2021 – Bonn – Innsbruck – Orange

2021 – Träume und Realitäten

Im März, bei einem Treffen mit einer Italien-begeisterten Freundin, habe ich mich anstecken lassen und, statt einer Fortsetzung der Balkanroute nach Athen, eine Reise nach Italien ins Auge gefasst. Auf dem Radtouren-Portal biroto findet man den gps-Track für den EV5 «Via Romea Francigena», der von Canterbury nach Rom und weiter nach Brindisi führt. Der hat es mir gleich angetan.

Im Überschwang der Begeisterung habe ich mir aus der Fülle an touristischen Attraktionen, die mit einigen Anpassungen an der Route erreicht werden können, unter anderen folgende rausgesucht: Quinque Terre, Pisa, Siena, Monte Amiata, Saturnia, Tarot Garten der Niki de Saint Phalle, Rom, Monte Cassino.

Die Strecke ist soweit geplant, dass ich Tagesetappen in etwa festgelegt habe. Sie orientieren sich an Eckdaten wie 60 bis 80 km/Tag, Übernachtung in touristisch besonders interessanten Städten und Orten mit Hotels auf google-Maps bzw. booking.com.

Heute ist der 11. Mai 2021. In allen Medien werden erste Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Deutschland und anderen Ländern diskutiert. Bonn hat heute einen 7-Tage-Inzidenzwert von 109,2. Wir bewegen uns stetig auf <100 zu. Derzeit kann man in die meisten Länder nur mit einer mehrtägigen Quarantäne einreisen. Reisen innerhalb des Landes sind unerwünscht oder verboten. Das ändert sich aktuell täglich. Im Kalender habe ich mir derzeit die vier Wochen vom 31. Mai bis zum 29. Juni für eine Radreise reserviert. Ich werde aber frühestens Ende nächster Woche entscheiden, ob ich anfange zu buchen.

2021 – Bonn – Süddeutschland (- Alpen – Provence)

Heute ist Pfingstmontag, der 24. Mai. In Anbetracht der komplizierten Einreisebedingungen und vor allem auch inländischen Reisebedingungen in Italien, habe ich die Italienreise für dieses Jahr verworfen. Die neue Idee ist, in Bonn zu starten, Richtung Süddeutschland zu fahren und dabei möglichst viele Kolleg:innen und Freund:innen zu treffen wie möglich. Die Stationen für die ersten zehn Tage könnten sein: Bad Kreuznach, Mainz, Frankfurt, Darmstadt, Plankstadt, Backnang und Landshut. Vom schönen Landshut an der Isar könnte ich dann, genügend Über-Mut und akzeptable Ein- und Reiseregelungen vorausgesetzt, in die Alpen, ein Stück den Inn hinauf, den Rhein bis zur Quelle hinauf, die Rhône ein Stück hinunter, zum Mont Blanc und weiter über Berg und Tal in die Provence. Das wäre genial und erfüllt mich mit großer Vorfreude.

Und wenn es Mitte Juni doch noch zu kompliziert ist, dann fahre ich von Landshut aus wieder nach Norden, oder Südwesten, oder so, innerhalb Deutschlands.

In den nächsten zwei Tagen werde ich jetzt Hotels anrufen, nach den genauen Bedingungen fragen, und alle kontaktieren, die ich gerne treffen würde.

27.05.2021 – Die ersten drei Übernachtungen sind fest gebucht bzw. vereinbart. Die Fahrt wird bereits nach zwanzig Kilometern mit dem ersten Kaffeetermin angereichert. Es soll ja eine Begegnungstour werden, zumindest in den ersten zehn Tagen.

30.05.2021 – Die Taschen sind gepackt

Gerade habe ich die Email mit dem Blog-Link an meine «Follower» geschickt. Jetzt ist es also offiziell. Wobei, ich habe ja schon eine ganze Reihe fester Verabredungen für die nächsten Tage.

Jetzt bin ich die letzte Woche kaum Rad gefahren und habe mir für morgen gleich 80 km reingedrückt. Es ist aber kein starker Südwind vorhergesagt, also müsste es machbar sein. Und eine längere Besuchspause ist auch eingeplant. Den notwendigen Corona-Test kann ich bei der Königsbacher-Brauerei oder in Rhens beim DRK machen lassen. Mein Rücken könnte besser sein, ich hoffe, ihm bekommt das Radfahren. Das linke Handgelenk, das eigentlich wieder völlig ok war, schmerzt heute und ist wieder umwickelt. Müsste schon noch besser werden.

Ich nehme eine neue Sonnenbrille mit, die ich einfach über meine Gleitsichtbrille anziehen kann. Damit habe ich in den letzten Wochen sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie nimmt den Wind und grelles Licht von den Augen, ist aber noch hell genug, um das Navi gut ablesen zu können.

Den Ledersattel habe ich wieder etwas gespannt und auch eine Quer-Verspannung angebracht, wie bei der Imperial-Variante. Das sollte das Scheuern an den Oberschenkeln reduzieren.

An die hinteren Taschen habe ich statt der Gummizughaken von Carradice nun das QL2.1-System von Ortlieb angeschraubt. Damit muss ich nicht mehr beim An- und Abhängen der Taschen mit den Händen in den immer sehr schmutzigen Bereich von Rad, Ritzel, Kette und Speichen. Ich bin gespannt, wie es sich in der Praxis bewährt.

Die gute alte Panasonic-Lumix TZ7 bleibt in diesem Jahr zum ersten Mal zu Hause. Ich habe sie schon im letzten Jahr fast nicht mehr benutzt. Das iPhone SE 2020 hat einen Zoom, der deutlich besser ist als beim Vorgänger. In der Lenkradtasche kann ich den gewonnenen Platz gut gebrauchen.

Die hinteren Taschen wiegen jeweils etwa 5,5 Kilogramm, die vorderen etwa 2,5 Kilogramm, die Lenkertasche etwa 2 Kilogramm. Somit komme ich auf 18 kg, plus zwei Wasserflaschen am Rad macht wieder rund 20 kg.

17:47 Uhr- Die Reifen sind aufgepumpt, der Sattel ist gewienert. Das Probebeladen hat gut funktioniert. Auf der Checkliste fehlen die Häkchen nur noch beim Inhalt der Lenkertasche und der Verpflegung.

Philipp kommt morgen zum Frühstück. Ich bekomme also einen großen Abschiedsbahnhof geboten. Um neun möchte ich auf dem Rad sitzen.

Ich bin jetzt voll im Reisefieber und freue mich riesig, dass es morgen endlich losgeht.

31.05.2021 – Bonn – Unkel – Spay – 84 km/250 Hm

7:09 Uhr – Zeit zum Aufstehen. Ein herrlicher Frühlingsmorgen erwartet mich. Leider musste ich schon eine ASS gegen Kopfschmerzen nehmen. Ob das eine Gläschen Tsipura, das ich gestern Abend getrunken habe, etwas damit zu tun hat?

8:52 Uhr – Die Sonnenmilch ist drauf, das leckere Frühstück drin. Es war sehr unterhaltsam mit Philipp. Wir haben Rad- und Rudergeschichten erzählt. Jetzt muss ich langsam mal das Rad beladen und los. 15° zeigt das Thermometer. Ideal für das Radfahren.

9:17 Uhr – Breit zur Abfahrt. Philipp begleitet mich noch bis Pützchen.

9:41 Uhr – Ein netter Rennradfahrer hat das Foto vor dem Gebäude meines «Sponsors», also immer noch Geldgebers, gemacht.

Wir haben in wenigen Sätzen unsere Erfahrungen mit den wichtigsten Alpenpässe ausgetauscht und uns gegenseitig eine gute Fahrt gewünscht.

So gefällt mir das.

9:48 Uhr – Ab jetzt geht es 120 Kilometer am schönen Rhein entlang. Der Blick auf das Siebengebirge ist, wie immer, ein Gedicht.

10:16 Uhr – Rhöndorf am Fuß vom Drachenfels.

Meine erste Station, in Unkel-Scheuren.

10:57 Uhr – Das super lecker angerichtete Frühstück im Innenhof des alten Gutshofes.

12:15 Uhr – Noch ein Foto vom «Dom» in Scheuren. Jetzt geht es zur Fähre in Erpel.

12:31 Uhr – Die nächste Überfahrt der Personen- und Radfähre ist leider erst um 13.30 Uhr. Also weiter nach Linz.

Der Radweg führt hinter dem östlichen Brückenkopf der ehemaligen Brücke von Remagen vorbei. Ich muss also etwas den Hang hoch.

12.50 Uhr – Die Fähre nach Kripp legt gerade ab. Das gibt mir etwas Zeit zum Wassertrinken und den Fluss genießen.

Ich komme mit einem Radfahrer-Paar ins Gespräch, das aus dem Erzgebirge ist und hier mit dem Camper Urlaub macht. Dabei konnte ich ein paar Städtenamen anbringen, durch die ich letztes Jahr geradelt bin.

Eine Seefahrt, die ist lustig.

13.13 Uhr – Ahr-Mündung auf Kilometer 28,7.

13.33 Uhr – An der Promenade in Bad Breisig. Sieht aus wie Sommer!

Leider spüre ich meine rechte Achillessehne. Ich bewege den Fuß viel, versuche, ihn immer wieder zu lockern, um sie nicht zu ruinieren.

13.52 Uhr – Die Brohltal-Schmalspurbahnmitarbeiter machen Bierpause: Will ich auch! Pause gleich in Andernach!

14.07 Uhr – An der Burg Namedy, auf Kilometer 42,2. Langsam wird die Pause dringend.

Hier weitet sich das Rheintal zum Neuwieder-Becken.

14.27 Uhr – Zeit für das kleine Orgienpaket (Verweis auf «Asterix bei den Schweizern»).

14.59 Uhr – Am alten Bollwerk in Andernach. Zwei Jungs kamen vorhin mit riesigen Eisbechern an meiner Bank vorbei. Die Eisdiele habe ich aber leider nicht gefunden. Also hebe ich mir Kuchen und oder Eis für Koblenz auf.

Gleich um die Ecke, an der Stadtmauer, ein Stück der römischen Eifel-Wasserleitung. Ein Geschenk aus Köln.

Reste der mittelalterlichen Stadtburg, die 1689 von den Franzosen zerstört wurde. Wenn ich das richtig im Kopf habe, erlitt Bonn damals das gleiche Schicksal.

Der kleine Weinberg und der winzige Gemüsegarten sind Teil der Essbaren Stadt. Anstelle von Zierblumen wird Gemüse gepflanzt, das man einfach im Vorbeigehen ernten darf.

15.30 Uhr – Tolle Rheinwiese an der Neuwieder Brücke.

15.36 Uhr – Voraus ist der Rest vom AKW Mülheim-Kärlich zu sehen. Der Kühlturm ist schon abgetragen. Der Rückbau wird noch viele Jahre dauern.

Noch 18 Kilometer bis Koblenz.

15.58 Uhr – An der Urmitzer Rheinbrücke. Sie hat ähnlich wehrhafte Brückenkopftürme, wie die Remagener Brücke.

Es läuft gut, der Tacho zeigt 29°C. Gestärkt von der Pause kann ich in Ruhe radeln. Die Sehne stresst mich aber etwas.

16.41 Uhr – Auf der Moselbrücke. Vorne sieht man den Kaiser hoch zu Ross, darüber die Festung Ehrenbreitstein, rechts die Altstadt von Koblenz.

In der Koblenzer Altstadt: Florinskirche und das Alte Kauf- und Schöffenhaus. Erinnerungen an die Stadtführung vor eineinhalb Jahren werden wach.

Rechts das alte Deutsche Eck, also die Mauerecke der Kommende des Deutschritterordens, links das neue, dazwischen die Schnelltest-Station.

17:30 Uhr – Die Belohnung für das Anstehen zum Testen. Ergebnis kam gerade schon. Nun kann ich bis zum Hotel durchfahren.

Die Urbane Seilbahn bringt weiterhin Einheimische und Touristen hinauf zum Festungsberg.

Die Akkus im Garmin waren wohl nicht ganz voll, trotz der gezeigten vier Balken. Jetzt hilft ihr die kleine Powerbank, die Monika mir geliehen hat.

18.04 Uhr – Schloss Stolzenfels leuchtet rechts in der Abendsonne. Gegenüber Burg Lahneck. Dazwischen schaut der Kirchturm von St. Johannes hervor, einer spätromanischen Emporenkirche aus dem 12. Jahrhundert (haben wir vor vielen Jahren mal besichtigt).

Links auf dem Berg sieht man das Kloster Allerheiligen, ein Wanderziel aus dem Herbsturlaub.

18:38 Uhr – Noch schnell die Marksburg bei Braubach abgelichtet, gleich bin ich am Hotel in Spay. Ist das nicht herrlich hier?

18.49 Uhr – Ankunft am heutigen Ziel. Jetzt freue ich mich auf die Dusche und ein kaltes Bier!

19.31 Uhr – Die «kleine» Vesperplatte an der Hobelbank. Das reicht für eine ganze Orgie. Hab ich einen Hunger!

21:05 Uhr – Ich habe mich mit sehr viel Genuss durch die Platte gefuttert und konnte mir am Ende noch zwei Scheiben Brot mit Schinken und Käse und eine Laugenstange mit Butter für morgen schmieren.

Das zweite Bier habe ich beim Telefonat mit zu Hause im Biergarten getrunken. Nebenan saßen vier vermutlich bayerische Gäste, die es sich auch gut gehen ließen. Sie scherzten, dass sie ja eigentlich meine Vesperplatte auch gerne noch gegessen hätten.

Ich bin reif für das Bett. Die Ferse ist eingeschmiert. Hoffentlich beruhigt sie sich bis morgen etwas. Es war heute auch ein langer Tag. Aber ein sehr schöner. Die neue Radhose ist toll, bis halt irgendwann die Schmerzen einsetzen. Aber das ist ja normal.

Unterwegs habe ich mich immer wieder dazu ermuntert, ein Liedchen zu pfeifen. Dabei muss ich immer an den Heizungsmonteur denken, der bei der Arbeit vor sich hin pfeift. Bei mir kommen komischerweise fast nur Kirchenlieder aus meiner Jugendzeit. Da muss ich mal etwas an meinem Repertoire arbeiten.

01.06.2021 – Spay – Guldental – 70 km/210 Hm

7:30 Uhr – Sitze am Frühstückstisch und warte auf den Kaffee. Ich habe wieder leichte Kopfschmerzen, verzichte heute aber auf die Tablette. Vielleicht hilft schon der Kaffee. Die Sehne hat sich erholt, das beruhigt mich sehr. Jetzt werde ich heute versuchen, mit noch weniger Druck auf den Pedalen zu fahren.

Das Frühstück ist genauso reichhaltig wie die Vesper. Die Bedienung hat auf meinen diesbezüglichen Kommentar gleich gesagt, ich möge mir doch etwas mitnehmen. So ist die Verpflegung für heute gesichert.

8:48 Uhr – Die Bedienung ist die Schwester der Chefin. Sie hat mir von den Jagdtabenteuern ihres Vaters in Kanada und von ihrer verregneten Radreise mit Mann und Kind und Zelt erzählt. Es war wirklich eine sehr gute erste Unterkunft. Ich sollte mal langsam los.

9:56 Uhr- Hier habe ich jetzt lange in der Sonne gesessen und telefoniert. Ein sehr schöner Platz an der Petruskapelle aus dem 13. Jahrhundert. Sie liegt am Südrand von Spay. Bin also gerade mal eine Kilometer gefahren. Dann jetzt mal los ins romantische Burgen- und Felsental des Mittelrheins.

10.15 Uhr – Der schier nicht enden wollende Flussbogen vor Boppard. Das war auf der Fußwallfahrt von Koblenz nach Kamp-Bornhofen, in den Siebzigern, immer das härteste Stück.

Einer der vielen französischen Meilensteine am Rhein.

Der Rheinsteig hat es hier in sich, mit Seil und Trittstufen im Fels.

10.28 Uhr – Boppard glitzert förmlich in der Morgensonne.

10.46 Uhr – Die Wallfahrtskirche in Kamp-Bornhofen und darüber die Burgen der Feindlichen Brüder.

Und hier angestrahlt von der ersten Junisonne. Das Grün ist nach dem nassen Mai eine wahre Pracht.

11.05 Uhr – Der vor einigen Monaten abgerutschte Hang sieht aus wie ein Steinbruch. Ein Hubschrauber bringt im Dauereinsatz Material nach oben.

Das sieht nach viel Arbeit aus.

Etwas für einen Strömungsexperten

11.22 Uhr – Burg Maus bei Wellmich. Als nächste kommt Burg Katz, dann schon die Loreley.

Der Wind hat aufgefrischt und kommt meist von vorne. Ich will nicht dagegen ankämpfen und radle langsamer.

Das neue Lied ist «Fahrrad fahr’n» von Max Raabe.

Burg Rheinfels, mal auf meiner Seite.

Die zuständige Katz. Sie wird die Maus wohl niemals fangen.

11.48 Uhr – Die Loreley. Links das Dach des Festivalzelts.

Jetzt such ich mir eine windstille Ecke für den Mittagskaffee.

12.16 Uhr – Der Kaffeekocher läuft schon im Windschatten des Fahrrads am geschlossenen Ticketshop in Oberwesel. Hier weht der Wind gerade nicht so stark.

Es gab viele Restaurants auf den letzten Kilometern in denen noch sehr wenig los war. Sie sahen alle sehr einladend aus. Aber ich habe ja genug Brote dabei für heute. Vielleicht später wieder ein Eis, zum Beispiel in Bingen.

Das Timing der Pause war perfekt. Ich bin auf Kilometer 29, also fast auf der Hälfte der heutigen Etappe. Jetzt geht es weiter nach Bacharach.

Auf der Schönburg gibt es eine Jugendherberge und ein Restaurant.

13.19 Uhr – Die Pfalz bei Kaub, ein Zollturm aus dem 14. Jahrhundert. Hier hat Blücher am 31.12.1813 übergesetzt, um im März 1814 Paris einzunehmen. Napoleon kam trotzdem zurück.

Gerade fährt der historische Raddampfer Goethe vorbei.

13.36 Uhr – Vorbeifahrt an Bacharach.

13.52 Uhr – Endlich weg von der Bundesstraße.

14.15 Uhr – Burg Rheinstein. Über sie wurde auch in der Doku «Der Rhein von oben» berichtet, ebenso, wie über den Raddampfer Goethe.

14.20 Uhr – Die Sankt-Clemens-Kapelle. Hier haben wir auf der Tandemtour zum Bodensee Rast gemacht.

14.39 Uhr – Der Mäuseturm und Burg Ehrenfels. Sie beenden meine Strecke entlang des romantischen Mittelrheins. In ein paar Metern bin ich an der Nahemündung in Bingen.

Die Nahemündung. Oben auf dem Kamm auf der anderen Rheinseite steht das Niederwalddenkmal, das nach dem Sieg über Frankreich 1871 gebaut wurde.

15.04 Uhr – Seit zehn Minuten vor der geschlossenen Schranke auf dem Weg zur Eisdiele

15.25 Uhr – An der Sankt Martin Basilika. Ein sehr schöner ruhiger Ort. Hier konnte ich nach dem Eis mein erstes kurzes gesungenes Gebet halten. Jetzt an die Nahe runter und gen Westen.

15.56 Uhr – Weite Felder, eine flache Strecke und Wind nur von der Seite: Auf dem Naheradweg komme ich zügig voran.

16.18 Uhr – Die Nahe-Brücke bei Langenlonsheim auf Kilometer 62.

Die Jungs im Schlauchboot haben bestimmt fünf Pirouetten gedreht, bis sie aus der Stromschnelle raus waren.

16.37 Uhr – Die erste nennenswerte Steigung führte den geschotterten Feldweg herauf. Die Aussicht belohnt mich gleich dafür.

16.44 Uhr – Eine glatte Sandstein-Klippe bei Guldental.

Ein paar Meter weiter eine Felsnische; ein Fenster in die Welt für die, die in der Nische sitzen.

17.03 Uhr – Hier baden die Kinder im Guldenbach.

17.15 Uhr – Am Ziel bei den Freunden in Guldental.

Und jetzt darf ich im Garten liegen und auf das Essen warten.

Die Attraktion des Abends: Junge Uhus in der Felswand beobachten.

Hier sieht man einen Alt- und einen der Jungvögel.

0:10 Uhr – Es war noch ein wunderbar langer Erzählabend. Wir haben uns über unsere Kindheitserlebnisse ausgetauscht und das Familienleben in den Sechzigerjahren.

02.06.2021 – Guldental – Gonsenheim – Wallau – 60 km/550 Hm

6:57 Uhr – Die morgendlichen Kopfschmerzen sind heute stärker als gestern, ich werde eine Tablette nehmen. Gestern waren sie bald nach dem Frühstück verflogen. Mit 27° C soll es heute noch einmal wärmer werden. Ab morgen stehen nachmittags Gewitter in der Vorhersage.

In Gonsenheim treffe ich mich mit einem Kollegen und heute Abend bin ich mit einer Freundin zum Abendessen verabredet. Ich habe also ein volles Programm und sollte jetzt mal aus den Federn.

9:17 Uhr – Die Tablette und der Kaffee wirken. Das große Müsli im Hof an der frischen Luft hat mich gut gestärkt für die heutige Etappe. Ich habe ein Kleines Gartenpaket mit Möhren und frisch geernteten Radieschen bekommen. Nun packe ich die letzten Sachen und setze mich auf das Rad.

Es fällt mir schwer mich aus dieser herzlichen Umarmung zu lösen. Nun steige ich aber aufs Rad und setze meinen Weg, in Richtung Provence, fort.

9.55 Uhr – Nur drei Kilometer unterhalb von Guldental: Eine beeindruckende Felseneremitage, die seit dem 7. Jahrhundert von christlichen Einsiedlern bewohnt war. Im Laufe des 18. Jahrhunderts lebten hier über die Zeit insgesamt 23 Eremiten. Der letzte starb 1827. Die Anlage stammt im Wesentlichen aus der Römerzeit, es wurden aber auch noch deutlich ältere Spuren gefunden.

An die Kirche schließt sich eine etwa 90qm große, in den Felsen gegrabene Wohnung an.

Nach fünf Kilometern bin ich wieder an der Anhöhe am Ende des lieblichen Tals, mit dem weiten Blick über Felder und Weinberge.

Blick zurück. Und weiter.

10.48 Uhr – Über der A61. Links am Horizont erkennt man den Nahe-Durchbruch bei Bingen. Ich verlasse bald das Nahetal und kehre zum Rhein zurück, allerdings nicht mehr direkt am Ufer, sonder in den Hügeln.

Es ist warm, nur wenig Wind geht. Ich habe zum ersten Mal die Windstopper-Weste ausgezogen.

11.04 Uhr – Mitten in den Weinbergen.

11.12 Uhr – Am südlichen Ende von Dromersheim geht es steil den Berg hinauf, ist kürzer, also selber schuld. Ein erster Test für die Muskeln und Sehnen.

Auf der Hälfte. 15% Steigung. Ich muss Luft holen und nutze die Gelegenheit, zehn Minuten lang mit einem Spaziergänger über die Aussicht, steile Anstiege auf dem Rad und die Gefahren von Klick-Pedalen zu philosophieren.

11.37 Uhr – Fast oben.

11.45 Uhr – Ich bin den kleinen Umweg zu diesem herrlichen Aussichtspunkt gefahren, den mir der nette Herr vorhin empfohlen hat. Jetzt gibt es ein Brot und etwas aus dem Gartenpaket.

Es ist der ideale Platz für mein erstes Tiger-Tai-Chi auf dieser Reise: Öffnet die Tore – Oben der Himmel, unten die Erde, und mittendrin nur ich, Leonhard – Schau Dich um – Nimm aus jeder Himmelsrichtung etwas, was Du jetzt brauchst – Mische es in Deinem Bauch gut durch – Schleudere alles weg, was Du jetzt nicht mehr brauchst – Lass die Lotusblüte in Dir wachsen- Sie schützt Dich wie ein Zelt – Umarme Deinen Tiger – Kehre zurück zum Berg.

Abschied in Dankbarkeit, und weiter. Das angekündigte Mittagessen lockt.

So finde ich auf diesem Umweg auch noch das Benediktinerkloster Jakobsberg.

Ein wunderbarer Raum, ganz für mich alleine.

Der Blick Richtung Mainz.

Ich liebe Klatschmohn. Dafür bremse ich auch auf einer schnellen Abfahrt.

Gau-Algesheim.

Der hübsche Marktplatz in Gau-Algesheim.

Der helle Stein, der Runde Turm, sie lassen mich gleich an das geliebte Burgund denken.

13.16 Uhr – In den Wein- und Obstgärten hinter Ingelheim.

35° C zeigt der Tacho. Was immer ich trinke, ist in wenigen Minuten ausgeschwitzt. Langsam meldet sich der Hunger. Noch vier bis fünf Kilometer.

13.52 Uhr – In den Obstplantagen vor Mainz.

14.14 Uhr – Der herrliche Garten meines früheren Kollegen in Mainz. Hängematte: Das wär es jetzt.

15:58 Uhr – Zeit zum Aufbruch.

Hier wachsen die Mainzer Salatköpfe.

16.33 Uhr – Am Gutenberg-Denkmal, dahinter der Mainzer Dom.

Der Dom. Für eine Besichtigung nehme ich mir bei einer anderen Gelegenheit mal die Zeit. Ich fahre gleich weiter zum Rhein.

Die Aussengastronomie hat gut zu tun. Wenn man sich die Masken wegdenkt, ist es ein normaler Sommertag.

Der schattige Ostchor mit der Zwergengalerie.

Ich wechsle zurück auf die Beueler Seite.

17.13 Uhr – Ein leichter Rückenwind schiebt mich auf dem glatten Teer über die Ebene.

17.32 Uhr -Da vorne ist schon der IKEA, der am Ortsrand von Wallau liegt. Es soll der erste IKEA-Laden in Deutschland gewesen sein.

17:40 Uhr – Ankunft am Hotel. Bin aber auch platt.

18.50 Uhr – Wir sitzen im Biergarten. Auch das zweite Treffen heute hat perfekt geklappt. Die Freundin aus Bonn wohnt jetzt wieder in Wiesbaden, gerade einmal zwei Dörfer von Wallau entfernt.

Wir brüten über der Speisekarte, fragen den Wirt ob es nicht doch etwas anders als Schnitzel gibt, oder wenigstens Bratkartoffeln. Sie machen aber tatsächlich nur Schnitzel mit Brot. Klang erst wenig attraktiv, schmeckte uns aber sehr gut. Wir haben uns eines geteilt, das locker für zwei reichte.

Nachtrag: Am nächsten Morgen klärte mich die Bedienung auf. Die Gartenwirtschaft ist eine reine Äppelwoi-Wirtschaft. Ich konnte mich im Nachhinein an die großen irdenen Krüge erinnern. Im Keller lagern wohl Fässer voll Apfelwein. Dazu wird traditionell Schnitzel mit Brot gereicht.

20.30 Uhr – Es ist ein wunderbarer Frühsommerabend. Wir laufen noch eine Runde über die Felder und erzählen weiter. Von Südwesten nähern sich die angekündigten Wolken. Für die nächsten Tage sind Schauer und Gewitter angekündigt, aber eher nachmittags und abends.

Die Zeit war viel zu kurz. Wir waren noch gar nicht fertig.

21.30 Uhr – In meinem Zimmer unter dem Dach ist es sehr warm. Ich habe die Tür zum Flur offen stehen, um wenigstens etwas Luftaustausch zu ermöglichen. Unter dem Fenster, im Biergarten, ist immer noch Hochbetrieb.

Die Sehne habe ich auf den steilen Anstiegen immer wieder gedehnt. Das hat ihr nicht geschadet, eher etwas genützt. Bin wieder zuversichtlicher, dass es irgendwie möglich ist, die schmerzhaften Erfahrungen der letzten Woche in Kroatien zu vermeiden.

22.33 Uhr – Unten ist es immer noch furchtbar laut. Bin immer noch wach.

03.06.2021 – Wallau – Lampertheim – 64 km/100 Hm

7:21 Uhr – Irgendwann wurde es gestern Abend dann doch plötzlich ruhig und ich konnte gut schlafen.

Der Himmel ist heute Morgen nicht mehr blau, aber es sind auch noch keine Gewitterwolken zu sehen. Die heutige Etappe ist relativ kurz und flach. Das passt mir gut.

Ich habe vorhin noch einmal Einreisebestimmungen gelesen:

  • Österreich will einen Schnelltest, der nicht älter als 48 h ist. Das ist machbar. Als geimpft gilt man erst nach 22 Tagen.
  • Die Schweiz scheint einfach, man braucht lediglich ein Einreiseformular, das man an der Grenze ausfüllen kann.
  • Frankreich hat immer noch eine nächtliche Ausgangssperre und verlangt bei Einreise einen PCR-Test. Ich habe keine Hinweise gefunden, dass das in den nächsten zwei Wochen gelockert werden könnte. Es wäre möglich, dass ich mich zwei Tage vor der Grenze in einer Apotheke testen lasse, macht mich aber weiterhin etwas nervös.

Im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass ich weiter entspannt von Tag zu Tag weiter radele.

9.12 Uhr – Das Blumenfeld hat mich gestern schon fasziniert. Der Tacho zeigt 23° C, schon um diese Zeit. Meiner Sehne geht es gut. Heute lasse ich es ruhig angehen.

9.25 Uhr – Ich fahre zügig auf einer wenig frequentierten Landstraße. Ich muss hier mal den Autofahrern dieser Gegend ein großes Kompliment machen: Bis auf sehr wenige Ausnahmen wurde ich mit großem Abstand überholt und oft an Überwegen vorgelassen. Da macht es gleich viel mehr Spaß.

9.35 Uhr – Vor mir liegt die Rheinebene. Ich bin mitten in den Weinbergen des Rheingaues. Gleich geht es bergab und ich verschwinde in den Wäldern und Feldern entlang des Rheins.

Im Osten erkennt man so gerade die Frankfurter Skyline.

Trotz der Bauarbeiten ist die Radspur offen: sehr lobenswert!

Ich quere den Main.

10.13 Uhr – Erdbeeren zum Selberpflücken bei Rüsselsheim. Es ist ziemlich schwül, es geht ein leichter Wind.

Konnte nicht widerstehen, das Foto musste sein.

10.49 Uhr – Ein sehr gelassener Storch auf dem Acker. Ich bin auf der Suche nach einer idealen Pausenbank.

Flaches, weites, offenes Feld.

11.08 Uhr – Das Abwarten hat sich gelohnt. Der ideale Pausenplatz befindet sich in der schattigen Ecke eines Kinderspielplatzes am nördlichen Ortsrand von Dornheim. Bin auf Kilometer 26 und gut vorangekommen.

12.26 Uhr – Am Stockstadt-Erfelder Altrhein.

13.01 Uhr – Der Rhein bei Gernsheim. Die drei Rennradfahrer vorhin waren mit 35 km/h sehr schnell. Ein paar hundert Meter habe ich mich drangehängt. Machte sehr viel Spaß, war dann aber doch zu anstrengend.

Das bereits im März 2011 direkt nach der Fukushima-Katastrophe wegen Sicherheitsmängeln stillgelegte AKW Biblis.

13:41 Uhr – So muss das sein! Sagt auch der Wirt!

Vor etwa einem Kilometer sah ich, wie sich ein junger Mann mit einer Bierdose auf die Treppe an seiner Haustür setzte. Ich habe sofort angehalten und ihn nach einem Biergarten gefragt. Er war sehr nett, wusste aber keine genaue Adresse. Also bin ich weiter und rolle hier direkt auf die Terrasse eines Lokals.

Ein kurzer Blick auf die Karte. Ich bin auf dem weiß umrandeten roten Punkt. (17) ist Lampertheim, das heutige Etappenziel, (18) Plankstadt, das Ziel der kurzen Etappe morgen.

14.54 Uhr – Und nur wenige Kilometer weiter gibt es das erste Stück Kuchen. Genial!

Die Wolken werden im Westen langsam dunkler. In Bonn hat es schon ordentlich geschüttet. Hier rechnet man in ein bis zwei Stunden mit Gewittern. Bis dahin sollte ich am Hotel sein.

15.29 Uhr – Am Ziel in Lampertheim. Das war schnell. Einlass erst ab 17:00 Uhr. Ich kann also noch die Stadt besichtigen oder noch ein Bier trinken gehen.

Der Evangelische Dom in Lampertheim. Der heutige Test ist auch schon erledigt. Jetzt setze ich mich in den Schatten.

17.41 Uhr – Die Essensdosen sind gespült, die Radklamotten hängen zum Lüften auf Bügeln und ich bin frisch geduscht. Bis zum Abendessen werde ich nicht lange warten.

Leider gibt es morgen früh, wegen eines Trauerfalls in der Familie, kein Frühstück. Das lässt sich mit Hilfe der umliegenden Bäckereien aber sicher gut bewältigen.

Inzwischen wurde das Gewitter auf 19:00 Uhr verschoben. Man hört aber schon das ferne Grollen. Oder ist es doch mein Magen? Der Duft aus der Küche macht richtig Appetit.

Heute bin ich ganz nach meinem Rhythmus fahren und hatte das große Glück, die Pausenbank, das Radler und den Kuchen immer genau zur richtigen Zeit serviert zu bekommen. Manchmal meint es das Leben in kleinen, oder auch schon mal in großen Dingen richtig gut mit einem.

20.49 Uhr – Die gemischte Platte war typisch griechisch und sehr lecker. Danach gab es einen eiskalten Ouzo aufs Haus. Jetzt brauche ich alle Energie für die Verdauung und hoffe auf erholsamen Schlaf.

Ein Gewitter hat es nicht gegeben. Mal sehen, wie es morgen wird.

04.06.2021 – Lampertheim – Plankstadt – 31 km/50 Hm

7.24 Uhr – Eine kleines Regengebiet zieht heran, kommt aber wohl erst gegen halb zehn hier vorbei. Heute Morgen bin ich etwas träge, habe lange geschlafen und jetzt erst einmal Nachrichten gelesen. Bringt aber nicht viel.

Also raus aus den Federn in den frischen Morgen.

8.35 Uhr – Frühstück vor der Schiller-Schule.

Die schwarzen Wolken ziehen südlich an Lampertheim vorbei, also fahre ich genau in sie hinein. Also los!

9.09 Uhr – Ein Start vor neun, das ist richtig früh. Die Spargelernte ist in vollem Gang. Bald werden wohl auch die Frühkartoffeln soweit sein.

9.20 Uhr – Das erste längere Stück durch den Wald.

9.27 Uhr – Die ersten Tropfen fallen, und schon steht an der nächsten Ecke eine Schutzhütte. Die Jungs hier sind wirklich auf Zack und sorgen für ihre Besucher.

Wenn ich nicht zu schnell fahre, zieht der Regen quer zu meiner Fahrtrichtung durch, ohne dass ich großartig nass werde. Ich höre schon kein Rauschen mehr auf den Blättern. Dann wieder los.

9.42 Uhr – Am Karlstern, einer Wegkreuzung mit einem riesigen Spielplatz, nördlich von der Mannheimer Gartenstadt. Hier ist der Eingang zum Tierpark.

9.59 Uhr – In Käfertal, einem östlichen Stadtteil von Mannheim.

10.24 Uhr – Ich überquere den Neckar. Im Hintergrund die Bergstraße, am Westrand des Odenwalds.

10.32 Uhr – Auf Kilometer 19,5. Die Regenwolke ist durchgezogen.

10.51 Uhr – Wieder im Wald. Hier ist schon Schwetzingen ausgeschildert. Plankstadt liegt gleich daneben.

11.04 Uhr – Da vorne kann ich schon den Wasserturm von Plankstadt erkennen.

11.20 Uhr – Der eben erwähnte Wasserturm. Noch 100 Meter bis zum Ziel.

Ich war schon am Ziel vorbei und musste hundert Meter zurück. Zum Mittagessen ist Spargel angekündigt. Zuerst aber gibt es viel Wasser, das halbe Käsebrot aus der Bäckerei und einen Kaffee.

13.14 Uhr – Und jetzt ist Zeit für einen Mittagsschlaf unter dem Sonnenschirm im Garten. Neben mir steht der zweite Kaffee. Jetzt kann ich mal runterfahren und die Wärme einfach nur genießen. Die Lippen werde ich später mit meinem Herpes-Mittel pflegen. Auf die Sehne habe ich schon Salbe gegeben. Heute werden alle empfindlichen Körperregionen etwas geschont und umsorgt.

Die Kuchen- und Tortenauswahl in der hiesigen Konditorei ist überwältigend. Nach meinem Lob hat man mir angeboten, mich nachts einmal einschließen zu lassen. Über den Preis könne man verhandeln.

Jetzt regnet es.

17.13 Uhr – Das Loch für die neue Duftrose ist schon gegraben.

17.35 Uhr – Heute ist auch ein guter Tag, um etwas Radpflege zu betreiben. Ich habe die Kette und das Schaltwerk gereinigt und geölt, die Hinterradbremse nachgestellt und bei der Gelegenheit einen leichten Seitenschlag der Felge korrigiert. Jetzt versuche ich noch, den Sattel noch etwas schmaler zu machen. Dann bin ich fertig für heute.

21.58 Uhr – Wir sind leergequatscht und müde. Beim Erzählen kamen wir darauf, dass wir eine gemeinsame Bekannte in der Nähe von Innsbruck haben, bei der wir auch, zusammen mit anderen, vor elf Jahren mal für zwei Tage zu Besuch waren. Da es inzwischen so aussieht, als müssten Österreich und die Schweiz machbar sein, werde ich sie einfach mal anschreiben. Das wäre noch eine sehr schöne Verlängerung der Besuchstour-Phase.

Körperliche Inventur: Leider werden die Lippenbläschen immer größer. Gegen die extrem starke UV-Strahlung hat auch das mehrfache Auftragen des Sonnenlabellos nicht geholfen. Ich hoffe, ich kann wenigstens noch verhindern, dass sie aufplatzen.

Der Sehne sind die Übungen gestern Abend nicht wirklich gut bekommen. Ich bleibe also eher dabei, den Fuß beim Treten immer wieder zu lockern, die Zehen dabei zu bewegen und die Sehne in den Anstiegen zu dehnen, statt die Ferse anzuheben.

Sonnenbrand konnte ich bisher vermeiden. Das ist gut. Die Handgelenke sind auch ok. Das Sitzen tut immer mal wieder weh, geht aber. Der Rücken ist auch ok, außer jetzt gerade nach dem Buddeln. Keine Kopfschmerzen heute, das war sehr gut.

Alles in allem derzeit nichts dabei, das den Erfolg der Tour konkret gefährdet, solange ich mich sorgsam darum kümmere.

05.06.2021 – Plankstadt – Donnborn – 83 km/550 Hm

9.13 Uhr – Trotz des frühen Frühstücks ist es etwas später geworden. Wir haben noch mit der gemeinsamen Freundin in Innsbruck telefoniert. Sie hat am Sonntag nächster Woche Zeit, sich mit mir abends in der Stadt zum Abendessen zu treffen. Wie wunderbar!

Das Wetter heute ist dunkel und frisch. Das ist für meine Lippen sicher mal gut.

Die heutige Etappe ist recht lang, aber ich habe ja Zeit.

Die Wolken hängen sehr tief. Regen liegt in der Luft, ist aber laut Regenradar noch etwa zwei Stunden entfernt.

9.53 Uhr – Am Heimatmuseum in Sandhausen. Die Partnerstadt Lege-Cap-Ferret liegt am Atlantik vor Bordeaux. Dort spielte der letzte Krimi mit Luc Verlain, dem Sohn des Austernfischers.

10.11 Uhr – In Nußloch läuft eine Kiesloren-Seilbahn mitten durch die Stadt.

Ich bin jetzt bald am Rand der Rheinebene und steige in den südlichen Odenwald ein. Bei Heilbronn komme ich dann an den Neckar zurück.

10.32 Uhr – Erst wenige Meter im Anstieg und schon habe ich einen weiten Blick in die Ebene.

Die Lorenbahn führt in ein Gelände von Heidelberger Cement, das hier oben im Hang liegt.

10.57 Uhr – Auf der alten Bahntrasse entlang des Leimbachs. Sie steigt nur sehr gemächlich an, und ich habe sogar noch leichten Rückenwind. Vorhin hat es mal kurz genieselt. Das ist aber schon wieder vorbei.

11.27 Uhr – Diese kleine Anhöhe noch hinauf, dann rolle ich runter nach Hoffenheim.

Hat sich gelohnt.

11.51 Uhr – Zwischen Hoffenheim und Sinsheim auf Kilometer 32,8. Der Kocher brennt, Brote, Gurke und Äpfel, die ich heute Morgen als Lunchpaket bekommen habe, stehen bereit. Es wurde jetzt auch Zeit für eine Pause.

Die Sehne ist viel besser. Der bedeckte Himmel verschafft meinen Lippen ein Pause. Dazu noch der nur sanfte Anstieg. Das alles ist ganz wunderbar heute. Beim Losfahren, muss ich zugeben, war meine Radler-Begeisterung recht weit gesunken. Jetzt bin ich wieder Feuer und Flamme.

12.16 Uhr – Ein paar Tropfen fallen. Ich ziehe mal die Regenjacke an.

Hinter der nächsten Biegung ziehe ich auch Überschuhe und Regenhose an.

Weitere hundert Meter weiter wechsle ich wieder zur Windstopper-Weste. Der kurze Regen ist schon vorbei.

12.44 Uhr – Diese 500 m lange Maschine arbeitet das Schotterbett der Schienen auf. Ich bin nicht der einzige faszinierte Zuschauer.

12.50 Uhr – Am Technikmuseum in Sinsheim. Hier gibt es fast alles, was einmal geflogen ist.

In die Innenstadt von Sinsheim bin ich nicht gefahren. Der aufziehende Regen stört mich mehr als mich die vielleicht schöne Altstadt reizt.

13.06 Uhr – Gesehen in Reihen.

13.15 Uhr – Begleitet von lautem Vogelgezwitscher gleite ich mit leichtem Rückenwind das milde Tal der Elsenz hinauf.

Weiterhin fallen nur gelegentlich zwei Tropfen. Durch das Neckartal zieht eine Regenwolke nach Norden. Vielleicht fahre ich besser etwas langsamer und lasse sie in Ruhe meinen Weg queren.

13.40 Uhr – Für eine Kaffeepause wurde mir von den Menschen an der Straße der Ort Eppingen empfohlen. Leider muss ich vorher abbiegen und auf Gemmingen hoffen. Es nieselt ganz leicht. Die Regensachen brauche ich noch nicht.

15.54 Uhr – Im Schlosspark. Die Bäckerei ist leider schon zu. Wo ist der Netto?

14.29 Uhr – Ein Stück Herrentorte mit Kaffee, für draußen. Es regnet nicht, daher konnte ich im Stehen draußen am Rad essen. Der Genuss kam beim Erzählen mit einem Ehepaar, das letzte Woche den Alpe-Adria-Radweg gefahren ist.

Nach ihrer Erfahrung war man Österreich recht konsequent. Für Touristen gibt es spezielle Anmeldeseiten für die Schnelltests. Man macht den Test dann alleine in der Kabine und zeigt das Ergebnis vor. Italien war wohl sehr lax. Das ermutigt mich weiter.

Wir haben uns köstlich unterhalten. Ich fahre dann mal weiter.

14.47 Uhr – Eine schöne Abfahrt durch die Felder.

14.59 Uhr – In Schwaigern an der Lein auf Kilometer 60,5.

15.24 Uhr – Die Wolken rechts von mir sehen durchaus dramatisch aus. Gleich fahre ich über den Neckar. Weiter!

Werbung von Transnet an einem riesigen Umspannwerk (Netzverknüpfungspunkt) in Leingarten.

Es brummt und knistert.

15.53 Uhr – Ich überquere den Neckar in Heilbronn. Der kurze Abstecher in die Innenstadt ist natürlich nur mit einem Eis zu rechtfertigen.

Hier ist es proppenvoll.

16.18 Uhr – Jetzt setzt der Regen ein. Das Eis war sehr lecker.

Hier fährt die Polizei mit dem Einsatzwagen in die Fußgängerzone und hält direkt an der Theke des Pizza-to-Go-Ladens. Und ich mache mir Sorgen, dass sie das Maskentragen kontrollieren, weil ich meine im Stehen mit dem Rad unter der Markise nicht wieder aufgesetzt hatte. Was bin ich doch wieder naiv.

Mit etwas Glück kommt gleich eine fünfundvierzigminütige Regenlücke.

16.52 Uhr – In der Lücke. Eine schöner großer Biergarten direkt am Neckar.

Sehr modern.

17.16 Uhr – In den Weinbergen auf der Ostseite des Neckars.

Vor und hinter mir ist es schwarz.

17.33 Uhr – Am höchsten Punkt, nahe dem Schweinsbergturm, auf 350 m. Keine zwei Kilometer mehr.

17.37 Uhr – Auf der Abfahrt nach Donnbronn. In der Mitte könnte Burg Stettenfels liegen, die zu Untergruppenbach gehört.

17.43 Uhr – Ankunft am Ziel.

19.47 Uhr – Leider war die Wirtin recht unfreundlich und sehr schwer zu verstehen. Das Rad musste im Regen stehen bleiben. Dass keine Handtücher im Zimmer waren merkte ich erst als ich ich Radklamotten bereits eingeweicht hatte und gerade in die Dusche steigen wollte. Immerhin war ich noch trocken. Sie wollte es mir unbedingt ins Zimmer bringen, was ich aber nicht wollte. Außerdem besteht die Matratze nur aus einer Lage sehr weichen Schaumstoffs, über den eine Decke liegt. Bin gespannt auf die Nacht.

Nach einem Telefonat mit meinem heimischen Reisebüro und einer heissen Dusche war mein Ärger schon fast verflogen. Unten begrüßte mich dann der Wirt sehr freundlich. Die Ente-knusprig war sehr gut, und beim zweiten Bier konnte die Wirtin sogar so etwas wie «bitte schön» murmeln.

Beim Verhandeln über das Frühstück hat sie sogar schon gelacht. Geht doch! Mal sehen, was serviert wird. Acht Uhr ist recht spät, also werde ich es in den frisch gewaschenen Radklamotten einnehmen und dann gleich los.

Den Reisschnaps gab es auch noch.

Jetzt kann ich mich wieder auf die Tour konzentrieren: Draußen hat es bis eben noch geregnet. Für die nächsten drei Tage ist mit 80 – 90 % Regen vorhergesagt. Mal sehen, wie ich den umfahren kann.

Morgen fahre ich nach Großaspach, bei Backnang, und treffe einen Freund aus Bosch-Zeiten zum Mittagessen. Danach fahre ich noch dreißig Kilometer weiter bis Sulzbach am Kocher.

(20) ist Großaspach, (21) Sulzbach. Heute bin ich auf Kilometer 390 von 1800.

Den Abend werde ich heute mit Lesen und früh Schlafen verbringen.

06.06.2021 – Donnbronn – Sulzbach am Kocher – ca. 65 km

8.04 Uhr – Ich sitze vor dem Frühstück, das mir «wegen Corona» auf das Zimmer serviert wurde. Es gibt Leberkäse mit Spiegelei, drei Scheiben Toast, ein kleines Rosinenbrötchen, drei Erdbeeren, Marmelade, Butter und Instant-Kaffee mit Milch und Zucker. Gar nicht mal so schlecht.

Es hat diese Nacht sehr viel geregnet. Draußen hängt ein feuchter Nebel im Wald. Das wird ein nass kalter Tag werden.

8.58 Uhr – Rosinante ist fertig beladen. Ich bin warm eingepackt. Jetzt beginnt es zu nieseln. Und los!

Der Nebel hat die schöne weite Landschaft verschluckt.

9.10 Uhr – Untergruppenbach.

Die verschluckte Burg Stettenfels.

9.50 Uhr – Burg Hohenbeilstein. Die Wolken hängen wirklich sehr tief. Es ist aber schon minimal heller geworden. Gleich fahre ich mal wieder in die Weinberge.

9.59 Uhr – Aspach und Backnang sind schon ausgeschildert.

Jetzt geht es geradeaus den Berg hinauf, leider ohne Radweg, aber mit einer 14-Prozentangabe für die Autofahrer.

Auf meinem Tacho waren es gerade einmal 10%. Hinter der Kurve steigt die Straße aber weiter an. Ich ziehe meine Regenjacke aus, um besser abdampfen zu können.

10.30 Uhr – Ok, da waren jetzt zwei S-Kurven mit 12%, und mein Herz bollert. Es geht noch weiter hinauf.

Der Berg- und Talbus mit Fahrradanhänger fährt vorbei. Die Strecke war wohl einmal eine Bergwertung auf einer Tour de France-Etappe. Kann ich verstehen!

10.30 Uhr – Die Sicht hier oben ist unter 100 Metern. Die positive Überraschung: Die Weinbergewege gehen von hier bergab, nicht bergauf! Es soll hier oben angeblich eine große Burg auf dem Berg stehen, Burg Lichtenberg. Also, ich habe sie nicht gesehen.

Ein Stück muss ich noch der Landstraße folgen. Die Autos sind schnell, überholen aber sehr anständig.

Die Sicht ist wirklich minimal.

11:00 Uhr – Die Abfahrt war lang und neblig. Ich bin an allem nur vorbei gefahren, unter Anderem am Hotel Sonnenhof, das Andrea Berg hier in Aspach betreibt.

Da ich so früh bin, sitzen wir noch gemütlich in der alten Küche und tauschen Geschichten aus. Wie schön, dass sich unser Kontakt über all die Jahre und Kilometer gehalten hat.

Das Rad steht trocken im alten Geräteschuppen, mit den vielen Gartengeräten, dem leeren Kaninchenstall und dem alten Leiterwägelchen. Es erinnert mich an das alte Bienenhaus im Garten meiner Großmutter.

12.40 Uhr – Beim Mittagessen. Ich bin frisch hier im Gasthof getestet worden und kann das Zertifikat für heute Abend gebrauchen.

14.21 Uhr – Die Kässpätzle waren ausgesprochen lecker und nahrhaft. Leider regnet es jetzt dann doch. Ich habe mich gut eingepackt und mache mich nun auf die vierzig verbleibenden Kilometer zum Hotel.

14.27 Uhr – Der Backnanger Wasserturm, dahinter liegt die Stadt in der wir vier Jahre gelebt haben, an der ich aber heute vorbei fahre.

14.44 Uhr – In Staigacker. Vor mir liegt Oppenweiler, darüber die Burg und links oben im Wald liegt die Klinik Wilhelmsheim, Monikas erste Arbeitsstelle.

14.51 Uhr – Das Wasserschloss in Oppenweiler. Hier ziehe ich Überschuhe und Regenhose wieder aus.

Jetzt folge ich der Murr flussauf. Es ist etwas heller.

Ich klingele einer Familie, deren kleines Hündchen am Radweg sitzt. Der Vater zieht es zu sich heran und sagt zu ihm: «Guck mal, da kommt ein Fahrrädle». Sehr süß, der hiesige Dialekt.

15.46 Uhr – Kirche und ein Stück Stadtmauer in Murrhardt. Mit 18° C ist die Temperatur gut zum Radfahren, es ist aber deutlich zu feucht. Ich trete einfach so vor mich hin. Hauptsache, es regnet nicht!

Der historische Stadtkern von Murrhardt ist gut erhalten und sehr schön hergerichtet.

Ich habe gerade im Hotel Bescheid gesagt, dass es eher sieben Uhr wird. Bis acht kann ich noch etwas in der Küche bestellen, das sollte klappen. Die Rezeptionisten hat erzählt, dass es dort schon den ganzen Tag am Stück regnet. Ich habe angeboten, den Regen wegzuschieben auf dem Weg dorthin. Sieht aber eher schlecht aus, da es gerade anfängt zu nieseln.

16.30 Uhr – Vor mir liegt die Schanz, über die ich hinweg muss. Danach wird es wieder flach. Auf Kilometer 47. Ich fahre weiterhin nur mit Regenjacke. Es nieselt nur.

Gerade flog ein Rotmilan aus der Wiese auf. Hier gibt es mehr Wiesen als Äcker.

Mit nur 4% auf einem glatt geteerten Radweg geht es angenehm den Berg hinauf. Der einspurige Bahntunnel, hier an der Schanz, ist wohl das Haupthindernis für eine direkte Schnellzugverbindung von Stuttgart über Nürnberg nach Berlin.

16.58 Uhr – Auf der Schanze auf 420 m. Jetzt ist es Regen. Unter dem kleinen Dach habe ich mir einen Müsliriegel gegönnt und für die Abfahrt die Regenhose angezogen. Nicht mehr so schön. Noch etwa 17 Kilometer. Erst folge ich der Rot bis zur Mündung in den Kocher, dann fahre ich den Kocher hinauf.

17.34 Uhr – Nun auf dem Kocher Radweg.

Der Kocher.

17.53 Uhr – Schon am Ziel. Ich hatte 65 km im Kopf, es waren aber nur 62. Bin ziemlich nass und will schnell unter die Dusche.

Heute kommt die Wäscheleine erneut zum Einsatz. Es ist alles nur etwas feucht, sollte also bald trocken sein.

21.12 Uhr – Das Hotelteam ist wirklich unglaublich freundlich. Ich fühle mich sehr wohl hier. Das Essen hat sehr gut geschmeckt, die zwei Bier auch. Auf Alkohol habe ich verzichtet, damit geht es mir besser.

Ich redigiere noch den heutigen Blogartikel, vergegenwärtige mir die morgige Etappe und checke das Wetter.

Die Inventur: Meine Sehne spüre ich weiterhin, aber deutlich seltener. Der Rücken ist in Ordnung. Kopfschmerzen spüre ich schon mal, aber sie verfliegen immer wieder. Heute hatte ich den Eindruck, dass die Sonnenbrille, die ich über der normalen Brille trage, die Augen anstrengt, wenn es weniger hell ist. Meine Lippen schmerzen ziemlich unangenehm. Die Salbe hilft. Ich trage sie alle zwei Stunden auf. Da muss ich jetzt die nächsten Tage halt mal wieder durch.

21.25 Uhr – Das Frühstück habe ich wegen der mit 85 Kilometern längsten Etappe morgen auf sieben gelegt.

Jetzt ist bald Schlafenszeit.

07.06.2021 – Sulzbach – Harburg (Schwaben) – 88 km/670 Hm

6.38 Uhr – Zeit zum Aufstehen. Draußen ist alles nass und trieft geradezu. Noch ist es kein Regen, der soll aber bald kommen. Ich bereite mich gleich mit einem hoffentlich leckeren Frühstück auf eine lange Regenetappe vor.

7.08 Uhr – Sie haben das gesamte Frühstücksbüffet aufgebaut, nur für mich alleine, mit allen Brotbelägen, der Müslibar und sogar einer großen Schüssel mit frischem Obstsalat. Die nette Rezeptionistin meinte, es müsse ja auch schön aussehen und Spaß machen. Hier gefällt es mir wirklich. Es gibt sogar eine Sauna, die sicher demnächst wieder in Betrieb geht.

8.25 Uhr – Während des Frühstücks habe ich die Hotels in Wasserburg am Inn und in Kufstein gebucht. Jetzt ist bis Samstag alles geplant. Nun muss ich mal raus an die frische Luft.

8.44 Uhr – Und los geht’s.

Ich sollte nicht aus dem Tal raus fahren, da die Wolken so tief hängen. Hier ruft gerade der Bussard und ein Rabe krächzt. Zu sehen ist aber keiner von beiden.

Ah, da sehe ich einen Milan, und der Bussard fliegt auch rufend vorbei. Links im Hang grasen Kühe mit Glocken um den Hals. Bin ich schon in Bayern?

8.54 Uhr – Die Sonne leuchtet in den doch recht dünnen Nebel hinein. Ich bin so fasziniert, ich komme gar nicht zum Radfahren.

9.11 Uhr – Unter der Regenjacke ist es zu feucht. Ich nehme wieder die Weste. Die Sattelstütze quietschte. Sie hat zur Beruhigung etwas vom guten Ballistolöl an die Gelenke bekommen.

Vom Sägewerk weht der Duft von frischem Holz herüber.

9.29 Uhr – Schloss Untergröningen über dem vom Regen erdbraunen Kocher.

9.35 Uhr – Der Nieselregen setzt ein. Ich muss die Regenjacke anziehen.

9.43 Uhr – Ich brauche auch die Regenhose.

10.15 Uhr – Pause unter dem Brückendach. Sie war nötig und, da der Regen heftiger wurde, auch sehr praktisch. Ich habe das letzte Brot und den Rest der Gurke aus Plankstadt gegessen.

In der ganzen Gegend gibt es laut Regenradar nur diese eine Regenwolke. Ich sollte mich als Regenbringer bezahlen lassen.

10.48 Uhr – Auf dem Torso-Weg von Abtsgemünd. Es wird wieder heller. Ich lasse jetzt die Regensachen im Fahrtwind trocknen.

11.00 Uhr – Burg Niederalfingen. Man kann sogar die Turmspitze sehen. Da es soweit trocken ist, werde ich die Regensachen probeweise ausziehen.

Es könnte bis 14 Uhr trocken bleiben.

11.30 Uhr – Auf Kilometer 33, in den Hügeln zwischen Kocher und Jagst. Der Nieselregen setzt wieder ein.

Hoffentlich kurzes Regenasyl unter einem Baum.

11.54 Uhr – Am Jagst-Stausee bei Buch. Hier wurden die Reste eines römischen Kohorten-Kastells gefunden. Die Mauerreste im Foto stammen von der außerhalb des Kastells gelegenen Badanlage.

Das Kastell lag an der Via Claudia Augusta, die hier von Augsburg und Aalen kommend weiter zum Main ins frei Germanien führte. Das Kastell liegt einen guten Kilometer hinter dem schützenden Limes.

Auch sehr interessant: Die Jagst floss lange in die Donau. Durch das Absenken des Oberrheintalgrabens änderte sie, wie der Kocher, die Richtung und fließt heute zum Neckar bei Heilbronn.

Jetzt kommt die Sonne raus und trocknet mich.

Wir sind hier im Ostalbkreis auf 470 m. Gerade voraus steht die Kapfenburg auf 600 m.

12.34 Uhr – Blick auf Westhausen. Vorhin an der Flussumkehr-Tafel sprach mich ein Jogger an und zeigte sich sehr beeindruckt, dass ich von Bonn bis hierher mit dem Rad gefahren bin.

Der Magen grummelt. Die Mittagspause steht an.

Zwischen mir und der Burg liegen die Jagst und die B29.

Hier müsste eine Bank stehen! Dem Graureiher gefiel es auf dieser Wiese auch. Gerade stürzte ein Falke herunter. Er war aber nicht erfolgreich.

13.11 Uhr – Der Kocher brennt in der Bushaltestelle an der Lauchheimer Schule. Es ist sehr schwül. Keine zwei Minuten hat der Kaffee gebraucht!

13.41 Uhr – Der arme Junge neben mir wartet seit über zwanzig Minuten auf den Bus.

Nach Kaffee, dem Brötchen aus dem Hotel und dem letzten Apfel aus Plankstadt fahre ich jetzt weiter. Noch etwa vierzig Kilometer.

Fast ein bisschen zu hübsch für ein Stadttor.

Ich musste eine Anhöhe hoch. Der Radverkehr wird nicht im Tal mit Jagst und Bundesstraße geführt. Ich hoffe auf eine lange Abfahrt.

Eine Orgie in Gelb. Laut PlantNet wächst hier der Wiesen-Bocksbart.

14.16 Uhr – Auf 580 m. Es ging also gar nicht um eine Umfahrung, sondern um einen sanften, autofreien Anstieg. Gerade voraus, der Tafelberg, ist der Ipf mit 668 m. Ein bemerkenswerter Name.

Auf dem Gipfelplateau befinden sich Befestigungsanlagen, die bereits in der Spätbronzezeit, im 12. Jahrhundert v.C. angelegt wurden.

Die Hänge sind unbewaldet und werden regelmäßig abgeweidet.

Wirklich sehr markant. Gleich rolle ich in Bopfingen ein. Hier wäre ein guter Kuchen-Platz. Danach fahre ich durch das Nördlinger Ries. Bin sehr gespannt. Ich verlasse also auch bald Baden Württemberg und komme ins schöne Bayern. Dort möge man bitte schon das schöne Biergartenwetter einschalten!

Sehr hübsch.

Auch der Erdbeerkuchen.

15.14 Uhr – Zeit für den Aufbruch. Es zieht Regen heran. Aber mit etwas Glück zieht er rechts und links an mir vorbei. Das würde mir sehr gefallen.

Ich komme an der Rekonstruktion der Wallanlage des Ipf vorbei. Musste dafür wieder auf 570 m hinauf.

Der Wall.

Und unten, in der Senke des Meteoritenkraters, Nördlingen.

Cooler Spruch des Zimmerers.

Der Ipf von der anderen Seite.

Rosinante möchte auch hier grasen.

16.05 Uhr – Fast auf der Kratersohle. Vor mir, mit dem weißen Kirchturm, Goldburghausen, dahinter, mit dem grauen Turm, das müsste Nördlingen sein, das in der Mitte des Kraters liegt.

Es ist sehr schwül und voller Insekten.

16.29 Uhr – Am Stadttor von Nördlingen.

Ein wirklich mächtiger Turm mit 89,9 m Höhe. Er gehört zur spätgotischen Kirche St. Georg, seit 1522 evangelisch. Er wird «Daniel» genannt und ist das Wahrzeichen der Stadt.

Von hier sogar mit Beleuchtung. Drinnen wird die Orgel gespielt. Ich stelle das Rad ab, gehe rein und nehme danach ein Eis!

Drinnen eine hohe weite und helle Säulenhalle aus hellem Stein. Der Organist bringt den ganzen Raum zum Vibrieren.

Das Belohnungseis.

Der Storch auf dem weißen Schornstein ist echt. Links das dazugehörige Nest.

Man kann auf der Stadtmauer die ganze Stadt umwandern, ohne die Mauer verlassen zu müssen.

17.18 Uhr – Ich wollte wieder im Hotel Bescheid sagen. Der Anrufbeantworter meldete, dass heute Ruhetag ist. Mal sehen, wie ich an den Zimmerschlüssel komme.

17.35 Uhr – Radweg gesperrt ohne Umleitung. Einmal pro Radtour gehört das ja dazu. Mal sehen, wie ich die Sperrung umfahren kann.

Kein unüberwindbares Hindernis. Ich fahre kurz Hauptstraße.

Wahrscheinlich muss ich nach Harburg wieder rauf auf den Kraterrand.

Die Verkehrslücke war groß und ich war schnell. Bin wieder auf dem Radweg.

So sieht es links von mir aus.

Sieht sehr dramatisch aus, zieht aber von mir weg. Weiter vorne kommt die nächste Gewitterwolke, näher an meinem Weg. Noch zehn Kilometer.

Nördlingen ist nicht mehr zu sehen. Ich konzentriere mich auf die rechte Seite, die viel besser aussieht.

18.01 Uhr – Es geht auch hier los. Ich findet Schutz unter einer Buche («Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen!?») und ziehe die Regenjacke an. Man hört den Donner.

Ich fahre weiter in den Ort.

18.21 Uhr – Die netten Bauarbeiter haben mich im Hang vorbeigelassen. Ich hätte sonst auf die Bundesstraße gemusst. Danke!

In voller Fahrt

Blick zurück.

Ich ziehe die Regenhose aus. Das macht mich schneller. 5 Kilometer noch.

18.40 Uhr – Außerhalb des Gewitters, das hinter mir donnert. Hier ist alles trocken. Der Anstieg geht, da das Flüsschen Wörnitz einen Ausgang aus dem Krater gegraben hat, dem ich folgen kann.

18.48 Uhr- Harburg.

Die stattliche Burg.

18.52 Uhr – Ankunft am Hotel.

Der Schlüsselautomat hat meinen Schlüssel ausgespuckt. Den Hinweis gab mir ein netter Arbeiter, der an der Straße im Café beim Feierabendbier sitzt. Habe mich ausführlich beim ihm bedankt. Er hat mir auch gleich noch die zweite Gastwirtschaft gezeigt, die heute Abend geöffnet ist.

19.38 Uhr – Jetzt aber los, die Küche macht sicher um acht zu.

19.55 Uhr – Das Hefeweizen steht vor mir, das Essen ist bestellt. Jetzt habe ich Zeit, den Tag nachklingen zu lassen und schon mal einen Blick auf die morgige Etappe zu werfen.

Heute war ein überwältigender Tag, mit wirklich allem: mit Nebel, Regen, Sonne, Blitz und Donner, steilem Berg, schneller Abfahrt, flacher Rennstrecke mit Rückenwind, Broten, Kaffee, Kuchen, Eis, Kirche, Orgelmusik, netten Leute, einer Menge großer und kleiner Vögel, zirpenden Zikaden, rauschenden Bächen und Flüssen, weiten Felder und Wiesen, bunten Blumen, Bergen aller Art, Burgen aller Art, ….. : eben mit allem. – Nun gut, ich hatte keine Panne, und ich hatte keinen nennenswerten Gegenwind. Beides habe ich nicht vermisst.

Morgen überquere ich bei Donauwörth die Donau, leider auf einer Brücke und nicht mit einer Seilfähre, wie vor vier Jahren. Das Ziel Scheyern (weißer Punkt) liegt wenige Kilometer südwestlich von Pfaffenhofen, das wiederum zwischen Ingolstadt/Donau und München/Isar liegt. Die Strecke ist mit 77 Kilometern vielleicht eine knappe Stunde kürzer als heute.

Meine Regensachen habe ich heute wirklich oft an- und wieder ausgezogen. Sie hängen jetzt auf Bügeln im Zimmer Ich habe die Heizung aufgedreht, die netterweise läuft, damit alles gut trocknet. Waschen möchte ich erst morgen wieder.

Ich denke, für heute bin ich fertig.

Eindrücke vom Abendspaziergang. Das historische Stadtbild ist sehr beeindruckend. Mir gefällt auch die Nähe zum Wasser mit den beiden langen Brücken sehr.

«Die Erdgeister» am Rathaus.

08.06.2021 – Harburg – Scheyern – 80 km/540 Hm

6.45 Uhr – Das Zimmer ist sehr hellhörig: Über mir wird geduscht. Ich höre jeden Wassertropfen. Die Nacht über war es aber ruhig. Ich musste jedoch mehrfach aufstehen. Meine Lippen brannten gestern Abend wie Feuer. Ich habe mehrfach Salbe aufgetragen. Heute Morgen ist es deutlich besser.

Die Wettervorhersage ist gut, Sonne und Wolken, erst am Nachmittag Gewitter. Das wird sicher dazu führen, dass ich nicht gerade trödle.

7.35 Uhr – Das Frühstück schmeckt mir sehr gut. Es gibt Brötchen mit Käse, dazu ein Ei, danach Brötchen mit Marmelade. Der Kaffee ist heiss und genau richtig.

Ich werde auch hier wieder fragen, ob ich mir ein Brötchen für die Fahrt schmieren darf.

Ja, ich darf. Ich lege eine Scheibe Graubrot zwischen die beiden Brötchenhälften und habe somit ein vollwertiges Mittagessen.

9.14 Uhr – Heute habe ich lange gebraucht für das Packen. Vor der Tür stand eine abfahrbereite junge Frau mit einem minimalistisch bepackten Rad. Sie hat gerade den Bachelor abgeschlossen und radelt nun für ein paar Tage vom Main runter nach München, auch alleine.

9.24 Uhr – Das Wetter ist ideal, der Radweg prima in Schuss, aber leider direkt neben der Bundesstraße.

9.47 Uhr – Weiter an der Wörnitz. Die Donau liegt vielleicht schon gleich hinter den beiden Kirchen. Es ist warm und schwül, auf jeden Fall viel besser als Nebel und Regen.

9.58 Uhr – Auf der alten Bahnstrecke vor einem Tunnel. Die Kirchen gehören schon zu Donauwörth, in das ich jetzt einfahre.

Im Tunnel läuft Antenne Bayern. Hat mich sehr erschreckt. Arbeiter machen irgend etwas an der Tunneldecke.

Ich mache den Abstecher in die Innenstadt.

Das Fuggerhaus aus dem 16. Jahrhundert. In der Marien-Apotheke gab es nur Lippenstift Faktor 30. Eine andere fahre ich noch an, sonst hole ich mir einfach einen neuen Sonnenlabello.

Die vielen Autos und die fehlende Aussengastronomie machen die Hauptstraße wenig attraktiv.

Heilig Kreuz am Ende der Straße, über der Mündung der Wörnitz in die Donau.

Nicht mein Stil, aber ein schöner lichter und stiller Raum, der mich zum Singen und Verweilen einlädt.

In der tieferliegenden Kreuzpartikel-Kapelle in der ein Stück des Kreuzes verehrt wird, das Kaiserin Helena um 320 in Jerusalem aufgefunden hat.

Mein Gesang hat vielleicht doch jemanden in der Andacht gestört.

Aus «Wer nur den lieben Gott lässt walten»:

3) Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser’s Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

7) Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Dieses Lied begleitet mich schon lange auf meinen Allein-Reisen.

Noch einmal die schönen Häuser an der Hauptstraße. In der zweiten Apotheke gab es einen Lippenstift mit Faktor 50. Die Apothekerin kennt die Herpes-Schmerzen, und wir waren uns einig, dass Salatsauce so ziemlich das Schlimmste ist.

11.00 Uhr – Hinter mir spielt ein Glockenspiel am Rathaus «Danke, für diesen guten Morgen» und weitere bekannte Melodien.

Die Kleine Wörnitz am Rieder Tor. Die Stadt gefällt mir immer besser.

11.13 Uhr – Ich überquere die Donau!

Meine letzte Überquerung war auf dem Weg nach Salzburg mit der Seilfähre bei Eining, kurz vor Kehlheim, wo der Fluss schiffbar wird.

11.38 Uhr – Im Großen und Ganzen ist es hier eines: flach. «Genau wie die Schweiz», höre ich Obelix in meinem Kopf jetzt sagen. Bei leichtem Gegenwind rolle ich mit 20 – 25 km/h durch die Donauebene.

Die Donau fließt links am Berghang entlang. Ich folge weiter der Landstraße.

12.58 Uhr – Lech-Brücke. Die LKWs stauen sich mehrere Kilometer an einer Baustelle.

Er hat es nicht mehr weit bis zur Mündung.

12.24 Uhr – Südzucker-Gelände in Rain. Ich habe gerade einige Telefonate geführt, mit dem Pfarrer der Gemeinde in der das Taizé-Gebet stattfindet und mit den Verwandten in Zolling, bei denen ich morgen zum Mittagessen bin.

Mit 26,5 Kilometern zurückgelegten komme ich heute insgesamt eher langsam voran. Aber ich habe ja auch genug Zeit. Auf Kilometer 30 gibt es Brote und Kaffee.

12.53 Uhr – Die Störche klappern laut auf St. Quirinus (Grüße an die Neusser!) in Staudheim.

13.10 Uhr – Der bestellte schattige Platz, am Gänsebach in Markt Burgheim.

13.50 Uhr – Gestärkt geht es weiter. Die ersten Gewitterzellen ziehen von Nordwesten heran. Ich biege hoffentlich bald nach Südosten ab.

14.10 Uhr – Die Landschaft wirft erste Falten, hinter mir donnert es. Vor mir sehen die Wolken auch nach Gewitter aus. Nächster Halt, Kuchenbuffet. Der Teer ist so glatt, dass die Schwalbe Marathon Reifen summen, wie sonst nur Stollenreifen.

14.19 Uhr – Weit und breit der höchste Punkt mit einer Linde. Ob ich darunter sicher wäre? Zum Glück steht weiter rechts ein hohes Windrad.

Jetzt kommt die Abfahrt.

14.28 Uhr – Weg von der Straße und wieder mit Meise und Lerche unterwegs, statt mit LKWs. Vor mir ist es arg dunkel, man hört den Donner.

14.39 Uhr – Laut Regenradar zieht das Gewitter nach rechts weg. Ich sollte also eher nicht zu schnell fahren.

Ich habe mich schon unter einen Baum gestellt, weil der Wind böig wurde und einzelne Tropfen fielen. Es wird aber nicht mehr. Also weiter.

15.16 Uhr – Wieder unter einem Baum. Ich brauche noch etwas Geduld, bis der Regen vorüber gezogen ist.

Der Schweinegeruch hier ist kaum auszuhalten.

Schnell das kurze Stück nach Langenmosen. Vielleicht gibt es im Gasthaus Baderwirt ja Kuchen.

Mist, Dienstag Ruhetag.

Hier ist sehr viel Wasser auf der Straße, das ich nicht abbekommen habe. Die Sonne scheint bereits wieder prächtig.

Diese weite Landschaft ich hinter mir.

Da kommt gleich der nächste Regen. Der Wald sollte Schutz bieten. In Schrobenhausen gibt es Kaffee&Kuchen, das wurde mir von zwei unabhängigen Quellen versichert.

Bin durch den Wald, ohne Regen. Dahinter ist auch keiner. Also schnell weiter nach Schrobenhausen.

16.02 Uhr – Im Café Neugschwendner in Schrobenhausen. Ich habe den Himbeerkäsekuchen bestellt. Der Apfelkuchen mit Sahne ist ein Geschenk des Hauses. Das Kuchenstück war der Bedienung abgestürzt und zerbrochen, und sie sagte, mehr zu sich selbst, da müsse sie sich wohl opfern, und stellte es zur Seite. Beim Rausgehen habe ich dann auch einfach mal angeboten, mich zu opfern. Heute sei mein Glückstag, sagte die Bedienung und fragte, ob ich Sahne dazu möchte. Ich bin wirklich überwältigt!

Beide Kuchenstücke haben sehr gut geschmeckt und sich wunderbar ergänzt. Ich habe mich nochmal herzlich bedankt und Trinkgeld gegeben. Noch weitere 18 Kilometer liegen vor mir. Das schaffe ich ja fast noch bis 18 Uhr. Ich rufe gleich trotzdem kurz das Hotel an.

16.29 Uhr – Der neue Sonnenlippenstift schmeckt zumindest schon einmal besser als der Sonnenlabello. Der hatte auch nur Schutzfaktor 30. Und weiter.

«Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein – deswegen, kommst Du mir gelegen. …» auch von Max Raabe.

17.04 Uhr – Auf dem nächsten Wellenkamm dieser sanften Landschaft. Die Gewitter liegen jetzt wieder nördlich von mir, sehr schwarz und sicher sehr nass. Voraus sieht es gut aus. Der Schweiß läuft in Strömen, und ich freue mich schon auf die Dusche.

Ohne Radweg und viel sehr schneller Verkehr. Das wird haarig.

17.20 Uhr – Der Anstieg ist gut überstanden, keine LKWs und die Autos waren alle fair. Jetzt kommt die Abfahrt. Gegenüber das erste Hopfenfeld.

17.35 Uhr – Kurz unterhalb des Hopfenfeldes begann der neue Radweg. Ich bin ein paar Kilometer sehr schnell gefahren und jetzt erschöpft. Die Körner gehen mir langsam aus. Nur noch wenige Kilometer

17.50 Uhr – Da drückt man mir noch kurz vor dem Ziel 10% rein.

17.56 Uhr – Es waren hinter zwei Kurven kurz mal 8%, mehr nicht, sie endeten aber im Straßengraben, da ich dem netten Betonmischer, der hinter mir geblieben ist, Platz machen wollte. Jetzt habe ich schon die Abtei Scheyern vor mir, mein heutiger Gastgeber.

18.04 Uhr – Am Ziel!

Rebecca, die Frau mit der roten Lederjacke (hängt über ihrem leeren Stuhl an der Rezeption), ist verschwunden. Alle Bedienungen rufen nach ihr, daher weiß ich jetzt ihren Namen, und sie versichern mir, sie komme gleich.

18.30 Uhr – Der Empfang, inklusive Corona-Test hat fast eine halbe Stunde gedauert. Für das Fahrrad scheint es auf dem ganzen Gelände keinen guten Platz zu geben. Da es kein Frühstück gibt, käme erst um 9.00 Uhr jemand, der mir den Schuppen aufschließen könnte. Na, dann kommt es halt in die Grillstation.

Die Aussicht in den Klosterhof gefällt mir sehr, Zimmer und Bad sind sehr ansprechend. Jetzt noch alle Radklamotten waschen, dann endlich duschen.

Nun sieht es im Zimmer mal wieder aus wie im Waschraum. Der Kronleuchter ist ideal zum Wäscheaufhängen. Aus Sorge um das schöne Parkett habe ich den Teppich darunter geschoben und über ihn zusätzlich ein Handtuch gelegt. Das Fenster steht weit offen und lässt viel Luft zum Trocknen rein.

19.42 Uhr – Ich sitze im Biergarten und freue mich auf das Hefeweizen und das Abendessen. Es ist nicht sehr warm, man braucht durchaus einen Pulli.

21.19 Uhr – Gut gesättigt auf dem Hotelzimmer. Mein erstes Weizenbier war ohne, das zweite mit Alkohol. Nun habe ich schon eine gute Bettschwere.

Vorhin flog ein Weißstorch über uns hinweg. Sie sind ja mit gut 200 cm Spannweite riesig und sehr beeindruckend. Ein Mäusebussard bringt es nur auf 120 cm Spannweite.

21.45 Uhr – Ich gehe mal runter und parke das Rad um.

So, jetzt steht es im Flur, gleich neben dem sicherlich noch weit wertvolleren Flügel.

Meine Wäsche ist noch sehr nass. Ich habe mal das Fenster geschlossen, um keine feuchte Nachtluft herein zu lassen. Notfalls muss ich morgen mit dem Fön noch nachhelfen.

Heute Morgen, gleich nach dem Frühstück, habe ich noch die Zimmer in Innsbruck und Landeck gebucht. Damit ist bis Sonntag alles fest.

Trotz der vielen Schiebepassagen in Donauwörth und anderswo, hatte ich heute den höchsten Durchschnitt mit 17,7 km/h. Der Niedrigste war 14,8 km/h am 2.6. Insgesamt habe ich nun schon 625 Kilometer zurückgelegt.

Auf der Gesamtübersicht erkennt man, dass ich hier (blauer Punkt mit weißem Rand) fast am östlichsten Punkt der Tour bin. Übermorgen drehe ich in Landshut auf Süd, mit dem Inn dann, bei Kufstein, auf Südwest.

Ich bin jetzt gut im Radfahr-Rhythmus. Das Gesäß schmerzt kaum noch, die Hände sind selten taub und Magnesium gegen Krämpfe musste ich auch noch nicht nehmen. Wenn ich mal durchhänge, dann ist es nur für kurze Zeit und lässt sich leicht durch eine Pause und etwas zu essen wieder vertreiben. So ziehe ich auf meiner fest geplanten Bahn dahin und lasse mich unterwegs immer wieder überraschen.

Das Zischen, das mich gerade anfing zu stören, kam nicht von nebenan, sonder aus dem Bad. Ich hatte nach dem Duschen probeweise die Heizung aufgedreht. Und siehe da, sie ist richtig heiss geworden. Also wird die Wäsche sehr schnell trocken sein. Heute ist wirklich mein Glückstag.

Nur die Hose hängt weiter am Kronleuchter (für die Karnevalisten).

09.06.2021 – Scheyern – Zolling – Pfettrach – 67 km/520 Hm

6.36 Uhr – Ich war um kurz nach vier einmal wach und habe mich gewundert, dass ich vom Glockenschlag zu jeder Viertelstunde nachts nicht wach werde. Als um fünf Uhr zum Morgengebet länger geläutet wurde, bin ich aber doch wach geworden und habe danach unruhig geschlafen und geträumt.

Heute ist also wieder Besuchstag. Darauf freue ich mich schon.

Es ist leicht bewölkt. Die Sonne strahlt gerade ins Zimmer. Am Nachmittag wird es wohl wieder Gewitter geben, auch morgen und übermorgen noch. Danach scheinen ein paar gänzlich trockene Tage zu kommen. Das sind sehr gute Aussichten Aufstehen!

Ich war noch kurz in der Kirche.

8.35 Uhr – Dann aber schnell zur Bäckerei. Die Brötchen sind sehr lecker, auch der Kaffee. Leider muss ich beides draußen essen, da sie keine Tische drinnen haben. Ich wollte mich gerade setzen, da sprach mich ein fünfundsiebzig Jahre alter Rentner an, der aus Singen kommt, aber hier schon lange lebt, weil es ihm so gut hier gefällt, und dessen Mutter in Perrier in Frankreich beerdigt ist, und fragte, ob ich eine Rundreise mache.

Wir haben mein erstes Brötchen verquatscht. Jetzt bin ich auch mit dem zweiten fertig und breche mal auf. Bis zu den Verwandten sind es nur etwas mehr als fünfundzwanzig Kilometer.

8.51 Uhr – Scheyern und die Abtei im Morgenlicht. Der Himmel ist fast komplett blau. Ein leichter Wind kommt auf, derzeit von der Seite.

9.03 Uhr – Ich überquere das kleine Flüsschen Ilm.

9.09 Uhr – Die Wallfahrtskirche Herrenrast.

Ein idyllisches Tal, nur wenige Autos.

9.27 Uhr – Wieder oben auf einer Bodenwelle angekommen. Das Mehr an Wald gefällt mir gut, auch das Auf und Ab. Über mir zwitschert eine Lerche, diesmal kann ich sie sogar sehen.

Ich bin schon im Kreis Freising, zu dem auch Zolling gehört.

Rechts der Mohn und die Gerste.

Links der Hopfen.

Ein Bussard, wohl mit Grundkurs im Falkenflug, versuchte über einem Feld in der Luft zu stehen, besann sich aber bald und kehrte zu seinem normalen Kreisen zurück.

9.50 Uhr – Während ich noch das Marterl fotografiere hält ein älterer Mann mit dem Rad neben mir an. Er erzählt mir Radgeschichten. Einmal ist ihm der Rahmen gebrochen, zum Glück nicht während der Fahrt, sonder als er gerade aufsteigen wollte.

Meine Fahrgeschwindigkeit ist durchaus hoch, aber die vielen schönen Begegnungen verlangsamen das Vorankommen. Ich bin sehr gut in der Zeit, fast eine Stunde zu früh. Also noch genug Luft für weitere Geschichten.

10.20 Uhr – Im Amper-Tal hinter Kirchdorf.

10.33 Uhr – Nur noch fünf Kilometer bis Zolling. Auf den Abschnitten ohne Radweg sause ich dahin, will sie einfach nur hinter mir haben. Das schnelle Fahren macht aber auch Spaß!

10.47 Uhr – Am Ortseingang.

14.24 Uhr – Nach einem nahrhaften Essen, Eis mit Erdbeeren und vielen Verwandtschaftsgeschichten bin ich wieder unterwegs. Einen Kilometer musste ich auf der Bundesstraße fahren, jetzt bin ich am Flitzingerbach. Vor mir die ersten Gewitterwolken.

14.36 Uhr Die Böen werden stärker, links grollt der Donner. Ich biege hoffentlich rechtzeitig nach Osten ab.

Das linke Gewitter war schon durch, vor mir das nächste.

15.08 Uhr – In Nandlstadt, immer noch trocken. Ich scheine das Gewitter wirklich zu umfahren. Es kracht aber immer heftiger.

Die Straße ist nass, vielleicht ist der Regen schon durchgezogen.

15.23 Uhr – Weiterhin nur Tropfen und Donner.

Weiter ok, es zieht nach rechts ab.

Oh, da hat links von mir der Blitz eingeschlagen. Es folgte ein richtiger Kanonendonner. Hmpf.

15.36 Uhr – Hier in St. Alban könnte ich mich gut unterstellen. Aber es regnet nicht. Der Donner macht mich unruhig. Ich fahre wieder erstmal bis zum nächsten Ort dem Gewitter hinterher.

Hinter mir klart es auf.

In Hörgertshausen steht das Wasser auf der Straße, der Regen hat erst vor wenigen Minuten aufgehört. Langsam weiter.

15.55 Uhr – Bin dem Schweif des Gewitters zu nahe gekommen und stehe in einem Carport.

Die östlich von mir tobende Gewitterzelle umfahre ich seit Zolling.

Es scheint zwar noch eine trockene Lücke zu kommen, aber erst in einer Stunde und eher eine kurze, bevor das nächste Gewitter kommt.

16.34 Uhr – Ich habe jetzt eine halbe Stunde im Trockenen telefoniert. Eine weitere Stunde müsste ich auf die Regenlücke warte. Mach ich nicht. Ich packe mich jetzt ein und fahre weiter.

Es ist gar nicht mehr so viel. Regenjacke muss reichen.

Hinter mir kommt die Sonne raus.

Vor mir eine Abfahrt, und Regen.

In Oberschönbuch ziehe ich für den Matschweg die Überschuhe an. Die Sonne trocknet mit schon den Rücken. Vorne regnet es weiter.

17.15 Uhr – Eine hübsche Wiesen-Kapelle.

17.36 Uhr – Bei Furth auf der Wiese: Bürgerkunstaktion «Mach Dein eigenes Ding».

17.47 Uhr – Kurz vor dem Ziel ist noch der Waldarbeiter gefragt.

Ein paar Äste abgebrochen, schon tat sich eine Lücke auf. Und weiter.

Hunderte Meter langer stehender Güterzug: Ladegut Kraftfahrzeuge!?

17.58 Uhr – Ankunft in Pfettrach. Jetzt noch die Adresse finden.

18.03 Uhr – Am Ziel.

21.51 Uhr – Nach einem leckeren bayerischen Wurstsalat mit sensationellem selbst gebackenem Brot und zwei Weizenbieren bin ich jetzt angenehm müde.

Hier war das Gewitter auch sehr heftig. Dass ich es umfahren habe war eine sehr glückliche Fügung. Der Kollege hatte mir dafür kräftig die Daumen gedrückt, weil er in echter Sorge um mich war.

Am Ende der Strecke war ich doch erschöpft. Die Phasen auf der Landstraße sind immer sehr anstrengend. Den Lippen geht es deutlich besser. Sie müssen weiterhin sorgsam gepflegt werden.

Wieder ein sehr intensiver Tag.

10.06.2021 – Pfettrach – Wasserburg am Inn – 78 km/620 Hm

8.15 Uhr – Weisswürste mit Senf und Brot zum Frühstück: echt bayerisch.

9.02 Uhr – Im Nebel vom gestrigen Regen. 37 Liter pro Quadratmeter sollen es bei Landshut gewesen sein. Welch ein Glück, dass ich da nicht reingeraten bin.

9.30 Uhr – Auf der Isar-Brücke in Landshut. Vor mir St. Martin mit dem höchsten Backsteinturm der Welt (130m), gleichzeitig der höchste Turm Bayerns, und darüber die Burg im Nebel.

9.45 Uhr – Marienkirche: Diese Säulenhalle ist überwältigend hoch und licht: Mit 28,80 m sind es fast zehn Meter höher als in Nördlingen, das auf gut 20 m kommt.

Zwei Kerzen beim Marien-Altar aufgestellt, eine für alle, die ich unterwegs treffe (es waren schon viele), die andere für die, die ich zu Hause gelassen habe und für mich.

10.20 Uhr – So, getestet bin ich jetzt auch. Für die Einreise nach Österreich darf das Zertifikat bis zu 48 h alt sein. Jetzt nehme ich hier doch noch einen Cappuccino und lasse mir dann das hoffentlich negative Ergebnis ausdrucken.

10.36 Uhr – Das sieht doch super aus. Jetzt kommen auch gerade die ersten Sonnenstrahlen durch die Nebelsuppe.

10.54 Uhr – Ich habe das ausgedruckte Zertifikat und kann los.

Die Isar-Insel. Ich fahre jetzt ein Stück Richtung München stromaufwärts, dann geht es gen Süden auf den Inn zu.

11.13 Uhr – Großes Reinemachen nach dem gestrigen Starkregen. Diese Strecke bin ich vor fünf Jahren auch gefahren, damals in Richtung Altötting.

Ein alter Mann spricht mich an. Er ist extra gekommen, um sich den Bach anzuschauen. Hier müssen gestern in den Fluten sogar Autos weggeschwommen sein.

11.55 Uhr – Der Kamillenduft kommt aus dem Gerstenfeld. Gerade sprachen mich auf dem Anstieg zwei alte Leute an. Beide Ende siebzig, fahren seit vierzig Jahren Tandem, haben inzwischen ein neues, weil das alte vor ein paar Jahre den Geist aufgegeben hat. Das Tandem steht unten im Tal, den Weg hinauf zum Gasthaus gehen sie inzwischen lieber zu Fuß.

12.09 Uhr -Auf Kilometer 21. Mal wieder 12 %. Zum Glück nur kurz

Waren nur 9 % und in zwei Minuten erledigt.

Kein Radweg mehr, es scheint, dass ich für sechs lange Kilometer auf die sehr schnelle und viel befahrene Bundesstraße B15 rauf muss. Mist!

Es geht gut! Schon zwei LKWs zogen, mit einer langen Schlange von Autos hinter sich, an mir vorbei, als ich rechts raus fuhr. Dazwischen sind recht große Lücken. Trotzdem Stress.

Der letzte LKW hat, ohne langsamer zu werden, überholt, obwohl ihm ein anderer LKW entgegenkam. Das war sehr eng. Jetzt warte ich, bis der Puls runter ist. Weiter!

12.44 Uhr – Hohenpolding – Danach waren wieder alle Autofahrer sehr rücksichtsvoll. Ein kurzes Stück Radweg habe ich sehr genossen. Bis Taufkirchen sieht es schlecht mit Radweg aus. Nächstes Ziel ist aber ohnehin die Mittagspause.

Bin durch den Ort und erst danach wieder auf die Bundesstraße. Und freue mich sehr über ein weiteres Stück Radweg.

13.11 Uhr – In Taufkirchen, auf Kilometer 34, also fast auf der Hälfte. Mit etwas Umherfahren habe ich eine Bank im Schatten einer jungen Kastanie gefunden.

Beim Essen sprach mich ein junger Mann an, der mit Eis und seinem Rad von der Eisdiele zu mir rüberkam. Er fährt ein Catweezle, ein Liegedreirad. Irgendwann möchte er mal von hier nach Hamburg radeln. Dazu konnte ich ihn sehr ermutigen und ihm ein paar Tipps geben.

14.40 Uhr – Nach der erholsamen Pause fahre ich jetzt etwa zehn Kilometer auf einer alten Bahntrasse nach Dorfen.

Eine wunderbare Strecke, vor allem nach der Bundesstraße. Da ruft ein Fasan aus der Wiese.

15.16 Uhr – Beim REWE in Dorfen. Bei über 25 km/h sind zehn schöne Kilometer leider sehr schnell aufgebraucht.

Ich wollte eigentlich eine neue Gaskartusche kaufen, bevor ich über die Grenze fahre. Die gibt es angeblich nebenan beim Hagebau. Dann sah ich hier die Bäckerei und es war um mich geschehen. Da es ziemlich warm ist, mit viel Sonne, muss ich mein Pausen-Regime umstellen. Kaffee mit kalter Limo war immer schon eine gute Kombination.

16.08 Uhr – Beim Hagebau: Die Kartusche ist gekauft, ein Zimmer in Bludenz am Arlberg habe ich auch noch eben reserviert. Jetzt also auf in die letzten 26 Kilometer für heute.

16.35 Uhr – Im nächsten Orte gehe ich zur Volksbank und fülle auch das Portemonnaie noch auf. Da kann ich morgen beruhigt über die Grenze fahren.

Es fallen ganz vereinzelte Tropfen aus einer hohen, grauen Wolke.

16.44 Uhr – Das sind definitiv mehr als ein paar Tropfen und ich fahre diesmal wirklich genau hinein, wenn ich so schnell weiterfahre. Das Gewitter zieht nur langsam vor mir her.

Ich bleibe unter den Bäumen und ziehe meine Regenjacke über.

16.56 Uhr – Ich warte nicht, ich atme und nutze die Zeit für ein Tiger-Tai-Chi unter den Bäumen.

Ich muss wirklich langsam machen. Das Gewitter zieht langsamer gen Süden, als gedacht.

Der nette Mann an der Hotel-Rezeption war mit mir einer Meinung, als ich sagte, ich würde langsam fahren, um nicht in das Gewitter zu kommen, und deshalb erst gegen sieben ankommen. So ein kurzes Telefonat beruhigt mich sehr. Ich freue mich auf Zimmer, Dusche und Abendessen.

17.20 Uhr – Wie von dem netten jungen Mann in Taufkirchen angekündigt, kann ich von hier schemenhaft im Dunst die ersten Alpengipfel sehen. Dafür bin ich 750 Kilometer geradelt. Der in der Sonne leuchtende Turm gehört zu Haag in Oberbayern.

Jetzt duftet es wieder betörend heilsam nach Kamille. Ich musste viel mit Kamille inhalieren, als ich als Kind eine Nasen-OP hatte.

17.43 Uhr – Was da so prächtig in der Sonne leuchtet, ist Schloß Haag.

Habe Hunger, werde mich auf den Markt setzen.

18.13 Uhr – Espresso und Eis statt Brot auf der Bank vor dem Eiscafé.

Von diesem Rosenstrauch brach vorhin ein Mann zwei Rosen ab und ging damit in die Eisdiele. Er sah, dass ich ihm zuschaute und rief rüber: «Ich darf das, es sind meine!» Ich fragte ihn, für wen sie seien. Er schenkt die zwei Blüten seiner prächtigen Duftrosen der Besitzerin der Eisdiele, weil sie auch Duftrosen so sehr liebt. Er hat mich riechen lassen, und auch ich bin begeistert. Wir haben lustig erzählt. Ich habe davon berichtet, dass ich gerade vor ein paar Tagen für eine Freundin ein Loch für eine Duftrose gegraben habe. Er war davon sehr angetan. Das Loch für seinen Rosenstock hat er zwei mal anderthalb Meter groß und über einen Meter tief gegraben, damit sie über Jahrzehnte genug Platz zum Wachsen hat. Plötzlich ging er noch einmal zu seinem Haus hinüber und brachte auch mir eine Rose.

Er hat sie gleich zu meinen Wiesenblumen gesteckt. Sie ist orange, wie der Name der Stadt, zu der ich unterwegs bin. Ihr Duft ist geradezu betörend. Wie wunderbar.

Ich habe sie mit einem Kabelbinder fixiert, damit sie nicht vom Fahrtwind abgerissen wird.

Noch 14 Kilometer.

18.32 Uhr – Die Berge kommen näher und tauchen langsam aus dem Dunst auf.

18:55 Uhr – Der Rezeptionist ruft mich an und fragt, wie es aussieht, wann ich komme. Ich sage, dass ich zwanzig Minuten für die letzten sechs Kilometer rechnen würde. Ich hätte besser auf eine halbe Stunde aufgerundet.

19.04 Uhr – Was vor der Felswand dunkelgrün schimmert, ist der Inn.

Eine ungeteerte Strecke durch den Wald, links rauscht der Inn. Ich bin zu schnell, weil ich mich unter Zeitdruck setze.

Wasserburg voraus. Mit Google-Maps suche ich nach dem Hotel. Ich muss fast die ganz Inn-Schleife bis hinter die Burg fahren.

19.21 Uhr – Am Ziel.

Der Blick aus dem Fenster, direkt auf den Inn.

20.56 Uhr – Endlich wieder einmal Pizza. Zu der voll besetzten Pizzeria bin ich unter Arkaden entlang, versteckte Treppen in Häusern bergauf und bergab gegangen, wie in italienischen Bergdörfern. Das war nötig, da doch noch ein Gewitter kam, und der Regenschirm in der Regensachen-Radtasche ist, die ich am Rad gelassen habe, das nun sicher verschlossen im Fahrradkeller steht.

Jetzt bin ich satt für heute, an Leib und Seele.

Morgen fahre ich am Inn entlang über Rosenheim nach Kufstein. Irgendwo auf der Hälfte überquere ich die Grenze zu Österreich. Ein großer Schritt in diesen komplizierten Zeiten.

11.06.2021 – Wasserburg – Kufstein – 69 km/250 Hm

7.37 Uhr – Mein Bauch ist noch voll von der wunderbaren Pizza gestern Abend. Ich habe sehr gut geschlafen, mit weit offenem Fenster zum Inn. Sein sanftes Rauschen war es sicherlich, das meinen Schlaf beruhigt hat.

Auch in diesem Hotel sind nur sehr wenige Gäste. Das macht alles etwas entspannter und leiser.

Ich habe vor dem Frühstück meine Streckenplanung noch einmal studiert. Die drei Tage mit 1600 bis 1700 Höhenmetern machen mich einfach nervös. Das ist eigentlich unnötig, da ich 1400 Hm und 1500 Hm ja schon bewältigt habe und nicht völlig am Ende war. Nun gut, wieder ein Jahr älter bin ich auch. Ich muss es mit ganz viel Ruhe und Gelassenheit angehen. Am Ende ist es einfach nur eine extrem lange Treterei im kleinsten Gang mit genialer Aussicht.

Heute ist eine flache Etappe dran. Am Inn entlang fahre ich über Rosenheim nach Kufstein. Das sind nur 65 km. Ich kann also mal wirklich gemütlich machen. Heute Nachmittag könnte es wieder gewittern.

8.51 Uhr – Abfahrt in einen sonnigen Tag!

Durch das Stadttor und über den Inn.

9.35 Uhr – Ich fahre auf den Höhen, oberhalb des Inns. Zwei Frauen, Mutter und Tochter, fahren bis Rosenheim die gleiche Strecke.

9.40 Uhr – Dann die plötzliche Abfahrt runter an den Fluss. Ich folge ihm jetzt die meiste Zeit direkt am Ufer.

9.59 Uhr – Am Wasserkraftwerk Feldkirchen. Mit etwa 20 km/h rolle ich zügig durch die Innaue. Hier hat der Fluss relativ viel Platz, um sich bei Hochwasser auszubreiten.

Auf dem Inndamm. Das Wasser bringt eine beruhigende Kühle mit. In den Bergen hängen noch die Nebel. Noch 12 Kilometer bis Rosenheim.

10.15 Uhr – Hier wurde der Damm verbreitert. Der Wasserstand ist deutlich über dem Niveau der Felder, der Fluss also sehr eingezwängt.

Es bilden sich hier ganz erstaunliche heftige Wirbel im Wasser.

Hier lässt man etwas Wasser in einen Seitenkanal ab. Das Wasser fällt in kleinen Stufen, die als Fischtreppe dienen.

10.48 Uhr – Kurz vor Rosenheim : Hier darf der Fluss die Auen fluten.

Die beiden Radlerinnen haben mich wieder eingeholt. Die Tochter, in den Vierzigern, ist früher Rennrad gefahren. Die Mutter, gerade siebzig geworden, hat ein neues Pedelec. Sie sind recht schnell unterwegs. Sie sind aus Landshut.

Die zweite Tochter arbeitet auch bei der Telekom in Landshut. Man wollte gleich den Namen meines Kollegen wissen, bei dem ich war. Gekannt haben sie ihn trotz seiner Akkordeon-Karriere nicht.

Sie fahren weiter, ich rolle in die Innenstadt. Das Hotel öffnet erst um 17 Uhr. Da ich nur 65 Kilometer habe, gibt es mal ausnahmsweise viel Zeit zum Trödeln.

11.03 Uhr – Im Blumen- und Kräutergarten in Rosenheim. Hier koche ich mir Kaffee und nehme mein zweites Frühstück.

Das selbstgebackene Brot meines Kollegen schmeckt auch heute noch sehr gut.

12.03 Uhr – Gut gesättigt drehe ich jetzt eine kleine Runde durch die Stadt.

Der Max-Josef-Platz.

Diese Liegebänke werden hier sehr gut angenommen und stehen an allen Ecken.

Sehr schön, aber auch voller Verkehr.

Eine weitere mobile grüne Insel auf dem Teer, Teil der Initiative «Rosenheim blüht auf «.

Nun weiter.

Da braut sich was zusammen.

Die Mangfall.

13.06 Uhr – Der Kirchbach kurz vor der Mündung.

13.12 Uhr – Ich überquere wieder den Inn. An dieser Stelle trifft der Innradweg den Bodensee-Königssee-Radweg, den ich 2016 gefahren bin.

Halt, diese Einladung will ich nicht ausschlagen. Habe ja viel Zeit heute.

13.32 Uhr – Ach, Bayern, es ist einfach verführerisch schön!

Der Erdbeer-Rhabarber-Streusel war umwerfend. Ich habe jeden Bissen mit Wonne gegessen. Vor der Abfahrt bin ich an die Theke zurück und habe die Bedienung gebeten, der Bäckerin herzlich zu danken. Wenn ich mich freue, soll sie sich auch freuen können.

14.10 Uhr – Auf nach Österreich!

Die Berge rücken immer mehr zusammen.

Die Truppe machte ein gutes Tempo von 22 km/h, ich konnte aufschließen und mich locker dranhängen. Sie fahren auch nach Kufstein. Einer kommt heute von München, hat sich unterwegs verfahren und schon 120 Kilometer unter den Rädern. Er findet das Alleineradeln auch sehr schön. Da kann er, wenn er sich verfahren hat, einfach umkehren. Ich: «Und keiner ist schuld!» Er: «Ja, genau!»

Bei Ihrer ersten Trinkpause bin ich weiter. Später haben sie mich wieder überholt.

Der markante Kufsteiner Hausberg, der Pendling, ist bereits gut zu sehen.

15.00 Uhr – Jetzt bin ich laut Karte in Österreich, einen Grenzer habe ich nicht getroffen. Nur noch sieben Kilometer bis Kufstein. Wie wäre es mit Eisessen?

15.21 Uhr – Viel Platz ist nicht mehr unter der Autobahnbrücke. Der Wasserstand ist wirklich recht hoch hier.

Das Internet macht Probleme. Es hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass das Handy, trotz eines sehr schlechten Empfangs, immer noch im deutschen Telekom-Netz geblieben ist, statt zu den österreichischen Kolleg:innen von Magenta-T zu wechseln. Ich habe manuell auf sie umgestellt. Das funktionierte aber auch nicht. Drei Kilometer weiter war ich dann ganz normal im hiesigen Netz und alles funktioniert wieder.

15.46 Uhr – Ankunft in Kufstein. Vor mir die Festung Kufstein.

Das Eis!

16.34 Uhr – Ich vertrödele die Zeit in einem Biergarten am Inn, lese und schreibe Nachrichten.

Ich habe auch noch eben ein Hotel in Chur in der Schweiz gebucht. Bald kommen die Pass-Tage.

Morgen Abend bin ich bei der Innsbrucker Freundin zum Abendessen eingeladen. Sie wohnt ein gutes Stück oberhalb der Stadt und kommt mich mit dem Auto abholen.

17.15 Uhr – Der Empfang am Hotel war überaus nett. Er gibt mir ein Doppelzimmer, da könne ich ja auch mein Rad mit reinnehmen, müsse es aber selber hochtragen. Oder ins Kabuff unter der Treppe direkt an der Rezeption schieben. Ich: «Wir sind ja schon den ganzen Tag zusammen. Da will ich abends meine Ruhe.» Er: «Das Rad bestimmt auch!» Wir hatten einen lustigen Wortwechsel.

Nach einem Testzertifikat hat niemand gefragt.

18.34 Uhr – Ich habe danach meine Radklamotten gewaschen und zum Abtropfen über die Wanne auf die Leine gehängt. Später werde ich sie vor das Fenster hängen, damit mehr Luft drankommt. Leider hat es sehr lange gedauert, bis heißes Wasser kam. Das muss erst aus dem Keller hierher in den dritten Stock.

Die Reisedaten der ersten zwölf Tage habe ich schon mal auf dem Tablet in eine Tabelle übernommen und auf Dropbox hochgeladen.

Alles Dinge, für die eine frühe Ankunft mal sehr praktisch ist.

18.56 Uhr – Wie sieht es mit Abendessen aus?

19.39 Uhr – Ich sitze beim Italiener am großen Platz. Das von der Rezeptionistin empfohlene Lokal «Purlepaus»nebenan war leider voll. Der Kellner hier hat das Testzertifikat ganz genau studiert.

Heute sind Nudeln dran, Aglio et Olio, und ein Salat, mal ganz vegetarisch.

Purlepaus war eine Riesenkanone mit der 1505 der Habsburger Kaiser Maximilian die Burg Kufstein beschossen und schließlich eingenommen hat, als sie vom bayerischen Kommandanten nicht, wie vereinbart, übergeben wurde.

20.41 Uhr – Das Essen war sehr gut, knapp zu wenig, aber dann passt noch ein Stadtrundgangseis obendrauf.

Die mächtige Burg.

Die prächtige Sparkasse und im Hintergrund, mit roter Fassade, mein Hotel.

21.56 Uhr – Hier mal wieder eine Übersicht. Die blaue Linie ist meine geplante Route, die blauen Punkte mit Kreis sind die Übernachtungen. Rot ist die bis heute zurückgelegte Strecke an deren Ende sich der große Kreis um meine aktuelle Position in Kufstein befindet. Ich bin jetzt auf Kilometer 840.

Ich habe die Tracks per Kabel vom Garmin auf das Tablet geladen und mit einer schönen Karte hinterlegt. Um sie auf das iPhone zu bekommen, musste ich sie leider abfotografieren. Sieht aber ganz ok aus.

Jetzt lese ich noch ein bisschen, dann wird geschlafen.

12.06.2021 – Kufstein – Innsbruck – 82 km/195 Hm

7.39 Uhr – Bin fast fertig mit dem Frühstück. Gestern hat sich mal wieder ein Brustwirbel etwas verhakt. Ich habe daher vorhin mein Streck-Dehn-Dreh-Kurzprogramm gemacht. Die Lippen sehen deutlich besser aus. Da ich merke, dass die Füße nachts zum Krampfen neigen, nehme ich auch wieder Magnesium, auf das ich zuletzt einige Monate verzichtet hatte.

8.35 Uhr – Heute lief das Packen sehr zügig. Ich stehe schon mit dem Rad vor dem Hotel und fahre jetzt los.

8.43 Uhr – Ein letzter Blick hinauf zur mächtigen Festung.

8.52 Uhr – Es ist richtig frisch, direkt am Inn. Ich habe mir die Armlinge angezogen. Links bin ich dabei abgerutscht und habe mir mit der eigenen Faust die kaputte Lippe blutig geschlagen. Das nehme ich als Weckruf, langsamer und konzentrierter zu sein.

Gut geteert. Der erste Schnee ist zu sehen.

9.22 Uhr – Von Kufstein bis hierher bin ich hinter einer Frau hergefahren.

Hier trafen wir uns. Sie holt bei dem Bauernhof da vorne, zehn Kilometer von Kufstein entfernt, immer mit dem Rad die Eier von glücklichen Hühnern.

9.48 Uhr – Die Inntalautobahn. Die Temperatur ist inzwischen von 17° auf 22° gestiegen. Bald kann ich die Armlinge wieder ausziehen.

10.26 Uhr – Der Gegenwind hat kräftig zugelegt. Vorher war ich bei 22 km/h, jetzt nur noch bei 16 km/h. Ich komme auf dem guten Belag trotzdem zügig voran, bin schon auf Kilometer 28.

Die Duftrose ist inzwischen getrocknet. Sie duftet weiterhin wunderbar.

10.42 Uhr – Rattenberg.

10.59 Uhr – Eigentlich wollte ich erst auf der Hälfte Kaffeepause machen. Aber diese Hütte ist einfach zu perfekt für eine windstille Rast, mit frischem Wasser, Tisch und Bank, im Schatten.

Es herrscht reger Radverkehr auf dem Inntalradweg, es sind sehr viele Rennradfahrerinnen und Mountainbikerinnen unterwegs. Kaum jemand hat Gepäck dabei.

11.30 Uhr – Bauch und Wasserflaschen sind gefüllt. Weiter geht es.

11.42 Uhr – Ruine Kropsberg. Es ist jetzt angenehm warm und der Wind hat erheblich nachgelassen. Es läuft also wieder zügiger.

11.49 Uhr – Die Ziller,

mit ihrem berühmten Tal.

12.35 Uhr – In Schwaz. Oben im Schnee liegen sicher ein paar berühmte Skigebiete. Auf Kilometer 52. Erste dunkle Wolken bilden sich am Himmel über mir. Es soll aber erst später heute Abend regnen.

Wer das wohl sein soll?

Ein tolles Panorama.

Hier mündet der Gletscherwasser-klare Vomperbach in den trüben Inn.

13.05 Uhr – Könnte die Gamskarspitze (2750 m) und Lizumer Reckner (2886 m) sein.

13.17 Uhr – Natürlich nicht der offizielle Radweg, aber laut Komoot irgendwie besser, zumindest kürzer, sicher aber nicht schneller.

13.29 Uhr – Immer noch kein Ende in Sicht. Hoffentlich komme ich in Wattens, in 1,6 Kilometern, zurück auf den richtigen Weg. Jetzt ist Umkehren keine Option.

13.47 Uhr – Da vorne treffe ich endlich wieder den offiziellen Radweg. Sicher habe ich zwei bis drei Kilometer gespart, dafür aber Adrenalin produziert und die Gepäcktaschen und alle Schrauben gut durchgeschüttelt. Immerhin war es fahrbar.

14.08 Uhr – Stau am Bahnübergang. Der Güterzug fährt immer nur wenige Meter und hält dann wieder. Jetzt fährt er zehn Waggons nach links. Er hält. Er fährt wieder nach rechts. Er scheint zu rangieren. Also hänge ich mich an zwei Einheimische, die sagen, sie umfahren die Stelle.

Später wurde ich von einem Mountainbiker überholt. Ich habe ihn eingeholt und gefragt, ob ich dranbleiben könne. Er fuhr 22-23 km/h. Nach einer Weile habe ich mich bedankt, bin ein kurzes Stück lang schneller geworden. Dann war er an mir dran. Er sagte, er fahre nur noch bis Hall, sechzig Kilometer heute würden reichen. Er sei ja schon sechsundsiebzig, da reiche die Kraft nicht für mehr. Aber er sei sehr froh, so gesund zu sein. Ein sehr glücklicher Mann.

14.41 Uhr – Auf dem Weg in die Innenstadt von Innsbruck fahre ich durch eine große Parkanlage, mit vielen Spiel- und Sportplätzen. Es gibt hier keine Autos. Der Radweg ist sehr breit und sauber vom Fußweg getrennt.

Eine Fahrrad-Zählstelle.

Zum Festhalten und Füßeaufstellen.

Eng, aber geht.

Innenstadt, noch wenige Meter bis zum Hotel.

15.00 Uhr – Links das Hotel, geradeaus das berühmte Goldene Dachl.

Ich habe das Zimmer neben dem Erker im zweiten Stock. Man kann das Goldene Dachl sehen. Das hat der in Kufstein bereits erwähnte Kaiser Maximilian bauen lassen.

Um fünf treffe ich mich mit der Freundin am Parkhaus, wo sie mich abholt.

Mal wieder atmen, und Eis essen, statt zu warten.

20.45 Uhr – Der Abend oben in Götzens war sehr schön. Wir haben uns wunderbar unterhalten und uns verstanden, als hätten wir erst gestern und nicht vor zehn Jahren zuletzt gesehen.

Die Nordkette.

Der spitze Fels in der Mitte ist, laut einer Sage, Frau Hitt auf einem Pferd, die den Kamm entlang reitet.

21.00 Uhr – Der historische Stadtkern ist voller Menschen.

Das Hotel ist rechts das dritte Haus.

22.52 Uhr – Natürlich ist es draußen noch laut. Wegen des Zigarettenrauchs, der am Haus hoch und durch das Fenster ins Zimmer zieht, habe ich alles zugemacht. Trotzdem ist ein Zimmer mitten im Zentrum sehr schön.

Morgen soll es den Vormittag über noch leicht regnen. Mal gespannt. Es stehen wieder achtzig flache Kilometer an.

Meine Lippen sind viel besser. Die Sehnen haben sich nach dem schnellen Ritt heute erst einmal noch nicht aufgeregt. Das Sitzen könnte etwas angenehmer sein. Sonst ist alles gut.

13.06.2021 – Innsbruck – Landeck – 81 km/500 Hm

6.46 Uhr – Draußen regnet es nur minimal, niemand ist mit Schirm unterwegs. Bis zehn Uhr könnte sich alles verzogen haben. Insgesamt sieht die Wettervorhersage für die nächsten Tage gut aus, auch wenn irgendwann die Gewitterneigung zunimmt. Ein großes Regengebiet scheint also nicht in Sicht.

Bis 4.30 Uhr habe ich fest geschlafen, danach nicht mehr richtig. Jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich aufstehe, oder noch etwas gammele. Die heutige Etappe ist wieder 80 Kilometer lang und ebenso flach, wie gestern. Ins Hotel in Landeck kann ich ab 15 Uhr. Auf der Strecke liegen wieder keine touristischen Attraktionen, die ich unbedingt sehen will, außer der Landschaft natürlich.

7.55 Uhr – Beim Frühstück. Ich sehe schon ein kleines Stück vom blauen Himmel. Der Regen ist schon zu Ende: sehr schön!

Gestern war das letzte Treffen meiner Besuchstour. Eine Radtour quer durch Deutschland und sogar bis Österreich und acht liebe Menschen getroffen, mit denen mich Arbeit, Freizeit oder Familie zusammen gebracht haben. Auf anderen Touren habe ich in Nürnberg oder Aachen bei Freundinnen Station gemacht. Demnächst wäre dann mal eine Tour in Richtung Norden fällig,

Ich nehme noch einen zweiten Kaffee. Mir geht die Etappenplanung immer wieder durch den Kopf. Von Martigny bis zum Einstieg in den Col de la Madeleine habe ich mir 2017 drei Tage Zeit genommen, in diesem Jahr nur zwei. Es sieht machbar aus, auch aus der Erfahrung von 2017, allerdings fahre ich von Martigny nach Chamonix eine andere Strecke hoch, die mir 2017 zu ungewiss steil war. Die Autostraße, die ich 2017 gefahren, möchte ich aber nicht noch einmal fahren. Damals war es ein Samstag, diesmal wäre es Sonntag, beides Tage mit viel zusätzlichem touristischem Verkehr. Bin mal sehr gespannt.

8.35 Uhr – Nach einem Telefonat mit zu Hause könnte ich jetzt langsam doch mal mit dem Umziehen und Packen beginnen.

9.15 Uhr – Auf dem Platz vor dem Hotel werden gerade die Tische der Cafés für die sonntäglichen Frühstücksgäste aufgestellt. Es ist wolkig und angenehm frisch. Und los.

Die Nordkette ist noch in wild zerzauste Nebelschwaden gehüllt.

Aus Innsbruck heraus bin ich mit jemandem gefahren, der nur links das Pedal bewegte. Das rechte blieb unten. Ich habe ihn angesprochen. Er hat rechts eine Prothese und sich das Pedelec so umgebaut, dass er nur mit links tritt. Er war zügig unterwegs und wir haben uns nett unterhalten. Er ist mit seiner Frau, sie ist irgendwo hinter uns, auf dem Weg zum Flohmarkt in Völs.

9.47 Uhr – An einer steilen Felswand entlang, dazwischen liegt aber noch der Inn. Die Autobahn ist sehr laut, der Radweg aber exzellent, und ich bin mit gut 25 km/h unterwegs nach Westen, das Inntal hinauf. Ich habe leichten Rückenwind.

9.59 Uhr – Schon der zweite große Kalkstein-Steinbruch auf der Nordseite.

10.21 Uhr – Alle hundert Meter steht hier am Weg eine Bank mit Blick auf die Berge. Sie sind sehr verlockend, aber ich will noch mindestens die 30 Kilometer voll machen, bevor ich mir den Kaffee koche.

Hier kann man die Erdbeeren selber pflücken. Der süße Duft weht herüber. Also sollte es heute Erdbeerkuchen geben!

12.24 Uhr – Rast mit einem Paar aus Lübeck. Sie ist dort bei der Telekom. Die beiden haben schon sehr viele Touren gemacht, vor allem in Südosteuropa. Wir haben während der Fahrt und der Rast viele Geschichten geteilt. Sie sind schneller als ich unterwegs, haben mich aber gerne mitfahren lassen.

Ich habe zwei Kaffee gekocht, einen für sie, einen für mich. Sie haben mir von ihren Bananen abgegeben. Bei dem Erdbeerfeld waren sie stehen geblieben und hatten ein Pfund Erdbeeren gekauft und gleich gegessen. Auch eine sehr gute Idee.

Wir haben die Blog-Links ausgetauscht.

Hier kommt das Ötztal runter.

Die Kühe machen Platz.

Es gab einige kurze Anstiege mit mal steilen, mal langen Abfahrten.

Schön, dass ich mir mal beim Fahren zusehen kann.

Und beim Erzählen.

Auf einer der vielen Innbrücken.

Er hat nur zwei Taschen vorne am Rad. Da hab ich doch etwas mehr Zeugs dabei.

Eine enge Innschlucht vor uns.

Innbrücke am Bahnhof Imst. Die beiden haben sich verabschiedet und sind davongezogen. Sie müssen in Imst noch zur oberen Seilbahnstation hoch, bevor dort die Küche zumacht. Morgen fahren sie über den Fernpass und nächste Woche Richtung Norden nach Rothenburg ob der Tauber.

Rafter oder DLRG-Mannen blockieren die Brücke.

Irgendwo da hinten wird Landeck liegen. Dort knickt das Inntal nach links ab, ich fahre mit der Autobahn rechts zum Arlberg.

14.43 Uhr – Rast an der Autobahnraststätte. Kaffee und Limo sind sehr teuer, aber ich komme auf dem Innradweg nicht durch einen Ort. Einen Biergarten habe ich auch noch nicht gesehen.

So, ich habe die Fotos, die während der gemeinsamen Fahrt mit den Lübeckern entstanden sind, im Blog nachgetragen. Der Kaffee tat gut. Jetzt die kalte Limo.

Noch etwa sechzehn Kilometer. Mit den beiden bin ich gut zwanzig Stundenkilometer im Schnitt gefahren. Hier frischt der Wind auf und kommt eher von vorne. Das macht mich wieder deutlich langsamer. Ich werde wohl zwischen vier und fünf Uhr ankommen, was auch eine sehr gute Zeit ist.

15.09 Uhr – Noch nicht dem Sonnenuntergang, aber den schneebedeckten Bergen entgegen. Die Sonne brennt ganz schön stark direkt von vorne.

15.36 Uhr – Wieder ein kleines gesungenes Gebet, in der Dorfkirche in Mils-Au.

15.59 Uhr – Hinter mir das Klösterle, hoch oben auf dem spitzen Sporn im Inntal. Der Wind scheint jetzt von hinten zu kommen, das wäre ja toll.

16.36 Uhr – Landeck: Hier kommt der Inn von Süden und schwenkt nach Osten (links). Von Westen kommt die Sanna runter, der ich nun kurz bis zum Hotel folge. Einen Corona-Test kann ich laut Auskunft einer Frau hier in Landeck nicht mehr machen. Sie baute gerade mit ihrem Mann den Straßen-Altar ab, an dem heute die Herz-Jesu-Prozession vorbeikam. Mal sehen, was das Hotel bezüglich Test sagt.

16.36 Uhr – Ankunft am Hotel.

Der sehr nette Wirt macht mir gleich einen Schnelltest, damit ich heute Abend nebenan in die Pizzeria gehen kann. Vierzig Minuten habe ich jetzt für gemütliches Duschen und Ankommen. Das passt!

18.08 Uhr – Der negative Selbsttest ist registriert, und ich sitze schon in der Pizzeria und habe ein Hefeweizen vor mir. Es ist so toll, wenn es abends noch warm ist.

Nach den Nudel habe ich mir Kaiserschmarren gegönnt. Der Erdbeerkuchen ist ja heute ausgefallen.

19.29 Uhr – Auf dem Rückweg zum Hotel.

19.55 Uhr – Gerade kamen die Fotos von den Lübeckern. Ich habe sie oben noch einsortiert.

22.18 Uhr – Ich habe mir den neuen Krimi um Madame Le Commissaire auf meinen Tolino geladen. «Die gordische Schleife» von Bernhard Schlink hat mich doch nicht so angesprochen.

Frühstück ist schon ab 6.30 Uhr. Ich will früh in den Pass, vielleicht ist dann weniger Verkehr.

Leider zieht der Zigarettenrauch von der Terrasse hier hoch. Ich musste das Fenster wieder schließen, mache es gleich aber wieder auf. Den Kühlschrank in der kleinen Kitchenette habe ich ausgeschaltet. Er vibrierte so, dass ich dachte, da bohrt jemand ein Loch.

Nun denn, jetzt Licht aus.

14.06.2021 – Landeck – Arlberg (1793 m) – Bludenz – 69 km/1050 Hm

6.22 Uhr – Das Wetter sieht sehr gut aus, kein Wölkchen am Himmel.

7.09 Uhr – Bin schon fast mit dem Frühstück fertig. Um meine Passangst, die ich immer habe, bevor es dann losgeht, zu bearbeiten, habe ich mal die Fakten zum Arlberg auf quaeldich.de gelesen. Es geht wohl schon recht steil hinauf, auf einer Rampe immer mal wieder mit 13%. Das wird hart. Der erwähnte starke Verkehr ist etwas saisonabhängig, heute vielleicht etwas weniger, da Corona und kein Wochenende. Bis St. Anton scheint die Steigung akzeptabel, auf dem letzten Stück auch.

Ein Brötchen für die Fahrt darf ich mir gerne mitnehmen, sagt die junge Bedienung in Lederhose, die alle duzt. Außer mir tragen alle Gäste Arbeitskleidung. Hier muss es irgendwo eine größere Baustelle geben.

8.18 Uhr – Bereit zur Abfahrt. Ich habe noch schnell Kette und Schaltwerk gesäubert und geölt. Der Wirt kam vor die Tür und hat mir gesagt, dass der Arlberg wirklich hart sei. Nun gut.

8.49 Uhr – Die ersten hundert Höhenmeter liefen gut. Es ist kaum Verkehr in meiner Richtung.

8.59 Uhr – Der Randstreifen ist angenehm breit. Die Steigung bei drei bis sechs Prozent. Der Schweiß läuft schon in Strömen. Hier fließen Trisanna und Rosanna zusammen. Ich folge Rosanna

9.37 Uhr – Auf 1100 m. Es läuft sehr gut, meist im Schatten, sogar mit leichtem Rückenwind. Links im Loch verläuft die Autobahn.

9.54 Uhr – Auf einer Umleitung bei Flirsch. Es ist immer noch fast kein Verkehr und leichter Rückenwind. Auf 1177 m.

10.00 Uhr – In der Wiese links ist jemand mit der Sense zugange.

10.21 Uhr – Kurz vor St. Anton, hier schwenkt der Autoverkehr in den Arlbergtunnel. Es kommt aber ohnehin nur alle paar Minuten mal ein Auto. Ich habe wirklich großes Glück.

10.58 Uhr – Auf 1430 m. Bin die Dorfstraße steil mit 9 % hinauf, das letzte Stück mit 13 % an den Häusern links vorbei. Jetzt treffe ich auf die Passstraße. Der Verkehr hat zugenommen. Ich mache hier an einer Bank eine kleine Essenspause, bevor es in den steilen Berg geht.

11.22 Uhr – Auf 1503 m. Mit 9 – 10 % steil, aber wegen der guten Straßenqualität gut fahrbar. Die Autos sind sehr schnell unterwegs. Ich mache alle vier bis fünf Minuten eine kurze Pause.

11.32 Uhr – Auf 1550 m. Die steile Galerie lief sehr gut.

12.47 Uhr – Auf 1661 m. Weiterhin steil, aber fahrbar. Nur noch hundertzwanzig Höhenmeter.

11.53 Uhr – Auf 1695 m. Hier biegt die Straße nach Norden, also rechts, ab. Etwas flacher ist es schon.

Tatsächlich flach. Weit kann er nicht mehr sein, der Arlbergpass, der schreckliche. Vorher noch durch einen Tunnel.

Kleine Schneeflecken liegen links des Baches.

Den Tunnel bin ich auf dem sehr schmalen Bürgersteig gefahren. Den Autos ist hier achtzig erlaubt. Ich wollte einfach sichergehen, dass mich niemand umpustet. Ich musste aber sehr vorsichtig fahren, um nicht an die Wand zu stoßen oder den Bordstein runterzufallen.

12.06 Uhr – Das Skiressort St. Christoph auf 1740 m. Ob hier jemand einen Kaffee verkauft?

12.20 Uhr – I did it!! Ich bin völlig high! Alle Anstrengung ist wie weggeblasen.

Mit dem Mann in der roten Jacke, der mit minimalem Gepäck unterwegs ist, habe ich gleich die Glücksgefühle teilen können. Er ist von der anderen Seite hochgekommen. Er kommt aus Paris und spricht ein tolles Englisch. Er will weiter bis Istambul, hat aber Knieprobleme. Wir haben die Gepäckteile und Fahrradausstattungen begutachtet. Er macht Bike-Packing, hat Zelt, Isomatte und Schlafsack rundherum am Rad verteilt.

Der Schneekuss mit dem Vorderrad.

Ein toller Blick Richtung Süden.

Und das Hefeweizen zur Belohnung. Ich musste den Test von gestern vorzeigen.

Mit den vielen kurzen Pausen war die Strecke gut machbar, anstrengend, aber ok.

Habe gerade mal wieder lange mit zu Hause telefoniert.

14.13 Uhr – Ich habe meine Brote aufgegessen, auf der Wiese, mit Blick hinunter ins Tal. Die Abfahrt ist am Anfang auch sehr gerade und sehr steil. Da im Hotel in Bludenz Check-In erst ab 17 Uhr ist, kann ich mir viel Zeit lassen. Es tut gut, einfach hier auf diesem Fels zu sitzen und zu atmen und zu schauen.

14.38 Uhr – Ich habe 108 Atemzüge still auf dem Felsen gesessen. Will immer noch nicht weg. Mache langsam.

14.53 Uhr – Habe auch noch das Tiger-Tai-Chi gemacht. Ich denke, jetzt kann ich los.

Ich muss gar nicht bremsen, der heftige Gegenwind hält mich auf unter 50 km/h.

Ich fahre in kurzen Abschnitten. Der Wind schiebt mich auf der Straße hin und her.

15.13 Uhr – Jetzt kommen Serpentinen. Komoot wollte, dass ich die Abkürzung nehme, wahrscheinlich zwanzig Prozent Gefälle.

Eine Wand aus Serpentinen. Rechts durch den Schnee am Bach entlang hätte ich mit Komoot runterkommen sollen. Also wirklich!

Muss ich den Radweg außen nehmen, oder den Tunnel?

Am Tunneleingang stand ein Schild, dass er für Radfahrer gesperrt ist. Jetzt fahre ich diesen schönen Wirtschaftsweg hinunter. Auf 1327 m.

15.40 Uhr – Und jetzt Kaffee&Kuchen in Klösterle. Auch hier werden alle geduzt.

16.35 Uhr – Ideales Heu-Wetter. Der Gegenwind ist weiter heftig, meist muss ich treten, damit ich bergab voran komme.

16.54 Uhr – Zur Abwechslung mal wieder auf einem Radweg, im Wald, ohne Wind, aber mit viel Schotter, der mich bremst. Noch acht Kilometer.

Die Alfenz ist hier ein wilder Fluss. Etwas weiter oben war ein Wasserkraftwerk der ÖBB.

17.13 Uhr – Bald sind alle Berge aufgebraucht. In dem großen Loch vorne rechts sollte Bludenz liegen.

17.36 Uhr – Ankunft am Hotel. Es liegt direkt unterhalb der St. Laurentius-Kirche.

Mein Timing war perfekt: Der Schnelltest gilt noch genau 11 Minuten.

18.39 Uhr – Die Dusche bekommt fünf Sterne. Auch das Zimmer unter dem Dach ist wunderbar.

Handschuhe, Socken und Buff habe ich wieder gewaschen. Der Rest ist morgen erst wieder dran.

19.31 Uhr – Sitze im Hotel und werde jetzt zu Abend essen. Ich habe eine Stunde lang die Pässe Oberalp und Furka sowie Hotels in Ulrichen und Sierre erkundet. Ich will mich von der heutigen Euphorie nicht verleiten lassen. Vielleicht warte ich noch den morgigen Tag ab, um zu sehen, wie es sich fährt. Die Beine waren bei kurzen Anstiegen auf der Abfahrt doch recht müde und am linken Knie zwickte es. Der Doppelpass-Tag hätte 1600 Hm. Das müsste schon durchaus machbar sein. Allerdings könnte es in Andermatt nachmittags gewittern. Zu viele Optionen.

Jetzt fange ich den neuen Provence-Krimi an!

20.21 Uhr – Blick von St. Laurentius aus über die Stadt Bludenz.

An der Öffnung links beginnt die Treppe hinunter in die Stadt.

21.12 Uhr – Keine Eisdiele gefunden beim Stadtrundgang, aber wieder nett mit zu Hause telefoniert.

Morgen früh fahre ich bei Feldkirch nach Liechtenstein hinein und treffe dort auf den Rhein. Zweieinhalb Tage brauche ich, um das Tal hinauf bis zu seiner Quelle am Gotthard-Massiv zu fahren.

Ich muss morgen unbedingt einen Corona-Test machen lassen, um bei den Grenzübergängen kein Risiko einzugehen.

21.33 Uhr – Im Stadtsaal, gleich um die Ecke, ist ein Testzentrum. Dort habe ich mich für morgen 7.45 – 8.00 Uhr angemeldet. Frühstück ist ab 7.00 Uhr, müsste passen.

Jetzt lese ich noch etwas und schlafe früh, nach diesem erfüllten Tag.

15.06.2021 – Bludenz – Chur – 78 km/310 Hm

6.34 Uhr – Auch heute wieder bin ich ab vier Uhr oft wach geworden. Trotzdem fühle ich mich recht erholt.

Heute ist ein bisschen Dunst in der Luft, aber keine Wolke am Himmel. Die Luft ist frisch, die Sonne noch hinter den Bergen.

Frühstück war genau ausreichend, kein Brötchen übrig für den Tag. Das hole ich mir in der Bäckerei.

7.41 Uhr – Test ist auch schon erledigt.

7.46 Uhr – In der Bäckerei ein Brötchen gekauft.

8.04 Uhr – Die Bedienung beim Frühstück ist eigentlich Masseurin und macht Energiearbeit, auch über Zoom. Sie war im April in Ahrweiler am Kloster Kalvarienberg beim Grab von Schwester Blandine. Das hatte sie vor der Geburt ihres ersten Kindes gelobt, falls es die Geburt überlebt. Neunzehn Jahre später hat sie das Versprechen eingelöst. Demnächst will sie mal in die Eifel fahren, dort hat sie einen Klienten. Welche schönen Verbindungen es doch manchmal gibt.

Das fand ich auf der Packtasche. Bin sehr gerührt.

8.52 Uhr – Abfahrbereit.

9.11 Uhr – Brücke über die Ill. Ich folge ihr bis Feldkirch.

9.37 Uhr – Nach einem langen lauten Stück neben der lauten Autobahn fahre ich jetzt wieder durch die Wiesen. Hier wurde noch nicht gemäht.

Noch zehn Kilometer bis Feldkirch.

Ein Spiegelsee.

Gerade bekam ich noch die Gelegenheit, mich mit einer Umarmung bei der netten Bedienung von heute Morgen für die Salbe zu bedanken. Sie trifft eine Freundin am Baggersee und fährt dann zu einer heissen Quelle bei Sargans. Ich hätte sie nicht erkannt. Sie hat sich wohl an meine Packtaschen erinnert.

Ob ich das eingepackte Handtuch und die Badehose auf dieser Tour noch benutzen werde?

An dieser Stelle spiegeln sich sogar die schneebedeckten Berge.

Ich kam an einem Radfahrer vorbei, der sein Rad wegen eines platten Reifens schob. Ich habe ihm meinen Ersatzschlauch angeboten, aber er hat abgelehnt. Er habe es nicht weit. Während den beiden Fotos und dem kurzen Gespräch vorhin hatte er mich schon weit überholt. Er hatte also doch ein ziemliches Stück zu schieben.

10.29 Uhr – Vorne liegt schon Feldkirch.

Die Burg mit Tunnel und Weinberg: Ein bisschen wie bei Jim Knopf, nur ohne Eisenbahn.

Blumenmarkt.

Sehr schöne kleine Stände.

Die Hallenkirche, recht dunkel, aber sehr schöne moderne, kraftvoll bunte Fensterbilder.

11.18 Uhr – Etwas kompliziert, den Test vorweisen zu müssen. Aber ok, dass es auch Leute gibt, die die Vorgaben ernst nehmen.

11.35 Uhr – Habe mir ein zweites Brötchen für die große Pause gekauft. Die strenge Chefin hat mich höflichst darauf aufmerksam gemacht, dass man bei ihnen in allen Geschäften eine FFP2-Maske tragen muss. Selbst im Testzentrum waren sie nicht so streng. Aber gut, sie hat ja recht, und ich habe welche dabei.

Jetzt auf nach Liechtenstein.

Die alte Pfarrkirche von Feldkirch-Tisis.

12.00 Uhr – Mit einem herrlichen Blick in die Schweizer Berge. Zum Rhein scheint es noch ein gutes Stück bergab zu gehen.

Hinter den Bäumen, das könnten die Berner Alpen sein.

Eine sehr hübsche Blumenecke.

Frisch geeggt:

Ich zähle sechs Störche, die es sich schmecken lassen.

Über mir kreisen zwölf Störche und drei oder vier Milane, deren Rufe über die Felder schallen.

12.45 Uhr – Eine Bank im Schatten, mit frischem Wasser und toller Aussicht: Was will man mehr?

Beim Blick auf die Karte habe ich gerade festgestellt , dass ich schon eine Weile in Liechtenstein bin. Da war die Einreise doch ziemlich unkompliziert, und bergab.

13.20 Uhr – Am Fuß dieser Bergkette fließt der Rhein nach rechts zum Bodensee.

13.43 Uhr – Links im Hang, das könnte Schloß Vaduz sein.

Ohne Teleobjektiv nicht wirklich gut zu treffen. Aber ich nehme an, dort wohnt der Fürst von Liechtenstein.

13.52 Uhr – Wieder am Rhein, hunderte Kilometer südlich von Mainz, wo ich ihn am 2. Juni zuletzt überquert habe. Er bildet hier die Grenze zur Schweiz.

Und schon bin ich fix und fertig eingereist.

Im Augenblick habe ich tollen Rückenwind, der das Rheintal hinauf weht und mich anschiebt. Gefällt mir!

14.15 Uhr – Auf Kilometer 48. Der Wind lässt mich sehr gut voran kommen. So, wie er mich gestern bergab gebremst hat.

14.23 Uhr – Hier hat der Rhein noch ein Knie, oder einen Ellenbogen.

14.30 Uhr – An dieser Stelle sind wir letztes Jahr auf der Tandemtour von Walenstadt kommend auf den Rheindamm gestoßen. Bis Chur fahre ich nun also eine bereits bekannte Strecke.

Weiterhin Rückenwind.

Hier wirft das Kalksteingebirge eine gewaltige Falte, rechts der Fels geht wie eine sich überschlagende Welle über die absinkende linke Felslinie.

15.40 Uhr- Schattiger Weg auf dem Damm, mit Rückenwind.

15.53 Uhr – Kaltes Wasser. Immerhin. Ein Biergarten wäre mir jetzt aber lieber.

16.07 Uhr – Ich habe einen älteren Herrn angesprochen, der Richtung Chur radelte. Er hat mich ein kurzes Stück bis zu diesem Restaurant begleitet. Ich habe nur noch neun Kilometer, bin aber sehr froh über diese Stärkung.

16.38 Uhr – Das tat gut. Dazwischen sehr nett mit zu Hause und unserem Ältesten telefoniert. Jetzt muss ich den Preisschock noch verarbeiten. Glücklicherweise hatte ich die restlichen Franken vom letzten Jahr eingesteckt. Und weiter.

16.59 Uhr – Die schneebedeckten Berge werden morgen die Richtung vorgeben. Jetzt rolle ich nach Chur hinein zum Hotel.

Sehr schöner kleiner Platz.

17.24 Uhr – Ankunft am Hotel mitten in der Altstadt von Chur.

18.20 Uhr – Die Dusche ist von der Wassermenge und der Temperatur (richtig warm und eiskalt) her, bisher die beste. Kleines Manko: Ich teile sie mit allen auf diesem Stockwerk. Es gibt aber auch noch ein Waschbecken in meinem 6 Quadratmeter großen Zimmer. Das Bett in dieser Klosterzelle ist auch hervorragend.

Die rechte Sehne spüre ich quasi gar nicht mehr. Immer, wenn ich dran denke, dehne ich sie beim Fahren. Die Lippen sind fast wieder in Ordnung, spannen noch etwas, tun aber nicht mehr weh. Das linke Knie gibt schwer zu identifizierende Signale, tut nicht richtig weh, macht aber gelegentlich kleine dumpfe Schmerzen. Ich habe es mit der heute Morgen geschenkten Löwenzahn-Salbe eingerieben und bin gespannt.

20.22 Uhr – Sitze in einer kleinen Pizzeria, wo ich keine 30 CHF für ein Gericht ausgeben muss. Dafür ist das Bier halt aus der Dose. Ich muss mich wirklich erst wieder an die Schweizer Preise gewöhnen.

Zwei weitere Hotels habe ich jetzt gebucht, sie liegen bereits an der Rhône , hinter dem Furkapass. Damit ist entschieden, dass ich übermorgen Oberalp und Furka an einem Tag mache. Am Tag danach geht es recht flach knapp 80 Kilometer die Rhône runter bis Chippis. Ich hätte auch 100 Kilometer einplanen können, ich möchte aber Puffer haben, falls ich bergab Gegenwind statt Rückenwind habe. Danach könnte ich, statt nur 45 Kilometer bis Martigny, noch den halben Weg bis Chamonix fahren. Die 1000 Hm müsste ich über Mittag fahren, was nicht günstig, aber vielleicht doch machbar ist. Das würde einen derzeit sehr anstrengend geplanten Tag und den Folgetag entschärfen. Entscheiden werde ich das hinter dem Furkapass.

Ich habe gerade zur Vorbereitung auf Komoot geschaut, wie viele Höhenmeter es morgen sein werden. Ich hatte 1000 notiert. Komoot sagt jetzt 1450. Da bin ich mal gespannt.

Die gesamte Strecke. Ich bin auf dem blauen Punkt mit weißem Kreis.

Und hier der Blick auf die nächste. Drei Tage. (27) ist Andermatt, zwischen Rhein und Rhône, wo ich übermorgen durchfahre.

Das EM-Spiel Deutschland Frankreich läuft draußen auf dem Platz. Ich schaue mir die letzte Viertelstunde im ZDF auf dem Handy an.

16.06.2021 – Chur – Sedrun – 79 km/1420 Hm

6.20 Uhr – Wieder vor dem Wecker wach. Frühstück ab sieben, also stehe ich auf.

6.58 Uhr – Am Frühstückstisch. Es gab keinen Stau vor dem WC. Meine Knie habe ich wieder mit der Löwenzahn-Salbe eingerieben. Die Wasserflaschen sind bereits gefüllt. Die Straßen und Höfe sind hier in der Altstadt so eng, dass ich den Himmel kaum sehen kann. Laut Wettervorhersage könnte es heute Nachmittag in Sedrun, meinem heutigen Ziel, schon gewittern. Diese Gewitterneigung ist für die ganze nächste Woche angekündigt.

So, der Kaffee steht vor mir.

Die Bedienung hat mir noch eine derart große Schale mit Müsli gebracht, dass ich alle Brote aus dem Körbchen einpacken und mitnehmen werde. Sie hat mir dafür sogar noch eine Serviette gebracht. Sehr nett. Jetzt noch einen zweiten Kaffee, bitte.

7.30 Uhr – Die Frau ist genial, sie wechselt bei den Gästen spielend zwischen Deutsch, Italienisch, Französisch und Schwitzerdütsch hin und her. Einige Leute sind noch recht muffelig, auch damit geht sie sehr gut um.

8.12 Uhr – Ich rolle aus der Stadt hinaus in einen sonnigen Tag.

Warmfahren auf gerader Piste.

8.33 Uhr – Wieder Heuduft in der Nase.

Zu früh für eine kalte Dusche. Ich habe leichten Gegenwind und gehe es gemächlich an.

9.06 Uhr – Hier in Reichenau stoßen die Wasser des Vorderrheins (Rein Anteriur) und des Hinterrheins förmlich zusammen. Auf der Tandemtour sind wir dem Hinterrhein hinauf bis Thusis gefolgt. Ich folge heute dem Vorderrhein.

Blick den Hinterrhein hinauf, bevor ich rechts abbiege.

9.26 Uhr – Hinter mit steht ein Mann mit einem Super-Teleobjektiv und fotografiert Feldlerchen. Er dokumentiert sie, als Hobby, und engagiert sich für Artenvielfalt.

Angenehm mit zwei bis vier Prozent im Wald hinauf.

9.57 Uhr – Ein beeindruckender Blick hinunter in die Rheinschlucht. Davon hatte ich bisher weder gehört noch gelesen.

Man trifft sich am Aussichtspunkt und quatscht.

Es wird eng. Zum Glück kommt gerade keiner der schnell fahrenden Laster.

Ganz tolle Aussicht.

Rechts verläuft die schmale Straße, die ich vorhin gefahren bin.

Voraus die Serpentinen, die ich gleich hinauf muss, um die Rheinschlucht zu umfahren.

Es geht sehr gut auf diesem super glatten Teer bei 7-8%.

Eine der vielen Sommer-Baustellen an den Passstraßen.

Läuft super. Da vorne ist der höchste Punkt dieses Anstiegs.

Eine Mitfahrbank.

Witzig!

Felsabbrüche in der Rheinschlucht. Unten auf dem Wasser sind mehrere Rafting-Boote unterwegs. Man hört das Geschrei der Leute bis hierher.

Bin auf Kilometer 26, habe aber schon 500 Höhenmeter.

Weiter den 4000ern entgegen.

Die Maschine fräst das Gestein ab.

Tankstelle. Ich fülle die leere Flasche.

Hier scheint das Ende, bzw. der Anfang der Schlucht zu sein.

11.52 Uhr – Auf Kilometer 40. Ich fahre auf der Beueler Seite gemächlich einen ruhigen Schotterweg hinauf. Rechts rauscht der Rhein.

12.10 Uhr – Nicht direkt am Wasser, aber ansonsten eine ideale Pausenbank, mit Schatten, ohne Wind, flach für die Cafeteria und mit schöner Aussicht.

Die alte Gaskartusche ist jetzt leer. Gut, dass ich die zweite früh genug gekauft und über den Arlberg geschleppt habe.

Diese roten Züge sehen immer schick aus.

12.32 Uhr – Erst kamen die drei Mountainbiker vorbei, mit denen ich an der ersten Schluchtaussicht gesprochen hatte. Wir haben wieder kurz gequatscht, dann sind sie weiter. Jetzt gerade kam das Ehepaar mit den Packtaschen, das auch an der Aussicht gehalten hatte. Auch mit ihnen wieder kurz gesprochen, über unplattbare Reifen und ob Reifenflicken nun zu einer Radtour dazugehört, oder nicht. Alle fünf machen Rast erst etwas später. Dann werde ich sie wohl wieder einholen.

Die drei Brote aus dem Hotel schmeckten sehr gut Leider habe ich keinen Apfel mehr.

12.46 Uhr – Jetzt fahre ich gemütlich weiter. Mal sehen, wo Kaffee und Kuchen mich erwarten.

Die schneebedeckten Berge kommen immer näher.

13.16 Uhr – Der Rhein in ganz jung. Ich bleibe auf der Beueler Seite.

Hier brummt und knistert es mal wieder. Ein riesiges Umspannwerk der Axpo, die die größte Produzentin erneuerbarer Energien in der Schweiz ist. Sie betreiben 60 Wasserkraftwerke und stellen sie als ökologischer dar, als Wind- oder Sonnenenergie, trotz all der bekannten gravierenden Eingriffe in das Ökosystem, die mit ihrem Bau und Betrieb einhergehen.

Diese Furt fällt unter «fahrbar», es gibt aber einfachere Möglichkeiten, Höhe zu gewinnen.

Kurze steile Anstiege und Abfahrten auf ungeteertem Feldweg. Nervig und ich gewinne kaum an Höhe. Es ist mit 40,9° C recht heiß, der Schweiß läuft in Strömen.

14.54 Uhr – Auf der Bonner Seite auf 997 m und 63 Kilometern. Das ewige Auf und Ab auf Schotterpiste hält an, nur langsam geht es voran.

15.24 Uhr – Vor mir liegt Disentis. Ich bin auf 1081 m und 66 Kilometer. Der Wind kommt jetzt straff von vorne. Die Wolken ziehen sich zusammen, die Temperatur ist auf 30° C runter.

Mir fehlen noch gut zehn Kilometer.

15.29 Uhr – Das große Klostergebäude in Disentis.

Ein herrliches Bahnhofspanorama.

Endlich Teer und besseres Vorankommen. Ich bin richtig sauer gefahren, meine Laune ist völlig im Keller. Mein Kopf tut etwas weh, und eine Stelle auf der Höhe des Hosenbundes an der Bauchdecke. Ich brauche jetzt etwas richtig Schönes!

15.50 Uhr – Doch noch ein Café gefunden. Ich habe wieder Hefeweizen, Kaffee und Kuchen bestellt.

Das sieht gut aus!

Hier reicht es, wenn man Namen und Telefonnummer hinterlässt. Nach einem Test wurde ich noch nicht gefragt.

Es sind doch noch elf Kilometer, die allerdings auf der Passstraße relativ schwach ansteigen sollen. Da bin ich aber mal gespannt.

Also, dieser Zitronenkuchen war wunderbar! Jetzt noch das Weizenbier für den Mineralhaushalt.

Leider ist mein Sitzfleisch ziemlich geschädigt. Ich brauche immer dicke Kissen unter mir und rutsche viel hin und her. Dafür bin ich aber mit meiner Bergfahrleistung heute sehr zufrieden. Auf Teer geht es auch bei 7 – 9 % richtig flott und ohne allzu viele Pausen. Ich bin auf die Königsetappe morgen gespannt.

Blick nach Süden zum Piz Medel (3210 m).

Blick zurück.

Sehr gut fahrbar.

16.50 Uhr – Noch acht Kilometer. Mit zwei bis drei Prozent ist die Straße sehr gut fahrbar. Nur sitzen mag ich nicht mehr. Und das linke Knie hätte auch gerne eine Pause.

Kein Wind, 26° C, extrem schwül.

17.17 Uhr – Sedrun liegt schon hinter mir. Das Schweizer Ehepaar sucht sich hier ein Hotel. Wahrscheinlich sehen wir uns morgen auf dem Anstieg zum Oberalp-Pass

Noch zwei Kilometer. Der Kopf tut immer mehr weh.

In Sedrun war ich mit siebzehn mit einer Gruppenreise, angeboten von der Caritas in Ahrweiler.

Vor mir nur noch ein riesiges Felsmassiv.

17.30 Uhr – Am Hotel und relativ am Ende.

18.38 Uhr – Ich habe als Erstes Kette und Schaltung gesäubert und geölt. Die Kette ist einige Male vorne durchgerutscht. Deshalb habe ich auch die vorderen Ritzel gründlich gereinigt. Auf dieser langen Schotterstrecke hat sich einiges an Staub und Dreck gesammelt. Dabei ist mir aufgefallen, dass das mittlere Ritzel, das ich ja eigentlich schon vor der Tour im letzten Jahr ersetzen wollte, inzwischen ziemlich spitze Zähne und weite Bögen dazwischen hat. Neue Kette, Kassette und Ritzel liegen zu Hause bereit und sollten bald, nach nunmehr 12.000 Kilometern, auch montiert werden.

Die Dusche ist heute noch einmal besser als gestern. Und, ich habe sie für mich alleine! Das Bett ist aber sehr hart. Da bin ich auf die Nacht gespannt.

Den Ausblick aus meinem Zimmer finde ich sehr gelungen.

Es waren heute doch tatsächlich über 1400 Höhenmeter bei einer Strecke von fast 80 Kilometern. Den Schotter muss man wie einen «Wind-Chill-Factor» noch reinrechnen. Außerdem ging es bis zum Ende bergauf. Damit war heute eine extrem anstrengende und herausfordernde Etappe. Morgen kommen noch etwas mehr Höhenmeter, aber alle auf Asphalt und mit einer langen Abfahrt am Ende. Daher sehe ich ihr deutlich entspannter entgegen, als in den letzten Tagen. Zumal der Arlberg ja schon hinter mir liegt.

Das Knie macht sich weiter bemerkbar. Ich habe wieder die Löwenzahn-Salbe aufgetragen. Ich hoffe sehr, dass es nicht Tag für Tag schlechter wird. Eine Schwellung kann ich nicht erkennen. Am unangenehmsten ist das Sitzen. Ich habe die Radhose vorhin besonders gründlich gewaschen. Es könnte, an diesen heißen Tagen, auch am Schweiß liegen, der sich im Sitzpolster sammelt.

Mein Magen knurrt. Ich werde etwas essen gehen müssen.

19.36 Uhr -Der Salat ist schon mal sehr lecker. Langsam geht es mir wieder besser. Jetzt genieße ich das Essen.

20.47 Uhr – Das Schnitzel hat ebenfalls sehr gut geschmeckt und mich gut gesättigt.

Ein Blick auf die topografische Karte. Ich bin an dem Punkt mit dem großen gestrichelten Kreis.

Und hier die morgige Etappe im Detail. Auf der Mitte der Strecke, wenn ich über den Oberalp-Pass gefahren bin, liegt Andermatt. Etwas weiter westlich zweigt die Gotthard-Passstraße nach Süden ab. Ich fahre aber geradeaus den Furkapass hinauf und am Rhône-Gletscher, wo die Rhône entspringt, vorbei wieder hinunter nach Ulrichen. Das letzte Stück der Abfahrt sind wir im letzten Jahr beim Aufstieg zum Grimselpass hinauf gefahren.

So, jetzt lege ich mich hin, entspanne mich und lese.

17.06.2021 – Sedrun – Oberalp (2046 m) – (Zugfahrt) – Obergesteln – 32 km/680 Hm

6.35 Uhr – Ich habe gut geschlafen, kein Problem mit der Matratze. Auch der draußen laut rauschende Gebirgsbach hat mich nicht gestört. Aufstehen für das nächste Abenteuer!

7.23 Uhr – Bin mit dem Frühstück fast fertig. Der Kaffee ist sehr gut und das Brot noch warm. Es ist leicht bewölkt. Ab drei könnte es gewittern. Ein guter Grund, früh am Start zu sein. Sitzen kann ich im Augenblick gut, das Knie spüre ich weiterhin.

8.03 Uhr – Bereit für den Oberalp.

Hier koppelt die Matterhorn Gotthard Bahn in die Zahnstange ein.

8.35 Uhr – Auf 1560 m. Die Bahn steigt deutlich schneller hinauf. Ein Hubschrauber klebt in der Luft, scheint bei Bauarbeiten zu unterstützen. Es läuft gut. Ich erinnere mich immer wieder daran, Kraft von den Pedalen zu nehmen. Fünf Prozent Steigung sind gut fahrbar.

8.38 Uhr – Auf 1646 m. Wenn schon das Hotel so heißt, kann es nicht mehr weit sein. Ich habe den Helm durch das Käppi ersetzt. Das Wasser läuft in Strömen.

Die Bahn ist schon weit oben.

8.57 Uhr – Auf 1754. Vor mir stürzt sich der Rhein, quasi noch als Säugling, den Berg hinunter. Er kommt aus dem Tuma-See, den ich vielleicht von einer Serpentine aus sehen werde.

9.13 Uhr – Auf 1844 m, bereits in den nicht zu steilen Serpentinen.

Auf der Straße stehen die Anforderungsrufe für die Tour de Suisse-Fahrer, die hier vor einigen Tagen hoch gefahren sind.

9.31 Uhr – Auf 1958 m. Noch etwa einhundert Höhenmeter bis zum Oberalppass.

Ein letzter Blick zurück zum Rhein. Die Bahn ist jetzt auf der gleichen Höhe wie die Straße.

9.45 Uhr- Und schon bin ich oben! Das lief einfach super! Noch keine zehn Uhr und schon den ersten Pass erklommen. Kalt ist es hier und zugig. Hier liegt noch viel Schnee.

Andere Radfahrer habe ich nur zwei oder drei getroffen.

Ich suche mir einen Kaffee drinnen.

Hm, lecker! Der Aprikosenkuchen sättigt gut.

Das waren also schon die ersten 600 Höhenmeter. Auf Teer, mit maximal 8 % Steigung, sehr gut zu machen. In den Serpentinen hatte ich sogar leicht unterstützenden Wind. Knie und Sitz sind gut.

Für die Abfahrt werde ich mir Armlinge und Beinlinge anziehen.

10.24 Uhr – Hier am Pass ist, natürlich, ein Bahnhof. Es geht erst einmal recht flach an einem Schmelzwassersee entlang bergab.

10.32 Uhr – Nach Andermatt fahre in 600 Höhenmeter bergab, dann zum Furka wieder 1000 hinauf. Ich stürze mich also jetzt ins Tal, mitten in diese grandiosen Berge.

Ich höre Murmeltiere rufen, habe aber noch keines gesehen.

Noch mehr Gipfel kommen ins Blickfeld.

Unten aus dem Tal heraus, auf den Horizont zu, führt die Furka-Straße.

Mir kam Vater mit Tochter auf einem Pino-Tandem entgegen. Sie machen auch gerade eine Pässetour.

Es kommen immer mehr Radfahrer und Skifahrer auf Rollen.

Ist sicher ein gutes Training.

In Andermatt schaue ich hinauf zu den Serpentinen, die ich gerade herunter gesaust bin.

11.04 Uhr – Und weiter.

Der Autoverkehr kommt von Altdorf am Vierwallstädtersee herauf und fährt nach links zum Gotthard- oder Furka-Pass. Ich habe ziemlichen Gegenwind hier im Tal.

Der entscheidende Kreisverkehr.

Wasser nachfüllen. Armlinge und Weste ausziehen.

Recht hat der Schreiber, aber nicht jetzt.

An dem Schild bin ich abrupt zum Stehen gekommen. Ich habe einen entgegenkommenden Armee-Laster mitten auf der Straße gestoppt udn gefragt, ob es stimmt, dass der Furka-Pass gesperrt ist. Sie gaben mir die Auskuft, dass er nicht befahrbar ist, aber morgen um 11 Uhr geöffnet werden soll. Ich könne aber in Realp in den Zug steigen und bis Oberwald auf der anderen Seite fahren.

An der Furkareuss. Die ersten Serpentinen des Passes sind gut sichtbar vor mir. Realp erreiche ich in zehn Minuten. Dann muss ich entscheiden, ob ich die Hotels umbuche, oder einen Ruhetag einlege und den Zug nehme.

Zwei weitere Leute haben die Sperrung bis morgen elf Uhr bestätigt. Der sehr nette Kioskbesitzer, dem dadurch viel Umsatz entgeht, meinte, es sei im Wesentlichen Geröll, das auf der Walliser Seite beiseite geräumt werden müsse.

Dann nehme ich halt um 12.50 Uhr den Zug durch den Tunnel. So bleibt der Zeitplan insgesamt intakt, und ich habe heute keine Königsetappe, sondern Zeit zum Ausruhen.

Hier gibt es auch eine Autoverladung für alle, die rüber Richtung Genf wollen.

12.20 Uhr – Ich habe mir für 21,30 CHF ein Zugticket gekauft. Jetzt habe ich eine halbe Stunde Zeit.

Zwei bepackte Radfahrer kamen aus dem Zug, der gerade von Oberwald aus ankam. Sie hatten über Tage gehofft, dass der Pass rechtzeitig offen ist, und mussten jetzt doch den Zug nehmen. So gesehen hatte ich es gut. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass er gesperrt sein könnte. Das hat mir viel Stress erspart. So muss ich jetzt nur etwas Flexibilität zeigen und kann auf der anderen Seite des Berges einfach weiterfahren.

Bei der Planung der Tandemtour Kempten – Venedig 2018 hatte ich das Timmelsjoch und als Alternative den Reschenpass gebucht. Am Ende war das Timmelsjoch nicht rechtzeitig offen und wir haben die andere Route genommen.

Von Andermatt komme ich nur über den Furka nach Frankreich. Ich müsste sonst den Gotthard rüber ins Tessin nehmen und über den Nufenen zurück an die Rhône, bzw. von Bellinzona aus die Alpen queren. Nachtrag: Der Nufenen ist aktuell auch noch gesperrt.

Hin oder her: Jetzt ist es entschieden. Der Zug kommt in zehn Minuten.

12.53 Uhr – Wir rauschen durch den Furka Basistunnel, den es seit 1982 gibt. Er ist stellenweise sogar zweigleisig, denn gerade fuhr ein anderer Zug an uns vorbei. Und eine gute Mobilfunkverbindung gibt es hier im Tunnel auch.

Die Dampfbahn Furka Bergstrecke DFB würde oben entlang fahren, keine Ahnung wie oft und wann.

13.15 Uhr – Schon in Oberwald. Die Schaffnerin hat mir sogar die Taschen aus dem Zug getragen.

Links von mir fließt jetzt die junge Rhône. Diese Straße sind wir letztes Jahr, vom Nufenen kommen, in entgegengesetzter Richtung gefahren, hinauf zum Grimselpass. Damit habe ich den Bogen unserer Schweizrundfahrt zweimal geschnitten und verlasse ihn morgen in Ulrichen endgültig. Dort sind wir vom Nufenen runtergekommen.

13.37 Uhr – Am Ziel in Obergesteln.

Das Zimmer ist schon fertig. Es liegt nach hinter raus und hat viele Fenster, so dass ich quer lüften kann. Es ist heiss, und der Luftzug tut richtig gut. Jetzt dusche ich, dann nehme ich wahrscheinlich noch einmal Kaffee und Kuchen. Die Brote habe ich vorhin am Bahnhof in Realp gegessen.

15.37 Uhr – Die Dusche verdient auch wieder fünf Sterne. Nach dem Duschen habe ich die Hotels bis Sonntagabend gebucht und eine Anfrage an die Gite geschrieben, die auf dem Weg zum Col de la Madeleine liegt.

15.57 Uhr – Der Kirschkuchen schmeckt sehr gut. Madame le Commissaire unterhält mich gut.

17.53 Uhr – Mich beschäftigt auch noch das Thema Schnelltest für die Einreise nach Frankreich. Wenn ich das richtig gelesen habe, dann bieten viele Apotheken die Tests an. Ich fahre morgen mal zu einer an der Strecke und erkundige mich. So, noch eine Stunde bis zum Abendessen.

19.40 Uhr – Zeit für das Abendessen.

Inzwischen hat die Gite am Col de la Madeleine geantwortet. Ich kann am Montag dort übernachten. Somit steht der Plan für die nächsten vier Tage.

Das Menü war sehr gut, mit einem besonders leckeren süßen Abschluss. Es ist doch etwas kühl und windig geworden. Zum Lesen gehe ich jetzt auf das Zimmer.

Abendstimmung am Gotthard-Massiv.

18.06.2021 – Obergesteln – Chippis – 84 km/420 Hm

6.55 Uhr – Frühstück gibt es erst ab 7.30 Uhr. So kann ich das Maximum aus dem Ruhetag herausholen und habe lange geschlafen.

Heute geht es nur die Rhône bergab. Wahrscheinlich muss irgendwo eine Engstelle umfahren werden, wodurch dann doch wieder ein paar Höhenmeter zusammenkommen werden.

Die Sonne kommt gerade über die Berge. Bis auf ein wenig Dunst ist der Himmel wolkenlos. Die Luft ist noch angenehm frisch.

8.34 Uhr – Bereit zum Aufbruch. Ich habe wieder gefragt, ob ich mir ein Brötchen machen darf, und das erwartete «Selbstverständlich» bekommen. Und los.

Auf dem Rhône-Radweg gen Westen.

Noch ein Blick zurück: Dort oben war ich leider nicht.

8.50 Uhr – In Ulrichen. Hier kommt die Straße vom Nufenen -Pass runter. Vorne links im Hotel Walser haben wir letztes Jahr übernachtet.

Der Blick zurück in das Gotthard-Massiv ist so faszinierend, ich muss mich einfach immer wieder umdrehen und schauen.

9.09 Uhr – Und Kunst gibt es hier auch zu bewundern. So komme ich nur langsam, aber gemütlich bergab voran. Die Temperatur ist bei 17° C, also angenehm frisch.

Ob die noch benutzt werden?

Eine interessante Konstruktion. Dieser Heuschober wurde schon in ein Chalet umgebaut.

9.39 Uhr – In der kleinen St. Margarethen Kapelle in Münster. Klingt ein bisschen wie in der Badewanne, aber ein schöner Ort, für mich alleine.

Goms, es besteht im Wesentlichen auch nur aus Holzhäusern.

10.10 Uhr – Erst elf Kilometer gefahren. Gestern war ich schon auf dem Pass um diese Zeit. Ich fahre durch die Wiesen, nicht am Fluss entlang.

Galerie-Baustelle.

10.33 Uhr – Die Rhône einmal etwas wilder. Jetzt geht es in den Wald hinauf.

Nach sehr steinigen Stellen, jetzt ein Anstieg auf Teer.

Bei den Kühen auf der Alm.

Rechts eine ordentliche Schlucht.

In den Bergen links verläuft die Grenze zu Italien. Auf Kilometer 20. Der Dunst nimmt weiter zu. Im Schatten jetzt 24° C.

11.09 Uhr – Der nette junge Mann, der hier im Tourismusbüro in Ernen eine Ausbildung macht und gerade sein neues Dienstfahrrad zusammenschraubt, hat auch gesagt, dass man die Tests in Apotheken machen lassen kann.

Leider stand mein Rad am Brunnen nicht sicher. Es ist umgekippt und mit dem rechten Bremsgriff heftig gegen die Säule geschlagen. Zwei Plastikteile der Abdeckung haben sich gelöst. Ich hoffe, die Bremse hat keinen Schaden, also Undichtigkeit, abbekommen. Im Augenblick funktioniert sie normal. Also weiter.

Abfahrt.

Dort unten muss ich durch.

11.41 Uhr – Hier sind riesige Parkplätze und ein Parkhaus für die Leute, die mit der Seilbahn zur Aussicht auf den Aletschgletscher hinauf wollen. Er ist der längste Gletscher der Alpen.

11.46 Uhr – Das war ein sehr schnelles Stück Abfahrt. Ich hatte irgendwann eine lange Schlange hinter mir, weil ein netter Autofahrer nicht im Gegenverkehr überholt hat. Es gab die ganze Zeit keine Stelle, wo ich die Straße hätte verlassen können. Als mich der erste überholt hatte, als eine Lücke im Gegenverkehr war, überholte eines der nachfolgenden Autos, obwohl links Platz war, furchtbar eng und hupte und jemand zeigte mit dem Finger, ich solle weiter rechts fahren. Bei fünfzig!! Ich habe ziemlich gebrüllt. Die Autofahrer danach waren alle wieder rücksichtsvoll. Viel schneller als fünfzig geht hier ohnehin für alle nicht. Dann kam endlich eine Bushaltestelle und ich konnte ausscheren.

Ich warte bis mein Puls unten ist. Bin auf Kilometer 33. Es geht voran.

12.53 Uhr – Corona-Schnelltest in der Apotheke in Brig, den ich bezahlen muss. Nun gut, fällt unter Urlaubskosten.

Eine Zugfahrt die Rhône weiter runter wäre jetzt schlecht, ein Erdrutsch blockiert die Strecke. Bin mal gespannt, wie es auf dem Radweg aussieht.

14.12 Uhr – Mittagspause mit Björn aus Freiburg. Er schloss vor vielleicht einer Stunde zu mir auf. Seitdem unterhalten wir uns prächtig. Er ist Wettkampf-Ruderer, was ich an den Logos auf seiner Hose und dem T-Short hätte erkennen können.

14.47 Uhr weiter mit Björn unterwegs. Wir haben tollen Rückenwind. Er ist auch gestern den Rhein von Chur aus hinauf und war, ebenso wie ich, in Disentis mit den Nerven so am Ende, dass er den Zug auf den Oberalp-Pass hinauf genommen hat. Er ist mit dem Rad danach noch runter nach Andermatt und hat dort letzte Nacht gezeltet.

15.25 Uhr – Eine kleine Lücke im Dunst. Auf Kilometer 71.

Es läuft super. Hier geht es leicht bergab. Ohne Anstrengung rollen wir, getrieben vom Wind, mit 40 km/h.

16.39 Uhr – In Sierre, nur noch wenige hundert Meter bis zum Hotel. Björn fährt weiter bis zu einem Campingplatz in Sion.

Es ist sehr heiss. Im Schatten zeigte das Thermometer 34° C, auf der heissen Teerstraße 42° C. Hier wird viel Weinbau betrieben, bis weit die Hänge hinauf.

16.48 Uhr – Ankunft am Hotel. Hier wird schon Französisch gesprochen. Das Fahrrad kommt links in den Saal. Das Restaurant ist geschlossen, aber es gibt mehrere fußläufige Möglichkeiten.

17.43 Uhr – Auch diese Dusche bekommt fünf Sterne. Meine Radklamotten sind gewaschen und hängen zum Abtropfen in der Dusche auf der Leine. Es ist im Zimmer so warm, dass sie sicher bis morgen trocken sein werden.

Der heutige Durchschnitt ist mit 19,7 km/h der bisher schnellste. Bergab und starker Rückenwind, das hat man halt auch selten.

Ich hoffe, dass ich auch morgen Vormittag für die erste 45 Kilometer bis zum Passeinstieg in Martigny keinen Gegenwind habe.

Da ich bisher nur die zwei Brote aus dem Hotel gegessen habe, werde ich nicht allzu lange mit dem Abendessen warten.

18.20 Uhr – Das Regenradar zeigt schon erste Gewitter etwas östlich von hier. Ich nehme den Schirm mal mit.

Die Größe der Pizza passt zu meinem Hunger!

Hier die Streckenplanung für morgen, diesmal von der Outdooractive-Karte. In Martigny fahre ich nach Finhaut hinauf. Bin gespannt, wie steil es wird.

Oh, jetzt fängt es hier an zu regnen.

20.54 Uhr – Nach dem kurzen Regen. Auf der Nordseite regnet es weiter in den Bergen. Ich habe die Tür zum Flur und ein Flurfenster offen, um etwas Luftbewegung zu erzeugen.

Und die Wäsche hängt vor dem Fenster. Das Thermometer am Tacho zeigt 28,8° C. Puh.

19.06.2021 – Chippis – Col de Forclaz (1528 m) – Chatelard Frontière – 70 km/1060 Hm

6.35 Uhr – Ich bin vom Wecker wach geworden, habe also gut geschlafen.

7.58 Uhr – Startklar. Mich beschäftig immer noch die Frage, ob ich die Nebenstraße mit Schotterwegen den Pass hinauf nehmen soll, oder doch, wie 2017, einfach der recht flachen, aber viel befahrenen Autostraße folgen soll. Gerade tendiere ich zu Letzterem, da ich einfach keine brauchbaren Infos zu der Strecke über Finhaut finde. Aber jetzt fahre ich erst einmal 45 Kilometer an der Rhône entlang nach Martiny.

8.21 Uhr – Sehr gut ausgebauter Flussradweg, schnell und noch ohne Wind.

8.42 Uhr – Auf Kilometer 14. Es läuft gut. Auf der rechten Seite kommt gleich Sion.

Einmal kurz das Ufer wechseln. Vor mir auf dem Felsen die Chapelle de Tout Les Saints.

9.19 Uhr – Ein paar Tröpfchen fallen aus dem Dunst.

9.26 Uhr – Auf Kilometer 25. Es nieselt, die Sonne kommt raus. Kein Spaziergänger kümmert sich oder packt einen Schirm aus. Also nehme ich an, dass mich der Fahrtwind trocknen wird.

9.45 Uhr – Ich fahre durch Obst- und Weinfelder. Der Nieselregen hat aufgehört. Es ist wie in einer Dampfsauna.

Im Dunst schwer zu erkennen, aber über den Holzhäusern meine ich die Passstraße erkennen zu können.

10.20 Uhr – Die Passstraße ist jetzt gut zu sehen. Der Pass liegt etwas oberhalb der großen Wiese, hinter der der spitze Gipfel zu sehen ist.

Ein letztes Mal überquere ich die Rhône. Während sie weiter nach Westen, in den Genfer See, fließt, wende ich mich gen Süden.

Der erst Teil der Alternativ-Strecke über Finhaut sieht wieder sehr verlockend aus. Ich habe aber zu viele Bedenken wegen der Schotterstraße mit vielen Serpentinen. Keine Ahnung, ob Radfahrer diese Strecke nehmen und wie die aktuellen Bedingungen sind.

Aus den gleichen Gründen wie 2017 entscheide ich mich also hier nun doch für die Autostraße.

10.41 Uhr – In Martigny unterhalb der Burg. Das Foto ist im Grunde das gleiche, wie vor einer halben Stunde, nur weiter rein gezoomt.

Auf Kilometer 45, wie geplant. Hier muss ich meine zwei Wasserflaschen nachfüllen.

Alle Flaschen sind mit frischem Wasser aufgefüllt. Mal sehen, wie weit ich mit den zweieinhalb Litern komme.

11.02 Uhr – Der Col de la Forclaz, den ich heute fahre, und der morgige Col des Montets sind offen. Das ist gut.

An diesem Kreisverkehr beginnt die Passstraße. Sie geht rechts in die Weinberge hinein, bis zu einer weit entfernten Kehre, und kommt am oberen Rand der Weinberge zurück. Der Verkehr scheint aktuell überschaubar zu sein.

Frisch ans Werk!

11.17 Uhr – Auf 574 m. Die Straße ist eng und sehr schnell. Bisher waren alle Autofahrer extrem rücksichtsvoll, blieben weit hinter mir vor dem Überholen, und einer hupte aufmunternd.

Das Wasser läuft in Strömen.

11. 29 Uhr – Auf 659 m, in der besagten ersten Kehre. Das Restaurant ist offen. Wahrscheinlich wäre es gut, hier Kaffee und Limo zu nehmen.

Es läuft super, mit 7 km/h bei 7 % Steigung. Ich habe mich auf die Terrasse gesetzt und schon bestellt.

Ah, das ist gut! Ich habe mir einen Schokoriegel dazu geholt. Der schmilzt heute ohnehin nur vor sich hin.

11.54 Uhr – Die ersten Meter nach einer Pause fahren sich immer schwer. Also weiter.

12.16 Uhr – Auf 843 m. Kurze Trinkpause. Das waren 180 Höhenmeter in zwanzig Minuten. Kein Wind, weiter relativ wenig Verkehr.

Noch drei Kilometer bis zu den ersten Serpentinen.

12.51 Uhr – In der zweiten Kehre auf 1091 m. Das waren 420 Höhenmeter in unter einer Stunde. Die letzten zwanzig Minuten habe ich mal wieder den Rosenkranz gebetet. Das lenkt ab und hilft dem Rhythmus. Jetzt brauche ich aber mindestens fünfzehn Minuten Pause.

Ich bin also heute, trotz der Mittagshitze, schneller im Anstieg, als am Oberalp, wo ich 300 Höhenmeter in der Stunde gefahren bin.

Bei der Steigung hier reicht der zweitkleinste Gang. Ich könnte also das Tempo und den Krafteinsatz noch reduzieren.

Ich komme langsam aus dem Dunst. Die Luft ist besser. Das Thermometer zeigt 28° C im Schatten.

Mit den Autos und Motorrädern komme ich gerade gut klar. An manchen Stellen habe ich angehalten und mich mit der Hand an der Mauer abgestützt, habe die Autos vorbeifahren gelassen und bin dann weiter.

13.11 Uhr – Der Puls ist runter. Das Zittern hat auch fast aufgehört. Ich werde bald mal wieder weiter müssen. Noch etwas über vierhundert Höhenmeter.

Zwei junge Bike-Packer, ohne Packtaschen, aber doch mit großen Rucksäcken. Die hole ich nicht mehr ein.

13.15 Uhr – Und weiter.

Auf 1246 m.

14.03 Uhr – Auf 1423 m. Kurze Rast an derMauer.

14.18 Uhr – Am Ziel auf 1529 m! Ich bin, wie erwartet, ziemlich fertig. Die Hitze mit 41,9° C auf dem Teer macht Kopfschmerzen.

So gut wie keine Rennradfahrerinnen unterwegs. Es ist auch einfach zu spät am Tag.

Ich koche mir jetzt einen Kaffee an der gleichen Stelle wie 2017 mit den zwei jungen Schweizern. Bald geht mir das im letzten Jahr gekaufte Espressopulver aus und ich muss nachkaufen.

15.05 Uhr – Der zweite Durchgang Kaffee mit Limonade.

Hier sind sehr viele Wanderer unterwegs. Man erreicht zum Beispiel in 50 Minuten den Trient-Gletscher, der von den Aiguilles Dorées (3520 m) runterkommt.

15.31 Uhr – Es sind ja nur noch ein paar Kilometer Abfahrt bis zum Hotel. Daher kann ich hier abhängen oder unten. Ich kann erst um 16 Uhr einchecken, also mal alles ganz langsam machen.

15.46 Uhr – Ich mache mich mal abfahrbereit. Es geht hier sehr steil und schnell hinunter.

16.05 Uhr – An einer Baustellenampel habe ich alle vorgelassen und hatte danach meine Ruhe.

Tunnel sind immer etwas aufregend, da ich Sorge habe, man sieht mich nicht. Außerdem dröhnt jedes Auto wie tausend LKWs.

16.17 Uhr – Von rechts kommt die Straße von Finhaut herunter. Geradeaus liegt schon die französische Grenze und mein Hotel.

16.21 Uhr – Ankunft am Hotel. Die nette Kellnerin bringt mir zur Begrüßung eine Limonade. Am Zollhaus da vorne fahren alle langsam, aber kein Zöllner kommt raus und kontrolliert irgendetwas, etwa die Pässe oder die Testzertifikate. Auch ein deutsches Auto fuhr gerade durch, sehr vorsichtig, aber letztlich auch ohne Kontrolle. Das entspannt mich für morgen.

Hinter mir fährt die Bahn durch, vor mir ein Wasserkraftwerk: typisch Schweizer Berge.

Nebenan sitzen vier Frauen mit vielen Metern Seil und Kletterschuhen im Gepäck.

Die erste Limo mit Eis und Zitrone, die man gut mit Wasser verlängern könnte. Klang so, als wäre sie auf’s Haus.

Die Knie sind angestrengt, aber sie schmerzen nicht.

17.23 Uhr – Die Dusche bekommt, wie bei booking.com ja schon zu sehen war, Punkteabzug wegen der Größe und des Duschvorhangs. Aber ansonsten hat alles funktioniert. Die Wäsche hängt heute nur zum Lüften auf der Leine, sie ist ja quasi noch frisch.

Die Küche ist bis 20.30 Uhr offen, beim Frühstück habe ich mich auf 7.30 Uhr handeln lassen. Die anderen Gäste kommen erst um 8.00 Uhr. Ich bin ganz zufrieden mit meinem Reise-Französisch. Leider reicht es eben nicht, um locker mit Leuten ins Gespräch zu kommen.

Hier mal wieder ein Blick auf die topographische Karte mit der bereits zurück gelegten Strecken in rot, der weiteren Planung in blau. 1414 Kilometer liegen jetzt schon hinter mir.

Vor mir liegen fünf Tag mit deutlich über tausend Höhenmetern. Jetzt wird es also bergtechnisch erst wirklich interessant. Aber keiner der Pässe knackt mehr die 2000er Marke. Die Höhenmeter kommen zusammen, weil ich meist nach dem Pass ganz ins Tal fahre und am nächsten Morgen wieder hinauf. Klar, ich könnte auch den Tälern folgen. Das ist auch der Plan B, falls der Spaß und die Begeisterung bei den Pässen nachlassen sollte.

Und hier die morgige Etappe im Detail. Ich fahre noch über den Col des Montets, dann hinunter nach Chamonix. Um die Hauptstraße zu vermeiden muss ich südlich etwas in den Berg, dann quere ich die Hauptstraße und fahre nördlich hinab nach Passy. Von dort steige ich wieder auf, über Saint-Gervais-les-Bains nach Megève, dem Ziel der Etappe. Insgesamt 58 Kilometer und 1200 Höhenmeter sollten es sein und damit zumindest kürzer als heute.

Die Strecke bin ich 2017 gefahren und habe sie in guter Erinnerung. Vor allem auf den Anblick der Gletscher freue ich mich.

Jetzt bin ich fast drei Wochen unterwegs, jeden Morgen packe ich alle meine Sachen zusammen und ziehe weiter. Ich bin es noch nicht leid, ganz sicher nicht. Leider spüre ich, neben den Sitzbeschwerden, die etwas heftiger als sonst sind, zum ersten Mal auf einer Radtour auch meine Knie. Es ist nicht viel, aber es stört und lenkt mich ab. Auf der anderen Seite habe ich heute, zwei Mal, mehr als vierhundert Höhenmeter pro Stunde geschafft. So bin ich dankbar für die sichere und erfolgreiche Bergetappe.

Gleich gibt es wieder Pizza. Mein Magen meldet sich schon.

18.50 Uhr – Ich sitze wieder auf der Terrasse. Die Straße wirkt fast wie ausgestorben. Ich scheine jetzt der einzige Gast zu sein. An der Grenze fahren die Leute jetzt zügig durch. Ob sie überhaupt besetzt ist?

Passt! Pizza mit Rauchfleisch und viel Raclette-Käse. Zu Hause würde ich nicht die Hälfte davon essen können.

20.07 Uhr – Langsam wird der Krimi spannend. Ich bin gesättigt und die zwei alkoholfreien Heineken waren auch genau richtig. Nun werde ich mich zurückziehen.

20.06.2021 – Le Châtelard – Col de Montets (1461 m) – Megève – 62 km/1015 Hm

6.43 Uhr – Trotz des enormen Geräuschpegels vom Wasserkraftwerk habe ich gut geschlafen. In diesem sehr engen Tal sehe ich fast nichts vom Himmel. Es sieht bedeckt aus. Heute Nachmittag könnte es Regen geben. Die Temperaturen sollen nur noch bei 20 – 22° C liegen. Das könnte zum Radeln angenehm sein.

Gestern Abend habe ich wieder lange die Strecke studiert und Hotels gesucht. Das Hotel für Mittwoch habe ich gebucht. Ich komme Orange immer näher.

7.45 Uhr – Das Frühstück ist hier auch schon französisch: Es gibt kleine Croissants mit Butter und Marmelade. Ein Omelette stand schon fertig auf dem Tisch, als ich runterkam.

8.37 Uhr – Beladen und bereit für den Grenzübertritt nach Frankreich

8.39 Uhr – Ich bin im geliebten Frankreich. Der Schweizer Grenzer schaute nur kurz zu mir herüber, auf der französischen Seite saß niemand.

8.56 Uhr – Bei 5 – 7% Steigung fahre ich zügig in diesem engen Tal bergan. Kaum ein Auto ist unterwegs.

9.04 Uhr – Das Tal wird breiter. Ich fahre durch Vallorcine. Der Pass liegt links. Aus dem Nebel tauchen dort schneebedeckte Gipfel auf.

Vielleicht erkennt man jetzt schon etwas besser, dass ich auf grandiose Berge zurolle.

Hier in diesem Tal blüht es sehr üppig.

9.30 Uhr – Da vorne ist bereits die Passhöhe. Es läuft wirklich super.

9.35 Uhr – Der heutige Pass ist nach schnellen 300 Höhenmetern erreicht.

Das offizielle Schild darf natürlich nicht fehlen.

Die Sonne kommt heraus.

Das Café ist leider geschlossen.

Es ist ziemlich frisch hier oben. Ich werde mir Armlinge und Weste anziehen. Von hier geht es jetzt nach Chamonix hinunter.

Ich war nur zu früh! Das Café öffnet erst um zehn. Ein Glück, dass ich getrödelt habe.

Der Zacken, dessen Gipfel in den Wolken ist, könnte der Aiguille Verte (4121 m) sein. Auch die anderen Gipfel sind zwischen 3500 m und über 4000 m hoch. Es liegt auch hier noch viel Schnee.

10.14 Uhr – Aufbruch.

Links vom Berg kann man in der Lücke die Abbruchkante des Argentière-Gletschers sehen.

Heute wird es viele Bergfotos geben.

10.31 Uhr – In Argentière. Vor mir der Mont Blanc. Welch ein überwältigender Anblick.

Hier haben Monika und ich 2018 auf einer Frankreich-Rundfahrt eine Wanderung gemacht.

In der ersten Patisserie habe ich mir ein Sandwich gekauft. Das Toastbrot von heute Morgen ist für den ganzen Tag zu wenig. Und im Bioladen nebenan habe ich auch noch neuen Kaffee gekauft.

In Passy will ich Mittagspause machen. Dazwischen liegen Chamonix und ein Anstieg.

Er kommt immer näher, der weiße Riese.

Kurz vor Chamonix.

Links auf der Felsnadel ist eine Seilbahnstation. Leider war die obere Bahn 2018 außer Betrieb. Bis zur Mittelstation auf 2100 m konnten wir aber fahren.

11.17 Uhr – Ich habe das Ortsschild von Chamonix passiert.

Im Ortszentrum. Wieder bin ich völlig hingerissen von diesem Anblick.

11.38 Uhr – Vielleicht muss ich doch mit Blick auf den Mont Blanc Pause machen.

Ok, die Bank ist nicht im Schatten, aber alles Andere ist perfekt!

12.18 Uhr – Das tat gut! Der letzte Rest vom alten Kaffeepulver ist aufgebraucht, der Einkauf hat sich also voll gelohnt. Dem Hotel habe ich mitgeteilt, dass ich zwischen vier und sechs dort ankomme. Ich habe noch 37 Kilometer und 900 Höhenmeter vor mir. Und los!

Jetzt kommt auch der zweite Gletscher , der noch bis unter die Baumgrenze reicht, ins Blickfeld.

Unten in der Schlucht braust der Autoverkehr auf der Nationalstraße. Ich fahre hier in den Hang.

12.52 Uhr – Wieder fahre ich in der Mittagshitze. Jetzt kommt aber schattiger Wald.

Ein Baske, der es in sechs Tagen bis hierher geschafft hat. In Argentiere ist seine Tour zu Ende. Er schnaufte sehr und meinte, das sei die letzte Tour, die er mit dem Anhänger fährt. Der sei einfach zu schwer. Kann ich nachvollziehen.

13.12 Uhr – Hier ist der höchste Punkt der Nationalstraßen-Umfahrung, jetzt geht es um so länger bergab.

Eine tolle Abfahrt. Für den Anstieg wäre sie mir definitiv zu steil. Der arme Baske ist mit seinem schweren Anhänger hier hinauf.

Die Wolken am Gipfel nehmen zu.

13.26 Uhr – Hier quere ich die Nationalstraße und mache dann einen nördlichen Bogen. Mein Tacho hat nie mehr als -5% bis -7% gezeigt. Müsste also doch auch im Anstieg gut machbar sein.

Durch die Gorge de Diosaz.

13.51 Uhr – Auf gutem Teer geht es hier im Wald in kleinen Wellen auf und ab. Bald müsste die steile Abfahrt nach Passy kommen. Da die Luft kühler wird, ziehe ich mir die Weste an.

13.57 Uhr – Unter mir liegt Passy. In dem Taleinschnitt gegenüber steige ich gleich wieder an nach Megève, dem heutigen Ziel. Noch etwa siebzehn Kilometer.

14,05 Uhr – Ich bin fast unten. Die Wolken bzw. der Nebel kommt immer tiefer.

14.16 Uhr – In Passy auf 597 m. Erste Tropfen fallen, es ist aber unklar, ob und wann es mehr wird.

14.28 Uhr – Hier habe ich 2017 einen Kaffee gekocht. Jetzt gibt es nur einen Schluck Wasser. Der böige Wind schiebt mich hoch. Gleich kommt eine Kehre. Ab da wird er mir wohl entgegenkommen. Weiterhin fallen nur einzelne Tropfen.

14.36 Uhr – Kurz hinter der Kehre. Der Regen hat eingesetzt. Ich stehe gut geschützt unter einem Baum und habe die Regenjacke an. Mal sehen, wie lange es dauert.

Laut Regenradar ist die große Wolke weiter westlich, über dem Mont Blanc. Unsere kleine Wolke könnte bald schon abgezogen sein.

Laut Google sind es doch noch elf Kilometer und 430 Hm bis zum Hotel. Wenn der Regen vorbei ist, ist das kein Problem.

14.50 Uhr – Der Regen hat aufgehört. Gegenüber hielt gerade ein junger Mann im Auto und fragte, ob ich Hilfe brauche. Ich hatte aber nur die Pause genutzt, um mit zu Hause zu telefonieren, und habe freundlich abgewunken. Die Böen haben aufgehört, es ist fast kein Wind. Genial, also doch kein Gegenwind. Jetzt fahre ich weiter. Der Verkehr ist allerdings gerade sehr dicht.

Dampfsauna bei 23° C, die Wärme kommt vom Teer.

15.05 Uhr – Ich werde von einem Restaurant aufgehalten, das in der nächsten Kehre im Weg lag. Einmal das Übliche!

Als ich ankam saßen sicher dreißig junge Leute hier. Sie fragten auch gleich, woher ich komme. Jetzt sind sie abgezogen, und ich werde das wohl auch gleich mal tun.

15.39 Uhr – Ich rolle in Saint-Gervais-les-Bains ein. Auf 850 m.

Links der Mont Blanc.

Rechts unter mir eine wilde Schlucht, die ich gerade auf einer Brücke überquere.

16.04 Uhr – Es läuft bei vier Prozent Steigung weiterhin gut. Manchmal habe ich etwas Gegenwind. Auf 920 m.

16.11 Uhr – Unter mit im Tal, das könnte Sallanches sein. Es fallen wieder ein paar Tropfen vom Himmel.

Hinter mir der Mont Blanc.

Im Norden kantige Kalkstein-Gipfel.

16.24 Uhr – Auf 997 m. Diesen Hang noch zügig ein paar Kilometer bergauf, dann bin ich für heute am Ziel.

16.36 Uhr – Auf 1062 m. Die Straße ist angenehm breit und mit zwei Prozent quasi flach, da mich ein leichter Wind schiebt. Nur noch zwei Kilometer und 45 Höhenmeter.

16.48 Uhr – Ankunft am Hotel! Niemand ist da. Zusammen mit einem anderen Touristenpaar suche ich nach dem Rezeptionisten. Ich finde eine Telefonnummer und erreiche ihn. Ich solle mir einfach den Schlüssel aus dem Korb nehmen, meint er. Daraufhin stelle ich mein Rad auch einfach im Foyer ab.

17.34 Uhr – Draußen geht ein ordentlicher Gewitterregen runter. Es blitzt und donnert. Da habe ich wohl enorm Schwein gehabt. Puh.

Die Dusche und das Waschen der Radklamotten sind erledigt. Ich habe mir wohl heute eine Zecke eingefangen. Sie war aber noch ganz klein. Ich versorge die Stelle gleich noch mit Betaisodona.

Das Restaurant ist geschlossen, mal sehen wo ich am Sonntagabend etwas finde. Ich habe ein kleines Studio mit Kochecke und Tisch und könnte mir also theoretisch selber etwas kochen. Falls ich nichts finde, gibt es halt nur das halbe Sandwich aus Argentière.

18.00 Uhr – Auch das zweite Gewitter ist vorbei. Unter Umständen kommt noch ein drittes. Die Temperatur fällt deutlich. Morgen sollen es hier nicht mehr 26° C, sondern nur noch 20° C werden, und die nächsten Tage werden noch kälter.

Hier in der Nähe gibt es einen Pizza-Service. Vielleicht kann ich da auch drinnen sitzen.

Und gleich auch noch der Blick auf die Karte mit der morgigen Strecke. Bis Ugine geht es eine Schlucht hinunter. Unter Umständen ist das letzte Stück vor Ugine immer noch gesperrt, und ich muss, wie 2017, gut 200 Höhenmeter in den Berg hinauf, um diesen Abschnitt zu umfahren. Von Ugine bis Albertville ist das Tal breit. Bei Albertville biege ich nach Süden in das Tal der Isère ab und steige am Ende der Etappe etwa dreihundert Meter in die Passstraße zum Col de la Madeleine ein. 58 Kilometer und gut 800 Höhenmeter stehen auf dem Programm.

Im Hotel gibt es einen großen, gemütlichen Schäferhund. Als ich im Foyer mein Medizindöschen aus der rechten Lowrider-Tasche genommen hatte und wieder zum Zimmer hinauf ging, trottete er hinter mir her. Es war aber wohl irgendwie der falschen Flur für ihn und er hat kehrt gemacht.

18.56 Uhr – Die kleine Pizzeria liegt direkt gegenüber, und ich kann drinnen sitzen. Es gibt kein alkoholfreies Bier, aber man könne ja Bier mit Limo mischen. Gute Idee: Heute gibt es ein Radler.

Habe ich einen Hunger!

Draußen regnet es.

Die Pizza Vier-Jahreszeiten war wunderbar. Und natürlich nicht zu viel. Aber ein Dessert nehme ich trotzdem nicht.

Ich habe gerade mal recherchiert: Die Route de Gorge d’Arly wurde, nach mehr als zwei Jahren Sperrung, vorgestern (!) wieder geöffnet. 8000 Kubikmeter Geröll mussten beseitigt, fünf Brücken gebaut und ein neuer Tunnel gegraben werden. Das Ganze hat 26 Millionen Euro gekostet. Die Schlucht soll ganz besonders reizvoll sein. Außerdem ist sie eine wichtige Verbindung von Megève nach Albertville. Für mich bedeutet das, so hoffe ich, dass ich mir gut 200 Höhenmeter spare und durch eine reizvolle Schlucht bergab sausen darf. Ich bin sehr gespannt.

Auch der dritte Regen ist vorbei. Die Straße ist ziemlich laut. Ich habe glücklicherweise ein Zimmer nach hinten zum Garten.

Heute war der einundzwanzigste Tag meiner Tour. Seit 2015 war ich nicht mehr so lange auf dem Rad. Heute hatte ich den Eindruck, dass Knie und Sehne im Prinzip in Ordnung sind, und nur das Gesäß noch etwas mehr wehtut als wünschenswert. So fühle ich mich gut mit den aktuellen Strecken, kann die Anstiege, die Abfahrten und die Pausen genießen. Auch mit dem Regen und der Hitze komme ich bis jetzt gut klar. Nur noch eine Woche bis Orange.

Es ist für mich sehr hilfreich, dass ich so ein klares Ziel habe, das ich mir und allen, die es hören wollen, immer wieder sage: Ich bin auf dem Weg nach Orange! Das reduziert die Freiheitsgrade enorm, das heißt, die Notwendigkeit, Entscheidungen zu fällen. Es geht nicht mehr um den Verlauf der Strecke und der Tagesetappen, auch wenn ich in den letzten Tagen noch etwas nachgebessert habe. Ich überlasse mich im Wesentlichen einfach der Strecke und dem täglichen Weiter. Das macht das Leben erheblich einfacher. Und ich kann mich den ganzen Tag auf alles einlassen, was kommt. Ich weiß ja schon, wie weit es noch ist, und wo ich schlafen werde.

20.11 Uhr – Ich bin mal sehr gespannt, ob die Wäsche bis morgen trocken ist. Von draußen kommt sehr feuchte, kalte Luft herein. Ich habe die Balkontür wieder geschlossen.

Apropos Freiheitsgrade: Von Serres, der drittletzten Station, bis Orange sind es 106 Kilometer und 870 Höhenmeter. Bis jetzt ist die Strecke auf zwei Tage verteilt. Ich habe aber bisher noch keine ansprechende Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke gefunden. Jetzt kam mir der Gedanke, ich könnte ja einen langen letzten Tag machen und schon am Samstag in Orange eintreffen. Dann würde ich den Sonntag als Urlaubstag in Orange verbringen können. Ich muss mal schauen, wie sich die Vorstellung anfühlt, einen Tag ohne Ziel und Aufgabe alleine in einer Stadt zu verbringen. Was würde ich dort tun wollen? Vielleicht mal wieder eine Führung durch das Amphitheater mitmachen? Stadtbummel? Andenken kaufen? …

20.22 Uhr – Für heute schließe ich mit diesen Fragen.

21.06.2021 – Megève – Pussy – 59 km/580 Hm

6.30 Uhr – Diese französischen Betten sind toll, wenn man sie für sich alleine hat. Draußen lichten sich die Nebelschwaden vom gestrigen Regen und der blaue Himmel kommt immer mehr zum Vorschein. Angeblich sind es nur 13° C. Das ist sehr frisch.

7.17 Uhr – Als Service für den Radfahrer, der ja viel Kraft braucht, bekomme ich zwei Spiegeleier mit Speck. Es gibt aber auch Müsli. Die Schweiz ist ja nicht so weit weg. Ansonsten stehen Baguette, Croissant und Marmelade bereit. Wurst und Käse gibt es nicht. Ich werde also wieder in Ugine in den Supermarkt fahren und mich versorgen.

8.42 Uhr – Das Zimmer ist bezahlt, das Rad beladen. Da niemand an der Rezeption war, habe ich die Wartezeit dazu genutzt, Kette und Schaltwerk zu pflegen. Jetzt radle ich in einen wunderbar sonnigen nach-dem-Regen Tag.

8.56 Uhr – Das Licht ist voller Sommer. Die Wiesen leuchten vom Regen.

Der Mont Blanc ist noch in Wolken gehüllt. Er hatte wohl eine anstrengende Gewitternacht.

Da vorne irgendwo liegt die Schlucht.

9.21 Uhr – Die Straße wird neu gemacht. Auf dem letzten Stück gab es sehr viele tiefe Schlaglöcher.

9.36 Uhr – Weiter geht es hinunter, zumindest für mich. Die Rennradfahrerinnen, die gerade vorbeikamen, mussten links abbiegen und in den Berg.

Das Gefälle ist sehr angenehm und es gibt genug Stellen, um den Autos Platz zu machen.

Und sofort beginnt die Schlucht.

Der erste Teil war schnell vorbei.

9.34 Uhr – In Fumet. Auf der Außenterrasse rechts haben wir mal gesessen, direkt in der Schlucht.

Diese Truppe hat sogar ein Begleitfahrzeug dabei.

9.46 Uhr – Jetzt wird es spannend: Entweder kann ich durch die Schlucht, oder ich muss oben auf die Almwiesen hinauf.

Super!! Die Schlucht ist tatsächlich offen!

Den LKW lasse ich gerne vor.

Bis zu den roten Baken bin ich damals noch runtergefahren , da ich es einfach nicht glauben wollte.

Nach all den Bergen kommen heute mal Schluchtbilder satt.

Es folgen zwei Galerien.

Es wird noch einmal enger.

Bald ist es genug.

Hier war der Felsrutsch. Der neue Tunnel ersetzt die zerstörte Straße.

10.15 Uhr – Danach kamen noch ein paar schöne Kurven, jetzt weitet sich das Tal wieder. Noch fünf Kilometer bis Ugine.

10.29 Uhr – Das Wasser glitzert im Morgenlicht.

Der Schweizer ist unterwegs von Luzern nach Hyère an der Côte d’Azur. Die Pässe fährt er erst auf dem Rückweg, wegen der derzeitigen Gewitterneigung. Er kennt alle drei Pässe, die für mich neu und ungewiss sind. Er findet sie alle schön und gut fahrbar, auch wenn sie an einigen Stellen etwas steiler sind. Das beruhigt mich sehr.

11.39 Uhr – Eine schön verbrachte Pause im Café unter dieser großen Platane am südlichen Ortsausgang von Ugine, inklusive Kaffee, Limo und Telefonat.

Nun weiter nach Albertville.

Gleich auf der anderen Seite vom Restaurant ist ein Einstieg in den Radweg.

11.53 Uhr – Eine große Backfabrik, aber Sandwiches gibt es leider grad doch nicht. Also weiter.

12.02 Uhr – Der gute Abschnitt des Radwegs war schnell zu Ende. Dieser viel zu schmale Streifen erinnert mich an Bonner Verhältnisse.

Die Sonne brennt, erste Wolken bilden sich.

12.07 Uhr – Zu meiner Rechten brodelt es geradezu.

12.14 Uhr – Auf der anderen Seite der Arly, die sich hier ausbreiten darf.

12.23 Uhr – Albertville. Gleich eine Patisserie gefunden

Der Bäcker macht mir ein Schinken-Käse-Baguette!

Dann brauche ich jetzt einen schattigen Pausenplatz.

12.36 Uhr – Direkt gegenüber von der Bäckerei stehen zwei große Platanen und dazwischen eine Bank im Schatten. Hier Nein zu sagen hätte geheißen, das Glück auf die Probe zu stellen. Die Bäckerei hat jetzt schon Mittagspause. Ich war also auf die Minute pünktlich. Perfekt!

Hier an diesem kleinen Platz gibt es fast alles: Bäckerei, Bar, zwei Restaurants, Frisör, Optiker, Fahrschule, Inneneinrichtungsgeschäft, Immobilienbüro, und was weiß ich noch alles.

13.10 Uhr – Das tat gut! Das Sandwich aus Argentière war nur etwas weich, sonst sehr gut, und das neue schmeckte nach Frankreich. Das neue Kaffeepulver ist etwas anders als das alte. Es klebte in der Cafetière, vielleicht war die Menge etwas zu groß.

Jetzt wäre eine gute Zeit für eine Pause in der Hängematte, bis die Mittagshitze vorbei ist. So aber hole ich mir den Fahrtwind zur Entspannung.

Bin bei Kilometer 35. Und los!

Wieder geht es in die Berge. Hier bin ich auf 349 m. Der Col de la Madeleine liegt knapp unter 2000 m. Bis zur Gite sind es noch 21 Kilometer und 420 Höhenmeter.

13.33 Uhr – Statt Hängematte fahre ich kurzentschlossen zu einer mittelalterlichen Burg, Château Rouge, hinauf. Habe ja heute Morgen keine Höhenmeter gehabt.

13.43 Uhr – Der südliche Aussichtspunkt. Hier oben ist eine ganze Stadt: Conflans. Zwei Polizisten grüßten mich, einer sprach etwas Deutsch. Wir haben dann aber auf Französisch weitergemacht. Er hatte Ähnlichkeiten mit Commissaire Dupin. Der andere fährt viel Rennrad. Sie waren sehr interessiert und beeindruckt von meiner Tour. Der Rennradfahrer meinte, zu seinem Kollegen, der Col de la Madeleine sei nicht schwierig, lang, aber nicht schwierig. Da konnte ich ihm nur zustimmen.

Die Tour Sarrazine.

Im Garten hinter dem Turm mit Blick über Albertville.

Jetzt bewegt sich die Flagge von Savoie doch ein bisschen im Wind.

Mal sehen ob es Chez Marie Kuchen gibt.

Nein, heute kein Zitronenkuchen. Kaffee nehme ich trotzdem. Ich war so geschockt, dass es keinen Kuchen gibt, dass ich Wasser statt Limonade bestellt habe.

Hier könnte ich den ganzen Nachmittag sitzen und dem Treiben auf dem Platz und im Restaurant zuschauen.

Auch der barocken Kirche habe ich noch einen Besuch abgestattet.

14.32 Uhr – Jetzt wäre eine gute Zeit für den Aufbruch.

14.57 Uhr – An der Ruine des Château de Chantemerle.

15.13 Uhr – Blick zurück. Ich habe wieder Rückenwind, der mich das Tal hinauf schiebt. Das ist wirklich genial. Ich kenne es ja auch genau anders: rauf Gegenwind und runter auch. Ich werde mir merken, dass es auch anders sein kann.

Das Tal steigt nur sehr langsam an. Bin auf Kilometer 49 und Höhe 381 m.

15.22 Uhr – Ein Trafohäuschen in der Dekoration der 100sten Tour de France 2015.

Definitiv witzig!

Und frisches Wasser gibt es hier auch.

15.34 Uhr – Die Berge sind hier sehr grün und mit 2000 Metern Höhe sehr hoch über mir.

Nicht mehr weit, dann beginnt der Aufstieg nach Pussy.

15.42 Uhr – Noch eine Burgruine mit dekorativen Rennradfahrern davor, die begeistert sind, weil ich sie fotografiere.

Ein kurzer Blick auf die Isère. Bisher war sie hinter den Bäumen nicht zu sehen.

15.50 Uhr – Vor mir im Hang verläuft die Passstraße. Noch ein paar hundert Meter bis zum Einstieg. Der Wind wird gerade ziemlich böig.

15.57 Uhr – Hier beginnt der Anstieg. Die Gite ist auf dem Holzschild rechts ausgeschildert.

Die offiziellen Daten zum Pass.

16.04 Uhr – Diese Schilder werden mich morgen den ganzen Pass hinauf begleiten.

Da waren jetzt auch mal zehn Prozent dabei, auch wenn es auf dem Foto nicht zu sehen ist.

16.29 Uhr – Wieder 100 Höhenmeter in knapp fünfzehn Minuten. Der leichte Gegenwind in der talabwärts Richtung tat sogar gut. Hier fahre ich ein kurzes Stück rechts hinauf nach Pussy, das ich morgen wieder herunter muss.

Ich würde gerne bald etwas weicher sitzen.

Da vorne ist es.

16.40 Uhr – Ankunft am Ziel.

Der Blick von meinem Balkon! Und der neue Herbergsvater, der mit seiner Frau die Gîte 2018 übernommen hat, ist sehr, sehr nett. Nach der Dusche gibt es ein kaltes Getränk und um halb acht Abendessen. Zwei weitere Gäste kommen noch.

18.54 Uhr – Langsam bekomme ich Hunger. Zur Ablenkung ein Blick auf die morgige Etappe.

Sie ist recht simpel: Fahre rauf zum Pass, rase runter ins Maurienne-Tal. Es sind etwa 44 Kilometer und 1400 Höhenmeter. Das ist machbar.

Für die anderen Etappenziele habe ich inzwischen brauchbare Unterkünfte gefunden. Ein bisschen zögere ich noch mit der Buchung, da die neue Königsetappe, über den Col du Glandon, mit 55 Kilometern und 1650 Höhenmetern noch vor mir liegt. Das sind sicher fünf Stunden Anstieg.

Derzeit ist aber nicht viel los in den Hotels, daher wage ich es, noch ein oder zwei Tage zu warten. Stornieren kann man meist nur zwei bis drei Tage vorher kostenlos, danach muss man das Zimmer komplett zahlen. Sonst täte ich mich natürlich leichter.

Es riecht schon sehr verführerisch aus der Küche. Ich gehe mal runter.

19.29 Uhr – Ich esse wohl doch alleine. Zum Hühnchen nehme ich ein Viertel Rosé, zur Feier des heutigen Sommeranfangs. Und weil es heute mit Wiesen, Schluchten, selbstgewählten Umwegen, netten Polizisten und tollen Aussichten ein wirklich sehr gelungener Tag war.

Den Salat brachte, als ich vorhin ankam, eine Nachbarin vorbei. Der Schafskäse kommt aus den Bergen oberhalb des Dorfes. Die grüne Paste auf dem Vollkornbrot ist aus einer Waldblume, die sie mir gezeigt hat, die ich aber nicht kenne. Schmeckte sehr gut. Nachtrag: Könnte Bärlauch gewesen sein.

Danach Kartoffeln mit Ratatouille, dazu Hühnchen in Pfeffersauce. Zum Nachtisch eine Kugel Kräuterlikör-Eis (Chartreuse) und Schokoladenkuchen.

Der Gletscher am Horizont könnte am Dôme de Chasseforèt (3586 m) im Nationalpark Vanoise sein.

21.08 Uhr – Im Speiseraum hängen tibetische Masken, Gebetsfähnchen, eine Gebetsrolle und Vieles mehr. Ich habe den Herbergsvater auf Englisch gefragt, ob er aus sportlichen, religiösen oder touristischen Gründen in Nepal war. «Aus allen Gründen», sagte er. Er ist dabei auch auf dem Mount Everest gewesen. Sie sind keine Buddhisten, aber doch sehr beeindruckt von der tibetischen Spiritualität. Ich habe von meinen Kirchenbesuchen erzählt. Dann ging es fließend hin und her zwischen Englisch und meist Französisch. Ein Glas Wein lockert meine französische Zunge. Sie haben mir auf der Karte Notre Dame de Salette gezeigt. Es ist ein großer Pilgerort, oberhalb von Corps, wo ich in drei Tagen sein möchte, aber zu abgelegen für mich und vielleicht auch zu trubelig. Es war sehr nett zu spüren, dass ich auch hier in interessanten Kontakt gehen kann, wenn jemand die Zeit und das Interesse aufbringt, über meine Sprachprobleme hinwegzusehen.

21.19 Uhr – Wir haben sieben Uhr für das Frühstück ausgemacht. Der Herbergsvater bereitet es immer für die Gäste vor, während seine Frau noch schläft. Nachdem alles geputzt und gespült ist geht er in die Berge, zu Fuß, mit dem Rad, den Skiern.

Sie haben es wirklich ganz wunderbar hier.

22.06.2021 – Pussy – Col de la Madeleine (1993 m) – La Chambre – 44 km/1290 Hm

6.24 Uhr – Es regnet aus einer größeren Wolke, die aber demnächst durchgezogen sein sollte. Den ganzen Tag können kurze Regenschauer kommen.

Gegen fünf hatte ich einen heftigen Krampf im Schienbein. Bisher habe ich Magnesium auf dieser Tour nur wenige Male genommen. Ich muss es wohl wieder regelmäßig tun.

Die Nacht war also nicht sehr lang. Trotzdem fühle ich mich nicht gänzlich unausgeschlafen.

7.18 Uhr – Von dem Ausblick kann ich mich nicht lösen. Gerade fuhr der Schulbus vorbei.

Die Mittagstemperatur wird heute bei nur 20° C liegen. Ich muss mich also nicht beeilen und kann den Regen noch etwas abwarten.

8.26 Uhr – Es nieselt. Ich stehe wieder an der Abzweigung nach Pussy und wende mich nun dem Pass zu.

Und der Regen zieht genau durch das Tal, für die nächsten Stunden, wenn ich Pech habe.

8.40 Uhr – Auf 794 m. Ich fahre eng am Hang entlang und nutze die überhängenden Bäume. Die Temperatur ist ideal, auf den Nieselregen könnte ich verzichten.

Weiter östlich hat es längst aufgeklart.

8.58 Uhr – Es hat so weit nachgelassen, dass ich die Regenjacke gegen Armlinge und Weste tausche. Außerdem habe ich die Ersatzradhose zusätzlich angezogen, zur Entlastung der Sitzpartie.

9.13 Uhr – Auf 944 m. Mehr Autos, mehr Radfahrerinnen.

9.17 Uhr – Dorthin geht es hinauf.

9.32 Uhr – Auf 1008 m. Hier ist es für einige Kilometer völlig flach. Gleich kommen ein paar Serpentinen.

9.49 Uhr – Auf 1133 m. Blick zurück.

In der Schafherde verstecken sich zwei Hunde.

10.07 Uhr – Auf 1258 m. Celliers liegt streckenmäßig auf der Hälfte. Von der Kapelle hat mir der Herbergsvater erzählt.

10.26 Uhr – Eine schöne kleine Kapelle. Jetzt kann ich weiter.

So viel Zeit muss sein für die Schönheit.

10.41 Uhr – Auf 1378 m.

10.59 Uhr – Auf 1539 m.

Bei 8 – 9% steige ich schnell, aber schweißtreibend an.

11.19 Uhr – Auf 1638 m. Komme langsamer hinauf, weil es flacher ist. Eine Skipiste im Nirgendwo.

11.27 Uhr – Auf 1696 m. Vorne liegt die letzte Serpentinenpassage. Mit 9% ist es wieder steiler geworden.

11.45 Uhr – Auf 1841 m. Es läuft weiterhin gut. Ab und zu kommt die Sonne kurz heraus. Nur noch etwa 150 Höhenmeter.

11.56 Uhr – Auf 1921 m.

12.04 Uhr – Kurz vor der Passhöhe.

Hier steht ein Fotograf und friert. Er macht Fotos der Rennrad- und Motorradfahrerinnen und stellt sie mit einer kleinen Auflösung ins Internet.

Man kann sich dann die Fotos mit hoher Qualität kaufen.

Heute kommen nur wenige Leute vorbei. Das ist sicher sehr langweilig.

Blauer Himmel zieht vorbei.

12.08 Uhr – Am Ziel! Ich habe gleich die anderen Radlerinnen angesprochen für das obligatorische Zielfoto.

Der Mont Blanc ist in den Wolken.

Leider zieht es auf dieser Seite enorm, daher war der Kaffee schnell getrunken.

Es ist toll, dass der Himmel jetzt aufreißt. Ich sitze auf der Treppe auf der Nordseite des Lokals in der Sonne und lasse mich trocknen. Es ist quasi gar nichts los. Es ist richtig still hier oben. Die Aussicht sowohl nach Norden zum Mont Blanc, als auch nach Süden ist faszinierend. Da ich so unglaublich schnell war, habe ich jetzt alle Zeit der Welt, um es hier oben zu genießen.

Über mir zwitschern zwei Feldlerchen.

Ich schaue dem Treiben der Leute zu. Aber es zieht sehr. Ich brauche Windschatten.

Auf dem warmen Holz im Windschatten: absolut genial.

Zweiter Gang: Der Zitronenkuchen mit Baiser ist göttlich.

14.25 Uhr – Abfahrt.

Morgen fahre ich auf der anderen Seite das Tal zum Col du Glandon hinauf.

Ich muss jetzt wirklich mal los. Die Wettersuppe köchelt. Es wird wieder regnen.

Lieber jetzt zügig.

14.36 Uhr – Das wird knapp.

Kurze Pause für die Bremsen auf 1057 m.

Der Regen nähert sich!!

15.07 Uhr – Mit den ersten großen Tropfen komme ich in La Chambre an, auf 492 m. Ich habe auf eine sehr spannende Art 1500 Höhenmeter vernichtet. Jetzt blitzt und donnert es. Das war auf die Minute. Zum Hotel habe ich noch zwei Kilometer. Es kann warten.

Ich stehe unter dem Dach eines Schuhgeschäfts am zentralen Platz in La Chambre. Es kommt richtig was runter. Aber die Sonne kommt schon wieder zum Vorschein. Meine Güte, wie das gepasst hat!

15.18 Uhr – Und schon vorbei. Unglaublich!

15.34 Uhr – Am Ziel, dem ehemaligen Ibis, jetzt B&B Hotel. Mal sehen, ob jemand an der Rezeption sitzt.

Erst einmal komme ich nicht rein. Der Reservierungscode von Booking funktioniert an dieser Maschine nicht und ans Telefon geht auch niemand.

15.57 Uhr – Irgendwann habe ich kapiert, dass man das andere Gerät zur Eingabe nutzen muss. Man kauft noch gleich Frühstück dazu, schiebt die Kreditkarte rein und bekommt den Zimmercode. Da ich im Erdgeschoss bin, nehme ich Rosinante mit aufs Zimmer. Damals war die große Holzhütte auf dem Gelände für die Räder. Aber egal, jetzt bin ich drin.

16.41 Uhr – Ich bin geduscht. Die Radklamotten habe ich wieder nur zum Lüften aufgehängt. Keine Lust zum Waschen.

Ich habe drei weitere Hotels gebucht. Jetzt fehlt nur noch Orange, die Zugfahrkarte und die Zwischenübernachtung, wahrscheinlich in Bern.

Auf dem Weg zum Restaurant noch ein Blick hinauf zum Col de la Madeleine.

18.50 Uhr – Das kleine Schnellrestaurant macht Abendessen erst ab 19 Uhr. Ich habe die Zeit genutzt, um Käse, Dörrfleisch und einen Apfel für morgen zu kaufen. Dann brauche ich nur noch Baguette für die Mittagspause.

20.11 Uhr – Im Fernfahrer-Restaurant bin ich jetzt beim vierten und letzten Gang des Tagesmenüs: Mousse. Ich schlage mir den Bauch auf sehr angenehme Art und Weise voll. Das Viertel Rosé passt dazu wunderbar. Der Fernseher ist etwas laut, sonst ist es hier gut.

Ich verbrauche beim Bloggen zwei bis drei hundert Megabyte Datenvolumen pro Tag. Meine vier Gigabyte Inklusivvolumen waren am Freitag fast aufgebraucht. Also habe ich nachgekauft. Und dann hat Deutschland am Samstag vier Tore geschossen, woraufhin die Telekom am Sonntag allen Kunden vier Gigabyte Datenvolumen geschenkt hat, eines pro Tor der deutschen Mannschaft. Hätte ich das gewusst! Morgen spielt Deutschland wieder. Für mich müssen sie keine Tore mehr schiessen, ich bin versorgt.

Beim Petit Café konnte ich nicht Nein sagen,

20.53 Uhr – Das Abendessen bei den Fernfahrern hat nicht einmal zwanzig Euro gekostet. Und war sehr reichhaltig und hat mir sehr gut geschmeckt, inklusive Wein und Kaffee.

Für übermorgen, in Corps, habe ich ein Chambre d’hôte gebucht. Leider gibt es kein Abendessen. Brot und Käse gäbe es aber. Die Nachrichten gingen erst auf Französisch, dann auf Englisch, dann auf Deutsch hin und her.

Hier noch die morgige Etappe. Ich steige etwa 1600 Höhenmeter ziemlich steil etwa fünf Stunden lang auf, bis zum Col du Glandon, danach geht es halt wieder runter. Das Hotel ist in Le Bourg-d’Oisons. Für morgen Vormittag ist kein Regen vorhergesagt, aber ab etwa zwei Uhr. Na, wir werden sehen.

21.35 Uhr – Rosinante schläft schon, man hört sie nicht einmal atmen. Ich lese noch etwas.

23.06.2021 – La Chambre – Col du Glandon (1924 m) – Col de la Croix-de-Fer (2067 m) – Le Bourg-d’Oisan – 64 km/1780 Hm

6.20 Uhr – Wieder musste ich mehrfach wegen Krämpfen aufstehen, diesmal im linken Fuß. Etwas mehr Schlaf wäre schön gewesen. Dafür sehe ich aus dem Fenster über dem Tal keine Wolke. Heute Nachmittag kommen die Gewitter wieder aus Süden, ich fahre ihnen also erneut entgegen.

7.06 Uhr – Die Sonne kommt langsam über die Berge. Der Himmel leert sich immer mehr. Das Frühstück ist gut, wenn man das System mal verstanden hat. Eine ganze Truppe von der Gendarmerie hatte auch Mühe, sich zurecht zu finden.

Wer drinnen essen will, muss Namen und Telefonnummer hinterlassen. So war es auch gestern Abend. Von Testen sehe und höre ich bisher nichts.

7.56 Uhr – Auf den ersten Metern. Das Tal vor mir sieht noch recht harmlos und auf jeden Fall sehr einladend aus.

8.08 Uhr – Auch hier diese hilfreichen Steine. Auf 533 m nach meinem GPS.

8.14 Uhr – Der Pass ist offen, sehr gut!

Die drei sind nicht sehr viel schneller als ich, zumindest auf den letzten Metern.

8.52 Uhr – Auf 849 m. Es läuft gut. Auch das Wasser an mir herunter. Es ist mit 17,6° C angenehm. Wegen der Bäume gibt es nicht viel zu sehen.

9.15 Uhr – Auf 1010 m. Die Sonne tut jetzt gut. Nasskalter Schatten war es im Wald.

9.34 Uhr – Auf 1080 m. Das Tal weitet sich. Die ersten Berge tauchen auf.

9.28 Uhr – In Saint-Colomban.

Dito. Die Kirche war aber leider verschlossen.

9.40 Uhr – Auf 1134 m. Zu kalt im Schatten. Ich ziehe die Windstopper-Weste wieder drüber.

9.59 Uhr – Auf 1279 m. Bei 8-9% läuft es gut. Mal sehen, wie die 10% sind.

10.07 Uhr – Auf 1333 m. Läuft. Ich erinnere mich immer wieder daran, langsamer zu treten. Ich habe Zeit, muss es mir nicht unnötig schwer machen.

10.16 Uhr – Auf 1407 m. Gegenüber, im Norden, der Col de la Madeleine. Ich steige mit mehr als 100 m in der Viertelstunde an. Ich muss halt öfter kurz Luft holen, das Gesäß entlasten und einen Schluck trinken. Noch hält das Frühstück.

10.32 Uhr – Auf 1530 m. Ich bin jetzt zweieinhalb Stunden lang mit 410 m pro Stunde angestiegen. Es läuft wirklich toll. Links bilden sich dickere Wolken. Die Temperatur ist bei 23,5° C in der Sonne.

Rein rechnerisch sind es bis zum Pass noch 400 Höhenmeter. Wenn ich durchhalte dauert das eine Stunde. Mal sehen.

10.48 Uhr – Auf 1646 m. Hier gibt es viele Wasserfälle. Ich vermute ja, dass das auch mit der Art des Gesteins zusammenhängt. Im Karstgestein versickert das Wasser, statt auf dem Gestein bis zur Klippe zu laufen.

10.51 Uhr – Diese Wand gilt es noch zu bezwingen. Hier müssen die steilen Serpentinen sein.

10.58 Uhr – Auf 1716 m. Mein Tacho zeigt jetzt auch 10% an. Ich werde in den kleinsten Gang wechseln. Bisher bin ich mit dem zweiten gut gefahren.

11.11 Uhr – Auf 1819 m. Die letzten zweihundert Meter musste ich 11-12% bewältigen. Es ging, aber nur bis zu dieser Kehre. Noch zwei Kehren und etwas über hundert Höhenmeter. Machbar bis 11.30 Uhr!

11.21 Uhr – Auf 1886 m. Jetzt kommt der Endspurt.

11.26 Uhr – Auf 1924 m. In dreieinhalb Stunden!

Der Rennradfahrer, der das Foto gemacht hat, hat zwei Stunden gebraucht.

Es ist richtig kalt und zugig hier. Ich brauche lange, bis ich das trockene rote Shirt in der Tasche gefunden habe.

Ein älterer Franzose, den ich gestern schon am Col de la Madeleine getroffen habe, hat mir erzählt, dass das Restaurant unterhalb des Passes geschlossen ist. Oben am Col de la Croix de Fer sei aber ein Restaurant und der Ausblick sei toll. Zum Col de la Croix de Fer sind es nur noch 160 Hm. Die nehme ich noch mit, für das Restaurant und den Ausblick. Auf der Abfahrt kommen auch nochmal 150 Hm Steigung. Der Regen ist für 15 Uhr angesagt. Ich mach es!

Ich ziehe mir wieder die nassen Sachen an, will ja die trockenen nicht gleich wieder verbrauchen.

Machbar: Nur eine kurze Abfahrt zum geschlossenen Restaurant da vorne, dann zum Pass gleich darüber.

Ziemlich flach. Der Stein sagt 5,6 % und zwei Kilometer

12.02 Uhr – Auf 2003 m.

Zwei Murmeltiere. Ist eines auf dem Foto, in der Mitte, zu sehen?

Links auf der kleinen Säule das eiserne Kreuz.

12.13 Uhr – Am Ziel! Ich habe einen Mann auf Deutsch angesprochen, ob er ein Foto machen kann. Eine Frau hatte ihm etwas zugerufen, das wie Deutsch klang. Es stellte sich heraus, dass er Englisch sprach, wahrscheinlich ein Schotte, weil sie das R so rollten.

Der Pass ist etwa zwanzig Meter höher als der Oberalp. Schon dafür hat sich der kurze zusätzliche Aufstieg gelohnt.

Die Aussicht ist wirklich großartig.

12.29 Uhr – Kaffee ist fertig. Rechts neben mir sitzt eine Wandererin mit ihrem sehr wohlerzogenen Hund. Ich gebe ihr ein kleines Stückchen von meinem Dörrfleisch für ihn. Sie sagt, dass er ganz besonders gerne Äpfel isst. Damit füttert sie ihn gerade.

Als sie aufgebrochen ist dauerte es nicht lange, da kam ein Schweizer Radlerpaar mit Packtaschen. Sie fahren von Hotel zu Hotel mit dem Rad. Auf die Pässe nehmen sie dann nur soviel Gepäck mit, wie nötig. Sie finden auch, dass Flussradweg langweilig sind. In diesem Jahr haben sie den Isèren, den Galibier und andere gemacht. Die Frau fährt ein Tour-De-Swiss Rad das ist wohl die einzige Schweizer Fahrradmanufaktur. Das größte Ritzel hinten hat sicher vierzig Zähne. Damit sind Pässe wirklich gut fahrbar, also mit etwa drei km/h, noch langsamer geht nicht, sonst fällt man um. Die Schweizer Pässe fahren sie auch, aber der viele Autoverkehr verleidet es ihnen zunehmend. In Frankreich seien die Passstraßen einfach leerer. Das konnte ich nur bestätigen. Es war ein sehr nettes Gespräch. Wir konnten alle drei unsere Euphorie, es geschafft zu haben, im Erzählen ausleben.

Rosa Granit? Die Farbe erinnert mich an die Bretagne.

13.15 Uhr – Zeit für die Abfahrt, auch wenn es sehr, sehr schwer fällt.

13.33 Uhr – Angehalten und alles angezogen, was ich dabei habe: Fleecejacke, Windstopper, brauner Kaschmirpullover, Regenjacke, Mütze, lange Handschuhe. Es ist saukalt.

Es geht bergab. Da meine Hinterradbremse kaum noch bremst, reicht sie aus, um mich auf einer angenehmen Geschwindigkeit zu halten. Ich muss wirklich mal die hinteren Bremsklötze ersetzen, zumal sie zunehmend quietschen.

13.42 Uhr – Ein Zwischenanstieg, sieht aber nicht dramatisch aus.

13.54 Uhr – Es wird wieder etwas wärmer.

14.03 Uhr – Eine sehr stille und genüssliche Abfahrt.

Die Mauer der Talsperre.

Sehr still. Kein Empfang. Die Berge türmen sich geradezu rechts und links.

Super schön. Hohe Berge, Wasserfall, Wald, Felsen.

Der Berg zerbröselt.

14.30 Uhr – Ein weiterer Anstieg, sogar mit steilen Serpentinen. Ich ziehe die nassen Sachen wieder an und fahre sie anschließend bei der Abfahrt trocken.

14.52 Uhr – Ich sitze im Café in Le Rivier d’Allemont mit toller Aussicht, auf die Berge, und auf Kaffee, Kuchen und Limonade. Was will man mehr?

Diese Schlucht-Seite des Passes ist umwerfend schön. Weitere neunzehn Kilometer Abfahrt habe ich noch vor mir. Es läuft einfach super. Die Etappe ist ein ganz besonderer Höhepunkt der Tour.

15.20 Uhr – Muss ich wirklich hier weg??

Noch ein Stausee. Die Abfahrt war sehr schnell. Ich musste mich sehr konzentrieren, da in der Straße Kabel oder sowas verlegt wurden und dieser neue Teerstreifen sehr wellig war. Ich bin eher rechts oder links davon gefahren. Autos kamen quasi keine.

15.44 Uhr – Ordentlich Gegenwind mit vielen Böen.

15.54 Uhr – Vielleicht kommen die Böen auch von dem, was sich da oben zusammenbraut.

Noch neun Kilometer.

Nach der Abbiegung nach Osten habe ich Rückenwind.

Sehr schneller Flussradweg in Richtung Le Bourg d’Oison.

Hier fahre ich morgen rechts ab.

16.13 Uhr – Sehr, sehr steile Felsen an der Romanche.

In Bourg d’Oison. Bald da.

16.26 Uhr – Ankunft am Hotel.

Auf der anderen Seite des Gebäudes ist die Fußgängerzone, zu der mein Zimmer zeigt.

Jetzt in die wohlverdiente Dusche!

17.20 Uhr – Draußen regnet es. Die Radklamotten hängen gewaschen auf der Leine im Bad. Ich versuche jetzt für die Rückfahrt die DB-Hotline zu erreichen.

17.54 Uhr – Seit 21 Minuten in der Warteschleife der DB-Hotline. Ihre Schätzung war zehn Minuten. Vier Minuten gebe ich ihnen noch.

Ich habe gelesen bis nach 44 Minuten jemand dran ging. Die Sache war schnell erledigt, da der gute Mann nur sagte, dass er nichts für mich tun kann.

Daraufhin habe ich die Schweizer SBB-Hotline angerufen. Nach fünf Minuten war eine nette Frau am Telefon, die mir für fünf Franken ein Fahrradticket am Schalter in Bern hinterlegt hat. Zum Abholen habe ich eine Dossiernummer, was mit der Betonung auf dem O einfach sehr nett klingt. Die Fahrkarte für mich von Bern nach Bonn kann ich in der DB-App buchen.

Jetzt fehlt noch die Fahrkarte Orange-Bern. Die SNCF-Apps zeigen die Verbindung, die die DB-App zeigt, nicht an. Ich werde zum Schalter gehen müssen. Mal sehen, ob ich vor Orange an einem Bahnhof vorbeikomme.

Auf der Suche nach einer Pizzeria bin ich mal wieder von den gefalteten Gesteinsschichten fasziniert.

Die riesige Pizza Savoyard kann es mit einem Käsefondue aufnehmen. Die Kalorien sind aber gut angelegt. Außer dem halben Baguette auf dem Croix-de-Fer und dem Stück Kuchen auf der Abfahrt habe ich heute tagsüber nichts gegessen.

Es regnet wieder. Den Schirm habe ich dabei, aber ich bleibe noch etwas, nehme einen Café und lasse die heutige Königsetappe Revue passieren.

Eine Steigung zwischen 6 % und 8 % bringt mich am Angenehmsten den Berg hinauf, dafür brauche ich ein paar mehr Pausen, als wenn es nur 4 – 6 % wären. Ansonsten bin ich weiterhin sehr überrascht von meiner Kletterrate von mehr als 400 Höhenmetern pro Stunde. Auf gutem Teer macht das Klettern richtig Spaß. Nur deshalb habe ich den Vorschlag des Franzosen, den Croix-de-Fer auch noch mitzunehmen, angenommen. Der 5 %-Anstieg war quasi nicht der Rede wert und die 150 Höhenmeter in gut zwanzig Minuten bewältigt. Und die Aussicht war, wie versprochen, jeden Meter wert.

Die beiden Anstiege auf der Abfahrt haben mich nicht mehr weiter gestört. Es war ja klar, dass es nicht viel sein würde. Der Wind am Talausgang war eher eine Herausforderung. Der anschließende Flussdamm lud dann zum Heizen ein.

Mit zwei Pässen, der höchsten Anzahl Höhenmetern, die ich je mit Gepäck gefahren bin, den Wiesen, den Schluchten, den Murmeltieren, den Seen, den Schweizer Pass-Fahrern, dem Kuchen mit Ausblick und den kaum zu spürenden Knien, Sehnen etc, war es eine sehr würdige Königsetappe für diese weite Tour. Ich bin sehr dankbar und glücklich!

21.18 Uhr – Jetzt lese ich nochmal den Text, korrigiere und ergänze Geschichtchen, wo unterwegs keine Zeit zum Notieren war.

Bevor das Licht ausgemacht wird noch ein Blick auf morgen. Es gibt zwei Pässe, beide nur noch auf um die 1400 m, aber teils steil. Es sind vielleicht 45 Kilometer. Ich nähere mich dem Rand der Alpen.

24.06.2021 – Bourg d’Oison – Col d’Ornon (1360 m) – Col de Parquetout (1437 m) – Corps – 48 km/1300 Hm

6.35 Uhr – In der Nacht hat es einmal kurz sehr heftig geregnet. Im Augenblick zieht ein Regengebiet knapp vorbei, so dass der Start heute mal wieder feucht werden könnte. Ich bin gespannt, wie schwer die Beine beim Fahren sind.

7.20 Uhr – Beim Frühstück. Ich versuche mal wieder, mir im bereitstehenden heißen Wasser ein Ei zu kochen. Beim letzten Versuch vor einigen Tagen war es nach fünf Minuten noch roh. Jetzt habe ich die Eieruhr auf zehn Minuten gestellt.

Der Regen hat aufgehört, soll aber am Mittag wieder weitergehen.

Die deutsche Mannschaft hat gestern, mit viel Mühe, zwei Tore geschossen. Dafür konnte ich mir weitere zwei Gigabyte Datenvolumen holen. Das sollte auch für die weitere Fahrkartenrecherche reichen.

7.46 Uhr – Das Ei war schön hart. Das Schokocroissant ist vorzüglich.

8.35 Uhr – Ich montiere die neuen Bremsklötze. Die beiden hinteren Klötze waren sehr abgefahren und hatten auch nicht mehr vollflächig auf der Felge aufgelegen. Sie hatten am Rand eine Nase. Vielleicht hat die auch das Quietschen verursacht. Als Ersatzteile habe ich zwei graue und zwei rote Klötze dabei. Ich nehme mal die grauen, vielleicht sind die bei Regen besser.

8.55 Uhr – Mal eben gemacht ist das natürlich nicht. Ich musste mehrere Schrauben aufdrehen, justieren, wieder zudrehen, wieder aufdrehen, nachjustieren, wieder zudrehen. Jetzt fahre ich los. Nachstellen kann ich unterwegs immer noch.

9.01 Uhr – Ein großartiger Morgen für die nächste Etappe.

9.09 Uhr – Sehr praktisch, diese Schilder mit den harten Fakten. Die Nebelschwaden hängen noch sehr tief.

Eine Rennrad-Truppe überholt mich. Alle grüßen freundlich.

Später überholt noch jemand, bleibt dann stehen, macht ein Foto und bleibt mit Abstand hinter mir.

9.17 Uhr – Ein tiefes Tal, recht flach geht es am Hang entlang hinein.

9.40 Uhr – Auf 956 m in einem Weiler, der zu Ornon gehört. Sobald ich anhalte beschlägt die Brille von der Feuchtigkeit in der Luft. Weiterhin eine angenehme Steigung. Ich spüre keine Schwere in den Beinen. Ich kann so fahren, wie gestern, also mit etwa 100 Höhenmetern pro Viertelstunde. Genial!

10.05 Uhr – Auf 1143 m. Blick zurück.

Der Rennradfahrer, der hinter mir hing, hat mich irgendwann eingeholt. Er ist aus Rumänien mit dem Flugzeug nach Lyon geflogen und weiter mit dem Mietwagen in die Berge gefahren. Ich frage, ob er sich heute warm fahre. Nein, sagt er, er habe gestern über 2000 Höhenmeter gemacht und wolle heute etwas entspannter fahren. Er sprach sehr gut Englisch, wie meine rumänischen Kollegen.

Blick zum Pass. Davor ein kleines Dorf mitten im Wald.

10.27 Uhr – Auf 1315 m.

10.35 Uhr – Auf 1375 m. Kann nicht mehr weit sein. Kalter Wind kommt mir entgegen.

10.38 Uhr – Oben! Der nette junge Rumäne von unterwegs hat das Foto gemacht. Er startete gerade in die Abfahrt. Er will gleich noch einen kleinen Pass fahren und heute Nachmittag mit seiner Frau irgendwo wandern gehen.

In der Gite kann ich Kaffee und Limonade bekommen.

Die Holländerin, die vor mir sitzt, konnte beim Überholen nicht mal grüßen. Sie war sehr schnell. Ein Ehepaar aus Colorado will unbedingt das gleiche Shirt haben, wie sie. Jetzt hat sie ihren Club in Holland angerufen und eines bestellt, das zu ihrem Campingplatz geliefert wird.

Sie ist ernsthafte Wettkämpferin, sagt ihr Mann, und fügt hinzu, dass er ihr nur zuschauen, aber nicht mithalten kann.

11.03 Uhr – Bin fast vollständig getrocknet. Regenwolken sind von Süden im Anmarsch. Also weiter.

Am Pass sind gleich zwei Gites nebeneinander. Der Herbergsvater sagte gerade, der Col de Parquetout habe einen Anstieg von 8 Kilometern mit 12%, im Mittel, und alle Radfahrer würden weinen vor Anstrengung. Oh lala.

Viel Wald. Bei viel Schmelzwasser, läuft es hier einfach über die Straße.

Total still, Wind, Vögel.

Welch eine schnelle Abfahrt. Im Hang wieder ein langer Wasserfall.

Die neuen Bremsklötze sind sehr gut. Es macht die Haarnadelkurven viel angenehmer, wenn man gut bremsen kann.

11.31 Uhr – Ein bisschen, wie in der Eifel. Nur die Berge sind etwas höher.

11.34 Uhr – Da vorne könnte es eine enge Schlucht geben.

Vielleicht gibt es hier im Ort ein Baguette.

Ein idyllischer Talkessel. Aber eine Boulangerie gab es keine.

Die Schlucht.

11.56 Uhr – In Entraigues. Ich habe ein Baguette! Muss es aber noch irgendwie verstauen.

Sehr schön hier.

12.04 Uhr – Alles verstaut. Nun auf zum Horrorpass.

Wirklich schön hier.

12.11 Uhr – Das sieht nach viel Regen aus. Ich steige gleich links im Hang auf. Ob der Regen an mir vorbeiziehen mag?

12.17 Uhr – Auf 802 m. Ich bin zumindest auf dem richtigen Weg.

Backhaus und Tränke in Les Engelas. Jetzt wird es steil wie im Weinberg.

Ich habe nochmal schnell auf die Karte geschaut, bevor ich den Weg raufgefahren bin. So ein Quatsch: Komoot wollte mal wieder die Serpentinen abkürzen. Ich bin noch ein Stück auf der Hauptstraße geblieben. Hier ist ganz offiziell alles ok.

12.32 Uhr – Auf 886 m. Der Tacho zeigt konstant 11%. Erste kleine Tropfen fallen.

12.46 Uhr – Auf 1004 m. Zickzack auf dem Weg fahrend bleibt die Steigung bei 10-11%.

Der Donner kommt näher und öfter. Es wird kühl.

12.59 Uhr – Auf 1104 m. Die Steigung nimmt ab, das Donnern nicht. Weiter nur ein Paar Tropfen. Mehr Böen.

Was für eine Suppe! Weiter, bis es richtig regnet.

13.11 Uhr – Auf 1144 m. Na gut, jetzt regnet es richtig. Mit der Sonnenbrille sah es aus, wie Weltuntergang. Die Böen lassen nach, aber der Donner kracht ordentlich.

Ich bin wohl ziemlich mitten drin! Es soll noch über eine Stunde dauern, bis es vorbei ist. Da ziehe ich vielleicht doch meine Regenhose drüber und fahre weiter.

Ich habe auch die Beinlinge angezogen. Also weiter, aber langsam. Das Donnern wird weniger. Die Vögel zwitschern schon wieder.

Es geht.

13.27 Uhr – Gerade hat es grell geblitzt und dann wie ein Kanonenschlag gedonnert. Erinnert an das Abschlussfeuerwerk von Pützchensmarkt. Dann ein bisschen Hagel, jetzt ordentlicher Regen mit schweren Tropfen.

Das Donnern lässt nach.

Weiter.

13.42 Uhr – Auf 1306 m. Wenn die Schneise die Straße ist, geht es noch weiter hoch.

Im Tal ist es schon etwas heller

13.53 Uhr – Auf 1388 m. Weit kann es nicht mehr sein.

13.58 Uhr – Auf 1418 m. Noch nicht oben, aber Ausblick.

Das war ein weiteres langes Stück mit zehn Prozent. Die Riesenpizza und das Frühstück sind fast aufgebraucht. Ich müsste am Col in einer trockenen Hütte etwas essen. Wenn das möglich wäre.

14.03 Uhr- Am Co de Parquetout auf 1436 m! Strahlend in die Kamera schauen geht noch! Alles gut.

Der Anstieg war steil und schweißtreibend, aber in meinem aktuellen Zustand gut fahrbar. Der Regen hat mir die Kletterrate von 400 Höhenmetern pro Stunde etwas versaut.

Jetzt geht es mindestens genauso steil bergab, auf nasser Straße. Der Regen hat aufgehört, nur von den Blättern fallen noch große Tropfen. Hier gibt es furchtbar viele Mücken. Vielleicht trockne ich die Regensachen auf den ersten Kilometern. Noch etwa 8-10 Kilometer bis zur Gite.

Am Col parkt ein Wanderer. Ein Traktor fuhr gerade vorbei. Ich bin nicht alleine in diesem Bergwald. Aber los ist hier nichts. Runter!

Das nasse Grün leuchtet in der heller werdenden Sonne.

14.13 Uhr – Wenige hundert Meter unterhalb des Passes. Da es nicht mehr regnet ziehe ich mich hier um und esse etwas!

Der Kaffee ist fertig und dampft fröhlich vor sich hin.

Dazu frisches Baguette mit Dörrfleisch und Käse: himmlisch!

Jetzt kommt der Nebel.

15.20 Uhr – Die Wolken lösen sich auf. Leider nur 16° C, sonst würde ich noch etwas in der Sonne dösen und das Pass-Glücksgefühl auskosten. Vielleicht gibt es ja in Saint-Luce ein Café?

Ein letzter Blick zurück ins Tal der Bonne, aus dem ich hierher aufgestiegen bin.

15.31 Uhr – Ich habe nochmal angehalten. Dieser Ort ist einfach zu besonders, um einfach so loszufahren. Also habe ich noch das Tiger-Tai-Chi gemacht, das Edmond uns vor zwanzig Jahren beigebracht hat. Und just wo ich das schreibe, kommt das Newsletter von ihm. Sachen gibt’s.

Es wird bald wieder regnen. Zügig weiter!

Welch ein Ausblick!

Schön gelegenes Dorf.

Waldabfahrt. Gerade kamen drei Autos und zwei Motorräder. Hier ist was los!

Ein Streifen Blau.

15.55 Uhr – Bald müsste Sainte-Luce kommen. Nur noch 13,7° C.

16.00 Uhr – Kirche abgeschlossen und kein Café. Die Gite ist offiziell erst ab 17 Uhr offen. Ich hoffe, da ist trotzdem jemand.

Die lange Gerade neben den beiden Windrädern fahre ich morgen entlang.

Eine sehr schöne Komposition. Der Lac du Sautet-Stausee liegt unterhalb von Corps.

Interessante Giebel mit Steinplatten.

16.17 Uhr – Auf 1029 m. Dort unten liegt Corps. Noch etwa einen Kilometer zur Gite.

16.22 Uhr – Am Ziel. Es fängt an zu regnen.

18.02 Uhr – Ich habe ein großes Zimmer mit einem schönen Bad in diesem großen alten Bauernhof. Frühstück gibt es leider erst um acht. Abendessen gibt es keines, aber der Herbergsvater stellt mir eine Platte mit Brot und Käse um neunzehn Uhr in den Speisesaal, dazu etwas Wein. Mein Magen knurrt.

Es ist wirklich unglaublich, wie ich gerade über die Berge fahren kann. Elf bis zwölf Prozent sind kurzzeitig machbar, zehn bis elf aber sogar auf längere Distanz. Ich halte dann etwa alle hundert Höhenmeter an. Bei geringeren Steigungen kann ich sogar länger ohne Kurzstopp fahren. Das fühlt sich richtig gut an. Und alle Sorge vor den schweren Etappen war bisher unnötig.

Bald verlasse ich die Alpen endgültig. Es kommen noch zwei Etappen mit nennenswerten Höhenmetern.

Morgen fahre ich den Col du Festre (1441 m). Er soll ok sein und erspart mir die Fahrt durch Gap. Das morgige Hotel ist in Serres an der Buëch. Dort gibt es sogar einen Bahnhof, wo ich nach der Fahrkarte fragen kann. Mit 59 Kilometern und 800 Höhenmetern ist die Etappe nicht so sehr schwer.

Am Tag danach, mit Ziel Vaison-la-Romaine, kommen viele kleinere Anstiege und 77 Kilometer und ein letztes Mal deutlich über tausend Höhenmeter. Ich rolle also noch nicht gemütlich aus.

Die Wettervorhersage ist sehr gut. Morgen noch frisch, weil ich in den Bergen bin, aber kein Regen. Vaison-La-Romaine erwartet mich mit Sonnenschein und Temperaturen nahe dreißig Grad. In Orange können es am Sonntag dann auch knapp über dreißig Grad werden. Nach dem wechselhaften Wetter der letzten Tage freue ich mich auf Sonne und Wärme.

Das Haus in voller Schönheit.

19.10 Uhr – Mein Abendessen im Hof. Für eine Stunde habe ich noch wärmende Sonne. Es gibt verschiedene Sorten Käse, ein Stück Wurst, einen viertel Liter Wein und ein Stück Brot.

Der Phönix steigt aus der Asche. Das Wolkenspiel am Grande Tête de l’Obiou (2789 m) ist sehr fantasievoll.

Dieser Gipfel ist der siebtprominenteste Gipfel Festland-Frankreichs. Er steht mehr als fünfzehnhundert Meter über seiner Umgebung, der Mont Blanc sogar 4695 m. Findet man in Wikipedia.

Ich habe bis auf ein Stück Brot alles verdrückt. Es hat mir sehr gut geschmeckt.

21.17 Uhr – Ich habe weitere Bahn-Recherchen betrieben. Die Hotels in Bern sind doch recht teuer. In Genf ist die Auswahl akzeptabeler Hotels viel größer. Wenn ich am Dienstag dort um kurz vor zehn starte, habe ich eine gute Stunde Aufenthalt in Bern, um die Fahrradkarte am Schalter abzuholen. Am Montag muss ich dann auch nur einmal umsteigen und bin um fünf in Genf. Das passt mir auch besser, als erst kurz vor acht in Bern zu sein und am Dienstag erst nach dreizehn Uhr wieder weiter zu können. Und das Ticket Genf-Bonn kann ich über die DB-App kaufen.

21.21 Uhr – So jetzt lese ich den Krimi zu Ende und schlafe mal richtig aus. Es ist ja auch heute wieder richtig viel los gewesen.

25.06.2021 – Corps – Col du Festre (1441 m) – Serres – 64 km/810 hm

7.29 Uhr – So lange habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen. Draußen ruft ein Kuckuck. Davon gibt es hier in der Gegend anscheinend viele, da ihr Rufen oft zu hören ist. Noch ist es dunstig draußen.

Ich freue mich auf den Kaffee!

9.17 Uhr – Der Kaffee war gut. Aber es war kalt in dem großen Gewölbe und es fehlte mir das warme Croissant. Mit elf Grad ist es ziemlich frisch, und das erste Stück geht es bergab.

9.23 Uhr – Ich habe mir die Fleecejacke noch unter die Weste gezogen. Es ist wirklich sehr frisch.

9.27 Uhr – Auf der Abfahrt nach Corps. Der Himmel hält schon das Versprechen bereit für einen sonnigen Tag.

Auch wenn die Nebel noch sehr tief hängen.

9.38 Uhr – Der zentrale Platz im Corps scheint ein Kreisverkehr für die Nationalstraße N85 zu sein. Ich fahre mal zur Kirche.

Kleiner, enger Platz, mit drei Bäumchen.

9.56 Uhr – Die Kirche aus dem siebzehnten Jahrhundert ist leer, draußen zwitschern die Schwalben und Spatzen. Man hört die Autos kaum. Ein sehr schöner Ort, um ein wenig stille zu halten und in mir selbst vergnügt zu sein.

10.11 Uhr – Die Hauptstraße mit vielen Geschäften, Bars und Restaurants. Jetzt aber doch mal weiter.

Der Gipfel des Obiou erscheint in einem Streifen blauen Himmels. Dieser Berg ist filmreif.

10.23 Uhr – Am Staudamm. Über diese schwindelerregende Brücke fahre ich jetzt.

Wow, welch eine enge Schlucht.

Am anderen Ende der Brücke. Es zieht ein kalter Wind. Weiter!

10.41 Uhr – Der Anstieg ist länger als gedacht, und die Temperatur ist schon bei milden 18° C. Ich ziehe Armlinge, Beinlinge, Fleecejacke und Weste aus.

10.49 Uhr – Gegenüber auf der Nordseite des Stausees liegt Corps, links im Hang irgendwo die Gite.

Voraus liegt die lange Gerade, die ich gestern auf der Abfahrt schon von oben gesehen habe. Mehr Wind, ich ziehe die Weste wieder an.

10.58 Uhr – Ich komme den mächtigen Kalksteinbrocken immer näher, auf weiterhin schnurgerader Straße.

11.06 Uhr – Großartig, die glatten Felswände, das V-förmige bewaldete Tal.

Knapp über zwanzig Grad. Auf der Geraden kam der Wind netterweise schräg von hinten.

Es ist sehr ruhig hier, kaum Autos oder Lastwagen. So liebe ich das.

11.18 Uhr – Mit dem Fluss umfahre ich diesen Berg.

Welch ein Ungetüm. Gerade traf ich wieder eine einzelne Wandererin mit Hund auf der Straße.

Die Sonne könnte mal bald rauskommen, nur siebzehn Grad.

11.27 Uhr – Ich nähere mich dem Schluchtende.

Huch, das Wasser kommt mir entgegen. Ist ja irgendwie auch klar, dass es in den Stausee fließt. Im Kopf hatte ich es anders herum.

11.33 Uhr – Das heißt, ich bin im Passanstieg. Und die Sonne zeigt sich kurz.

Fast wie in Griechenland, nur grüner und mit mehr Wasser.

Eine Fahrspur hat sogar einen Tunnel.

11.49 Uhr – Diese Kirche aus dem elften Jahrhundert liegt leider zu hoch über der Straße. Auf 1026 m. Ich könnte vor dem Pass etwas essen.

Ich biege rechts ab. Links geht es nach Superdévoluy, wo einer von uns mal zum Skifahren war.

Nochmal die Kirche.

12.14 Uhr – Ob das zwei Adler sind?

Es läuft sehr gut, bei frischer Luft, Rückenwind, geringer Steigung und gutem Teer. Ich steige dafür aber nur langsam an. Es ist der letzte Pass für diese Tour.

Ein Restaurant direkt an der Straße: perfekt!

13.24 Uhr – Die gewünschte Kuchenpause in Agnières-en-Dévoluy.

Mein Shirt ist inzwischen wieder trocken, sogar die patschnassen Handschuhe sind angenehm warm.

Es ist so schön hier, ich will gar nicht weg! Und, es ist ja nicht das erste Mal auf dieser Reise, dass ich an einem solch schönen Ort in solch einem glücklichen Zustand bin.

Hier ist die Landschaft geradezu mild.

13.45 Uhr – Ein Blick zurück.

13.58 Uhr – Auf der Passhöhe!

Ein sehr besonderer Platz für diese Marien-Statue. Die goldene Krone leuchtet in der Sonne.

Blick zurück.

Das ganz offizielle Passfoto.

14.37 – Hier am Brunnen habe ich meine Pause gemacht.

In guter Gesellschaft.

14.45 Uhr – An der Gite gleich nebenan nehme ich noch einen Kaffee mit Limonade.

Am Brunnen muss mich etwas in die linke Ferse gestochen oder gebissen haben. Tut saublöd weh, man sieht aber nichts.

Wie man auf dem Foto sieht, sind die Alpen hier zu Ende. Dies ist das letzte große Massiv am Westrand der Alpen, am Übergang in die Provence. Die hat natürlich den Mont Ventoux, und ich bin sehr gespannt, wann er auftaucht.

Jetzt kommt eine achthundert Höhenmeter lange Abfahrt. Insgesamt sind es noch 33 Kilometer bis nach Serres.

Das Hotel öffnet erst um 17.30 Uhr, ich muss mich also gar nicht beeilen.

Ich habe etwas Kühlgel auf die Ferse geschmiert. Wozu habe ich es schließlich bis hierher mitgeschleppt.

Hier oben kann man auch in Jurten übernachten.

Und weiter!

15.20 Uhr – Wenige hunter Meter unterhalb der Gîte. Als Dank, Würdigung und Abschied war hier ein guter Platz für Tiger-Tai-Chi. Jetzt frisch hinab.

Eine sehr schöne Abfahrt.

Und mit fünfzig bis sechzig Stundenkilometern auch ganz schön schnell, weil es keine Serpentinen gibt.

15.34 Uhr – Zum Abschied noch ein Tunnel.

Bin ich in Kanada?

15.45 Uhr – Hier überquere ich die Beoux und nehme eine Nebenstraße. Mit 32° C ist es jetzt warm genug, alles Überflüssige auszuziehen.

Heftiger Gegenwind. Ist aber ok, ich wurde ja auch vom Wind zum Pass hinauf gepustet.

Noch einmal schaue ich zurück in die Berge.

16.01 Uhr – Jetzt noch neunzehn Kilometer auf der viel befahrenen Straße D994. Ich straffe schon mal meine Nerven.

16.15 Uhr – In Seynes wird fleißig dekoriert. Keine Ahnung für was.

Hm, vielleicht Weihnachten??

16.34 Uhr – Der Schalter am Bahnhof ist an drei Tagen die Woche von 10 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. Am Automaten kann man keinen Fahrschein nach Genf lösen. Also weiter.

Vorhin war der Randstreifen etwas breiter.

16.37 Uhr – Orange ist schon ausgeschildert. Meine Fahrbahn ist recht leer. Noch sind die Nerven entspannt.

16.41 Uhr – Ich bin noch auf 796 m, es geht weiter bergab. Der Wind hat nachgelassen. Noch elf Kilometer.

.

Blick zurück.

16.52 Uhr – Blick nach vorne. Es ist warm mit 30,5 ° C. Noch sieben Kilometer.

17.00 Uhr – Eine letzte Schlucht vor Serres. Mein Magen meldet sich, er will etwas essen.

17.11 Uhr – Der Verkehr hat sehr stark zugenommen. Wo an diesem Felsen liegt Serres?

17.16 Uhr – Am Hotel, vorbeigefahren. Es war ein Lastwagen hinter mir.

18.05 Uhr – Die Dusche tat sehr gut. Wie in den letzten Unterkünften musste ich das heiße Wasser sehr lange laufen lassen, bis es warm wurde. Es sind gerade wirklich nicht viele Gäste da. Ich habe nur das Nötigste gewaschen.

Das Kühlgel war eine gute Idee von der heimatlichen Service-Hotline. Ich spüre den Stich oder Biss nicht mehr.

Zwei Radhosen übereinander sind sicher nicht elegant, aber für meine Sitzfläche sehr angenehm. Es tut auch hier gerade nichts weh. Die Sehnen melden sich manchmal, werden dann gelockert und alles ist wieder ok. Die Lippenbläschen sind ebenfalls abgehakt. Ich muss aber regelmäßig Sonnencreme oder Vaseline auftragen.

Ich bin zu hungrig, um loszugehen. Das werde ich jetzt aber mal tun. Frühstück gibt es morgen um 7.30 Uhr.

Hier doch noch gerade die morgige Etappe, die über einige kleinere Berge in westlicher Richtung nach Vaison-La-Romaine führt. In Summe könnten 1200 Höhenmeter und fast achtzig Kilometer zusammen kommen. Einmal, am La Vanige (1391 m), erreiche ich nochmal 1100 Meter Höhe. Es könnte auf einem ungeteerten Weg sein. Das wird mal wieder spannend bezüglich Steigung und Kletterrate.

Jetzt aber mal los.

19.10 Uhr – Als ich um viertel vor sieben ins Restaurant kam, waren natürlich noch keine anderen Gäste da. Jetzt sind einige Tische besetzt. Heute gibt es Salat und Wok-Nudeln. Der junge Kellner, der ein wenig Englisch spricht, hat mir zu meinem guten Französisch gratuliert. Höre ich gerne, auch wenn ich ihm nicht zustimmen mag.

19.30 Uhr – Das war lecker! Und langsam steigt mir der Rosé, auch wenn er mit viel Wasser gemischt ist, zu Kopf.

Durch Serres führt die Bahnlinie Lyon-Marseille. Mal sehen, ob der Ticketschalter am Bahnhof deshalb öfter besetzt ist.

Serres gehört zum Département Hautes-Alpes und ist damit Teil der Region Provence -Alpes-Côte-d’Azur.

19.55 Uhr – Mit Nachtisch! Nach all den verbrauchten Kalorien in den letzten Tagen ist eine Erhöhung des Essensbudgets schlicht notwendig.

Eine Google-Recherche hat ergeben, dass der hiesige Bahnhof bis 21.00 Uhr geöffnet ist. Vielleicht betrifft das ja auch den Ticket-Schalter.

20.35 Uhr – Es ist doch heute Freitag, oder? Man müsste normal bis 21.00 Uhr geöffnet haben. Es ist trotzdem alles geschlossen. Nun gut. Morgen rolle ich kurz mit dem Rad nochmal vorbei.

Abendspaziergang durch die Altstadt. Links durch den Durchgang geht es weiter hinauf.

Dann hier die Treppe hoch.

und ich stehe an der Kirche.

Weitere Treppen hinauf gibt es einen kleinen Parkplatz und diesen Ausblick.

Weitere Treppen hinauf: Eine Kapelle von 1650.

Morgen folge ich weiter der D994 in das Tal rechts.

Hoffentlich finde ich jetzt den Weg zurück durch das Gassen- und Treppengewirr.

22.05 Uhr – Nach dem Spaziergang und Erzählen mit zu Hause lese ich jetzt den Krimi zu Ende und schlafe.

26.06.2021 – Serres – Col de la Saulce (877 m) – Col du Rocher Percé (1190 m) – Col de Peyruergue (820 m) – Vaison-La-Romaine – 84 km/1040 Hm

1.32 Uhr – Mir ist kalt. Ich hole beide Wolldecken aus dem Schrank und lege sie auf mein Bett. Am Himmel zieht der Schwan weiter oben als beim Zubettgehen und Kassiopeia ist darunter erschienen. Obwohl fast Vollmond ist, kann man die Sternbilder wunderbar sehen. Aber eigentlich will ich schlafen.

6.43 Uhr – Mit den weiteren Decken ging es. Ich hätte natürlich auch das Fenster schließen können, aber die frische Luft war gut. Mit elf Grad (laut WetterOnline) ist es recht kühl, aber wolkenlos. Die Mittagstemperatur soll bei 26° C liegen: wunderbar.

8.31 Uhr -Start

Heute ist Markt. In der Sonne ist es wunderbar, im Schatten noch sehr frisch.

Nachtrag: Die Farbe des Himmels ist, wenn ich sie jetzt, abends beim Überarbeiten auf dem Foto sehe, von einem erfüllenden Leuchten.

8.47 Uhr – Hurra, ich bin stolzer Besitzer einer Fahrkarte von Orange nach Genf! Der Mann am Schalter war sehr, sehr nett. Er musste mir zwei getrennte Fahrscheine verkaufen, da auch sein System für Orange-Valence unbedingt den TGV verkaufen will. Er hatte viel Geduld und wir waren beide glücklich, als es geklappt hatte. Am Ende hat er sich sogar noch nach meiner Tour erkundigt.

Ich habe mir zwei Äpfel gekauft. Der kleine Rest Käse und Fleisch sollte reichen. Ich brauche dann nur noch ein Baguette.

9.09 Uhr – Noch nicht viel los auf der D994. Das morgendliche Sommer-Wetter ist einfach herrlich.

Wieder fahre ich durch eine kleine Schlucht mit tollen Badeplätzen für heiße Tage.

9.35 Uhr – Es geht einfach sanft das Tal hinauf.

9.45 Uhr – Es tut sich etwas: Eine Stadt auf dem Berg ist vor mir aufgetaucht: L’Épine. Soll ich einen Café dort nehmen, so früh am Tag?

Nein! Liegt zu weit abseits und der Tag wird noch lang.

9.57 Uhr – Aha, ich bin auf einer Fahrradstrecke. Auf den markanten Berg vor mir gehört eigentlich eine Katharer-Burg.

10.07 Uhr – Da bin ich doch glatt einen Pass gefahren.

Jedenfalls geht es jetzt bergab.

10.24 Uhr – Wenn kein Auto vorbeifährt, ist es hier wunderbar still, man hört die Feldlerchen und das Säuseln des Windes. Da stört es, wenn die Kette zu laut surrt. Daher habe ich sie mal eben gereinigt und geölt. Weiter.

Dieser riesige Keil mitten in der Landschaft ist sehr markant.

Die Kette ist nicht mehr zu hören, nur das Summen der Reifen auf dem Teer. Perfekt.

10.46 Uhr – Hier leuchtet und duftet der Ginster.

10.44 Uhr – Bald komme ich nach Rosans. Dort biege ich nach Süden ab, um die vor mir liegende Hügelkette zu erklimmen. Dabei muss ich auf 1100 m.

Ich finde diese offen liegenden Kalksteinschichten ja sehr faszinierend.

Wo kommt dieser schwarze Sand her, der hier an vielen Hängen zu sehen ist?

11.12 Uhr – In Rosans, auf Kilometer 25. Wieder eine kleine Stadt auf dem Berg. Restaurants und ein kleines Geschäft liegen an der Durchgangsstraße. Hier kaufe ich mir ein Baguette und nehme Kaffee und Limonade.

Im kleinen Laden waren die Baguette noch im Backautomaten. Sie sind in fünf bis sieben Minuten fertig. Also habe ich ein Pain-au-Chocolat gekauft und mich in die Bar um die Ecke gesetzt.

Hier ist auch überall das Tragen einer Maske vorgeschrieben. Offensichtlich ist es nicht klar, ob sie das Kinn, den Mund, oder die Nase bedecken soll. Man nimmt es anscheinend recht entspannt hier.

Sie hat das Baguette extra für mich zurückgelegt. Wie nett! Jetzt muss ich es leider zerteilen, damit es in eine Dose passt.

11.55 Uhr – Ich nehme mal an, dass der Radweg am Berg entlang, aber nicht hinüber geht. Es wäre natürlich toll, wenn es nicht so wäre.

12.02 Uhr – Viel Wasser fließt hier nicht mehr die kleine Eygues hinunter.

Drüben liegt Rosans, rechts davon der Keil-Berg.

12.12 Uhr – Hier beginnt der Anstieg, ab Lemps geht es auf den Feldweg. Mal sehen, wie weit ich in der Mittagshitze fahren mag. Der Tacho zeigt 37,6° C. Es geht ja durch den Wald. Das könnte auch sehr angenehm sein.

Hier fahren keine Motorräder mehr und nur noch sehr wenige Autos.

12.45 Uhr – Auf 788 m. Das waren mehr als 200 Höhenmeter in einer halben Stunde. Der Schweiß rinn, der Splitt knirscht, die Schmetterlinge schmettern und die Eidechsen rascheln. Auf dem Berg ragt die Kirche von Lemps empor.

Nachts wird hier das öffentliche Licht ausgemacht heißt es auf dem Schild rechts.

Einmal der Rundumblick. Der Keil-Berg heißt Risou (1181 m).

Die Kirche ist leider geschlossen. Mal sehen, ob ich eine Bank im Schatten finde.

Feigenbaum und gut restaurierte Mauern, aber auf der Bank kein Schatten.

Mein Rad steht in der Grand Rue. Das setzt Maßstäbe.

13.06 Uhr – Der Einstieg in den Feldweg sieht sehr gut aus.

Blick mit Fahrrad in die von markanten Bergen gesäumte Ebene.

13.13 Uhr – Auf 848 m, hier beginnt die Schotterpiste.

13.18 Uhr – Auf 884 m. Ich finde es schon etwas aufregend, so alleine im Wald. Aber der Weg ist immer noch besser als der von Chur nach Disentis und nicht zu steil. Jetzt kommt kühlender Wind von hinten.

Jetzt kommt ein steiles Stück.

Das waren 13%. Hier ist mir der Untergrund aber zu lose. Ich schiebe mal 50 m. Anfahren kann ich auf den losen Steinen nicht.

Fast zu steil zum Schieben. Ich hatte Radtour und nicht Mountainbike-Tour bei Komoot eingegeben. Welch eine Strecke. Weiter!

13.35 Uhr – Auf 956 m. Puh! Das waren locker 18%. Ich musste genau auf jeden Tritt achten, damit ich beim Schieben nicht wegrutsche. Hier ist es jetzt wieder flacher und ohne große Steine.

Hier kann sich Rosinante die Hufe kühlen.

Die Fernsicht ist genial.

Aussicht zum Genießen.

13.58 Uhr – Auf 1070 m. Weit ist es nicht mehr bis zum Pass!

14.07 Uhr – Auf 1101 m. Die Fernsicht raubt mir fast den Atem. Ansonsten geht es konditionell gut, auch Hunger habe ich noch keinen. Ich hoffe, Rosinante übersteht auch die Abfahrt.

14.13 Uhr – Auf 1119 m. Hier muss ich wohl auch noch hinauf.

1420 Uhr – Oben an einem Col du Rocher Percé (1190 m) mit Schild und Namen!

Von hier kann ich den Mont Ventoux sehen!

Hinweise zum Umgang mit Schäferhunden. Hm, Das beruhigt mich jetzt nicht wirklich.

Es geht sehr steil bergab. Ich habe jetzt keine Nerven für eine ruhige entspannte Pause.

14.36 Uhr – Sehr steil mit -14%, rutschig, technisch sehr anspruchsvoll. Vorne rufen Kinder. Bin wohl doch nicht völlig alleine hier.

14.45 Uhr – Ich rutsche mehr als ich fahre. Auf 1053 m.

Ich brauche sehr viel Konzentration und Körperspannung. Also halte ich oft an.

14.54 Uhr – Auf 973 m. Ein neu angelegtes Lavendelfeld.

Das unkontrollierte Rutschen auf dem Geröll will sehr gut geplant sein. Das Hinterrad weicht immer nach rechts aus, das muss ich einplanen.

Warum ich das alles mache? Natürlich hatte ich gehofft, dass der Weg besser ist. Aber ich war auf alles eingestellt. Mit dem Mountainbike wäre es eine schöne Tour. Weiter runter!!

Das erste fette Lavendelfeld. Die Blüte beginnt aber gerade erst.

15.08 Uhr – Auf 825 m. Ich bin weiter in den sehr steilen Serpentinen. Ich kann schon die Autos von der Straße im Tal hören.

1513 Uhr – Auf 781 m. Hier komme ich auf eine Teerstraße! Yipiii! Mir fällt ein: Ich bin auf Kilometer 43 und muss noch fast vierzig fahren. Frisch voran! Aber Pause brauche ich trotzdem.

Jetzt muss ich mal ganz langsam von diesem Adrenalin-Niveau runter. Mensch, welch eine Anspannung und Anstrengung.

15.22 Uhr – An der D6. Hier geht es links wieder bergauf. Auf dem Navi habe ich gerade gesehen, dass Komoot mich noch einmal auf einen unbefestigten Pfad schickt. Nicht mit mir! Ich fahre jetzt lieber eine Umweg.

Eine Aprikosenplantage.

Irgendwo da oben war ich.

15.35 Uhr – Gut, den Col de Peyruergue nehme ich dann auch noch mit.

Ich soll diesen Pfad nehmen: Ich glaube, ich spinne! Das hätte mir auffallen müssen. Also abregen, Nerven bewahren, Alternativen suchen.

15.48 Uhr – Diese kleine Teerstraße kann ich nehmen, um runter zur Hauptstraße zu kommen. Das werden wahrscheinlich 90 Kilometer heute.

Jetzt mache Tiger-Tai-Chi für die Nerven und aus großer Dankbarkeit, dass ich dieses Abenteuer heil überstanden habe.

15.57 Uhr – Endlich rolle ich in das Tal der Ouvèze. Auf Kilometer 49.

Google Maps sagt noch 35 Kilometer. Das ginge ja.

16.06 Uhr – Pause an der Kirche in Sainte-Euphémie-Sur-Ouvèze.

Hier kocht unter dem Lindenbaum wohl der letzte Kaffee auf dieser Tour. Im Hintergrund werkelt jemand.

Ein sehr netter älterer Herr kam von seiner Werkbank zu mir und hat alles Mögliche gefragt. Er wohnt im Sommer hier, im Winter in Lyon, weil es hier im Haus zu kalt ist. Er hat vier Kinder und neun Enkel.

16.59 Uhr – Ich rufe mal das Hotel an, dass es kurz vor acht wird.

Alles klar. Meine Aussprache ist wohl zu gut, der nette Mann hat furchtbar schnell gesprochen. Aber, ich habe verstanden, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Also: Zweite Pause mit Kaffee und Limonade in Buis-les-Baronnies.

17.10 Uhr – Jetzt aber mal los.

17.29 Uhr – Noch fünf bis Buis-les-…

Und mal wieder schluchten wir.

Mit Tunnel.

Olivenbäume. Hier kann man schwarze Oliven oder Olivenöl direkt vom Bauern kaufen.

17.43 Uhr – Wieder eine enge Schlucht! Wie in ….

Unten wird gebadet.

Und um die Ecke erscheint der Mont Ventoux.

17.52 Uhr – In Buis-Les-Baronnies im Café.

Ein Mann kam mit seinem Rad an, erzählte, dass er 1200 Kilometer in zehn Tagen macht und demnächst rüber zur Tour de France-Strecke fährt. Er zeltet und hat immer 40 kg Gepäck dabei. Ich habe ihn beglückwünscht.

Wie er mir erzählte kommen noch ein paar kleinere Anstiege. Ich habe die 1300 Höhenmeter ja auch noch nicht voll. Ich bräuchte aber für heute keine mehr, ehrlich gesagt.

18.45 Uhr – Auf Kilometer 69. Die von dem Mann empfohlene Umfahrung war schon mal sehr gut. Jetzt bleibe ich wahrscheinlich auf der Hauptstraße, die aber nicht mehr sehr befahren ist.

Notre Dame de la Consolation in Pierrelongue.

18.58 Uhr – Auf Kilometer 72. Eine Burg über Fluss und Weinbergen in Mollans-sur-Ouvèze.

Das Handy ist auf 11%. Jetzt kommt es an die kleine Powerbank.

Burg von der anderen Seite. Ich komme jetzt in das Drei-Flüsse-Gebiet.

Alte Bahntrasse von Orange nach Buis-les-Baronnies. Leider mit Autoverkehr.

19.11 Uhr – Auf Kilometer 74.

19.15 Uhr – Noch schnell einen Tunnel eingebaut. Ein Radfahrer fragte, ob ich den Weg suche. Sehr nett. Bin gerade an einem sehr schönen Campingplatz mit Badestrand an der Ouvèze vorbei. Bei dem Wetter sicher toll.

Diese Strecke entschädigt für die Strapazen am Mittag.

Es riecht nach Pinien und selbst gekochtem Essen. Es erinnert mich an einen Campingurlaub in Saint-Tropez vor etwa fünfunddreißig Jahren.

19.30 Uhr – Eine trubelige Badestelle. Noch gut sieben Kilometer.

Crestet: Eine Katharer-Burg?

19.37 Uhr – Der Mont Ventoux ist extra für mich angestrahlt.

19.46 Uhr – Noch 2,5 Kilometer.

In Vaison-la-Romaine. Der Felsen mit der Cathédrale Sainte-Marie-de-l’Assomption. Die Brücke stammt noch von den Römern und trägt heute sogar den Auto- und LKW-Verkehr.

19.59 Uhr – Am Ziel an der Place de Monfort mitten in der Stadt.

Ah, Radfahrer-Unterkunft.

20.13 Uhr – Prima, das Zimmer ist auf die Nebenstraße hinaus und nicht zum lauten Platz hin. Und es ist groß genug, hell und kühl. Perfekt!

22.29 Uhr – Inzwischen habe ich alle drei Gänge, das Bier, den Café und fast das Viertel Rosé zu Ende genossen.

Die Musik in der Bar nebenan ist sehr laut. Aber gerade passt sie zu meiner gelösten Stimmung, nach der ganzen Anspannung heute.

22.42 Uhr – Ich laufe noch eine kleine Runde durch die warme und ruhige Stadt. Nur am Platz ist es noch laut. Eine Eisdiele hat noch auf. Ich nehme eine Kugel Pistazie und schlendere zur Ouvèze-Brücke und zurück.

23.20 Uhr – Ich bin auf dem Zimmer. Morgen ist schon der letzte Tag. Ich kann es kaum glauben. Der Tag heute war wirklich kein Ausrollen. Mal sehen, ob ich morgen die knapp dreißig Kilometer ganz entspannt fahren kann. Es geht durch ein paar Hügel, dann in die Ebene und auf Orange zu.

Ich muss das Hotel in Genf und die Fahrkarte Genf – Bonn noch buchen. Das mache ich vielleicht besser morgen früh.

27.06.2021 – Vaison-La-Romain – Orange – 35 km/250 Hm

2.10 Uhr – Wieder plagt mich ein extrem starker Schienbeinkrampf am linken Bein. Ich weiß nicht, wie ich ihn entspannen soll. Erst nach mehreren Minuten wird es langsam besser.

7.07 Uhr – Der Wecker klingelt erst in ein paar Minuten. Ich habe ganz vergessen, zu fragen, ab wann es Frühstück gibt. Die straffe Morgenroutine kann sich etwas entspannen. Abgesehen von ein paar nächtlichen Ruhestörungen habe ich gut geschlafen. Ich war ja auch anständig müde.

7.43 Uhr – Ich frühstücke auf der Terrasse zum Platz hin. Es ist noch nicht wirklich warm genug dafür. Die Sonne braucht noch ein paar Minuten, bis sie über die Häuser ist.

Heute kann ich ganz entspannt essen. Es gibt Müsli, ganz frisches richtiges Baguette mit Butter und Marmelade, kleine Croissants und Unmengen an Kaffee mit Milch. Jetzt kommt die Sonne über die Dächer, brennt mir ins Gesicht und wärmt wunderbar.

8.50 Uhr – Ich fahre gleich noch zum Altstadthügel hinauf. Vaison ist die größte französische archäologische Ausgrabungsstätte. Hier gibt es Reste vom Tempeln, Villen, Thermalbädern und eines Amphitheaters für 5.000 bis 6.000 Besucher.

Vielleicht statte ich auch der Cathédrale Notre-Dame-de-Nazareth noch einen Besuch ab. Für beides müsste ich mich zu Ende anziehen und aufbrechen.

9.17 Uhr – Auf in die letzte Etappe.

Die Römerbrücke über die Ouvèze. Auf der linken Seite ist der Felsen mit der mittelalterlichen Altstadt, rechts die neue Stadt.

Kleine morgendliche Herausforderung.

Die Kathedrale in der Altstadt.

Der Platz davor.

9.30 Uhr – Ein Blick über das Ouvèze-Tal im Morgenlicht hinauf zum Mont Ventoux.

Und jetzt wieder hinunter.

Der Köpfebrunnen. Ich fahre nun raus aus der Altstadt und zurück auf das rechte Ufer der Ouvèze.

Die alte Kathedrale Mariä Himmelfahrt.

Das Fundament des Chors bildet in Teilen ein römischer Tempel, man konnte zusätzlich auch die herumliegenden Säulenrollen gut gebrauchen.

9.54 Uhr – Baubeginn der Kathedrale war im 11. Jahrhundert. Zuerst hat man mit Bruchsteinen gemauert, später mit sauber zugeschnittenen Quadern.

Leider sind noch alle Türen verschlossen.

Es riecht nach Thymian und anderen Kräutern aus einem der nahen Gärten.

Direkt nebenan ist die große Ausgrabung.

Die haben wir als Studenten mal besichtigt.

Mit moderner Kunst angereichert.

10.04 Uhr – Ich denke, dann kann ich jetzt mal losfahren. Mehr von allem wird es in Orange geben.

Um zehn wurde die Kathedrale aufgesperrt. So kann ich ihr doch noch einen Besuch abstatten.

Das schlichte Innere aus glatten Steinblöcken ist sehr beeindruckend.

Das spitze Tonnengewölbe ist typisch für die Provence.

10.21 Uhr – Jetzt aber mal los.

Ein etwas trauriger Elefant. Ein weiter links stehende Zebra kann man kaum noch erkennen.

10.29 Uhr – Ich bin auf den Radweg durch die Wälder abgebogen. Laut Karte sollte er durchgehend geteert sein. Zumindest gibt es keinen Pass mit vielen Höhenmetern zu bewältigen.

Sehr gut zu fahren, ein bisschen auf und ab, schattig, niemand außer mir und den Vögeln des Waldes ist unterwegs.

Mit Radwegschild, das nur nicht sagt, wo es hinzeigt. Vor mir eine weitere trockene Furt.

Insgeheim hatte ich ja gestern auf solch einen Weg gehofft.

10.48 Uhr – Eine kleine trockene Schlucht, nur für mich und Rosinante.

9% Steigung ist auf Teer im kleinen Gang ja gar kein Problem.

Ein Weingut.

Der dazugehörige steile Weinberg. Aber längst nicht so steil wie im Rheingau.

Wirklich sehr schön gelegen.

11.05 Uhr – Am höchsten Punkt des Anstiegs auf 347 m. Jetzt rolle ich gen Orange.

11.16 Uhr – Am Waldrand liegt der Ortseingang von Séguret. Hier soll es eine schöne Aussicht geben. Viele Leute laufen hier herum.

11.20 Uhr – Ein erster Blick über das Rhône-Tal.

Panorama: links soll irgendwo Avignon liegen, dann Orange. Die Hügel im Hintergrund sind die Cevennen, auf der anderen Seite der Rhône.

Saint-Denis aus dem 10. – 13. Jahrhundert.

11.39 Uhr – Sehr gedrungen, mit einer wunderbaren Akustik.

Lokale Künstler und Kunsthandwerker verkaufen ihre Werke.

Über die Treppen musste ich schieben. Hier stehen Autos. Also muss es einen fahrbaren Weg raus aus dem Dorf geben.

Das Dorf Séguret klebt an der Felswand.

12.02 Uhr – Auf 12 Kilometer. Ich habe langsam Hunger.

Alte Bahntrasse.

12.21 Uhr – Noch einmal quere ich die Ouvèze. Sie mündet südlich von Orange in die Rhône.

12.30 Uhr – In Violès. Hier muss ich anhalten.

Es scheint mittags nichts zu essen zu geben. Egal. Dann halt nur Café und Limonade.

13.00 Uhr – Ich fahre weiter durch Weinberge der Côte du Rhône. Es weht ein böiger Südwind. Ich muss aufpassen, nicht von der Straße geweht zu werden.

13.13 Uhr – Auf Kilometer 25. Es geht flach durch die Weinberge bei 35° C. Da tut der Wind gut.

13.20 Uhr – Doch noch ein blühendes und duftendes Lavendelfeld.

Wie schön!

13.35 Uhr – Dieses abgeerntete Weizenfeld war ein guter Platz für ein letztes Tiger-Tai-Chi, bevor ich jetzt gleich in die große, trubelige Stadt Orange fahre. Das hilft mir, mich noch einmal für Alles Erlebte und allen Schutz und alles Glück, das ich hatte, zu bedanken und mich zu verabschieden.

Noch einmal ein blühendes Lavendelfeld.

13.51 Uhr – Und schon bin ich in der Stadt. Mit holperigen, furchtbar engen Bürgersteigen als Radweg und vielen Autos.

13.56 Uhr – Hurra! Ich bin in Orange am römischen Theater!!

Das Hotel ist auch direkt hier, öffnet aber erst um drei. Ich fahre noch zum Triumphbogen! Passt ja irgendwie. Obwohl, es ist offiziell ja ein Stadtgründungsbogen.

Von meiner Fahrtrichtung her kein triumphaler Einzug in die Stadt, sondern ein Auszug.

Aber egal!

14.06 Uhr – Rosinante und ich sind am Ziel!!

Hunger!

Jetzt rollen wir ein zweites Mal in die Stadt.

Was man nicht sieht: Als ich Rosinante abgestellt hatte kam eine böse Böe und hat die Arme umgeworfen!

14.24 Uhr – Das Fin-du-Tour-Bier! Dazu gibt es gleich Nudeln Provencale.

Hmmmmm.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was so ein Tässchen Olivenöl mit Nudeln macht.

Und zum Nachtisch Zitronenkuchen mit Baiser und Café.

Am Nachbartisch sitzen jetzt zwei Gendarmen. Sie haben sich zu den anderen Gästen dazu gesetzt und es ist eine fröhliche Runde. Ich muss an Szenen aus den Provence-Krimis denken.

Leider ist Orange fest in der Hand eines Bürgermeisters der Front National, auch wenn er inzwischen seine eigene Partei gegründet hat. Heute ist, glaube ich, der zweite Wahlgang für die Regionalparlamente und die Nationalisten hoffen, die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur für sich zu gewinnen.

15.11 Uhr – Am Hotel, gleich um die Ecke.

15.20 Uhr – Ich bin auf dem Zimmer, das Rad steht im Hof. Die Rezeptionistin konnte sich noch an mich erinnern. Ich war 2017 nach meiner ersten Alpentour (Basel – Orange) schon einmal in diesem Hotel.

15.54 Uhr – Bin geduscht und verbringe jetzt etwas Zeit mit der Erfassung der Tourdaten.

Hier der abschließende Streckenüberblick. Insgesamt bin ich 1875 Kilometer und 18.640 Höhenmeter geradelt. Gestern war mit elfeinhalb Stunden der längste Fahrtag, der kürzeste war nur zweieinhalb Stunden lang, als ich nach Plankstadt gefahren bin. An dem Tag hatte ich auch mit etwas über fünfzig Höhenmetern den geringsten Anstieg. Mit fast 1.800 Höhenmetern war der Col du Glandon/Col de Croix-de-Fer der kletterintensivste und aussichtsreichste Tag. Die meiste Anspannung, Geschick und Nerven habe ich gestern gebraucht. Am meisten erschöpft war ich nach dem Schotter-Auf-und-Ab beim Anstieg nach Disentis. Die meiste Flexibilität brauchte ich, als ich den Furkapass sausen lassen musste.

Und was mich alles glücklich gemacht hat, das findet sich an allen Tagen in den Berichten meiner Erlebnisse.

17.04 Uhr – Die Fahrkarte von Genf nach Bonn ist gebucht. Eine Fahrradkarte muss ich mir morgen Abend in Genf holen, wenn ich mir auch die telefonisch gebuchte Fahrradtstellplatzreservierung abhole.

Langsam wird es warm im Zimmer. Ich werde mal eine kleine Runde gehen.

18.17 Uhr – Ich bin zum Hügel Saint-Eutrope hinauf gelaufen, an dessen Nordseite das Theater liegt.

An einem Gittertor kann ich einen Blick hinein werfen. Gesang erklingt. Ob geprobt wird?

Ein Blick gen Osten auf den Mont Ventoux und die nördlich vorgelagerten Hügel, durch die ich gestern und heute geradelt bin.

Hier oben, am Aussichtspunkt, ist es schattig und ein bisschen Wind geht. Leider kann man nicht zum nördlichen Aussichtspunkt, von dem man in das Theater und über die Stadt schauen kann. Sicherheitsleute wiesen mich ab.

19.06 Uhr – Zum Abendessen steige ich wieder hinab.

19.43 Uhr – Ich sitze im gleichen Restaurant wie am Mittag. Hier ist die Hölle los. Viele Lokale sind sonntags geschlossen. Hier ist es schön schattig und es fährt kein Auto oder Motorrad.

Tschechien hat gerade ein zweites Tor gegen Holland geschossen und es steht 2:0. Sieht schlecht aus für Oranje.

20.36 Uhr – In der Tagesschau-App habe ich gerade gelesen, dass die Region Provence-Alpes-Côte-d’Azur doch nicht an die Nationalisten gegangen ist. Das freut mich.

Ich hätte ja auch mit dem Auto oder der Bahn hierher fahren können, vielleicht auch mit dem Rad wieder nach Hause. Das habe ich noch nie gemacht, so eine Europa-Rundreise. Ich bin sehr voll und satt von all diesen Erlebnissen und möchte gar nicht in ein kompliziertes Leben zurück. Aufstehen, Frühstück, Radfahren, Abendessen, Schlafen, und dazwischen immer wieder die Gelegenheit für etwas Schönes ergreifen, das war jetzt vier Wochen mein Rhythmus. Ich habe so viele freundliche, einfache und offene Menschen getroffen. So möchte ich auch gerne sein. Und ich konnte so vieles entspannt einfach nur wahrnehmen, nur beobachten, weil ich Distanz hatte. Da ärgert der enge Radweg und der rücksichtslose Autofahrer weniger, als zu Hause. Dafür fehlt natürlich die Tiefe in der Begegnung und Auseinandersetzung.

Ich bin sehr dankbar, dass in den ersten zehn Tagen viel Begegnung und Tiefe bei den Treffen mit Freundinnen, Freunden und Kollegen möglich war. Das war etwas sehr Besonderes an dieser Reise.

Das große Bier zum Nachtisch hat mich müde gemacht. Ich gehe zurück zum Hotel.

21.08 Uhr – Jetzt schaue ich zum Einschlafen ein bisschen das Spiel Belgien gegen Portugal.

28.06.2021 – Orange – Genf mit der Bahn

7.30 Uhr – Ich habe gut geschlafen und angenehm geträumt, ohne dass ich sagen könnte, was. Es war auch nur abends noch etwas laut, dann aber ruhig.

8.15 Uhr – Es ist sehr ruhig heute Morgen. Ich sitze vor dem Hotel alleine auf dem kleinen Platz und höre das Plätschern des Brunnens. Ab und zu läuft jemand vorbei.

Eine einzige riesige Platane überdacht den gesamten Platz.

8.40 Uhr – Gerade schritt ein Mann vom der Stadtreinigung mit einem großen Akku-Staubsauger-Wägelchen vorbei und reinigte die Abflussgitter, vielleicht auch die gesamte Straße, nicht aber den Platz. Dafür sind wohl die Restaurants zuständig. Das Gerät war angenehm leise.

8.58 Uhr – Jetzt werden die Blumenkübel gegossen. Es tauchen mehr Menschen auf, die sich begrüßen, sich gegenseitig fragen, wie es geht.

9.15 Uhr – Langsam wird das Licht intensiver. Die beiden Herren sind immer noch nicht mit dem Gießen fertig, wollen sich jetzt aber beeilen. Es wird Zeit, dass ich mich mal aufmache.

10.18 Uhr – Ich drehe eine Runde kreuz und quer durch die Stadt. Die Geschäfte sind fast alle noch geschlossen. Markt ist auch nicht. Man sitzt im Café, schwatzt.

Laut SNCF App ist der Zug um 12.29 Uhr pünktlich.

Es gibt sogar einen kleinen Wasserkanal, der fast um die ganze Stadt läuft.

10.36 Uhr – Ich erkunde den Bahnhof. Ich muss nicht auf die andere Seite der Gleise. Das ist gut. Am Zug nach Marseille, der gerade auf der anderen Seite hält, sind keine Fahrradsymbole. Es ist also egal, wo ich einsteige. Und es gibt eine öffentliche Toilette direkt am Bahnsteig. Das ist sehr praktisch.

10.58 Uhr – Zurück in der Innenstadt. Die Kathedrale ist noch geschlossen.

11.16 Uhr – Für die Fahrt habe ich mir ein Panini gekauft. Jetzt kann ich eigentlich auch zum Bahnhof und dort warten, bzw. atmen.

11.33 Uhr – Auf dem Weg zum Bahnhof komme ich wieder am Theater und am gegenüberliegenden Museum vorbei.

11.46 Uhr – Nach fünf Kilometern kreuz und quer durch Orange bin ich wieder am Bahnhof.

Jetzt geht es leider schon los mit Nervenbelastung: Der Zug hat 30 Minuten Verspätung, weil es in Avignon Schwierigkeiten bei der Vorbereitung zur Abfahrt des Zuges gibt. Meine Umsteigezeit in Valence beträgt nur 20 Minuten. Daher werde ich wohl den Anschluss verpassen. Vor vier Jahren betrug die Verspätung am Ende zwei Stunden. Jetzt suche ich mir den nächsten Zug Valence-Genf raus.

Ich komme auch von Lyon, wohin der Zug ab hier ja fährt, nach Genf.

11.59 Uhr – Jetzt habe ich einen dritten Fahrschein, Orange-Lyon-Genf, für Null Euro, den mir die nette Schalterbeamtin wegen der Verspätung ausgestellt hat. Über Valence ist die Reise deutlich kürzer und schneller, aber nur, wenn die Anschlüsse funktionieren. So sollte ich, mit über einer Stunde Aufenthalt in Lyon, den dort abfahrenden Zug nach Genf erreichen und mit eineinhalb Stunden Verspätung in Genf ankommen. Allerdings wird für den Zug Lyon-Genf eine Störung gemeldet, weil ein Zug eine Panne hatte. Seit 11 Uhr müsste die aber behoben sein. Irgendwie ist das ja alles normal. Es ist aber eine anstrengende Umstellung von der fast vollständigen Selbstbestimmung zur weitgehenden Systemabhängigkeit.

Was bin ich froh, dass ich so früh am Bahnhof war und die Sache in Ruhe erledigen konnte. Und, dass ich die Reise auf zwei Tage aufgeteilt habe. Ich hätte es laut Zugauskunft nämlich theoretisch auch mit Abfahrt um 6.24 Uhr von Orange an einem Tag nach Bonn schaffen können. Bin gespannt, wie es heute weitergeht.

12.47 Uhr – Gleich kommt der TGV Avignon-Paris. Der Bahnsteig ist voller Leute. Ich habe das halbe Panini gegessen. In zehn Minuten sollte dann der verspätete TER kommen.

12.52 Uhr – Der TGV fährt ab, während der TER noch in Avignon steht und erst um 13.07 Uhr hier ankommen soll. Nein, jetzt 13.09 Uhr. Die eine Stunde und zwanzig Minuten Aufenthalt in Lyon schmelzen schon dahin, aber kein Grund zur Beunruhigung.

13.00 Uhr – Die Ankunft des Zuges wird angekündigt!

13.10 Uhr – Mit Hilfe zweier netter Franzosen sind wir sicher im Zug. Die zwei Männer gehören zu zwei Frauen und bilden zwei Radfahrerpaare. Das eine Paar hat gezeltet, das andere war in Hotels. Sie tauschen sich über Unterkünfte und Etappen aus. Meine Pässe wurden mit «Sie sind ja noch jung!» kommentiert.

Lavendelfelder ziehen vorbei. Der Mont Ventoux liegt wie ein schlafender Büffel in der Landschaft.

Langsam geht mein Adrenalin-Niveau wieder runter.

Die Rhône hat sehr viel Wasser. Gleich erreichen wir Montélimar.

14.02 Uhr – Wir fahren aus Valence heraus weiter an der Rhône entlang nach Norden. In Valence wechselte das Zugpersonal, aber niemand nahm Anstoß an meinem Rad im Flur. Sogar der Helfer für eine behinderte alte Dame kam locker vorbei. Eigentlich gibt es sechs Hängeplätze für Räder, und ich würde sofort die Taschen demontieren und das Rad aufhängen, wenn es sein müsste. So bin ich es aber auch zufrieden.

Noch eine gute Stunde bis Lyon.

15.04 Uhr – Wir rollen die letzten Kilometer an der Autobahn entlang auf die Stadtmitte von Lyon zu.

15.21 Uhr – Wir sind in Lyon. Jetzt habe ich bis 16.38 Uhr Zeit zum Umsteigen. Da der Zug nach Genf hier eingesetzt wird, steht er vielleicht schon früher am Bahnsteig.

15.39 Uhr – Die zweite Hälfte des Paninis ist gegessen. Der Bahnhof ist riesig, klar Lyon ist nach Paris und Marseille die drittgrößte Stadt Frankreichs. Am Bahnhof gibt es keine vorher festgelegten Gleis-Nummern für die Züge. Also stehen alle in großen Gruppen vor den Anzeigetafeln und warten darauf, dass das Gleis bekanntgegeben wird. Wenn es endlich angekündigt wird, beginnt ein Teil der Menge zu rennen.

Nun, ich hoffe, dass das Gleis für den hier neu eingesetzten Zug nicht erst zehn Minuten vorher festgelegt wird.

In den kleinen Warteboxen kann man etwas ungestörter sitzen. Es gibt aber keine freien Platz mehr.

16.10 Uhr – Die Orangina-Limonade tat gut. Bin angespannt und säße gerne schon im Zug.

Rosinante hat alles im Blick.

16.20 Uhr – Gerade erschien für Genf Gleis I, und mit dem Aufzug waren wir in Sekundenschnelle oben. Mal sehen, wann der Zug einrollt.

16.31 Uhr – Ich bin im Zug und habe einfach mal die gleiche Position für Rosinante gewählt. Mal sehen, wie es jetzt läuft. Die Toilette war sauber. Alles bestens. Knapp zwei Stunden sind es bis Genf. Es ist recht voll. Ich versuche, mich zu entspannen.

Es regnet. Zwischen Lyon und Genf zieht ein Regengebiet von Süden nach Norden durch, das bis fast ans Saarland reicht.

17.05 Uhr – Nach ruhigen 108 Atemzüge bin ich wieder viel gelassener. Zugreisen sind immer mit einer gewissen Anspannung verbunden. Dafür hat doch bis jetzt alles super geklappt, irgendwie.

Wir sausen das enge Tal der Albaríne hinauf, dann den Furans hinunter zur Rhône. Wir kürzen damit den weit nach Süden reichenden Bogen, den die Rhône zwischen Genf und Lyon macht, ab.

17.42 Uhr – Wir sind in Culoz im Rhône-Tal. Es läuft sehr gut, wir haben nur fünf Minuten Verspätung.

18.05 Uhr – Wir fahren in Bellegarde ein, dem letzten französischen Bahnhof vor Genf.

18.23 Uhr – Hier überqueren wir die Schweizer Grenze. Rechts die Rhône.

18.39 Uhr – Ich bin sehr pünktlich in Genf. Das Hotel habe ich schon aus dem Zug gesehen. Es ist nur wenige Meter entfernt. Ein Bahnarbeiter grinste sehr nett, als ich ausstieg und sprang jetzt zurück, als ich das Foto machte und lachte. Wie nett!

Jetzt bin ich auch an den zwanzig Zollbeamten vorbei.

19.00 Uhr – Das Rad steht im Hotel in der Gepäckaufbewahrung und hat die Gepäckstücknummer 4.

19.10 Uhr – Ich bin zurück zum Bahnhof gegangen und habe mit meiner Dossiernummer die Platzreservierung für das Rad abgeholt und mir die noch fehlende Fahrradkarte gekauft. In der SBB-App kann ich die Wagenreihung sehen. Das hat der nette Mann am Schalter mir auch noch schnell erklärt und eine Tasche für die Fahrradkarte gegeben, die am Rad befestigt werden muss. Super Service! Jetzt duschen und das Abendessen klären.

Blick über den Bahnhof zur Wasserfontäne (Jet d’eau) und den schneebedeckten Gipfeln im Abendlicht. Und davor die Schweizer Flagge. Das ist fast etwas kitschig.

Nun die Dusche.

20.13 Uhr – Ich sitze auf der ruhigen Straßenterrasse eines kleinen Restaurants gleich um die Ecke. Der Kellner versucht es auf Deutsch, ich helfe mit Französisch. Es gefällt mir.

21.18 Uhr – Jubel aus allen Ecken: Die Schweiz hat ein Tor gegen Frankreich geschossen. Es steht 1:0.

Das Essen war sehr lecker und sättigend und, weil es anfängt zu regnen, spare ich mir den Stadtbummel.

22.22 Uhr – Ich bin noch eine Weile durch die Straßen gelaufen. Die Bars mit Fußball Live-Übertragung waren zu voll. Gerade haben die Franzosen innerhalb von fünf Minuten zwei Tore geschossen. Jetzt steht es 2:1 für Frankreich.

Für heute bin ich fertig.

29.06.2021 – Genf – Bonn mit der Bahn

8.01 Uhr – Der einzige andere Frühstücksgast ist gegangen. Ich habe den ganzen Wintergarten für mich und schaue den Bahnmitarbeiterinnen bei der Raucherpause zu. Draußen regnet es heftig. Alle stehen unter einem kleinen Vordach und es gibt immer wieder ein großes Hallo, wenn jemand dazu kommt.

Das Elfmeterschießen habe ich mir gestern nicht mehr angeschaut. Dafür hatte ich keine Nerven. Als dann aber der Jubel und das Geschrei draußen losbrachen habe ich mir den vom Schweizer Torwart gehaltenen Elfmeter noch in der Wiederholung angesehen. Dann krachten Feuerwerksraketen, ertönten Hupkonzerte und Freudenschrei durch die Straßen. Welch ein Jubel bei den Schweizern, und zurecht.

8.17 Uhr – Ich wollte gerne ein gekochtes Ei zum Frühstück. So nahm das unterhaltsame Chaos seinen Lauf.

1. Versuch: Ich lege ein Ei in das Wasserbecken des Eierkochers und stelle den Wecker auf acht Minuten. Als der Wecker klingelt, ist das Ei noch kalt.

2. Versuch: Ich drehe den Temperaturschalter auf 90° und gehe nach drei Minuten gucken. Alles weiterhin kalt. Also gehe ich zur Rezeption. Der sehr aufmerksame Mann kommt mit, legt den Schalter unter dem Tisch um und sagt, es müsse jetzt funktionieren. Nach drei Minuten kommt er erneut und sagt, der Kocher haue immer die Sicherung raus. Man werde mir in der Küche ein Ei kochen.

3. Versuch: Das Ei wird gebracht. Es ist heiss. Ich schlage es auf und ein mehr oder weniger rohes Ei ergießt sich über das ganze Tablett. Der Rezeptionist war noch dabei den Eierkocher abzubauen und merkte, dass etwas nicht stimmt.

4. Versuch: Ich habe versichert, dass ich es gerne sehr hartgekocht mag. Also lieber sechs als drei Minuten. Mal sehen.

Und die Kaffeemaschine hat sich nach fünfzehn Minuten auch wieder selber abgeschaltet. Ich weiß aber jetzt, wie ich sie anschalte. Ich habe viel Zeit und bin amüsiert und gespannt, was die beiden Männer noch so anstellen.

8.39 Uhr – Nun, der vierte Versuch war erfolgreich, auch wenn das Ei sehr, sehr weich war. Man gibt sich viel Mühe.

8.51 Uhr – Nach dem Schoko-Croissant und dem dritten Kaffee fühle ich mich bereit für den letzten Teil der Reise. Ich gehe mich jetzt umziehen, packen und schiebe dann das Rad auf Gleis vier, wo um 9.59 Uhr der Zug nach Bern abfahren soll, mit dem Fahrradabteil in Abschnitt F.

9.34 Uhr – Am Bahnhof auf Gleis 4, Sektion F.

9.58 Uhr – Perfekt! Flach ohne Stufen in den Zug reinrollen zu können und massenhaft Platz zu haben, das ist wirklich genial. Mit dem Koffergurt ist das Rad auch immer standsicher. Zwei Stunden bis Bern auf einem Fensterplatz. Draußen regnet es.

10.27 Uhr – Wir fahren durch den Regen. Die silbergraue Wasseroberfläche ist mit einer feinen Linie vom grauen Himmel getrennt. Im Dunst sind schemenhaft die Berge zu erkennen.

10.45 Uhr – In Lausanne. Hier war ich 2017 auf der ersten Tour nach Orange. Der Nebel hat sich etwas gelichtet.

Blick zurück Richtung Lausanne. Die helle gerade Linie ist eine Spiegelung der Lampe im Zug.

Blick zur Rhône, die aus dem Tal da vorne kommend in den Genfer See mündet.

Wir drehen bald ab nach Norden und verlassen das Seeufer.

12.00 Uhr – In Bern.

12.22 Uhr – Mit zwei Baguettes versorgt. Jetzt habe ich Zeit bis 13 Uhr. Mein Zug nach Bonn hat nach seiner Ankunft zwölf Minuten Aufenthalt. Das reicht locker zum entspannten Einstieg.

12.42 Uhr – Der Zug ist auf dem Display. Der rote Hinweis «Unb. Verspätung » ist auch schon wieder verschwunden.

13.06 Uhr – Der Zug fährt und ich habe den neuen Bretagne-Krimi zum Lesen.

Daher kommt der nächste Eintrag wahrscheinlich erst in Bonn.

14.55 Uhr – Die Deutsche Bahn hat den Zug in Basel übernommen und gleich mal zwölf Minuten zu lange stehen lassen. Kein Problem für mich, da ich ja nicht mehr umsteigen muss. Die Einreise verlief bisher ohne Kontrollen und eine medizinische Maske reicht aus. Das Bistro scheint geschlossen zu sein. Das Baguette schmeckt aber auch ohne. Bin weiterhin sehr entspannt.

19.13 Uhr – Wir stehen mit über dreißig Minuten Verspätung in Mehlem, kurz vor dem Bonner Hauptbahnhof. Wegen einer Störung an den Gleisübergängen stauen sich Züge vor uns.

19.19 Uhr – Mit Schrittgeschwindigkeit geht es weiter.

Schade, ich wäre gerne um 19.30 Uhr beim Taizé-Gebet in St. Cyprian gewesen. Vielleicht schaffe ich es ja noch bis zur Stille.

19.32 Uhr – In Bonn. Ich fahre noch zum Gebet nach St. Cyprian an der Adenauer Allee.

21.11 Uhr – Ich überquere den Rhein Richtung Beuel. Das Gebet und das Wiedersehen waren sehr schön und ein wunderbarer Abschluss der Tour.

Zu Hause!!