Von Basel über die Alpen in die Provence
Es ist Februar, regnerisch, nicht mehr ganz so kalt, aber ungemütlich. In der Hoffnung, dass es im Süden einfach immer sonniger und wärmer ist, habe ich das Ziel für die diesjährige Soloradtour wieder in den Süden verlegt. Und aus der im letzten Jahr auf dem Königssee-Bodensee verspürten Sehnsucht nach den Bergen heraus, habe ich die Tour mehr oder weniger komplett in und auf die Berge verlegt.

Mit dem Direktzug nach Basel soll die Reise starten. Die schweizer Veloroute 7 bringt mich über 250 km durch das Jura nach Lausanne am Genfer See. Von dort will ich dem Rhone-Radweg bis Martigny folgen. Dann geht es hinauf nach Chamonix-Mont-Blanc und über Passy nach Albertville.
Von dort könnte ich der Autobahn entlang relativ sanft ansteigend fahren. Ich habe mir aber den Col de la Madeleine eingebaut, in knapp 40 km von 350 m auf fast 2000 m. Es folgen an den nächsten Tagen die grandiosen Alpenklassiker Col de Galibier, Col d’Izoáre, Col de Vars und zum Abschluss durch das Hochtal von Seyne und Digner-les-Bains hinunter in das Tal der Durance und die Provence. Das klingt sehr interessant, und ich würde die Pässe wirklich gerne fahren, aber nachdem ich meine früheren Radreiseberichte noch einmal gelesen habe, ist mir die Anstregung der langen Anstiege noch einmal bewusst geworden. Hinterher ist es toll, jetzt aber habe ich einen heiden Respekt vor dem selbstgesetzten Ziel und behalte mir an dieser Stelle schon einmal vor, einige der Pässe am Ende doch nicht zu fahren, zumal das Wetter mitspielen muss.
Der letzte Teil der Reise soll dann in flachere südlichere Gefilde der Provence führen. Ab Manosque plane ich dem Südrand des Luberon zu folgen, diesen zwischen Lourmarin und Bonnieux zu durchqueren und über Roussillion und Senanque nach Orange zu fahren. Von dort soll mich der Zug nach Hause bringen.
Nachtrag: Nun ist es Anfang April. Wir sind für zwei Wochen in Bonnieux am Nordrand des Luberon. Heute haben wir in Orange auf dem kleinen Platz zu Mittag gegessen an dem auch das letzte Hotel der Tour liegt. Alle Übernachtungen sind gebucht. Ich habe die Strecke bei der Gelegenheit noch etwas verfeinert, Tagesetappen verkürzt und Höhenmeter gleichmäßiger verteilt. Der Anstieg nach Chamonix scheint die meisten Höhenmeter zu haben. Am steilsten ist…, egal, ich lasse mich überraschen und hoffe, dass die Vorausbuchungen die Tage und die Abende schon mal etwas entspannen. Bleiben meine Kondition und das Wetter als größte Unsicherheitsfaktoren. Ich übe mich nun in Gelassenheit!
18. Juni 2017

20:36 Uhr – Das Rad steht beladen in der Garage, es fehlen nur die Wertsachen und die Verpflegung. Die Wettervorhersage kündigt trockene Hitze an. Die ist mir allemal lieber als feuchte Kälte.
19. Juni – Bonn – Basel – Roggenburg – 46 km/615 Hm – max. Höhe 810 m

11:15 Uhr – Um kurz nach halb zehn bin ich gestartet, mit leckerem Frühstück im Bauch, Erkältungsresten im Körper und einem hohen Maß an Sturheit und Selbstüberschätzung, das man auch Mut nennen könnte.
Das 7 km lange Einrollen zum Bahnhof Bonn lief problemlos. Das Rad ist mit den 20 kg Gepäck sauschwer, bergab geht aber super!

Ich bin sehr knapp gestartet, da Monika zu Hause schon die 30 min Verspätungsmeldung gesehen hatte. Hier am Bahnhof wird +25 min angezeigt. Also entspanne ich jetzt.
Natürlich war der Aufzug zum Gleis kaputt und keine Rolltreppe an Gleis 2. Das Hochtragen des beladenen Rades brachte also schon die ersten echten Höhenmeter für heute.

11:55 Uhr – Puh, ich bin drin, mein Rad auch. Ich kann es vom Sitzplatz aus durch die Tür sehen: sehr beruhigend! Jetzt bitte einen Kaffee!!
12:20 Uhr – Laut Schaffner konnte in Köln kein Kaffee nachgeladen werden. Also kein Kaffee bis Mannheim! Ein Skandal, oder?

13:00 Uhr – Der Getränkeservice kam, MIT Kaffee. Er hatte ihn sich irgendwie selber besorgt: Alles gut!

14:30 Uhr – Nix ist gut: Mich hat eine Deckenplatte auf der Toilette fast erschlagen. Als ich die Tür schloss, traf mich der Schlag. Der Schaffner holt mir gerade ein Kühlpack.
15:10 Uhr – In Freiburg soll eine Tüte mit Eis zusteigen. Ein Kühlpack hat der Schaffner im Zug nicht auftreiben können. Unfallaufnahme hat er auch gemacht, sich dann nett entschuldigt. Auf den Notarzt in Freiburg habe ich erstmal verzichtet. Zur Kühlung habe ich nasse Tempos auf dem Kopf. Langsam beruhige ich mich etwas.

15:30 – Mit Eisbeutel und zwei Getränkegutscheinen kurz vor Basel. Die Klappe hat mich nur am Rand getroffen, voll von vorne sähe ich sicher anders aus.

16:15 Uhr – Ansonsten war die Fahrt ruhig. Das Aussteigen ging problemlos. Abfahrt vom Basel Badischer Bahnhof.

17:15 Uhr – Therwil – Die ersten 10 km sind geschafft. Habe im Kiosk Wasser nachgekauft: 35° im Schatten. Die Radinfrastruktur in Basel und auf der V7 sind genial, die Beschilderung fehlerlos. Überall gibt es viel Platz und Zone 30.

18:25 Uhr – Die erste große Steigung ist gemeistert. Hier der Blick zurück. Auf der Landstraße ist dann aber alle Ruhe dahin. Die Autos rasen an einem vorbei den Berg hoch.
Ich habe mit 20 km und 280 Hm ca. die Hälfte für heute. Das Hotel weiß, dass ich zwischen 20 und 21 Uhr komme und Hunger haben werde. Zur Sicherheit habe ich gerade angerufen.

19:15 Uhr – Der erste Pass mit 740 m ist erklommen. Ich musste immer wieder kurz anhalten. Habe die Eisreste unter den Helm geklemmt. Im ersten Gang bin ich mit 5 km/h getreten, sobald ich über sechs war, habe ich Kraft rausgenommen.
Nach dem Pass folgte eine lange ungeteerte Kammstraße durch den Wald, die weiter sanft anstieg.

Die Schweizer haben echten Kunstsinn.

Die Abfahrt war geteert, ich konnte also etwas mehr die Bremse aufmachen. Dieses durch die Wiesen fliegen entlockte mir dann doch tatsächlich einen Jodler. 300 Hm habe ich vernichtet.

20:40 Uhr – Nach der rasanten Schussfahrt ging es durch das enge Tal der Lucelle auf einer ruhigen Landstraße zum Hotel. Die Straße liegt in Frankreich, zum Hotel auf der anderen Bachseite, musste ich über die Grenze.
21:00 Uhr – Bin geduscht und sitze mit einem Bier auf der Terrasse. Die Beule tat nur beim Haarewaschen weh. Föhnen geht nicht, es gibt nur diese kleinen Steckdosen.
Körperliche Inventur: Kopf- und Nackenschmerzen sind stark, aber nicht verwunderlich. Beine sind ok, Arme glücklicherweise auch. Der Hintern tat nur die letzten drei Kilometer weh. Husten musste ich beim Fahren nicht, welch ein Glück. Restschnupfen ist erträglich. Der Rest ist einfach nur erschöpft und freut sich aufs Bett.
Frühstücken darf ich schon um acht, normal wäre neun(!).
20. Juni – Roggenburg – Saigneléger – 57 km/1210 Hm – max. Höhe 985 m
8:30 Uhr – Das Frühstück ist sehr lecker, das Wetter umwerfend. Ich freue mich auf die Etappe! Den kleinen Schock, dass es heute 1200 Hm sein sollen (wer plant sowas für den zweiten Tag?!?!) ist überwunden.
9:20 Uhr – Abfahrt.

10:30 Uhr – Erster Pass und Abfahrt liefen im schattigen Tal sehr angenehm. Temperatur 25 – 30° schon jetzt. Ich wechsle alle 10 min zwischen der Schweiz und Frankreich. Ich glaube, das ist ein Schweizer Brunnen.

11:00 Uhr – Immerhin mit Ansage:

Das Schild war eine gemeine Verharmlosung! Es ging über weite Strecken mit 10 – 11 % bergan. Das war furchtbar anstrengend, musste etwa alle 50 Hm anhalten, manchmal öfter, zum Puls runterfahren, Trinken, Käppi nass machen, Stöhnen.

Endlich auf dem Pass.

12:20 Uhr – Sitze im Schatten, der erste Tourkaffee schmeckt super! Ich habe die letzten Apfelreste gegessen und das Notfallpack geplündert. Fruti, Traubenzucker helfen gegen das Muskelzittern. Geschafft sind 24 km und 480 Hm.
Gleich geht es runter an den Doubs nach St. Ursanne. Dort will ich Brot, Käse und Äpfel kaufen. Danach kommt dann der «richtige» Anstieg mit ca. 600 Hm. Davor brauche ich viel Stärkung und Pause.

13:00 Uhr – Geile Abfahrt! Ich hoffe mal, dass es hier in St. Ursanne einen Supermarkt gibt.

13:45 Uhr – Im Coop gab es alles: Brot, Käse, Joghurt, Äpfel, Wasser, und ich konnte sogar mit Karte zahlen. Die Pause hier auf der Bank am Flussufer war dafür kürzer, jetzt muss ich aber auch mal los.
Vorher aber noch: Heute Morgen wollte die Dame im Hotel keine Bank-Karte und beim Preis von 104,50 CHF meinte sie «Wir rechnen hier noch ungefähr 1:1». Ich habe ihr 100 € gereicht und gefragt, was «ungefähr» wäre. Da meinte sie «100 € passt.» Das Weizen hat 7,50 CHF gekosten!
Jetzt also rein in den Berg!

14:15 Uhr – Klingt das besser als vorhin?

14:50 Uhr – Ich kann nicht mehr. Diese Hitze, diese Steigungen machen mich fertig. Alle 30 Hm muss ich anhalten. Der Puls rast, mir ist leicht übel. Also im Schatten ausruhen. Nur ein paar Minuten….
15:30 Uhr – 30 – 40 Hm bedeutet 5 min treten, 5 min Pause. Das reduziert den Schnitt auf zwei bis drei Stundenkilometer.
Habe das Hotel angerufen, dass es zwischen sechs und acht wird. Wahrscheinlich denken sie, ich hätte einen Tisch und nicht ein Zimmer. Aber egal. Hauptsache, ich schaffe es überhaupt!
15:45 Uhr – Mit leichtem Rückenwind und im Schatten habe ich gerade 53 Hm am Stück geschafft. Ich bin jetzt auf 785 m. Ca. 200 Hm fehlen noch

15:55 Uhr – Ist das der Rest?

16:10 Uhr – Sieht aus wie oben, aber natürlich ging es hinter der Kurve weiter rauf, und zwischendurch mit 12 %. Diese Jura-Leute sind echt hart drauf!
Habe jetzt 41 km und 935 Hm. Da kommt also noch was….

17:00 Uhr – Gerade haben mich die zwei Radler überholt, die schon heute Morgen auf der gleichen Strecke waren. Sie übernachten im gleichen Hotel. Ich habe aber noch diese Aussicht genossen.

18:30 Uhr – Weiter auf der Kammstraße auf +/- 950 m. Die Kühe waren sehr brav.

21:15 Uhr – Ich sitze durchaus ziemlich bis völlig erschöpft, aber frisch geduscht in der Pizzeria des Hotels.

Die Gegend ist französisch, also gibt es Wasserkaraffen. Ein Bier würde mich jetzt umhauen. Mit den beiden Radlern habe ich mich während des Essens noch sehr nett von Tisch zu Tisch unterhalten. Er fährt mit Motorunterstüzung, sie nicht. Den Anstieg fanden sie auch sehr knackig.
Inventur: trotz Hitze und Beule keine Kopfschmerzen, unglaublich, aber wahr. Die Arme taten am Ende schon etwas weh, das Gesäß war aber schlimmer. Also auch ok. Beine gut. Der Rest ist einfach erschöpft und will schlafen. Da bin ich dabei! Sobald ich etwas gegessen habe. Der Salat war schon mal sehr lecker.
21. Juni (Sommeranfang) – Saigneléger – Travers – 70 km/990 Hm
7:45 Uhr – Beim Frühstück, heute will ich deutlich früher los als gestern. Es ist wieder geniales Wetter und schon gut warm. Ich fühle ich fit, mal sehen wie es am Berg sein wird.

8:50 Uhr – Kuhglocken, feiner Mistgeruch in der Luft, Temperatur nur 24° C und ein leichtes Lüftchen: Was will man mehr?

9:45 Uhr – Damit man die Abzweigung auf keinen Fall verpasst, gibt es manchmal sogar Abbiegeankündigungen. Echt genial, das Radfahren hier.

Gleich dahinter kam dann der Steigungshinweis.

10:25 Uhr – Auf dem Mont-Soleil auf ca. 1240 m.

11:30 Uhr – Das war jetzt mal eine beschaulich ruhige Stunde. Jetzt suche ich mir einen Platz für die Mittagsrast.

12:20 Uhr – Kaffeepause an der Bushaltestelle vor dem Coop La Chaux-de-Fonds. Könnte sicher idyllischer sein. Aber das Baguette ist frisch, der Käse von gestern warm und weich, dazu Fanta Lemon (!!!) und Joghurt. Ich habe sogar noch die Kaffeemaschine angeschmissen. Alles perfekt.

13:20 Uhr – Nach einer Stunde Pause nun weiter. Mir scheint es, die Stadt hat nicht wirklich etwas zu bieten. Man sieht viele Häuser mit Renovierungsstau. Scheint keine reiche Gegend zu sein.

13:45 Uhr – Wieder ein weites grünes Tal. Überall wird Heu gemacht und ich muss oft den großen Anhängern Platz machen. Die TraktorfahrerInnen bedanken sich aber immer sehr freundlich. Der Heugeruch ist wunderschön.
14:35 Uhr – Kurze Zeit später ging es links in den Berg und auf der anderen Seite steil bergab auf einer großen Straße. Das war mal eine geile Abfahrt! Da jodelte es mehr als einmal aus mir heraus. Für den Aufstieg habe ich nur ein Rosenkranzgesätz gebraucht, war also nicht viel.

Bei der Abkühlung an der Dorftränke in La Sagne (Nudeln?) kam ein netter älterer Herr mit Barette und hat mir angeboten, ein Foto von mir zu machen.
Falls sich jemand fragt, ob die Wittlicher Pilgerkatze mit dabei ist: Natürlich reist sie mit. Diesmal an einem etwas geschützteren Ort, nachdem ich ihr vor kurzem den Schwanz angebrochen hatte. Ich mach demnächst ein Foto von ihr. Bis dahin frohes Suchen!

15:00 Uhr – Der Blick zurück

15:40 Uhr – Ich habe doch schon über 900 Hm! Wo kommt diese Steigung her? Dafür aber nur noch sieben km!

15:50 Uhr – Alles ok, waren nur 50 Hm mit fünf bis sieben Prozent.

16:05 Uhr – Jetzt geht es steil bergab. Ich ziehe mal lieber wieder den Helm statt der Kappe an

16:20 Uhr – Zielankunft! Noch auf den letzten Metern zum BnB ging es 12 % rauf. Jetzt ist es aber geschafft. Es waren 200 Hm mehr als geplant. Es lief gut, das gibt mir Mut für den Chamonix-Tag.
Das Zimmer und die Dusche sind super. Jetzt wird gechillt und dann geht’s zum Essen in den Ort.
21:00 Uhr – Die Pizza im Ort war sehr gut. Dazu gab es ein kleines Gläschen Weißwein. Am Nebentisch saß die Wandererin, die zeitgleich mit mir beim BnB ankam. Sie läuft eine Woche lang auf einem Fernwanderweg. Wir haben uns nett unterhalten. Wie alle Wanderer ist sie morgen früh raus. Ich genehmige mir Frühstück wieder um 7:30 Uhr. Das war heute auch ok.

Hier mal eine Karte. Die gelben Punkte markieren die Hotels. Travers ist dort, wo der blaue Kreis ist.

Und hier das Höhenprofil inklusive der Strecke von morgen. Travers ist auf der blauen Linie.
22. Juni – Travers -Lausanne – 86 km/1055 Hm

8:35 Uhr – Flussradweg zum Auftackt bei nur 22°

8:55 Uhr – Irgendwo dahinten muss ich rüber, um an den Genfer See zu kommen.

9: 25 Uhr – Sieben Prozent klingt doch machbar.

10:20 Uhr – Auf ca. 1050 m. Hier eine kleine Kuriosität am Wegrand: Feen und Absinth.

10:40 Uhr – Vor dem vermeintlich letzten Anstieg am Talende. Die beiden sind mit Pedelec unterwegs.

10:55 Uhr – Fehleinschätzung, geht doch noch weiter.

Aber sehr hübsch.

11:10 Uhr – Eine kreative Idee im Nirgendwo, Selbstbedienungslädchen

11:25 Uhr – Dann ist das aber der letzte Anstieg. Liest sich eher sanft.

Der Blick zurück. Bald könnte ich ne längere Pause brauchen, aber erst oben.

12:10 Uhr – Auf 1285 m. Das vor mir sieht nach Abfahrt aus. Schaun mer mal!

Dann kam dieses durchaus ernst gemeinte Warnschild.

Mit meist neun Prozent ging es wirklich steil bergab. Der Blick ins Tal leider diesig.

Wasser nachfüllen am Brunnen an der Straße.

Da oben war ich und es fährt tatsächlich eine Bahn dort hoch bis St. Croix.
13:25 Uhr – In Rances hat der Supermarkt mittags bis 16 Uhr geschlossen. Diese Auskunft bekam ich von netten Schülern an der Bushaltestelle. Also schau ich im Schatten der Linde vor der Kirche mal, was die erhitzen Essensreste machen. Bei 35° im Schatten und 40° in der Sonne erwarte ich nicht viel.
14:00 Uhr – Alles bestens erhalten, trotz der Hitze. Jetzt entspann ich etwas im Schatten.

Und kaum liege ich auf den Sitzkissen im Schatten, da kommt eine Grundschulklasse zur Stillarbeit.

Sie sind sehr diszipliniert. Trotzdem wird es mir zu wuselig. Ich fahre weiter.

14:40 Uhr – Hier verlasse ich den geliebten 7er und fahre auf eigene Faust gerade aus weiter nach Lausanne.

15:05 Uhr – Der Feldweg führte auf den streng bewachten Maschinenhof eines Gefängnisses. Ich wurde von zwei Wachleuten aufgegriffen. Sie mussten erst die Zentrale fragen, was sie mit mir machen sollten. Ich dürfe einfach umkehren, sagten sie, und ich suche mir jetzt einen Weg zurück auf meine Route. Puh!
Das Tor stand halt offen, und wer ahnt, dass hier schwere Jungs Landwirt spielen dürfen.
16:15 Uhr In Courcelles-sur-Chavornay unter den Platanen vor der Kirche. In der Epicerie gab es Joghurt, Bitter Lemon und neue Ricola. Zur Not zahle ich bei diesen kleinen Beträgen unter 10 CHF, wenn im kleinen Laden keine Karte genommen wird, 1:1 in Euro. Am Geldautomaten nehmen sie ja auch Gebühren.

Hier das Foto mit der Katze. Ihre Sicht ist auch am neuen Platz gut, sie hat aber mit der Lenkertasche ein Dach über dem Kopf und Schatten. Und der Schwanz ist besser geschützt.

17:55 Uhr – Habe den Sattel verstellt und die Gesäßcreme eingesetzt. Trotzdem tut es im Vergleich zu allem Anderen am meisten weh. Immerhin kann ich jetzt dem 22er folgen und fühle mich gleich viel sicherer. Unterwegs habe ich an der Schuhputzanlage am Sportheim Wasser nachgefüllt.

Ein echtes Vorbild, der Gute.

18:30 Uhr – Blick auf den See und die ersten Berge. Super!

20:45 Uhr – Kurz nach sieben war ich in der Stadt und musste mir den Weg zum Hotel suchen.
Der Portier hat mir sogar erlaubt, mein Rad im Keller unterzustellen. Das Zimmer ist klein, die Badezimmertür ist Teil der Duschkabine und kein Fenster lässt sich öffnen. Trotzdem scheint die Luft ok.

Nach einer kleinen Kletterpartie hinauf zur Kathedrale und einem schönen Rundblick über die Stadt und den See, sitze ich jetzt im Garten des Café de l’évêché.

Die Spezialität ist Fondue und hier gibt es tatsächlich Leute, die bei der Hitze Käsefondue essen, bei über dreißig Grad!
23. Juni – Lausanne – St.Maurice – 66 km/435 Hm
9:00 Uhr – Welch ein Straßengewirr! Die ersten zehn Höhenmeter habe ich mit dem Aufzug genommen: Das macht Spaß!

Weiter ging es zum Bahnhof.

9:33 Uhr – Frühstückszeit im hübschen Vevey.

10:00 Uhr – Levaux – Wein und See. Und der Geruch des Unkrautvernichtungsmittels.

10:15 Uhr – Riex

III, c’est moi!

Und diesen riesigen See hat Philipp an einem Tag mit dem Ruderboot umrundet!

10:45 Uhr – Kurze Verschnaufpause an einer Aussichtsstelle. Hier sieht man sehr schön die Mündung der Rhone in den Genfer See. Dorthin bin ich unterwegs.
Und in den Bergen voraus liegt der Mont Blanc und das morgige Ziel Chamonix. Derzeit trage ich mich mit dem Gedanken, statt der kleinen Nebenstraßen mit geschätzten neun bis zwölf Prozent, doch lieber die längere Landstraße mit gleichmäßiger Steigung von sieben bis acht Prozent zu nehmen. Ich muss zwar etwa dreihundert Höhenmeter mehr fahren, aber die Steigung bei St. Ursanne war einfach zu anstrengend, um sie noch einmal mit tausend statt fünfhundert Höhenmetern zu machen. Entschieden wird heute Abend.
Es ist jetzt deutlich diesiger, Temperatur bei dreißig Grad im Schatten. Irgendwann in den nächsten Tagen wird es heftige Gewitter geben. Aber nichts was man einplanen kann. Also einfach weiter!
Gerade hielt ein schweizer Radlerpaar hier an. Sie sind in Andermatt gestartet und fahren den Rhone-Radweg. Er hatte eine Karte, dort ist die kurze Strecke mit drei Pfeilen und die Autostrecke mit zwei. Also werde ich die Autostraße nehmen!

11:40 Uhr – Die Weinbergwege sind sehr speziell, mit fünfzehn Prozent runter und rauf. Das Stück vor mir schiebe ich!

14:45 Uhr – Nach langer genüsslicher Pause am See, bin ich jetzt hinter Monteux. Blick zurück:

15: 50 – Schloss Chillon: sehr romantisch. Davor war eine lange Schlange von japanischen Touristen, die auf Einlass warteten.

15:25 Uhr – Bin nur bis Villeneuve gekommen. Es ist wieder um die vierzig Grad in der Sonne. Ich sitze auf der Terrasse des Oasis über dem Wasser und habe einen tollen letzten Blick über den See, bevor es gleich ins Rhonetal geht. Hier gebe ich meine fünf Franken aus, die ich als Hartgeld in der Urlaubsschublade zu Hause gefunden hatte.
Viele Pausen heute, das war der Plan!

16:25 Uhr – Auf der Rhonebrücke. Hier erkennt man an der Wasserfarbe noch den echten Gebirgsfluss. Er ist allerdings in ein enges Kanalbett gezwängt.

Ortseingang von Saint-Maurice, meinem heutigen Etappenziel.

19:35 Uhr – Ich sitze im Dent Du Midi und warte auf das Essen.
Zeitgleich mit mir kam eine Gruppe von älteren Rennradfahrern und ihr Begleitbus mit dem Gepäck an. Die sind vor zwei Wochen in Spanien gestartet. Unterwegs grüßt kein Rennradler. Hier müsse ich gleich «Du» sagen, meinte der Gruppenlauteste. Ich habe in Ruhe meine Kette gereinigt und geschmiert. Das sind zwar Radler, aber andere.
Ich habe Zimmer und Frühstück gleich bezahlt. Morgen will ich gleich um sieben in den frisch gewaschenen Radklamotten frühstücken und vor acht los. Ich hätte auch Frühstück um sechs genommen.
Hier stehen die Berge rechts und links sehr hoch. Sie flößen mir einen Heidenrespekt ein. Morgen geht es endlich hinauf.
Außer dem Gesäß, das wirklich ab der ersten halben Stunde weh tut, ist alles bestens. Trotz der großen Hitze hatte ich noch keine Kopfschmerzen! Die Arme melden sich manchmal, dann baumele ich mit ihnen hin und her. Der Schnupfen ist fast weg. Die Achillessehne ist ruhig, ich entspanne sie unterwegs immer mal. Und dann das tolle Wetter. Noch vor zwei Wochen hätte ich eine Woche Dauerrregen gehabt. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich all die Regensachen und warmen Klamotten bisher umsonst mitgeschleppt habe. Das darf gerne so bleiben.
24. Juni – St. Maurice – Col de la Forclaz (1527m) – Chamonix-leMont-Blanc – 59 km/1430 Hm
7:00 Beim Frühstücken, oben ist alles gepackt.

8:35 Uhr – Martigny – Bin an der Stelle wo sich die beiden Routen trennen. Ich fahre weiter zum Col de la Forclaz und nicht in das Tal in der die Wolke hängt.

An der Dranse in Martigny.

Hier geht es in den Berg.
9:30 Uhr – Die ersten zweihundert Höhenmeter sind gemacht. Die Straße ist sehr eng, die Sonne hier in den Weinbergen brutal. Aber nur noch achthundert Höhenmeter!

10:40 Uhr – 30 min Pause auf de Hälfte. Die Steine sind sogar ganz gut zum Liegen. Nur eng ist es halt.

Auch für diese beiden, die auch mutig relativ weit vom Straßenrand fahren.
Der Nebel halt die Hitze ab. Wir haben nur 24°. So, jetzt noch ein Fruti und dann geht es weiter.

Da unten war ich.

11:30 Uhr – 1/2l Wasser (4€!) und 1/2 Kilo Aprikosen (4€!). Hier haben auch die jungen Schweizer nachgeladen.

Danach war es nicht mehr weit bis zum Col de la Forclaz.

Dort waren die Jungs gerade dabei, Reis zu kochen. Ich habe Ihnen danach einen Kaffee spendiert und sie mit Schokolade.
Es war sehr lustig. Sie haben beide gestern Abitur gemacht und sprechen gut Deutsch! Das war eine wirklich unterhaltsame Pause. Der Blick auf die ersten Gletscher kam dabei etwas zu kurz.
Es kam ein sehr heftiger Wind auf, mit kräftigen Böen. Da auf der Abfahrt Gegenwind war, musste ich nicht einmal bremsen, wohl aber mittig fahre, um nicht von der Straße geweht zu werden.

Für diese Blicke lohnt Sicht die Anstrengung!

Am Grenzübergang nach Frankreich!
15:35 Uhr – In Le Nant am Brunnen. Die Aprikosen sind wirklich sehr gut und nahrhaft. Bin schon wieder von 1050 m auf 1300 m geklettert.
Die automatische Betreiberauswahl des Handys hat dazu geführt, dass «kein Netz» angezeigt wurde. Ich habe jetzt mal manuell auf Orange umgestellt und alles geht.

Ein Foto konnte ich noch am Col des Montets noch machen, dann hat sich das iPhone mal wieder aufgehängt. Das könnte mit dem Starten der Kamera aus dem Sperrbildschirm zu tun haben. Egal, die Aussicht war einfach umwerfend. Und es gibt dort ein Naturparkinformatiinszentrum. Der Café Crème (2,20€) war super. Statt Kuchen habe ich eine Tafel Milka-Nuss (4€!) genommen und ohne Handy den Blick genossen.

Auf der Abfahrt nach Chamonix musste ich sehr oft für Fotos anhalten. Der Blick auf die blass blauen Gletscher ist sehr ergreifend.

18:55 Uhr – Ich sitze mit einigen Trailrunnern im Garten. Die mongolische Gruppe ist mit zwei Jurten angereist, eine für Frauen, eine für Männer.
Morgen findet hier ein Marathon statt. Daher ist auch alles voll. Ich habe ein oberes Etagenbett in einem Raum mit zehn Leuten. Danach weiß ich dann wieder die Hotels zu schätzen.
Jetzt sollte ich mir etwas zu essen suchen!
25. Juni – Chamonix – Megève – 46 km/725 Hm
8:50 Uhr – Immer noch keine neun Uhr. Seit fünf Uhr war Betrieb im Schlafsaal. Ich habe getrödelt bis kurz vor sieben. Die meisten Marathonisti waren sehr früh auf. Es hat in der Nacht geregnet, jetzt ist es neblig und mit zwanzig Grad angenehm frisch. Die heutige Etappe ist recht kurz und soll der Erholung dienen. Ich freue mich auf das Hotelzimmer!

In Chamonix sind die Gletscher allgegenwärtig.

Sie reichen hier noch bis in die Wälder hinab.

10:25 Uhr – Vor der Abfahrt nach Passy. Bis hier ging es unnötig bergauf, dafür war die Forststraße nach dem massiven Autoverkehr gestern eine große Erholung.

Die Wolken sind malerisch. Es ist wirklich eine sehr lange Abfahrt.

11:22 Uhr – Noch weiter runter. Unten liegt jetzt Passy.

12:00 Uhr – Mittagspause am Friedhof schon im Anstieg nach Megève.

13:15 Uhr – Saint Gervais – Weiter frisch hinauf.

Hier ist ein großes Musikfestival und es schallt durchs ganze Tal.

14:15 Uhr – Es läuft bei vier Prozent Steigung gerade super. Über den Wolken ist der Gipfel des Mont Blanc zu sehen.

15:05 Uhr – Ich sitze in Megève auf der Terrasse des Le Comptoir du Père Sotieu und warte auf Café Crème und Tartelette Framboise.
Das Savoie sieht aus wie die Schweiz. Das Hotel macht erst um vier auf, also habe ich viel Zeit. Ich habe um zehn nach vier bei der Wirtin angerufen. Sie ist eine sehr nette Engländerin, die schon einige Jahre dieses sehr schöne kleine Hotel im Nobelort Megève betreibt.
Die Europa-Flatrate ist einfach genial. Ich telefoniere täglich mit Zuhause und bleibe so in Kontakt. Das hilft mir auch über kleinere Sorgen und Probleme hinweg. Und auch für Telefonate mit Freunden und Geschwistern ist Zeit. Nur für die letzte Stunde abends hätte ich mir ein Taschenbuch mitnehmen sollen. Das Greenpeace-Magazin schleppe ich mit, aber es ist halt keine «leichte» Lektüre.
Der Blog ist eine Art halböffentliches Reisetagebuch, eine Sammlung von Erinnerungen auch für mich zum späteren Nachlesen.

Hier mal wieder ein Blick auf die Karte und das Höhenprofil. Auf der Karte ist die gestern gefahrene Alternativstrecke rot dargestellt. Im Höhenprofil ist noch die alte Variante.

Das Höhenprofil beginnt Links mit Lausanne und zeigt schon den Col de la Madeleine und den Col du Télégraphe, der im Anstieg zum Galibier zu bewältigen ist.
Für Mittwoch und Donnerstag sind Gewitter mit viel Regen angesagt, die auch eine deutliche Abkühlung bringen sollen. Bin mal gespannt.
26. Juni – Megève – Pussy/La Léchère – 61 km/750 Hm
7:30 Uhr – Frühstück. Herrliches Wetter. Die Luft ist frisch, die Schwalben zwitschern. Mittwoch und Donnerstag soll es heftigen Regen geben. Also genieße ich die Fage bis dahin.
Gestern habe ich mir in der Apotheke Bepantencreme besorgt und hoffe, dass sie Wunder wirkt. An der Unterlippe zeigen sich trotz Sonnenlabello die erste Herpesbläschen. Dafür habe ich die Salbe dabei, die ich nun mehrfach täglich auftrage.
Die Hotelbesitzerin hatte Zeit für einen kurzen Plausch, da sie heute nur zwei Gäste hat.

9:00 Uhr – Welch ein Blick, hier bleibe ich jetzt zwei Stunden stehen. Aber die Abfahrt nach Albertville lockt.

9:40 Uhr – In der Schlucht hinunter nach Albertville.

10:00 Uhr – Ich fahre mal da rein. Die Umleitung geht rauf in den Berg, die würde ich gerne vermeiden.

10:03 Uhr – Mist! Jetzt wieder bergauf zurück zur Abzweigung und dann trotzdem die Umleitung über den Berg.

10:45 Uhr – Schon über zweihundert unnütze Höhenmeter.
Kurz danach war ich auf dem höchsten Punkt und dann kam eine sehr, sehr lange Abfahrt. Wegen des Splitts auf der Straße musste ich langsam fahren und konnte so noch viel länger einfach rollen lassen.
11:45 Uhr – Im Carrefour in Ugine eingekauft. Das ist echt kompliziert. Erst sucht man in diesen riesigen Supermärkten lange nach dem Wenigen, was man braucht, dann muss man mit den Aprikosen von der Kasse zurück in die Gemüseabteilung, um sie zu wiegen. Als ich zurück an der Kasse war, hielt die Kassiererin mir den einen Joghurt hin, den ich mir geholt hatte, und meinte, die seien im Viererpack. Also musste ich nochmal zurück, und habe keinen Joghurt gekauft. Tempos habe ich darüber vergessen. Die hätte es bestimmt nur im 18er Pack gegeben.

Hier die Einkäufe: Bin auf den Käse und die Räucherwurst gespannt.

12:00 Uhr – An der großen D1212. Immerhin gibt es einen Radweg.

Echt schmal der Radweg. Mittagspause will ich erst in Albertville machen.

12:30 Uhr – Albertville hat sicher auch einen schönen Kern. Ich fahre trotzdem weiter und raste außerhalb.

13:05 Uhr – Pause in der Bushhaltestelle in La Bâthie. Es gibt hier halt so gut wie keine Bänke an den Straßen.

Auf dem blauen Kasten steht etwas von der 100sten Tour de France Service.

14:50 Uhr – Kurz vor dem Einstieg in die Passstraße ein Blick zurück.

15:00 Uhr – Hier also der Beginn der Passstraße. Die Umleitung vor Ugine war also ca. 9 km und 250 Hm. Die Gite Le Bellacha ist auch schon ausgeschildert. Also frisch hinauf ?!

Acht Prozent Steigung klingt viel. Ob das wieder so ein Mittelwert-Scherz ist? 
15:35 Uhr – Es waren sieben bis neun Prozent, und das ging. Cool, die Steigung nimmt jetzt ab!

15:45 Uhr war ich an der Gite. Der Herbergsvater stand schon an der Tür und bereitete mir einen netten Empfang.

Blick über das Dorf. Ein paar Tropfen hat es gerade geregnet. Um sieben Uhr gibt es Abendessen in der Gite.

20:40 Uhr – Das war sehr lecker. Die Familie hat erst nach mir gegessen, also musste ich kaum Konversation machen. Es gab drei Gänge und war sehr sehr lecker


Und anschließend gab es noch einen Schnaps!
Eine frühe Ankunft, also vor vier Uhr, ist sehr angenehm, da bleibt viel Zeit zum Ausruhen und Telefonieren.
Nun die Überraschung: Damit mir nicht langweilig wird, fahren zwei Freunde auf dem Rückweg vom Longuedoc durch die Alpen, und wir treffen uns morgen Abend in La Chambre. Ich finde das genial und freue mich sehr!
27. Juni – Pussy – Col de la Madeleine (1993 m) – La Chambre – 45 km/1275 Hm
9:05 Uhr – Nach dem Gewitter diese Nacht ist die Luft jetzt wieder angenehm frisch. Die Nacht war unruhig, um eins habe ich gegen die Kopfschmerzen eine ASS genommen. Der Lärm des Wildbaches hat mich wach gehalten.

Das Frühstück war mit viel Kaffee und Marmelade, aber ohne Käse.

Jetzt habe ich die ersten zweihundert Höhenmeter in dreißig Minuten geschafft. Es läuft gut!

9:25 Uhr – Bonneval.

Ein rauschender Wildbach.

Der Franzose, der mich fotografiert hat, fährt den Madeleine vor der Arbeit.

11:00 Uhr – Habe mehr als die Hälfte. Es gab leichte und schwerere Passagen, aber es läuft gut. Die Jungs von der Müllabfuhr hupten und winkten gerade fröhlich zu mir rüber.

11:55 Uhr – Ich kann den Pass schon vor mir sehen. Hier gibt es viele gemeine Fliegen, muss intakte Natur sein. Ich habe mir eine Margerite gepflückt und an die Tasche gesteckt.

Hier beginnen die Serpentinen.

12:15 Uhr – Auf fast 1800 m. Mein Tacho zeigt aber inzwischen 50 m weniger als die Meilensteine an der Straße. Die sind bestimmt falsch!

12:50 Uhr – Es ist geschafft! Ich habe oft angehalten, aber die Steigung war nie über zehn Prozent und somit akzeptabel.

Blick nach Süden in die Abfahrt.

Blick in Richtung Mont Blanc, der aber in den Wolken ist. Natürlich gibt es an der Aussichtsplattform keine Bänke, man soll ja in die Ausflugslokale gehen. Also mache ich es mir am Fuss der Plattform im Gras gemütlich.
Das Brot war nicht mehr gut. Aber die Knäckebrote einer Australierin, die sie am Col de la Forclaz verschenkt hat, weil sie allergisch auf einige Inhaltsstoffe ist, waren jetzt sehr nützlich. Mit zwei Sorten Käse, der Hartwurst und dem Kaffee war es ein opulentes Mahl.
14:20 Uhr- Habe mich schon für die Abfahrt warm angezogen und mich dann doch entschieden, noch etwas länger hier oben zu bleiben. Sonst wäre ich ja viel zu früh im Hotel. Leider ist der Kaffee sehr bitter. Da war meiner vorhin viel besser! Zucker hilft, aber nicht viel.

14:55 Uhr – Ich fahre nur Schritttempo. Ich will jeden Meter genießen!

15:25 Uhr

Hier gab es wohl vor kurzem einen Hangrutsch. Insgesamt ist diese Strecke für die Abfahrt eine gute Wahl, da es fast keinen Autoverkehr gibt und die Aussicht sehr schön ist.

Der Straßenbelag ist aber schlecht und die Steigung stärker als bei der gegenüberliegenden Hauptstraße. Daher würde ich sie für den Aufstieg nicht nehmen wollen.

16:40 Uhr – Ankunft am Hotel. Es gibt sogar ein «Chalet» für die Räder.
Das Zimmer war auf fünfzehn Grad runter gekühlt. Das brauche ich nicht. Zumal die frisch gewaschen Radklamotten trocknen müssen.
Die Freunde riefen an als ich gerade mit dem Duschen fertig war. Wir haben schon fleißig erzählt und werden das beim Abendessen sicher fortsetzen.
Mit den zwei Radhosen übereinander und der Bepantensalbe darunter sind die Sitzbeschwerden deutlich kleiner. Die Arme habe ich heute gar nicht gespürt und den Kopf nur am Anfang und nur leicht. Es gibt hier und da eine Sonnenbrandstelle, aber die stören nicht beim Radfahren.
Die Wettervorhersage macht mir gerade Mut. Mit etwas Glück regnet es tagsüber kaum.
28. Juni – La Chambre – Col de Télégraphe (1566 m) – Valloire – 43 km/1185 Hm
Die Nacht habe ich sehr gut geschlafen. Nur das Gewitter hat mich einmal kurz wach gemacht. Leider waren die Radklamotten noch feucht. Ich hatte sie erst nach dem Abendessen gewaschen. Es fehlten schlicht vier Stunden für das Trocknen. Ich habe mit dem Fön noch etwas nachgeholfen. Es war sein erster Einsatz auf dieser Reise. Und diesmal gab es tatsächlich eine passende Steckdose dafür.

Natürlich war mein Rad im Chalet zugestellt. Ich musste eine der Rennmaschinen umparken. Das ging bei sechs Kilo natürlich mit einer Hand. In der Garage parken sicher über hunderttausend Euro.

Es war nach dem nächtlichen Regen frisch, aber durchaus schön.
Unweit vom Hotel habe ich noch ein Foto am Straßenrand gemacht. Dabei ist das Rad in die Wiese gekippt und das vordere Schutzblech musste gerichtet werden. Der angekündigte Regen hat mich unnötig nervös gemacht.

8:25 Uhr – Bin seit fast einer Stunde unterwegs.
Ich bin schon in Saint-Jean-le-Maurienne. Am Nachmittag soll es regnen. Also fahre ich einfach vorher rauf zum Col de Télégraph.

Schnell noch Aprikosen gekauft.

Blick zurück.

9:10 Uhr – Vor Saint-Michel.

9:42 Uhr – Ortseingang Saint-Michel

10:00 Uhr – Jetzt geht es rauf. Es fallen ein paar Tröpfchen. Käse habe ich, nur kein Brot. Die Aprikosen waren nicht gut, die Hälfte habe ich vorhin schnell gegessen.

10:40 Uhr – Die ersten 250 Hm in dreißig Minuten. Die kühle Luft wirkt Wunder.

11:10 Uhr – Bin auf 1170 m und habe vierhundert Höhenmeter in einer Stunde geschafft. Es sind auch nur noch einmal vierhundert. Also kann ich hier gemütlich den Regen abwarten. Der Typ in seinem Lotus musste auch anhalten und das Verdeck schließen.

12:15 Uhr – Eine gute halbe Stunde mit einem deutschen Reiseradler verquatscht. Jetzt ist Regenpause. Sieht schön aus, ohne Regen wäre schöner ?!

12:25 Uhr -Sonne!!

12:45 Uhr – Noch hundert Höhenmeter. Einwurfmülleimer für die leeren Tuben der Sportlernahrung von den Rennradfahrer.

Oben am Pass wartete schon Rainer. Das ist jetzt nicht der Strohmann hinter mir, sondern der Mann hinter der Kamera dieses Fotos.

Wir haben nett zusammen Pause gemacht und Radlergeschichten ausgetauscht. Leider musste ich mein Kaffee-Angebot zurückziehen, da die Gaskartusche zwar meinen Kaffee noch gekocht hat, aber gleich am Anfang der zweiten Ladung den Geist aufgab. Sie hat auf der Barcelona- und der Salzburg-Tour den Kaffee gekocht. Jetzt darf sie auch mal leer sein. War trotzdem sehr peinlich.

Als es wieder anfing zu regnen bin ich für den zweiten Kaffee ins Café und habe von dort mit Zuhause telefoniert. Danach sah es sehr nach Regen aus und ich bin los.
16:30 Uhr – Um 15:50 Uhr war ich am Hotel. Es blitzte und donnerte. Noch auf dem letzten Kilometer der Abfahrt habe ich die Regenhose übergezogen. Der junge Mann am Hotelempfang war sehr nett. Es gibt eine riesige Motorrad- und Fahrrad- Garage. Die feuchten Radklamotten habe ich sofort auf die Leine gehängt, erst danach habe ich geduscht. Das ist wirklich eine sehr sinnvolle Vorgehensweise.
Jetzt gehe ich in den Carrefour und hoffe, dass es dort Gaskartuschen gibt. Ich nehme meinen Mini-Schirm natürlich mit!
19:45 Uhr – Beim Abendessen. Im Carrefour habe ich Musliriegel und Knäckebrot gekauft. Nach Camping-Gas habe ich an der Kasse gefragt und den Hinweis zum Haushaltswarengeschäft bekommen. Dort konnte die Verkäuferin erst nur die ganz große Klick-Kartusche finden, die ich nicht genommen hätte. Als ihr plötzlich einfiel, dass die kleinen Kartuschen oben auf dem Regal stehen, war auf beiden Seiten die Freude riesengroß.
Danach habe ich das von der Freundin gestern ausgeliehene «Frauenbuch» angefangen und war gleich völlig gefangen.

Das Abendessen fing mit einer heißen, sehr schmackhaften Gemüsesuppe an.
29. Juni – Valloire – Col du Galibier (2645 m) – Briancon – 56 km/1325 Hm
8:50 Uhr – Bereit zur Abfahrt.

Es gab erst um 7:30 Uhr Frühstück. Das machte mir aber nichts, da die Wettervorhersage besser geworden ist. Ich fühle mich nicht unter Zeitdruck. Und wenn ich in den Radklamotten frühstücke, dann brauche ich danach auch nicht so lange. Leider tut mir der Rücken ziemlich weh, das war im Liegen auch nicht wirklich angenehm. Die Lippe ist dafür besser.

Also dort hinauf.

9:05 Uhr – Blick zurück Richtung Valloire.

9:15 Uhr – Auf einem flachen Stück.

9:20 Uhr – Rainer überholt mich.

9:35 Uhr – Auf 1640 m, hier rufen schon die Murmeltiere.

Noch geht es auf der östlichen Bachseite hinauf.

Zwischendurch fing es an leicht zu regnen. Die Steigung lag zwischen sechs und acht Prozent.

Auf dem Serptentinenstück nun auf der westlichen Seite des Bachs.

OK, auch mal ein Selfie.

Nach weiteren Kehren vor der Tunneleinfahrt. Im Sattel geradeaus vor mir ist der Pass.

Die letzten Meter an den Schneefeldern entlang waren noch einmal richtig anstrengend. Das lag an der Steigung von 10% und sicher auch an der dünneren Luft. Aber jetzt bin ich oben!

13:50 Uhr – Bin seit ca.einer Stunde hier oben. Bei der Ankunft schneite es. Ich habe Kaffee für Rainer und einen anderen deutschen Radfahrer gekocht und dann gemütlich was gegessen. Ich habe den Skirollie, die Weste, die Fleecejacke und die Regenjack, und natürlich die Beinlinge und die Mütze an. Wenn die Sonne rauskommt ,geht es. Es ist, nach der zehnprozentigen Steigung auf dem letzten Kilometer einfach genial, hier oben zu sein. Es ist gut Betrieb mit ständig eintreffenden Rennradfahrern. Eine Frau steht an der Straße und klatscht für jeden, der ankommt, auf den letzten 50 Metern. Später fiel ihr ein total erschöpfter alter Herr vom Fahrrad gleich in die Arme. Das muss ihr Vater gewesen sein, auf den sie wartete.

15:15 Uhr – Gleich zu Beginn der Abfahrt begann es zu schneien. Ich sitze im Café unterhalb des Passes beim Kaffee und schaue raus. Nicht schön zum Fahren. Etwas warte ich noch ab.

Trotz der vielen Lagen habe ich bei dem kalten Wind und Schneeregen sehr gefroren. Das Rad wackelte, ich habe gezittert. Am Col du Lautaret gab es erste hellen Flecken am Himmel.
Die Hinterradbremse greift nicht richtig, ob das am Regen liegt?

Es kamen mir sogar noch Radfahrer entgegen. Ein Versorgungsbus stand am Col.

Das Tal hinunter nach Briancon ist wirklich sehr schön.
17:00 Uhr – Jetzt sitze ich in La Salle-les-Alpes im Café mit Schokolade aus dem Lädchen nebenan. Der Ort besteht im Wesentlichen aus Appartementblocks, die im Sommer leerstehen.
Die Lenkradtasche hat sich im Regen sehr bewehrt. Alles ist trocken geblieben und ich musste nichts umladen. Die Fahrradtaschen trocknen noch vor sich hin.

17:45 Uhr – Vor mir liegt Briancon.
20:30 Uhr – Bei der Einfahrt in die Stadt fing es an zu regnen. Also bin ich nicht mehr zur Festungsstadt, sondern gleich ins Hotel, habe die Radklamotten gewaschen, geduscht und bin zum Einkaufen in den großen Supermarkt um die Ecke. Dort habe ich Sonnenmilch, AfterSun und Kaffee nachgekauft. Da es weiter regnete, habe ich auch gleich im Selbstbedienungsrestaurant gegessen und dabei gelesen.
Jetzt sitze ich in der Bar des Hotels und überlege, ob ich ein Glas Wein als Absacker nehmen soll.
30. Juni – Briancon – Col d’Izoard (2360 m) – Guillestre – 53 km/1240 Hm
7:00 Uhr – Den frühen Start habe ich erst einmal verschoben. Trotz sehr unangenehmer Rückenschmerzen habe ich gut geschlafen. Der Himmel ist blau. Jetzt steh ich mal auf.

9:20 Uhr – Ich habe die Hinterradbremse nachgestellt. Sie verliert ein bisschen Öl und damit Zugkraft. Ich hoffe es reicht für die beiden kommenden Passabfahrten. Jetzt aber los!

9:40 Uhr – Hier beginnt die Passstraße zum Col d’Izoard.

10:00 Uhr – Unten im Tal hätte ich auch fahren und den Pass umgehen können.

10:40 Uhr – Blick zurück nach Norden.

11:05 Uhr – Bei Cervieres auf 1640 m. Es ist kühl mit angenehmem Rückenwind. Jetzt geht es in das Hochtal Richtung Pass.

11:25 Uhr – Das Tal wird enger.

12:10 Uhr – Auf fast 2000 m. Vorhin zog ein Gruppe von Lamborghinis vorbei, vorgestern waren siebne Enten, die gemeinsam über den Pass wollten.

12:35 Uhr – Udo, der zeltende Reiseradler, fuhr eine Weile auf gleicher Höhe, nach einer Apfelpause war er aber weit voraus.

12:50 Uhr – Da oben müsste es sein. Jetzt setzt Schneegriesel ein.

Pause im Refuge Napoleon mit super leckerem Zitronenbaiser und zwei Milchkaffee. Am Holzofen konnte man sich wärmen.

Die Kuchenauswahl war fantastisch.

Im Refuge traf ich auch den deutschen Orchideenjäger aus Karlsruhe wieder. Er hatte einen Kilometer vor dem Refuge mit Stativ und Teleobjektiv am Straßenrand gestanden.

Anschließend klarte es auf.

Am Pass war ich erst gegen zwei. Warm war es nicht, aber die Sonne kam raus.

Der Rundumblick war atemberaubend.

Nach ausgiebiger Pause ging es in die Casse Desért.

Bei der Abfahrt habe ich mehrere Murmeltiere gesehen. Eines lief in wahrer Selbstmordabsicht direkt vor mir über die Straße.

Und weiter runter, mit berauschender Aussicht.
15:45 Uhr – Bin fast unten im Tal. Die Hinterradbremse greift nicht viel, aber es reicht.

16:20 Uhr – An der Abzweigung nach Guillestre.

Die Schlucht mit schmaler Strasse und beängstigenden Abgründen.

Es gab mehrere unbeleuchtete Tunnel, einen sehr langen.

Das ist mit dem Rad trotz Scheinwerfer schon ein komisches Gefühl.

Ein wirklich wunderschönes Erlebnis!

Ich muss immer wieder für Fotos anhalten.

Ein wahrer Abgrund, der sich da auftut.

Während der Fahrt darf ich nicht nach unten schauen.

17:25 Uhr – Und das musste der Weg zum Hotel sein?!

Bin froh, dass ich gleich da bin.
17:30 Uhr – Tatsächlich stehe ich vor dem La Chambre Bleu, das direkt links von mir an der Straße liegt.

18:05 Uhr – Bin geduscht und sitze auf der Terrasse mit einem sagenhaften Blick. Auf dieser Seite sieht es nicht nach Regen aus.
Mit der heutigen Etappe habe ich den vierten Pass-Tag in Folge erfolgreich gemeistert. Ich bin durchaus etwas müde heute. Vielleicht hätte ich auch mehr essen sollen?!
Hier noch schnell ein Blick auf die Karte, bevor ich zum Essen in die Stadt hinunter gehe.

Am oberen Rand ist La Chambre zu sehen, dann Valloire. Der blaue Kreis ist um Guillestre, wo ich heute bin.

Und hier das Höhenprofil der letzten und der nächsten Tage. Die schwarze Linie markiert Guillestre.

21:25 Uhr – Auf dem Heimweg nach dem leckeren Essen unten in der Stadt.
1. Juli – Guillestre – Col de Vars (2109 m) – 65 km/1180 Hm
Ich habe gut geschlafen, allerdings eher kurz, da ich noch bis nach zwölf gelesen habe. Das Bett war gut. Das Frühstück zwar reichlich, aber wieder weder frisches Brot noch Wurst oder Käse. Stattdessen gab es zwei Sorten Kuchen und Pudding. Ich habe mich ordentlich satt gegessen. Ein Gespräch kam nicht recht in Gang, auch wenn die Vermieterin gut Englisch sprach. Ihr Sohn geht für die Oberstufe in ein Teilinternat nach Barcelonette, weil er dort auf der Schule auch Skifahren kann.

8:40 Uhr – Fertig zum Aufbruch.

9:00 Uhr – Marktplatz in Guillestre. Er erwacht gerade zum Leben. Ich bin kurz in die Kirche, habe eine Kerze für meine Mutter angezündet.

9:20 Uhr – Blick auf Guillestre, es geht in Serpentinen hinauf. Es hängen noch viele Wolkenfetzen an den Bergen und die Luft ist ziemlich frisch. Gegen die Kälte hilft nur die Anstrengung!

Danach begann ein langer Abschnitt mit acht bis neun Prozent Steigung. Das war ziemlich anstrengend, und ich habe immer wieder kurze Pausen gemacht.

9:30 Uhr – Noch einmal ein Blick zurück zum Ausgang der Guil-Schlucht.

10:10 Uhr – Auf 1430 m. Die Sonne wärmt, die Steigung von acht bis neun Prozent über zwei Kilometer aber noch mehr. Nach dem Foto habe ich noch einige überholende Autos abgewartet. In einem saß die Vermieterin von letzter Nacht mit ihrem Sohn und hat freundlich gewunken.

10:25 Uhr – Eine Schlucht wie auf Kreta. Statt der Ziegen und der Geier gibt es hier Radfahrer und Motorradfahrer. Und heute kam eine große Gruppe Porsche-GT’s. Sie waren extrem laut und schnell. Ich habe mich in den Straßengraben geflüchtet. Später kamen mir fünf Fünfziger-Jahre-Roller entgegen geknattert, denen ich freundlich zugewunken habe. Ach ja, eine Trike-Gruppe kam auch noch.

10:40 Uhr – Auf 1620 m, Blick zurück Richtung Guillestre.

10:50 Uhr – Am Pass ziehen Wolken auf.

11:00 Uhr – Eine Bücherkiste an einer Bushaltestelle in Vars.

11:05 Uhr – Einfach eine tolle Kulisse.

11:50 Uhr – So ein leerer Wintersportort ist nicht sehr schön, aber es gibt eine Bäckerei und man hat mir sogar ein halbes Baguette verkauft. Nur noch 250 Hm.

12:15 Uhr – Am Refuge Napoleon. Diese Herbergen gehen auf ein Gelöbnis von Napoleon zurück, das er bei sicherer Überquerung der Alpen nach der Flucht von der Insel Elba einlösen wollte. Gebaut wurden sie schließlich unter Napoleon III.
Der letzte Anstieg mit leichtem Rückenwind.

13:50 Uhr – So, jetzt habe ich zwei selbstgekochte Tassen Kaffee, das halbe Baguette mit den Käse- und Wurstresten und die Aprikosen aus Vars gegessen. Bald ist der Kaffee von zu Hause aufgebraucht, und ich fange das in Briancon neu gekaufte Päckchen an.

Umgezogen habe ich mich gleich nach der Ankunft. Hier das Panorama Richtung Süden. Jetzt darf ich aber das Pass-Foto nicht vergessen.

Irgendwer findet sich immer, der so nett ist und ein Foto macht.

14:15 Uhr – Bei der Abfahrt. Hier kommt erst die Amateurtour und dann die echte vorbei.

Ich brauche ganz viel Zeit, um die Landschaft auf mich wirken zu lassen.

Dieses schneeberzierte Fellsmassiv zieht mich magisch an.

14:50 Uhr – Im Tal der Ubaye, mal wieder mehrere Tunneldurchfahrten. Ich finde das jedesmal etwas unheimlich, auch wenn es Lampen gibt und ich immer mit Licht fahre (wirklich immer!).

15:00 Uhr – Der Fluss ist toll, an vielen Stellen wild und ungebändigt. Hier gibt es überall Rafting und Canoeing Anbieter, neben den Rennradtouranbietern natürlich.

15:15 Uhr – Hier könnte ich also auch nach Coni rüber. Dort waren wir von Ventimiglia aus mal mit dem Zug. Ich fahre jedoch weiter nach Barcelonette.

15:30 Uhr – An der Festung Tournoux für die der ganze Berg ausgehölt worden zu sein scheint. Mir weht ein kalter Wind entgegen, und ich muss trotz Gefälle mittreten.

16:00 Uhr – Hier in Jausiers biegt die Route de La Bonnette ab, mit 2802 m die höchste Straße Europas. Wäre doch etwas für nächstes Jahr, oder?

16:35 Uhr – Langsam habe ich keine Lust mehr gegen diesen Wind anzukämpfen, der mir die Abfahrt versaut. – Ok, immerhin regnet es nicht! Foto zurück wegen der Sonne.

17:00 Uhr – In Barcelonette. Die Frau am Eisstand hat mich so lange warten lassen, dass ich weitergefahren bin. Schade eigentlich, danach kam keiner mehr.

Luftdruck wieder auf fünf Bar bringen lassen. Der Azubi hat das sehr freundlich und professionell gemacht.

17:35 Uhr – Mit fünf Bar in den Reifen läuft es besser, aber der Wind macht mich verrückt, wirklich!!

18:00 Uhr – Ein bisschen wie in Kanada. Nur noch zwei bis drei Kilometer.

Vor mir auf der anderen Seite des Flusses liegt die Gite, direkt am Fuss des Glockenturms.
Es gab keine Handtücher, ich musste danach fragen und bekam zur Antwort, dass es in einer Gite keine auf den Zimmern gibt. Er hat mir trotzdem eines gegeben. Auch hat er mein Rad, wie versprochen, ins Chalet gestellt. Trotzdem kam er mir unfreundlich vor. Das mag auch an meiner eigenen, sturmbedingten schlechten Laune gelegen haben.

Nach dem Waschen der Radklamotten und dem Duschen bin ich noch zum Glockenturm hinauf gestiegen.

19:30 Uhr – In einer Viertelstunde gibt es in der Gite das gemeinsame Abendessen. Der Tisch ist schon gedeckt.
21:30 Uhr – Der Gegenwind bei der Abfahrt war so stark, dass ich sehr viel treten musste, um wenigstens 15 km/h zu erreichen. Der Wirt sagte gerade, dass das der Mistral sei. Das erklärt alles!
Das Abendessen mit drei Motorrad-Ehepaaren und einem Kurgastpaar auf Wochenendurlaub war sehr lecker und unterhaltsam. Jetzt lese ich das Buch zu Ende.
2. Juli – Méolans – Col Saint Jean (1332 m) – Col de Maure (1346 m) – Col de Labouret (1240 m) – Digne-les-Bains – 72 km/850 Hm
7:55 Uhr – Beim Frühstück, alle anderen haben sich für acht oder acht-dreißig entschieden. Es gibt sechs verschiedene selbstgemachte Marmeladen, dazu Baguette und Butter. Da ich gestern meine Vorräte aufgebraucht habe, hoffe ich, dass ich trotz des Sonntags einen kleinen offenen Laden finde. Gestern in Barcelonette hatte ich einfach keinen Nerv mehr zum Einkaufen.

8:50 Uhr – Bereit zur Abfahrt. Die älteren Herrschaften kamen noch und haben sich das Rad angesehen. Zum Abschied haben sie aus dem Fenster gewunken, und ich habe laut geklingelt.

Viel zu schön, um hier weg zu fahren!
9:30 Uhr – Vorhin haben mich die drei Motorradehepaare hupend überholt. Das tut wirklich gut, so nett und freundlich gegrüßt zu werden.

Dieses Tal ist wirklich voller kleiner Wunder

Da fast kein Wind mehr weht, kann ich nun die Abfahrt genießen. Es sind auch noch nicht so viele Autos und Motorräder unterwegs.

9:55 Uhr – Über dem Ubaye-Arm des Stausees Lac de Serre-Ponçon.

10:20 Uhr – Künstlich aber auch schön. Bin von 900 m schon wieder auf über 1100 m hochgefahren. Bei nur drei bis vier Prozent Steigung geht das sehr gut.

10:59 Uhr – Nur ein kleiner Col aber immerhin mit Schild!

11:15 Uhr – Bin im Country&Western Festival in Saint-Jean-Montclar gelandet. Im Hintergrund spielt eine Band. An den Ständen habe ich mich mit Aprikosen, Wurst und Käse versorgt. Jetzt fehlt nur noch frisches Brot.

11:35 Uhr – Einmal muss es doch sein, dass ein Baguette hinten aus der Tasche schaut, oder? Es gab halt keine halben Baguettes im Supermarkt und eine Boulangerie habe ich nicht gefunden.

11:45 Uhr – Es läuft super mit Rückenwind bergab. Eine tolle Entschädigung für gestern. Ich bin weiterhin in den Alpen, auch wenn es wärmer ist. Bin auf 1300 m Höhe. Jetzt brauche ich aber dringend mal eine gemütliche Bank!

12:00 Uhr – Blick auf Seyne-les-Alpes, dort gibt es sicher eine schöne Bank mit Aussicht.

13:00 Uhr – Bin mit dem Mittagessen fertig. Der neue Käse und die neue Wurst schmecken gut, auch der Blaubeer-Joghurt und die Aprikosen. Die waren sogar besonders schmackhaft. Nun ist alles wieder verstaut und ich kann weiter. Von den geplanten siebzig Kilometern heute habe ich dreißig.

13:35 Uhr – Auch Höhenmeter mit Rückenwind bleiben Höhenmeter. Aber es geht recht leicht, ich drücke dabei etwas auf die Tube und fahre mit leicht über zehn km/h aus dem Hochtal hinaus zum Pass hinauf. Wenn ich es recht im Kopf habe, werden es drei Pässe heute, bevor es nach Digne-les-Bains hinunter geht.

14:45 Uhr – Col Nummer zwei, sogar etwa höher als der erste. Jippi, jetzt bergab!!

13:55 Uhr – Das waren jetzt zehn Minuten mit 45 Sachen ohne Treten bergab. So muss das sein! Gleich bin ich wahrscheinlich aus den Bergen raus. Also noch schnell ein Foto.

14:25 Uhr – Durch einen duftenden Nadelwald ging es hinauf. Hier ist es wunderbar warm mit einem ganz leichten Lüftchen.

Gefährlich eng hier, also schnell ein Selfie und raus aus der Engstelle.

Das ausgeschilderte Gefälle von zehn Prozent hört sich super an. Vorher noch schnell einen Joghurt und die restlichen Aprikosen.

15:07 Uhr – Wow, das war mal eine schnelle Abfahrt. Bin jetzt auf 900 m, habe also 350 Hm vernichtet! Und die Abfahrt geht noch weiter.

Sieht nach der nächsten Schlucht aus.

15:45 Uhr – Noch ein Blick zurück bevor es mit leichtem Gegenwind über den Hügel ins nächste Tal geht.

16:05 Uhr – Und weiter hinunter. Nun sind die Berge so niedrig, dass sie ganz bewaldet sind. Im Schatten habe ich jetzt 33° C. Das ist sehr schön warm, da der Fahrtwind bei der Abfahrt etwas kühlt. Noch neun Kilometer. Neben der Straße gluckert das Wasser im Bewässerungsgraben.

16:10 Uhr – Dort oben thronen sie, die Berge, also doch noch in gar nicht so weiter Ferne.

17:00 Uhr – An N.D. du Bourg, der alten Kathedrale von Digne beim Mittelalterfest.

17:55 Uhr – Habe ein schönes einfaches kleines Zimmer, bin geduscht und so froh und dankbar, dass die selbstgewählten Herausforderungen gemeistert sind und mir soviel Freude und Wunder geschenkt haben. Für heute ist es genug mit den hohen Pässen, aber das war nicht die letzte Reise in die Berge!
Heute haben Kilometer- und Höhenmeter-Schätzung mal ganz genau gepasst.
19:00 Uhr – Ich habe gerade ein Zimmer in Belfort in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Damit ist auch diese Lücke gefüllt. Jetzt müssen nur die Tickets für die Zugfahrten Orange-Belfort und Belfort-Basel gekauft werden.

Danach bin ich in die Stadt gelauen. Die Kathedrale Saint-Jérôme ist leider geschlossen. Die Straßen der Altstadt sind eng und leer, wirken recht trostlos auf mich.

Blick vom Kathedralenhügel in die Berge.
19:45 Uhr – Sehr viele Restaurants haben Sonntagabend geschlossen. Jetzt bin ich zur Abwechslung bei einem Vietnamesen gelandet und warte auf das Essen.
21:30 Uhr – Das Essen war sehr lecker. Nur die unheimlich vielen Fliegen haben doch sehr gestört. Heute gehe ich früh schlafen. Das Buch habe ich vorhin beim Essen zu Ende gelesen. Ich werde es wohl hier im Zimmer lassen. Hier liegt auch schon ein anderes Buch.
3. Juli – Digne-les-Bains – Saint-Michel-l’Observatoir – 76 km/630 Hm
7:00 Uhr – Aufstehen! Eigentlich habe ich in dieser eher dunklen Kammer recht gut geschlafen.
Beim Frühstück habe ich die Deutschen neben mir angesprochen. Sie sind aus Koblenz und auf Provence-Tour. War eine sehr angenehme Unterhaltung. Auch sie fanden Digne überraschenderweise eher trostlos.

9:30 Uhr – Flussradweg an der Bléone. Links sind Tennisplätze, Skaterbahnen, Fußballfelder, ein offenes Schwimmbad und mehr. Hier wird dann doch etwas geboten.

11:00 Uhr – Sie letzten anderthalb Stunden habe ich auf dieser Bank verbracht und Kaffee gekocht. Erst für einen Hawaiianer, dann für ein Paar aus der Normandie. Sie alle sahen mich da sitzen, ich telefonierte gerade mit meinem Bruder, und haben mich angesprochen. Ich habe das Telefonat zwei Mal unterbrochen und mit den Leuten gequatscht.
Der Hawaiianer fragte nach einer Luftpumpe. Nachdem ich dafür das Telefonat beendet hatte und der Kaffee kochte. Hat er mir erzählt, dass er in Toulon seinen Doktor in Kommunikation mit Schwerpunkt Film gemacht hat und gerade Englischan einer Schule in Digne unterrichtet. Dort gefällt es ihm viel besser als in der Großstadt Toulon. Er hat mit seiner Frau, die von einer kleinen Insel Tahitis stammt, fünf Kinder, das sechste ist unterwegs. Im November wollen sie zurück nach Tahiti. Er hat mir schnell die Götter der hawaiianischen Ureinwohner erklärt und dass er unbedingt Dokumentarfilme zu Umweltprojekten machen will. Während des Kaffees hat er seine Selbstgedrehte am Gaskocher angezündet.
Kaum war er weg, die Schule läuft ja schon länger, auch wenn in der letzten Woche vor den Ferien keiner mehr kommt, habe ich wieder meinen Bruder angerufen. Da fuhren zwei Radfahrer vorbei und sahen schon so aus, als ob sie steh leiben wollten. Sie fuhren noch ein Stück, dann drehten sie um und schauten mich erwartungsvoll an. Also habe ich das Telefonat wieder unterbrochen und sie begrüßt.
Mehr dazu später. Jetzt muss ich mal ein paar Kilometer Strecke machen.

11:20 Uhr – Das erste Lavendelfeld.

11:30 Uhr – Es war eine sehr gute Idee, diese kleine Straße hinüber ins Tal der Asse zu nehmen.

11:50 Uhr – Auf der Brücke über die Asse.

12:15 Uhr – Einkaufen in der Epicerie in Estoublon. Und jetzt noch ein paar Kilometer und dann Mittagspause.

12:20 Uhr – Halt, hier ist gleich eine Bank im Schatten und ein WC Public. Also doch Pause gleich hier. Das Bauernbaguette von gestern war noch gut, und Käse und Wurst sowieso.

Und was macht diese Tier auf meiner Lenkertasche?
Eine Truppe Deutscher will in die nahegelegene schattige Schlucht wandern. Ich habe hier 28° C im Schatten. Die Heuschrecke ist über den Lenker zum Baum geklettert und läuft ihn jetzt schnell hinauf. Also ohne Passagier weiter. Mal sehen, wie weit ich in der Mittagshitze fahre.

13:30 Uhr – Hier liegt jetzt ständig Lavendelduft in der Luft und die Zikaden zirpen in der Hitze um die Wette.

13:57 Uhr – Der Duft ist betörend. Heute Abend wird das T-Shirt nicht gewaschen. 41° Celsius in der Sonne, aber der Helm gibt ja Schatten und dort sind es nur 33°. Es rollt mit über zwanzig gut, muss nur etwas mittreten. Und dann kühlt der Fahrtwind. Allerdings brauche ich viel Wasser, klar. Vorhin habe ich in einem Dorf am Brunnen mal eben die Haare nass gemacht, genau wie der Autofahrer, der dort hielt.

14:15 Uhr – Kurze Pause im Schatten eines Baumes am Straßenrand.

14:35 Uhr – Blick zurück in das Tal der Asse.

14:45 Uhr – Vor mir Luft jetzt das Tal der Durance, in die die Asse mündet. Ich quere die Durance und fahre über die Hügel in das Cavalon-Tal.

15:15 Uhr – Die Durance ist überquert! Jetzt bin ich offiziell im Nationalpark des Luberon.

15.25 Uhr – Im Café oben in La Brianne. Habe Fanta und Café Noir bestellt. Die Stärkung brauche ich, es sind noch gute zwanzig Kilometer.

16:08 Uhr – Auf der anderen Seite sieht man das Asse-Tal, durch das ich vorhin gekommen bin. Der Radweg hier ist in einem schlechten Zustand, aber immerhin fast keine Autos. Gerade bin ich an einem für das Dorf riesigen Platz mit Flutlichtanlage vorbeikommen. Da waren sicher vierzig Pétanque-Felder. Die Leute hier meinen es wirklich ernst damit!

16:20 Uhr – Auf dem Weg in den Luberon. Vorhin stand ein Sackgassen-Schild. Ich hoffe, dass ich durch komme.

16:xx Uhr – Puh, doch keine Sackgasse. Dafür, dass es ein Radweg ist, ist die Beschilderung setzen-sechs.

Aber hier an der Stelle steht tatsächlich «Manosque» auf einem Schild. Ich bleibe aber bei der Note sechs.
17:12 Uhr – Es ist sehr heiss. Glücklicherweise nur noch knapp fünf Kilometer.

Ziemlich genau in der Mitte des Fotos sieht man das Observatorium, das der Stadt Saint-Michel den besonderen Beinamen beschert hat. Kann also nicht mehr weit sein!
17:27 Uhr – Noch ein Stopp auf der falschen Straßenseite, nur um etwas Schatten zu haben. Noch ein paar Schlucke Wasser sind übrig, über fünf Liter habe ich unterwegs getrunken. Ohne diese Kurzstopps geht es nicht, sonst müsste ich bis sieben oder so die Hitze abwarten.

18:30 Uhr – Ich sitze geduscht vor meinem Erdgeschoss-Zimmer in der Altstadt von Saint-Michel. Die gewaschenen Radklamotten hängen neben mir auf der Terrasse. Ich bin echt fertig, der Kopf brummt, noch nicht genug für eine Tablette, aber doch spürbar. Ich habe definitiv richtig Hunger und werde bald mal nach der Pizzeria am Platz suchen.
Ok, heute lag ich mit den Schätzungen ziemlich daneben, das lag aber daran, dass ich den Weg über das Asse-Tal nachträglich in die Etappe eingebaut habe. Wenn ich morgen aus Spaß über Gordes oder gar Senanque fahren sollte, wird das auch mehr als geplant.
19:38 Uhr – Alle Restaurants sind heute geschlossen. Ich traf die Wirtin, sie riet zu einer Pizza vom Pizzawagen am Platz und essen auf der Hotelterrasse. Sie legt Besteck und Teller bereit und stellt Wasserkaraffen mit Eis dazu. Die Pizza ist bestellt, dauert 15min. Die Zeit reicht für eine Orangina in der Bar des Voyageurs. Alles wird gut!
4. Juli – Saint-Michel-l’Observatoire – L’Isle-sur-la-Sorge – 75 km/465 Hm

7:35 Uhr – Frühstück auf der Hotelterrasse mit sehr leckerem Baguette und Minicroissants und einem unglaublichen Ausblick. Es ist sehr ländlich hier, die Schwalben zwitschern, und der Wind trägt den Geruch eines Kuhstalls herüber.

9:35 Uhr – Schon dreizehn Kilometer mit super Geschwindigkeit, nur 22° C und ohne störenden Wind. Den Mourre Nègre habe ich schon vor mir. Hier beginnt die alte Bahntrasse.

9:40 Uhr – Verwirrende Wegweiser, daher folge ich dem Navi und stehe jetzt vor diesem dunklen Tunnel. Fahre ich da rein?? Es gibt Radspuren, die hinein führen. Also allen Mut zusammennehmen und los!
Überstanden, puh. Mit Licht am Rad und etwas weiter rein, konnte ich den Boden sehen, und bald kam die Kurve mit dem berühmten Licht am Ende des Tunnels. Dabei waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt.

Hundert Meter weiter: das Ende der Bahntrasse! Mal sehen, ob ich rechts den steilen Pfad runter zur kleinen Straße nehmen kann. Seit einigen Jahren bestätigt sich immer wieder die Erfahrung, dass auf jeder Tour irgendwo eine Brücke fehlt. Damit wäre das auf dieser Tour auch abgehakt.

Geschafft! Die einen halben Meter hohe Mauer hinab musste ich das schwere Rad absenken. Nie wieder ungeteerte Wege!!!

Ist doch alles super, wer beklagt sich denn hier? Da war halt eine kleine Schiebe-/Tragepassage im Radweg, na und??
10:02 Uhr – Auf der Landstraße mit leichtem Gefälle und es läuft super. Hätte ich mich für die große Straße mit den vielen Autos entschieden, wenn ich die Bahnstrecke gekannt hätte? Vielleicht ja.

Blick auf den Mourre Nègre mit dem Sendemast. Ich war im April dort oben wandern.

10:20 Uhr – Die letzten zwanzig Minuten mit über dreißig Sachen auf der Hauptstraße, das macht auch viel Spaß! Hier sind wir uns einig, ich folge dem Schild.

Läuft!

10:45 Uhr – Schon auf 33 Kilometern, mehr als der Hälfte also. Hier die Dächer von Apt vom Radweg aus.
11:00 Uhr – Links vor mir sehe ich schon Lacoste und die Bergkirche von Bonnieux, in der wir zur Ostermesse waren, rechts leuchten die Ockerfelsen von Roussillon in Rot und Orange. Der Calavon-Radweg ist wirklich sehr gut, nicht immer auf der Bahntrasse, aber gut ausgebaut und beschildert.

Gleich kommt der Pont Julien. Und hier sehr ich erstmals die Spitze des Mont Ventoux wieder. Ohne Teleobjektiv ist das aber schwer einzufangen. Und die Bergspitze ist ja auch noch blendend weiß. Aber vielleicht sieht man ja doch was.
Hinauf werde ich, diesmal, nicht fahren.

Weiter auf der Bahntrasse.

Und hier oben auf dem Hügel die Ockerfelsen. Mit dem Handy halt schwer zu fotografieren.

11:25 Uhr – Die alte Römerbrücke, die noch bis vor wenigen Jahren für den allgemeinen Verkehr genutzt wurde. Zum Baden recht das Wasser leider nicht mehr.

11:35 Uhr – Da vorne liegt Lacoste mit dem Schloss des Marquis de Sade. Links kann man im Gegenlicht vielleicht etwas von Bonnieux erkennen. 40° in der Sonne, bald ist Zeit für die Siesta!

Ich biege nach Lumière ab. Der Name gefällt mir wirklich gut.

12:35 Uhr – Gordes, meine Belohnung für die schnelle Etappe, will sich aber noch verdient werden.

Ich nehme wider besseres Wissen, die vom Radroutenplaner vorgeschlagene Strecke.12:55 Uhr – Erst mit 10 % auf Teer.

Dann das hier: Bin den schmalen Pflasterstein-Weg fast komplett gefahren, bei mehr als zehn Prozent, bis auf zwanzig bis dreißig Meter vielleicht. Ich bin rechts hinauf gekommen und links weiter steil bergauf . Schon das Balancieren war sehr anstrengend. Die Hauptstraße wäre definitiv besser gewesen!

13:35 Uhr – Habe eine «ruhige» Ecke an der Kirche gefunden, wo ich mein halbes Baguette aus Saint-Michel esse. Kaffee gibt es im Lokal! Irgendwann setzten sich Deutsche zu mir in den Winkel. Er besucht das Fotofestival in Arles., das es wohl schon sehr lange gibt und bei dem in fast allen Häusern der Innenstadt Bilder ausgestellt sind. Dafür darf sie sich jeden zweiten Tag eine Ausflugsziel aussuchen. Sie sind irgendwann nach Senanque aufgebrochen.

14:40 Uhr – Erst das vierte Lokal erlaubt mir nur etwas zu trinken. Ich sitze direkt vor dem Schloss unter den großen Platanen am Brunnen.

Langsam wird es ruhiger in der Stadt, der Markt ist vorbei, die Stände sind abgebaut und viele Touristenbusse wohl wieder abgereist.

Ein schattiger kleiner Platz, ideal für die Mittagspause.

Blick über das Tal. Gegenüber liegt der Mourre Nègre als höchster Gipfel des Großen Luberon. Man erkennt auch den Einschnitt zwischen dem Großen und dem Kleinen Luberon an dem Bonnieux liegt.

Das Rad hatte ich an der Kirche geparkt. Am Ende meines Rundgangs bin ich hinein gegangen. Dort war es angenehm kühl. Hinten in der Ecke saß eine Frau undefinierbaren Alters, die am Spinnrad drehte. Sie lächelte mir sehr freundlich zu, als ich meine Hand in das Weihwasserbecken neben ihr tauchte. Das tun wohl nicht viele der Besucher.

Der Blick von der Hauptstraße ist tatsächlich der schönste!

16:05 Uhr – Nach der schnellen Abfahrt auf der flachen fast leeren Hauptstraße (echt dumm gelaufen auf dem Hinweg), hat mich dann die Planung sehr schön durch die Weinberge geführt. Ein WC Public in Cabrières-d’Avignon hat meine Wasservorräte gefüllt und damit ging der letzte Anstieg hinüber nach Lagnes ohne Probleme. Jetzt bin ich im Café de la Fontaine.
Das tut gut. So eine gemütliche Flachlandetappe hat wirklich ihren Reiz. Wir klammern den Unsinn mit dem gepflasterten steilen Fußweg mal aus. Der Tunnel war doch gar nicht so übel!
17:20 Uhr – Wow, das Einchecken in diesen Club hat jetzt vierzig Minuten gedauert, inkl. Warten am Tresen, Suchen der Fahrradgarage und Weg zum Zimmer. Das Schwimmbad hat bis sieben auf. Habe Abendessen-Buffet und Frühstück im Club-Restaurant gebucht. Jetzt Handy an die Steckdose (wieder nur noch 1%), Radklamotten waschen und duschen!!!
18:10 Uhr – Die Dusche ist eine der besten auf der ganzen Reise, und auch das Waschbecken ließ sich für die Wäsche problemlos verschließen. Das war schon oft nicht der Fall.
Auf das Schwimmbad verzichte ich und hänge bis um sieben ab. Mein Hunger ist nach dem halben Baguette wieder sehr ordentlich.
Über Sitzprobleme schreibe ich einfach nicht mehr, das ist unangenehm und langweilig. Für die nächste Tour muss ich mir definitiv etwas Neues ausdenken.

19:45 Uhr – Beim Abendessen: Auch der Wein ist im Buffetpreis drin, All Inclusive. Der Salat war schon einmal sehr schmackhaft.
5. Juli – L’Isle-sur-la-Sorge – Orange – 56 km/470 Hm

9:15 Uhr – Ich habe mich um sieben noch einmal umgedreht und bis halb acht geschlafen. Jetzt geht es also los zur letzten Etappe. Hier das Empfangsgebäude des Clubs, das früher ein Schloss gewesen zu sein scheint.

9:35 Uhr – Erinnerungskaffee in Fontaine de Vaucluse. Hundert Meter weiter oben kommt all dieses Wasser aus dem Fels. Es ist die größte Quelle Europas.

10:35 Uhr – Auf dem Weg nach Saumane, Serpentinen und kleine Gänge.

10:45 Uhr – Also den Schlossberg hoch, ich brauche die Höhenmeter!

10:55 Uhr – Für diesen Blick über das Rhone-Tal bis hinüber zu den Cevennen hat es sich definitiv gelohnt. Vor dem Hügel in der Mitte liegt Avignon.

11:00 Uhr – Die öffentliche Bibliothek in Saumane, direkt am alten Waschplatz.

11:35 Uhr – Anstieg auf 370 m und nun liegt der Mont Ventoux in aller Pracht und Schönheit vor mir. Mit jedem Kilometer weiter wird er schöner. Die Kirche gehört zu Saint-Didier.

13:00 Uhr – Nach der letzten Kaffeepause in Saint-Didier. In der Bäckerei gab es nur noch Pain au Chocolat, kein Baguette. Das habe ich natürlich sehr gerne genommen. Als Unterlage für Käse und Wurst habe ich zum Glück noch einige Scheiben Knäckebrot.
Jetzt weiter zum Kaffee nach Carpentras und dann die letzten Kilometer bis Orange.

13:45 Uhr – Die Kathedrale Saint-Siffrein von Carpentras. Der Weg über Nebenstraßen ins Stadtzentrum war sehr schön zu fahren. Es ging durch Felder und Weinberge sanft bergab.

14:00 Uhr der letzte Kaffee vor dem letzten Abschnitt der Tour. Um zwei wurde die Kathedrale wieder aufgeschlossen und ich konnte vor der Abfahrt noch ein paar Minuten innehalten.

14:35 Uhr – Hier ist der Bahnradweg noch in Bau. Weiter vorne soll er schon ausgebaut sein. Mal sehen!

14:45 Uhr – Hier ist er schon fertig. Also los! Es geht schnell auf so einer Trasse, aber es ist sehr heiss, und, mal ehrlich, sehr langweilig.

15:45 Uhr – Lange Telefonpause im Schatten eines Baumes am Bahndamm.
18:10 Uhr – Ich sitze im Restaurant in Orange und bin glücklich! Und hungrig!
Gegen vier war ich am Bahnhof von Orange und habe mit die Fahrkarten für morgen und übermorgen gekauft. Danach bin ich durch die Fußgängerzone zum Hotel, das wir schon im April ausfindig gemacht hatten. Das Rad steht im Hinterhofgarten, ich kann es vom Zimmer aus sehen.

Ich habe geduscht und die Fahrdaten erfasst, danach bin ich zum Eisessen. So sieht man also nach siebzehn Tourentagen mit gut tausend Kilometern und fast sechzehntausend Höhenmetern aus.
Den Abschluss hier in dieser sommerlich heißen und sehr geschichtsträchtigen Stadt finde ich sehr passend. Die Provence ist einfach wunderbar und ein wirkungsvoller Kontrast zu den einsamen, steilen und eisigen Bergen.
So viele Berge und Landschaften habe ich gesehen und erlebt. Ich bin sehr, sehr glücklich, froh und dankbar über diese wunderschöne Tour. Die vielen hohen Pässe waren sehr anstrengend, aber die Aussichten und die Abfahrten geben mir einfach so viel, dass sie diesen Einsatz wert sind. Ich bin sehr dankbar für die vielen netten Leute, die ich getroffen habe, ich habe mich nie alleine gefühlt.
Mein Kopf ist leer, ich habe wirklich meinen ganzen Alltag völlig ausgeblendet.
Und nun freue ich mich sehr auf Zuhause!
Und: Ich fürchte, ich werde es wieder tun!!
6. Juli – Orange – Belfort

8:45 Uhr – Frühstück auf dem kleinen Platz vor dem Hotel. Die Nacht war wegen der vielen Stechmücken eher grauenvoll. Ich habe sehr viele Mücken erlegt, am Ende reicht es aber, wie man weiß, wenn eine überlebt. Mit dem Laken über dem Kopf, so dass nur die Nase rausschaut, ging es dann für die ein oder andere Stunde. Bei der nächsten Tour nehme ich den Mücken-Todesstern vom dm mit.
11:00 Uhr – Seit einer Stunde schlendere ich ziellos durch die Stadt. Ich war in der Kathedrale und habe dort in Gedanken die Tour Revue passieren lassen. Dann habe ich drei Äpfel auf dem Markt gekauft und mir ein Pain au Chocolat geholt. Jetzt sitze ich bei Café au Lait an der großen Allee. Um 12:37 Uhr geht der Zug, um zwölf hole ich das Rad am Hotel ab.

12:05 Uhr – Ich bin aufgeregt und bin einfach schon früher los. Vom Hotel zum Bahnhof habe ich in aller Ruhe geschoben. Der Zug kommt aus Marseille und hat 5 min Verspätung. Er hält hier auf der Bahmhofseite, ich muss also keine Treppen bewältigen.

12:55 Uhr – Ich bin im Zug und führe erste Gespräche mit anderen Radreisenden. Ich bleibe beim Rad bis sie in Valence raus sind. Die Tür wollte nicht aufgehen. Der Schaffner musste in Orange noch helfen.
14:00 Uhr – Habe mich sehr nett mit zwei jungen Schweizern unterhalten, die auf der Rückreise von ihrer ersten Tandemtour sind. Alle vier Schweizer mussten hier in Valence raus und waren wegen der Verspätung sehr aufgeregt. Aber der Anschluss nach Grenoble hat gewartet. Wir haben jetzt gut 30min Verspätung. Was bin ich froh, dass ich in Lyon über eineinhalb Stunden Zeit habe. So genieße ich jetzt einfach mal nur den Blick aus dem Fenster.
Beim Verlassen des Zuges konnte ich sehen, wir sich die Männer des bisherigen und des neuen Zugteams mit Wangenküssen begrüßten. Die Franzosen sind echt süß!

17:05 Uhr – Das System im Bahnhof von Lyon kostet echt Nerven: Das Gleis wird erst fünf bis zehn Minuten vor der Abfahrt angezeigt, Pläne gibt es gar keine. Ich war also die ganze Zeit unter Spannung und bin sehr schnell über die Rolltreppe rauf und in den Zug. An dieser Stelle sollen drei Fahrräder Platz haben.
Drinnen fiel mir ein, dass ich unter Umständen, das Ticket schon in Orange hätte entwerten müssen. Also habe ich den Schaffner angesprochen, der das mit drei Mal abknipsen, unterschreiben und stempeln erledigt hat. Seitdem stehen wir, weil es auf der Strecke eine Unfall oder eine Entgleisung gab. Wer nur nach Bourg-en-Bresse will, wurde schon zum Umsteigen gebeten. Eine junge Frau neben mir will nach Besancon, solange sie noch im Zug ist, bleibe ich auch. Mit dem Hotel heute Abend wird es aber noch sehr, sehr eng. Erst einmal bin ich froh, dass wir keinen Unfall hatten und nur warten müssen. Etwas gegessen habe ich. Ich jetzt Geduld und Nerven.
18:10 Uhr – Wir fahren seit etwa vierzig Minuten und sind eine Stunde hinter Plan. Gegen acht werde ich mal das Hotel anrufen.
22:25 Uhr – Welch ein Tag! Die angegebene Telefonnummer des Hotels funktionierte nicht. Auf meine Emails hat keiner reagiert. Dann habe ich die booking-Hotline angerufen, die mir schon öfter geholfen. Bei jedem der zehn Tunnel bin ich rausgeflogen. Um zwanzig vor neun hatte ich dann jemanden dran. Während sie versucht hat, das Hotel zu erreichen bin ich dann im nächsten langen Tunnel wieder aus der Hotline geflogen. Monika hat dann für mich das Hotel angerufen, was vom Festnetz kein Problem war. Booking hatte sich schon gemeldet, es wäre alles klar. Ich war sehr erleichtert. Kurze Zeit später rief die Dame von Booking.com dann auch an und gab mir einen Zugamgscode.
Ich bin also vom Bahnhof die drei Kilometer geradelt, es wurde langsam dunkel. Der Code funktionierte, aber der Checkin-Automat nahm weder Eurocheck- noch Kreditkarte. Dann kam aber die Rezeptionistin, hat mich eingecheckt, mich gebeten, das Rad mit aufs Zimmer zu nehmen und alles war gut.
Allerdings sind keine Handtücher auf dem Zimmer. Was ein Glück, dass ich eines über all die Pässe mitgeschleppt habe, da ich ja im Fluss baden wollte. Und etwas zu essen habe ich beim Döner-Laden um die Ecke auch noch. Den Tipp haben mir Deutsche gegeben, die gerade von dort kamen. War lecker! Und jetzt schlafe ich mal nach all der Aufregung!
7. Juli – Belfort – Basel – Bonn

9:35 Uhr – So schlecht war die Nacht gar nicht. Ich habe die Klimaanlage laufen lassen. Handtücher habe ich mir gleich nach dem Aufstehen geholt. Die Waschmaschine hatte gestern wohl ein Problem. Jetzt bin ich am Bahnhof und natürlich wird noch kein Gleis angezeigt. Ich muss also gleich wahrscheinlich in Hektik die Treppen runter und rauf mit dem schweren Rad, es gibt ein Fahrradrille, aber weder eine Rampe noch einen Aufzug.
9:48 Uhr – Das Gleis wurde bereits angekündigt, und ich konnte in Ruhe das Rad hierher auf Gleis 2 bringen. Der Start ist also so gut wie gestern. Das Wetter ist sehr in Ordnung, leicht bewölkt, ein wenig Wind und nicht zu warm.

9:58 Uhr – Rad und ich sind im Zug. Hier gibt es sogar Steckdosen für Pedelecs!! Dafür gibt es keine Halteleine. Ich werde meine mal auspacken.
10:45 Uhr – Der Zug war überpünktlich. Der erste Aufzug war groß genug, der zweite zu klein. Egal, ich bin drin, und das Rad auch. Erst in acht Minuten geht es weiter.
Nun wird dieser Blogeintrag also ein Bericht über Freud und Leid beim Zugfahren.

13:30 Uhr – Nach einer schönen Runde durch die Altstadt mit einem Besuch im Baseler Münster, sitze ich nun im Restaurant und warte auf das Essen.

Hier lassen sich viele Leute mit einem wasserdichten Sack für die Kleidung den Rhein ein Stück hinunter treiben.
Die Zugfahrten heute waren also bisher sehr angenehm und pünktlich. Es wäre doch sehr nett, wenn es so weiter gehen würde.

14:15 Uhr – Ich sitze auf dem Bahnsteig auf der Höhe meines reservierten Platzes. Nach den gerade gemachten Erfahrungen in Frankreich, ist das doch ein extrem kundenfreundliches System.
Allerdings ist er fünf bis zehn Minuten verspätet. Kann ich verkraften.
14:38 Uhr – Jetzt sind es schon zehn bis zwanzig Minuten.
15:10 Uhr – 30 min Verspätung. Bin im Zug, das Fahrrad auch und der reservierte Platz ist in Fahrtrichtung im Schatten mit Blick auf das von der Decke baumelnde Rad. Jetzt tief durchatmen! und den letzten Urlaubstag genießen.

19:30 Uhr – Das Zielfoto auf der Kennedy-Brücke in Bonn mit dem Siebengebirgspanorama im Hintergrund.
