09.06.2025 – Vigo/Spanien – Vila Praia de Âncora/Portugal – 99 km/580 Hm

6.21 Uhr – Sechseinhalb Stunden Schlaf sind nicht viel, oder? Normalerweise brauche ich eher acht Stunden. Es dauert, bis ich indie Gänge komme. Draußen tobt schon der städtische Verkehr.

8.04 Uhr – Abfahrt in einen sonnigen Morgen. Erstmal raus aus der Stadt.

Die heutige Etappe sieht erstmal sehr flach aus. Das ist mal eine schöne Abwechslung.

Baiona ist römisch, könnte einen Besuch wert sein. Bei A Guarda überquere ich, hoffentlich, den Rio Miño. Es gibt keine offiziellen Fähren mehr. Wassertaxis bringen die Pilgerinnen über den Fluss. Auf einem Foto von vor einer Woche, das jemand auf Google hochgeladen hat, sieht man auch bepackte Räder auf dem Boot. Sollte also möglich sein. Vielleicht nehmen sie nur keine E-Bikes mit, wie bei dem Niederländer.

Und dann erreiche ich Portugal, das ich noch nie besucht habe.

8.16 Uhr – Auf einem Stück Radweg am Burgberg. Vorne ist das Meer.

8.36 Uhr – Jede Ampel war rot. Dann zieht es sich ganz schön.

Klar, ein Schiff im Kreisverkehr!?

8.44 Uhr – Nach 5,6 km. Die rechte Spur darf von Radfahrern Rollern etc benutzt werden. Autos sollen nur 30 km/h darauf fahren. Egal, ich habe Platz hier.

8.50 Uhr – Am Atlantik mit Blick auf eine der Cies-Inseln rechts.

Hier sind beide zu sehen.

9.08 Uhr – Auf Kilometer 12. Geschützter Radstreifen, wenig Steigung: Hier läuft es sehr zügig.

9.26 Uhr – Blick auf die Bucht von Prado.

9.44 Uhr – Vor mir A Ramallosa. Bin wieder ein Stück SRadweg an der Straße, statt Pilgerweg gefahren. Bisher kamen mir vielleicht in Summe zwanzig Pilgerinnen entgegen.

Schöner Platz für den Morgengruß: Neugierde, Anpassungsfähigkeit, Freude, Humor.

Nun zur Strandbar!

9.58 Uhr – Die erste von sicher noch vielen Holzbohlenbrücken. Es werden mehr Wanderer.

Strand ohne Bar.

Bucht ohne Wasser.

Alte Burg ohne Besichtigung.

Steuermann ohne Schiff.

10.13 Uhr – Kilometer 27. Afonso IX im Kreisverkehr in Baione.

10.24 Uhr – Nicht am Strand, aber nahe dran, mit Blick auf Burg und Hafen.

In Baiona landete am 1.3.1493 die Karavelle Pinta, eines der Schiffe der Expedition von Christoph Kolumbus. Sie war im Sturm getrennt worden von den anderen Schiffen. Kolumbus landete «nur» in Lissabon an.

Einen Nachbau der Pinta kann ich vor mir im Hafen sehen.

Die Burg auf dem Monte Real dient heute als Parador, ein Luxushotel einer Hotel-Kette in historischen Palästen, die dadurch erhalten werden können.

10.54 Uhr – Weiter Richtung Portugal!

Nicht schlecht, diese Lage.

Sehr guter Küstenradweg.

11.10 Uhr – Auf Kilometer 30.

Leuchtturm für die Pilgerströme. Ein Genussradtag für mich heute.

11.30 Uhr – Blick zurück zum Leuchtturm. Auf Kilometer 36, genau der Hälfte für heute. Und das vor zwölf Uhr!

11.51 Uhr – Nehme ich die Straße oder die geschotterte Pilgerautobahn?

12.03 Uhr – Kloster Santa Maria de Oia. Auf Kilometer 45.

As Kloster wurde möglicherweise schon im 7. Jhd. gegründet. 1185 wurde es dem Zisterzienserorden angegliedert. 1836 wurde das Kloster aufgelöst und die Kirche zur Pfarrkirche.

Alle pausieren. Und ich?

Vor der Kirche sammelt sich ein Orchester auf der Bühne, ein Süßigkeitenstand und eine Bierbude sind aufgebaut.

12.22 Uhr – Messe zu Ehren der Santa Maria del Mar. Bis zum Beginn der Predigt bin ich geblieben. Das ganz Dorf wird über Außenlautsprecher mit der Messe beschallt.

Die Kirche wurde ab 1190 errichtet. Ein sehr schöner, offener romanischer Bau.

12.51 Uhr – Endlich! Schattige Picknick-Bänke mit Meerblick. Der Mann von der Gemeinde streicht den Mülleimer neu.

13.01 Uhr – Das Baguette von gestern ist noch sehr gut!

13.36 Uhr – Mal weiter. Noch etwa zehn Kilometer bis zum Rio Miño.

Anflug auf A Guarda.

13.58 Uhr – Aug Kilometer 57, vor A Guarda. Den Berg umfahre ich links.

Santa Maria da Guarda ist offen.

14.21 Uhr – Und ich hatte sie ganz für mich alleine.

14.29 Uhr – Ich rolle auf den Fluss zu. Auf der anderen Seite liegt Portugal.

14.34 Uhr – Hier steht etwas von Fähre und Abfahrtszeiten. Aber, ob das so gilt?

Am Fenster klebt ein Zettel: Service wurde eingestellt. Wo fahren die Boote ab?

Ladecontainer für E-Bikes: witzig.

14.42 Uhr – Die Fähre fuhr um 13 Uhr, fährt wieder um 16 Uhr. Da bin ich schneller die 15 km über die Brücke bei Goián gefahren.

Durchwursteln zur Hauptstraße.

15.07!Uhr – Wollte ich schon lange mal festhalten. Es ist mit 40° C nun ordentlich heiß. Wind von vorne.

15.24 Uhr – Nun schon gut zehn Kilometer auf der Straße unterwegs, die Brücke kommt erst in drei Kilometern, oder so. Der Niederländer hatte von 15 km Umweg gesprochen. Er hat wohl 15 km bis zur Brücke und 15 km zurück gemeint.

Es wird also etwas weniger Genuss und mehr Strecke heute.

Na, dafür macht man es ja gerne.

15.38 Uhr – Portugal, ich komme!

14.47 Uhr – Eine Stunde Zeitverschiebung! Nun ja, die Fähre legt bald ab. Ich bin nicht früher auf der anderen Seite. Es waren wohl zwei Mal 15 km. Also kann ich mir auch eine erste portugiesische Bar suchen!

15.06 Uhr – Völlig Bar-freier schneller Flussradweg. Auf Kilometer 84.

15.23 Uhr – Noch über die Brücke, dann bin ich an der Fähranlegestelle in Caminha.

Die alte Fähre «Santa Rita», die außer Die st genommen wurde.

15.34 Uhr – Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Fanta Lemon. Die gute: Ich bin zurück auf der Strecke, habe nur noch zehn Kilometer bis zur Unterkunft und mit halb vier ist es echt noch früh! Jetzt Kuchen und Kaffee!

Mit den Autofahrern bin ich auf den ersten Kilometern leider nicht glücklich. Ich wurde fast ausschließlich eng überholt, auch wo genug Platz war. Auf der engen Brücke bin ich auf der Mitte meiner Spur gefahren, um nach rechts noch Platz zum Ausweichen zu haben. Das war in Spanien nicht nötig. Mal sehen, ob das so bleibt.

Ich bin die ganzen dreißig Kilometer gegen die Uhr gefahren, mit dem Ziel, um 16 Uhr, also mit der Fähre anzukommen. Das war natürlich unsinnig. Es macht aber auch immer wieder Spaß, schnell zu fahren, gut voran zu kommen. Ich war aber natürlich auch etwas aufgeregt, weil ich den Weg zur Brücke nicht vorher geplant hatte und nicht wusste, was mich erwartet. Na, jedenfalls hätte ich mir mehr Zeit nehmen können.

15.48 Uhr – Die völlig erschöpfte Frau an der Bar hat jetzt abgeschlossen. Ich hatte also noch Glück. Zur Limo habe ich die Flasche Wasser getrunken, die ich mir von der Frau habe am Wasserhahn füllen lassen. Weiter!

15.57 Uhr – Santa Maria in Cominha.

Rathausplatz.

Stadttor.

Ein toller Platz mit vielen Bars: Hier will ich bleiben!! Aber, hilft ja nichts!

Camino rechts, eigentlich auch breit genug für mich.

16.24 Uhr – Gibt es Schöneres als Radfahren? Hm, muss ich mal drüber nachdenken.

Im Hintergrund der Berg von A Guarda. Es läuft sehr gut, kein Gegenwind mehr, sogar leichter Rückenwind, und die Temperatur ist bei angenehmen 34° C, statt bei 40° C vorhin im Rio Miño-Tal.

Toller Radweg am Meer entlang. Manchmal etwas eng für Fußgänger und Radfahrer zusammen. So, getrennt vom Autoverkehr, komme ich wieder zur Ruhe und lasse mich von der Küstenlandschaft faszinieren.

16.40 Uhr – Sehr beeindruckend, diese großen Steinblöcke im Wasser. Dazwischen baden und angeln Leute. Noch 1,3 Kilometer.

16.51 Uhr – Ankunft. Statt der entspannten 70 km waren es am Ende 99 km, die damit bisher längste Etappe dieser Tour.

Seitlicher Meerblick mit fester Wäscheleine.

18.24 Uhr – Die Wäsche hängt auf der Leine. Der Blogeintrag ist soweit überarbeitet. Ich habe mal die kurze Hose und das T-Shirt ausgepackt. Morgen Abend kommt Regen und es wird wieder kühler.

Bei der Endentspannung bin ich mal wieder während der 54 Atemzüge kurz eingeschlafen.

18.45 Uhr – Surfer-Denkmal am unglaublich langen Dünen-Strand. Für 19.15 Uhr habe ich einen Tisch in der kleinen Pizzeria neben der Unterkunft. Ohne Meerblick, aber angenehm kühl.

Flussmündung mit freiliegendem Granit. Dahinter der Sandstrand . Man kann sich im kalten Süßwasser abkühlen, oder im Atlantik.

Breit fließt er ins Meer, wo die Flut jetzt die Brandung anschwellen lässt und die Surfer sich aufmachen. Bald wird das Meer in die Flussmündung drücken.

19.13 Uhr – Sitze im Lokal und warte auf den Kellner. Habe wieder mal sehr großen Hunger! Es ist ja auch schon viertel nach acht, biologisch oder gewöhnlich, oder so.

19.16 Uhr – Ich habe bei dem sehr gut Englisch sprechenden Kellner bestellt.

20.17 Uhr – Salat und Spaghetti mit Meeresfrüchten, dazu einen halben Liter Bier und Wasser. Als Nachtisch, wegen der gesparten Fährfahrt, gibt es Mango-Mousse und Espresso.

20.37 Uhr – Die Mousse war göttlich. Nun schaue ich, nach dem Zahlen, nochmal nach dem Meer, dann gehe ich auf das Zimmer. Für das Frühstück muss ich noch recherchieren, da es in der Unterkunft nichts gibt.

Ah, oh, morgen ist Dia de Portugal, der immer am 10. Juni, dem Todestag des Nationaldichters Luís de Camōnes, zurückgeht. Mal sehen, was das bei Öffnungszeiten von Supermärkten und Bars ändert.

Der Kellner meinte, das Café Oceano sollte offen sein morgen und der kleine Supermarkt nahe der Kirche auch. Dann schauen wir mal.

Das ein oder andere Sonnenuntergangsfoto sollte erlaubt sein.

Surfer sehe ich bestimmt noch öfter.

21.37 Uhr – Es ist ja noch richtig früh! Wegen Frühstück und Einkaufen frage ich mal den Vermieter, der morgen ab sieben wieder hier sein will. Ich habe zwei Supermärkte i. Der Nähe gefunden, die schon um 8.30 Uhr öffnen. Ich stelle mir mal den Wecker auf sieben und gebe auch einem Café die Chance, bis 8.30 Uhr geöffnet zu sein. Sonst gibt es Brot aus dem Supermarkt.

Morgen Abend kommt etwas Regen. Dann fallen die Temperaturen bis Samstag auf um die 20° C mit der Möglichkeit, dass es regnet. Danach wird es dann wieder ordentlich warm.

Jetzt noch entspannt etwas lesen.

Die Gasse wird durch eine Eisenbahnlinie zerschnitten. Bei jeder Zugfurchfahrt bimmelt es ausgiebig und der Zug lässt einen scharfen Pfiff ertönen. Wahrscheinlich höre ich das im Schlaf nicht, weil ich zu müde bin. Hoffe ich jedenfalls.

Gute Nacht!