6.32 Uhr – Das war eine sehr unruhige Nacht. Zuerst hat es mich beschäftigt, ob ich die Tür zur Terrasse und das Fenster zur Straße wirklich offen lassen kann. Ich bin ja im Erdgeschoss. Kommen Tiere rein? Dann fühlte sich das Bett zu schmal an. Und außerdem war es sehr warm hier drin, fast keine Luftbewegung, obwohl ich doch von der Straße zur Terrasse leicht geöffnet hatte.
Egal, ich fühle mich trotzdem relativ wach.
7.27 Uhr – Der Kaffee ist fertig, das Müsli auch, jetzt sitze ich draußen zwischen den noch immer warmen Wänden der Terrasse. Gestern Abend habe ich noch einen Blick in den Sternenhimmel geworfen. Die Luft war sehr klar und ich konnte viele Sterne sehen.
8.25 Uhr – Abfahrt.

Heute fahre ich nach Sevilla. Also, eigentlich fahre ich ja seit fast sechs Wochen nach Sevilla. Zumindest war das mein ursprünglicher Plan, bis dass ich gesehen habe, dass es bis nach Córdoba nur zwei Etappen mehr sind. Und das R in Córdoba klingt auch einfach sehr schön spanisch. Und die Kathedrale ist natürlich extrem spektakulär dort.
Vor Sevilla fahre ich durch drei bis vier Orte. Ich bleibe die ganze Zeit, wenn ich das richtig gesehen habe, auf der Hauptstraße. Es wird wieder ordentlich heiß. Der Wind kommt mir ganz leicht entgegen, was mich natürlich etwas bremsen wird.

Die Römerbrücke über den Rio Tinto. Der rote Fluss hat diesen Namen, weil er Mineralien auswäscht, die das Wasser rot färben.
Es ist ein herrlicher Morgen, erst 23° C.

Blick zurück über die Felder auf die Stadtmauer im Morgenlicht.

Sonnenblumen, die gestern Abend nicht mehr der heißen Sonne gefolgt waren.

Immer geradeaus.

8.52 Uhr – Morgengruß in den Feldern auf dem Feldweg: Freude, Energie, Achtsamkeit, Gelassenheit.
Danach habe die die Kette geölt. Dann kamen plötzlich zwei PKWs und ein riesiger LKW, die in diesen staubigen Weg einbogen.
Weiter.

Ah, die Leute bauen eine neue Bahnunterführung. Der Bahnverkehr ist unterbrochen. Das kennt man ja.

Ein so weites, fruchtbares Tal.

9.25 Uhr – In La Palma del Condado.

Sehr schöne, noch geschlossene Hauptkirche.

Und hier schnattern die Leute in den Bars. Ich mache im nächsten Ort Pause.

9.33 Uhr – Lange andalusische Kopfsteinpflaster-Straße.

9.56 Uhr – Sieht aus. wie bei uns die Rapsfelder im Mai.

10.02 Uhr – In Villalba del Alcor an der Kirche San Bartolome.

Die Kirche ist geschlossen, aber rechts davon gibt es ein nicht ganz so lautes Café im Schatten mit etwas Wind.
Der Wind von vorne bremst auf der Straße ganz schön. Er kommt exakt auf mich zu und nimmt mir Kraft bzw. 5 km/h.
10.42 Uhr – Weiter.

11.08 Uhr – Einfach immer geradeaus. Nach 30 km. 35° C zeigt der Tacho.

11.14 Uhr – Hinter mir auf dem Hügel (180 m) liegt Villalba. Ich steige nach einer Senke erneut an.

Sind das thermische Solarkraftwerke, oder doch Schornsteine? Bei Castilleja del Campo.

11.28 Uhr – Ein echter Riese der Torro.

11.35 Uhr – Hier wird sehr viel Sonne geerntet. Auf 37 km.

Durch die Bündelung des Lichts von vielen Hundert Spiegeln entstehen Temperaturen von mehreren Hundert Grad. Damit erhitzt man eine salzhaltige Flüssigkeit, die man auch speichern und nachts für die Stromerzeugung nutzen kann.

Rio Guadiamar.

12.10 Uhr – Auf dieser sehr langen Steigung in der prallen Sonne gab es keinen Fahrtwind. Tacho zeigt über 45° C. Das ist ok, aber jetzt brauche ich wieder einen Liter Kühlwasser.

12.23 Uhr – In Sanlucár la Mayor. Im Schatten hinter der Kirche ist eine Bar.

Ein leichtes Lüftchen kühlt auch hier wunderbar. Hier in der Gegend gibt es nur Fanta Lemón, was auch super ist. Ich verlängere die kleine Menge mit einer ganzen 0,75 l Flasche Wasser. Dann habe ich schon drei Liter Kühlwasser heute Morgen verbraucht.
Bis zum Aussichtshügel vor Sevilla sind es noch 16 km. Das ist dann ja schnell gemacht.
12.45 Uhr – Ich habe dem Hotel 14 bis 16 Uhr gemeldet.
Der Wirt der Bar hat mir wunderbar gekühltes Wasser in die Flaschen gefüllt: toller Service!
Weiter.

13.00 Uhr – Plötzlich gibt es einen zweispurigen Radweg.

13.27 Uhr – Das ist ein ganz schönes Hin und Her, von einer auf die andere Seite, dann plötzlich keine Brücke mehr, dann tief hängende Zweige, dann Autos die mit dem Heck auf ihrem Parkplatz so weit in den Radweg ragen, dass höchstens die Hälfte nutzbar ist. Kein Wunder, dass ich erst einen Radfahrer auf diesem Weg getroffen habe.

Kombinierter Rad-, Fußweg, in beide Richtungen, echt jetzt??? Man soll natürlich schieben. Hmpf!!!!

13.56 Uhr – Blick auf Sevilla. Noch etwa zehn Kilometer Stadtrundfahrt sind geplant. Da ich die Stadt noch nicht kenne, erkenne ich auch keine besonderen Gebäude. Trotzdem ist der Blick beeindruckend.

Der Hügel ist im Übrigen eher eine Schutthalde. Der Hochhausturm nett sich Torre Sevilla.

14.15 Uhr – Rio Guadalquivir, der von Córdoba herunter kommt.
Der runde Bau ist das Edificio Torretriana.

Canal de Afonso XIII.

Stierkampfarena.

Nachbau der Victoria mit der Magellan 1519 die erste Weltumsegelung begann. Nur 18 Überlebende seiner Expedition erreichten 1522 Spanien.

Torre del Oro, der 1220 von dem maurischen Gouverneur beauftragt wurde. Er verfügte über eine Kette, die zum anderen Flussufer reichte und gespannt werden konnte, um Schiffe an der Weiterfahrt zu hindern. Er soll einen Kranz aus golden schimmernden Azulejos (bunt bemalte Keramikfliese) gehabt haben. Daher der Name.
45° C, jetzt ist Fahrtwind ist wichtig!

San Telmo-Palast

Rechts liegt der Park.

Am Trinkbrunnen eine Flasche neu befüllt.

Plaza de España, er auf 1929 anlässlich der Exposición Iberoamericana. Viele Gebäude wurden dafür im Parque de la Maria Luisa errichtet.

Das Gebäude gehört um Platz und formt ihn erst. Es wurde 1924 bis 1928 erbaut.

Ob wir die 50° C Marke noch knacken?


Der weite Bogen soll ausgestreckte Arme symbolisieren. Er erinnert ein bisschen an den Royal Crescent in Bath.

Großartig!


Batterieelektrisch. Beim Stopp fährt die Bahn den Abnehmer aus und lädt kurz.

Ich radle an der Kathedrale vorbei. Hier steht, dass sie um 18 Uhr schließt.


Jetzt habe ich sie schon fast umrundet.

15.43 Uhr – Ankunft am Hotel irgendwo im Gewirr der engen Gassen.

16.54 Uhr – Die Zimmer liegen im ersten Stock um diesen Innenhof herum.
Ich stehe jetzt im klimatisierten Ticket-Office für die Kathedrale. Die Hitze draußen, ohne Fahrtwind, ist schier unglaublich. Man geht durch die aufgeheizten Steinschluchten wie durch einen Ofen. Laut WetterOnline haben wir hier 40° C.



Eine fünfschiffige Halle. Sie ist die größte gotische Kirche Spaniens und eine der größten Kirchen der Welt. Erbaut wurde sie von 1401 bis 1519. Sie ist, die Königskapelle hinter dem Hauptaltar mitgerechnet, 142 m lang, 82 m breit und hat im Mittelschiff eine Höhe von 42 m. Kann sich also mit den gotischen Kathedralen der Île de France messen.
Der Baumeister stammt aus Rouen.

Eine breite Rampe führt auf den Turm, der Giralda genannt wird. Er war das Minarett der Moschee und mit 70 m Höhe das dritthöchste Gebäude der Welt, nach zweien der Pyramiden von Gizeh.
Die Rampe konnte zu Pferde schneller bewältigt werden, wenn wichtige Nachrichten zu überbringen waren. Jede Ecke hat eine Nummer. Insgesamt waren es, glaube ich, 34.

Da drüben auf dem Hügel war ich.

Das Gewölbe liegt offen. Es gibt gar keinen Dachstuhl.

Der Turm hängt voller Glocken, insgesamt 24. Vorhin wurde eine Warndurchsage gemacht, bevor die Glocke für die Viertelstunde schlug.

Diese Glockenstühle scheint man um den hier schlankeren obersten Teil des maurischen Turms nachträglich aufgebaut zu haben.

Cool, der Pool auf dem Dach.

Hinter der Altarwand ist der Chorumgang mit Kapellenkranz und dessen zentrale Kapelle ist aus der Renaissance mit einer großen Kuppel, die man von oben sah.

Der Hauptaltar ist von dieser steinernen Kiste umgeben, die mit sehr vielen Figuren geschmückt ist.

Eine der südlichen Kapellen. In der Mitte steht die Prozessionsmontranz von Arfe.

Damit man sich beim Betrachten der Decke den Nacken nicht verrenkt, gibt es einen Spiegel.

Die Grabstätte von Christph Kolumbus im südlichen Querschiff. Die vier Sargträger symbolisieren die vier Königreiche Kastilien, León, Aragón und Navarra.

Das sehr aufwändige Deckengewölbe in der Vierung.

Chorgestühl im Mittelschiff und die Rosette im Westen.

Der Hauptaltar misst 23 m mal 20 m und ist aus Holz geschnitzt. Er besteht aus 45 Relieffeldern. Ich erkenne eine Krippenszene und andere.

Ich gehe mal an die frische Luft und werde von der Hitze erschlagen. Hier sieht man den Torre Giralda schön.
Der Hof wird Orangengarten genannt. Er ist kein klassischer Kreuzgang, erinnert eher an der Vorhof einer Moschee mit mehreren plätschernden Brunnen. Der zentrale Brunnen ist noch aus der Zeit der Westgote.

Das über den Garten zugängliche Nordportal im Flamboyant-Stil.
18.13 Uhr – Ich muss sehr dringend etwas essen, sonst kippe ich um. Seit dem Toastbrot heute Morgen hatte ich nichts mehr.
Zur Überbrückung hole ich mir schnell noch einen halben Liter Fanta Lemon. Das hilft immer.
18.37 Uhr – Ich sitze in einem arabischen Restaurant und bin gespannt, wie mit meinem Hunger verfahren wird.
19.39 Uhr – Das war auch ohne Foto sehr reichhaltig und schmackhaft. Den Espresso habe ich auch schon getrunken. Jetzt zahle ich und hole mir im Supermarkt um die Ecke noch Äpfel und Joghurt.
Beim Aufstehen musste ich die Füße unter dem Tisch wegheben. Das hat solche Krämpfe ausgelöst, dass ich mehrere Minuten gebraucht habe, um aufzustehen. Jetzt geht es wieder.
22.53 Uhr – Ich habe noch viele Kleinigkeiten im Text ergänzt und korrigiert. Jetzt wird es Zeit zum Schlafen. Leider hatte ich grad wieder mehrfach Krämpfe. Dabei war es doch die letzten Wochen gar kein Problem. Mein Magnesium habe ich heute Morgen aufgebraucht. Das sollte ich morgen nachkaufen.
Gute Nacht.
Guten Morgen Leonhard,
Das sind wieder so tolle Bilder, die Du postest 👍 Da wünsche ich mir auch, in Spanien zu sein ☀️ In Norddeutschland ist derzeit regnerisches Wetter…
Genieße die Tour – auch wenn es heiß wird 😓
LG Lisa