7.49 Uhr – Ich sitze beim Frühstück, das sehr reichhaltig vom Büffet ist. Draußen schreit, wie gestern Abend schon angekündigt, der Pfau. Er hat mich wohl um halb fünf geweckt, ich konnte aber nochmal einschlafen.
Heute soll es sonnig und gut dreißig Grad warm werden. Mal sehen, wie es am Meer ist. Der Wind ist eher schwach und von vorne vorhergesagt.
8.43 Uhr – Start in einen sonnigen Tag.

Heute fahre ich zurück zum Küstenradweg. Zuerst besuche ich noch die Festungsstadt Óbidos, die mir auch von der Rezeptionistin gestern Morgen noch ans Herz gelegt worden war. Dann geht es ans Meer. Ich umrunde die Halbinsel von Peniche.
Es sind über 90 km mit nicht wenigen Höhenmetern. Das schränkt die Zeit für entspannte Besichtigungen etwas ein. Könnte sein, dass ich ein Stück auf der Hauptstraße bleibe, um schneller voran zu kommen.

8.58 Uhr – Das erste Schild, das ich in Portugal sehe, das zum Überholen mit Sicherheitsabstand auffordert. Nun ja, die Straße ist voll und eng und schnell. Ich wappne mich.

9.06 Uhr – Óbido voraus. Bisher sind die Autofahrer und ich ganz gut klargekommen miteinander.

Das sieht nach lohnenswerten Höhenmetern aus.O
Óbidos wurde vom ersten, selbsternannten portugiesischen König Afonso I. 1148 von den Mauren zurückerobert. Afonso war der Sohn Heinrichs von Burgund, der die Grafschaft Portucale vom König von León zum Lehen erhalten hatte. Afonso hat daraus ein Königreich gemacht, für das er, natürlich, den göttlichen Segen, also den des Papstes, brauchte. Den bekam er mit Hilfe von Bernhard von Clairvaux, dem er zum Dank in Alcobaça 50 Quadratkilometer Land schenkte.
Spätere Könige schenkte. Óbidos gerne ihren Frauen zur Hochzeit.


9.21 Uhr – Offenes Tor, wir reiten hinein.

Das Rad steht an San Pedro, voraus das Rathaus, rechts San Martinho. Alles geschlossen. Also radle ich weiter durch die Kopfsteinpflastergassen.

Die Kirche Santa Casa da Misericordia war offen.

Eine Frau putzte. Ich habe gesungen und sie hat mich angelächelt und stumm bedankt, als ich gegangen bin.

Ich fahre eine kleine Runde durch die Gassen, dann ist es gut. Cafés zum draußen sitzen gibt es wenige in den steilen und engen Sträßchen.

Sehr voll hier. Die französische Reisegruppe ist mir mehrfach begegnet. Eine Französin hat mich fotografiert, als ich durch ein enges Tor fuhr und hat mir einen Daumen hoch gezeigt.

Mittelalterfestbuden füllen den nördlichen Teil der Stadt. Es gibt sogar eine Freilichtbühne.

Von der Stadtmauer aus ein Blick über die Stadt.

Ein wirklich sehr schöner Blick über das Land. Über dem Meer am Horizont scheint noch Nebel zu liegen. Dorthin radle ich gleich.

Die Straße, die ich gekommen bin, mit dem Sanktuarium an dem ich ein Foto gemacht habe.
10.30 Uhr – Das Pflaster ist so glatt, es fährt sich so glitschig wie auf Matsch. Ich fahre extrem langsam steil bergab.

Abschiedsfoto ohne Café-Besuch. Kommt sicher bald eins an der Straße.

Sehr schnell durch die Obstbaum-Plantagen in der Ebene.

10.58 Uhr – Auf dem Kirchberg von Arelho. Auf dem lang gestreckten Hügel vor mir im Tal liegt Óbido.

Blick zum Meer mit Nebelbank.

Ein toller Aussichtspunkt, den die Reiseleitung eingebaut hat. Wo ist das Café?

100 m weiter gibt es einen kleinen Supermarkt mit Café, wo sich das Dorf und die Feuerwehrleute treffen. Draußen etwas schmutzig, aber es weht ein schönes Lüftchen.
Ich konnte nicht alles auf einmal tragen, da brachte mir einer der Feuerwehrleute die Limo und das Glas mit Eis hinterher. Sehr nett.
Sie sind schon wieder weg, hatten nur einen schnellen Kaffee. Für das kleine Kind auf dem Arm der Mutter wird kräftig gehupt.
Noch 80 km. Bald sollte ich mal den Durchschnitt etwas erhöhen, sonst wird es Nacht, bis ich da bin.
11.30 Uhr – Die Unterkunft ist mit Self-Checkin, Code für Tür und Zimmer. Vielleicht schaffe ich es ja vor 20.00 Uhr.

Zur Bucht ist es nicht mehr weit.

11.40 Uhr – Sehr schöner Feldweg, also, geht so, aber wo geht es hier weiter? Heuballen: Ich muss meinen Bruder mal fragen, ob er sein Heu letzte Woche machen konnte.

Der Feldweg ist holperig, vor allem mit den voll aufgepumpten Reifen.
Glücklicherweise gibt es diese Brücke hier tatsächlich. Vom Meer kommt kalter Wind. Immer noch eine Nebelbank.

11.49 Uhr – Natürlich wäre Straße schneller gewesen. Aber, ehrlich, ist doch toll hier!

11.56 Uhr – Links ein Turm zur Vogelbeobachtung.

12.04 Uhr – Sehr stilles Glucksen des Wassers. Da vorne steht ein Reiher.

12.12 Uhr – Sehr schöner schattiger Fleck für den Morgengruß: Ankommen, Freude, Dankbarkeit, Genießenkönnen.
Gleich danach fuhr ich an einer Frau vorbei, die im Schatten mit Blick auf die Bucht meditierte.

12.20 Uhr – Jetzt fahre ich in den Bereich des Nebels.

Der Nebel mal mit Schatten, mal mit Sonne.
Kurz drauf sah ich einen Bulli mit ECK (Eckernförde??) und zwei lesende Jungs davor. Habe sie angequatscht. Sie machen zu dritt, einer schläft noch, nach ihrer Ausbildung zusammen einen mehrwöchigen Roadtrip durch Spanien und Portugal. War sehr nett, zu plaudern.

12.47 Uhr – Jetzt wird es sandig. Endloser Sandstrand bei Ebbe.

Selbst Schieben ist fast unmöglich.

Jetzt bin ich wieder auf Teerstraße. Die andere Seite der Bucht ist langsam auch zu erkennen.

Da kann man irgendwie nicht dran vorbeifahren

13.23 Uhr – Der Ausblick ist genial! Der Kaffee aber furchtbar! Der Avocado-Toast kam noch. Währenddessen wurde das Handy an der Steckdose geladen.
Weiter! Werde an vielen, vielleicht noch schöneren Bars vorbeifahren müssen, wenn ich heute noch ankommen will.

13.32 Uhr – Abschiedsblick von oben. Noch 67 km.

Leerer Radweg im Neubaugebiet.

13.54 Uhr – Auf einer Anhöhe mit weitem Blick in das Hinerland. Zu diesig, um Ópido zu erkennen. Noch 63 km.

Eine neue Feriensiedlung folgt der nächsten.

Hübsch angelegt und mit Golfplatz, aber irgendwie steril und aktuell ziemlich unbewohnt.

14.11 Uhr – Dieser Kiefernwald ist noch nicht erschlossen. Jetzt kommen einige Kilometer staubige Piste, nehme ich an.

Porree ohne Ende. Trotz Sandverwehungen und Wellblechpiste kann ich meist etwa 20 km/h fahren.

Die Piste ist wirklich noch lang, bis zum Horizont.

14.33 Uhr – Zu viel Sand, zu viele Wellen: doch nur 10-12 km/h möglich.

14.40 Uhr – Felsenküste voraus.

14.48 Uhr – Grüße von der Schotterpiste an das Autoreparaturteam zu Hause!
Endlich wieder auf Teer. Noch 54 km.

14.58 Uhr – Hinter Casais do Baleal: Toller Radweg plus Rückenwind, das macht um die 25 km/h.

15.11 Uhr – Der Strand an der Festungsstadt Peniche.

Eine schier endlose Bucht mit Dünen dahinter (wie in Noordwijk).

Die Halbinsel ist felsig.

Sicher gut zu verteidigen.

Die Felsen sind für die Surfer dort unten sicher nicht ungefährlich.

Diese Stelle ist bei Geologen wohl international sehr wichtig, da man den Übergang von verschiedenen Erdzeitaltern hier besonders gut bestimmen kann.
15.52 Uhr – Gerade wurde zu Hause ein Sohn auf dem Fahrrad von einer Autofahrerin umgefahren. Glücklicherweise langsam, daher glimpflich. Oh Mann, bin so froh, dass nichts weiter passiert ist.
Noch 48 km. Habe Hunger und Durst.

16.06 Uhr – Spektakulär! Ich komme nicht weiter. Muss auch erstmal den Schock verarbeiten.

Eine faszinierende Trümmerlandschaft.

16.13 Uhr – Schluss, Abschied nehmen, weiter!

Cabo Covieiro. Musste sein.


Jetzt aber weiter!

Die ruhigere Südseite der Halbinsel.

16.53 Uhr – In der Hafenkneipe bei den spielenden und trinkenden Männern Limo und Kaffee und Toilette. Keine Steckdose gesehen. Der Handyakku ist ziemlich überfordert. Ich lade mit der PowerBank Weiter.

Die eigentliche Festung am Hafen.

Zur Abwechslung mal wieder Bohlen. Ich stehe unter Strom und fahre sehr zügig, da, wo es geht.

17.17 Uhr – Perfekter Strand und die Halbinsel Peniche, die ich umrundet habe. Noch 35 km.

Wieder langsame Gemüsepiste.
18.02 Uhr – Eine gute halbe Stunde mit einem Leipziger Bikepacker erzählt, der in Hof vor 60 Tagen gestartet ist und 4000 km in den Beinen hat. Er hat eine recht hohe Übersetzung bei seiner 13-Gang-Schaltung, die vorne nur ein Ritzel hat. In verschiedenen Städten hat er mehrere Tage pausiert.
Noch 31 km.

18.14 Uhr – Etwas wie Toskana, diese Hügel mit Ackerbau und verstreuten Häusern und Dörfern.
18.25 Uhr – Mehrere Kilometer auf der Fernstraße mit über 40 km/h gebrettert. Dabei habe ich eine Abfahrt und damit sicher eine schöne Schotterpiste und Felsenküste verpasst. Jetzt wieder auf der geplanten Strecke. Noch 20 km. Also bin ich vielleicht doch vor 20.00 Uhr dort. Langsam werde ich immer hungriger.

18.38 Uhr – Ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann: Bank mit Tisch und Aussicht. Hier esse ich Müsli, dringend!

Von allem der Rest, Joghurt, Apfel, Müsli, Nussmischung, und dazu eine Tasse Wasser. Sieht gar nicht so schlecht aus.
19.00 Uhr – Weiter! 20 Uhr Ankunft ist hinfällig, aber die Essenspause musste sein!

19.30 Uhr – Unten liegt Maceira. Dort könnte ich auf einen Radweg am Fluss. Ich denke, ich bleibe auf der Straße.

19.39 Uhr – Ok, ich wäre durch die sicher spektakuläre Schlucht rechts vor mir gefahren. Aber, zu spät, heute.

Blick in die verpasste Schlucht.

19.45 Uhr – Dafür nehme ich in Porto Novo noch den Felsen bei kurz vor Sonnenuntergang mit. Noch 7 km. Machbar!

Definitiv eine Urlaubsgegend, mit Radweg und riesigem Parkplatz.

19.59 Uhr – Noch 4 km.

20.10 Uhr – Irgendwo da im Gewühl muss es sein.

20.16 Uhr – Ankunft! Puh, was für ein Ritt, was für ein Tag!
Bin an einem kleinen Café in dieser riesigen Feriensiedlung vorbeigefahren. Da werde ich hoffentlich was es
20.31 Uhr – Mist, die Reiseleitung hat ohne eigenes Bad gebucht. Nun denn.

22.28 Uhr – Mitternachtscarbonara, wie es bei uns heißt, wenn am Ende eines anstrengenden Tages diese simple, sättigende Speise serviert wird. Die Wirtin meinte, der kleine Salat sei genug. Hm, leider doch nicht.
Gegen den noch immer spürbaren Hunger nehme ich einen Erdbeerbecher.
Ich will noch ein paar geschichtliche Infos zu Óbidos ergänzen.
22.54 Uhr – Erledigt. Bezahlt ist auch nun zurück zu Unterkunft torkeln.
Gute Nacht!
Die Landkarte macht Deine Super-Leistung noch mal deutlicher.
Wie schaffst Du denn nach dem anstrengenden Radfahren noch die Besichtigungen?
UNGLAUBLICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!