. Mit etwas Glück komme ich davon weiter südlich nicht ganz soviel ab. Mit 57 Kilometern kann ich die Strecke über den Tag verteilen und auf eine geöffnete Bar hoffen, wenn ein Schauer runtergeht.
22.26 Uhr – Draußen wird es leiser, das Aufräumen scheint abgeschlossen zu sein. Um elf schließt die Pizzeria. Ich schließe auch mal für heute. Gute Nacht.
23.05.2022 – Morcote – Saronno – 59 km/500 Hm
7.03 Uhr – Auch durch das kleine Fenster im Hof ist genug kalte Luft gekommen, um die Nacht angenehm zu machen. Die Schwalben sind sehr laut, kümmern sich aber auch tapfer um die Mücken hier am See.
7.19 Uhr – Ich könnte mal aufstehen….
7.54 Uhr – Ich sitze bei Caffé mit Milch alleine auf der Terrasse. Das erste Fährschiff kommt leise über den See. An der Bushaltestelle vor dem Hotel zeigt die digitale Anzeige die Ankunft der drei Busse an, die hier in der nächsten Stunde halten. Es ist wolkig. Jetzt regnete es kurz.
8.19 Uhr – Die Sonne kommt heraus. Der Kaffee war sehr lecker.
8.59 Uhr – Die kleine Näharbeit war mit dem Neccessaire aus dem Park Plaza Hotel in Tel Aviv (bin doch ein ziemlicher Sammler) schnell erledigt, als endlich der Faden in der Nadel war.
9.14 Uhr – Starklar und ab!

9.31 Uhr – Kilometer 4. Am Swiss Miniatur-Park in Melide. Jetzt kommt die Fahrt über den künstlichen Damm auf die andere Seeseite.

Zehn Tesla Supercharger, aber nur zwei Plätze für alle anderen. Hmpf!

Die Verkehrs-Aorta.

Und schon bin ich rüber. Jetzt weiter im Schatten am See entlang.

10.09 Uhr – Kilometer 12. Hier in Capolago fließt der Laveggio in den See.

Ein letzter Blick zurück in die Berge. Es läuft sehr gut. Mit 26° C durchaus schwül, aber bei gutem Fahrtwind angenehm. Man darf halt nicht anhalten.

11.02 Uhr – Kilometer 17. An der Akademie für Architektur in Mendrisio.

Hier hängen die Glocken gleich ganz aus den Fenstern des Kirchturms. Seine schlanke Eleganz bietet leider keinen Platz im Innenraum.
Hier in Coldrerio verlasse ich die Via Romea für einige Zeit und folge ihr nicht nach Chiasso.

11.28 Uhr – Kilometer 22. Am Grenzübergang nach Italien.

Und schwupp bin ich in Italien!

12.01 Uhr – Kilometer 29. Hier fahre ich in den Radweg an der Lura und hoffe auf eine baldige Bank für die Mittagspause.
Loser grober Kies, Wurzeln: geht sehr langsam. Dafür ohne Autos auf einem alten Bahndamm.

12.12 Uhr – Das Navi sagt, «Geradeaus». Da bin ich aber mal gespannt, wie das gehen soll.

Links gab es einen parallelen Feldweg. Hier ist er jetzt rechts von der Bahntrasse. 10-12 km/h ist maximal drin. So richtig kommt hier noch keine Freude auf. Aber Hauptsache, es geht voran.

Etwas schmal, aber mit genug Konzentration gut fahrbar. Dank an die örtlichen Radlerinnen, die diese Schneise freihalten!

13.07 Uhr – Kilometer 35, in Bulgarograsso. Zugegeben, nicht der idyllischste Platz bisher, aber eine Bank, schattig, windstill und ohne direkten Autoverkehr. Der große Metallkasten mit Überdachungen ist eine Zapfsäule für Wasser, das man hier mit Karte für 0,05€ pro Liter zahlen und zapfen kann.
Ich kann auch schon vor fünf in die Unterkunft, gerade kam die Mail. Mal sehen, wie lange ich brauche. Es wird heute wahrscheinlich früher regnen. Auch ein Grund, nicht zu trödeln. Also vielleicht doch kein Törtchen heute.

13.36 Uhr – Kilometer 39. Jetzt ist da auch das Flüsschen Lura mal zu sehen. Der Weg ist hier deutlich besser. Da es sanft bergab geht, muss ich kaum treten.

13.44 Uhr – Wieder auf dem EV5.

Er läuft hier auf dem italienischen bicitalia BI-3. Auch der führt nach Apulien.
Noch 15 Kilometer bis Saronno.

13.57 Uhr – So baut man Erdbeeren an. Sie wachsen einem quasi in den Mund.
Vorhin 15 % Steigung auf Geröll und mit Wasserrinnen. Als Hauptroute nach Rom wohl wenig genutzt.

14.12 Uhr – Kilometer 43. Sehr schön hier.

Und schön anspruchsvoll zu fahren, bergauf, mit Gepäck und ohne Federung.

15.14 Uhr – Kilometer 56. Die letzten dreizehn Kilometer ist dieser Italiener vor mir hergefahren. Er kam plötzlich von hinten, als ich gerade an der Wurzelstelle vorbei war. Über Stock und Stein und handbreite Engstellen ist er vor mir her gewendelt. Das konnte ich mit meiner Rosinante gut mitmachen. Da er nur Italienisch sprach, war es etwas schwierig. Er ist wohl früher Radrennen gefahren, hat aber Herzprobleme und fährt nur noch wenig, so wie heute mit seinem alten Mountainbike. Nur deshalb war er relativ gemütlich unterwegs. Hinterherfahren ist sowieso viel einfacher, als immer die Karte im Blick zu haben. Er riet mir, auch ein Rad mit Federung zu nutzen. Die Via Romea ist er auch schon bis Rom gefahren. Daher wusste er, dass sie nicht über die Cinque Terre führt. Der Radweg soll größtenteils so sein, wie die letzten Kilometer hier. Das passt soweit.
15.30 Uhr – In einem Café im alten Zentrum von Saronno, warte auf Espresso und Limo. Mal sehen, was er verstanden hat.

Ok, Sprudel mit viel Zitrone. Ich muss das noch optimieren, mir eine lokale Limonaden-Marke merken.
Heute hat Rosinante viel Staub abbekommen. Sie müsste mal gestriegelt und geölt werden. Vielleicht wäre auch ein Check der Schrauben sinnvoll nach dem vielen Schütteln und Ruckeln.
Hier tragen fast alle Menschen eine Maske, am Handgelenk oder unter dem Kinn. Der Kellner trug sie über Mund und Nase, wie auch einzelne Leute auf der Straße.
Regen kommt dann wohl morgen Nachmittag ziemlich viel, auch noch am Mittwoch. Da ich morgen nur eine kurze Etappe nach Mailand habe, hoffe ich, nicht allzu nass zu werden.

15.59 Uhr – Kilometer 59, am Ziel.

Fahrradpflege: Staubwischen, Felgen, Bremsen, Kette, Schaltwerk und Umwerfer säubern, dann Kette und Schaltung mit dem guten Ballistolöl ölen und wieder abreiben.
17.09 Uhr – Ungefähr das Gleiche habe ich inzwischen auch bei mir gemacht, nur halt am Ende mit AfterSun statt mit Ballistolöl.
18.43 Uhr – Der junge Mann an der Rezeption ist sehr freundlich. Rosinante darf drinnen übernachten. Ich habe bezahlt, aber irgendwie meckerte das Terminal. Bevor ich es ein zweites Mal probiert habe, habe ich ihn gebeten zu schauen, ob das Geld nicht doch schon da ist. Und: Es war schon da. Die meisten Gäste im Hostel sind Arbeiter oder Monteure. Der Preis für die Nacht ist auch unschlagbar.
Die Restaurants öffnen erst um 19 Uhr. Also gehe ich sehr langsam. Was einem so auffällt: Hier gibt es Nebelkrähen, mit grauem Körper, statt schwarzem wie eigentlich immer bei uns. Hatte ich bisher nur in Paleochora/Kreta gesehen.
Das 4 Seasons ist schon geöffnet. Die italienischen Preise verleiten dazu, gleich mehrfach zuzuschlagen. Heute keine Pizza sondern Salat und Pasta mit Bier. Habe ich einen Hunger.
19.36 Uhr – Wow! Und jetzt Panna Cotta und einen Caffé Lungo. Ob ich einen Limoncello möchte? Jaaa!
Ich glaube, gleich werde ich einen ziemlichen Akzent haben.
19.58 Uhr – Noch einen Limoncello? Einen kleinen? Geht auf’s Haus! – Jaaaa!?!?!?!!!
24.05.2022 – Saronno – Mailand – 77 km
6.55 Uhr – Der Limoncello hat mir einen guten Schlaf geschenkt. Nach viel Krach und lauten Stimmen im Haus und draußen war ab elf Uhr total ruhig. Der Regen ist ab siebzehn Uhr angekündigt. Damit habe ich genug Zeit, auch noch etwas in Mailand zu schlendern.
7.51 Uhr – Es ist ein Hostel: Man kocht sich den Kaffee in einer Caffettiera, die man auf den Herd stellt, toastet ein paar Scheiben Toastbrot, nimmt sich Müsli und Milch und Sanft. Hat auch Vorteile, wenn man mal für sich alleine ist.
8.51 Uhr – Alles gespült, nur die Caffettiera hatte ich vergessen. Bereit zur Abfahrt und in Erwartung der Wunder von Mailand.

9.04 Uhr – Kilometer 2. Nach einem kurzen Stück auf der Hauptstraße mit einem Radstreifen so breit/schmal wie die in Bonn, bin ich jetzt wieder im Parco del Lura. Flach, grün, warm, ruhig!

9.44 Uhr – Kilometer 12. Auf der Via d’Aqua Nord. Sie führt hier durch den Parco della Groane, von dem der Mountainbiker gestern so begeistert sprach.
Der Duft der Lindenblüten liegt wie ein schweres Parfüm in der Luft.

Kilometer 15. Weiter an Kanälen entlang gen Mailand.

Die A8, die Richtung Zentrum führt.

Das «Lager» an einem Schmiedewerk. Riesige Metallteile bei denen man sich fragt, wofür sie wohl dienen mögen.

10.16 Uhr – Kilometer 18. Mal wieder ein gutes Stück Radinfrastruktur. Wie auch oft in Bonn sind die Büsche am Rand an vielen Stellen nicht zurückgeschnitten und dann ist nur die linke Spur nutzbar. Aber ich habe sie ja für mich alleine.

Hier ist es perfekt!

10.30 Uhr – Kilometer 20. 30° C. Auf einer Brücke über die Eisenbahn. Dort hinten müsste das Zentrum von Mailand schon zu sehen sein.

10.51 Uhr – Habe mich mit zwei Äpfeln versorgt. Da klingelt das Telefon: Ich habe mein sogenanntes Notfallpack im Hostel vergessen. Mist. Also 23 Kilometer wieder zurück.
Es ist das erste Mal, dass ich auf einer Reise etwas im Hotel habe liegen lassen. Irgendwann ist halt immer das erste Mal.

11.26 Uhr – Kilometer 32. Ich fahre eine direktere Route und zwar ziemlich schnell. Protected Bikelanes auf langer Strecke. Super!
Noch 11 Kilometer.

12.13 Uhr – Das gute Stück lag im Zimmer hinter dem Vorhang, den ich nicht kontrolliert hatte. Ersatzschlüssel, etwas Geld, Tabletten, etc.: Alles da, und ich bin froh, dass ich es so schnell wieder habe. In den Alpen wäre das schwieriger gewesen.
Zurück nehme ich nochmal die kürzere Strecke, vielleicht etwas langsamer und mit einer Apfelpause. Zum dritten Mal komme ich heute am Restaurant 4 Seasons vorbei, wo ich gestern so wunderbar gegessen hatte.

13.08 Uhr – Kilometer 57. wieder an der Brücke über die Autobahn.

Weitere Schmiedeprodukte. Bin wieder etwas ruhiger und mache unnütze Fotos.

13.23 Uhr – Kilometer 60. Wieder an der Mailänder Messe. 30° C und sehr schwül.

13.33 Uhr – Kilometer 63. Wieder in Pero an dem Gemüsehändler. Noch etwa 15 Kilometer, oder so.

13.41 Uhr – Kilometer 64. Im einem neu entstehenden Büroviertel.

13.54 Uhr – Kilometer 67. Weiter gute Radwege und viel Grün am Weg.
Hier wird gerade ein großer Gemüsemarkt abgebaut.

14.06 Uhr – Kilometer 69. Am Fuß des Monte Stella (185m). Ich fahre weiter durch Parks an das Zentrum heran.

14.19 Uhr – Kilometer 71. An der Piazza Gino Vale. Er kommt ohne Bäume aus.

14.43 Uhr – In einer Bar an der Via Vincenzo Monti. Links ist eine große Kaserne der Carabinieri. Hier ging der Caffé schnell und die Schweppes-Limo liebe ich auch sehr.

14.56 Uhr – An Triumphbogen Arco della Pace, erbaut 1807-1838. Im Hintergrund das Castello Sforcesco, zu dem ich nun durch den Park radle.

Da geht es durch zur Stadtseite der Burg der Herzöge von Mailand aus dem 15. Jahrhundert.

Ein spiegelndes Wasserbecken im ersten Innenhof.

Der zweite, große Hof. Nach dem Sieg Karls des Großen über die Langobarden gehörte auch Mailand zum Heiligen Römischen Reich. Friedrich Barbarossa zerstörte Mailand 1162 fast vollständig. Von 1167 spielte es eine führende Rolle im Lombardischen Städtebund. 1450 fiel Mailand an das Adelsgeschlecht der Sforza, später wurde es von Frankreich beansprucht, dann vom Habsburgischen Österreich. Ab 1859 gehörte es zu Sardinien-Piemont, bevor es kurz darauf Teil des neu gegründeten Königreichs Italien wurde, für das Garibaldi das Königreich Neapel und Sizilien mit seinen legendären tausend Gefährten unterworfen hat.

Das Eingangstor von außen. Dieser massige Ziegelbau hat eine ganz besondere Ausstrahlung.
Nun weiter zum Dom.

Doch noch ein Blick zurück: autofrei mit breitem Radweg!

15.29 Uhr – Am Dom!

Nur zweieinhalb Stunden später als geplant.

Der Eingang in die Galeria Vottorio Emmanuele II, direkt links vom Dom.
Nun zum nahegelegenen Hotel.

1545 Uhr – Hundert Meter weiter bin ich da.

Hinauf in den vierten Stock musste Rosinante getragen werden. Draußen ist es zu gefährlich, sagte der Portier, aber Garage habe er keine. Ich habe ihn lange angeschaut. Dann meinte er, sie könne mit auf das Zimmer. Aber der Aufzug ist zu klein. Also wurde sie getragen. Sie war auch mal dran, wo sie doch sonst immer mich trägt.
Jetzt kann ich eine Dusche gebrauchen.

17.09 Uhr – Für den Dom brauche ich ein Ticket und für den Ticketshop brauche ich eine Maske und die liegt im Hotelzimmer. Letzte Tickets gibt es um 18 Uhr.

Im Dom. Grandios, diese Höhe und Weite des Innenraums, diese vielen dicken Trommelsäulen.

Auf dem Dach. Der Tipp eines Bonner Freundes mit Mailänder Ehefrau.
Es gewittert schon.

Wow, stürmt das. Der Wind zischt um die Fialen und ihre freistehenden Figuren.

Jetzt hagelt es.

Trotzdem schnell nach ganz oben. Man kann auf den Platten spazieren.

Ein bisschen nass geworden.

Noch mehr Fotos.

Ich will hier oben bleiben, so wie er.

18.49 Uhr – Die Sonne ist draußen, aber jetzt kommt noch ein Schauer nach. Ich stehe trocken in der Galeria.

Das ist mal eine Einkaufspassage, die erste überdachte der Welt, erbaut 1865 bis 1877.

Eine der alten Straßenbahnen. Die ältesten sind vom Typ 1928 nach US-Bauart aus den Jahren 1928 bis 1930. Ihre Gerattere könnte Gemäuer zum Einsturz bringen.

Die Scala.
19.28 Uhr – Wow, habe ich einen Hunger. Ich sitze in der Bar Mercurio, gegenüber vom Hotel. Dort war ich noch schnell die kleine Powerbank holen. Für das Handy-Akku war die lange Fahrradroute eine ziemliche Belastung.
20.33 Uhr – Finito! Insalata Caprese und Spaghetti al Pollo, danach Caffé Lungo, ohne Dessert und ohne Limoncello. Hier ist die Musik des amerikanischen Internet-Radiosenders so laut, dass nur die ganz alten Straßenbahnen sie übertönen.
Immer wieder regnet es kurz.
Nach der überraschend doch nicht so kurzen Etappe sind für morgen 74 relativ flache Kilometer geplant. Es könnte morgens noch etwas regnen. Diese Nacht kommt wohl noch mehr Regen, was ich wegen der Abkühlung sehr gut finde.

22.02 Uhr – Hier ein Blick auf die Gesamtstrecke. Nach einer Woche bin ich doch noch weit im Norden. Im Höhendiagramm sieht man schön die beiden Alpenpässe. Nach der flachen Etappe morgen folgen zwei mit sehr happigen Höhenmetern im Apennin, bis ich in Sestri Levante ans Meer komme.
So, genug geradelt, gesehen, geplant, gelesen, telefoniert und alles. Gute Nacht!
25.05.2022 – Mailand – Pavia – Salice Terme – 76 km/200 Hm
7.09 Uhr – Wegen dieser einen Mücke bin ich irgendwann ganz unter die Decke gekrochen. Leider ist der Antimückenverdampfer nur waagerecht in der Steckdose zu betreiben. Hier im Zimmer sind aber alle Steckdosen senkrecht, wie fast überall in Italien. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen.
Ich hatte beide Fenster weit auf und habe lieber das Rauschen der Klimaanlagen von draußen gehört, als die im Zimmer anzuschalten. Rosinante hat nicht geschnarcht und auch nicht mit den Zähnen geklappert oder der Kette gerasselt. Wir haben ziemlich gut geschlafen. Einen heftigen Krampf im Fuß konnte ich auflösen und danach weiterschlafen.
Ein bisschen Regen zieht noch durch, scheint es. Ich stehe einfach mal auf.
9.09 Uhr – Gut gefrühstückt. Danach das Fahrrad wieder im Treppenhaus runtergetragen. Ich habe probiert, das Rad auf dem Hinterrad in den Aufzug zu bugsieren, aber der Lenker und der Sattel sind zu hoch. Jetzt ist das Rad beladen. Und ab.

9.22 Uhr – An Sant Eustorgio. Die ersten zwei Kilometer durch den dichten morgendlichen Innenstadt-Verkehr überstanden. Pflastersteine und Straßenbahnschienen sind immer eine Herausforderung.

9.32 Uhr- Am Noviglio Pavese, der mich wohl nach Pavia führen wird. Ausgeschildert war es schon. Das Wasser fließt ruhig, so mache ich es auch.

Es gibt sogar einige Schleusen.
Angenehme 22° C.

9.58 Uhr – Kilometer 9,5. Schnurgerade führt der Kanal aus der Stadt, jetzt ohne Autos auf einem neu geteerten Radweg. Genial!

10.57 Uhr – Und dann kam der 66-jährige Gigi aus Mailand an mir vorbei, mit knapp 30 km/h. Habe mich drangehängt, dann bin ich neben ihn und habe für das Mitziehen gedankt. Er sprach leidlich Englisch und so blieben wir bei 25 – 28 km/h bis an den Stadtrand von Pavia zusammen. Wir haben eine Menge Rennradler überholt und auch zwei schwäbische Radreisende. Die grüßte ich kurz. Sie sind auch auf dem Weg nach Rom. Gigi ist Informatiker und hat 42 Jahre bei der Stadt Mailand gearbeitet. Für ihn ist der Mai der schönste Monat: Morgens fährt er mit dem Rad nach Pavia und zurück, nachmittags schaut er sich das Giro d’Italia im Fernsehen an. Auch er ist früher mal Rennen gefahren. Sein Rennrad, nicht das wunderschöne alte aus den Siebzigern, wiegt 7,5 Kilogramm. Kaum mehr als eine meiner Packtaschen. Kein Wunder also, dass er so mühelos so schnell ist. Aber ich habe ganz gut mitgehalten.
Nachdem Gigi am Stadtrand umgedreht hat, habe ich mich an den Straßenrand gesetzt und auf die Schwaben gewartet. Aber sie rauschten ohne anzuhalten vorbei. Eigentlich hatte ich auf ein nettes Schwätzchen gehofft, aber sie machten im Vorbeifahren nur eine Bemerkung zum Schnellfahren, das wohl müde mache. Nee, es macht Bock!
Auf Kilometer 32. Die Hälfte habe ich also fast schon. Nun einen Caffé in der Innenstadt.

11.14 Uhr – Am Castello Visconteo di Pavia. Eine kleinere Ausgabe des Mailänder-Schlosses.
Ohne Fahrtwind läuft der Schweiß.

Das Tor war unerwartet offen, also bin ich rein in diesen weiten, säulenumstandenen Innenhof. Es kam aber gleich eine nette Frau vom Museum und meinte, ich bräuchte ein Ticket. Bin mit ihr zur offenen Tür zurück und habe mich bedankt. Sie hat die Tür hinter mir geschlossen.

Und hier steht Garibaldi. Mit dem Löwen scheint nicht zu spaßen zu sein.

Hinter dem Dom am Broletto, dem ehemaligen Bischofspalast. Hier ist ein guter Platz für Kaffee und Limo.
Karl der Große wurde in Pavia 774 zum langobardischen König gewählt. Otto I. hat hier seine Frau Adelheid geheiratet, die ihm als Witwe des italienischen Königs Lothar II. die langobardisch-italienische Krone einbrachte. Die Mailänder Herrscherfamilie der Visconti eroberte Pavia 1359. 1361 wurde der erste Lehrstuhl an der Universität von Pavia eingerichtet und zog junge Menschen aus dem ganzen christlichen Europa an.

So ganz anders als der Mailänder Dom, wie in einem Rohzustand, ohne Haut. 1488 begonnen, aber erst 1898 vollendet. Die Kuppel ist mit 97 m Höhe die drittgrößte Italiens, nach dem Petersdom und Santa Maria del Fiore in Florenz. Muss ich mir von innen ansehen.
Vor den Stufen treffen sich die alten Männer mit ihren klapprigen Fahrrädern und palavern.

Und drinnen ist es wie in einem Märchen, so schön, so hell, so still und nach Weihrauch duftend.
12.30 Uhr – Jetzt wurde zugesperrt. Wie schön, dass ich noch reingegangen bin.
Und jetzt zum Ticino und über die Ponte Coperto. Nur wenig unterhalb der Brücke mündet der Ticino in den Po.

Et voila! Die heutige Brücke ist aus den 1950ern.

Die mittelalterliche Ponte Coperto aus dem 14. Jahrhundert wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Man erkennt aber noch gut ihre Fundamente.
Jetzt kommt die Sonne raus und brennt mir auf den Pelz. Für Brot und Apfel suche ich mir Schatten.

13.19 Uhr – Kilometer 40. Auf einem sehr guten Radweg. Bisher keine Schattenbank. Am Horizont tauchen Schatten der ersten Berge des Apennin auf, auf den ich zufahre.

13.26 Uhr – Kilometer 41. Schatten unter der Linde vor Mariae Nascenti in Travacó Siccomario. Das Brötchen und der Apfel taten gut.

In der Kirche wieder vier Büsten. Müsste mal rausfinden, was sie bedeuten.

In der Bar Centro nebenan. Als ich Kaffee und Limo auf vier Euro aufrundete fragte er, ob ich wirklich sicher sei.
14.18 Uhr – Jetzt weiter und einfach mal wieder ein paar Kilometer machen.

14.29 Uhr – Kilometer 43. Schotterstraßen auf einem Damm am Po, dem ich noch ein Stück aufwärts folge. Nicht schnell, aber ruhig. Die Konturen der Berge am Horizont werden schärfer.

Für die Liebhaber:innen von Klatschmohn.

14.53 Uhr – So schnell es ging in der Mitte der Spur gefahren über die Po-Brücke gerast. Eine Doppelstockbrücke: Auf der unteren Ebene fährt die Eisenbahn.

Der Po. Puls runterkommen lassen und dann nichts wie weg von der Straße.

15.07 Uhr – Kilometer 53. Die Straße ist/war gesperrt, bis 31.10.2021. Hm, mal sehen….

Das ist ziemlich gründlich gesperrt. Also zurück zur Hauptstraße. Damit habe ich die eine Straßensperre pro Tour also schon mal abgehakt, hoffe ich.

15.21 Uhr – Kilometer 56. Das war keine große Sache und auf der gut asphaltierten Hauptstraße schnell erledigt.
Die Berge kommen näher. Der Hof vor mir liegt inmitten eines riesigen Gerstenfeldes.

Das Castelletto Braduzzo ist in keinem guten Zustand. Der geplante Weg war erneut gesperrt. Jetzt suche ich eine passende Umleitung.

Man meint es hier nicht ernst. Ich hoffe, am anderen Ende auch nicht.
15.40 Uhr – Kilometer 60. Das war schon das andere Ende. Bin schon durch Lungavilla durch. Noch 14 km bis Salice Terme sagt das Schild.

15.53 Uhr – Kilometer 64. Bei 35° C ist es heiß auf dem Asphalt, und ich war schnell bei dem engen Seitenstreifen. Es ist leider doch keine alte Eisenbahnstrecke, wie ich beim Kartenstudium dachte, und auch nicht der EV5. Egal, einfach weiter.

16.09 Uhr – Kilometer 68, in Codevilla. Endlich die ersehnte Bahntrasse, im Gebiet des Ecomuseo della Prima Collina.
Rechts und links sieht es mächtig nach Gewitter aus. Die Temperatur fällt auch gerade. Sollte nicht mehr allzu weit sein.

Die Geduld hat sich gelohnt.

16.36 Uhr – Kilometer 73,8, in Rivanazzano Terme. Noch ein kleines Stück am Ufer der Staffora entlang.

16.36 Uhr – Kilometer 75. Nur noch ein paar Kurven. Angenehm schwüle 28° C.

16.50 Uhr – Am Hotel.
18.15 Uhr – Mal wieder die Radkleidung gewaschen und im Bad auf die Leine gehängt. Die Rezeptionistin spricht perfekt Englisch. Das Restaurant macht erst um 18.30 Uhr (Nachtrag: natürlich 19.30 Uhr!) auf, wie die anderen Lokale drumherum auch. Habe nicht reserviert, musste dringend duschen. Aber nun mal langsam etwas anziehen und Essen fassen.
Mit der umgenähten Radhose komme ich deutlich besser zurecht. 75 Kilometern bleiben 75 Kilometer, aber keine großen Schmerzen mehr.
19.11 Uhr – Draußen an der im Umbau befindlichen Terrasse stand Aperto, aber alle von der Belegschaft des Restaurants saßen beim Essen. Der junge Kellner bat mich, um sieben wiederzukommen. Mein Tisch war schon gedeckt und die Speisekarte lag bereit, als ich kam. Habe ich einen Hunger!!
Gegrilltes Gemüse als Vorspeise, Spaghetti alla Marinara als zweites, dazu den leicht moussierenden weißen Hauswein. Danach sehen wir weiter. Neben mir wird von einer großen Familie eine lange Bestellung aufgegeben. Langsam aber sicher komme ich auch dahin.
Gerade kamen ein Gruß und Fotos von den Weitwanderern Sandra und Christoph, die Christoph mit seinem Teleobjektiv an der Teufelsbrücke von mir gemacht hat: Super, danke! Eines davon baue ich noch in den Artikel ein. Christoph läuft wieder, und inzwischen sind die beiden in Lugano angekommen. Morgen erreichen sie Morcote.
19.50 Uhr – Ach, der Wein, das leckere Essen, Italien, die Wärme, die netten Leute!
Nur, mit der Tomatensauce an den Spaghetti ist es immer ein Risiko, das war schon in der Kantine so: Heute Abend möchte auch das Hemd mal gewaschen werden. Zum Nachtisch gibt es Caffé und Tiramisù. Er bringt es in zehn Minuten.
20.25 Uhr – Genial! Habe «Sono felice» zum Kellner gesagt, und es stimmt!
21.15 Uhr – Bin auf dem Zimmer und immer noch glücklich. Für morgen sind 37 Kilometer und 900 Höhenmeter geplant, für Freitag 74 km und 1600 Hm. Das hätte ich gerne anders verteilt, habe aber keine andere Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Bin mal gespannt.
Nun lese ich noch etwas, dann Licht aus. Frühstück erst um acht Uhr. Auch ok bei der kurzen Etappe.
Gute Nacht!
26.05.2022 – Salice Terme – Albera Ligure – 39 km/870 Hm
6.56 Uhr – Die Luft ist sehr angenehm kühl. Mitten in der Nacht habe ich mir noch eine Wolldecke aus dem Schrank geholt und über die dünnen Laken gelegt, da es mir zu kalt war. Draußen ist strahlend blauer Himmel. Mittags könnte es regnen.
Ich grüße heute Morgen ganz herzlich meine Schwiegereltern, die ihre Diamantene Hochzeit feiern, und wünsche ihnen und ihren Gästen einen wunderschönen gemeinsamen Tag!
8.59 Uhr – Das Rad ist bepackt. Es kann losgehen.

9.29 Uhr – Kilometer 5, auf dem Weg in die ersten Hügel. Große Käfer, Geckos und Kaninchen kreuzen hier den Weg.

9.50 Uhr – Kilometer 10, Höhe 254 m. Hier verlasse ich den Bahnradweg und wende mich dem ersten Hügel zu. Ich muss auf etwa 650 m, also eineinhalb Stunden Aufstieg.

Gleich die erste happige Steigung. Genauso so hatte ich es mir vorgestellt.

Auf 303 m. Brutale 18% Steigung, im Zickzack 16 %. Mein Puls ist auf 200, schätze ich. Aber ab hier etwas flacher.

10.14 Uhr – Auf Höhe 389. So schnell gehen 140 Hm, wenn es steil genug ist. 9% reichen mir aber dicke.

10.24 Uhr – Höhe 432 m. Oberhalb des roten Hauses läuft das Sträßchen über den Berg.
Der Schweiß läuft wie Wasser.

10.53 Uhr – Höhe 595 m. Weiter zickzack bei 12 – 15 %. Kann jetzt nicht mehr weit sein!
Immerhin einigermaßen fahrbar. Gerade sausten drei Rennradfahrer herunter. Einer fragte nett im Vorbeifahren, ob bei mir alles ok sei. Unten im Dorf überholten fast zwanzig Motorräder, darunter auch deutsche: Hier ist echt was los!

Blick zurück, fast oben.

11.10 Uhr – Kilometer 16, Höhe 681 m. Oben! Sehr schwül, keine gute Weitsicht.

11.15 Uhr – Am Startplatz der Gleitschirmflieger. Auf der Wiese üben gerade vier Männer den Stockkampf. Werde einen Apfel essen, vielleicht danach mal schauen, ob es im Agriturismo Kaffee und Limoncello gibt. Sonst unten im Ort.

11.33 Uhr – Mal langsam weiter rollen.

Gleich daneben ein noch größerer Startplatz, gegenüber vom Agriturismo Ca‘ del Monte.

11.49 Uhr – Bin der einzige Gast und musste mich in der Küche bemerkbar machen. Habe Limoncello, Caffé und ein Cornetto bestellt. Als ich den Likör sah, bemerkte ich den Fehler und die Wirtin und ich mussten herzlich lachen. Sie habe gedacht, es komme noch jemand, der den Likör nehme. Ich muss mich etwas konzentrieren. Aber nach 400 Hm in kaum mehr als einer Stunde kann man etwas daneben sein. Nachtrag: Schon ein paar Einträge weiter oben habe ich Limoncello geschrieben. Also so was!

Die Speisekarte auf der Tafel hinter mir sieht sehr gut aus. Aber dafür ist es noch viel zu früh. Nun weiter, hinab ins Tal.

Das Observatorium G. Giacomotti.

Sehr diesig und schwül. In die Berge vor mir steige ich gleich wieder hinauf.

Auf 564 m. Die Abfahrt ist auf neuem Teer und meist unter 10%, an wenigen Stellen mit 12%, sehr gut zu fahren.

12.28 Uhr – Kilometer 22. Am Torrente Curone in San Sebastiano. Es gibt hier ein jährliches Fest der Trüffelsucher:innen.
Hier wird trotz Christi Himmelfahrt normal gearbeitet.

13.13 Uhr – Kilometer 28, Höhe 535 m, bei 28° C und leichtem Wind. Es geht super leicht bergauf, meist drei bis fünf Prozent Steigung, selten sieben oder mal zehn. Vielleicht noch hundert Höhenmeter bis zum Pass.
Ich öle mal die Federsattelstütze. Das Gequietsche bei jeder Umdrehung der Pedale geht mir schon länger auf die Nerven.
Im Osten donnert es, der Wind frischt auf. Mit etwas Glück zieht es an mir vorbei. Mal sehen.

Gefunden in Dernice, auf 587 m. Kirche geschlossen, keine Bar hier oben. Also suche ich eine Bank für die Brot-Rast.

13.40 Uhr – Vielleicht habe ich hier in Vigoponzo mehr Glück.
Auch kein Glück. Dann wedele ich mal die Serpentinen hinunter ins Tal.

13.49 Uhr – An einer kleinen Kirche Natività della Beata Virgine nur ein paar Meter weiter. Ziemlich windig, aber Bänke und Schatten.

14.00 Uhr – An der verfallenden Scheune vorbei gibt es einen sehr schönen weiten Blick. Das Gewitter ist tatsächlich vorbeigezogen. Vielleicht kommt es später. Nun nehme ich mir mal die Abfahrt vor.

14.16 Uhr – Auf dem Talboden Höhe 392 m. Noch etwa drei Kilometer zum Hotel.

14.26 Uhr – In Cantalupo gibt es Bars, den Postbus, usw. Aber mein Albergo sollte auch geöffnet sein.

Halt, das ist eine Gelateria Artigianale.
14.43 Uhr – Sehr lecker! Eis geht ja, wie Kuchen, eigentlich immer, vor allem, wenn es draußen warm ist.
Der dunkelgraubraune Berg gegenüber ist schon merkwürdig anzusehen. Auf unserer Seite des Flussbettes ist der Hang flach, gegenüber sehr steil. Der Berg liegt quasi im Weg. Na, egal, nun weiter zum Hotel.

14.58 Uhr – Am Hotel.
Der Wirt war erst recht überrascht, dann aber nett und hilfsbereit. Er spricht sehr gut Englisch. Das Rad steht in der Garage. Essen gibt es ab halb acht, acht.
Gestern Abend schon hatte ich bei Google Maps den Hinweis auf eine mögliche Straßensperre der SP147 bei Correga Ligure gesehen. Der Wirt meinte, es habe vor einigen Tagen einen Erdrutsch gegeben.

Dieses Foto auf Facebook zeigt, dass es hier kein Durchkommen gibt. 5.000 Kubikmeter Geröll sind abgefangen. In der La Stampa stand, dass Correga teils mit Hubschrauber versorgt werden muss, da die nächste Stadt auf der anderen Seite sehr weit entfernt liegt. Man hofft oder träumt von nur einem Monat Sperre. Erst einmal muss der obere Teil des Hangs gesichert werden, bevor man unten aufräumen kann.
Eine Alternativstrecke für mich, ohne über den Pass an der Casa Romano zu fahren, hatte ich auch zu Hause schon mal ins Auge gefasst. Sie ist mit 69 Kilometern und 1400 Höhenmetern etwas weniger anstrengend.
20.32 Uhr – Beim Abendessen im kleinen Speisesaal vor der Theke. Die übrigen großen Räume und die Terrasse sind leer. Außer mit gibt es nur noch zwei Gäste. Ich bin der einzige Gast im Hotel. Hier drinnen feiert die Familie den Geburtstag der Nonna mit einem Kuchen, «Tanti auguri a te»-Gesang und dem Auspusten einer Kerze. Ich habe kräftig mitgesungen.
Ich nehme das Festpreismenü für unglaubliche dreizehn Euro und lasse mich überraschen. Es beginnt mit einer großen Portion Nudeln mit Spargelsauce an der ich mich fast schon satt gegessen habe. Weiter geht es mit zwei dünnen Scheiben von sehr zartem Rindfleisch mit grünen Bohnen. Dazu gibt es Rotwein und Unmengen Wasser aus der Karaffe. Kaffee gehört auch noch dazu. Genial!
21.36 Uhr – Die Enkelin der Nonna bot mir ein Stück Kuchen an, das ich mit Begeisterung angenommen und mit viel Genuss gegessen habe. Danach kam der Kaffee. Die Gesellschaft hatte sich schon zerstreut. Frühstück bekomme morgen um viertel nach sieben, was mir sehr recht ist.
Nun bin ich auf dem Zimmer, sortiere mich und werde früh schlafen. Draußen quaken die Frösche. Gelegentlich fährt ein Auto vorbei.
Mit den neuen Radhandschuhen bin ich sehr zufrieden, ich habe unterwegs keine tauben Hände. Auch die neuen Haken an den uralten Taschen erweisen sich als sehr praktisch. Die Versteifung der Lenkertasche, die ich im April auch endlich mal gemacht habe, ist auch gelungen. Ich komme nun viel besser bei der Fahrt an die Sachen und kann sie morgens auch besser in der Tasche verstauen, weil sie nicht mehr so in sich zusammenfällt.
22.02 Uhr – Gute Nacht!
27.05.2022 – Albera Ligure – Ferrada – 72 km/1400 Hm
6.37 Uhr – Trotz der schlechten Matratze habe ich gut und ohne Rückenschmerzen geschlafen. Unter den vielen verschiedenen Vogelstimmen, die vom Flussbett kommen, sind viele für meine Ohren ungewöhnliche. Den Regen für heute haben sie wieder gestrichen. Mit 29° C könnte es warm werden.

7.32 Uhr – Vierzig Jahre lang kam ein Geologie-Professor aus Berlin mit seinen Studenten im Sommer hierher um das besondere Konglomerat-Gestein des merkwürdigen Berges zu studieren. Es gibt dieses spezielle Konglomerat-Gestein in Europa wohl nur hier und irgendwo in Kalabrien.
Für den Wirt ist es gerade sehr schwer Gäste zu gewinnen. Der von der EU finanzierte Adventure Park wurde nach eineinhalb Jahren wieder geschlossen.
8.19 Uhr – Abfahrbereit.

8.45 Uhr – Kilometer 5, 102 Hm gemacht bei 19° C und viel morgendlichem Schatten. Der Kuckuck ruft, die Grillen zirpen, und ein angenehmer Geruch liegt in der Luft. Ich rolle gemütlich weiter, zur ersten Passhöhe.
9.09 Uhr – Kilometer 9, 232 Hm, hinter Mongiardino Ligure.

9.15 Uhr – 272 Hm, Höhe 652 m. Ich fahre um dieses wunderschöne grüne Tal herum und irgendwo dann über den Kamm in das nächste Tal.

Ein Grunzen, dann stand da eine Bache am Straßenrand, schaute nach ihren Frischlingen, dann liefen sie über die Straße nach rechts.
Dann ein Reh, dass gleich wieder verschwand. Kein Wunder, dass das Hotel oft Jäger zu Gast hat. Leider aber kaum andere Gäste.

9.37 Uhr – Kilometer 12, Höhe 797 m, nach 405 Hm: Auf der ersten Passhöhe in Costa Salata. Ich bestelle einen Schattenplatz für eine kurze Rast.

Das sieht nach einer sehr schönen Abfahrt aus. Keine Bank. Und beide Ausflugslokale geschlossen. Also runter rollen.

Keine Wolke, wenig Dunst: herrlich! Ganz unten im Tal sehe ich eine Brücke, über die ich wahrscheinlich fahren werde.

10.02 Uhr – Kilometer 16. Ein riesiges Mühlrad von denen ich schon einige in den letzten Tagen gesehen habe.

10.08 Uhr – Die Brücke über das fast leere Flussbett in Vobbia, Höhe 467 m. Ich bin aus der Provinz Alessandria in die Provinz Genua gelangt. Die Straße war plötzlich doppelt so breit. Und schon der Name klingt nach Meer, das ich aber erst morgen erreiche.

Caffé, Croissant und Limo in Vobbia. Und am kleinen Gemüsestand unter dem rot-weißen Schirm in der Gasse habe ich Aprikosen gekauft. Das zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht.
10.45 Uhr – Schnell noch Kette und Schaltung gesäubert und geölt, jetzt weiter.

Eine wunderbar duftende Duftrose!

Ein Blick zurück und ab in den Berg.
11.22 Uhr – Kilometer 22, Höhe 712 m, 660 Hm. In Crocefieschi. Hier steht ein Sportwagen mit AW-Kennzeichen und Nürburgring-Aufkleber. Was macht der wohl hier?

Kurz vor der Passhöhe ein Blick ins Seitental nach Nordwesten.

11.41 Uhr – Kilometer 24,6, auf Höhe 769 m, nach 724 Hm. Die Hälfte der Höhenmeter habe ich wohl. Vor mir der Südwesten, meine Fahrtrichtung. Es geht wieder bergab, bevor der nächste Anstieg kommt.

Diese Straße führt nur bis Olmi. Von dort führt nur ein Pfad zurück zur Straße. Komoot hat wirklich andere Vorstellungen vom Radfahren, als ich. Mir war das gestern Abend aufgefallen, aber ich habe die falsche Route auf dem Navi und muss nun ein Stück wieder zurück, den Berg hinauf.

12.11 Uhr – Kilometer 29. Bald müsste die Abzweigung in die Abfahrt nach Casella kommen. Ein Windchen kommt auf.

Zu schmal zum Schnellfahren, aber ohne Verkehr und immer bergab.

12.42 Uhr – Am zentralen Platz in Casella. Einmal wie immer! Vorher habe ich die meisten der Aprikosen gegessen.
Es gibt einen großen Supermarkt. Da schaue ich gleich mal, ob ich brauchbares Müsli finde. Das könnte ich täglich mit einem Joghurt ergänzen und als Mittagessen nehmen.
Sieht so aus, als würde sich der dritte Anstieg von gut 500 Hm gemächlich über 21 Kilometer hinziehen. Danach geht es nach Gottorna hinunter ins Tal der Lavagna. Dem Fluss folge ich noch bis nach Ferrada.
Da ich erst um 17.30 Uhr in die Unterkunft kann, lasse ich mir Zeit, für mehr Kaffee, mehr Limo, mehr Croissants, vielleicht später sogar noch ein Eis?

13.24 Uhr – So, das muss ich noch verstauen und dann zum Pass hoch schleppen. Dort probiere ich es dann mal. Ich hoffe der Joghurt überlebt das.

13.46 Uhr – Kilometer 37. Ich folge dem Fahrradweg Richtung Montoggio. Nun verlasse ich die Strada del Castagno, die Kastanien-Straße.

14.01 Uhr – Kilometer 40, Höhe 473 m. Ein heißes Lüftchen schiebt mich, rechts kühlt das Wasser der Scrivia.

In dieser grünen Idylle kann ich mit 15 – 20 km/h das Tal, sanft vom Wind geschoben, hinauffahren. Höhe 492 m.

14.52 Uhr – Kilometer 50, Höhe 631, nach 1108 Hm. Im Schatten angenehme 34° C.
Ich bin nun im Anstieg zum Passo la Colla (840 m), auf der relativ leeren Landstraße. Links läuft die Staatsstraße nach Genua. Sie führt durch einen Tunnel. Ich hoffe, meine zusätzlichen Höhenmeter werden mit einer schönen Aussicht belohnt.

15.05 Uhr – Höhe 671 m. Hier beginnt ein sehr schmales Sträßchen, das sicher steiler ist, als die Strada Provinciale 62.

15.14 Uhr – Höhe 714 m. Mit 5 – 6 Prozent Steigung geht es zügig bergauf, ohne allzu große Anstrengung. Der Schweiß läuft wie Wasser.

15.27 Uhr – Höhe 781 m. Die Mittagshitze ist schon enorm, drückt jetzt doch etwas auf den Kopf. Gut, dass es hier viel Schatten gibt. Gerade kam das erste Auto an mir vorbei, sonst nur das Rauschen trockener Blätter.

15.37 Uhr – Höhe 828 m, am Passdurchbruch!

Genial! Jetzt noch einen Stein oder eine Bank zum Sitzen bitte!

Wassersammler am tröpfelnden Bach.
Hier im Weiler wurde die Mutter von Frank Sinatra geboren.

16.15 Uhr – Keine Bank, aber ein Pfahl aus Holz, mit viel Schatten und ohne Mücken. Es gab zwei Joghurts mit Müsli, und zwei Aprikosen als Nachtisch.

16.36 Uhr – Kilometer 58, Höhe 581 m. In Crovara. Ein Feigenbaum steht zwischen zwei Kirschbäumen. Sehr still, kein Wind, keine Zikaden.

Ein Dorf verteilt im Wald.

16.52 Uhr – Kilometer 60. Die Feigen sind noch sehr klein. Hier wachsen auch Oliven, Nüsse, Kastanien, und Trauben, wie mir ein Wanderer erklärte.

17.04 Uhr – Kilometer 64. Höhe 414 m. Nun bin ich im Tal der Lavagna.

17.25 Uhr- In Gattorna. Die letzte Abfahrt war mit teils über zehn Prozent extrem steil. Bei den Schildern hier an der Straßenecke ist oben schon das B&B Nonno Puin mit drei Kilometern ausgeschildert. Aber ich brauche nochmal Koffein und Zucker!
Hier wird wild durch den Ort gerast. Langsam fahren wohl nur ängstliche Alte. Das Einfädeln in den Verkehr oder das Überqueren der Straße ist abenteuerlich. Gleich kommt ein Radweg.
17.41 Uhr – Nun in den Endspurt.

Auf der Ciclovia dell’Ardesia.

17.50 Uhr – Das brauche ich auf den letzten zwei Kilometern nicht mehr!

Im kleinsten Gang bin ich da irgendwie hochgefahren, aber mit teils abhebendem Vorderrad. Runter war auch nicht ohne. Freude haben hier nur Mountainbiker.

Stauwehr inklusive Fischtreppe. Ich komme glücklicherweise gleich auf die vielbefahrene Hauptstraße. Die Raserei der Autofahrer ist auch blöd, aber der Trail ist nichts für uns.

18.06 Uhr – Am Ziel.
Die Gemeinschaftsdusche habe ich doch für mich alleine. Das Abendessen nehme ich links unten in der Osteria. Dort gibt es auch Frühstück, erst ab viertel vor acht. Da gehe ich lieber um kurz nach sieben in die Bar zweihundert Meter die Straße rauf.

Alles hängt gewaschen auf der Leine, diesmal auch die Radhandschuhe.
19.24 Uhr – Gleich darf ich zum Essen gehen!
19.40 Uhr – Hier ist Geburtstag, acht Mütter, sieben Kinder. Nachdem ich gestern für das Abendessen fast nichts bezahlt habe, darf es heute etwas mehr werden.
Aus lauter Übermut habe ich mir einen halben Liter Weißwein zum Essen bestellt. Obacht!
21.47 Uhr – Risotto, Filetto und Dolce sind verspeist, der Caffé ist getrunken, der halbe Liter Wein aber noch nicht. Ich lese weiter «Der Freibeuter» von Joseph Conrad. Neben an werden unter den neugierigen Augen der Kinder von einer der Mütter Geschenke ausgepackt.
Die Kinder toben immer noch im Garten. Der sehr freundliche Wirt der Locanda meinte vorhin, nun sei es ok, das Fahrrad in den Garten zu stellen. Dort steht es unter dem Dach des kleinen Gartenhäuschens. Rosinante könnte grasen, wenn sie wollte oder könnte.

Morgen erreiche ich in Lavagna das Meer, fahre bis Sestri Levante und dann noch über einen Hügel nach Riva Trigoso. Endlich das Meer!
37 Kilometer und 300 Höhenmeter sollten eine eher leichte Etappe sein. Mal sehen, wie die Qualität des geplanten Wegs ist. Auf die unschöne Hauptstraße kann ich immer noch ausweichen.
22.44 Uhr – Das war heute eine sehr abwechslungsreiche Etappe durch und über die grünen Hügel des Apennins. Am Ende war ich erschöpft und hungrig, wie es sich gehört, aber auch glücklich. Die 1400 Höhenmeter waren trotz der Hitze wegen der angenehmen Steigungen durchaus erträglich. Nur übermorgen wird es mit 1700 Hm in den Cinque Terre wohl mehr, mit uU auch unangenehmeren Steigungen. Wir werden sehen.
22.49 Uhr – Mit vielen Ciaos ziehen Mütter und Kinder nach Hause. Gute Nacht!
28.05.2022 – Ferrada – Riva Trigoso – 39 km/230 Hm
6.37 Uhr – Habe Kopfschmerzen, wohl gestern bei dem Wein doch nicht genug Obacht gegeben. Eine ASS genommen. Bleibe noch eine halbe Stunde liegen.
7.33 Uhr – Sitze beim Caffé Americano und einem Schokocroissant in der Bar. Die Kopfschmerzen sind schon deutlich besser. Frisch ist es. Für heute Nachmittag rechnet man wieder mit Gewittern, auch an der Küste.
Das Anti-Mücken-Gerät hat wieder für eine ungestörte Nacht gesorgt. Als ich es aus der Steckdose zog fiel mir ein Spalt am Gerät auf. Und, was sagt man da, man kann den Stecker am Gerät drehen und so auf die Lage der Steckdose anpassen. Genial! Muss man erst einmal drauf kommen.
8.45 Uhr – Bereit zur Abfahrt.

Ich probiere es noch einmal auf dem schmalen Radweg, rechne aber mit unangenehmen Überraschungen.

8.59 Uhr – Der völlig zugewachsene Pfad ging nach einigen hundert Metern in dieses Sträßchen über. Nun bin ich doch froh, nicht auf der Hauptstraße zu sein.

Diese schmalen Terrassen scheinen noch gut gepflegt zu werden.

Dem Campanile scheint die Kirche abhanden gekommen zu sein.

9.17 Uhr – Kilometer 5. Die Brücke könnte ich hinüber zur Hauptstraße nehmen. Der Weg ist wieder ungeteert mit kurzen sehr knackigen An- und Abstiegen. Noch habe ich die Nerven. Auf dem Schild steht, mit welchem hohen Anspruch der Radweg angelegt wurde und gepflegt werden sollen wird. Schade!

Kurz danach kam ein Mountainbiker, der mir erklärte, welche Wegabschnitte («Wir sind in Italien!») gesperrt sind. Er heißt Gianmaria. Irgendwann entschloss er sich wohl, mich einfach mitzunehmen.

Wir wechselten mehrfach die Flussseite. Die Unterhaltung läuft auf Französisch mit etwas Italienisch. So kommen wir zurecht. Er ist neunundsechzig Jahre alt, fährt ein e-Mountainbike, womit er am Berg natürlich viel zu schnell für mich ist. Auf der leicht abschüssigen Hauptstraße war ich dann locker bei seinen 25 km/h dabei.

Die Hügel werden flacher.

Da ist schon die Brücke der Küsten-Autobahn.

Und jetzt riecht man das Meer.

10.35 Uhr – In Lavagna, mit Gianmaria. Er fährt jetzt zurück nach Hause. Die Cousine seiner Frau lebt wenige Meter neben meiner Pension in Riva. Heute Abend trifft er sich in Riva mit Freunden. Vielleicht laufen wir uns also nochmal über den Weg.
Jetzt suche ich hier ein Café am Meer, sonst halt erst in Sestri Levante.

10.55 Uhr – Kilometer 27. Endlich eine Unterführung gefunden, die mich unter der Bahnlinie hindurch zum Strand bringt.

Plötzlich das Meer!

Soooo schön!
11.44 Uhr – Nach einem schönen langen Telefonat mit Zuhause, will ich jetzt doch mal nach Sestri sehen. Soll dort sehr schön sein.

12.13 Uhr – Kilometer 32. In den Olivenhainen oberhalb der Küstenstraße. Die Halbinsel vor mir ist schon Sestri.

12.24 Uhr – Der lange enge Tunnel der Küstenstraße liegt hinter mir. Puh. Der Autofahrer hinter mir hat nicht versucht zu überholen. Das rechne ich ihm hoch an. Nun auf dem Uferradweg ins Zentrum.

12.40 Uhr – An der Nordseite der Engstelle, die Burg auf der Halbinsel vor mir im Gegenlicht.

An der Bucht auf der anderen Seite.

Sehr voll an diesem Samstag.

Nun sitze ich im Pampam’lu an der Baia del Silenzio. Ich habe Salat, Limo und Wasser bestellt.
Riva liegt gleich hinter der Landspitze Punta Manara, die vor mir zu sehen ist.
Von Sestri aus Grüße an unsere Nachbarn in Bonn, die oft hier waren. Es ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde und Meer!
13.22 Uhr – Die Salatschüssel war richtig groß, und ich bin gut gesättigt. Wenn ich die Leute auf dem Rücken im Sand liegen sehe, bekomme ich gleich Rückenschmerzen. Aber ich werde es heute Nachmittag auch noch tun.

13.36 Uhr – Noch ein Blick in die Bucht, und nun in der Mittagshitze über den Berg, der hoffentlich klein ist.

Ich schiebe das Rad noch durch die Fußgängerzone in Sestri. Der Sehr schön bunt hier.

Ein schönes Stück Radweg entlang der Küstenstraße.

13.57 Uhr – Am Hotel, drei Minuten zu früh.

14.47 Uhr – Am Strand. Heiß ist es. Ein ordentliches Gewitter ist im Anmarsch.
Das Wasser ist ganz toll, erfrischend, der Weg dorthin aber nicht einfach bei dem glühenden Sand. Er hat den Vorteil, dass er den Rücken wunderbar wärmt. Nur mit den Händen oder Füßen im Sand spielen geht gar nicht.
Noch hält die grelle Sonne die schwarze Wolke von der Küste fern. Mal sehen, wie lange noch.

15.41 Uhr – Ich war noch einmal im Wasser und habe mich danach von der Sonne und dem heißen Sand trocknen lassen. Jetzt sitze ich auf der Promenade in einem Café und nehme einmal das Übliche.
Am Ende der Bucht befindet sich eine große Schiffswerft, deren riesige Kräne weit zu sehen sind.
16.58 Uhr – Ich bin auf dem Zimmer, habe die Strandsachen zum Trocknen aufgehängt. Das Gewitter scheint sich verzogen zu haben. Auf dem Weg hierher habe ich ein Restaurant gefunden, das um sieben öffnet und ganz nett aussieht. Ich hoffe, es gibt noch Platz.
Bis dahin ist noch Zeit zum gemütlichen Lesen.
18.46 Uhr – Habe fest geschlafen. Der vorher gestellte Wecker riss mich aus meinen Träumen. Jetzt könnte ich eine Kleinigkeit essen.
19.05 Uhr – Ich habe noch einen Tisch bekommen, den letzten, den sie draußen noch belegen konnten.
Heute Caprese, Pizza Gustola und Bier. Vor dem Wein habe ich noch etwas Respekt.
20.17 Uhr – Das Restaurant ist brechend voll, die Kellner:innen rennen in einem fort hin und her. Ich würde noch einen Nachtisch und Caffé nehmen, habe aber Zeit und lese weiter.

20.25 Uhr – Ich habe Pistazien-Kuchen und Caffé bestellt. Ständig kommen noch Leute, die abgewiesen werden. Ich mache bald den Tisch frei.

Der Kuchen war etwas trocken, also habe ich mir noch ein Eis gegönnt. Hier in der Bucht von Riva ist es ziemlich ruhig, keine knatternden Motorräder, keine hin und her fahrenden Autos. Das Meer rauscht sanft und die Menschen promenieren, reden und genießen den warmen Abend.
Morgen also 65 Kilometer und sagenhafte 1700 Höhenmeter. Es geht zwei Mal auf etwa 600 m Höhe hinauf und wieder hinunter. Das Ziel ist Riomaggiore, das letzte der fünf Dörfer der Cinque Terre. Morgen wird es wohl vier bis fünf Grad weniger warm. Das macht die Anstrengung etwas leichter, hoffe ich. Bin mal gespannt, wie der Verkehr ist. Vom Bahnhof in Framura führt ein alter Bahntunnel nach Banassola und ein zweiter weiter bis Levanto, auf der Karte bezeichnet als «Pista Ciclopedonale Maremonti». Die Tunnel sollen gut beleuchtet und für Fußgänger und Radfahrer getrennt markierte Flächen haben. Auch darauf bin ich sehr gespannt. Ich fahre von Levanto dann wieder hinauf zur Straße in den Bergen und diese oberhalb der ersten vier Dörfer der Cinque entlang. Erst in das letzte steige ich dann ab.
21.12 Uhr – Ich könnte mich hier auf die Bank legen und schlafen. Ich schlendere wohl besser mal zum Hotel.
22.08 Uhr – Drei Tropfen sind auf dem Weg ins Hotel auf meinen Kopf gefallen. Vielleicht kommen gleich ein paar mehr, dann aber auf das Dach. Ich habe noch zur Strecke morgen recherchiert, jetzt lese ich noch ein paar Seiten, dann wird geschlafen.
29.05.2022 – Riva Trigoso – Riomaggiore – 70 km/1390 Hm
7.17 Uhr – Ich habe ganz gut geschlafen. Es hat gegen Mitternacht einige Zeit geregnet, aber ohne Blitz und Donner. Heute ist es ein bisschen bewölkt. Regen ist keiner angesagt.
7.57 Uhr – Man braucht noch fünf Minuten für die Vorbereitung des Frühstücks.
8.32 Uhr – Man muss sich jede Kleinigkeit für das Frühstück von einer Kellnerin auf den Teller tun lassen. Das dauert bei zehn Leuten ewig. Ich habe mir das Müsli geholt, als für länger alle verschwunden waren. Mein Italienisch ist vor dem Frühstück einfach zu schlecht. Der Caffé Americano ist super.
9.05 Uhr – Abfahrt!

9.21 Uhr – Auf einem super guten Radweg auf dem Weg in die Sonne und die Berge.

9.39 Uhr – Kilometer 6,6, Höhe 63, nach 54 Hm. Ich muss also noch fast 34 mal so viele Höhenmeter machen. Scheint ok.
Ich verlasse die Hauptstraße und fahre in den ersten Anstieg.

9.57 Uhr – Nach 173 Hm. Steigung zwischen sieben und zwölf Prozent.

10.21 Uhr – Kilometer 11, Höhe 323 m, nach 312 Hm. Nun habe ich schon wieder etwas Fernsicht. Hier oben erreiche ich die Via Aurelia (SS 1), die mich weiter den Berg hinauf führt. Mit 22° C ist es fast ein bisschen frisch, vor allem nach der schweißtreibenden Steigung.

Am Kamm entlang weiter hinauf.

Und unten liegt das Meer.
Der Teer ist super glatt und die 5 % Steigung läuft richtig flüssig.

11.06 Uhr – Kilometer 15,5, Höhe 555 m, nach 548 Hm. Ich bin auf dem Kamm, dem ich noch für einige Kilometer folge. Mir ist es zu kühl, ich ziehe mir die Windstopper-Weste über. Aktuell schiebt der Wind. Die Sonne kommt nur gelegentlich durch. Ein Drittel der Höhenmeter habe ich schon geschafft.
Zwischen den brutal schnellen Salven von Motorrädern gibt es immer wieder stille Phasen. Die nutze ich zur Regeneration und zum Sammeln von Nerven.

Ein weites Tal.

Ein Renntandem zieht vorbei.

11.26 Uhr – Am Passo del Bracco auf 615 m. Das rote Auto ist eine Zoe.

11.32 Uhr – Kilometer 20. Hier verlasse ich die Via Aurelia und fahre hinunter nach Framura. Es ist mit 20° C nun so kühl, dass ich mir für die Abfahrt auch die Armlinge anziehe.

Noch bin ich auf dem Kamm und genieße das weite Panorama nach Osten in den Apennin hinein.

11.53 Uhr – Höhe 411 m. Im Wald auf breiter Straße mit angenehmem Gefälle auf dem Weg ans Meer.
Mir ist immer noch zu kalt. Ich ziehe ein wärmeres und trockenes T-Shirt an.
Fühlt sich viel besser an. Nun noch ein Ricola-Halsbonbon, und ich fühle mich der Kälte gewachsen.

Ich umfahre dieses Tal und verlasse es rechts am Horizont über den Kamm. Hier ist das laute Echo der Unterhaltung zweier Männer zu hören.

12.28 Uhr – Direkt über dem Meer.

12.35 Uhr – Vor Setta, noch ein Stück bergab. Ein Spaziergänger hat mir gerade erklärt, wie ich in den Bahnhof und zum Tunneleingang komme. Er verabschiedete sich mit einem herzhaften Schulterklopfen.

13.15 Uhr – Kilometer 32. Dieser kleine Platz mit drei leeren Bänken schien mir für die Mittagspause sehr gut geeignet. So habe ich jetzt Caffé Americano, Müsli mit Joghurt und einen halben Apfel gegessen und kann nun weiter.
Die Joghurt-Müsli-Verpflegung ist wirklich gut bei der Hitze. Fleisch und Käse würden arg leiden. Ich muss halt nur täglich an einen Becher Joghurt gelangen. Zur Not würde es aber auch Müsli mit Wasser in der Kaffeetasse tun.

Der Bahnhof Framura Nordseite.

Bahnhof Südseite mit sehr vielen Fahrrädern.

Und hier der Aufzug, von dem der Mann vorhin sprach.

Mit dem Vorderrad nach oben gegen die Wand passte ich am Ende doch in den kurzen Aufzug. Jetzt fahre in den Tunnel – ohne Empfang schätze ich.

Nach dem ersten Tunnel: Sehr gut beleuchtet und gut zu fahren.

Genug Platz für alle.

Die vielen Ausblicke machen die Fahrt zu einem tollen Erlebnis!

Noch ein Blick ins kristallklare Wasser.

13.47 Uhr – In Banassola, auf Kilometer 36. Endlich wird es wärmer.

13.53 Uhr

Voraus liegt schon Levanto, noch zwei kurze Tunnel.

14.07 Uhr – Stärkung vor dem zweiten Anstieg.
14.24 Uhr – Ab in die Berge!

Ein Flussbett ganz ohne Wasser.

14.37 Uhr – 715 Hm. Rundherum steile Hänge.

14.57 Uhr – Nach 874 Hm. Ich habe mehr als die Hälfte! Bei 8 % Steigung weiterhin gut fahrbar. Der Verkehr ist auch ok und wegen der vielen Kurven relativ langsam.

918 Hm – All die Kurven bin ich schon gefahren.

15.18 Uhr – 980 Hm. Einfach ein bisschen Wasser trinken, den Apfel essen, weitersehen.
15.30 Uhr – Alles ist noch etwas zitterig, aber besser als vorher. Also schön tranquillamente weiter.

16.08 Uhr – In den Cinque Terre, oberhalb von Monterosso Al Mare, auf 517 m, nach 1208 Hm und 49 Kilometern.
Bin mal gespannt, wo die weiteren 500 Hm liegen sollen, vielleicht im Auf und Ab auf der Panoramastraße.

Nach einer Sturzflut wird die Straße noch repariert, scheint aber nicht völlig gesperrt zu sein.

Mehrere Kreuzfahrtschiffe liegen vor der Küste und scheinen von der Ferne auf die Dörfer zu schauen. Vielleicht liegen sie aber auch einfach vor La Spezia.

16.37 Uhr – Das Panorama ist umwerfend. Da lohnt sich jeder Höhenmeter.

Panorama.

16.55 Uhr – Kilometer 58, Höhe 462, Blick auf Corniglia.

Manarola und am Horizont die Kreuzfahrtschiffe.

Eine Monorail für die Arbeit in den steilen Terrassen.

Panorama.

Manarola. Noch acht Kilometer.

17.31 Uhr – Riomaggiore. Ich muss noch auf der Panoramastraße auf die südliche Talseite. Von dort führt die Stichstraße hinunter.

17.43 Uhr – Jetzt nur noch einen Kilometer die Stichstraße hinunter.
Der Wirt des Fremdenzimmers will unbedingt ein Foto meines Personalausweises über das Internet. Für mich ist das nicht ok. Mal sehen, ob ich trotzdem auf das Zimmer darf.

Noch dreihundert Meter.

18.00 Uhr – Ankunft am Etappenziel. Hier ist niemand, der mich anspricht. Die letzten dreihundert Meter waren deutlich über 10% Gefälle. Mal sehen, ob ich das morgen wirklich fahren will.
18.24 Uhr – Der Mann lässt sich nicht darauf ein, dass ich es bin. An der Türkamera konnte er angeblich den Personalausweis nicht lesen. Ein sehr nettes amerikanisches Ehepaar lässt er auch nicht rein, weil ihre Kreditkarte nicht ok sei. Er sagt, er könne nicht von der Arbeit kommen, vielleicht in ein oder zwei Stunden. Wir sind alle etwas verzweifelt und ärgerlich. Außerdem ist hier nirgendwo Platz für das Rad, sagen die Leute vom kleinen Lädchen und herumstehende Passantinnen.
Ich rufe mal Booking an.
18.35 Uhr – Er rief mich an während ich in der Hotline wartete und gab mir doch den Code. Meine Kreditkarte sei ja ok gewesen. Das habe er verwechselt. Das Rad schleppe ich hoch.

18.44 Uhr – Rosinante und ich sind drin. Die Amerikaner haben inzwischen auch ihren Schlüssel. Beim Hochtragen der Radtaschen wurde ich noch von einem anderen amerikanischen Ehepaar angesprochen, das wissen wollte, welche Tour ich mache. Sie haben sechs Tage Italien und dann sechs Tage in einer Gruppe Radfahren auf Sardinien gebucht.
Jetzt erst einmal tief Luft holen, duschen etc.

19.43 Uhr – Auf dem Weg zu einem Restaurant.

19.51 Uhr – Sehr schön und sehr voll. Und mittendurch verläuft die Eisenbahn. Wie in Rüdesheim, nur mit viel Farbe und viel Meer.

Mehr Platz zum Essen ist oben, wo ich wohne. Also die steile Straße hinauf zurück.
20.18 Uhr – Der Laden brummt, aber ich bin drin, habe bestellt und schon Wasser und Bier vor mir. Ich hätte wohl auch Wein genommen, der Kellner war aber mit seinem Gedränge einfach zu schnell. Das Bier tut gut!
Habe die Wartezeit für ein kurzes Gespräch mit dem irischen Ehepaar neben mir genutzt. Sie sprechen beide etwas Gälisch. Das sagten sie, weil der Kellner behauptete vier Sprachen zu sprechen. Sie leben in Kanada, wo man oft irische Akzente höre, viel auch auf Nova Scotia.
Meine Theorie zu den fehlenden Höhenmeter ist, dass wahrscheinlich bei den Tunneln die Höhe der Erdoberfläche genommen wurde. Ich vermisse die fehlenden
21.23 Uhr – Der Caffé steht schon vor mir. Langsam werde ich schläfrig. Ah, es gibt noch einen Limoncello!
Morgen fahre ich über La Spezia nach Viareggio. Ich bleibe also an der Küste. Es stehen wieder über sechzig Kilometer und 700 Höhenmeter auf dem Programm. Ich habe aber schon einen Tunnel auf der Strecke gefunden. Vielleicht sind es also auch weniger Höhenmeter.

Auf dem indirekten Weg zum Zimmer.
22.06 Uhr – Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende. Gute Nacht!
30.05.2022 – Riomaggiore – Marina di Pietra Santa – 69 km/740 Hm
6.54 Uhr – Draußen fahren die ersten Lieferwagen und Rollkoffer. Ich könnte noch zwei Stündchen schlafen.
7.13 Uhr – Nun werde ich mich doch mal langsam erheben.
7.44 Uhr – Ich sitze im Nonna Vittoria und warte auf Müsli und Cappuccino. Gegenüber ist ein kleiner Supermarkt bei dem ich nachher noch Joghurt und Äpfel kaufe. Es herrscht schon viel Betrieb: Müllfahrzeuge, Lieferwagen, Busse. Alle sind so schmal, dass sie auch durch die engeren Gassen passen. Die Autos und Motorräder müssen oben am Ortseingang in Parkhäusern abgestellt werden. Dafür gibt es Ordnungskräfte, die den Verkehr regeln, auch hier unten für die Lieferwagen. Wenn die sich mal verkeilen würden, stände alles still.

Wäsche hängt vor den Fenstern. Die vielen Dachterrassen sind sicher sehr schöne Orte. Gegenüber ist eine Bäckerei. Das Tablett mit den Croissants sah extrem verlockend aus.
8.48 Uhr – Bepackt und startklar.
8.55 Uhr – Es waren «nur» 13 Prozent Steigung auf dem Stück bis zum Kreisverkehr am Ortseingang, das ließ sich fahren. Jetzt bringe ich den Puls runter, dann fahre ich die Stichstraße hinauf.

Wunderbares Morgenlicht.

9.05 – Ebenso. Das erste Ausflugsboot hat schon abgelegt.

Ein Arbeitsplatz mit einer sehr besonderen Aussicht.

9.16 Uhr – Auf Höhe 193 m, kurz vor der Panoramastraße.

9.31 Uhr – Höhe 280 m, am Tunneleingang.

Drei Kumpels auf dem Weg in den Weinberg.
Der Tunnel war ok, ohne eng überholt zu werden. Mir ist wieder kalt, und ich ziehe die Weste drüber.

9.42 Uhr – Am zweiten Tunnel. Er bringt mich weg vom Meer. Auf der anderen Seite geht es hinunter nach La Spezia.

10.02 Uhr – Kilometer 8. nun bin ich wieder im Wald. Über mir kreisen Bussarde. Hier war ein guter Platz für Schaltungs- und Kettenpflege.

Und gleich um die Ecke dieser Anblick. Ein riesiger Hafen, Kriegsschiffe , Kreuzfahrtschiffe, Trockendocks, Verladekräne, Jachten.
Dann schlängele ich mich mal da durch.

10.23 – Kilometer 13. Auf einem Radweg an der Marinebasis entlang. Gegenüber ist ein großes Sportstadion.

Der Haupteingang zur Marinebasis. Sie wurde nach der Gründung Italiens gebaut und 1869 eingeweiht.

Nach der engen vierspurigen Straße mit riesigen Schlaglöchern brauche ich eine kurze Pause am Jachthafen.
Noch weiß ich nicht so recht, was ich hier soll. Vielleicht einfach am Hafen entlang weiter und wieder raus aus der Stadt. Falls keine schöne Bar in den Weg springt.
Auf einmal kommen ganz viele Deutsche vorbei, vielleicht von der Aida?

10.45 Uhr – Das ging schnell: Einmal das Übliche bestellt.

11.24 Uhr – Die moderne Kathedrale Cristo Re. An der Stadtseite der Straße gibt es einen Radweg.

Bei der Gelegenheit habe ich etwas Luft nachgefüllt. Die Druck-Anzeige war aber etwas vage.

Wieder ein Stück Radweg.

11.44 Uhr – An der Container-Verladung. Im Hintergrund qualmt das Kreuzfahrtschiff Beyond vor sich hin.
Ein LKW bringt einen Container vom gigantischen Hapag-Lloyd-Container-Schiff und ein Stapler hebt ihn in einen Berg anderer Container hinein. Wie finden die ihn später wieder? Ich könnte stundenlang zuschauen.

12.36 Uhr – Kilometer 27, in Solaro. Ein Platz mit Bank ohne Schatten, aber mir ist ohnehin etwas zu kalt. Hier gibt es den zweiten Kaffee und das zweite Müsli für heute.
13.10 Uhr – Bereit zur Abfahrt.

Ein Fünfmaster liegt vor der Küste.

13.32 Uhr – Panorama.

14.03 Uhr – Am höchsten Punkt der Panoramastraße im Naturpark Montemarcello-Magra-Vara. Auf Kilometer 34, Höhe 269 m, nach 647 Hm. Die 700 Hm werden wohl doch heute noch erreicht.
Nun fahre ich runter nach Caffagio.

14.16 Uhr – Montemarcello. Das Monte im Namen hätte mich stutzig machen sollen: Eine lange 9%-Steigung, die noch nicht zu Ende ist.

14.21 Uhr – Gegenüber im Berg leuchten die berühmten Marmorsteinbrüche von Carrara. Michelangelo machte den Carrara-Marmor berühmt. Auch Henry Moor (sieht Morcote) und Hans Arp arbeiteten in Carrara.

14.37 Uhr – Eine sehr lange Abfahrt, gerade eben durch Ameglia.

Fast unten. Ich durchquere gleich die Ebene und fahre unterhalb der Berge am Meer entlang, morgen bis Pisa.

14.48 Uhr – Auf einer Klappbrücke über die Magra. Sie klappert auch ganz schön bedenklich, wenn schwere LKWs vorbeifahren.

14.53 Uhr – Kilometer 43. Hier kommt der EV5 aus dem Apennin herunter. Ich folge ihm jetzt wieder ein Stück bis kurz vor Pisa.

15.04 Uhr – Kilometer 45. Hier geht der Fluss in das Meer über. Ein frischer Seewind kühlt. Eine Bar käme mir gelegen.

15.10 Uhr – Ich sitze in der nächst besten Strandbar und nehme das Übliche. Mein Magen ist relativ leer. Die Versuchung, vorhin einfach auf der Hauptstraße mit über 20 km/h Strecke zu machen war groß. Aber, ich habe Urlaub, und ich muss nicht noch unbedingt beim Hotel ins Meer. Na, wir werden sehen.
15.39 Uhr – Abfahrt.

16.06 Uhr – Auf der Hauptstraße geht es schnell voran, kostet aber Nerven. Dieser Weg wurde von Komoot geroutet, endet aber an der Schranke. Angeblich ist die Rezeption des Hotel nur bis 17.00 Uhr geöffnet. Habe jetzt ein bisschen Zeitdruck.

16.25 Uhr – Kilometer 58. Rechts reihen sich die Strandbars aneinander. Links ist ein markierter Radweg, aber mit so vielen Unterbrechungen, dass ich lieber die Hauptstraße nehme.
Noch 11 Kilometer.

Rennrad eingeholt. Mit 30 km/h in seinem Windschatten drangeblieben: Herrlich, diese Raserei!
Dann hat er angehalten und ich bin von der Straße auf den breiten, aber etwas langsameren Radweg gewechselt.

16.43 Uhr – 5 Kilometer vor dem Hotel ist der neue, angeblich unplattbare Hinterreifen platt. Ich habe sofort im Hotel angerufen. Die Frau am Hotel ist noch länger da. Sie würde mir auch ein Auto schicken, falls nötig.
Also widme ich mich dem Rad. Das ist der erste richtige platte Reifen auf allen meinen Solotouren. Für Alles gibt es ein erstes Mal. Dann lege ich auch gleich das neue Pannenschutzband ein, das ich mir in Bonn noch besorgt hatte, für genau diesen Fall.


Ich habe den Hinterbau auf den Radtaschen abgestellt. Das ist nicht sehr stabil, aber so liegt die Schaltung nicht im Gras.

Glatter Durchstich. Das scharfe Teil ist aus Glas oder hartem Plastik.

Das gute Pannenschutzband und ein neuer Schlauch.

17.28 Uhr- Wieder soweit startklar. Braucht aber noch etwas mehr Luft.

17.55 Uhr – Am Hotel. Puh!
Alessandra hat mir erst einmal einen Caffé angeboten und Wasser! Eine Fee!
Und Schnapspralinen!!!!!!
18.54 Uhr – Rosinante darf nach der ganzen Aufregung mit auf mein Zimmer (im Erdgeschoss). Bin geduscht, habe die Radkleidung gewaschen und aufgehängt, und wäre nun soweit, dass ich etwas essen gehen könnte.
Das Hinterrad läuft nicht ganz rund. Ich muss noch einmal Luft ablassen und den Mantel etwas gleichmäßiger ziehen. Das mache ich morgen an einer Tankstelle.
Der neue Hinterradmantel Schwalbe Energizer hat Pannenschutz 5, der abgefahrene und ersetzte Schwalbe Marathon Plus hatte 7. Mit dem Plus war ich seit 2018 pannenfrei. Vorne ist er immer noch drauf. Der Energizer ist leichter, braucht aber wohl die Hartplastikeinlage als zusätzlichen Schutz. Mal sehen, wie es damit weitergeht.
19.50 Uhr – Heute Abend gibt es Insalata Mista, Pizza Vegetariana, ein Viertel Weißwein und viel Wasser.

Und Nachtisch!!
22.58 Uhr – Auf dem Weg ins Restaurant bin ich an einem kleinen Supermarkt und einem Fahrradladen vorbeigekommen. Er macht um acht Uhr auf. Dort kaufe ich einen neuen Ersatzschlauch und fülle den Reifen neu auf.
Die bisherigen Reisedaten habe ich nun vom Zettel in eine Datei übertragen und auf Dropbox abgelegt, ebenso wie die Log-Dateien aus dem Garmin-Gerät.

Hier die Kartenübersicht. Den roten Teil der Strecke bin ich schon gefahren. Von der Anzahl der Kilometer sollte es ein Drittel sein, sieht auf der Karte aber weniger aus.
Morgen geht es in einer kurzen Etappe von 33 km nach Pisa.
Nebenan brüllt ein kleines Kind ohne Unterlass. Vielleicht hat es Bauchweh oder Zahnschmerzen oder alles mögliche. Die Eltern scheinen ganz ruhig zu sein. Vorhin stimmte ein Hund in das Geheul mit ein, gab aber bald wieder auf.
23.05 Uhr – Zeit zum Schlafen. Alessandra war auch so nett, für mich schon um acht für das Frühstück da zu sein, statt erst um halb neun. Sie ist echt ein Engel.
Gute Nacht!
31.05.2021 – Marina di Pietra Santa – Pisa – 37 km/50 Hm
7.30 Uhr – Die letzten zwei Stunden habe ich nur sehr unruhig geschlafen. Jetzt aber holt mich der Wecker zum Frühstück.
Der Himmel hat noch ein paar Wolken, die sollen sich aber am Vormittag auflösen. Im Hotel in Pisa kann ich ab 14 Uhr einchecken und danach durch die Stadt schlendern. In Mailand wurde die geplante frühe Ankunft ja leider durch das vergessene Täschchen zunichte gemacht.
9.05 Uhr – Bereit zur Abfahrt.

Der neue Schlauch und die Verpflegung sind gekauft. Der Reifen sollte jetzt runder sitzen. Dafür musste ich erst die Luft ablassen, den Mantel an einer Stelle rausziehen, dann wieder aufpumpen. Ich muss aber den Luftdruck woanders nochmal prüfen, da die Pumpe beim Radladen kein Manometer hatte.
Nun will der schon etwas ältere italienische DJ Guido noch meine Packliste gemailt bekommen, da er auch irgendwann mal eine Radreise machen will. Er kam auf Strümpfen und in viel zu großer Steppjacke radelnd an mir vorbei, schaute, fuhr weiter, kam zurück und sprach mich an. Zwischendurch sagte er mehrfach, er müsse los zum Frühstück mit Freunden. Nachdem wir noch über das Tanzen gesprochen hatten, fuhr er irgendwann weiter. Hier ist was los.
9.33 Uhr – Nun doch mal ein Stück fahren.
9.40 Uhr – Ich bin weiter auf der kilometerlangen kleinen Parallelstraße zur Küstenstraße. Hier gibt es alle paar hundert Meter diese Kombination von Läden: Strandbedarf, kleiner Supermarkt, Fahrradladen, Bäckerei Panificio. Es radelt sich entspannter. Nun muss ich aber zur Hauptstraße zurück.

9.47 Uhr – Näher an den Strand kommt die Straße nicht. Ich bleibe noch etwas auf dem Radweg.

10.03 Uhr – Kilometer 6,5. Zur Abwechslung verläuft der Radweg im Zickzack, ansonsten das gleiche Bild: links Appartements oder Hotels, rechts Strandgeschäfte, Bars und Liegestühle.

10.09 Uhr – An der Esso-Tankstelle gab es eine Luftpumpe mit Manometer. Beide Reifen sind wieder auf 4 bar. Nun entspannt weiter. Bald verlasse ich das Meer wieder für fast zwei Wochen.

10.24 Uhr – Hier komme ich mal bis zum sehr schönen weichen Sandstrand, der allerdings komplett in Reihen aufgeteilt ist. Ich bin jetzt im Zentrum von Viareggio.

Der Brunnen vor dem Grand Hotel.

Gran Caffé. Mehr gibt es für mich nicht zu sehen.

Ah, doch! Hier gibt es angeblich die Superyachts.

10.39 Uhr – Kilometer 12, am Eingang zur Riserva di Leccione.

10.48 Uhr- Sehr schön hier! Allerdings muss ich um jeden Stein manövrieren. Wieder haben Mountainbiker mehr von einer Strecke. Noch bin ich mit den Gedanken mehr bei meinen Reifen als vor der Panne.

Hier der zu diesem großen Strandabschnitt gehörige Parkplatz mit den Clubs.

11.04 Uhr – Kilometer 15. Das ist ein ganz anderes Strandgefühl, still und weit, also bis zur nächsten Liegestuhl-Parade. Hier verabschiede ich mich schon mal vom Meer.

Die Carrara-Berge sind weiterhin zu sehen.

11.18 Uhr – Kilometer 18. Schattige Parkplätze kosten 7 €/Tag, der Sonnenschirm 25€/Tag.

11.29 Uhr – Letzte Strandbar vor Pisa, bzw. vor Barletta.
11.41 Uhr – Das hat gut getan. Jetzt biege ich weiter in den Wald ab, weg vom Meer.

11.51 Uhr – Kilometer 22. Die Zufahrtsstraße zum Strand ist super geteert, ohne Wind und mit Schatten. Die wenigen Autos kommen mir um diese Uhrzeit alle entgegen. So kann ich Strecke machen.

Auch hier sehr schnell

12.09 Uhr – Kilometer 28. Die schmale Brücke über den Serchio ist überquert. Noch etwa sieben Kilometer bis Pisa. Es riecht nach Kamille.

12.30 Uhr – Kilometer 33,7. Da vorne, hinter der Stadtmauer müsste der Dom sein. Die Spitze des schiefen Turms habe ich vorhin schon gesehen.

12.35 Uhr – Gleich um die Ecke, hinter der Stadtmauer. Wow, der ist ja sooo schief!

Sogar die Tür ist schief.

Steine am Dom, mit einem Vorleben.

Der Dom Santa Maria Assunta ist eine romanische Basilika, begonnen 1063, finanziert mit den in diesem Jahr in Palermo von den Sarazenen erbeuteten Schätzen.
Zusammen mit dem Markusdom in Venedig gehört er zu den ersten Monumentalbauten des Mittelalters in Italien.

Die turmlose Westfassade mit der Loggia und den großen Bronzetoren. Die Fassade wurde Ende des 12. Jahrhunderts geschaffen und war Vorbild für die Kathedralen in Florenz und Siena.
Die elliptische Kuppel über der Vierung wurde 1380 ergänzt.

Das Baptisterium, 1152 begonnen, nach dem Vorbild der Anastasis Rotunde des Heiligen Grabes in Jerusalem.

Und der Camposanto Monumentale, der Urnen-Friedhof.

Ich radle jetzt zur Arno-Brücke.

Auf der gegenüberliegenden Seite sind Dom und Campanile.

13.44 Uhr – Ich habe in den alten Markthallen Müsli mit Joghurt und Apfel gegessen. In Pisa gibt es etwa 40.000 Studierende. Es ist also eine sehr junge Stadt, was man auch an den vielen Radfahrer:innen merkt.
Nun radle ich langsam zum Hotel.

Die Scuola Normale Superiore ist eine Elitehochschule in Pisa und Florenz. Das Gebäude scheint angemessen.

14.05 Uhr – Am Hotel.

14.40 Uhr – Die Aussicht von meinem Fenster im dritten Stock ist genial! Irgendwie schade, dass Rosinante hinter dem Hotel auf dem Parkplatz stehen muss.
15.39 Uhr – Um 16 Uhr darf ich auf den Turm hoch!

Im Baptisterium.



Camposanto mit riesigen Fresken und römischen Sarkophagen.

15.55 Uhr – In der Schlange für die Turmbesteigung. Die Zwerggalerie am Chor der Kathedrale basiert auf dem Vorbild des Doms in Trier, wo sie das erste Mal genutzt wurde, um das Dach über dem Chor anzuheben für das darunter liegende Gewölbe.

Hier ist alles total schräg. Auf dem glatten Marmorboden rutscht man nach unten. Jetzt alle zusammen die Treppe rauf.

Die Aussicht

Dito.


An der Glocke sieht man die Schräge.

Und an der Lage der Trittkuhle im Treppenhaus. Das Rundlaufen macht seekrank.

Im Dom. Fünfschiffig, ausschließlich von makellosen Granitsäulen getragen, die von vielen verschiedenen Orten zu kommen scheinen.

Die schwarzweißen Bögen erinnern an den Aachener Dom, oder an eine Moschee. Die vergoldete Kassetten-Decke wurde im 16. Jahrhundert nach einem Brand eingesetzt.

Eine Empore im ersten Seitenschiff, dahinter sieht man die Dachbalken des äußeren Seitenschiffs.

In der Vierung sind Längsarkaden sind nicht bis zur Deckenhöhe des Querschiffs angehoben sondern versperren quasi die Sicht. In den Querschiffen wurden Marmorsäulen für die Arkaden verwandt.

Im südlichen Querschiff. Vater, Sohn und Heiliger Geist bei der Krönung Mariens.

Der vollständig ausgemalte Chor. Christus Pantokrator-Mosaik in der Apsis, rechts Johannes, links Maria, von etwa 1300.
16.56 Uhr – Ich denke, ich habe genug gesehen. Jetzt könnte ich etwas trinken, oder ein Eis essen.

Doch noch ein Selfie, aber nicht, wie ich den Turm stütze. Das ist hier das beliebteste Motiv, klar. Außerdem sieht der Turm nicht viel schiefer aus als die Kirchenwand, wegen der Verzerrung durch das Kameraobjektiv.

Auf einem Stadtrundgang. Ich habe ein kleines Eis auf der Hand und eine Dose mit kalter Fanta.


Garibaldi.
19.07 Uhr – Beim Umherschweifen kam ich an einer Kirche vorbei in der gerade katholische Messe gefeiert wurde und bin reingegangen als gerade das Evangelium gelesen wurde. In Salzburg und in Barcelona habe ich das auch schon mal gemacht.
Endlich gibt es etwas zu essen. Insalata Mista, Pizza Tonno I Cipolli und ein Glas Weißwein.
Durch die Gassen weht ein leichter Wind, der mir im dünnen T-Shirt fast etwas zu kühl ist.

20.11 Uhr – Sehr lecker, fehlt nur noch der Caffé.

21.15 Uhr – Auf dem Weg zum Hotel. Mir gefällt der Stein in diesem schwachen Licht fast besser, als wenn er blendend weiß in den Augen brennt.
22.09 Uhr – Ein sehr abwechslungsreicher Tag geht zu Ende. Morgen fahre ich 46 km nach San Miniato, eine unter dem Staufer Kaiser Friedrich II. und anderen römisch-deutschen Kaisern sehr bedeutsame Stadt. Auch die beiden Tage danach sind moderat. Erst die Etappe am Samstag von Siena nach Chiusi, wo Martina abends dazukommt, wird eher anstrengend. Doch: eins nach dem anderen.
Gute Nacht.
01.06.2022 – Pisa – San Miniato – 53 km/300 Hm
6.23 Uhr – Wieder war die Nacht sehr unruhig. Auch hier habe ich mir irgendwann die Wolldecke aus dem Schrank geholt, weil es zu kühl wurde. Am Anfang beunruhigte mich immer wieder der Gedanke, dass das Fahrrad im Hof steht und nicht in einer Garage. Wie jeden Tag hoffe ich, dass es noch da ist.

Die Sonne ist über dem Apennin aufgegangen, versteckt sich noch hinter dem Baptisterium. Über den Bergen hängen einige Wolken, ansonsten ist der Himmel blau.
7.11 Uhr – Das Fahrrad ist noch da, Tasche und Helm noch dran. Hier ist schon viel Betrieb beim Frühstück.
8.20 Uhr – Nach einem kurzen Plausch mit der Frühstücksserviererin, die aus dem Fenster heraus schon den Wäschereimann begrüßt hatte, starte ich in einen wunderbaren Morgen. Sie meinte, es könne heiß werden. Nach dem Gefriere in den letzten Tagen kann ich etwas Wärme gebrauchen.
Zuerst wieder an Dom und Campanile vorbei, ohne weitere Fotos.

Ok, ein letztes, wegen der schönen Morgensonne.

8.37 Uhr – An der Basketball-Schule vorbei auf einem Stück Radweg. Eltern fahren ihre Kinder mit dem Rad zum Kindergarten, Priester radeln zur Kirche, Schüler laufen in Horden durch die engen Straßen. Ich löse mich mit jedem Meter von der quirligen Stadt. Aus der Stadtmauer bin ich schon raus.

8.44 Uhr – Und jetzt kann ich ein längeres Stück der alten römischen Wasserleitung folgen.

9.02 Uhr – Kilometer 6,2. Die Wasserleitung lief weiter direkt auf die Berge zu. Ich bin, nach dem morgendlichen Autogewusel, jetzt auf einem Weg hinter dem Deich am Arno und fahre in das blendende Weiß des Wegs. Jetzt gilt die Konzentration wieder den Schlaglöchern.

Links nur eine schmale Spur auf dem Damm, rechts zwei etwas breitere aber gröbere Spuren. Beide Wege sehen nicht sehr gut aus. Ich nehme mal den rechten.

Die gleich Frage: links oder rechts entlang. Diesmal links.
9.16 Uhr – Kilometer 7,8. Ich verlasse den Damm. Der enge Weg oben war deutlich schneller. Die Vorderrad-Taschen haben das Gras etwas von den Beinen fern gehalten. Kam mir vor, wie in der Waschstraße.

9.30 Uhr – Kilometer 11. Der Turm von Caprona im Gegenlicht.

Sehr schöne Lage, vielleicht etwas einsam und auch nicht ungefährlich.
Der ungeteerte Weg ist recht gut fahrbar. Ich winke dem weißbärtigen Mann auf dem alten Traktor zu, der sein Heu wendet. Er winkt zurück. Ich könnte stehen bleiben, um den beiden anderen Männern beim Schneiden der Olivenbäume zuzuschauen.

10.00 Uhr – Kilometer 16. Mir ist plötzlich langweilig.

10.06 Uhr – Lugnano: Hier habe ich auch meine Wasserflasche nachgefüllt. Scheint besonderes Wasser zu sein. Jedenfalls wurde ich mit meiner einen Flasche nett vorgelassen, während die beiden jeder fünf bis zehn Flaschen füllten.

10.26 Uhr – Kilometer 23. Bunt beflaggte Straße in Calcinaia, aber noch kein einladendes Café.

10.42 Uhr – Kilometer 25. Nicht der schönste Platz, hier an der Straße, aber die Einladung war herzlich.
Die Unterkunft in San Miniato hat geschrieben, dass 15 Uhr ok ist, und ich ihnen kurz vorher eine Nachricht schicken soll. Sehr nett, und so sollte es sein.
Von der Unterkunft in Riomaggiore habe ich nichts mehr gehört. Keine Ahnung, ob und wie und wann die abgerechnet werden wird. Nachtrag: Der korrekte Betrag wurde abgebucht.
Ich habe schon gut die Hälfte der heutigen Etappe. Noch weiß ich nicht so recht, was ich an solch gemütlichen Tagen mit der freien Zeit machen soll. Ich warte noch auf Inspirationen.
11.02 Uhr – Eine gute Zeit zum Weiterfahren. Jetzt geht es erst einmal mit einigen schnellen aber anstrengenden Kilometern auf der Hauptstraße weiter.
11.17 Uhr – Kilometer 29. Der schlanke Turm auf dem Hügel am Horizont könnte schon der Torre di Federico II in San Miniato sein.

11.40 Uhr – Kilometer 35, in Castelfranco an der Arno-Brücke. Da ich noch Zeit habe, drehe ich jetzt noch eine kleine Runde durch den Ort.

Nun ja, sehr viel zu bestaunen gibt es nicht. Aber vielleicht ein Geschäft, wo ich Joghurt bekomme.
11.56 Uhr – So, einmal durch den Ort geritten, ohne Joghurt weiter.

12.10 Uhr – Kilometer 40. Das sollte der Torre von San Miniato sein. Also eine schöne Steigung am Ende.

12.32 Uhr – Kilometer 46, in San Miniato Basso. An dieser unscheinbaren Kreuzung treffen die von links kommende Via Romea Francigena und die Straße von Pisa nach Florenz, auf der ich das letzte Stück unterwegs war, aufeinander. Diese Kreuzung war so bedeutend, dass man San Miniato als Burg und befestigte Stadt errichtete.
Ich biege rechts ab und fahre zur Stadt hinauf.

Eine Bank an dieser Kreuzungsecke, nach all den Straßenfotos einmal etwas für das Herz.

Schon viel näher.

12.58 Uhr – Kilometer 48, in San Miniato. Alle Geschäfte schließen gerade. Nun, dann mal wieder eine kleine Runde durch den Ort rollen.
Die vielen sehr schnellen Autos zehren gerade etwas an meinen Nerven. Brauche dringend eine Pause.

Die Treppe zum Dom hinauf.

Der Palast

Kirche Santissimo Crucificio, rechts dahinter der Torre.

13.18 Uhr – Am Ziel. Ich gehe irgendwo Nudeln esse.

13.36 Uhr – Zu hungrig, um mich noch für etwas entscheiden zu können. Da fiel mir das heute Morgen eingepackte Brot ein. Und einen Apfel habe ich auch noch. Und der Platz ist schattig und autofrei.
13.39 Uhr – Der Caffé ist fertig!!
14.04 Uhr – Das tat ja so gut! Meine Laune ist gleich wieder viel besser. Ich kann um 14.45 Uhr in die Unterkunft.

Ich umrunde die Stadt und den Turm ein zweites Mal.

Der weite Blick in das Arno-Tal.

Näher geht mit dem Rad wirklich nicht.

Auf dem Domplatz.

Mit dem Mountainbike ist die Treppe mit den flachen Stufen locker fahrbar, ich schiebe lieber.
Rosinante ist nun mal eine Eselin, also sind wir den unteren Teil der Treppe doch gefahren.
14.37 Uhr – Ein zweites Mal an der Unterkunft.
Die junge Frau, die die Unterkunft betreut, ist aus Mailand und unheimlich nett. Sie wohnt seit einem Jahr hier in San Miniato bei ihrem Freund und würde bleiben, wenn es mit ihnen beiden funktioniert. Ich habe ihr Glück gewünscht.
Ich kann meine Wäsche auf der Terrasse trocknen, wo sie die Wäsche der Zimmer gerade zusammenlegt. Das Rad steht in der Kutscheinfahrt, alles bestens. Jetzt duschen und entspannen.

15.51 Uhr – So schön kann Wäsche abhängen.
16.54 Uhr – Die Wäsche ist fast trocken. Ich habe länger mit einem Amerikaner aus Washington State gesprochen, der zum Wandern auf der Francigena hier ist. Dann ein Telefonat mit Zuhause. Jetzt gehe ich mal zum Dom hinauf.
17.50 Uhr – Habe mich völlig mit dem amerikanischen Ehepaar verquatscht. Die Ehefrau setzte sich auch noch dazu. Jetzt bin ich aber unterwegs zum Turm.
Ich war in beiden Kirchen, die ich vorhin gesehen habe. Sie sind mir einfach zu barock.

18.27 Uhr – Bin auf dem Turm. Eine wirklich fantastische Sicht, die man von hier oben hat. Das Zimmer ist in einem der Häuser auf der linken Straßenseite. Am rechten Rand des Horizonts dürfte Poggibonsi liegen, mein morgiges Ziel.

Der Blick zum Dom und über den westlichen Teil der Stadt.
Eine erste Befestigung hat schon Otto I. hier anlegen lassen. Unter Friedrich II. wurde sie ausgebaut und der Turm in dieser Form errichtet. 1944 wurde er zerstört, später aber in der ursprünglichen Form wieder aufgebaut.
20.38 Uhr – Die Amerikanerin kam doch auch noch auf den Turm hoch und hat mich eingeladen, mit ihnen zusammen ins Restaurant zu gehen. Nun sind wir mit der super leckeren Pizza fertig. Sie sind schon nach Hause, da sie morgen sehr früh aufbrechen wollen. Ich mache noch langsam, vielleicht nehme ich noch ein Eis.

22.51 Uhr – Ohne Eis zurück, es war genug für heute.
Morgen geht es weiter in das Kernland der Toskana hinein Die Strecke ist nur unwesentlich länger, hat aber fast 800 Hm. Das geplante Highlight ist San Gimignano mit den berühmten Geschlechtertürmen.
Gute Nacht!
02.06.2022 – San Miniato – Poggibonsi – 59 km/980 Hm
7.18 Uhr – Ganz gut geschlafen. Seit ein paar Tagen habe ich keine Krämpfe in den Füßen oder Schienbeinen mehr. Das Magnesium scheint zu wirken. Auch mit der Achillessehne geht es gut. Wenn ich sie abends spüre, versorge ich sie mit Pferdesalbe, und es ist am nächsten Morgen weg.
Glücklicherweise haben mich die Geräusche draußen nicht so sehr gestört. Jetzt braust sehr viel, sehr schneller Verkehr durch die enge Gasse draußen. Es ist Zeit zum Aufstehen.
8.00 Uhr – Pablo macht das Frühstück. Ich sitze auf der morgendlich kühlen Terrasse und erfreue mich erneut an dem fantastischen Ausblick. Es gibt Müsli, Rührei mit Toast und viel Kaffee mit warmer Milch.
9.09 Uhr – Abfahrt.

Abschied vom schönen San Miniato.

9.25 Uhr – Nun bin ich im Auf und Ab der toskanischen Hügel.

Hier laufen viele Fußpilger.

9.46 Uhr – Kilometer 8. Die Fußpilger laufen oben im Hang. Ein italienischer Radreisender macht gerade das gleiche Foto.

10.09 Uhr – Kilometer 15,5. In Castelfiorentino. Die Wegweiser für die Pilgerroute gibt es mit Symbolen für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer.

10.36 Uhr – Kilometer 20, Höhe 148 m, nach 230 Hm. Gerade bin ich auf einer langen Steigung auf einer engen, vielbefahrenen Straße. Mit 36° C schon recht warm über dem Teer. Der Fahrtwind kühlt aber sehr angenehm. Verpflegung werde ich bei der Hitze wohl dort kaufen, wo ich sie verzehre.
Noch 22 km bis San Gimignano.

10.50 Uhr – Schon vor fast zwei Kilometern sah ich das erste Hinweisschild zu dieser Wasserstelle am Tabernaculo. Der Schatten und der Wind hier oben tun sehr gut.
Der nächste Ort ist Gambassi Terme. Mal sehen, ob es dort einen kleinen Supermarkt gibt. Sonst hole ich ein Sandwich in einer Bäckerei.

12.22 Uhr – Immer noch an der Wasserstelle, nun mit Johanna aus Siegen. Wir erzählen viel, verstehen uns gut und begrüßen die vielen vorbeikommenden italienischen Pilger:innen. Johanna ist seit sechs Tagen alleine unterwegs und hat schon einiges an warmer Kleidung wieder nach Hause geschickt. Sie hatte die letzten Tage abends Mühe, eine Unterkunft zu finden. Die Pilgerstrecke bis Siena ist wohl sehr beliebt und insgesamt scheint die Francigena im Kommen zu sein.
Ich habe eine fußkranke Italienerin mit Kaffee versorgt. Als Gegengabe hat sie Studentenfutter herumgereicht. Ich habe zwei Müsliriegel gegessen. Wegen des heutigen Nationalfeiertags werden die Läden wohl geschlossen sein. Bald sollten wir weiter.
12.3/ Uhr – Es fällt uns beiden schwer, aber: weiter!

12.57 Uhr – Ein kurzes Innehalten in einer Kirche am Ortseingang von Gambassi Terme.

13.06 Uhr – Kilometer 25, Höhe 380 m, und weiter bergauf. Noch bin ich nicht auf dem Kamm. In der Mitte hebt sich ganz klein der Turm von San Miniato vor den Bergen des Apennins ab.
In der Sonne zeigt der Tacho beim Fahren über 43° C. Das ist schon recht warm.
13.49 Uhr – Kilometer 30, Höhe 524 m, in einem der Ausflugslokale an der Kammstraße, das brechend voll ist. Wenn es zu lange dauert, raste ich nur und fahre weiter. Der Wind hier oben ist sehr angenehm.
13.55 Uhr – Alle Servicekräfte ignorieren mich. Also weiter.

Wunderbare Aussicht vom Kamm in ein waldreiches Tal. Noch knapp zehn Kilometer bis San Gimignano.

14.28 Uhr – Kilometer 40, vor San Gimignano. Dort muss es doch etwas zu trinken geben!

14.42 Uhr – Die Alimentari ist geöffnet. Ich habe mir Äpfel und Joghurt gekauft. Damit komme ich bis Poggibonsi. Eine deutsche Schulklasse kauft hier Bier für den Abend am Strand, irgendwo.

14.49 Uhr – Am Stadttor von San Gimignano.

Voll, und sehr schön kühl hier.

Torri dei Salvucci links, Torre Chigi rechts. Es gibt noch fünfzehn dieser Geschlechtertürme in der Stadt, die höchsten mit gut 50 Metern. Die Via Francigena hat die Stadt im Mittelalter ungeheuer reich gemacht. Bei den Türmen ging es nicht um Bequemlichkeit, sondern einzig um Höhe.
In der Gesellschaft gab es lange zwei Fraktionen, die kaisertreuen Ghobellinen/Waiblinger, wegen der aus dieser Stadt stammenden Staufer-Kaiser, und die papsttreuen Guelfen/Welfen, wegen Heinrich dem Löwen.
15.24 Uhr – Die Joghurts waren noch schön kalt. Der Apfel war mir etwas zu sauer. Ich schiebe das Rad noch etwas durch die Stadt, dann geht es weiter.

Der Torre del Diavolo.

Die Torri degli Ardinghelli.
15.44 Uhr – Mit diesem Blick sitze in einer Bar. Gegenüber, wo mehr Sonne ist, wird Wasser vernebelt, um die Gäste zu kühlen. Ohne den Schatten von Bäumen ist die Hitze der Steine schon ziemlich unbarmherzig.

Rosinante schließt gerade Freundschaft.
Hier fahren auch Autos, aber Schritttempo, was ok ist.

16.13 Uhr – Ein Blick zurück.

16.27 Uhr – Kilometer 50. Ich wechsle, gemäß der Ausschilderung, auf die Piste.

16.33 Uhr – Ich umfahre San Gimignano östlich, habe es ständig rechts über mir.

Zwanzig Stück davon auf der Schotterpiste. Ich warte, bis sich der Staub verzogen hat.

17.01 Uhr – 13 % bleiben 13 %, auch wenn es auf Teer ist. Puh, heiß, und schon bei 919 Hm und 53 km heute. Entweder habe ich es falsch gelesen oder falsch abgeschrieben, die 51 km/800 Hm. Weiter.

17.14 Uhr – Kilometer 56, Höhe 187 m, nach 941 Hm: Vor mir liegt endlich Poggibonsi, mit Autobahn- und Eisenbahn-Anschluss.

Die kleine Elsa.

17.33 Uhr – Am Ziel.
18.45 Uhr – Heute wird Kleidung mal nur getrocknet, nicht gewaschen. Gleich dürften die Restaurants öffnen. Ich mache mich mal fertig.

19.21 Uhr – Wasser und Bier stehen vor mir, Salat und Tagliatelle sind bestellt. Ich sitze auf einem autofreien Platz in der Altstadt. Es gibt ein paar Bäume, Bänke, Wasserspender und mehrere Restaurants. Bin froh, dass ich nicht beim Hotel an der Straße geblieben bin.
Das Mantel am Hinterrad ist wieder etwas unrund. Das Rad hüpft nicht sehr, also warte ich noch ab. Das rechte Pedal knackt gelegentlich. Da ist wohl das Lager ziemlich am Ende. Ich hoffe, es läuft noch bis Brindisi.
Meine Arme haben ziemlich Farbe bekommen, also eher rot als braun, aber kein Sonnenbrand. Bei den Beinen passiert nicht viel. Wegen der neuen Socken, die auch die Knöchel bedecken, brauche ich mir keine so großen Sorgen um diese empfindlichen Stellen zu machen. Sehr, sehr froh bin ich darüber, dass ich bisher keine Lippenbläschen habe. Wann immer ich etwas esse oder trinke, lege ich wieder den 50er Sonnenschutz auf. Es wäre toll, wenn das bis nach Brindisi funktioniert.
20.24 Uhr – Nun habe ich auch noch Dolce und, natürlich, Caffé bestellt. Ich liebe es!
Die Crème mit Nüssen war wirklich umwerfend. Als ich «Fantastico» sagte, strahlte die Chefin über das ganze Gesicht.

Die Karte zeigt die Strecke in Blau und die Übernachtungsorten als weiße Punkte. Oben links ist Pisa, dann kommen San Miniato und Poggibonsi. Morgen fahre ich gut dreißig Kilometer nach Siena und am Samstag folgt die fast 100 Kilometer lange Strecke zum Bahnhof in Chiusi. Vier Etappen weiter ist schon Rom.
22.07 Uhr – Der Tag ist zu Ende.
03.06.2022 – Poggibonsi – Siena – 38 km/550 Hm
6.02 Uhr – Die Turmuhr schlägt. Fast überall hier in der Gegend schlagen sie exakt zwei Minuten zu spät. Hat bestimmt einen gewichtigen Grund. Diese Nacht brauchte ich keine zusätzliche Decke. Gestern Abend war es noch lange laut draußen, auch die Musik vom Livekonzert schallte herüber. Ich habe es einfach ignoriert. Es ist bewölkt und soll den ganzen Tag so bleiben. Vielleicht ist es dann etwas weniger heiß.
Nun qualmt die erste Zigarette von unten zum Fenster herein. Ich stehe mal ganz langsam auf.
7.02 Uhr – Die erste Welle der Arbeiter ist schon mit dem Frühstück durch. Der Barmann ist im Spülstress. Er hat mir einen löslichen Kaffee gemacht. Dazu gibt es heiße Milch und ein Croissant. Vor der Abfahrt gehe ich noch in den großen Coop und kaufe neues Müsli.
7.45 Uhr – Das Hotel hatte irgendwie das Geld schon eingezogen. Das Frühstück hat der Barmann mir geschenkt. Alles etwas komisch. Abfahrt ohne großen Coop.

Die ersten Kilometer fahre ich auf einer alten Bahntrasse entlang der Elsa bei angenehm frischen 22° C.

8.42 Uhr – Kilometer 7,7 in Colle di Val d’Elsa – Meine Ausbeute im Conad Superstore: Müsli, Joghurt, Knäckebrot und zur Abwechslung ein Stück Käse. Es wird langsam wärmer.

Was der Supermarkt nicht bietet, kann man heute hier auf dem Markt kaufen, von der Unterwäsche bis zu den Tomatenpflanzen.

9.25 Uhr – Kilometer 13. Nach dem vielen Blech in der Stadt, bin ich jetzt bei den Feldlerchen, Hühnern, Schwalben und Eidechsen.

9.38 Uhr – Das neue Müsli schmeckt sehr gut zum zweiten Frühstück. Hier fülle ich auch die Wasserflasche wieder auf.

9.52 Uhr – Kilometer 14. Hier laufen Fuß- und Radpilger auf der gleichen Staubpiste, zusätzlich zu einer nicht gerade kleinen oder langsamen Anzahl von Autos und Lieferwagen.

Laut Komoot fehlt da eine Brücke. Mal sehen.

Diese Umfahrung hat mir ein Mountainbiker gezeigt. Er ist extra dafür mit mir zurück gefahren. Diese Hilfsbereitschaft ist wirklich toll. Immer, wenn ich mit dem Weg ein Problem habe, wie auch oben vor Mailand oder vor Sestri, kommt ein Mountainbiker und zeigt mir den Weg. Da leistet das himmlische Büro wirklich tolle Arbeit.
Runter in das trockene Bachbett lasse ich rollen, rauf werde ich wohl schieben müssen.
Ich konnte beides fahren. Wir hatten unseren Spaß.

10.16 Uhr – An der Abbadia a Isola.

Monteriggioni, Carcassonne in klein, zumindest von hier aus.

Der Weg wird wieder glattgezogen. Den Unterschied merkt man sofort.

Die bisher größte Gruppe mit sicher fünfzig Pilger:innen.

Ob sich der Anstieg lohnt?

11.13 Uhr – Sehr voll, aber auch sehr schön hier. Der Caffé und die Limo taten sehr gut. Für die deutsche Allein-Radlerin war es zu voll, sie ist wieder raus und den Hügel hinunter. Das mache ich jetzt auch. Siena wartet.

Ich finde das bunte Leder sehr schick.

Hier kommen die Pilgerscharen den Berg hinauf in die Stadt.

Und mitten drin ein kleiner Olivenhain mit Schatten und Bänken für müde Pilger:innen.
Nett mit einer Südtirolerin gesprochen, die Wasserflasche gefüllt und das Käppi nassgemacht.

11.35 Uhr – Und nun wieder durch das Tor und weiter.
12.13 Uhr – Kilometer 31. Am Stadtrand von San Martino. Noch vielleicht sechs oder sieben Kilometer, aber hier versagt mir langsam der Kreislauf. Ich brauche dringend etwas zu essen und suche mir einen Schattenplatz.

12.50 Uhr – Fertig mit Müsli. Kaffee und Käse auf Knäckebrot. Das tat gut. Die Aussicht von der Bank, wenn man über die vielbefahrene Straße hinwegsieht, ist sehr schön.
Der herausragende Berg am Horizont könnte der Monte Amiata (1738 m) sein, der in der früheren Planung mal erklommen werden sollte.
Nun rolle ich mal nach Siena hinein.

13.16 Uhr – Hier gibt es eine Luftpumpe. Damit habe ich noch einmal versucht, das Hinterrad etwas runder zu bekommen. Mal sehen.

13.31 Uhr – An der Porta Camollia. Leider ist der Reifen nicht runder als vorher.

Die Banca Monte dei Paschi gilt als die älteste noch existierende Bank. Seit der Finanzkrise 2008 steckt sie jedoch in argen Schwierigkeiten. Früher hat sie der Gemeinde immer Millionenbeträge gespendet. Das ist seither vorbei. Wahrscheinlich sind deshalb die einst sicher sehr guten Radwege nicht mehr so gut in Schuss.

Es gibt offensichtlich sehr viele Bewunderer der Stadt.

13.52 Uhr – Auf der Piazza del Campo in Siena.

Als Panorama. Für viele der schönste Platz in Italien.

14.09 Uhr – Am B&B. Das Fahrrad kann in die Garage im Untergeschoss. Super!
Frühstück gibt es ab acht. Sie war bereit auf viertel vor acht zu gehen. Heute waren es maximal 30° C, morgen könnten es 35° C werden.
15.30 Uhr – Die Wäsche hängt auf der Leine. Mit Martina habe ich gerade letzte Details für ihre morgige Anreise besprochen. Nun schleiche ich mich mal wieder ins Getümmel.

16.01 Uhr – Die Tickets für den Rathausturm, Torre del Mangia, sind für heute alle ausverkauft. Also zum Dom, der hinter der Häuserreihe hervorschaut.

Nur so.

Aufstieg zum Dom. Dies ist keine Hofmauer, sondern wäre eine Außenmauer des neuen Doms geworden, so groß wie damals Alt-St.-Peter in Rom.

Das Langhaus wäre zum Querhaus geworden. Dieser riesige Platz sollte umbaut werden.

Hier ist es noch besser zu sehen.

Die Fassade der Kathedrale Santa Maria Assunta des Erzbistums Siena. Sehr gotisch geschmückt: Figuren, Engel, Wasserspeier, Wimperge über den Portalen, Fensterrose im Mittelschiff. Es ist die erste gotische Fassade in Italien, begonnen 1282.
Tickets nur noch für das Innere des Doms, ohne Dachbesteigung oder ähnliche Besonderheiten. Dafür natürlich jünstisch!

Ein ganz ungeheuerlicher Raumeindruck mit diesen engen schwarzweißen Linien, den bunten Arkaden und Gewölben.

Der Chor. Der Pfeiler ganz rechts ist für die Kuppel nicht in der Linie der Arkade des Langhauses.

Das Hauptschiff. Bis auf das Gewölbe stammt es, wie die Kuppel, vom Beginn des 13. Jahrhunderts. Das Gewölbe und die Querschiffe wurden um 1260 neu errichtet. Der Campanile entstand erst in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Die Kuppel. Sie hat keine quadratische Basis. Die Vierung ist ein Sechseck, weil neben den vier Hauptpfeilern zwei weitere Pfeiler, nach außen versetzt, sie tragen.

Die Seitenschifftüren sind nicht mittig, die Fassade außen also schmaler als die Kirche innen.

Über den Arkadenbögen gibt es rund um das Langhaus Köpfe von Bischöfen und Päpsten, die auf die Besucher herabschauen.

Eine säugende Löwin mit Beute für ihre Jungen im Maul trägt die Kanzel.

Eines der vielen Marmorintarsien auf dem Fußboden.

Ich bin auch noch in die Piccolomini-Bibliothek gegangen, mit Fresken aus dem Leben Pius II. und einer Sammlung riesiger Chorbücher aus dem 15. Jahrhundert.

Einer der Kerzenengel.
Ich habe zwei Kerzen angezündet, eine für alle, denen ich auf dem Weg begegne, und eine für alle, die ich zu Hause zurückgelassen habe.
In bin ich nun schon fast tausend Kilometer mit dem Rad unterwegs, gesund und freudig, über Berg und Tal, auf der Schnellstraße und der staubigen Piste, mit vielen freundlichen und hilfsbereiten Menschen am Weg. Es erfüllt mich eine große Dankbarkeit.
17.51 Uhr – Jetzt habe ich aber einen Hunger!!

Seehr lecker!

Ein Junge zieht mit den Kindern durch die Straßen diese Viertels und übt den Trommelrhythmus für einen Umzug.

Die großen Jungs üben das Fahnenschwenken. Natürlich noch längst nicht so kunstvoll wie mein Bruder bei den Kirchdauner Junggesellen damals.

In etwa da, wo der Kran steht, ist meine Unterkunft. Die Backsteinkirche im Vordergrund ist San Giuseppe.

Die zwei Hügel der Stadt treffen sich am Campo. Auch auf der anderen Seite wird fleißig getrommelt. Links oben sieht man den Campanile des Doms. Im Tal gibt es Gärten und Olivenbäume.
Siena ist unter anderem berühmt für den Palio, ein Pferderennen um den Campo als Wettkampf unter den 17 Stadtbezirken, den Contraden. Es gibt zwei Rennen pro Jahr, mit zehn teilnehmenden Contraden. Die Pferde werden ausgelost, die Jockeys gemietet. Es reicht sogar zum Gewinn, wenn das Pferd ohne Reiter als erstes ins Ziel kommt. Wegen der engen Kurven kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Drei Mal wird auf dem grauen äußeren Rand um den Platz geritten. Er wird dafür mit 20 cm Tuff-Sand-Gemisch gepolstert. Es kommen fast 60.000 Zuschauer, die in der Mitte oder am Rand dicht gedrängt stehen, um das etwa 100 Sekunden lange Rennen zu sehen.

19.14 Uhr – Nun sitze ich in einer Osteria in der Nähe der Unterkunft. Hier gibt es Bier in 0,75 Liter, was zu meinem Durst besser passt, als ein halber Liter Wein. Wasser gibt es sowieso.
Das Essen inklusive Nachtisch und Caffé war wunderbar.

21.05 Uhr – Der warme Backstein dient als Ersatz für den englischen Rasen. Es scheint hier immer voller zu werden.
22.37 Uhr – Nun ist es Zeit sich vor der morgigen langen Etappe auszuruhen.
04.06.2022 – Siena – Chiusi Chianciano Terme – 92 km/1390 Hm
7.04 Uhr – Habe nicht gut geschlafen. Lange klang lautes Rufen und Gesang vom Campo herüber. Dann zwei Krämpfe im Schienbein, erst links, dann rechts. Und natürlich bin ich wegen meiner langen Strecke und Martinas Zugfahrt auch aufgeregt. Aber jetzt stehe ich auf und mache einfach alles Schritt für Schritt.
8.30 Uhr – Gefrühstückt und gepackt. Es geht los.

Kein Geld bei der Postbank, weder 500€, noch 400€. Der Betrag sei zu hoch. Immerhin kam die Karte wieder raus. Also weiter.

Durch das südliche Tor aus der Stadt hinaus.

Blick zurück. Schon mehrere nette Autofahrer, Pilger und Radreisende getroffen.

Nette Niederländer, die auch nach Brindisi, zumindest aber nach Bari wollen. Von dort fährt ihre Fähre nach Korfu. Den Rückweg radeln sie über Kroatien und Slowenien. Er hat ein kleines Fernglas zur Vogelbeobachtung dabei. Die Verabredung mit ihr ist, dass er drei Mal am Tag Zeit für die Vogelbeobachtung hat.
Hier hielten auch drei italienische Bike-Packer, die ich sicher noch öfter sehen werde, da sie bis San Quirico fahren.

Umwerfend. Siena liegt mitten in den Feldern. Das viele Schauen macht mich sehr langsam.

9.32 Uhr – Kilometer 11, 105 Höhenmeter. Immerhin zehn Kilometer in einer Stunde.

9.59 Uhr – Kilometer 19, schnell hinter Rennradfahrern her und, wo möglich, auf der Hauptstraße geblieben.
Hinter mir ist immer noch der Turm von Siena zu sehen.

10.33 Uhr – Kilometer 25, 243 Hm.

Getreideanbau in dieser Schräge, das ist sicher auch riskant.

10.54 Uhr – Kilometer 30, 252 Hm. Ich rolle nach Buonconvento hinein. Brauche Wasser!
Der Brunnen ist gleich rechts am Tor. Dessen Restauration wurde von der Monte dei Paschi unterstützt, klar.
Auf der Hauptstraße habe ich ein Stück abgekürzt, vor allem mit 30 km/h auch deutlich schneller zurückgelegt.
In der Bar Sport ein belegtes Brot gekauft. Das will ich auf Kilometer 50 essen.

11.23 Uhr – Kilometer 34,5. Mal wieder auf ruhige Staubpiste.

Das typische toskanische Weingut auf dem Hügel.

Mit etwas Glück kann ich auf dem Kamm bleiben.

Kunst und Wein. Vor mir im Dunst weiter der Monte Amiata.

Jede Foto-Wasser-Pause zählt.

Mit den Pilgern 12 % hinauf.

12.02 Uhr – Kilometer 39, 440 Hm. Rosenbüsche am Kopf der Rebenreihen. Ob man das im Ahrtal auch macht? Liebe Grüße dorthin.

Viel befahrene Kammstraße. Der nächste Ort ist Torrenieri.

Links vor mir Torrenieri

12.45 Uhr – Kilometer 44. An der Wasserstelle in Torrenieri mit vielen Pilger:innen.
Das Brot ist total lecker. Ich habe Kaffee angeboten, und einer hat sich etwas in seine Tasse geschüttet. Als ich bei mir Wasser dazu gab und ihm welches anbot, schüttelten die beiden Frauen den Kopf «we don’t do that in Italy». Wahrscheinlich ist mein Kaffee für ihn ungenießbar.
13.33 Uhr – Auch die drei italienischen Bike-Packer kamen hier an. Auch mehrere Motorradfahrer und e-Biker. Alle sind ko und genießen das kühle Nass.
Nun ganz langsam weiter.

Sind das schon Halluzinationen?
15.00 Uhr – Kilometer 52, nach 775 Hm von 1100 Hm. Bei einer dringend notwendigen Wasser-Limo-Kaffee-Pause in San Quirico, nach einem sehr langen heißen Anstieg auf Teer. Auf Teer geht es ja so viel leichter, im kleinen Gang, den Berg hinauf und richtig schnell runter. Auf Schotter ist der Anstieg noch langsamer, anstrengender und die Abfahrt genauso langsam, weil man auf die Spurrillen und Schlaglöcher achten muss.

15.32 Uhr – Kilometer 54,6, nach 886 Hm. Der Weg führt direkt auf den Monte Amiata zu, Ginster duftet, 41° C, schön kühlender Wind. Aber Schotterpiste, sehr steil mit Beton und Spurrillen bergab.

Über den Höhenzug am Horizont muss ich wohl noch.

15.58 Uhr – Nach einer unglaublich steilen Abfahrt auf Piste nun in Bagno Vignoni. Das rechts über die Steine fließende Wasser ist heiss und riecht nach Schwefel. Hier ist die Hölle los an Autos und Motorrädern. Erinnert mich an Saturnia.

16.12 Uhr- Kilometer 61. Am Castello Spedaletto. Ich fülle am Brunnen Wasser nach.
16.36 Uhr – Kilometer 66,6. In meinem eigenen Schatten nur noch 37° C am Tacho. Brauche bald einen Riegel.

17.18 Uhr – Kilometer 70, Höhe 350 m, nach 995 Hm. Vorhin habe ich unter einer Brücke im Stehen einen Apfel und zwei Riegel gegessen. Das half. Die Hauptstraße ist viel befahren, hat aber eine angenehme Steigung und der Wind kommt endlich nicht mehr von vorne. Noch 25 km und 360 Hm laut Google.
Martinas Zug ist sehr verspätet, sie verpasst den Anschluss und schafft es hoffentlich noch mit den Regionalzügen im Laufe des Abends.

17.54 Uhr – Auf der Passhöhe im Wald mit 547 m. Kilometer 74, Gesamthöhenmeter bereits 1192 Hm. Jetzt in die Abfahrt. Eine weitere Steigung wird es wohl noch geben.

18.20 Uhr – Kilometer 78,1, Höhe 550 m, Gesamt 1284 Hm. Auf der zweiten Passhöhe. Noch etwa 15 km. Keine Nachricht von Martina. Bin sehr froh um den Schatten im Wald.
18.20 Uhr – Martina steht in Bologna am Schalter in der Schlange für eine neue Fahrkarte für heute Abend.
18:39 Uhr – Martina hat die Fahrkarte. Neue Ankunftszeit in Chiusi ist 22:58 Uhr. Ich habe noch ein paar Kilometer.
19.02 Uhr – Kilometer 90, nach 1355 Hm. Ich bin platt, muss noch vier Kilometer. Wird irgendwie gehen. War noch viel Auf und Ab.

19.24 Uhr – Am Hotel und eingecheckt. Ich soll um elf bei der Mamma klingeln, damit wir das Fahrrad von Martina auch noch verstauen können. Sehr nette Leute.
Duschen!!!!
20.24 Uhr – Alles gewaschen, geduscht: Hunger! Ich sitze in einer Trattoria direkt am Bahnhof.

21.06 Uhr – Jetzt bin ich quasi satt nach diesem ersten Gang. Aber es muss ja auch vorhalten. Also noch Pici mit Ragu d’Anatra.
Auf dem Weg aus dem Wald hier herunter nach Chiusi habe ich die 1000 Kilometer voll gemacht. Das ist doch schon ein gutes Stück. Und natürlich sind 90 Kilometer am Tag mehr als einmal 50 km und einmal 35 km. Aber, morgen brauche ich eine entspannte Strecke.
In der Kombination mit den fast 1.400 Höhenmetern und viel Schotterpiste war der heutige Tag wohl die Königsetappe. Es kommt noch eine mit 106 km, aber «nur» etwa 500 Hm.
Hier ist es schon dunkel. Sonnenuntergang war 20.46 Uhr, während es in Bonn heute 21.38 Uhr ist und Brindisi 20.14 Uhr.
Auch die Nudeln waren super lecker. Hier würde ich jeden Abend essen gehen.
21.20 Uhr – Martina sitzt jetzt im Zug von Florenz nach Chiusi. Das ist der letzte Abschnitt und müsste nun doch auch klappen.

22.45 Uhr – Ich sitze auf Gleis 4. Der Zug hat (nur!) 5 min Verspätung. Auf dem Weg zum Bahnhof habe ich noch Geld abgehoben. 200€ waren problemlos zu bekommen.

Der Zug fährt pünktlich ein.
23.27 Uhr – So, jetzt richten wir uns ein, und dann ist Licht-Aus.
05.06.2022 – Chiusi-Chianciamo-Terme – Aquapendente – 60 km/1050 Hm
7.07 Uhr – Wieder hatte ich nachts einen Krampf im Schienbein. Außerdem habe ich ziemlich merkwürdig geträumt, das erste Mal, dass ich mich auf der Tour erinnern kann. Nebenan wird schon sehr intensiv Yoga gemacht.
7.48 Uhr – Beim Frühstück. Unglaublich, aber draußen fallen ein paar Tropfen. Es ist bewölkt, soll aber mit 34° C wieder sehr warm werden. Das Frühstück ist mit Croissant und Kuchen eher spartanisch. Aber es gibt Joghurt, Tee und Kaffee.
Auf dem Zimmer gibt es einen Wasserkocher. Das ist für Martina, die keinen Kaffee trinkt, sehr praktisch.
8.52 Uhr – Abfahrt.

9.00 Uhr – Wir radeln auf Schotterpiste parallel zur Bahnlinie. Die Temperatur ist sehr angenehm.

Heute ein Stück auf der Ciclovia del Sol, dem EV7, der vom Nordkap nach Malta führt. Zwischen Berlin und Rostock habe ich ihn 2020 genutzt. In Italien läuft er fast parallel zur Francigena, kreuzt diese in Rom und führt weiter über Neapel nach Sizilien.
Wir wechseln heute noch wieder zurück auf die Francigena.

9.11 Uhr – Kilometer 4, eine Kanalregulierungsstelle und frühes Wasserkraftwerk.

9.53 Uhr – Kilometer 14. Die ersten zehn Kilometer auf Schotterpiste auf der Via del Sol. Jetzt wechseln wir auf einer Teerstraße hinüber zur Francigena.

Deutsche Radler, die heute den ersten Tag fahren, ohne Gepäck. Die Schaltungen scheinen noch verstellt zu sein, einer hat Knieprobleme und die wenig fitte Frau fährt ein extrem gut getarntes e-Rennrad, um mithalten zu können. In San Casciano treffen wir sie vielleicht beim Kaffee.

10.21 Uhr – Kilometer 18, weiter im Anstieg durch den Wald.

10.40 Uhr – Kilometer 19, Höhe 488, nach 323 Hm. Temperatur bei angenehmen 28° C mit Bewölkung, die vor der Sonne schützt.
Das Croissant und der eine Joghurt heute morgen waren einfach zu wenig. Noch haben wir in keinem Ort einen offenen Laden gesehen, es ist halt auch Pfingstsonntag.

11.03 Uhr – Fast auf dem Pass. Das Wasser ist super, wir füllen alle Flaschen und der Italiener mehrere 5-Liter Flaschen.

11.54 Uhr – Nach dem Einkaufen von Schinken und Joghurt sitzen wir in San Casciano dei Bagni. Die Deutschen Rennradler fuhren gerade wieder ab.

An der Mauer am Platz vor dem Café. Eine fantastische Aussicht über die toskanischen Hügel.

Kleiner Stadtrundgang.

Unten der Platz mit der Aussicht. Hier im Lädchen gibt es Obst.
12.31 Uhr – Kilometer 24, nun doch mal weiter.

Blick zurück.

Mountainbike Trail steht da. Wir sind mal gespannt. Wir hätten auch die sehr viel schnellere Teerstraße nehmen können.

Piste mit toller Aussicht

Zwei Milane erheben sich gerade aus dem Feld. In der Bildmitte die Burg von Radicofani mit dem weithin sichtbaren Turm, die mir gestern schon aufgefallen war.

13.18 Uhr – Der Monte Amiata. Immer im Blick.

Müslipause auf der Picknickdecke mit Blick zum Monte Amiata.

Panorama auf der Kammpiste.

Nur Landschaft.

14.55 Uhr – Kilometer 44. Nach 658 Hm. Mundraub an der Via Francigena. Die Kirschen sind super lecker. Und die Piste sehr staubig.

15.12 Uhr – Kilometer 46. Schotterpistenanstieg mit böigem Gegenwind.

15.46 Uhr – Kilometer 51, nach 813 Hm. Vor uns halb rechts liegt Proceno, durch das wir noch fahren, bevor wir Aquapendente erreichen.
Einzelne Regentropfen. Die Böen sind extrem stark.

16.35 Uhr – Proceno ist kein Touristenort, aber es gibt eine Bar, die Caffé macht, Lemonsoda und Eis verkauft. Wieder eine sehr gelungene Pause. Der Himmel über uns ist jetzt strahlend blau.

Noch etwa 8 Kilometer, Aquapendente sollte rechts hinter dem Hügel liegen.

17.34 Uhr – Ankunft in Aquapendente.
18.55 Uhr – Wir essen gleich hier in der Pizzeria. Ein Tisch auf der Terrasse ist reserviert.
Meine rechte Ferse habe ich gespürt, aber es wurde nicht schlimmer. Das recht Knie zwickte mal, macht mir aber derzeit keine Sorgen. Somit bin ich, abgesehen von einer leicht erhöhten Müdigkeit, ohne Nachwirkungen aus der gestrigen Etappe durch den Tag gekommen. Die deutlich geringere Hitze, die etwas langsamere Fahrweise und die vielen sehr schönen Pausen waren dabei auch sehr hilfreich.
Martina ist angemessen erschöpft für den ersten Tag in der plötzlichen südlichen Wärme und die erste Gepäcketappe.

Sehr reichhaltiger und schmackhafter Vorspeisenteller. Den haben wir uns geteilt, genauso wie den anschließenden Nudelteller.

21.10 Uhr – Beim Stadtrundgang: Der Torre Barbarossa, der letzte Rest der Stauferburg aus dem 12. Jahrhundert.

Die abendliche Stadt, bewacht vom Monte Amiata.

21.30 Uhr – Doch noch Törtchen und Kaffee zum Nachtisch.
21.59 Uhr – Es war ein wunderbarer, erlebnisreicher und genussreicher Tag.
06.06.2022 – Aquapendente – Viterbo – 56 km/680 Hm
6.52 Uhr – Besser geschlafen, keine Krämpfe. Müllabfuhr und Straßenreinigung machen in diesen engen Gassen einen ungeheuren Krach. Ich habe danach aber trotzdem noch eine Viertelstunde weitergeschlafen.
Es gibt kein Frühstück hier im Haus, wir gehen gleich in die Bar vorne am Platz.
8.30 Uhr – Abfahrt. Mal sehen wie lange das eine Schoko-Croissant und der eine Kaffee wirken. Martina hat nur einen grünen Tee getrunken.

8.53 Uhr – Kilometer 3,5, nach dem ersten Anstieg. Das Schutzblech musste bei Martina justiert werden.
Ein wunderbarer Morgen!

Kartoffelanbau auf der Höhe.

9.29 Uhr – Die gibt es erste Banane seit Tagen, Martina ist glücklich! Auch Äpfel gekauft.
Jetzt runter zum See und frühstücken.

Hundert Meter weiter kommt diese Aussicht auf den Lago Bolsena.
Ein perfekter Ort für das Frühstück, mit Bänken in der Sonne und welchen im Schatten.

9.54 Uhr – Kilometer 9,8. Joghurt mit Äpfeln und Müsli in großer Menge. Dazu Knäckebrot mit dem Käse von vorgestern und dem Schinken von gestern. Der Kaffee ist auch fertig.
Ab und an kommen Pilger vorbei und man grüßt sich. Das Ziel Brindisi erzeugt bei den Italiener immer ein hochachtungsvolles Erstaunen. Das wird hinter Rom sicher anders werden.
10.25 Uhr – Es geht langsam weiter.

Der Lago ist ein Kratersee, 300.000 Jahre alt, 114 Quadratkilometer groß. Hier wird, wie in der Eifel, Tuff(?) abgebaut.
17% Steigung hatten wir gerade hier ein kurzes Stück hoch.

Jetzt ans Wasser.

11.02 Uhr – Kilometer 17, an einem kleinen Badestrand am See.
11.30 Uhr – Nach einem erfrischenden Bad im See und Trocknung in der warmen Luft, wollen wir nun doch mal weiter.

11.44 Uhr – Bolsena.

Hier gibt es viele kleine Geschäfte und Lokale. Viele Leute sind in den Straßen.

Kirche der Hl. Christina in Bolsena.Der Kuppelbau links ist eine eigene Kirche. Von ihr führ ein Gang zum Grab der Hl. Christina und zu den dahinter im Felsen liegenden Katakomben.

Die Hauptkirche ist ein sehr schöner schlichter romanischer Bau.

12.41 Uhr – Kilometer 27, im Anstieg aus dem Krater hinaus.

12.54 Uhr – Kilometer 29, nach 342 Hm. Endlich wieder auf gleißend heller Staubpiste. Die Teerstraße fährt sich richtig gut, aber nur, wenn keine Autos kommen.

Am Fuß tat mir etwas weh. Ich habe mir wohl am Strand einen kleinen Schnitt geholt in den sich ein Steinchen gesetzt hat. Mit Wasser, Pinzette, Betaisodona und Pflaster ist es jetzt gut versorgt.

13.49 Uhr – Kilometer 34, Höhe 575 m, nach 534 Hm. Wir kommen endlich auf dem Kraterrand in Montefiascone (Berg und Fiasco?) an.

13.55 Uhr – Nach einem weiteren Anstieg: Über dem Tor steht: «Noch 100 km bis zum Grab des Petrus».

Der gesamte Anstieg von Bolsena hier herauf war sehr anstrengend, aber die Aussicht ist es wert! Nun schnell ein Café!!!!

Die Ruine des Papstpalastes. Die Stadt wurde von Karl dem Großen an den Papst übergeben. Während der Zeit, als die Päpste in Avignon residierten, saß hier der mächtigste Kardinal, der half, die Macht der Kirchenstaates in Italien wiederherzustellen.

Im Dom Santa Margherita mit einer prächtigen barocken Kuppel.
Nirgendwo ein Café innerhalb der Mauern (Fiasco!). Die Stadt ist wie ausgestorben.

14.31 Uhr – Zurück am Tor mit der 100 km Info. Hier gibt es alles!!
15.25 Uhr – 6 Kilometer super schnelle Abfahrt, statt 20% Gefälle auf Beton. Zum Glück ließ sich leicht eine Alternative finden.

Latium – Flach

15.44 Uhr – Kilometer 47. An einem Brunnen ein Blick zurück.

Vor uns liegt Viterbo. Ausnahmsweise mal eine Stadt in der Ebene. Ich hatte noch mit einem scharfen Schlussanstieg gerecht. Er fehlt mir nicht!

Ein riesiger Urnenfriedhof am Stadtrand.

In den Mauern der Stadt, puh, was ein Verkehr.

16.28 Uhr – Am Hotel.
17.28 Uhr – Die Räder sind in einer großen Garage in einer Nebenstraße untergebracht. Die Radkleidung ist gewaschen und hängt auf dem Balkon in der Nachmittagshitze. Die Dusche war sehr gut.

18.31 Uhr – Beim Stadtrundgang mit leckerem Eis auf der Hand: Die Vereinigung der Carabinieri hat Jahreshauptversammlung mit Ansprachen, Ehrungen etc.

Der Platz ist voll. Darüber der Torre dei Priori.

Alle warten darauf, dass der Chef mit der Rede endlich fertig wird.

San Silvestro mit der Fontana Gesu.

Der Dom San Lorenzo.

Und der Papstpalast. In Viterbo fand das bisher längste Konklave statt. Es dauerte 1003 Tage. Während der Zeit starben drei Kardinäle, und einer reiste genervt ab. Am Ende gab es nur Wasser und Brot, damit sie sich endlich einigen. In der Mitte des 13. Jahrhunderts residierten acht Päpste hier.

Bierflasche mit Kühlung, 0,66 l. Mal sehen, wie ich das vertrage.
Sehr leckere Kombination aus Salat und Pasta. Ich bin völlig bedüdelt.

Impressionen vom Weg zum Hotel.

Der oben erwähnte Turm bei Mondschein.

21.43 Uhr – Der Platz der Parade.
22.33 Uhr – Ein sehr schöner Tag geht zu Ende. Morgen liegen 75 km vor uns. Frühstück nehmen wir um sieben Uhr.
07.06.2022 – Viterbo – Formello – 78 km/1090 Hm
6.29 Uhr – Heute wollen wir wegen der langen Etappe früh starten. Ich bin nicht wirklich ausgeschlafen, dafür bin ich zu oft vom Krach draußen wach geworden.
8.32 Uhr – Abfahrt nach einem netten Schwatz mit einem Holländer, der im gleichen Hotel übernachtet hat und gerade sein Rad belud. Er ist von Amsterdam nach Rom unterwegs, und in wenigen Tagen trifft er seine Frau dort.

Morgenlicht am Papstpalast in Viterbo.

Wunderbar kühle Schlucht.

Kilometerlang.

9.00 Uhr – Kilometer 6. Flach. Man kann Montefiascone und den Monte Amiata am Horizont noch sehen.

9.39 Uhr – Kilometer 13,4. Jasmin in voller Blüte mit einem betörenden Duft.

Im letzten Stück eines kilometerlangen sanften Anstiegs.

10.43 Uhr – Kilometer 22. Wasserstelle in Cura.

Schaltungs- und Kettenpflege an beiden Rädern.
Jetzt Kaffee und Limo in der Bar gleich daneben.

12.09 Uhr – Kilometer 28. Der Hinterreifen ist erneut platt, wahrscheinlich vom neuen Einlegeband, das sich aufgerollt hatte. Glücklicherweise nur fünfzig Meter von einer Tankstelle entfernt.
Nun wird der italienische Schlauch eingezogen, die Kante des Mantels eingeseift und die Anti-Platt-Einlage neu justiert. Mal sehen, wie gut es funktioniert. Ich hole mir bei nächster Gelegenheit wieder einen neuen Schlauch.
Netter Tankwart. Er gestikulierte, dass er eine Luftpumpe hat. Er gab mir einen Adapter für das Ventil und schloss den Raum mit der Druckluft auf. So war der Reifen schnell aufgepumpt. Er läuft erheblich runder, wenn auch noch nicht perfekt. Mal sehen, wann der nächste Platte kommt. Der Tankwart hat auch noch das Wasser angestellt, damit wir uns die Hände waschen konnten.

Langer schattiger Weg.

Haselnuss-Plantage.

Ein ganzer Esskastanien-Wald, kurz vor Capranica.

13.20 Uhr – Kilometer 34. Am Ende der Mittagspause in einem Park in Capranica.
Mit der heutigen Unterkunft telefoniert. Es gibt dort auch Abendessen. Sehr gut!

Altstadt

Blick zurück, danach in eine lange 15% Steigung: furchtbar!

Sutri: Hier hat Heinrich III. unter den Päpsten «aufgeräumt». Danke für die Experten-Info!

Das Amphitheater im Tuff-Gestein.

Sehr viele Wohn-Höhlen im Tuff.

14.30 Uhr – Kilometer 45, nach 541 Hm. Nach einer sehr schönen langen Abfahrt erst auf Teer, dann auf Piste, kommt diese Wasserstelle.

15.04 Uhr- Singletrail an der Autobahn. Das ist der Fernradweg nach Rom!?!?

15.19 Uhr – Kilometer 54. Im Hintergrund tauchen wieder Berge auf, sehr klar, ohne Dunst und mit Schönwetterwolken.

Strohballen in Nationalfarben.

15.45 Uhr – Cascate di Monte Gelato im Regionalpark Valle del Treja.

16.20 Uhr – Kilometer 64, nach 762 Hm. Vor uns liegt Campagnano di Roma. Da müssen wir rauf und hoffen auf eine Bar oder Gelateria.

Klar, 14% Steigung!
Dann 17% für 30 m, fast unmöglich, dann 14%, die dann sogar gingen. Klar, nach 17% gehen 14% immer!

Schieben geht auch. Oben wurde Martina von einem «Via Francigena»-Auto empfangen. Die Fahrerin zeigte Daumen hoch, wünschte «Buon Camino» und hat den Weg zur Bar gewiesen.

Ortseingang

Rathaus und Einkaufsmöglichkeiten.

16.45 Uhr – Kilometer 64, nach 831 Hm. Ich bin erst einmal fertig!
Aber Caffé und Limo helfen sehr schnell. Gleich noch ein Eis von gegenüber.
Hier gibt es einen Verkehrspolizisten, der uns bat, die Räder nicht schräg, sondern gerade zwischen den Autos zu parken. Vielleicht fahren wegen ihm die Autos und Motorroller hier auch sehr zivilisiert.
In der Eisdiele fragte die Bedienung, ob ich Sahne dazu möchte. Die Kundin neben mir rief sofort «Yes!». Ich habe ihr aus vollem Herzen zugestimmt. Im Becher lässt sich das ja auch gemütlich essen.

16.22 Uhr – Kilometer 72, wieder Piste.

Kunst im Park. Danach erneut ein happiger Anstieg nach Formella hinauf.

Dann plötzlich diese Panorama über das Tiber-Tal.
Auf dem letzten Anstieg ging die Piste plötzlich in Teer über. Martina dichtete: «Teer, kein Verkehr, was will ich mehr?»

19.00 Uhr – Am B&B. Endlich!
Abendessen um 20.00 Uhr.

20.00 Uhr- Die Wäsche hängt im Olivenbaum. Leider wurde das Wasser im Bad nicht warm. Die Vermieterin hat etwas am Boiler gemacht, dann lief es warm, bis ich fertig war. Martina hat dann halt kalt geduscht. Sehr tapfer! Vor allem nach der langen staubigen Etappe.
Gleich wird uns das Abendessen hier herauf gebracht. Wir sind gespannt.

21.29 Uhr – Das Abendessen war einfach, aber sehr lecker. Bier mal wieder in 0,66 l, nur für mich alleine!
22.46 Uhr – Es war noch sehr schön lau draußen auf der Terrasse. Die ersten Sterne waren zu sehen. Dann kamen die beiden Hunde der Besitzer und wollten gestreichelt werden. Damit sie unsere Räder nicht anpinkeln, haben wir Stühle vor sie gestellt.
Morgen erreichen wir dann schon Rom.
Draußen knattern keine Mofas oder Autos, es bellen die Hunde der gesamten Nachbarschaft. Frühstück gibt es kurz vor sieben. Zeit zum Schlafen.
08.06.2022 – Formello – Rom – 45 km/200 Hm
6.32 Uhr – Zu viele Hunde, zu viele Hähne, zu schlecht geschlafen. Oh Mann, das war keine gute Nacht.
8.18 Uhr – Bezahlt und los!

Auf dem Schild steht Roma!

8.44 Uhr – Durch die Getreidefelder auf Nebenstraßen fahren wir auf Rom zu.

Der Teer ist so aufgewellt, dass wir uns durchschlängeln müssen. Die Autos aber müssen ausnahmsweise richtig vorsichtig und langsam fahren. Irgendwie fair.

9.19 Uhr – Joghurt, Käse, Knäckebrot und Kaffee im Superstore gekauft. Leider gab es keinen Fahrradschlauch und keine Gaskartusche.

9.48 Uhr – Kilometer 17. Auf dem Tiber-Damm. Lässt sich super gemütlich fahren. Den Fluss sieht man von hier oben aber nicht.
Wir sind gerade an Saxa Rubra vorbei. Noch sicher fünfzehn Kilometer bis zum Petersplatz.

10:10 Uhr- Kilometer 22.

10.24 Uhr – Kilometer 27, an der Ponte Milvio.

Fahrbar! Irgendwie mache ich mir doch keine so großen Sorgen und das Hinterrad. Rosinante und mir macht es einfach Spaß, so eine Treppe zu fahren.

Der Tiber.

Reparierhilfe: Der gute Mann hatte sich die Kette verbogen. Ich sah ihn werkeln und habe umgedreht. Er meinte, er käme alleine zurecht, aber er hatte das kaputte Verbindungsglied nicht gesehen. Ich konnte ihm helfen, und er war sehr glücklich. Ich auch!

Radweg in Rom.

Langsam aber sicher.

Abifeier? Sie singen laut und bewerfen sich mich Farbpulver, wie beim Holi-Fest.

11.07 Uhr – Kilometer 32. An der Engelsburg, im Hintergrund schon der Petersdom.
Gespräch mit Frankfurtern beim kurzen Picknick im Park an der Burg. Sie sind mit einem internationalen Mehrtages-Zugticket unterwegs. Wir haben die Besichtigungsprogramme verglichen.

11.46 Uhr – Am Petersplatz! Hier geht es für uns leider nicht weiter.

Die Sperre wurde gerade weggeräumt. Jetzt sind wir direkt Platz.
Kardinal Woelki lief gerade telefonierend neben uns her.

Über die Ponte Sant Angelo in die Stadt.

Piazza Navona.

12.30 Uhr – DIE-Luxus-Pause direkt am Vier-Ströme-Brunnen, wie ich es von langer Hand geplant hatte.
Es ist also tatsächlich möglich, mit dem Fahrrad nach Rom zu fahren und durch die Stadt. Am einfachsten ist es, die kleinen Einbahnstraßen in der falschen Richtung zu nutzen.

Da schlendert der Kardinal weiter durch Rom. Beim dritten Mal muss er uns einen ausgeben.

Pantheon.

Wasserzapfen am Pantheon.

13.33 Uhr – Die spanische Treppe. Das war ein bisschen Kurverei, aber gut fahrbar.
Wir nehmen noch Vorschläge an, wohin wir noch radeln sollen.

Trevi-Brunnen

Hier gab es ein Luxus-Eis.

Piazza Venezia, etwas komplizierter zu fahrender Kreisverkehr, da es keine Ampeln gibt.

Denkmal für Vittorio Emanuele II

Pause mit Müsli und Caffé beim Vittorio.

Kolosseum.

Konstantinsbogen.

Am Circus Maximus.

Wurde bis ins 6. Jahrhundert für Wagenrennen genutzt. 600 m lang, mit Tribünen 140 m breit für 250.000 Zuschauer.

Lateranbasilika und der Palast des Bischofs von Rom. Ich habe die Kirche vom Taizé-Treffen 1980 noch in sehr guter Erinnerung.

Ohne Eintritt. Hier haben wir mit Tausenden Leuten auf dem Boden gesessen und die Taizé-Lieder von Jaques Berthier gesungen.

Oh, Mann, Matthäus schaut aber grimmig. Ob er wohl einen Rechtschreibfehler gefunden hat?

Die Mosaike in der Chor-Apsis.

Mutter und Sohn. Ich finde, man sieht die Ähnlichkeit.
Draußen habe ich festgestellt, dass das Radkäppi drinnen vergessen habe. Ich bin erneut durch die Sicherheitsschleuse und fand es auf Anhieb auf dem Stuhl, wo wir gesessen hatten. Bin sehr froh!

16.50 Uhr – Vor dem Stadttor: Martina braucht Zucker!

17.03 Uhr – An der Casa Giuseppe.
17.56 Uhr – Eine alte Nonne, die im Hof die Blumen wässerte, hat uns den Weg zur Rezeption gewiesen. Das Haus ist ein Kloster. Wusste ich gar nicht. Das Zimmer groß, die Dusche perfekt und der Empfang war kompetent und sehr freundlich.
Die Wäsche hängt auf der Leine. Jetzt entspannen wir etwas, die Restaurants öffnen ja ohnehin erst frühestens in einer Stunde.
19.11 Uhr – Langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Der Kopf ist voller Bilder und Eindrücke vom heutigen Tag. Es war wirklich viel. Auch viel Verkehr und viele Leute. Leider konnten die tollen Besichtigungsvorschläge dann doch nicht mehr umgesetzt werden.
Auch irgendwie gut, dass es morgen aus der Stadt wieder hinausgeht.
22.25 Uhr – Wir sind um den Block gelaufen, um eine Pizzeria zu finden und sind der Empfehlung eines italienischen Freundes gefolgt und ins Il Brigante gegangen. Unterwegs sprang mir ein Fahrradladen in den Weg. Dort habe ich gleich den neuen Schlauch gekauft.

Hauchdünner Teig, wie bei einer Crêpe, mit viel Käse und Belag. Schmeckte wunderbar.
Danach gab es noch ein geteiltes Tiramisu und einen Caffé für mich.
Nun geht ein wahrlich ereignisreicher und bildreicher Tag zu Ende. Morgen verlassen wir die ewige Stadt schon wieder. Aber wohin? Rom hatte ich schon mehrfach besucht, aber alles südlich von Rom ist nun völlig unbekanntes Terrain. Mal sehen, was uns geboten wird. Auf jeden Fall wieder mehr Höhenmeter und die Nähe zu Bergen.
09.06.2022 – Rom – Genazzano – 57 km/860 Hm
6.44 Uhr – Wieder eine wenig erholsame Nacht. Es war ziemlich warm, kaum Luftbewegung. Das dünne Laken reichte. Aber ein komisches Gefühl im Hals brachte mich dazu, meinen Buff anzuziehen. Laut Martina hat es ein paar Tropfen geregnet.
Die Wettervorhersage zeigt eine Höchsttemperatur von nur noch 26° C und Gewitter am Nachmittag. Ich dachte, das hätten wir hinter uns. Martina freut sich auf die kalte Luft. Bin mal gespannt. Die Lachmöven draußen machen sich über uns lustig.
Aufstehen, Zähne putzen, …!
8.32 Uhr – Abfahrt.

Wow, der morgendliche Berufsverkehr in Rom ist wirklich sehr hektisch.
Aber wir sind schon mal aus den Mauern heraus. Zu sehen ist die Porta San Sebastiano.

8.51 Uhr – An der Domine-quo-vadis-Kirche Santa Maria in Palmis an der Via Appia Antica.
Laut der apokryphen Apostelgeschichte des Petrus, soll Petrus auf der Flucht vor den Römern an dieser Stelle Jesus getroffen haben.

Petrus fragt Jesus, «Wohin gehst Du?».

Und Jesus sagt, «Nach Rom, um dort erneut gekreuzigt zu werden.» Daraufhin soll Petrus sich beschämt umgewandt haben und sich in die Hände der Römer begeben haben, die ihn umbrachten.

Die Fußabdrücke Christi. Eine bewegende Geschichte und eine schöne kleine Kirche an dieser berühmten Römerstraße.

Im Parco dell’Appia Antica. Sehr entspannter Weg.

Stadtverkehr mit Radweg in Quadratetto.

9.35 Uhr – Kilometer 10. Läuft gut.

Besser Radfahren als auf der Autobahn im Stau zu stehen!

10.27 Uhr – In einem riesigen Baumarkt

gab es auch nur die riesige Kartusche. Damit sollte ich die nächste Tour auch noch locker auskommen.

10.53 Uhr – Kilometer 18. Ausfallstraße auf dem Bürgersteig. Hier fahren gerade viele Radfahrer. Einer fährt auf der Hauptstraße neben uns her und fragt nach dem Ziel unserer Reise. Er war siebzig und fuhr aus Spaß eine Runde. Er war beeindruckt und wünschte viel Glück. Viele andere Rennradfahrer, auch in kleinen Gruppen, grüßten hier sehr freundlich.

Was ist das?
Nachtrag: Es gehört zur geplanten Città dello Sport, entworfen von Santiago Calatrava. Die Città wurde 2007 begonnen, aber ist nicht rechtzeitig vor der Schwimmweltmeisterschaft fertig geworden und nun bedeutungslos. – Danke an die Leserin für die Recherche!

11.12 Uhr – Kilometer 22, in einem Vorort von Frascati im Anstieg. Viel Verkehr weiterhin. Östlich von uns wird der Himmel zusehends schwärzer.

11.31 Uhr – Kilometer 24. nun ja….

11.44 Uhr – In der nächstbesten Bushaltestelle sitzen wir trocken.
12.14 Uhr – Caffé, heißes Wasser, Müsli mit Joghurt, Banane und Apfel, dazu Zitronenwasser. Es kamen drei dicke Tropen Regen. Jetzt klart es auf.

Stehende Wäscheleine. Ich denke, wir können bald mal weiter.

Gekühltes und gefilterte Wasser für umsonst.

12.41 Uhr – Das war noch nicht der letzte Regen.

13.17 Uhr – Kilometer 32. In Colonna. Mehr Regen, aber wieder sitzen wir trocken und haben Heißgetränke.

Lecker! Der alte Neapolitaner, der erst herum zeterte, dass unsere Räder im Weg stehen, war von Brindisi so beeindruckt, dass er uns gleich die Strecke erklären wollte. Neapel müsse unbedingt sein, und Lecce. Ich habe ihn aber leider quasi gar nicht verstanden. Am Ende, als wir während der Unterhaltung dann mit dem Packen fertig waren, hätte er uns sogar noch zum Caffé eingeladen.
13.46 Uhr – Es wird wohl noch eine Stunde weiter regnen. Ich beiße in den sauren Apfel, und wir machen uns bereit, um bei Regen weiterzufahren. Hier herumsitzen ist auch keine schöne Alternative.

14.35 Uhr – Keine schöne Abkürzung. Aber der Regen hat aufgehört. Hier unter der Autobahnbrücke ziehen wir Überschuhe und Regenhosen aus.
14.59 Uhr – Kilometer 43, sehr feucht von allen Seiten, aber kein Regen. In der Unterkunft geht niemand ans Telefon. Auf meine Mail kam auch keine Reaktion.

Vor uns liegt Palestrina.

15.26 Uhr – Kilometer 47. Am Ortsrand von Palestrina und laut Regenradar trocken, aber stimmt nicht!

Es blitzt und donnert und regnet.

Es regnet wieder. Vor uns Palestrina. Die Stadt wurde auf den Terrassen des antiken Heiligtums der Fortuna Primigenia erbaut.
15.59 Uhr – Ich habe die Unterkunft erreicht: alles klar. Weiter.
16.10 Uhr – Unter einem Balkon haben wir uns die Regensachen angezogen und sind weiter. Dann kam eine Bar und ich musste einfach anhalten. Noch zehn Kilometer bei Regen, ohne Kaffee oder Zucker, das konnte ich mir nicht vorstellen.
Wir sind mit den triefenden Sachen und den schmutzigen Schuhen in die Bar und haben eine echte Schmutzspur durch die ganze Bar bis zur Toilette gezogen. Egal. Der Tee und der Kaffee waren sehr gut, das Gebäck ging so.

Ohne Regen weiter. Wir sind auf der Hauptstraße geblieben und haben uns eine steile Feldwegabfahrt in das Tal links auf dem Bild sowie den dazugehörigen steilen Anstieg erspart.

16.43 Uhr – Kilometer 54,5. In Cave.

17.01 Uhr – Ankunft und sehr freundlicher Empfang durch die englischsprachige Tochter der Hausherrin.

Sehr vornehmer Schrank, der leider nicht so recht zu unseren regennassen Fahrradtaschen passt.
18.18 Uhr – Alle nassen bzw. gewaschenen Sachen hängen auf dem Balkon auf der Leine. Die Sonne kommt gerade wieder heraus und hilft beim Trocknen.

Auf der Karte ist zu erkennen, dass ich schon ein gutes Stück nach Süden vorangekommen bin. 1300 km von insgesamt 2100 km liegen schon hinter mir.
22.06 Uhr – In der nahegelegenen Pizzeria konnte die Tochter leider kein Englisch, wir sind aber trotzdem klargekommen.

Salat, Pizza, Nudeln waren lecker.
Für morgen Vormittag sind extrem frische 18° C vorhergesagt. Nachmittags soll es dann wieder Mitte 20° werden.
Nun wird noch die morgige Etappe studiert, dann ist Licht-aus.
10.06.2022 – Genazzano – Alatri – 51 km/760 Hm
6.30 Uhr – Es war kalt, trotz der zusätzlichen Decke. Zweimal bin ich aufgestanden, auch um einem drohenden Krampf im Fuß entgegenzuwirken. Dann bellten die Hunde. Dann zog ekeliger Zigarettengeruch durch das Zimmer. Also, so richtig ausgeschlafen bin ich nicht. Mit Kaffee-Unterstützung muss es aber für 50 km reichen.
Es ist bewölkt und kalt draußen. Ich werde die Weste und die Armlinge brauchen. Vorher sollte ich mal aufstehen und mich für das Frühstück richten. Oh, ah, ein Sonnenstrahl kommt ins Zimmer. Na gut, überredet.

7.05 Uhr – Wow, da wurde ja eine Menge für uns aufgefahren! Inklusive gekochten Eiern, Käse, Schinken, Joghurt, einer großen Kanne Tee und Kaffee nach Belieben.
Drei Tropfen fielen, und die Gastgeberin rief aus «brutta tempo!». Da stimme ich ihr voll zu.
Das tolle Frühstück hat meine Laune enorm verbessert. Die paar Regentropfen ignorieren wir einfach. Aber warm anziehen müssen wir uns.
8.38 Uhr- Abfahrt auf die Unwetterzone zu.

9.08 Uhr – Kilometer 8,4. Auf einer alten Bahntrasse. Regenjacken aus, es wird wärmer.

9.24 Uhr – Kilometer 9,7. Ziemlich zugewachsen, aber mit 5% sehr angenehme Steigung: Guter Teer, kein Verkehr, was will man mehr.

Weiter bergauf

9.44 Uhr – Kilometer 11,6. Höhe 454 m. Blick in die Ebene zur Rechten.

10.00 Uhr – Kilometer 13,9. Höhe 535 m. Ein Blick voraus in die Berge. Immer noch auf der Bahntrasse.

Statt einer Bank tut es auch ein Olivenbaum.

Immer weiter am Berghang entlang.

10.23 Uhr – An Piglio vorbei weiter auf der Bahntrasse.

Ein Baum voller unbekannter Früchte. Leider noch nicht richtig reif.

Blick zurück.

10.36 Uhr- Kilometer 17,7. Höhe 568 m. Die Bänke wachsen hier enorm. Kurzes Gespräch mit der relativ kleinen Frau auf der relativ großen Bank.

Vor Acuto.

11.14 Uhr – Kaffeepause mit genialem Panorama.

Kakteen im Kalkgestein.

Wir sind richtig, auf dem EV5! Da ist ein kleiner ausgeblichener Aufkleber links unter dem Pfeil. Auch von hier heißt der Pilgerweg nach Rom Via Francigena.

13.10 Uhr – An der Durchgangsstraße in Fiuggi. Der Heilwasser-Ort selber liegt zu hoch im Berg. Hier haben wir Kaffee und Törtchen genommen. Die junge Bedienung sprach sogar Deutsch, das sie in der Schule gelernt hatte.

Der Eingang zum Kurpark. Er ist wirklich sehr groß. Wir haben ihn auf dem Weg aus der Stadt halb umrundet. Überhaupt kamen an der Straße noch mehrere Plätze, mondäne Hotels und viele Geschäfte.

13.48 Uhr – Kilometer 37, am Lago di Canterno. So kurz nach der Pause in Fiuggi schon wieder Kaffee und Tee und nur deshalb, weil wir hier im Garten mit Blick auf den See sitzen wollten. Das Lokal hatte ich bei Google-Maps gesehen. Bis Alatri kommt keine Stadt an der Straße mehr. Die Städte liegen alle hoch auf den Bergen über uns.

14.16 Uhr – Nett gemachter Steingarten am Parkplatz des Restaurants. Aufbruch. Die Wolkenlücken werden langsam größer.

Vor Fumone. Mich packt ein Hungerast.

15.18 Uhr – Kilometer 44, Höhe 642 m, nach 699 Hm. Notfallpause mit sehr viel Müsli.

Vor Alatri.

16.04 Uhr – Kilometer 50, am Ortseingang der Altstadt von Alatri.

Kurz vor der Unterkunft.

16.42 Uhr – An der Unterkunft am Anfang einer steilen Treppe.

Fahrräder mit in der Küche. Für das Frühstück gibt es Zwieback und Marmelade. Daher war Martina gerade im Supermarkt, hat Landbrot, Obst und Joghurt gekauft.
Die Wohnung ist im Erdgeschoss, also kein Blick über das weite Tal.
Zum Abendessen werden wir gleich in die Altstadt gehen.

Zyklopenmauer der Akropolis von den Hernikern, 6. Jhd. v.Chr.

Blick in die Berge. Die nahen sind etwa 1000 m hoch, die fernen um die 2000 m.

Die Basilika San Paolo auf der Akropolis. Sie wurde auf den Überresten eines Saturntempels errichtet. Die erste Erwähnung war 930.
Wir waren alleine und ich konnte singen.

Blick in die Ferne.

21.03 Uhr – Das war die Vorspeise. Statt eine Portion zum Teilen haben sie die doppelte Menge gebracht. Trotzdem haben wir uns danach noch eine Pizza geteilt und sind jetzt sehr, sehr satt.
Der Wind hat enorm aufgefrischt. Wir laufen jetzt einen etwas längeren Weg durch das Städtchen zurück zur Unterkunft.
22.42 Uhr – Die Altstadt ist doch ziemlich groß und voller Kirchen, Restaurants und kleiner Plätze. Irgendwie haben wir zurück zur Akropolis und von dort zur Unterkunft gefunden.
Morgen versuche ich mal, für ein Frühstück um halb sieben wach zu sein. Gute Nacht!
11.06.2022 – Alatri – Cassino – 81 km/760 Hm
6.19 Uhr – Vom Wecker wach geworden. Eine Nacht ohne Krämpfe, ohne bellende Hunde, ohne Autos, ohne Straßenreinigung, ohne laute Nachbarn. Vielleicht etwas kurz. Mal sehen, was es zum Frühstück gibt.
7.18 Uhr – Der Tisch war gedeckt. Der Kaffee aus der Maschine ging so. Die heutige Unterkunft habe ich angemailt, dass wir zwischen sechs und acht dort sein wollen. Der schon weit transportierte Käse riecht mir nicht mehr ganz so appetitlich. Mit Gurke auf den Pausenbroten wird er aber sicher schmecken.
8.07 Uhr – Abfahrt!

Aus den Mauern.

Luftcheck unterhalb der Stadt an der Tankstelle. Sieht gut aus. Der Hinterreifen verliert anscheinend keine Luft. Martina ist zufrieden mit ihrem aktuellen Druck.
8.45 Uhr – Kilometer 10. Es läuft sehr gut!

9.25 Uhr – Kilometer 17. Landstraße, ziemlicher Verkehr.

9.37 Uhr – Kilometer 21, nach 251 Hm. An der Abbazia di Casamari, einem 1009 im Haus des Marius gegründetes Kollegiatstift, dann Benediktinerabtei, dann Zisterzienserabtei.

Die Kirche ist aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Einfaches Tympanon, aber das ganze schlichte Portal wirkt wie ein Trichter.

Sehr schöner, großer und rhythmischer Raum, mit nur winzigen Fenstern mit modernen Glasmalereien in Gelb- und Brauntönen.

10.19 Uhr – Kilometer 26, auf einer schönen schmalen Straße.

10.36 Uhr – Kilometer 30,5, in Isola del Liri. Die Cascata Grande: Was für ein Wasserfall!!
Hinter dem Castell links oben teilt sich die Liri und fällt in zwei etwa 30 m hohen Wasserfällen ab und umschließt die Altstadt-Insel. Unterhalb des Ortes gibt es sogar noch einen dritten Wasserfall.
Seit dem späten 15. Jahrhundert wurden mit der Wasserkraft Manufakturen für Papier, Seide, Tuche und Metallobjekte betrieben.

Mein erster Cappuccino und eine Tartaletta Frutta. Martina hat ein Milkshake mit Vanillegeschmack.

Noch schnell am Brunnen die Flaschen füllen, dann weiter!

Grüne Wasser, wie für eine Meerjungfrau gemacht, deren Haare vielleicht dort unten im Wasser treiben.

12.20 Uhr – Kilometer 44,5, lange Steigung hinauf nach Vicalvi.

Blick zurück zu den Abruzzen-Ausläufern.

13.07 Uhr – Eine Furt durch die Melfa, die Komoot als Route berechnet hat. Der Weg nach Brindisi scheint also hier durch den Fluss zu führen.

Laut Martina auch begehbar, aber etwas heikel.
Ich ziehe mal die Sandalen an und probiere es mit Schieben.

Geht!

Bis hierher ok. Die Taschen vorne sind nur Zentimeter über dem Wasserspiegel.

Sieht zumindest sehr cool aus!

13.26 Uhr – Beide problemlos geschafft! Wieder haben wir den Tag mit einem kleinen Abenteuer aufgepeppt.

13.45 Uhr – Aufstieg nach Atina, sanft für uns, steil für die Pilger. Für sie weist das braune Schild «Via Francigena» auf der linken Seite in die steile Wiese nach oben.

Weiter im Anstieg mit einem tollen Bergpanorama.

13.56 Uhr – Kilometer 58, Höhe 483 m, nach 685 Hm. Am zentralen Platz in Atina, der völlig ausgestorben ist. Laut der Legende kam Petrus auf dem Weg nach Rom hier vorbei. Ein von ihm zum Christentum bekehrter Römer soll der erste Bischof von Atina gewesen sein.

14.26 Uhr – Doch noch eine Bank mit Aussicht gefunden, in der prallen Sonne. Leider waren alle Bars und Gelaterias, an denen wir vorbeigekommen sind, geschlossen.
14.58 Uhr – Kleines Schläfchen auf der Bank, jetzt mal ein bisschen weiter.

Auf der Abfahrt ein kurzer Blick zurück.

15.24 Uhr – Kilometer 62, Höhe 494 m. Das sieht nach einer langen Abfahrt aus. Irgendwo um die Ecke in der Ebene sollte Cassino liegen.

Tolle, sehr lange Abfahrt!

Monte Cassino voraus, links auf der zweiten Bergspitze.

16.02 Uhr – Kilometer 74, Höhe 74 m. Flussradweg am Fiume Rapido, der uns nach Cassino führt.

Wir kommen näher.
Benedikt von Nursia hat hat hier 529 eine erste Abtei gegründet und seine Klosterregel verfasst. Auf dem Konzil in Aachen 816 – 819 wurden diese Regeln für alle klösterlichen Gemeinschaften verbindlich festgelegt. Damit stieg die Bedeutung der Abtei in Cassino enorm. 883 haben die Sarazenen das Kloster zerstört. Friedrich II. besetzte das Kloster und vertrieb die Mönche 1230. 1349 wurde es durch ein Erdbeben fast vollständig zerstört.
Die Abtei lag 1944 an der sogenannten Gustav-Linie der Wehrmacht. Die US-Airforce hat sie am 15.2.1944 vollständig zerbombt. Die Kunstschätze hatten deutsche Soldaten vorher in die Engelsburg bringen lassen. Nach dem Krieg hat man das Kloster in zehn Jahren vollständig nach den Originalplänen wieder aufbauen lassen.
17.02 Uhr – Nach einigem Googeln haben wir eine geöffnete Gelateria in Cassino gefunden. Caffé, Limonade und Eis haben uns glücklich gemacht.
17.24 Uhr – Ankunft am B&B. Der Sohn des Vermieters spricht super Englisch. Wir können mit einem Code rein. Sein Vater bringt uns noch den Schlüssel für die Garage. Frühstück ist wieder mit Selbstbedienung.
Die Dusche ist super. Auf dem Balkon gibt es ein ausziehbares Wäschegestell. Den Rest haben wir auf die Leine gehängt. Könnte bis heute Abend trocken sein.
19.45 Uhr – Beim Abendessen mit Salat und Pizza.

Erst haben wir uns einen Salat geteilt, dann eine Maxi-Pizza für zwei bestellt. Tiramisu Gelato gab es zum Nachttisch.
20.55 Uhr – Nun laufen wir noch telefonierend durch den Park.
22.06 Uhr – Wir haben uns die Strecke für morgen angeschaut und denken, dass auch sie wieder machbar sein sollte.
Nach der aussichtsreichen Bahntrasse gestern waren heute die lange gemächliche Abfahrt und das Furt-Erlebnis die Höhepunkte des Tages.
12.06.2022 – Cassino – Piedimonte Matese – 75 km/900 Hm
6.25 Uhr – Es war sehr ruhig diese Nacht, trotz der lauten Kirmes gleich um die Ecke und trotz der Bahnlinie hinter dem Haus. Merkwürdige Träume. Das Wetter sieht gut aus. 30° C soll es wieder warm werden. Zeit zum Aufstehen.
7.17 Uhr – Das Frühstück bestand, wie gestern, im Wesentlichen aus abgepackten Teilen und Kapsel-Kaffee. Es gab aber einen Wasserkocher für Tee, Milch zum Aufschäumen und Joghurt, in den wir unser Müsli mischen konnten. So sind wir doch ganz gut gesättigt. Und ich bin etwas wacher.

8.11 Uhr – Schaltungen und Ketten gesäubert und geölt. Ein letzter Blick hoch zum Monte Cassino, nun kann es losgehen.

Bergketten der Abruzzen im morgendlichen Dunst auf dem Weg aus der Stadt.

8.37 Uhr – Kilometer 4,5, aus Cassino mit einem längeren Anstieg hinaus.

9.29 Uhr – Kilometer 13, Höhe 206, nach 282 Hm, in San Vittore del Lazio. Am Platz vor der Kirche gibt es einen tollen Ausblick. Es gäbe auf der Terrasse über uns sogar ein Café. Aber dafür ist es leider noch zu früh.

Ganz im Hintergrund ist weiterhin die Abtei auf dem Berg zu sehen.

Wir fahren auf einer unfertigen Straße an einem rechts liegenden großen Stadion mit Flutlicht-Anlage und Zuschauerrängen vorbei. Wohl wieder so eine Bauruine.
Der Rand der Straße war mit dem Zaun doch zu schmal zum fahren.

Kante ist hier einigermaßen fahrbar.

Martina im Schatten im Olivenhain.

Knapp am Olivenbaum vorbei: ein Kunststück!

10.02 Uhr – Über San Pietro Infine noch einmal Blick zurück.

Gleich um die Ecke liegen zwei alte Kirchen im Hang, San Sebastiano und San Michele.

10.12 Uhr – Höhe 222 m. Oben rechts dürfte der Pass auf etwa 400 m Höhe sein. Heftiger, sehr böiger Gegenwind.

10.34 Uhr – Kilometer 21,5, Höhe 377 m, am Steinbruch.

Der Pass ist jetzt nicht mehr weit. Bis hierher war die Steigung mit drei bis fünf Prozent sehr gut mit fast zehn Stundenkilometern fahrbar. Ab hier wird es sogar noch flacher. Es kommt kein einziges Auto.

Blick zurück auf die Serpentinen. Da hinten kommt Martina.

Ein tolles Panorama! Rechts der große Steinbruch.

Sogar der Monte Cassino taucht wieder rechts am Rand auf.
10.48 Uhr – Kilometer 23, Höhe 453 m, nach 625 Hm: auf der Passhöhe angekommen.

Martina rast heran.

Passfoto – Hier ist der Wind noch einmal stärker. Wir essen zwei Bananen.

Abfahrt nach Venafro.

Weiter bergab. Nur ein einziges Auto auf der ganzen Strecke. Und das war ein Schweizer.

Noch weiter unten. Vor uns liegt Ceppagna.

Wieder stehen wir vor einer Furt. Sie sieht wie ein normaler Weg aus. Müsste sogar fahrbar sein.

Offensichtlich fahrbar, aber doch so tief, dass Martina nasse Füße und Schuhe bekommen hat. Die Taschen sind trocken geblieben.

Meine Vorderradtaschen wurden zur Sicherheit getragen. Die Furt war schon eher tief. Ich habe wegen der schmalen Reifen geschoben.

11.48 Uhr- Kilometer 31, in Venafro am Lago Francesco Giampietri. Nebenan gibt es sogar einen Forellenteich mitten in der Stadt. Das Wasser hier am Berghang scheint sehr gut zu sein (wie in Zaros).

Die ganze steile Kurverei durch die Altstadt war vergebens: keine schöne Aussicht, keine Bar. Also fahren wir zurück zur Hauptstraße, dort gab es viele Bars.

12.10 Uhr – Wir sitzen in einer Bar an der Hauptstraße. Die Limonade wird bei der Hitze am Ende immer noch mit Wasser verlängert bis das Eis ganz geschmolzen ist.

12.34 Uhr – Der ältere Herr hatte sich hier in der Bar mit seinen Kumpels zum Kaffee getroffen. Nun fährt er mit diesem Goldstück davon.

12.50 Uhr – Raus aus der Stadt in die Felder in der Ebene.

Ob es hier am Fluss eine Stelle zum Rasten gibt?

Nein, wir haben keinen Zugang gefunden. Aber eine lange schattige Allee.

Keine Bar in diesem großen landwirtschaftlichen Betrieb. Vor uns die Stallruinen, auf der anderen Straßenseite die Häuser und Gebäude des modernen Betriebs.

Wir sind offensichtlich auf einem Radweg.

13.41 Uhr- Kilometer 49,6. Die Bar vor uns ist leider geschlossen. Weiter auf der heißen Straße.

14.36 Uhr – Mit der Bar wird es wohl nichts. Also haben wir uns von einer Pappelplantage einladen lassen, im Schatten der Bäume eine Picknick-Pause zu machen, auf Kilometer 50. Die kleine, sehr dünne blaue Picknickdecke erfüllt ihren Zweck als saubere Unterlage sehr gut. Der Wind ist sehr heftig. Für den Gaskocher musste ich einen Windschutz bauen.
Die große Menge Müsli mit Obst und Joghurt aus der Eisdose schmeckte und sättigte. Ein mini kurzes Schläfchen, dann weiter.

Weite Ebene, mal mit Gegenwind, gelegentlich mit Rückenwind. Wir kommen gut voran, brauchen aber bald eine Kaltgetränkepause.

15.22 Uhr – Kilometer 59,5, an einer Kreuzung im Nirgendwo. Wir sind direkt auf die Terrasse geradelt.

Aprikosenbäume an der Straße.

Kilometerlang geradeaus, mit leichtem Auf und Ab und viel Wind.

16.35 Uhr – Einfahrt nach Alife.

16.48 Uhr – Am gegenüber liegenden Stadttor gibt es tatsächlich eine Gelateria, die auch noch geöffnet ist.

Nun endlich auf den letzten Kilometern geradeaus mit starkem Gegenwind auf Piedimonte zu.
Am Stadtrand.

17.27 Uhr – Ankunft am Hotel am zentralen Platz. Wir wurden sehr nett vom jungen Sohn des Chefs auf Englisch in Empfang genommen. Die Fahrräder stehen im Getränkelager.
Der Wind weht hier wohl fünf Tage in der Woche von den Bergen herab. Meist setzt er um zwei Uhr mittags ein, und sie müssen die Markisen einrollen. Auf dem Platz weht er wohl besonders heftig.
18.14 Uhr – Die Dusche ist ganz toll. Vor allem das kalte Wasser ist so richtig schön kalt zum Abduschen.
Mit der Furt, dem autofreien sanften Pass und der vielen Aussicht auf die Berge war es ein sehr gelungener Fahrtag.

Abendessen auf dem großen Platz, der sich zusehends mit Flaneuren aller Altersgruppen, meist getrennt, füllt.

Der zweite Gang.
22.20 Uhr – Nach dem umfangreichen Abendessen habe ich noch länger mit Zuhause telefoniert. Jetzt bin ich müde von dem langen Tag.
Wegen der moderaten Etappe morgen, bleibt der Wecker auf 6.45 Uhr. Gute Nacht!
13.06.2022 – Piedimonte Matese – Benevento – 56 km/460 Hm
6.41 Uhr – Auch auf dem Platz hinter dem Hotel war es noch sehr lange sehr laut, inklusive Motorräder und Autos. Irgendwann war dann Ruhe. Und irgendwann kam die kühle Luft aus den Bergen. Also habe ich auch geschlafen, aber unruhig.
Martina ist noch bei ihrem Yoga-Programm.
8.13 Uhr – Abfahrt in einen super blauen sonnigen Tag.
8.53 Uhr – Kilometer 9. Wir rollen mit leichtem Auf und Ab am Hang entlang. In den Schattenecken gibt es Kaltluftdusche.

Den Berg am Horizont nennen wir jetzt mal Vesuv. Entfernung etwa 60 km. Der Rauch kommt aber nicht von dort.

9.02 Uhr – Selfie mit der ersten Pilgerin südlich von Rom. Sie ist auf dem Weg von Caserta nach Trient, 1100 Kilometer, auf den Spuren einer Heiligen. Durch Rom wird sie nur durchlaufen. Sie hat an den Pilgerstock ein drehbares Stöckchen als Handyhalterung für Selfies geschraubt: sehr cool!
Es gibt zwar keine Pilgerströme mehr, aber seit wir durch Rom gefahren sind grüßen alle, sogar die Rennradfahrer, mit einem Winken. Ich grüße also jetzt auch alle an der Straße mit Winken und freue mich, dass man hier so nett ist.

9.15 Uhr – Kilometer 10. In Gioia Sannitica. Ich nehme Kaffee und Limo, während Martina nebenan einkauft. Die Bedienung hier ist in der Schweiz aufgewachsen und spricht perfekt Deutsch.
9.29 Uhr – Weiter.

Mangels Wasser keine gute Badestelle.

10.15 Uhr – Aber hier im Parco Touristico de Grassano gibt es Wasser!

Und nicht nur eine, sondern ziemlich viele ziemlich schöne Picknickbänke mit Wasser bis an die Füße.

Bei den Bänken gibt es Grillmöglichkeiten und gegenüber ein Restaurant.

11.10 Uhr – Mal ganz langsam zusammenpacken.

11.52 Uhr – Kilometer 30, beim Mundraub erwischt.

Und auf der anderen Straßenseite reifen riesige Traubenmengen.

12.03 Uhr – Offensichtlich ist die Bahnstrecke doch noch in Betrieb. Auf dieser einspurigen Strecke kam dann ein Superschnellzug der Frecciarossa angezockelt. Der Panda vor uns hat übrigens keine Heckscheibe. Heckscheiben werden völlig überbewertet. Ist sicher bei der Hitze auch mal ganz angenehm ohne.

12.36 Uhr – Kilometer 40. sehr flach. Die Berge rechts und links haben sich verzogen.

12.57 Uhr – Kilometer 43, in Ponte. Schwein gehabt, um 13.00 Uhr schließen die wunderbare Pasticceria, daher die Plastikbecher. Alle drei Teile schmeckten mir sehr gut. Die Preise hier im Süden sind wirklich sehr moderat.
13.18 Uhr – Wir brechen auf.

13.46 Uhr – Weiter flach und zügig fahrbar. Die Ebene wird zusehends breiter.

14.10 Uhr – Kilometer 55, am Ortsrand von Benevento in einem archäologischen Park, der ziemlich heruntergekommenen ist.

Das sieht eher nach einem verlassenen Industriegelände oder einer unfertigen Autobahn aus.

14.22 Uhr – Ankunft.
15.31 Uhr – Duschen und Waschen ist erledigt.
In Benevento haben die Römer 275 v.Chr. König Pyrrhos von Epirus besiegt. Die Umgebung wurde kolonisiert und die Via Appia hierher und wenig später bis Brindisi verlängert. Von den blühenden Zeiten während der römischen Herrschaft zeigt vor allem der Trajansbogen von 114 n.Chr.
Danach waren Goten, Franken, Araber, vier Konzile, Kaiser und Päpste hier. Aus der Zeit gibt es einen Dom und die Kirche Santa Sofia, die von der UNESCO als Welterbe anerkannt wurde.
1668 wurde Benevento durch ein Erdbeben fast vollständig zerstört.
Es gibt also einiges zu entdecken.

Der Dom. Leider geschlossen.

Trajansbogen: geöffnet!

Santa Sofia: geöffnet!

Sie wurde 760 von Langobardenherzog Arichis II erbaut. Nach dem Erdbeben musste sie renoviert werden.

Ein sehr eindrücklicher Raum, mit einer ganz wunderbaren Akustik.

Der wasserspeiende Löwe unter dem Obelisken hat ein bisschen einen Froschmund, finde ich.

17.24 Uhr – Ein paar Schritte weiter steht Trajan, schaut aber recht grimmig, als würde es ihm hier nicht gefallen.

Schöne weite Aussicht.

Der Dom von innen. Nach der Zerstörung durch die Alliierten wurde er in schlichtem Stil wieder aufgebaut.
Auf dem Weg zurück hat Martina die Einkäufe erledigt, und ich habe mit Zuhause telefoniert.

18.50 Uhr – Wir sind im B&B im Zimmer Leonardo. Ein anderes heißt Martina. Im Kühlschrank hat Martina ihre Einkäufe eingelagert. Damit wollen wir morgen das Frühstück und die Tagesverpflegung gestalten.

21.20 Uhr – In der Locanda Scialapopolo. Der Wirt hat uns alle Speisen auf Italienisch erklärt, sehr nett, aber sehr zeitaufwendig. Zum Wein brachte er eine Limettenlimonade, die ich in den Wein geben solle. Das schmeckte wirklich sehr gut!

Als Hauptgang gab es Nudeln und Orangensalat mit Fenchel.
Nun sind wir satt und gehen, sobald der Caffé getrunken ist. Für morgen überlegen wir einen sehr frühen Start wegen der vielen Höhenmeter.
21.58 Uhr – Licht aus.
14.06.2022 – Benevento – Accadia – 76 km/1500 Hm
5:30 Uhr -Aufstehen. Zwei Mal Krämpfe im Fuss, ansonsten eine gute Nacht, vor allem ruhig und mit einer angenehmen Temperatur, passend zu den dünnen Bettdecken.
6.45 Uhr – Abfahrt.
7.19 Uhr – Kilometer 6,7. Auf dem Weg aus der Stadt.

7.38 Uhr – Kilometer 9,8, nach 188 Hm. Die Landschaft ist sehr schön, der Straßenbelag Mist.

Meine Navi-Halterung hat es zerlegt. Erst einmal mit Haargummis von Martina befestigt, falls das nicht hält, kommen Kabelbinder zum Einsatz.

8.06 Uhr – Kilometer 16. Was ist das? Eine riesige Baustelle auf jeden Fall.

8.27 Uhr – Kilometer 21: vor der ersten fetteren Steigung. Am Pfahl ist ein EV5-Aufkleber.

8.37 Uhr – Kilometer 22,7. Weiter im Anstieg. Heute ist Martina vorne.

Auf 303 m.

9.19 Uhr – Kilometer 25,8, auf 472 m, nach einer kurzen Bananenpause, die mit ein paar schwarzen Kirschen von den Bäumen rechts angereichert wurde. Läuft gut. Da vorne geht es weiter die Hügel hinauf.

9.45 Uhr – Kilometer 29, Höhe 592 m.

10.13 Uhr – Kilometer 31, Höhe 599 m, nach 754 Hm. In der Nähe von Montecalvo Irpino tauchte an der Straße endlich ein Café auf. Leckere Croissants, Nussstückchen, Kaffee, Tee und Limonade. Wir liegen sehr gut in der Zeit und haben 15 – 17 Uhr als Ankunftszeit gemeldet.

Die beiden von Martina gestifteten Haargummis halten das Garmin auch bei Schlaglöchern fest. Soweit also eine brauchbare Lösung.

Aber hier beim Losfahren ist das Pedal am Ende. Mal sehen, wie weit ich damit überhaupt noch komme.

Als wir die Räder auf dem Parkplatz der Bar in den Schatten schoben, stand da plötzlich dieser nette junge Mann (gestern 45 Jahre alt geworden), weil er auf den Mann seiner Schwester warten musste, der mit 65 Jahren am Berg langsamer ist als er. Sie fahren heute. Benevento – Accadia und zurück, etwa 200 km. Der Schwager sei für solche verrückten Ideen verantwortlich, sagt er.
Sein Englisch ist sehr gut. Er empfiehlt Cicli Dotolo in Ariano für die neuen Pedale. Das war ein sehr freundlicher Helfer.

11.45 Uhr – Bei Cicli Dotolo. Das war ein schnelles zusätzliches Stück an der vielbefahrenen Staatsstraße, mit etwas Auf und Ab.
Die neuen Pedale sind dran. Sie sehen riesig und hässlich aus. Es sind eigentlich Mountainbike-Pedale, aber sie sind durchaus funktional bei schlechten Wegen, da sie einen guten Griff haben.
Der gute Mann hat sich meine Route nach Accadia zeigen lassen, sich dann lange mit den anderen Männern beraten und mir eine Alternativroute erklärt, was fast zwanzig Minuten gedauert hat. Am Ende bekam ich eine Skizze gemalt und wir konnten weiter.
12.30 Uhr – Einkauf am Supermarkt wieder zurück auf der geplanten Strecke. Tomaten, Wasser, Limo. Die Reparatur hat uns sicher hundert Höhenmeter und sechs Kilometer gekostet.

13.23 Uhr – Kilometer 53, Höhe 636 m, nach 1113 Hm. Endlich von der Staatsstraße runter und gleich kam ein Picknickplatz an einer Feldkirche.

Auch hier wird Padre Pio verehrt. Es ist hier im Süden nicht das erste Mal, dass wir einem Bild oder einer Statue von ihm begegnen.
Ich bin müde. Die Fahrerei, das frühe Aufstehen, die kaputte Navi-Halterung, die kaputten Pedale: Das war alles etwas anstrengend. Vielleicht doch ein kurzes Schläfchen auf der harten Bank.
14.03 Uhr – Etwas gerastet, nun weiter.

Der Teer ist hier sehr kaputt.

Ein Feldweg, aber ein eindrückliches Bild, so mitten zwischen den Strohballen.

Aufstieg, gelegentlich auf Teer.

Aber meist Piste.

14.39 Uhr – Kilometer 59, Höhe 686, nach 1254 Hm. Weiter in den Feldern……
Mit sehr vielen Windrädern. Und Feldlerchen.

Da ist wohl etwas kaputt, es wird kräftig gehämmert.

Alle fünfzig Meter steht ein Schild mit EV5 und Achtung Radfahrer. Später gibt es sogar viele Radsymbole auf dem Teer. Trotzdem werden wir von überholenden Autofahrern zur Seite gehupt. Vielleicht sind wir die ersten Radfahrer auf dieser Strecke? Vielleicht ist die ganze Straße ein EU-geförderter Radweg?!

15.34 Uhr – Kilometer 69, Höhe 825 m, vor der Abfahrt nach Accadia.

15.48 Uhr – Nicht mehr weit und hoffentlich ohne Steigung auf den Berg. Vielleicht ist die Stadt am Berg Sant’Agata in Puglia.

15.59 Uhr – Kilometer 75, in Accadia an einem erfrischenden Brunnen. Gut zum Trinken und zum Kühlen.

16.11 Uhr – Das wohlverdiente Eis gibt es erst hier am Etappenziel, weil auf den letzten Kilometern einfach keine Bar oder Gelateria auftauchte.

16.45 Uhr – Am Ziel.

17.37 Uhr – Der Blick aus dem Fenster ist so, wie wir ihn heute fast den ganzen Tag hatten.

Die Wäsche flattert auf dem Balkon vor dem Salon im heißen Wind.

Blick nach Sant’Agata.

Abendstimmung.

Meine Antipasto, für eine Person. Zwei kleine Schüsseln wurden danach noch gebracht. Davon sind wir zu zweit satt geworden. Es war nur noch Platz für Tiramisù.

21.32 Uhr – Hier wird es früh dunkel. Sonnenuntergang war um 20.32 Uhr.

22.15 Uhr – Ein Blick auf die Karte. Inzwischen ist der Apennin fast durchquert. Mit der morgigen Etappe erreichen wir in Barletta die Adriaküste. Am Freitag fahre ich dann alleine weiter, über Matera ans Ionische Meer bei Metaponto, danach dann an Tarent vorbei über Ostuni zum Ziel der Reise in Brindisi.
22.38 Uhr – Morgen stehen wir wegen der fast 110 Kilometer langen Etappe wieder sehr früh auf! Gute Nacht!
15.06.2022 – Accadia – Barletta – 108 km/470 Hm
5.30 Uhr- Die Sonne geht auf.

Seit zwei Stunden heulen die Hunde, krakeelen die Vögel und kräht der eine oder andere Hahn. Nicht gut zum Schlafen.
Zum Frühstück nur zwei Kaffee, der Rest war wenig schmackhaft. Also starte ich mit einer Scheibe Toastbrot mit Käse in den Tag. Vielleicht war ich auch noch satt von gestern Abend.
7.00 Uhr – Abfahrt.

Tolles Waldtal. Wir rollen mit 30 km/h sehr schnell von Accadia weg.

7.25 Uhr – Kilometer 9,8. Bis hierher sind wir nur gerollt. Im engen Tal war es sehr frisch, hier 22° C. Hinter uns Sant’Agata in Puglia am Berg.

Oh, gesperrt! Aber frei für Anwohner und Anlieger. Das sind wir! Also weiter.

Es ging nur um eine enge Brücke, die anscheinend nicht mehr voll belastbar ist. Kein Problem für uns.

7.45 Uhr – Kilometer 16,8. Kein Verkehr, super Teer. Und fast ausschließlich Getreidefelder.

8.00 Uhr – Kilometer 20,7: läuft! Über uns liegt Candela in den Roggenfeldern.

Einfach nur bergab. Freihändig ist wie fliegen.
8.54 Uhr – Kilometer 41,5, Höhe 173 m, nach 157 Hm Anstieg. Vielleicht machen wir die erste Pause erst in Canosa die Puglia. Kann durchaus sein, dass vorher auch keine Bank oder Bar am Weg liegt.

Welch riesige Fläche.
Immer wieder tauchen Hunde ohne Leine auf. Die meisten sind friedlich. Wir fahren langsam, reden beruhigend auf sie ein. Aber ei ihr Male wurde es doch etwas unangenehm.

9.30 Uhr – Kilometer 49,3. Schlechter Teer, Wind von vorne. Das macht keinen Spaß und langsam.

Neben Getreide endlich auch Aprikosen, Melonen, Äpfel, Kürbisse, Oliven, usw.

Jeder Spiegel einzeln ausgerichtet. Ist das eine PV-Anlage?

Auf jeden Fall steht gegenüber eine riesige PV-Freiflächenanlage.
10.32 Uhr – Das Tor zum Santurio Madonna di Ripalta ließ sich zwar öffnen, aber ein Schild warte, der Durchgang sei verboten.

Also weiter, nun durch Weinfelder. Die Reben liegen auf Gestängen, so dass die Trauben frei nach unten hängen können.

10.57 Uhr – Kilometer 71,5. Leider noch unreife Nektarinen. Zwischen den Bäumen laufen die Bewässerungsschläuche.

Viele Schlaglöcher, die das Fahren anstrengend machen und viel Aufmerksamkeit erfordern.

Sehr leckere reife Aprikosen.

An der römischen Steinbrücke vor Canosa, über die die Via Traiana führte.

Der Ofanto. Für Fahrräder ist der Brückenbelag nicht ideal, aber geht.

Das Bagnoli-Mausoleum von 2.Jhd n.Chr.

11.45 Uhr – Kilometer 80, am Ortseingang von Canosa. Sofort Wasserflaschen füllen, Haare nass machen, Käppi wässern. Dann weiter ins Zentrum.

12.16 Uhr – Im Café an der Basilika. Caffé, Limo und zwei kleine warme Nutella-Teilchen, Croissants gab es keine.

Die Kirche wurde im 8. Jhd. von den Langobarden gebaut, und ist über die Jahrhunderte stark verändert worden. Beim dritten Lied kam jemand aus der Sakristei und schaute, was da los ist, verzog sich aber ohne ein Wort.
Canosa wurde von den Griechen im 7. Jhd. v. Chr. gegründet, der Legende nach von einem Helden des Trojanischen Krieges. Im 4. Jhd. v. Chr hatte die Stadt bereits eine Mauer, eine Akropolis und eine Nekropole.

Platz vor der Kirche. Die Häuser sind zweigeschossig und flach gedeckt. Das sieht fast spanisch aus.

13.30 Uhr – Picknick im Park hinter der Basilika mit anschließendem Schläfchen. Ich bin dafür leider zu müde und die frechen Fliegen stören enorm.
Beim zusammenpacken sprach uns Donato an, ein Weinhändler aus der Umgebung, der seinen Döner im Park aß. Er wollte wissen wo wir hinfahren. Barletta stellte ihn gar nicht zufrieden. Er hielt einen Vortrag über Friedrich II., und dass überhaupt die Region von Canosa, als im Land, nicht am Meer, die Wiege der europäischen Zivilisation sei. Ich müsse unbedingt am Freitag von Barletta zurück nach Canosa radeln und von dort über Minervino Murge radeln und dann weiter zum Castel del Monte. Das sei der einzig richtige Weg. Der Nationalpark Alta Murga sei unglaublich schön und sehr wichtig. Er war kaum zu beruhigen. Sein Englisch war sehr gepflegt. Er hat viele internationale Kontakte und ist mit dem früheren FIAT-Chef Antonelli bekannt. Ich habe während seiner Rede die Kette gesäubert und geölt. Ich schwärme durchaus auch für Federico II und habe das Castel del Monte für Freitag auf der Route. Irgendwann sind wir dann mal weiter.

14.36 Uhr – Erneut Mundraub.

14.47 Uhr – Kilometer 88. Liegt rechts schon Barletta? Der Weg hat Francigena-Qualität, wie wir sie vor Rom hatten.
15.12 Uhr – Kilometer 94,8. Gegenwind, Martina fährt bei 20 km/h im Windschatten. Dafür pflückt sie mir Pfirsiche.

15.19 Uhr – Kilometer 95,4. Am Museum Cannese Antiquarium Annibalico. Auf dem Hügel liegt die schon 5000 v.Chr besiedelte Stadt Canne della Battaglia. Der Name weist auf die Schlacht bei Cannae 216 v.Chr in der Hannibal die Römer vernichtend geschlagen hat.

15.25 Uhr – Oliven, Kakteen, Pinien, blauer Himmel! Die Grillen zirpen jetzt mächtig.

Und Kakteen wachsen prächtig.

Rosinante im Lande der Oliven.

Riesendreckwasserpfütze. Zum Glück können wir unter den Olivenbäumen hindurch daran vorbei.

Für ihn kein Problem.

Stadtrand

Auf dem Radweg rollen wir nach Barletta hinein.

16.07 Uhr – Kilometer 107. Plötzlich das Meer!

Sofort in die nächste Strandbar!
Laut Martina ist das Meer angenehm warm!

16.53 Uhr – Ankunft.
18.20 Uhr – Das Zimmer ist ganz schön. Hat aber nur ein kleines Fenster, das zu einem Innenhof hinausgeht. Dort läuft die dritte sehr laut animierte Kinderbetreuung im Oratorio. Ich hoffe sehr, dass um zehn Schluss ist. Die Räder stehen im Lehmbodenkeller, in dem vom Tor an der Straße eine steile Rampe hinab führt.
750 Kilometer und 8.000 Höhenmeter sind wir zu zweit gefahren. Es hat wirklich super geklappt und richtig Spaß gemacht. Und am Freitag fahre ich wieder alleine los. Kann ich mir gerade gar nicht vorstellen.
19.07 Uhr – Wir überbrücken die Zeit bis die Restaurants öffnen mit Caffé und Limo an der Piazza Plebiscito.

20.59 Uhr – Die Restaurants machen erst um acht auf. Da die Bedienung hier im Essenza Englisch spricht, können wir Salat und gegrillte Aubergine als Vorspeise und danach Nudeln bestellen. Jetzt kommt noch Tiramisù als Nachspeise – und schmeckt umwerfend: Ich liebe Italien!

21.37 Uhr – Abendstimmung. Gegenüber von uns liegt Manfredonia am Sporn des italienischen Stiefels.
22.32 Uhr – Wir sind beide fertig mit dem Telefonieren. Es war ein langer Tag.
16.06.2022 – Barletta
7..35 Uhr – Die Nacht war sehr ruhig und sehr warm. Ich habe von einer Konditorei geträumt. Wieder erfreulicherweise keine starken Krämpfe. Heute keine Radetappe, mal sehen, wie das ist.
Die Wirtin erklärte uns beim Frühstück, dass die Schulen seit dem 10. Juni Ferien haben und viele Kinder in den Oratorios betreut werden.
Wir wollen heute den Vormittag mit Einkäufen und Besichtigungen verbringen, den Nachmittag am Meer.
9.23 Uhr – Auf dem Markt.

Obst
Schnecken aus dem Eimer.

Fisch, Tintenfisch, alles offen ohne Eis.

Ein starker Knoblauch-Typ.

Aus dieser Bäckerei kam das super leckere Frühstücksbaguette. In der Backstube sind mindestens vier Leute am Werk.

Autowerkstatt

24×7 Fast Food Maschinen, wie wir sie in den Städten schon oft gesehen haben.

Hüte statt Schuhen, wie an manchen Stellen in Bonn.

Der Turm des Doms

Der Dom, mit dem schmucken Bräutigam vor uns und aufwändiger Deko vor und in der Kirche.

Innen

Chor des Doms. Der Erzbischof von Nazareth lebte nach dem endgültigen Verlust des Heiligen Landes ab 1327 dauerhaft in Barletta im Exil.

Das Kastell, an dem auch Friedrich II gebaut hat. In Barletta war einer der Sammelpunkte der Kreuzfahrer und Johanniter, Templer, Deutsch Ritterorden, alle hatten eine Niederlassung hier. Zuletzt hat Karl V. das Kastell um fünf Bastionen erweitert und ihm die heutige Gestalt gegeben.

Der Colossus von Barlette. Es gibt eine Reihe von Legenden dazu, wie er im 13. Jhd. hierher kam. Er ist wohl antik, irgend ein General oder so, glaubt man. Dahinter San Sepolcro aus dem 12. Jhd.

Blick zum Chor von San Sepolcro, sehr schlicht und mit wenigen kleinen Fenstern.

Es gibt eine Empore mit einer Art Kanzel. Dort könnte sogar noch eine kleine Kirche sein
Hinter uns wurde abgesperrt

11.24 Uhr – Es gibt auch moderne Architektur in Barletta.
13.58 Uhr – Am Ende haben wir Caffé und Limonade im Gardini de Nittis getrunken und sind zum Zimmer, um uns auszuruhen. Stadtrundgang ist sehr anstrengend! Jetzt gibt es etwas von den Einkäufen zu essen.

Frisch gepflügter öffentlicher Strand.

Das Wasser ist unheimlich warm und flach. Nach dem Baden kühlte der Wind.

17.13 Uhr – Caffé und Limonade.
17.47 Uhr – Zum Duschen zurück in der Unterkunft. Im Hinterhof läuft wieder die lautstarke Kinderbetreuung des Oratorio.
21.11 Uhr – Abendessen – Insalata Mista, gegrilltes Gemüse, Risotto Al Frutti De Mare, Pizza Verdure. 1/4 Liter Weißwein. Ohne Foto!

Nachtisch für zwei.
22.25 Uhr – Unser letzter gemeinsamer Tourabend geht zu Ende. Wir haben beim Essen einen schönen Rückblick auf die Reise gehalten. Für uns beide war sie sehr eindrücklich und im Zusammenspiel sehr angenehm.
Nun ruhen wir vor der Zugfahrt bzw. vor der nächsten Etappe.
17.06.2022 – Barletta – Gravina in Puglia – 85 km/1030 Hm
7.12 Uhr – Eine unruhige Nacht, auch wenn es draußen irgendwann still war. Es war sehr warm bei dem kleinen Fenster.
Inzwischen ist fast alles gepackt. Lebensmittel werden aufgeteilt, ich werde wohl heute nicht mehr einkaufen müssen.
8.12 Uhr – Abfahrt zum Bahnhof.

8.31 Uhr – Am Bahnhof in Barletta. Irgendwelche Bahnleute streiken heute und es kann zu Verspätungen kommen. Aber der Zug ist bisher pünktlich unterwegs.

8.51 Uhr – Pünktlich und das Radabteil mit der Hilfe eines jungen Italieners sofort gefunden.

8.54 Uhr – Um es mit den Fantastischen Vier zu sagen «Sie ist weg, und ich bin wieder allein, allein.»
Nun muss ich das Rad treppab und -auf tragen, dann fahre ich aus der Stadt hinaus zum Castel del Monte.

Radinfrastruktur in Barletta. In der Mitte von Kreisverkehr zu Kreisverkehr.

9.38 Uhr – Kilometer 8,5, bei 35° C in den Olivenplantagen. Jetzt kommt ein leichter Wind, das tut gut.

9.59 Uhr – Die erste Wasserflasche ist leer. Ich fülle sie hier in Andria an einer Wasserstelle.
Ich tue mich schwer mit der leichten Steigung, die ich auf dem Weg zurück in die Berge habe.
Noch vielleicht 20 km bis zum Castel.

Im Straßengewirr.

Hier soll ich die Treppe runterfahren: heute nicht!
10.33 Uhr – Kilometer 16. Erst jetzt bin ich aus dem Straßengewirr heraus.

Ab hier noch 20 km. Wenn das Castel um 12 Uhr Mittagspause macht, sehe ich es nur von außen.

11.05 Uhr – Kilometer 23, Höhe 256 m. Das letzte Stück lief bei leichtem Rückenwind besser. Immer noch fahre ich durch die endlosen Olivenplantagen. Ich esse eine Banane, trinke Wasser und fahre weiter.

11.14 Uhr – Laut Komoot soll ich hier rechts. Die spinnen. Jetzt bin ich auf die Beschilderung angewiesen.
11.23 Uhr – Kilometer 26. Der Weg ist nicht mehr befestigt, aber als Itinerario Turistico «Trifora» ausgeschildert. Weiter.

11.43 Uhr – Kilometer 29. Bin von der Beschilderung weg, scheint ein weiter Umweg zu sein. Ich kämpfe mich über diesen Feldweg im Nichts.

11.53 Uhr – Kilometer 30,4. Endlich taucht das Castel am Horizont auf. Auch ein Radwegschild kam. Also weiter mit maximal 10 km/h auf der schlechten Piste.
Noch fünf Kilometer.

12.04 Uhr – Kilometer 33. Immer mehr dieser Steinhütten tauchen auf. Sie heißen hier Trullo.

12.14 Uhr – Kilometer 34. An der Hauptstraße. Wie einfach es wohl gewesen wäre, einfach diese von Andria aus zu nehmen. Aber egal, noch zwei Kilometer.

Immer näher.

12.36 Uhr – Kilometer 37. Am Castel del Monte, das der Staufer-Kaiser Friedrich II. 1240 – 1250 hat bauen lassen. Es ist aber wohl nie ganz fertig geworden.

Ein sanft ansteigender Kreisel um das Bauwerk führt zum Tor.

Wir parken am Haupteingang. Die Türme und das Gebäude sind achteckig. Das Gebäude ist 25 m hoch, die Türme sind einen Meter höher.

Innen so schlicht wie außen.

Ein Raum im Erdgeschoss. Man weiß bis heute nicht sicher, wozu die Burg gedient haben soll, als Festung, oder Jagdschloss oder Lieblingsburg des Kaisers.

Raum oben. Da es wenige gesicherte Informationen gibt, blühen die Spekulationen, unter anderem auch wegen der eigenartigen Licht- bzw. Schatteneffekte.

Alle Räume sind untereinander verbunden. Vielleicht gab es im Innenhof mal einen umlaufenden Balkon.

Blick zum Himmel im Innenhof.

Blick nach Barletta.
13.07 Uhr – Ich muss was essen!
13.41 Uhr – Caffé und Limo waren gut. Ich musste sogar Coperto zahlen, also eine relativ teure Angelegenheit. Egal. Habe mir die Wasserflaschen gefüllt.
Jetzt setze ich mich mit den Vorräten woanders hin.

14.16 Uhr – Joghurt mit Haferflocken und Studentenfutter, Brot mit Käse, Gurke und Tomaten und zwei Aprikosen als Nachtisch. Nun bin ich soweit gestärkt.
Ich frage mich ja schon, wofür man diese große Lebendfalle, die neben dem Raf steht, braucht.
Die Wolken haben sich fast alle wieder aufgelöst. Ein Stück des sogenannten Radwegs auf dem Weg nach Gravina werde ich wohl auslassen. Ich habe keine Lust mehr auf grobe Steine.
Ich breche mal auf.
14.33 Uhr – Noch einen kurzen Schwatz mit einem jungen amerikanischen Paar aus Los Angeles gehalten, denen ich morgen in Matera oder am Dienstag in Ostuni wieder begegnen könnte. Ich rolle los.

14.39 Uhr – Kilometer 40. Zum Abschied.

Bevor ich rechts abbiege, schaue ich mir den Weg genau an.

14.52 Uhr – Darauf habe ich heute keine Lust mehr. Lieber 2 km Umweg und Hauptstraße.

Viel besser!

Richtig großer Trullo, mit Treppenaufgang zum Dach. Viele sind ausgezeichnet erhalten, viele verfallen auch einfach.

15.16 Uhr – Kilometer 50. Wer kann da widerstehen? Sie sind sehr warm und süß.

Viele Häuser in den Feldern verfallen.
15.48 Uhr – Kilometer 57,7. Ich gebe zu, dass ich Kopfschmerzen von der schwülen Hitze habe. Ich könnte eine Bar gebrauchen. Leider sieht es nach Karte gar nicht danach aus.

15.59 Uhr – Kilometer 59. sieht aus wie afrikanische Savanne. Wo sind die Elefanten und Giraffen?

16.18 Uhr – Kilometer 62,6. Geradeaus mit leichtem Rückenwind in großen Wellen den Berg hinauf. Noch vier Kilometer bis zum nächsten höchsten Punkt.
Ich fahre durch den Nationalpark Murgia, eine Kalkstein-Ebene.

16.28 Uhr- Kilometer 64,5. Dickere Wolken sammeln sich vor mir. Weiterhin guten Rückenwind.
Martina hat den EC nach München in Bologna erreicht. Das freut mich sehr.

16.38 Uhr – Kilometer 66. Noch eine weitere Welle.

Kilometerlange Steinwälle. Noch etwa 13 km.
16.52 Uhr – Kilometer 70. Am Horizont ist eine Stadt zu sehen.

Eine Doline, eine eingestürzte Kalksteinhöhle, 1,6 km Umfang, Schein sehr tief zu sein.
Am Himmel braut sich etwas zusammen.

17.12 Uhr – Kilometer 77. Das war eine rasante Abfahrt, und sie geht noch weiter. Noch 8 km bis Gravina, das da vorne hinter dem Horizont liegen sollte.

17.42 Uhr – Kilometer 85. Irgendwo in Gravina. An dem B&B bin ich schon vorbei. Suche eine Bar, habe noch keine einzige gesehen.

17.48 Uhr – Danach kam sie endlich, die erste Bar seit dem Castel, also seit 50 km. Mannomann.

18.20 Uhr – Bin an der Unterkunft, habe mit der Wirtin gesprochen, sie ist auf dem Weg hierher. Eine Nachbarin rief gleich durch die Straße, dass da jemand steht. Ein Nachbar hat mir dann schon mal aufgeschlossen und das Fahrrad in einer Box verstaut.
Es war wirklich ein langer, heißer Tag heute. Der Rückenwind hat mir aber sehr geholfen.
Von der Wirtin habe ich mir ein typisches Restaurant empfehlen lassen.
19.23 Uhr – Ich muss unbedingt zur Römerbrücke. Dann essen.
Unter dem Fenster wurde laut geschrieen. Jetzt sehe ich, dass sie ein Theaterstück proben.

Abendstimmung. Gravina wurde von den Griechen gegründet und 300 v.Chr. von den Römern übernommen. Es liegt an der Via Appia. Nach den Römern kamen die Byzantiner, Langobarden und Araber, später die Normannen und die Könige des Hauses Anjou.
Auf der Römerbrücke wurden Szenen des letzten James Bond gedreht.
Ein fantastischer Blick. 
Die Sonne kommt noch einmal heraus.

Auf dieser Seite gibt es ganz viele Höhlen und Mauerreste.
19.46 Uhr – Nun zurück auf die andere Seite.

20.00 Uhr -Sonnenuntergang hinter der Kirche Madonna della Stella.

Sind das Erdmännchen?

Benedikt XIII. kam aus der Grafenfamilie der Orsini aus Gravina, geboren 1649. Die Basilika ist wieder Maria Assunta geweiht.
Es ist gerade Messe. Einen Blick habe ich aber hineingeworfen.
20.45 Uhr – Jetzt bin ich noch zu lange durch die Stadt gelaufen. Keines der Lokale sprach mich wirklich an. Das von der Wirtin empfohlene Lokal hatte nur drinnen Platz. Deshalb bin ich nicht gleich hinein. Nun sitze ich aber am Ende doch dort, alleine drinnen und man macht mir gelegentlich das Licht aus. Bin noch nicht wieder im Tritt und hoffe, dass es gleich gut schmeckt und mich von allem ablenkt und für morgen stärkt.

Ich bekomme von der netten Dame einige Vorspeisen, die sie sonst nur für zwei Personen machen. Ah, es kommen noch frittierte Zucchiniblüten. Sie hat die Chardonnay-Flasche in mein bestelltes Glas geleert. Und als zweiten Gang bringt sie mir einfach Nudeln mit Soße, also einer leckeren typischen Soße, wenn ich das richtig verstanden habe. So geht es wieder.
21.50 Uhr – Auch die Nudeln waren sehr lecker. Nun noch den Caffé und dann ab ins Bett. Frühstück morgen um acht. Ich brauche etwas Schönheitsschlaf.
Bin mal gespannt, wie die Strecke nach Matera morgen ist. Es sind keine 30 km, aber es könnte Feldweg sein. Egal. Morgen soll mit 27° C ein windig «kalter» Tag sein. Solange der Wind im Rücken ist, ist ja alles ok.

22.05 Uhr – Es ist unglaublich voll. Die Erwachsenen sitzen in der Bar, die Jugendlichen auf der Mauer und die Kinder spielen Fangen.
22.29 Uhr – Jetzt hole ich ein bisschen Schlaf nach. Frühstück erst um acht.
18.06.2022 – Gravina in Puglia – Matera – 31 km/300 Hm
7.30 Uhr – Bis halb sechs habe ich gut geschlafen. Es war noch eine Zeit lang laut draußen, dann aber sehr still, so auch jetzt.
8.05 Uhr – Oben ist niemand und die Tische sind leer. Wir hatten acht Uhr ausgemacht. Ob ich was falsch verstanden habe, oder sie? Ich habe wegen der kurzen Etappe heute viel Zeit. In die Unterkunft in Matera kann ich ab eins, werde aber schauen, ob es früher geht, wenn ich schon vor zwölf dort sein sollte.
8.10 Uhr – Ah, da kommt sie wohl. Ich gebe ihr ein paar Minuten. Sie klopft und hat ein Croissant dabei. Mehr hatte ich gestern nicht bestellt, da ich kein Italienisch spreche und sie kein Englisch. Leider alles auf Plastik und Pappe, wohl noch wegen Corona. Aber das Croissant ist frisch und lecker. Dazu esse ich drei trockene Kekse mit Marmelade. Das wird nicht lange vorhalten.
8.50 Uhr – Abfahrt in einen sonnigen und nicht zu heißen Tag.

Noch in Gravina: Spaziergang zu den Höhlen.

Das sollte San Michele sein. Eine zu heidnischer Zeit gegrabene Kultstätte, die im 6. Jhd. als Kathedrale genutzt wurde.
Unter Gravina befindet sich ein riesiges Höhlensystem, da man die Steine für die Häuser quasi im Unterkeller abbauen konnte. Dazu gibt es Besichtigungstouren.
In Gravina wurde «Maria, ihm schmeckt’s nicht!» und auf der Römerbrücke eine Verfolgungsjagd des James Bond «Keine Zeit zu sterben» gedreht.
9.16 Uhr – Nun mache ich mich mal auf in die Felder.

Sehr freundlicher Rückenwind schiebt mich die 9% Steigung hinauf.

9.50 Uhr – Kilometer 7,3. Bin wieder auf dem EV5 und lasse mich weiter vom Wind treiben. Das reife Getreide knistert im Wind.

Ein schattiger Eichenwald. Wie aufmerksam!

10.13 Uhr – Kilometer 12. Lange Gestellreihen für PV- Module rechts auf einem großen Feld, aber kein einziges Modul drauf.

10.23 Uhr – Kilometer 14,5. Der Wind ist so stark, dass ich mich weite Strecken einfach treiben lassen kann. Für die zahlreichen Windräder bleibt immer noch genug Wind übrig.
Das B&B ist informiert, dass ich gegen 13 Uhr dort bin.

10.40 Uhr – Das erste Mal auf dieser Tour den Tiger-Morgengruss gemacht. Aus den vier Himmelsrichtungen habe ich mir für heute Sonne, Wind, die Liebe der Menschen und die Freude an der Schöpfung genommen. Es tut gut und stärkt mich in dieser endlosen, fremden Weite.

Hier wird gerade ein kaputter Mähdrescher abgeschleppt. Sicher ein ziemliches Problem für die Leute, die den Tag zum Dreschen nutzen wollten. Fremd? Am Ende ist es doch wie in der Eifel…

10.59 Uhr – Kilometer 22. Eine neue Brücke, mit 50 m Radweg. Daran könnte man sich beim Tausendfüßler in Bonn ein Beispiel nehmen. Hier sind die 50 m leider recht nutzlos.

11.19 Uhr – Am Skulpturenpark La Palomba in einem alten Tuffsteinbruch am Ortsrand von Matera. Die senkrechten Schnitte in den Felswänden stammen von den Steinsägen.

Ein guter Radweg bringt mich mit 9% Steigung in die Stadt.

11.45 Uhr – Kilometer 29,7. Matera, Piazza Vittorio Veneto.

Hier hängen wieder Schuhe.

Häusergewirr in der Schlucht.

Blick zur Kathedrale.
Über mir eine Gruppe von sicher zehn Falken.

Es werden viele Fotos heute.

Wir parken direkt an der Kathedrale des Erzbistums Matera-Irsina. Es ist 12 Uhr und alles, was läuten kann, läutet Mittag.

Panorama vom Platz vor der Kirche.
Habe mir ein Ticket für die Kathedrale und diverse Höhlenkirchen geholt.

Definitiv etwas für Barock-Fans. Der ursprüngliche Bau wurde 1270 fertiggestellt.

Stein-Krippe vor uns und unter uns eine ausgegrabene Kapelle San Giuseppe.

Piazza Vittorio Veneto. Auf dem Weg hierher sprachen mich die zwei jungen Amerikaner an, die ich gestern am Castel del Monte getroffen hatte. Wir haben uns alle drei über das Wiedersehen sehr gefreut.
Unter dem Platz sind, klar, Höhlen, Kirchen etc.

Der Steppen-Elefant, der mir gestern in der Steppe fehlte.

Und das fehlte mir gestern auch!

12.58 Uhr – An der Unterkunft im moderneren Teil der Stadt. Das Rad kommt drei Treppen hoch auf den Balkon.
13.58 Uhr – Geduscht und alles gewaschen. Ich gammele etwas, bevor ich etwas esse und losziehe.
Das Gebiet um Matera wurde schon in der Jungsteinzeit besiedelt und gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Die Stadtgründung durch die Römer war 251 v.Chr. 938 haben die Sarazenen den Ort verwüstet. 1043 kamen die Normannen und machten Matera zum Königssitz. Auch unter den Staufern gedieh die Stadt weiter.
1948 lebten in 3300 Höhlen etwa 15.000 Menschen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde. Es gibt in den Höhlen keinen Strom und kein fließendes Wasser. Das Buch und der Film «Christus kam nur bis Eboli» machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltweit bekannt. Die Menschen wurden schließlich in den 50er und 60er Jahren in neu errichtete Wohnblocks umgesiedelt.
Eine Reihe von Filmen spielten hier, u.a. Ben Hur und der letzte James Bond.
15.17 Uhr – Ich habe eine gute halbe Stunde geschlafen. Jetzt schaue ich mal in die Essenstasche.

16.10 Uhr – In San Pietro Barisano kann man in den Keller. Dort gibt es aus dem 16. – 18. Jahrhundert Bestattungssitze, in die die Toten bis zur vollständigen Verwesung gesetzt wurden und besucht werden konnten. Am Ende nahmen die Angehörigen meist die Knochen ihrer Verwandten mit, um sie endgültig zu bestatten.

Treppen


Rikscha, meist knatternd, manchmal elektrisch.

Eine Wohnhöhle hat man eingerichtet mit Steinskulpturen lebendig gestaltet. Es gibt eine Kochnische,

eine Nische für die Tiere

und eine zum Schlafen, für alle.

Viele B&Bs in den restaurierten Häusern.

Und Kunst an vielen Ecken. 2019 war Matera Weltkulturhauptstadt.

Der Wind ist enorm und die Falken segeln kunstvoll und stoßen ihre merkwürdigen Rufe aus. Es kann hier nicht viele Tauben geben. Zwitschernde Schwalben sind allgegenwärtig.

16.56 Uhr – Kleine Zwischenmahlzeit

Ein Innenhof.

Auf dem Weg zu den Felsenkirchen Santa Maria di Idris und San Pietro Caveoso.

Und Caffé mit Limonade als Stärkung vor dem sicher anstrengenden Aufstieg.

Das Tal der Gravina.
Die beiden Kirchen sind kleine, niedrige Räume im Felsen mit einigen Freskenresten. Man darf drinnen nicht fotografieren. Die Aussicht vom Felsen ist aber sehr gut.

Blick nach Süden. Die Gravina führt noch Wasser. Die Schlucht ist fast hundert Meter tief.

Ein Gewirr an winzigen Behausungen. Es wird sehr fleißig renoviert.

Diese Höhle ist mit Gittern verschlossen. Sie scheint relativ geräumig zu sein.
Die schön hergerichteten Höhlen sind bei Touristen als Unterkünfte sehr beliebt. Koffer werden dafür treppauf und treppab geschleppt.

Der Dom im Norden.

Felsen-Café. Die vielen kleinen Ecken und Winkel der Wege lassen Raum für viele kreative Ideen.

Unten gibt es eine Hängebrücke.

Hier kann man das typische Kunsthandwerk kaufen.

Santa Lucia Alle Malve. In der Höhle ist eine vielleicht sechs Meter hohe dreischiffige Basilika, die anfänglich nach griechisch-orthodoxem Ritus genutzt wurde. Es sind einige schöne Fresken erhalten, unter anderem eine stillende Madonna.
Über der Schlucht fliegen die Dohlen. Jede Vogelart scheint ihr eigenes Revier zu haben.

Kunsthandwerk.

Tanz auf dem Flügel.
19.32 Uhr – Zurück auf dem Zimmer. Das war ein langer, aber gar nicht so anstrengender Stadtrundgang. Joghurt habe ich im kleinen Supermarkt bekommen. Gurke, Tomate, Banane und frisches Brot müssen morgen folgen, bevor ich die Stadt verlasse.
Bin ich heute überhaupt Rad gefahren? Die Wäsche auf der Leine behauptet, ja. Sie ist schon trocken.
Morgen wird es mit 72 km mal wieder ein normaler Fahrtag.
20.12 Uhr – Heute war ich beherzter und sitze nun in einem Hinterhof-Restaurant um die Ecke. Heute esse ich tipico, aber tipico Leonardo: Insalata Mista, Penne Arrabbiata, Quarto Vino Bianco. Habe gerade keine Lust auf Schinken, Käse und Salami. Und für Frutti di Mare warte ich auf morgen.
Brot und ein Glas für den Wein hat der junge Kellner vergessen, musste ich nachbestellen. Soweit gut geschmeckt.

Nun bin ich wirklich ziemlich weit im Süden. Morgen, in Metaponto, erreiche ich den südlichsten Punkt der Reise. Matera war mit ein Grund dafür, Italien als Reiseland zu wählen. In einem ADFC-Heft war vor einem Jahr ein Artikel über eine Radreise durch die Basilikata, mit tollen Bildern von Matera. Der lange Spaziergang heute hat mir gezeigt, dass es berechtigt war, den Tag hier zu verbringen. Die Eindrücke sind wirklich großartig.
Wer Ostuni kennt, wird sich schon mit mir darauf freuen. Ich kenne es nur von Erzählungen, aber alle waren total begeistert. Allerdings übernachte ich am Dienstag nicht dort, sondern am Meer.
20.58 Uhr – Ich nehme auch noch Nachtisch und Caffé. Der Wein zieht schon gut durch.

Der Laden nebenan brummt. Die Leute stehen Schlange. Vielleicht zu Recht. Hier bleibt es eher ruhig. Der junge Kellner in Jogging-Hose ist auch wirklich sehr unerfahren und wenig freundlich.

21.45 Uhr – Matera bei Nacht.

Unter der Piazza Vittorio Veneto liegt eine ehemalige Kirche.

Chiesa Santo Spirito aus dem achten oder neunten Jahrhundert. Selbst die Gewölbebögen sind aus dem Stein gehauen, damit es wir echt aussieht. Auch hier gibt es Freskenfragmente. Nebenan kann man das Palombaro, die große öffentliche Zisterne der Stadt, besichtigen, die für die Sommermonate 5 Millionen Liter Wasser fassen konnte.
Oben spielt eine Drei-Mann-Kombo sehr entspannte Jazzmusik. In der Stadt gibt es mehrere Musikinstitute.

Eine für die Gegend typische Hühnerfigur, die, natürlich in kleinerer Form, in Handarbeit hergestellt und an den Straßen verkauft werden.
22.15 Uhr – Ich hätte noch stundenlang durch die immer voller werdende Stadt laufen können. Aber der Wein und das viele Wasser machen sich bemerkbar, und es ist Zeit, nach einem schönen Tag zu Bett zu gehen.
Zu zweit macht es mehr Spaß durch die Stadt zu bummeln. Auf dem Rad geht das Alleinfahren gut. Ich gewöhne mich langsam wieder dran, alles selbst zu entscheiden und zu erledigen. Essen und Vorräte einzukaufen ist definitiv nicht mein Ding. Das kann ich noch ausbauen.
19.06.2022 – Matera – Marina di Ginosa – 72 km/490 Hm
7.46 Uhr – Die Nacht war heiss und unruhig. Den kleinen Kühlschrank mit Joghurt und Käse habe ich mal an-, dann wieder ausgeschaltet, auch kurz die Klimaanlage angemacht. Irgendwann ging es. Nun sollte ich aufstehen. Die Wirtin werkelt draußen schon.

8.00 Uhr – Leckerer Rosinenkuchen, frisches Croissant, kalter Saft und schönen Cappuccino: ein reichhaltiges Frühstück.
8.41 Uhr – Abfahrt.

Ich umfahre die Stadt auf der Schluchtseite.
Die Geschäfte scheinen heute, am Sonntag, geschlossen zu sein, sagte mir auf Nachfrage ein junger Mann.

Schon viele Jogger:innen und Schwalben sind unterwegs. Vor mir der große Felsen mit der Doppelkirche.

Doch noch eine Art Brötchen bekommen.

9.22 Uhr – Kilometer 3. Und Obst an der Straße gekauft. Meine kleine Menge verwirrte die Männer ziemlich.
So versorgt rolle ich nun von 400 m Höhe hinunter ans Meer. Das ist der Plan.

9.35 Uhr – Kilometer 6,5. Zurück in der Alta Murgia.

9.43 Uhr – Kilometer 10. Hier kommt die Schlucht der Gravina von Matera runter.

9.56 Uhr – Kilometer 15. Montescaligioso, muss ich da hoch?
Mein Kartenstudium gestern war wohl etwas oberflächlich. Natürlich führt meine Route hinauf. Bei 33°C im Schatten mit leichter Steigung und leichtem Wind geht es gut. Außerdem sind vier Radtouristen mit Begleitfahrzeug hinter mir. Das treibt an.

10.35 Uhr – Kilometer 20, nach 250 Hm Anstieg. Die Aussicht ist toll. Am Horizont ist Matera zu sehen. Ich suche jetzt eine Bank, dann eine Bar, oder umgekehrt.

Porta San Michele. Rosinante macht eine gute Figur.

Mit tollem Aussichtspunkt.

Die prächtige Abtei San Michele Arcangelo muss heute ohne mich klarkommen. Hunger!

10.55 Uhr – Überraschung: Die Espressotasse hat einen Deckel. Die erste Banane habe ich schon schnell verdrückt, bevor der Caffé kam.
Laut Karte beginnt die rasante Abfahrt zum Meer erst hier oben.
11.21 Uhr – Mal langsam weiter.

Die Hauptstraße mit Fernblick am Ende.

11.46 Uhr – Kilometer 25, Höhe 277 m. Vor mir die Ebene und am Horizont das Ionische Meer.

11.54 Uhr – Kilometer 28. Höhe 184 m. Wir schlängeln uns träge bergab.

12.04 Uhr – Kilometer 32. Was macht diese Rakete hier in der Landschaft? Vielleicht ein Wasserturm?

Sonnenenergie, hier gibt es reichlich. Über den Tag habe ich mehrere große Freiflächen-PV-Anlagen gesehen.

12.31 Uhr – Kilometer 38. Lieber ein Pony als ein Hund an der Straße.

Auch hier schreitet die Almaria-isierung voran: Plastik-Landwirtschaft.

13.11 Uhr – Kilometer 47. Am Hera-Tempel (Tavole Palatine) bei Metaponto. Er wurde im 6. Jhd. v.Chr. von den in Süditalien herrschenden Griechen an einer wichtigen Handelsstraße gebaut. Er war außen sechs Säulen breit und zwölf Säulen lang.

Hier wird weiter gebuddelt, heute aber mit wenig Eifer.
Es gibt ein großes Ticketoffice, das sieht aber verwaist aus. Vielleicht nutz man es nur in der Hauptsaison.

13.47 Uhr – Kilometer 53. Doch keine Lust auf Museum. Ich fahre ans Meer, dort Pause. Dann sehen wir weiter.

14.00 Uhr – Kilometer 56,6. Am Meer. Ich bin völlig platt und zittrig. Essen!!!!

Großes Müsli mit Apfel, zwei Joghurts, viel Haferflocken und etwas Studentenfutter von Martina. Richard, die kleine Ente, schaut zu. Kermit, dem kleinen Frosch, der auf dem Scheinwerfer saß, hat es irgendwo in Italien so gut gefallen, dass er dort geblieben ist. Er ist wortlos weg, tut sich wohl schwer mit Abschieden. Alles Gute, Kleiner!

14.45 Uhr – Ich habe es geschafft in der Chaos-Schlange an der Strandbar einen Caffé und eine LemonSoda zu bekommen. Es ist windig, leicht diesig und mit 29° C nicht mehr so heiss.
Noch 17 Kilometer bis Marina di Ginosa. Wie komme ich jetzt zur Ruhe? Baden mag ich in dem übervollen Gewimmel nicht. Aber eine lange Pause sollte ich machen.
Ich bin nun am dritten Teil des Mittelmeers, den ich auf meiner Reise aufsuche. Erst war ich in den Cinque Terre am Ligurischen Meer, dann in Barletta an der Adria, nun am Ionischen Meer. Zum Ionischen Meer, das zwischen Italien, Sizilien und Griechenland liegt, gehört das Calypsotief. Es ist mit 5109 m die tiefste Stelle des Mittelmeers. Vor sechs Millionen Jahren ist das Mittelmeer nahezu vollständig ausgetrocknet. Seine Wiederbesiedlung vom Atlantik her scheint noch nicht vollständig abgeschlossen, da die Biomasse im Mittelmeer verhältnismäßig gering ist. Im Calypsotief scheint das besonders offensichtlich zu sein.

15.27 Uhr – Kilometer 61. Ich rolle gemütlich Richtung Marina. Habe mich wieder etwas gefangen. Hier tauchen die ersten Orangenbäume auf. Der Himmel ist dunkler, über Tarent gibt es Regen. Der Wind ist etwas schwächer. Sehr still ist es hier zwischen Autobahn und Strand.

15.49 Uhr- Kilometer 66. Noch einmal gut zwei Kilometer ruhige Piste.

16.04 Uhr – Kilometer 68. Tiger-Qi-Gong: Kraft, Entspannung, Zuversicht und stille Freude geholt.
Still ist es auf diesen kleinen Sträßchen wirklich. Über Matera scheint es zu regnen. Vor mir wird es heller. Der Wind ist nun fast sanft.

Der Müll am Straßenrand ist manchmal sehr schwer zu ertragen.
Vorhin kamen aus einer Hofeinfahrt zwei große weiße Hütehunde bellend auf mich zu. Als ich anhielt, liefen sie in den Hof zurück. Das haben wir so lange gemacht, bis ich vorbei war. Dann wurde es heikler, da sie mich verfolgen wollten. Ich hielt wieder an, sie zogen sich zurück. So bin ich langsam, aber mit relativ geringer Aufregung, an ihnen vorbeigekommen. Keine Ahnung, wie es wäre, wenn sie Hunger hätten.

16.26 Uhr – Kilometer 72. Dekorierte Straße mit Radweg.

16.40 Uhr – Hundert Meter vor der Unterkunft nehme ich noch ein Eis. Hilft ja nix!

16.50 Uhr – Ankunft an der Unterkunft. Ich komme mit dem Türcode nicht rein.
Als ich zur Straßenfront des Hauses ging, kam mir der Besitzer entgegen. Ich hatte Haustür- und Wohnungstür-Code verwechselt. Frühstück morgen erst um 8.30 Uhr. Ist wohl auf Strandurlauber ausgerichtet.

17.37 Uhr – Nicht die schönste Aussicht bisher, aber Balkon mit Stühlen ist toll.
Mit dem Personalausweis soll ich nachher in die Pizzeria kommen.
Trotz der 72 km war mir heute etwas langweilig. Nach dem völlig faszinierenden Matera ist hat es aber auch jeder Ort schwer. Auf den langen Überlandstrecken gibt es keine offensichtlich schönen Ecken für Pausen. Da muss man auf den nächsten Ort warten. Das hat heute gut geklappt, auch wenn ich in Metaponto am Strand dann doch mit der Pause zu spät war. Ich hätte am Tempel eine Bank nehmen sollen, alleine, draußen. Aber das Bild einer schattigen Bar am Strand war einfach stärker.

19.00 Uhr – Ich habe Daten erfasst, Logfiles vom Garmin-Gerät auf das Tablett gezogen und den Screenshot erstellt und über die Dropbox auf das Handy geholt. Drei weitere Etappen liegen noch vor mir. Am Donnerstag fährt morgens früh mein Zug von Brindisi nach Bologna.

19.35 Uhr – An der Kirche um die Ecke. Viele Leute sitzen oder stehen draußen, Polizei in diverser Uniform auch.

19.47 Uhr – Abendstimmung am wunderbar feinen Sandstrand. Immer noch sind Leute im flachen Wasser. Ohne Wind ist jetzt die Luft angenehm warm.
Aber natürlich ist es nicht so schön wie in Matera!

20.15 Uhr – Heute wieder Vorspeisenteller. Anschließend Saltimbocca Italia, aber nicht mit Fleisch, sondern wie eine Art Calzone, also gefülltes Brot. Es schmeckte sehr gut und hatte Olivenöl statt Käse in der Füllung. Die jungen Kellner hier sind sehr nett.
21.00 Uhr – Gerade zieht die Fronleichnamsprozession in großer Gemeinde mit Polizeibegleitung vorbei. Der Weihrauchduft zieht herüber. Daher also die vielen Menschen an der Kirche vorhin.
Der Chef kommt vorbei und fragt, «Leonardo, tutto bene?»
«Si!»

Kleiner Nachtisch. Seehr lecker.
Ja, ich fühle mich heute Abend deutlich robuster. Dass meine trübe Stimmung heute Mittag am mangelnden Essen lag, wäre Martina wahrscheinlich früher aufgefallen.
Ich bin sehr dankbar für alle guten Worte und Wünsche, die ich seit Martinas Abreise für meine weitere Alleinreise bekommen habe. Martina hat meine Reise sehr bereichert. Wir waren ein ausgesprochen gut funktionierendes, sich ergänzendes und harmonierendes Gespann. Ich wünsche ihr, dass auch sie für den Wiedereintritt in den Alltag liebevoll empfangen wird.
22.00 Uhr – Mein Balkon ist direkt über der Terrasse des Restaurants. Also wird es noch etwas länger laut draußen sein. Ich nehmen mir gleich wieder meinen Tolino und lese in dem Italien-Krimi weiter, den ich vor Wochen, irgendwo in Norditalien, angefangen habe zu lesen.
Morgen steht auf der Etappe nach Grottaglie kein großer Hügel im Weg. Wenn ich das riesige Stahlwerk in Tarent südlich, auf der Hafenseite umfahren kann, könnte ich auch noch einen Abstecher in die Altstadt von Tarent machen. Mal sehen. Mit 66 km ist die Strecke etwas kürzer als heute. Durch das späte Frühstück wird es aber sicher wieder eine heisse und lange Etappe. Eine weitere Gelegenheit, an meinen Pausen zu basteln.
20.06.2022 – Marina di Ginosa – Grottaglie – 75 km/350 Hm
7.26 Uhr – Gegen fünf Uhr war mir das Laken doch tatsächlich zu wenig. Die kühle Morgenluft floss in das Zimmer. Der Tag beginnt heute spät, aber damit kann ich ja ganz gut umgehen. Ich werde alles packen und vorbereiten, so dass ich nach dem Frühstück gleich losfahren kann. Heute könnte ich mal ein paar kleine Yoga-Übungen einlegen.
8.29 Uhr – Die Lowrider-Taschen und die Flaschen sind am Fahrrad montiert, das unten im Hausflur steht. Ich sitze in Radkleidung und bereits mit Sonnencreme eingeschmiert auf der Terrasse. Außer Joghurt muss ich nichts einkaufen, da ich ja noch den Rest süßes Brot, etwas Käse, eine Banane, einen Apfel und die Cocktailtomaten habe. Die hatte ich gestern ganz vergessen. Man sollte beim Essen einen Tisch haben und alles ausbreiten können.
Das Croissant braucht noch fünf Minuten. Hmpf. Den Kaffee könnte man doch schon mal bringen.
Es ist ein wunderschöner Morgen, sonnig, leichte Meeresfeuchte in der Luft, noch wenig Betrieb, da die Urlauber alle noch schlafen.
Croissant, Aprikosen, Eierkuchen, Kekse, Cappuccino: perfetto!
9.13 Uhr – Abfahrt!

10.00 Uhr – Kilometer 13. Oleander am Straßenrand, wie fast überall. Ich fahre jetzt parallel zur Autobahn nach Osten. Vorher ging es hinter dem Uferwald aus hohen Pinien durch Oliven-, Wein- und sehr reife Aprikosen-Plantagen. Leider waren die rot-orange leuchtenden Früchte hinter einer Hecke. Mit 35° C sehr warm, aber der Fahrtwind kühlt. Also einfach weiter.

10.24 Uhr – Kilometer 20. Eine Kakteenblüte. Auch die stehen überall am Rand. Es gibt vereinzelt auch Plantagen mit dieser Kakteenart.

Gemischter Anbau von Oliven, Obst und Gemüse.

Das müssten doch Orangen sein, oder?

Was blüht hier?
Nachtrag: Es könnte sich um Granatapfelbäume handeln, die hier blühen. Auch für diese Recherche vielen Dank an die fleißige Leserin!

Baumschule für Oliven und Obstbäume.

10.51 Uhr – Kilometer 24. Strandbar in Chiatona. Die riesigen Verladekräne des Hafens von Tarent sind auf der anderen Seite der Bucht schon zu sehen.
Das Pistaziencrème-Croissant mit Limo und Caffé war sehr gut. Gleich gibt es auch noch eine Banane.

11.25 Uhr – Das Wasser ist sehr angenehm frisch und sauber, und der Strand fällt flach ab. Ich war viel länger drin, als einen kurzen Sprung. Nun lasse ich mich von der Sonne trocknen.
11.43 Uhr – Nach 108 entspannten Atemzügen bin ich noch nicht trocken, aber bereit, mich anzuziehen und aufzubrechen. Leider finde ich keine Dusche hier am öffentlichen Strand. Also leicht paniert weiter.
12.09 Uhr – Im Schatten einer Pinie Banane und Tomaten gegessen. Dazu gab es Wasser mit Zitronensaft. Den Supermarkt für die Joghurts habe ich nicht gefunden. Das könnte in Tarent eng werden, oder ein großer Supermarkt. Nun weiter.

Fahre quasi auf der Autobahn.

12.34 Uhr – Kilometer 33. Am Lido Azzurro, einem Stück Naturstrand.

Blick nach links: Der letzte Strand vor dem Hafen.

12.59 Uhr – Kilometer 37. Ich versuche südlich um das Stahlwerk zur Innenstadt zu kommen. Der Hafen ist groß, ich sehe aber keine Container-Schiffe.

Eine vierspurige Straße für mich alleine.

Links das Stahlwerk, rechts die Raffinerie, vor mir die Autobahn. Google Radrouting. Mache ich das? Outdooractive sagt das gleiche. Also mal los!

13.20 Uhr – Kilometer 41. Der Randstreifen war schmal, aber auf der fast leeren Straße sind die Busse und LKWs auf die linke Spur gewechselt. Hier ist mehr Platz und eigentlich gilt 50 km/h, wenn ich das richtig gesehen habe. Aber egal, bald sollte die Brücke in die Altstadt kommen.

13.31 Uhr. – Kilometer 43,5. Die Ponte di Porta Napoli.

Der Jachthafen und die riesigen Lagerhallen des Stahlwerks. Sie wurden gebaut, weil der giftige Dioxin-haltige Staub aus den Rohstofflagern und Hochöfen Krebs erregt und Atemwegserkrankungen verursacht. Eine offizielle Statistik gibt es nicht. Arte hat 2021 eine Dokumentation über die Umweltverschmutzung und Arbeitsschutzverstöße gesendet.
Es ist eines der größten Stahlwerke Europas und wurde 1965 eröffnet. Die Rohstoffe werden auf dem Weltmarkt gekauft und per Schiff angeliefert. Auch in Neapel wurde ein solches Stahlwerk gebaut, damit der arme Süden endlich wirtschaftlichen Anschluss finden möge. Das Werk in Tarent kann auf dem Stahlmarkt aber nur schwer konkurrieren und musste mehrfach umstrukturiert werden. Das liegt für viele im Norden «natürlich» an der Mentalität der Süditaliener.
Ich habe einen seltsamen Geschmack im Mund.

Bank mit Meerjungfrau.

Festung.

An der zweiten Brücke, Ponte Girevole, die man auf beiden Seiten drehen kann. Jetzt Supermarkt.

Zurück auf der Altstadt-Insel. Griechische Tempelsäulen. Laut Mythologie soll ein Sohn des Meeresgottes Neptuns die erste Siedlung 1200 Jahre vor der Gründung Roms angelegt haben. Reger Handel mit Mykene konnte nachgewiesen werde. Im 8. Jhd. v.Chr. bauten die Spartaner Tarent zu einer Stadt aus, mit Stadtmauer und Akropolis. Es war die zentrale Macht im Magna Graecia genannten Gebiet in Süditalien. 272 v.Chr. fiel es trotz der Unterstützung durch König Pyrrhus an Rom. Die Sarazenen haben es ab 839 immer wieder besetzt und 927 vollständig zerstört.

Viele große, oft sehr vernachlässigte Gebäude, aber auch Ecken mit kleinen Restaurants. Noch kein Joghurt.

Wir parken vor dem Dom. Abgesperrt, auch gut.

14.55 Uhr – Mit einer eisgekühlten 1,5 l Flasche Zitronenlimonade habe ich mich schließlich hier an der Fischmarkthalle in den Schatten gesetzt. Das trockene Brot, Apfel und Tomaten aus Matera und der kleine Rest von Martinas Studentenfutter sind aufgegessen. Heute Abend brauche ich dann wirklich neue Vorräte.
Nun muss ich noch schauen, wie ich zurück auf die Strecke komme.

15.25 Uhr – Kilometer 52. sieht nicht gut aus, aber ich probiere es.

Der ganze Weg ist eine illegale Müllkippe, aber soweit fahrbar.

15.44 Uhr – Kilometer 55,6 und Gesamtkilometer 2001. Eine Entdeckungsreise führt nicht immer nur durch schöne Städte und Landschaften. Tarent und Umgebung sind sicher nicht schön, aber ich habe sie mir trotzdem angeschaut.

15.59 Uhr – Kilometer 57. Blick zurück auf Autobahn und Stahlwerk.

Uralte Olivenbäume, mit Gesichtern und Geschichten.

Die Trockensteinmauer, so alt wie die Bäume, läuft auf das Kleine Meer zu, das östlich von Tarent liegt und an den beiden Brücken mit dem großen Meer verbunden ist.

16.20 Uhr – Kilometer 62. voraus liegt Grottaglie.

Ich nehme aber die puckelige Straße.

16.54 Uhr – Kilometer 68. In Monteiasi. Drei alte Männer an einem Wasserbrunnen sprachen mich an. Die Aufzählung aller besuchten Städte hat sie schwer beeindruckt. Sie wiesen mir auch noch den Weg zu dieser Bar, die von zwei sehr netten jungen Leuten geschmissen wird.
Eis mit Pistazie und Limone, der Klassiker.
Vorher habe ich endlich mal das Salz aus dem Gesicht, der Brille und den Sand von den Armen gewaschen. Ich freue mich sowas von auf die Dusche.
17.20 Uhr – Weiter. 18.00 Uhr in Grottaglie sollte zu schaffen sein.

Riesige Produktionshallen direkt am Flughafen.

17.44 Uhr – Kilometer 74. Am Ortsrand von Grottaglie, mit einem relativ hellen und wenig bunten Ortsbild.

17.50 Uhr – Schon mal ein schöner Platz vor der Chiesa Matrice di Grottaglie. Hier gibt es auch zwei Restaurants.
Grottaglie ist berühmt für seine Keramikproduktion. Im Keramikviertel gibt es noch fünfzig Betriebe, die seit dem sechzehnten Jahrhundert Ziegelsteine, Töpfe oder sogar Krippenfiguren produzieren.

17.55 Uhr – Am Ziel, mitten im Gewirr der Gassen und Treppen.

Eine Wohnhöhle mit viel Platz für Rosinante und mich. Wie in der Museumshöhle in Matera, aber für nur eine Person. Hinter den Vorhängen rechts sind tatsächlich kleine Schrankhöhlen, in die man klettern muss, um an die Vorräte zu kommen. Ein kleines Fenster in der Kochnische, eines im Bad. Sollte zum Querlüften reichen.
19.25 Uhr – Mal raus zum Einkaufen und Erkunden. Frühstück gibt es morgen mit Coupon in einer Bar.
19.50 Uhr – Nur mit der Hilfe von Google habe ich den Supermarkt gefunden: Äpfel, Joghurt und Tomaten. Die jungen Mädchen vor dem Haus sangen zwar englische Lieder mit, die Frage nach dem Supermarkt verstanden sie aber leider noch nicht.

20.40 Uhr – Im Restaurant an der Kirche. Heute Al Primo einen gemischten Salat und Al Secondo zum ersten Mal Spaghetti Carbonara. Dazu Weißwein und Wasser.
21.08 Uhr – Matteo heißt der Kellner. Er stellte sich vor, als ich ihn ansprach, um etwas Brot zum Salat dazu bestellte. Nun bin Mr. Leonardo. Nun ja. Vielleicht noch Nachtisch.
Ok, Tiramisù und Caffé gehen immer.
Morgen muss das Rad unbedingt geölt werden. Es hat wieder viel Staub geschluckt. Das Navi hielt heute auch ein gutes Stück mit der am Donnerstag noch angebrachten Gewebebandverklebung. Ich hatte die Haargummis vergessen überzuziehen.
Der Weg heute war mal wieder stellenweise abenteuerlich und brauchte etwas Mut. Ich bin froh, dass alles gutgegangen ist. Da auch auf der schlimmsten Piste immer mal wieder ein Auto kam, fühlte ich mich nicht unsicher, dann schon eher auf der Schnellstraße.
Bei der ersten Solo-Tour 2015 nach Barcelona waren nach vier Wochen 2060 km zusammengekommen. Diese Strecke werde ich wohl diesmal übertreffen.

21.47 Uhr – Wie schön, abends noch gemütlich draußen sitzen, essen und quatschen zu können.
Da ich mich nach dem Baden nicht neu mit Sonnenschutz eingeschmiert habe, habe ich ein paar neue rote Ränder. Beim Duschen waren sie kein Problem. Morgen habe ich ein Hotel am Meer. Vielleicht gehe ich nochmal baden.
Auf Empfehlung vom heimischen Büro habe ich mir den neuesten Provence-Krimi einer schönen Reihe heruntergeladen. Den fange ich noch an. – Gute Nacht.
21.06.2022 – Grottaglie – Ostuni – Torre Santa Sabina – 44 km/400 Hm
6.48 Uhr – Ich habe nicht so gut geschlafen in dieser Höhle. Ich spüre meinen Rücken und weiß nicht, wie ich mich legen soll. Heute keine Lust auf Radfahren, aber ich will aus der Höhle weg, und gerne auch mal wieder mit jemandem mehr als aneinandergereihte Worte reden. Mal sehen, was der heutige Tag bereit hält.
7.39 Uhr – Fertig mit Schoko-Croissant und Cappuccino in der Bar an der Hauptstraße. Die Arbeiter, die zum Caffé kamen, waren nach zwei Minuten wieder draußen. Die meisten tragen ihre Wertsachen in einer kleinen Umhängetasche mit sich, statt in den Hosentaschen. Gerade kam eine weitere Gruppe. Sie hatte auch Frühstücksgutscheine. Berge von warmen Croissants lagen in der Auslage. Den Rückweg zur Unterkunft habe ich ohne Zögern gefunden.
Soweit gut.
8.20 Uhr – Kette und Schaltung sind geölt, die Hände gewaschen. Abfahrt.

8.30 Uhr – Kurzer Bananenstopp. Das Knäckebrot werde ich eher trocken essen. Vielleicht kaufe ich noch irgendwo ein belegtes Brot, falls ich darauf Hunger habe. Ansonsten Müsli.

Eine lange Gerade hinauf nach Villa Castelli. Rechts und links sind mehrere Großhändler für Marmor und Granit angesiedelt.

9.19 Uhr – Sobald ich halte läuft der Schweiß in Strömen.
Mein Gesang erzeugte keinen Widerhall in der Kirche. Das passt zu meiner Stimmung. Aber dann sah ich, dass Leute in der Kirche waren, oder währenddessen hinein gekommen waren. Hier treffen wir uns dann doch, und es gibt eine Art Verbundenheit ohne Worte.
Ein Caffé?

9.32 Uhr – Zweites Frühstück, an der Hauptstraße hinter einer Metallwand. Lecker.
Der nächste Abschnitt nach Ceglie Messapica ist auch nur etwa zehn Kilometer lang. So schwinge ich von Ast zu Ast, oder von Bar zu Bar, entlang der Hauptstraße
9.57 Uhr – Mal entspannt weiter.

10.13 Uhr – Kilometer 13. Olivenbäume, verbrannte Steine, Teer, 38° C.

10.25 Uhr – Kilometer 15,4. Ortseingang von Ceglie Messapica.

10.30 Uhr – Weiß gekalkte Häuser – wie in Griechenland.

10.46 Uhr – Auf der Dachterrasse des Eckhauses kann man im Sommer sicher gut schlafen. Nach der Banane neben dem schweigsamen alten Mann am Uhrturm hier auf dem zentralen Platz, nehme ich noch etwas Süßes mit Caffé Lungo in der Bar.
Hier kommt die Krankenschwester mit dem Motorrad und hat die Notfallausrüstung im Rucksack.

Auf dem Hügel am Horizont liegt Ostuni, eine weiße Stadt auf dem Berg. Der große Platz auf dem ich gerade stehe hat große, Schatten spendende Bäume, darunter Bänke, eine Bar und sehr wenig Verkehr. Dass es das noch gibt!
11.22 Uhr – Noch 12 Kilometer bis Ostuni. Sehr entspannt heute. Mal weiter.

Hier gibt es wieder Steinhütten, mit Hauben.

11.34 Uhr – Einfach geradeaus am Oleander entlang.

12.10 Uhr – Kilometer 28. In Ostuni. Am Ende der Straße leuchtet schon das Meer.

Nun bin ich am Rand des Altstadt-Hügels an der Piazza della Libertà mit der barocken Oronzo-Säule.

Der Altstadthügel ist voller Leute und Andenkenläden.

12.22 Uhr – Der Platz vor der Cattedrale Santa Maria Assunta in Ostuni. Rechts der Palazzo Vescovile.
Ostuni ist seit der Altsteinzeit vor 30.000 Jahren bewohnt. Unter Isabella, Herzogin von Bari, erlebte Ostuni in der Renaissance einen großen Aufschwung.
Vielen Dank an den italienischen Freund aus den Abruzzen für den tollen Tipp, Ostuni in meine Reiseziele aufzunehmen. Leider führte meine Tour nicht durch seine geliebte Heimat. Vielleicht im nächsten Jahr…
Drei Worte mit älteren Franzosen gesprochen, die sich erschöpft neben mich auf die Bank setzten. Das geht besser, als Italienisch.

Zum Meer kam man rollen.

Gefällt mir!

13.14 Uhr – Mein heutiger Müsli-Essplatz auf einer Treppenstufe im Schatten, vor der geschlossenen Osteria.

Der Dom.

Von innen, kaum Putten, kein Gold, viel farbiger Marmor, Bilder an der Decke und in den Altarnischen rechts und links.

Viel Blumenschmuck. Ein Österreichischer knötterte vor sich hin, dass das Rad im Bild stehe. Er wollte die Kirche hinter mir fotografieren. Habe ein bisschen mit ihm gefrotzelt.

Die weiße Stadt.

13.51 Uhr – Und am großen Platz mit der Säule setze ich mich nochmal in ein Bistrot und nehme auch ein Stück Kuchen. Danach ans Meer.
14.16 Uhr – Mal zahlen und die zwölf Kilometer hinunter ans Meer rollen.

Blick zurück.

14.42 Uhr – Kilometer 37. Noch ein paar Kilometer durch die Oliven.

15.01 Uhr – Am Hotel. Ich fahre aber noch grad mal den Strand erkunden.

An der Adria. Der Torre Santa Sabina mit den nach innen gebogenen Mauern. Dieser und weitere Türme entlang der Küste um Bari wurden unter Bona Sforza, der Herzogin von Bari, in den 1530er Jahren aus Angst vor einem türkischen Überfall als Wachtürme gebaut.

Hier ist der Strand felsig.

15.22 Uhr – So gammele ich heute einfach weiter.
Laut Outdooractive sind es 150 km mit dem Kajak nach Albanien, 440 km bis Patras.

15.56 Uhr – Schnell ins Meer zur Erfrischung! Vom Hotel aus wäre der Aufwand zu groß. Hier ist doch ein Stück schöner Sandstrand. Das Wasser ist angenehm frisch, vor allem ab einen Meter Tiefe.
16.19 Uhr – Zweite Ankunft am Hotel.
17.27 Uhr – Heute habe ich auch Handtuch und Badehose gewaschen, die noch feucht zusammengerollt von gestern in der linken Radtasche waren. Alles hängt vor der Tür zum Balkon, der Tisch und Stuhl für mich hat.
Ich denke nicht darüber nach, dass heute der vorletzte Tag ist. Es geht weiter um die Reise nach Brindisi. Nun ist das Ziel nicht mehr weit. 2064 Kilometer liegen hinter mir. Meine Ausgehhose ohne Gürtel rutscht weiterhin nicht runter, also werde ich nicht angenommen haben. Bei dem vielen entweder süßen oder öligen Essen wäre das auch ein Wunder.

19.59 Uhr – Am Hafen im Restaurant und schon bestellt. Heute Salat und Pizza Chef.
Morgen will ich, nach fast zweijährigen Überlegungen und nach einer intensiv geplanten fünfwöchigen Radreise vom Nordrand der Alpen durch Nord- nach Süditalien endlich in Brindisi ankommen. Wie vielen Leuten ich das schon in den letzten Monaten und auch hier auf der Reise erzählt habe, und welches Staunen oder Kopfschütteln das manchmal hervorrief, morgen ist es dann nur noch ein kurzes Stück von gut vierzig Kilometern am Meer entlang. In den letzten Tagen fragten Leute öfter, ob ich dort die Fähre nehmen wolle. Nein, aber, hm, keine schlechte Idee, das irgendwann einmal zu tun. Auf der anderen Seite liegt Korfu, oder Patras. Brindisi muss mir morgen auch gar nicht sonderlich gefallen. Es ist einfach das Fremd-und-weit-weg-Ziel.
20.56 Uhr – Die Sonne ist weg, die Stechmücken kommen. Heute Abend brauche ich das Kühlgel. Habe zwei schon erlegt. Daher auch nur Caffé, ohne Nachtisch. Die Lokale füllen sich zusehends.
Oh, zum Caffé bekomme ich zwei Kekse dazu. Wie aufmerksam!

21.27 Uhr – Nun weg von den Mücken.
21.58 Uhr – Gute Nacht.
22.06.2022 – Torre Santa Sabina – Brindisi – 45 km/160 Hm
6.54 Uhr – Es ist unglaublich heiß. Das Tacho-Thermometer zeigt 27° C.

Den Sonnenaufgang konnte ich heute um 5.53 Uhr vom Bett aus fotografieren.
Vielleicht hätte ich mit Klimaanlage besser geschlafen. Immerhin habe ich keine einzige Mücke gehört und bis jetzt auch noch keinen Stich bemerkt.
Aufstehen für die letzte Etappe nach Brindisi.

7.53 Uhr – Ein ganz wunderbares Frühstück auf der Terrasse des Hotels in einer ruhigen Seitenstraße. Zum Croissant bekomme ich nach dem Caffé Americano noch einen Cappucco.
Der Zug Brindisi – Bologna läuft heute mit zehn Minuten Verspätung. Wenn ich an die Zugfahrt denke, erfasst mich Aufregung und Nervosität. Also lieber auf das Frühstück konzentrieren!
8.39 Uhr – Der Rezeptionist fand die Strecke nach Brindisi nicht bedeutsam, erst als ich ihm sagte, dass ich in der Schweiz gestartet bin, kam die schöne Reaktion, die mich nun gut in den Tag starten lässt. 31° C zeigt das Thermometer jetzt.

8.57 Uhr – Im dritten Supermarkt habe ich endlich den normalen Joghurt gefunden.
Zwei Deutsche kamen auch zum Einkaufen. Als ich sie begrüßte, meinten sie, dass sie bei dem Helm gleich an einen Deutschen gedacht hätten. Der Ehemann der einen Dame ist aus Torre Santa Sabina. Brindisi finden sie ganz schön. Mal sehen.
Nun los.

Auf der Straße parallel zur Autobahn immer am Oleander entlang.

9.40 Uhr – Kilometer 10. Ich fahre am Rande des Meeresschutzgebietes Torre Guaceto entlang. Es gibt einen riesigen Besucherparkplatz und Touristenzügelchen
Gerade rief eine Freundin an. Da ich im Schatten stand konnten wir in Ruhe telefonieren.

9.49 Uhr – Auf der Sandpiste im Reservat.

Wir fahren durch den Sand am Strand entlang.

Fahrrad-Karibik. Aber irgendwie komme ich auf keinen fahrbaren Weg.

Meine geplante Route finde ich hier gar nicht.

Drüben buddeln Meeresbiologen fleißig im Sand. Erinnert mich an Ortheil und «Die große Liebe». Der Roman um eine Meeresbiologin spielt an der Adria nur ein paar hundert Kilometer nördlich von hier.
10.26 Uhr – Kilometer 13. Das war eine sehr schöne Sackgasse. Ich fahre zurück und versuche es mal weiter auf dem Sträßchen entlang der Autobahn.

10.37 Uhr – Kilometer 15. Der Torre Guaceto zu dem ich auf dem Sandweg eigentlich wollte. Auf dem Stichweg war eine Schülergruppe in der Hitze mit einer Biologin unterwegs. Ich esse auf der Bank eine Banane.
Ein guter Platz, mit Blick auf das Ziel der Reise, um den Tiger-Morgengruß zu machen: Freude, Schutz, Liebe, Weite.

10.49 Uhr – Zwei kleine Federn nehme ich von hier mit.

11.24 Uhr – Kilometer 21. Guter Zeitpunkt für einen Caffé in einer Strandbar. Am Horizont ist noch der Torre Guaceto zu sehen
11.34 Uhr – Keine Ruhe für einen längeren Aufenthalt. Weiter nach Brindisi.

11.40 Uhr – Brindisi steht immer öfter auf den Wegweisern. Kann nicht mehr weit sein.

11.48 Uhr – Kilometer 25, am Torre Testa.

Animation am Strand.

12.20 Uhr – Kilometer 32, am Ortsschild von Brindisi.

12.38 Uhr – Kilometer 35. Blick von der Hafenmole in Richtung Innenstadt und Fährhafen. Ein Fährschiff qualmt die ganz Stadt voll. Um den militärischen und den zivilen Flughafen von Brindisi bin ich schon herum gefahren.
Ich brauche ganz, ganz dringend etwas zu essen.

12.59 Uhr – Kilometer 35. Immerhin eine gute Sitzhöhe. Nun ist die kleine Kartusche auch tatsächlich leer, am letzten Tag beim letzten Kaffee, und der erste Kaffee mit der neuen Riesenkartusche ist gekocht.
13.18 Uhr – Das tat gut. Jetzt kommt die Stadtbesichtigungsrunde und dann ins Hotel.

13.43 Uhr – Kilometer 41. Wir reiten in die Altstadt von Brindisi.
Die Siedlung stammt aus der italischen Bronzezeit und hatte schon Handelsbeziehungen zu Mykene um 1400 v. Chr. Die Römer haben es 266 v. Chr. übernommen. Die Via Appia, die wichtigste Staatsstraße, wurde hierher verlängert. Schon immer war Brindisi der Hafen für die Verbindung nach Griechenland und eine der größten Städte Unteritaliens. In der Stadt selber wurden Wolle und Honig produziert.
1456 wurde Brindisi durch ein Erdbeben vollständig zerstört.

13.51 Uhr – An der Kathedrale an einem sehr stillen Platz.

14.06 Uhr – Abschlussgebet im Dom von Brindisi. Jetzt geht es mir besser. Die letzten Kilometer war ich voller merkwürdiger Gefühle, alles fühlte sich fremd und sogar etwas bedrohlich an.

14.14 Uhr – Piazzetta Colonne, Ankunftsfoto, gemacht von einem freundlichen Niederländer. Er hat sich sehr nett nach meiner Reise erkundigt und sich gefreut, das Foto machen zu dürfen.

Der Platz des Fotos von unten, am Fuß der Scalinata Virgilio.

14.35 Uhr – Nun Caffé und Limonade an einer Seitenstraße mit Sicht auf ein Fährschiff und das Hafenbecken. Die Dame in weißer Uniform ist sicher im Marine-Business.
15.25 Uhr – Am Bahnhof: Ich muss auf Gleis 3, aber ohne Aufzug. Also wieder das Rad treppab und treppauf schleppen. Mehr muss ich für morgen jetzt nicht wissen. Also zum Hotel.

15.32 Uhr – Ankunft am Hotel, dem letzten der Reise nach Brindisi.
16.36 Uhr – Die Radkleidung ein letztes Mal gewaschen und die Dosen gespült. Der Rezeptionist hat mal bei Rewe in Frankfurt gearbeitet und kann schon gut Deutsch. Er fragt seinen Kollegen, ob er mir für 5.45 Uhr etwas zu essen hinstellen kann, das ich dann einpacke und mitnehme. Das Rad steht im Flur neben der uralten Schuhputzmaschine aus Deutschland.
17.03 Uhr – Der Kühlschrank-Magnet von Brindisi ist gekauft, das einzige Andenken.

Alte Olivenbäume, Fährschiffe, Brunnen: Man weiß nicht so recht, was Brindisi sein möchte.

Das Ehrenmal für den Italienischen Seemann.

Ein Brunnen zu Ehren von Victorio Emmanuele III.

San Giovanni al Sepolcro aus dem 11. Jhd. Ein normannischer Prinz hat es als Dank für den erfolgreichen Kreuzzug bauen lassen, an dem er teilgenommen hat. Das Portal hat wunderbare Verzierungen.

Ein sehr bemerkenswerter Rundbau.
19.17 Uhr – Die Einkäufe aus dem Supermarkt stehen im Kühlschrank. Nun habe ich auch endlich ein paar akzeptable Postkarten. Nach fast zwei Stunden Umherstreifen bin ich zu dem einzigen Tabachhi, der ein paar uralte, eher wenig schöne Postkarten hatte und habe welche gekauft. Auf der Suche nach Briefmarken war ich gleich um die Ecke in einem weiteren Lädchen, und die hatten dann tatsächlich brauchbare. Also, sowas. Aber die Tabacchi verkaufen wohl alle keine Briefmarken und das Postamt hat schon zu. Vielleicht werden es am Ende deutsche Briefmarken.

20.47 Uhr – Auf Empfehlung des Rezeptionisten war im Trullo am Corso Roma. Es gab klassisch gemischten Salat und danach Pizza. Das Glas Wein war ziemlich groß und ich fühle schon eine gewisse Bettschwere, die ich gut gebrauchen kann. Der Wecker steht auf 5.15 Uhr. Nun noch einen Caffé, aber keinen Nachtisch mehr.
21.49 Uhr – Die Wäsche ist schon fast trocken. Mal sehen, ob morgen früh etwas zu essen für mich bereitsteht. Nun muss ich morgen nur noch rechtzeitig am Bahnhof sein und in den Zug einsteigen. Den Rest sollte Trenitalia erledigen.
Vielen Dank an alle, die mich auf dieser langen Reise hierher seelisch, moralisch und sonst wie unterstützt und begleitet haben. Nun möchte ich gerne wieder zu Euch lieben allen zurück! Gute Nacht!
23./24.06.2022 – Zugfahrt Brindisi – Bologna – München- Bonn – ca. 2000 km
5.25 Uhr – Bin wach und froh, von diesem Brett von Matratze aufstehen zu können.
5.55 Uhr – Der Morgen-Rezeptionist macht mir sogar eine Cappuccino. Apfel und Käseecken nehme ich mit.
6.16 Uhr – Abfahrt vom Hotel.

6.22 Uhr – Am Bahnhof. Abfahrt ist 6.47 Uhr.

6.56 Uhr – Bin drin und fahre entlang der gestrigen Strecke.

7.09 Uhr – Erster Halt ist in Ostuni.
Ich habe zwei jungen deutschen Bike-Packern beim Einsteigen geholfen. Sie haben mich wohl vorgestern in Ostuni gesehen und konnten sich an meine grünen Wasserflaschen erinnern.
7.42 Uhr – Jetzt habe ich ihnen eine halbe Stunde das Gespräch gehalten. Sehr schöne Fahrradgeschichten, die die beiden erzählt haben. Der sehr nette Schaffner hat uns feste Plätze hier im Fahrrad-Wagon 3 zugewiesen, die nicht reserviert sind. So brauche ich nicht zum Wagen 6, wo mein reservierter Platz wäre, und habe das Rad direkt vor mir.
7.57 Uhr – Wir fahren direkt neben der Küstenstraße am Meer entlang auf Bari zu.
In Bari: Wir sind tatsächlich zu früh! Es kam eine Ansage, dass wir bis zur planmäßigen Abfahrtszeit warten.
Was mir sehr gefällt, ist, dass die Züge sehr langsam in den Bahnhof rollen. Man kann vom Bahnsteig in Ruhe die Wagennummern lesen. In Brindisi wurde auf Bildschirmen angezeigt, welcher Wagen wo hält. Das war sehr entspannt.
8.49 Uhr – Pünktlich in Barletta.
Die Strecke ist unendlich lang. Zum Glück ist in Wagen 3 auch der Kaffeeautomat. Der erste Caffé Lungo war schon sehr gut. Felder, Weinberge, Olivenplantagen ziehen endlos in dieser flachen Ebene an uns vorbei. Wie auf der 110 km Etappe von Accadia nach Barletta. Hier stehen wieder sehr viele Windräder in den Feldern.
9.57 Uhr – Wir stehen auf offener Strecke, ein Problem mit Carrozza Uno.
9.59 Uhr – Wir fahren wieder. Die Jungs sind auf Zack.

Vor Campomarino fahren wir an einem langen Naturstrand mit Dünen entlang. Es ist diesig draußen. Wegen der Klimaanlage ist nicht zu schätzen, wie warm es draußen ist.

10.14 Uhr – Wir fahren aus Termoli hinaus. Hier stehen die Strandschirme dicht an dicht. Das Wasser ist flach, wie in einer Schüssel.

11.05 Uhr – Ankunft in Pescara Centrale. Aktuell sechs Minuten zu spät.
Jetzt fahren wir quasi durch die Campingplätze, die unter den Pinien direkt am Meer liegen.
Auf der anderen Seite kommen die Gipfel der Abruzzen immer näher. Es gibt dort Berge mit fast 3000 m Höhe.
11.26 Uhr – Wir stehen in Pineto und lassen einen Zug passieren.
11.28 Uhr – Unter weiter geht’s.
11.58 Uhr – Wir fahren aus San Benedetto del Tronto hinaus. Hier spielt Ortheils Roman um die fiktive Leiterin des hiesigen Meeresmuseums. Ich stelle mir vor, wie Ich-Erzähler und Biologin hier mit dem Rad durch die Stadt fahren. Nördlich der Stadt gibt es wieder viel Naturstrand, aber in regelmäßigen Abständen Steinwälle nahe vor dem Strand, also kein freier Blick auf das offene Meer.
Neben mir sitzt seit Ancona ein Allein-Radler, der fünf Wochen in Albanien unterwegs war. Er hat zusätzlich zu den vier Taschen noch einen Korb mit großem Rucksack und einer Angel dabei: Was man alles so mitnehmen kann. Wahrscheinlich waren die Straßen in Albanien auch nicht viel schlechter als manche Piste oder Landstraße auf meinem Weg. Man hört, dass er Franke ist. Er fährt auch über München, dann weiter nach Nürnberg.

14,06 Uhr – In Rimini ist kein Radfahrer dazugekommen, also alles entspannt im Fahrradabteil. Nur noch eine Minute Verspätung. Wow!
14.36 Uhr – Nächster Halt ist Bologna. Über den nördlichen Apennin zieht Regen heran. Ich habe mich mit dem Provence-Krimi abgelenkt. Und einen Joghurt mit Haferflocken und einen Apfel gegessen. Mit dem dritten Caffé aus der Maschine bin ich wach genug für das Umsteigen in Bologna, denke ich.
14.45 Uhr – Plötzlich gehen das Licht und die Klimaanlage aus. Wir halten am nächsten Bahnhof. Eine Schaffnerin steigt aus. Dann geht alles wieder an, und wir fahren weiter. Sie halten es spannend, aber eher wie im Vorabendprogramm, kein aufregender Tatort, wie bei der DB.

15.07 Uhr – Wir sind alle draußen. Links die jungen Leute fahren mit dem Zug nach Verona, dann über Gotthard, Furka und Grimsel nach Lörrach.
Das Gleis für den Zug nach München scheint noch nicht festzustehen.

16.44 Uhr – Das Verladen der Räder hat Dank des Lademeisters der ÖBB super geklappt. Ohne Fahrrad-Platzreservierung ging aber nichts. Der Albanien-Radler, dem man nur eine Fahrkarte ohne Fahrrad verkauft hatte, musste draußen bleiben. Die beiden Berliner können auch nur bis Verona mitfahren, da sie keine Reservierung mehr machen konnten. Den Tipp, das Fahrrad über die ÖBB zu buchen, habe ich jetzt schon an viele weitergegeben.
Ich habe jetzt länger mit einem deutschen Backpacker gesprochen, der gerade mit dem Studium fertig ist und sich vor der ersten Stelle vier Monate Auszeit genommen hat

Wir stehen gerade in Verona und fahren nach 16 min Halt in die Alpen hinein.
17.11 Uhr – Mit zehn Minuten Verspätung rollen wir aus Verona. In München habe ich 90 min Zeit und hoffe auf dieser Strecke auch auf Vorabendprogramm und keinen aufregenden Tatort.

17.48 Uhr – Vor Rovereto: Die Bahn-App behauptet auf der Auslandsstrecke einfach, dass der Zug pünktlich ist und hakt die Halte ab. Dabei sind wir noch vor Rovereto und haben über zehn Minuten Verspätung.
Im Zugradar der ÖBB-App findet man dann aber den Zug und kann dann die voraussichtlichen Abfahrtzeiten sehen. Am Brenner wollen sie die Zeit wieder reinholen. Bin gespannt. Noch also Vorabendprogramm.

Hier ist der Himmel grau, die Kalksteinberge sind mit ihren steilen Flanken und bizarren Formen trotzdem sehr schön anzusehen.
19.15 Uhr – Gleich in Brixen, nur 17 min Verspätung. Meinen zweiten Joghurt mit dem Rest Haferflocken, der zweite Apfel und fast das ganze Studentenfutter sind gegessen. Eine Scheibe Knäckebrot und zwei Müsliriegel habe ich dann noch. Müsste aber reichen.

Festung Franzensfeste. Hier beginnt der in Bau befindliche Brennerbasistunnel, der wahrscheinlich 2032 fertig ist.

19.53 Uhr – Wir fahren in den Brennertunnel. Letzte Schneereste am Alpenhauptkamm.
20.53 Uhr – Zwölf Minuten Verspätung in Innsbruck, alles bestens.
22.05 Uhr – Weiterhin etwa zehn Minuten zu spät. Bin ziemlich müde und hoffe, dass er ICE in München etwas früher schon am Gleis steht. Mit dem Essen bin ich soweit ok, vielleicht nehme ich vor dem Schlafen noch einen Müsliriegel.
22.14 Uhr – Habe gerade den Tipp bekommen, mal die Wettervorhersage für Bonn zu checken: Es steht wohl eine intensive Regenwäsche für Fahrrad und Taschen an. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Mal sehen.

22.55 Uhr – Mein Rad war das letzte in der Reihe, war also das erste in Bologna. Hat bisher alles super geklappt.
Nach über fünf Wochen wieder auf deutschem Boden. Meine Güte, so lange war ich noch nicht am Stück weg.

Die aktuelle Angabe (+45) bei meinem ICE 618 nehme ich mal als Scherz.

Belegtes Brötchen und Kaffee, es könnte ja noch lang werden.

Der Nachtzug nach Amsterdam, den ich auch gern genommen hätte, nimmt alles mit, aber keine Fahrräder, oder halt nur, wenn sie an einem Auto sind.
23.28 Uhr – Nun zeigt es auch die DB-App: +45 min wegen Verspätung aus vorheriger Fahrt. Kein so schöner Empfang. Wird wohl zwar kein Tatort, aber Nachtprogramm, sowas wie Standbild oder Kaminfeuer.
23.39 Uhr – Der Zug ist da, ich bin drin. Was fehlt ist das Personal, das steckt irgendwo fest. Egal, gerne langweiliges Nachtprogramm!
Es sind schon drei weitere Radfahrer mit drin. Ich sitze am Tisch mit Blick auf meine Rosinante.
Zum Philosophischen: Italien hat mich begeistert! Keine meiner Sorgen oder Befürchtungen war berechtigt. Das vom Nachbarn geliehene Buch hat mich auf Vieles, was mir unterwegs aufgefallen ist, vorbereitet. Ich glaube, auf meine Stimmung hat sich am ehesten das Müllproblem in weiten Teilen des Landes negativ ausgewirkt. Das war manchmal schwer zu ertragen. Lang waren manche etwas langweilige Passagen durch endlose Plantagen, wie Flussradwege halt, nur ohne Fluss und Bänke. Die schlechten Wege und Straßen waren anstrengend, aber kein Grund zur Sorge. Der Verkehr, das viele Gehupe, das Einfädeln in den Verkehr, egal welche Schilder stehen, damit bin ich schnell gut klargekommen. Gegen die Einbahnstraße zu fahren war immer eine gute Wahl, vor allem in Rom. Gute Radinfrastruktur habe ich auch oft gesehen, wenn auch, wie auch oft bei uns, viel Stückwerk. Die Staubpisten sind gewöhnungsbedürftig und für Mensch und Material eine Belastung. Dafür führen sie abseits vom Verkehr durch dieses wunderschöne Land. Das gute Essen, die freundlichen Gastgeber- und Kellner:innen, die ungeheuere Vielzahl an kulturellen Schätzen, die Landschaftsvielfalt, das trocken warme Wetter, die vielen netten Begegnungen: Die Liste an Gründen ist lang, die Reise als sehr gelungen zu sehen.
Das erste Mal einen Abschnitt der Reise zu zweit zu machen war ein sehr gelungenes Experiment und eine große Bereicherung, siehe weiter oben.
Nach der Reise ist vor der Reise: Ideen für nächstes Jahr gibt es schon, zum Beispiel England-Schottland, oder auch Frankreich-Spanien könnte ich mir vorstellen. Wir werden sehen.

Noch schnell ein Blick auf die Karte. Die blaue Linie bin ich heute abgefahren.
Alles Weitere morgen früh.
5.11 Uhr – Wir verlassen Frankfurt Hauptbahnhof. Draußen nieselt es. Es wird hell. Immer wieder habe ich ein bisschen geschlafen, mit Fleecejacke und Halstuch. Die lange Hose ist in der kalten Klimaanlagenluft sehr gut. Ich glaube, ich habe eine kleine Herpes-Stelle an der Unterlippe. Das wäre jetzt wirklich gemein. Mein Gesäß ist plattgesessen von den harten Sitzen, schlimmer als auf dem harten Brooks-Ledersattel.

6.02 Uhr – In Siegburg. Relativ warm und kein Regen!

6.13 Uhr – Heute keine Rhein-, sondern eine Siegüberquerung.

6.34 Uhr – 24 Stunden später am Ortsschild von Bonn.
6.39 Uhr – Der kleine Kiosk ist jetzt eine podologische Praxis, und die Lubig-Mitarbeiterin sortiert noch und öffnet erst um 7 Uhr. Also ohne Brötchen ins Bett. Mal sehen, wie viel Schlaf ich noch unter der Decke finde.
19° C und sehr feucht, aber: kein Regen!

6.45 Uhr – Zu Hause. – ENDE
14.50 Uhr – Bis um zwölf Uhr Schlaf gefunden. Dann hat Philipp Brötchen geholt, und wir haben zusammen gefrühstückt und seine Atlantikküstenradreise besprochen.
Aus diesem Anlass ein paar Nachgedanken zur Ausrüstung:
Nach dem ersten Platten auf einer Radreise steige ich wieder auf normale Marathon-Reifen plus Pannenschutzeinlage um. Ich habe sie ja jetzt. Neue Handschuhe für die Kettenpflege sollte ich einpacken, die alten waren schon durchgescheuert.
Taschen: Die neuen Haken an den Taschen haben sich sehr bewährt. So lange die über dreißig Jahre alten Taschen noch halten, kann ich mit den Haken gut fahren. Der gewachste Baumwollstoff sammelt natürlich mehr Staub und Sand als glatte Plastiktaschen. Aber ich hänge halt dran. Die Lenkradtasche ist mit der Verstärkung viel besser nutzbar. Allerdings scheuert an einer Ecke der Stoff langsam durch, und der Klettverschluss ist auch nicht mehr sehr stabil. Unter Umständen ersetze ich diese Tasche mal durch eine neue vom gleichen Hersteller Carradice.
Kleidung: weder die Arme der Windstopperjacke noch den Wollpulli habe ich in den Alpen gebraucht. Auch die zweite Radhose und die zweiten Radsocken nicht. Die Sachen könnte ich nächstes Jahr zu Hause lassen. Armlinge, Beinlinge, Windstopper-Weste wurden in den Alpen gebraucht, die Fleecejacke immer wieder abends und auf der Zugfahrt mit Klimaanlage. Das Langarm-Merinoshirt habe ich, glaube ich, nicht genutzt. Das könnte auch gestrichen werden. T-Shirt für heiße Tage, Hemd und Unterhemd für mittlere, Fleecejacke für darüber, das passte für die Abende. Die Regenjacke gab es ja auch noch. Eine kurze dünne Hose wäre schön gewesen, also vielleicht die lange Funktionshose durch eine dünne Zipp-Off-Hose ersetzen.
Radhose: Der Innenstoff der aktuellen Hose ist Mist. Er reizt die Haut. Entweder sollte ich eine neue Hose kaufen, oder in diese hier ein größeres Stück Baumwollstoff einnähen.
Werkzeug und Ersatzteile haben gepasst und wurden glücklicherweise nur wenig gebraucht.
Medikamente: mehr Magnesium! Sonnenschutz für die Lippen hat super funktioniert! Sonnenschutz für Gesicht etc. hat gereicht, hätte aber nach dem Schwimmen erneuert werden müssen. Die Haut am Kinn schält sich.
Kulturbeutel: Festes Shampoo und Duschgel waren sehr platzsparend. Flüssiges Waschmittel war knapp. Vaseline für die Nase sollte voll sein bei der Abfahrt.
Fön, Schirm, Rucksack, Mückenstopp: Der Fön wurde nie benutzt, da die meisten Hotels welche haben und es immer warm genug war, so dass die gewaschene Kleidung am nächsten Morgen trocken war. Der wasserdichte Rucksack von Ortlieb ist etwas sperrig und müsste nicht so groß und wasserdicht sein. Vielleicht reicht ein Rucksack aus dünnem, reißfestem Material, den man faustgroß zusammenpacken kann.
Navigation: Kaum negative Überraschungen, aber sehr viele schöne Strecken, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Nebenstraße statt Hauptstraße war öfter mal nicht nötig, hat aber nicht sehr festlegt. Es war super, dass alle Unterkünfte in die Route eingebaut waren. So stand ich abends immer vor dem richtigen Haus. Die Halterung für das Garmin muss erneuert werden.
Unterkünfte: Es passte gut, manchmal sehr spartanisch, aber ein festes Dach und Privatsphäre, mal fast luxuriös. Eine Mischung aus Privat- und Hotelzimmern, fast ausschließlich über Booking.com. Nur das eine Hotel im Apennin habe ich über Email-Kontakt gebucht. Alle Reservierungen haben gestimmt und bis auch die merkwürdige Erfahrung in Riomaggiore hat es immer sehr gut mit den Vermietern gepasst.
Etappen: 100 km ging, 1500 Hm ging, Alpenpässe und Flachetappen gingen. Die 96 km-Strecke nach Chiusi war für mich wohl die anstrengendste Etappe. Kurze Etappen für Stadtbesichtigungen passten in Siena, Matera und Rom. In Mailand hatte ich ja ungeplante 50 km Umweg, trotzdem war Zeit für den Dom.
Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass die Reise so gut geklappt hat und ich so viel erleben konnte. Wieder hatte ich ein festes Ziel und alles genau vorgeplant, mit allen Vor- und Nachteilen. Für mich hat es wieder sehr gut gepasst. Vielleicht hatte ich das Handy manchmal zu viel in der Hand, aber nicht für das Fotografieren und Notieren meiner Reisetagebuch-Einträge, eher für Nachrichten, Wikipedia, etc.
Welch eine tolle Zeit!
—— ENDE ——