6.57 Uhr – Bin kurz vor dem Wecker wachgeworden. Nachts kamen noch einige laute Leute und donnernde Motorräder auf der Straße entlang. Heute Morgen aber ist es bis auf die Hähne und die Schwalben still hier. Verrückt.
7.39 Uhr – Die Hähne sind wieder still. Jetzt höre ich nur die Schwalben. Gleich laufe ich die 300 m zum Hotel in dem es das Frühstück gibt.

Mit einer anderen App habe ich mal diese Kartendarstellung erzeugt . In Orange ist die heutige Etappe zu sehen. Man sieht auch die europäischen Fernradwege. Der EV3 führt nach Santiago de Compostella. Morgen stoße ich wieder, wie in León, auf diesen. Für eine Etappe werde ich ihm folgen, dann aber nach Norden, nach Lugo abschwenken.

In der Komoot-Darstellung nun wieder die Zahlen und das Höhenprofil. Mit einem kleinen Bergrücken dazwischen geht es deutlich bergab. Ich fahre insgesamt 1300 Höhenmeter abwärts und hoffe auf lange Abfahrten ohne treten zu müssen. An der berühmten Stadt Ponferrada fahre ich leider vorbei.
8.17 Uhr – Das Frühstücksbuffet im Hotel ist sehr reichhaltig. Müsli fehlt, aber sonst ist alles da. Ich esse mich ordentlich satt, das gibt mir mehr Zeit bis zur ersten Essenspause.
8.43 Uhr – Sehr lecker. Nun zurück zum Zimmer.
9.13 Uhr – Bereit zur Abfahrt.

9.37 Uhr – Sehr ruhig und morgendlich kühl hier im Schiefergebirge Asturiens. Rechts liegt wieder ein Stausee.

9.47 Uhr – Bergdorf im Sonnenschein. Ich lasse ganz langsam rollen und genieße die Landschaft. Noch auf 950 m Höhe.

9.57 Uhr – Cuevas del Sil: Die Felsen sehen aus wie Verlängerungen der spitzen Bäume.

10.32 Uhr – Kleiner Stausee am Rio Sil mit Wasserkraftwerk. Fast alle spanischen Stauseen wurden in der Franco-Ära gebaut.

10.43 Uhr – Die Schieferplatten stehen senkrecht, wie in Altenahr.
Mal wieder kommen Nachrichten, die angeblich von einem Hotel stammen und eine Bestätigung der Kreditkartendaten haben wollen. Man würde sonst die Hotelbuchung stornieren. Das sind ganz sicher Phishing-Nachrichten. Ich reagiere darauf nicht. Aber blöd ist es trotzdem. Genau wie der Spanier vorhin, der mich sehr eng überholt hat, obwohl alles frei war.
Ich werde das weg atmen und weiter bergab rollen. Der Wind fließt bergab, wie die letzten Tage vormittags auch.

11.01 Uhr – Mit 9% Steigung ging es zügig aus dem Sil-Tal heraus. Auf Kilometer 25.

Noch ein Blick is Tal, von 900 m Höhe.

Mal ein Foto vom Heidekraut, das hier die Hänge lila färbt.
Wenn es mir im anstrengenden Anstieg langweilig wird, bete ich den Rosenkranz. Es gibt immer jemanden, an dennoch dabei denken kann.

11.35 Uhr – Auf 1013 m Höhe am Pass angekommen. Leider gibt es keine schattige Bank hier oben, also fahre ich gleich wieder ab.

Ockerfarbene Erde liegt hier auf dem Schiefer.

12.02 Uhr – Auf der zweiten Passhöhe bei 993 m. Nur kurz vor dem Ziel kommen nochmal Höhenmeter. Eine geöffnete Bar wäre jetzt schön.

12.07 Uhr – Steinkohle-Tagebau bei Lillo del Bierzo. Auch Villablino war eine Bergarbeiterstadt.
Drei Spanier machen auch Fotos. Einer sprach drei Worte Deutsch. Sie fahren wohl zu einem Fußballspiel.

Unten in Lillo del Bierzo sollte es doch eine Bar geben, oder? Eine geöffnete meine ich natürlich!

12.32 Uhr – Es saß niemand draußen, aber man hörte Leute laut reden. Die Bar ist brechend voll: Männer und Frauen jeden Alters, auch einige Kinder. Ein echter Treffpunkt. Statt Kas Limón gibt es Fanta Limón. Die Dame hinter der Theke hat mich gleich verstanden. Aber ihre Frage, ob ich Tortilla oder Magdalena dazu haben möchte, hat zu einigem Hin und Her geführt. Ich habe Süß genommen.
Ich habe schon fast 40 km, kann mir also Zeit lassen. Für die Mittagspause hoffe ich wieder auf eine schöne, schattige Stelle.
12.49 Uhr – Weiter Richtung Fabero. Ich lege noch 50er-Labello auf die Oberlippe, Herpes-Salbe auf die Unterlippe und den Buff auf den Kopf.

13.04 Uhr – Durch Fabero bin ich nun einfach hindurch gerollt. Hatte nicht auf dem Schirm, dass es so nahe ist.

13.21 Uhr – Eine teils beschattete Picknickbank am Badeufer des Rio Cúa in Vega. Perfekt.

13.55 Uhr – Sehr schöner Pausenplatz.
Es sieht so aus, als könnte man den Fluss vor der Brücke stauen, um einen Badeteich zu gewinnen. Aktuell ist die Strömung ziemlich stark.
14.05 Uhr – Mal langsam weiter.

14.22 Uhr – Und Geld geholt habe ich nun auch. Jetzt aber weiter!

Am Ortsausgang das Kloster San Andres, natürlich verschlossen. Dafür klappern auf dem Turmdach die Störche.

14.42 Uhr – Auf Schotterpiste direkt am Rio Cua entlang.

Ich folge ihm noch eine Weile und genieße jede schattige Stelle.

14.54 Uhr – Der erste Fingerhut. Bin auf nur noch 600 m Höhe.

Von der Schlucht des Rio Sil habe ich gestern nur wenig gesehen. Heute bin ich mitten drin am Rio Cua.

15.08 Uhr – San Vicente.

Teils sehr schön renoviert, teils dem Verfall preisgegeben.

15.17 Uhr – Eine ganz wunderbare schattige Stelle für den Morgengruß: Fließen, Kraft, Freude, Einfachheit.

15.30 Uhr – Kilometer 58. 41° C zeigt das Thermometer am Tacho in der Sonne, die genau in das Tal scheint. Ganz ok, aber ich sollte etwas trinken.

15.34 Uhr – Blick zurück.

15.43 Uhr – Gut gepflegter Bewässerungskanal neben der Straße.

Wein, Oliven, Kirschen, das passt zu Hitze, Schiefer und Wasser.

16.00 Uhr – Und plötzlich bin ich in einer heißen, weiten Ebene mit Obst- und Gemüseanbau. Ich rolle auf das Zentrum von Cacabelos zu.

Keine Konditorei ist geöffnet. Dann eben nicht.

16.14 Uhr – Hier wird im Cúa schon gebadet Noch 8 km. Weiter.

Um die ganze Kirche herum sind kleine Schlafhütten für Pilger. Ich bin auf dem Camino Frances, der ist sehr populär. Die ersten beiden Reiseradler habe ich auch schon gesehen.

16.32 Uhr – Da vorne vor dem Hang müsste das Ziel liegen, in 6 km. 38°C. Und sehr schwül.

Kastell in Villafranca del Bierzo.

Alles auf Camino gemacht hier im Ort.

Mehrere große Klöster und Kirchen gibt es in dem Städtchen. Da ich vermute, dass alle abgesperrt sind, werde ich mir den weiten Rundgang ersparen.

16.58 Uhr – Am Ziel für heute.

17.58 Uhr – Auch eine schöne Aussicht. Das Rad steht in der Garage. Abendessen hier im aus um sieben und Frühstück um halb acht morgen.

Und die Abendsonne nutze ich mit dieser Aussentrocknungslösung.
Keine Endentspannung im Liegen, ich mache eine kleine Runde durch den Ort.

Die Wäsche hängt gut sichtbar im Fenster. Hoffentlich hält sie dem Wind stand.
18.30 Uhr – Gerade lese ich die Nachricht der mit noch unbekannten ADFC-Kollegin, die auch hier in der Gegend unterwegs ist. Sie kommt um sieben zum Abendessen ins Hotel. Ein ADFC-Schrauber-Kollege hatte den Kontakt vermittelt.
18.49 Uhr – So, jetzt habe ich alle Fotos, die ich im Funkloch in der Schlucht eingefügt hatte, erneut hochgeladen. Jetzt sollte man sie sehen können.
Das zusätzliche Abendessen konnte ich noch anmelden: super!
22.08 Uhr – Das war ein sehr unterhaltsamer Erzählabend: Wandern, Mountainbiken, Tour de France, Tauchen, Radfahren in Spanien, interessante Reiseziele im Westen Spaniens, usw.
Glücklicherweise hing trotz des sehr aufgefrischten Windes meine Wäsche noch an der Leine. Sie ist schon trocken.
Jetzt mache ich mich bettfertig und lese noch ein paar Seiten Algarve-Krimi.
Gute Nacht!
Lieber Leonhard, wir lesen deine Posts mit Freude, auch weil wir durch viele Orte durchgepilgert sind. Beispiel Cacabelos, wo du durch das Gitter in den Kirchhof mit den Schlafkabinen für die Pilger fotografiert hast. Dort haben wir übernachtet und haben das in bester Erinnerung. Hier die Beweisfotos:
https://www.dropbox.com/scl/fo/s78tu1izsl8672oqssn5a/ABUHesa-5GG61IYvVWtxpo0?rlkey=qz7jluwlilw5zhzggk3nez5xl&dl=0
Viele Grüße, weiterhin viel Rückendwind und: Ultreia!