18.06.2025 – São Domingos da Rana – Lissabon – 35 km/250 Hm

7.04 Uhr – Draußen tobt der Verkehr. Da es mir egal ist, bin ich auch trotz des Krachs entspannt, wenn ich nachts mal wach werde. Nur der um halb zwei unter dem Fenster laut telefonierende Mann hat mich gestört. Er war aber schnell fertig. Mit der Klimaanlage habe ich das Zimmer etwas abgekühlt, dann aber alle Fenster geöffnet, da die Nachtluft schon frischer war.

Ob ich sitzen kann, werde ich beim Frühstück merken.

Gestern Abend habe ich noch lange Artikel in Wikipedia zu Lissabon gelesen und hier drunter zusammengefasst. Ich war erstaunt, wie gut es sich auf meine Stimmung ausgewirkt hat.

Morgen, das habe ich schon gesehen, stehen Fährfahrt, über 90 km und über 1100 Hm auf dem Zettel. Ob das so bleiben kann?

Von Warschau bis Madrid ist der Himmel wolkenlos. Wo ist es neblig trüb? Na? Klar, hier, wo ich bin! Es soll aber nicht regnen und auch wieder aufklaren, morgen, oder übermorgen, …

8.57 Uhr – Auf nach Lissabon!

Heute rolle ich zur Küste runter und dann am Ufer entlang in die Stadt.

Die Phönizier haben die Stadt ca. 1000 v. Chr. gegründet, die Römer kamen ca. 205 v. Chr. Kurz nach dem Erdbeben 472 begann die Herrschaft der Westgoten, denen die Mauren 719 folgten. Lissabon wurde Teil des Emirats von Córdoba. Es kamen Wikinger und norwegische Kreuzfahrer. Alfons I. eroberte es mit Hilfe eines Kreuzritterheers vom Zweiten Kreuzzug endgültig von den Mauren zurück. Alfons III. verlegte 1256 die Residenz von Coimbra nach Lissabon. Johann I. hat 1385 mit der Schlacht bei Aljubarrota (siehe frühere Etappe) die Eigenständigkeit Portugals gesichert. Sein Sohn, Heinrich der Seefahrer, legte um 1430 die Grundlagen für Portugals Stellung als Seemacht mit Lissabon als wichtigstem Hafen. Am 9.9.1499 wurde Vasco de Gama nach seiner ersten Indienfahrt ein triumphaler Empfang bereitet. Die 1503 gegründete Casa da India organisierte die Ausbeutung der Kolonien. 1580 eroberte Spanien das Portugal noch einmal für 60 Jahre für sich, wurde aber schließlich erneut vertrieben und Portugal wieder unabhängig. Besonders verheerend war das große Erdbeben 1755, das zehntausende Tote forderte und die Stadt zu zwei Dritteln zerstörte. Während der französischen Besetzung flohen König und Hofstaat 1807 nach Brasilien. 1910 wurde die erste Republik in Lissabon ausgerufen. 1921 putschten die Republikanischen Garden, 1934 kam der Diktator António de Oliviera Salazar an die Macht. 1974 war Lissabon das Zentrum der Nelkenrevolution die zum Sturz Salazars führte.

Meine Rundfahrt: Das Hieronymitenkloster und der Torre de Belem sind Weltkulturerbe. Kloster São Vicente von 1147. 1147 wurde auch mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Am Praca de Comerico, dem großen Platz am Meet, komme ich auch vorbei. Das Castelo de São Jorge fahre ich auch noch an.

9.08 Uhr – Das war als ruhiges bergab rollen geplant. Jetzt machen die fleißigen Arbeiter grad eine Schotterpiste draus.

9.15 Uhr – Noch ein Stück Nationalstraße, dann sollte ich am Tejo-Ufer sein.

9.28 Uhr – Kettenpflege an einer freien Ladesäule.

Sehr schwül. Die Sonne kommt langsam durch. Sehr viele Schulklassen am Strand.

9.35 Uhr – Der Weg wird von Spaziergängern, Joggerinnen und Radlern benutzt. Gut, bin eigentlich der einzige Radler.

Gesäß Gerade Ganz Gut. Gut Gestimmt. – Um es mit Heinz Erhardt zu sagen.

9.45 Uhr – An jeder Ecke eine Festung.

Was man auf dem Foto gar nicht gmricjtig sieht: Ich fahre auf einer vierspurigen Nationalstraße ohne Seitenstreifen. Sehr schnell, kostet aber Kraft.

9.57 Uhr – So weit so gut. Ich blicke bei Fotos mit der Sonne nach Westen, also zurück.

Fahrradstation mit Luftpumpe und Manometer. Das probiere ich mal.

Funktioniert, müsste vorne, wo ich kein Autoventil habe, knapp unter 4 bar liegen, also perfekt. Das Hinterrad hat ein Autoventil, da konnte ich vor einigen Tagen an der Tankstelle den Luftdruck genau passend erhöhen.

10.18 Uhr – Das war wohl mal die vierspurige Küstenstraße. Jetzt bietet die riesige Teerfläche viel Platz für Radler, Fußgänger und Sportevents.

10.29 Uhr – Der Torre de Belém, das Wahrzeichen von Lissabon. Leider eingerüstet. Der Himmel ist jetzt blau.

Denkmal für Gago Countinho und Sacadura Cabral, die als erste die Südatlantikroute von Lissabon nach Rio de Janeiro geflogen sind.

10.43 Uhr – Auf Kilometer 19. Links das vom Salazar-Regime errichtete Denkmal der Entdeckungen, das 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer eingeweiht wurde.

Aus dem Schatten heraus fotografiert erkennt man mehr.

Die Sonnenseite mit anderen Herrschaften.

Und nun zur Stadt.

Hier muss ich wohl die Treppe nehmen. Hmpf!!!!!

Runter ist das Rad auf der Schiene gerutscht, ging aber. Hier muss ich es schleppen.

Die Schlange der wartenden Besucherinnen geht links bis fast zum Ende der Anlag. Prima: Erspare ich mir!

Die Hieronymitenklosterkirche ist wohl frisch renoviert.

Präsidialmuseum.

Mehrere große Parks liegen zwischen dem Ufer des Rio Tejo und der Stadt.

11.13 Uhr – Sehr eng mit den schmalspurigen Straßenbahnschienen. Ich halte alle paar hundert Meter an.

Unter der Autobahn liegt noch die Bahnstrecke auf der Brücke. Komoot sagt, ich möge doch hier wieder ein Stück auf der vierspurigen Straße fahren. Oh Schreck! Ich musste mehrere Minuten warten, bis sich eine Lücke auftat, in der ich auf die gegenüberliegende Spur kommen konnte.

11.39 Uhr – Ok, das war jetzt der erste sehr ungeduldige Autofahrer, in einer Zoe, der auf einer engen 10% steilenKopfsteinpflaster-Straße unbedingt vorbei musste. Habe ihn natürlich gelassen, aber, ehrlich, zehn Sekunden hätte er langsam fahren müssen. Nun gut, weg ist weg.

Basilica da Estrela, geweiht als weltweit erste Kirche dem Heiligsten Herzen Jesu, siehe Alpenüberquerung im letzten Jahr. Es ist ein historisches Karmeliterkloster. Die Kirche wurde Ende des 18. Jhd. im Auftrag des Königspaares Maria I. und Peter III. gebaut, das gelobt hatte, eine Kirche zu bauen, wenn ihnen ein Sohn geschenkt wird.

Relativ voll, weil um 12 Uhr Messe ist. Sehr schöne, helle Kuppel.

12.06 Uhr – Begegnen sich zwei Straßenbahnen in Lissabon, sagt die eine …..

Musste mich mal grade orientieren. Ich bin grad im Viertel Estrela, fahre nach Misericordia und dann zum Dom und zur Burg.

Der Palast Sankt Benedikt ist der Sitz des portugiesischen Parlaments.

12.20 Uhr – Da muss ich glücklicherweise nicht hoch. Etwas Dunst in der Luft, der die Farben blasser erscheinen lässt.

Steil bergab. Das Kopfsteinpflaster ist sehr uneben und teils glatt.

Spätes zweites Frühstück vor der Kirche São Paulo. Längeres Telefonat mit zu Hause.

13.26 Uhr – Vor der Weiterdahrt fülle ich an einem Wasserspender, von denen es in der Stadt viele gibt, meine schon leere Flasche wieder auf. Mal weiter. Ins Hotel kann ich ab 14 Uhr.

Das Rathaus von Lissabon.

Und was machen die hier?

Am Praça do Comércio.

An den Seiten gibt es lange schattige Arkadengänge.

Im Rahmen der EuroPride finden hier an diesem Wochenende Konzerte statt.

Der große Platz öffnet sich direkt zum Meer, wie in Venedig und in Triest.

Nur auf ein Panoramafoto passen das Meer und der Bogen gegenüber.

Dieser Bogen steht am Anfang der Rua Augusta und wurde in einer ersten Fassung nach dem Erdbeben 1755 gebaut. Maria I. ließ ihn wieder einreißen. 1873 wurde dann eine zweite Fassung, die heute zu sehen ist, er auf.

Sehe ich da die Türme der Kathedrale?

Ja, das waren die Spitzen der Kathedralentürme. Sie wurde 1143 begonnen und ist die älteste Kirche Lissabons. Ohne Barock in der Fassade. Aber auch ohne Figurenschmuck. Es werden links, wo mein Rad steht, Boxen aufgebaut. Für Fronleichnam?

Blick in das eher dunkle Langhaus, in dem das weiße Chorfenster fast blendet. Die Kuppel liefert nur wenig Licht.

Sehr schöner romanischer Bau, mit Tonnengewölbe, sieben Joche lang bis zum Querschiff, wenn man den Turmbereich mitzählt. Es wird gerade fleißig geschmückt.

Blick in die Vierungskuppel und das nördliche Querschiff. Rechts der barock gestaltete gotischen Chor.

Es gibt einen Chorumgang mit sehr vielen Chorkranzkapellen. Links die Aussenmauer des Chors, rechts die angebauten Kapellen. Der Chor wurde beim großen Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut.

Auffallend breite Seitenschiffe.

Ankleidezimmer des Bischofs: Welche Mütze nehme ich denn heute?

Blick vom westlichen Hochchor ins Langhaus. Hinter mir ist die Fensterrose.

Man kann auf den kleinen Balkon raustreten.

Ein Museum ist auf der Empore im Triforium.

Auf der gleichen Ebene liegt der Kapitelsaal. Hier tagte das Domkapitel.

Eine ungeheuer wertvolle Monstranz, das wertvollste Stück des Kirchenschatzes.

Kurzer Stopp im Anstieg zum Burgberg.

Ein Auto hat es geschafft, sich auf einen hochfahrbaren Poller zu setzen. Nun geht hier nichts mehr. Etwas einfacher für mich, ohne Autos.

15.01 Uhr – Am Eingang zur Burgstadt.

Das Castelo de São Jorge kostet Eintritt mit langer Schlange.

Also spare ich mir das und rolle durch die vollen Gassen mit Kopfsteinpflaster wieder runter.

Mehr Platz ist hier unten in der Baixa de Lisboa. Die Rua Augusta verläuft parallel. Die ganze Baixa wurde in Rechtecken nach dem Erdbeben neu angelegt.

Noch mehr Platz. Auf dem Pferd sitzt Johann I., der die Kastilier in Aljubarrota geschlagen hat.

Sehr viel Platz. Auf der Säule hoch oben steht Pedro IV. Am hinteren Ende steht das Nationaltheater Dona Maria II.

Bestimmt eine berühmte Kirchenruine von 1755.

15.38 Uhr – Wahrscheinlich hat das große Erdbeben auch diesen Platz freigebrochen. Diese Straße muss ich noch etwa zwei Kilometer entlang bis zum Hotel fahren.

Noch 1,5 km. Der Streifen reicht mir, wird aber auch von Mopeds und rasenden Lieferräder sowie ausweichenden Bussen und Autos genutzt.

Die rasenden Lieferräder mit frisiertem Elektromotor nerven. Ohne zu treten zu müssen schiessen sie mit sicher vierzig Sachen an mir vorbei.

15.54 Uhr – Ankunft am schicken Hotel mit der lauten Straße davor.

Das Zimmer ist sehr schön groß. Zur Straße und zur Sonne, aber das hilft mir jetzt beim Wäschetrocknen.

16.56 Uhr – Mit Waschen, Duschen und der Endentspannung fertig. Bin mal wieder dabei eingenickt. Heute geht es früh ins Bett und morgen wird um 7.30 Uhr gefrühstückt.

17.18 Uhr – Da ich schon so viel gesehen habe heute, muss ich nur noch zu Abend essen und lesen und entspannen. Jetzt gibt es erst einmal den Apfel mit Joghurt von heute Morgen.

19.01 Uhr – Ich habe lecker etwas am Schreibtisch im Zimmer gegessen und dann den Gutschein für einen Espresso eingelöst. Ich sitze noch in der Lobby, bin mit dem Korrekturlesen und der Sprite auch fertig. Jetzt ziehe ich los zum Abendessen. Mal arabisch vielleicht.

20.04 Uhr – Extrem lecker beim Habibi, der zu Recht sehr beliebt. Ich hatte Glück, dass ich einen kleinen Tisch draußen bekommen konnte. Inzwischen stehen mehrere Leute auf dem Bürgersteig, die auf einen Platz warten oder Essen mitnehmen wollen.

Zwei Frauen in der offenen Küche haben alle Hände voll zu tun.

Alkohol gibt es nicht. Als ein Gast am Nachbartisch aus seiner mitgebrachten Bierflasche trank, kam gleich der sehr nette Kellner und erklärte, dass das leider nicht geht. So habe ich es mir zumindest zurecht gelegt, als der Gast das Bier wegtat.

Die Straßen hier im Viertel hinter der Hauptstraße sind auch breit, aber baumlos. Alles voller Autos. Mit dem gelben Kabel auf dem Bürgersteig wird der Passat Hybrid neben mir geladen. Hier gibt es sehr viel Restaurants mit Speisen aus aller Herren Ländern. Gefällt mir gut.

Ich bin nach dem Menü noch nicht satt und habe noch eine Teigtasche mit Spinat bestellt.

Danach kommt Baklava und syrischer Kaffee. Den muss man in sehr kleinen Schlucken trinken hat mir der Kellner bedeutet. Der Kardamon im Kaffee erinnert mich an meine vielen Israel-Dienstreisen Ende der 1990er Jahre. Himmlisch!

21.11 Uhr – Habe mir um die Ecke noch eine Tüte Chips und ein Dose Bier gekauft. Habe echt noch Hunger. Dabei wird gelesen.

Also, Radfahren in Lissabon ist wegen des Kopfsteinpflasters, das an vielen Stellen gewellt oder löchrig ist, wegen der Straßenbahnschienen, der Baustellen, der Rikschas, und überhaupt wegen des sehr dichten Verkehrs in der Innenstadt und der Altstadt sehr anstrengend.

Morgen früh muss ich da nochmal durch. Hoffentlich geht es danach auf dem Südufer des Rio Tejo besser.

Waren wieder sehr viele Eindrücke und Fotos heute. Und Sevilla kommt ja auch noch…..

Gute Nacht!