2017 – Tandem Münster-Timmendorferstrand

Morgen starten Thomas und ich zur diesjährigen Tandemtour. Nach der nassen Tour an den Bodensee im letzten Jahr, mit vielen Höhenmetern im Schwarzwald, haben wir eine flachere Strecke gewählt und das Meer als Ziel.

Der Fernradweg D7, die Pilgerroute, führt uns von Münster, über Osnabrück und Bremen nach Hamburg. Von dort radeln wir nach Lübeck und weiter an den Strand. Die Tagesetappen sind 70 bis 90 km. Am letzten Tag übernachten wir nicht in Timmendorfer Strand. Es gab nur noch Zimmer in Luxushotels ab 200 €. Wir fahren abends die kurze Strecke zurück nach Lübeck und übernachten dort. Am Sonntag müssen wir neun Stunden Nahverkehr fahren, die Fahrradplätze in den ICs waren alle schon ausgbucht.

Bis Münster bringt uns morgen ein IC. So ganz sicher bin ich mir noch nicht, dafür schien mir die Dame an der DB-Hotline bezüglich der Tandemmitnahme einfach etwas zu unbedarft. Aber vielleicht klappt es ja wirklich ganz einfach. Wir müssen morgen früh raus. Aber wir wollen danach von Münster auch noch nach Osnabrück fahren, daher passt es gut.

Die Taschen sind bereits gepackt. Die Werkstatt hat das hintere Lager durch ein Industriekugellager ersetzt. Ich bin auf die Reaktion meiner Sitzfläche auf den Ledersattel gespannt. Wenn es gut geht, werde ich für meine langen Touren den Ledersattel vom Tandem nehmen.

Die Wetteraussichten sind im Wesentlichen gut, etwas wechselhaft, aber derzeit sieht es nicht nach Dauerregen aus.

Montag – (Bonn -) Münster – Osnabrück – 72 km/390 Hm

8:00 Uhr – Wir sind früh dran. Das Wetter ist perfekt. Knapp 15° sind ideal.

8.30 Uhr – Morgenstimmung am Bonner Hauptbahnhof.

9.00 Uhr – Wir sind drin, das Abteil ist groß, die Schaffnerin und andere Radler sind nett. Wir werden aber rangieren müssen, wenn die zwei weiteren Räder in Köln dazukommen.

9.30 Uhr – Die Radler sind nicht zugestiegen, dafür sieben Mädchen mit sehr sperrigen Rucksäcken, auf die jede eine riesige Zeltplane geschnallt hat, dazu Kochkesselchen, Wasserflasche, Pullover, Kuscheltier. Es ist ein riesen Chaos, aber jetzt haben sich alle sortiert. Sie sind Pfadfinderinnen auf dem Heimweg nach Hamburg und waren auf großer Fahrt in Wales.

12:20 Uhr – In Telgte auf dem Marktplatz. Wir warten auf Kaffee und Kuchen. -Der Blechkuchen war umwerfend!!

Nach dem Aussteigen waren beide Reifen fast platt, vor allem der hintere. Wir haben sie am nächsten Radladen aufgepumpt. Bis hierher haben sie gehalten. Keine Ahnung was das war. Ich hoffe, sie halten jetzt.

Die Marienkapelle in Telgte.

Leider war nach der Kuchenpause das hintere Rad doch fast platt. Noch in Telgte haben wir einen neuen Schlauch eingezogen. Das ging fix. Es war tatsächlich ein Loch im Schlauch. Mit der Luftpumpe hat Thomas einige Bar eingefüllt, bretthart bekommen wir es aber erst am nächsten Radladen.

16.00 Uhr- Kuchenpause in Lienen mit sehr leckerem Bäckerei-Kuchen. Noch ca. 25 km.

19:15 Uhr – Nach 2,4 km Fußmarsch in die Innenstadt sind wir am romanischen Dom St. Peter. Es ist gerade Messe. Wir sind sehr hungrig und freuen uns auf Bier und Schnitzel.

Dienstag – Osnabrück – Vechta – 78 km/285 Hm

Beim Beladen des Tandems sprach uns eine zum Rauchen vor die Tür gegangene Frau auf Englisch an. Sie hatte in Osnabrück die letzte Übernachtung ihrer sechsmonatigen Tour mit dem Landrover durch den Iran, Mongolei, Georgien, Aserbeidjan usw. Wir haben ein paar nette und lustige Sätze gewechselt, dann sind wir losgefahren.

12.00 Uhr – Wir sind schon am Osnabrücker Schloss vorbei, zur Tankstelle zum Luftpumpen und durch Wald und Feld bis Bramsche. Jetzt sind wir am Museumscafé der Varusschlacht. Thomas hat Schnitzel bestellt. Ich warte noch die fünf bis zeh Minuten, bis es auch Kuchen gibt.

Hier mal eines der vielen kleinen Wasserschlösser. Laut Regenradar haben wir noch etwa eineinhalb Stunden, dann müssen wir Regensachen anziehen oder Kaffeepause machen.

Torfabbau in großem Stil. Rechts und links des Weges liegen die Ballen in endlosen Reihen aufgestapelt.

14:40 Uhr – Kaffeepause und es regnet nicht. Wir sind jetzt wirklich in Norddeutschland: Man grüßt uns mit Moin und selbst der Hund wird mit Moin angesprochen.

16:45 Uhr – Wit sind im sehr hübschen Hotel Villa Linda in Vechta. Der Wirt hatte extra den Heizungskeller ausgemessen, um sicher zu sein, dass das Tandem reinpasst: Es passt!

Die letzten Kilometer bis hierher hat es leicht genieselt. Wir zählen den Tag trotzdem als regenfrei.

Gleich gehe ich noch in die Buchhandlung. Der spannende Provence-Krimi, den ich gerade lese, ist aus der Bücherei und gebunden. Er war mir zu sperrig. Mal sehen, was ich finde.

Monika und ich haben heute Silberhochzeit. Es ist schon schade, dass wir den Tag nicht zusammen verbringen. Ich denke an die wunderschöne Feier vor 25 Jahren und bin sehr dankbar für unsere Liebe. Ich freue mich auf viele weitere gemeinsame Jahre.

Mittwoch – Vechta – Bremen – 69 km/180 Hm

Das Hinterrad war heute morgen erneut fast platt. In Vechta gab es einen großen Radladen. Dort haben wir einen neuen Schlauch gekauft und gleich eingebaut. Der Platte Schlauch hatte kein unmittelbar erkennbares Loch, aber auch schon Abschürfungen durch die uralte Pannenschutzeinlage. Die würde entsorgt, den Schlauch haben wir aufgehoben.

11:00 Uhr – Erste Kaffeepause bereits mit sehr leckerem Erdbeerkuchen in Goldenstedt. Wir haben die 11 Uhr-Regel nur ein ganz bisschen gedehnt. Wir hatten erst vor einer kleinen Bäckerei gehalten. Thomas hat reingeschaut, ob es Stühle und Kaffee gibt. Da rief aber schon eine Frau von der anderen Straßenseite, dass nur ein kurzes Stück weiter eine Bäckerei mit Tischen draußen und drinnen sei. Die Leute hier sind sehr aufmerksam und hilfsbereit.

Es ist bewölkt und frisch. Ich fahre mit Hemd. Manchmal kommt aber kurz die Sonne raus. Bisher war der Wind im Wesentlichen angenehmer Rückenwind und wir kommen gut voran.

Hier hat ein schwerer Sturm gewütet.

12.00 Uhr – Zweite Rast.

Schöner Blick über die Felder.

In Hoperstedt, nur fünfzehn Minuten später. Da war diese Eisdiele. Erdbeerbecher und Spaghettieis waren sehr lecker. Für mich gab es auch noch einen Espresso.

Auf dem Platz des ehemaligen Wasserschlosses steht seit 1740 die Gemeindeverwaltung.

17:40 Uhr – Wir sind auf dem Stadtrundgang in Bremen. Kurz nach vier waren wir in der Stadt am Hotel. Direkt davor sang ein Shanti-Chor für die Besuchet des Grillfestes im Haus Kunterbunt. Wir haben ein schönes Zimmer nach hinten raus. Das Rad steht in der Tiefgarage.

Vor dem Bermer Dom.

Der St. Petrus Dom in klassischer romanischer Bauweise mit zwei Krypten und Chorwand. Die Bemalung innen schafft eine sehr schöne Atmosphäre.

Rathaus mit dem Bremer Roland davor.

Die Stadtmusikanten findet man an der linken Seite des Rathauses.

Jetzt sitzen wir in der StäV in der Böttcherstraße und trinken Kölsch.

Donnerstag – Bremen – Heidenau – 88 km/185 Hm

8:10 Uhr – Beim Frühstück. Noch scheint die Sonne, aber erste Wolken ziehen schon auf. Von Süden zieht Regen heran.

Entspannte Stimmung bei Sonnenschein.

Auf dem Deich.

10:15 Uhr – Kaffeepause in Fischerhude.

Zwischen Bremen und Hamburg.

11:00 Uhr – Hier wird hoch gebaut.

11:40 Uhr – Der Regen bleibt auf Abstand. Wir cruisen weiter gen Osten.

13:20 Uhr – Leider war kein gutes Buch  dabei für Thomas, der mit «Narziss und Goldmund» fast fertig ist. Wir sind jetzt seit einer knappen Stunde im Café in Elsdorf und brechen gleich mal auf. Für heute scheint sich der Regen erledigt zu haben.

14.45 Uhr – Erdbeereis in Sittensen.

16:30 Uhr – Um vier waren wir am Gasthof in Heidenau. Wir standen trotz Buchung nicht auf der Liste, dafür haben wir die «Suite» mit zwei Zimmer und vier Betten im dunkelbraunen 80er Jahre Look. Es riecht leicht nach Sau oder Kuh hier, aber die Preise sind in Ordnung.

Die fast neunzig Kilometer gingen wirklich zügig. Wir haben drei gute Pausen gemacht und mit einem Schnitt von fast zweiundzwanzig Kilometern pro Stunde selbst Feld- und Waldwege mühelos bewältigt.

Das Sitzen fällt auf dem Ledersattel erheblich leichter. Ich trage trotzdem zwei Radhosen übereinander und bin froh, dass ich auch eine Stunde lang ohne Beschwerden fahren kann. Damit steht fest, dass die nächste Solotour mit einem Ledersattel gefahren wird.

Freitag – Heidenau – Hamburg – Ahrensburg – 81 km/465 Hm

Schon der Start war bei Regen. Meine Laune zu dem Zeitpunkt nicht wirklich auf der Höhe. Aber wat wellste maache?

Kopfsteinpflaster bei Regen ist echt tückisch. Ich musste sehr vorsichtig fahren. Die unbefestigte Passage danach hatte sandige Stellen, bei denen das Hinterrad immer mal wieder wegrutschte. Thomas hat ganz schön Nerven gelassen.

Wir sind bis auf 110 m aufgestiegen. Die Abfahrt wollten wir unbedingt genießen und haben die Landstraße genommen. Das ist bei Regen auch kein Genuss, aber schnell!

Halb-zwölf Pause im Edeka, ohne Stühle und auch nicht so warm wie gewünscht. Aber die Bedienungen waren hart drauf und es würde ordentlich geflucht und gelästert.

Alte Eisenbahnbrücke: wir nähern uns Hamburg.

An der Elbe, Blick zur Michaeliskirche und zu Elbphilharmonie.

Schnell noch ein Foto im Regen.

Man nimmt einen der Personen- oder PKW-Aufzüge hinunter zum Tunnel. Eine Röhre ist offen, die andere wird renoviert.

13:30 Uhr – Nach der Fahrt durch den alten Elbtunnel sind wir an den Landungsbrücken.

14:00 Uhr – An der Michaeliskirche. Es schüttet und schüttet. Der Cappuccino schmeckt sehr gut, ist aber auch HH-teuer.

Innen wirklich groß. Jemand spielte an der Orgel. Es war viel Betrieb.

14:40 Uhr – Jetzt noch eine Fritte am Markt. Hier hallt gerade die Einweisung für die Ironman-Teilnehmer über den Platz.

Das Rathaus.

Auf dem Weg nach Ahrensburg.

Kurz vor Ahrensburg, wir haben wirklich reingetreten und den Radfahrer mit über dreißig abgehängt. Und dann fing das Vorderrad an zu schwimmen. Wir haben uns einen kleinen Nagel reingefahren. Das Loch ließ sich fix flicken. Es scheint die Tour der Platten zu sein: Jetzt ist aber genug!

18:00 Uhr – Bin geduscht, Thomas wäschst  gerade ein paar Sachen durch.

Schloss Ahrensburg, dort sind wir auf dem Rückweg vom Italiener noch kurz vorbei.

Samstag – Ahrensburg- Lübeck – Timmendorfer Strand – 75 km/415 Hm

Viel Waldweg und ungeteerte alte Bahntrasse.

11:15 Uhr – In der Bäckerei in Bad Oldesloe

12.20 Uhr – In Reinfeld, etwa 12 km vor Lübeck. Hier gab es eine Pannenschutzeinlage und eine elektrische Luftpumpe. Die musste ganz schön arbeiten, um die Räder auf 5 bar aufzupumpen. Jetzt laufen sie wieder stabil und die Federung ist deutlich härter.

13.20 Uhr – Lübeck.

14:00 Uhr – Am Rathausplatz im Café.

Thomas hat sich hiner einem der leeren Strandkörbe umgezogen. Sofort rief es aus dem Vermietungshäuschen, dass dieser Korb vermietet sei. Alles klar!

16:40 Uhr – Nachdem Thomas kurz in der Ostsee baden war, stehen wir auf dem Pier und blicken zum Strand.

Der Ziel-Sekt vom Edeka.

18.25 Uhr – Die Streckensperrung ist aufgehoben, die Züge fahren wieder.

Unser Hotel in der Lübecker Innenstadt.

Schöne Beleuchtung.

Abendliche Impressionen auf dem Rückweg vom Griechen.

Sonntag – Bahnfahrt Lübeck – Bonn

8:55 Uhr – Am Bahnhof. Wir sind wegen des Sonnenscheins noch einmal an Marienkirche, Rathaus und Holstentor vorbeigefahren.

Beim Rausfahren aus Hamburg könnte man die Wahrzeichen der Stadt bei Sonnenschein sehen. Neben der Strecke waren die Ironman-Sportler unterwegs.

11:50 Uhr – Der Metronom-Zug Hamburg – Rotenburg hatte einen ganzen Wagen für Räder. Jetzt sitzen wir im DB-RegionalExpress und das Abteil ist weniger als halb so groß. Da wir es mit zwei Kinderwagen, fünf Rädern und einem Tandem schon eng.

Die ersten drei Züge waren pünktlich und das Umsteigen hat sehr gut funktioniert.

Wir sind gut zu Hause angekommen. In Bonn wurden wir auf dem Gleis von vielen schwer bewaffneten Polizisten empfangen. Sie mussten sich um Hooligens kümmern, die nach einem BSC-Spiel randalieren wollten.

Das Tandem braucht dringend eine Wäsche und der Pannenschutz muss eingebaut werden. Die Ausrüstung war wirklich gut, da gibt es nichts mehr zu optimieren.

Nächstes Jahr vielleicht von München oder Lindau nach Venedig?