6.19 Uhr – Wieder eine unruhige Nacht. Um halb fünf habe ich das Fenster geschlossen und doch die Klimaanlage eingeschaltet. Der Tacho zeigte 28°C. Um sieben gibt es Frühstück. Das ist mir bei der Hitze und der langen Etappe sehr recht.
Während der Nacht hatte ich keine weiteren Krämpfe. Das ist schon mal gut.
7.03 Uhr – Ich bin der erste Gast im Frühstücksraum. Der Rezeptionist ist gerade dabei, mir das Frühstück zuzubereiten. Mal gespannt

Ausschnitt aus den Kacheln im Frühstücksraum.
Es gab getoastetes Brötchen und je eine Scheibe Käse und Schinken. Ich habe ich, als er fragte, gebeten, mir das Gleiche nochmal zu bringen.
8.01 Uhr – Abfahrt bei morgendlich frischen 27° C. Oh, Mann, das wird wieder heiß heute.

Heute mache ich mit 85 km einen großen Schritt auf das Ziel Córdoba zu. Ich folge dem Rio Guadalquivir aufwärts. Er kommt ja von Córdoba herunter. Nach 36 km komme ich nach Los Rosales. Dort sollte es mehrere Möglichkeiten für eine Einkehr geben. Dann fahre ich noch durch zwei kleine Dörfer, mehr nicht. Palma del Rio hat, wie Niebla, eine Stadtmauer und Festung (Alcazaba) Höhenmeter gibt es heute quasi keine.
Leider soll der Wind erneut genau von vorne kommen. Mal sehen.

Alles noch sehr ruhig hier in der Altstadt.

8.34 Uhr – Allemal besser als die schlechten, kurvigen, wurzeligen Radwege.

8.45 Uhr – Nach sieben Kilometern ist da wieder Acker. Den Torre Sevilla sehe ich hinter mir noch.
Beim Morgengruß für heute gewünscht: Geduld, Gelassenheit, Freundlichkeit, Neugier.

Ist die Baustelle hinter oder vor mir? Egal, weiter.

8.53 Uhr – Total gesperrt und total leer. Weiter.

9.43 Uhr – Kurze Verschnauf- und Trinkpause. Ich habe für heute die muskuläre Unterstützung auf maximal 21 km/h eingestellt, darüber hören die Beine auf zu treten. Das verhindert, dass ich mich auf dieser langen flachen Straße zu sehr beeile. Hier an diesem wenig schönen Ort gibt es mal etwas Schatten. Ich habe die Sattelstützenfederung geölt. Das gelegentliche Klick-Geräusch kommt wahrscheinlich von den guten Pedalen aus Apulien, die nun auch schon 15.000 Kilometer gelaufen sind.
Heute Morgen habe ich auch die blaue Liter-Flasche mit Wasser gefüllt. Das war eine gute Idee, denn der erste Liter ist schon weg.
Ich bin auf Kilometer 21. Noch 15 km bis Los Rosales. 30° C hier im Schatten. Gegenwind, wie erwartet.

10.02 Uhr – Im Norden sehe ich sehr schön die Berge. Hier wächst Mais, ansonsten sind es fast ausschließlich Orangenplantagen.

10.12 Uhr – Heute sammle ich Höhenmeter nur durch solche Überführungen.
Den ganzen Anstieg hatte ich einen Kleinbus der Guardia Civil hinter mir. Erst als der Fahrer auf der anderen Seite die Abfahrt vollständig sehen konnte, hat er mich mit weitem Bogen überholt. Wirklich vorbildlich!

10.39 Uhr – Auf Kilometer 36. In Los Rosales gibt es jetzt ein zweites Frühstück.

10.47 Uhr – In diesem Innenhof ist es schattig und ich trinke literweise, bzw. ein halber Liter kaltes Wasser ist weg, die Limo gleich auch, dazu warmes Wasser aus der Flasche. Ich bin erstaunlich schnell heute, es gibt ja auch nicht viel zu sehen, außer der eher eintönigen Landschaft.
In zwanzig Kilometern könnte ich eine zweite Pause in Lora del Rio machen. Ist wahrscheinlich ganz sinnvoll.
Es stehen keine Aschenbecher auf den Tischen. Alle lassen die Kippen einfach neben sich fallen. Seit einer halben Stunde geht eine junge Frau mit einem Besen herum und fegt. Merkwürdige Sitten gibt es.
11.13 Uhr – So, mal die Flaschen wieder auffüllen und gemütlich weiter.
11.23 Uhr – An der Theke gibt es auch hier einen Kaltwasserhahn. Die Leute lassen sich Becher oder Flaschen damit füllen. Mir hat die nette Frau zwei Flaschen gefüllt. Eine liegt jetzt in das Badetuch gewickelt in der hinteren linken Tasche, eine ist in der Halterung, aber schon halb leer getrunken.
35° C im Schatten. Weiter.

Schachbrettdorf. Am Ende der Straßen beginnt gleich der Acker.

11.42 Uhr – Eine Baumschule für Palmen.

Mit so einem Hochgeschwindigkeitszug würde ich auch gerne Richtung Frankreich fahren. Er nimmt aber keine Fahrräder mit.

Wasser zur Bewässerung.

Olivenbäume in Reihen, wie bei uns das Obst.

Der Rio Corbones führt sogar noch etwas Wasser.

Schon schön, wenn sie einen alle anschauen.

12.21 Uhr – Keine Ahnung, warum es zwei Rinnen sind. Links fließt das Wasser sehr zügig, rechts träge.
42° C und kühlender, eher zu starker Wind von vorne. Radle eher 17-18 km/h.

12.31 Uhr – Der Mann auf dem Schild und ich sind die einzigen Radler hier. Nach einigen Kilometern auf einer Nebenstraße, komme ich jetzt auf die Landstraße A-457.

Rechts sieht man eines der Aquädukte des Kanals.

Lora del Rio auf der anderen Seite des Flusses.

Nicht sehr breit der Guadalquivir.

13.08 Uhr – Nach 60 km. Sehr schön schlanker Turm. Wo ist die Bar?

Wie ausgestorben.
13.24 Uhr – Endlich eine offene und große Bar gefunden. Eigentlich wollte ich draußen sitzen, aber hier drinnen läuft die Klimaanlage, was doch angenehm ist.
Wenn die Frau hinter der Theke einen mit «Caballero» ruft, weil der Kaffee fertig ist, dann fühlt man sich doch gleich ein bisschen wie im Western.

Serranito Pollo: Sieht sehr gut aus!
Die Lautstärke hier drinnen ist schier unerträglich. Ich weiß, das ist ein gutes Zeichen, es überrascht mich aber trotzdem, wie man sich dabei noch unterhalten kann.
14.06 Uhr – 41° C im Schatten an der Hauswand. Ich rolle mal wieder los. Noch etwas über 20 km. Das hört sich gut machbar an.

Kein Schatten.

49,6° C. Oh, ich fahre ja über 21 km/h!

Hier wird das Wasser in offenen Rinnen durch das Feld geleitet. Meist sieht man aber Schläuche.
14.48 Uhr – Ich stehe auf der Brücke über einen Bach. Hier wachsen schattige Bäume und das Wasser kühlt. Nur noch 42° C. Jetzt, wenn ich stehe, merke ich, welche Mühe es meinem Kreislauf macht, bei dieser Hitze zu fahren. Ich schütte mal Kühlwasser nach.

Wasserstraße ohne Verkehr.

15.09 Uhr – In El Calonge gibt es nichts. Noch 11 km.

Die Temperatur ist tatsächlich gefallen, nur noch 40°C. Der heiße Wind ist fast weg und leichte Schleierwolken schützen etwas vor der Sonne.

15.40 Uhr – Der heiße Wind kam zurück: 51° C. Ich bin hier in den Schatten einiger Bäume angefahren und trinke. Noch 2,4 km.
Inzwischen kommt das Klick-Geräusch bei jeder Pedalumdrehung. Könnte vom Pedal oder dem Tretlager kommen. Morgen und auf dem Rückweg kommen insgesamt noch 100 km zusammen. Ich hoffe, so weit komme ich noch.

Links läuft der Rio Genil.
Das Wasser aus der blauen Flasche, die ich kalt ins Handtuch gewickelt hatte, schmeckt wunderbar frisch!

15.48 Uhr – Vor mir Palma del Rio.

Kirche und Kloster, das heute ein Hotel ist.

15.56 Uhr – Ankunft. Bin erst vorbeigefahren, aber ein alter Mann auf der Straße sprach mich an und zeigte es mir dann.
Der Hotelier meinte, Radfahren sei bei der Hitze sehr gefährlich. Aber für morgen wollte er mir einen Kaffee und ein Stück Kuchen gegen 8.30 Uhr anbieten, da es heute wegen einer Hochzeit spät werden wird und er morgen kein vollständiges Frühstück anbieten kann. Ich habe, nach seiner Warnung, drum gebeten, doch schon gegen sieben den Kaffee zu nehmen. 7.10 Uhr sei in Ordnung, meinte er dann.

Der Pool im Garten der alten Villa. Der junge Chef wohnt hier in der fünftenGeneration und lebt im 2. Stock. Im ersten liegen die Hotelzimmer.
Habe einen der 50° Joghurts probiert. Wenn ich gleich kein Bauchgrimmen bekomme, dann gibt es morgen früh Müsli.
Jetzt in den Pool.

Für mich alleine!!!! Und Cola mit Chips hat er mir auch noch gebracht! Ich bin völlig von den Socken. Jetzt lese und entspanne ich. Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmm….
18.31 Uhr – Ich war nochmal im Pool und habe danach die Endentspannung gemacht. Dabei bin ich mal wieder mehrfach eingeschlafen. War ja auch ein anstrengender Tag.
19.36 Uhr – Ich gehe mal nach draußen und frage dabei den Hotelier nach einer Restaurantempfehlung.

Habe die Stadtmauer gefunden.

Schön verzierte sind Turm und Kuppel. Auf dem Turm nisten Störche.

In der Kirche singt gerade der Chor im Rahmen der Hochzeit. Draußen steht der Jeep mit Dosen und ein Korb mit gekühlten Wasserflaschen. Einige Chauffeure warten mit laufenden Motoren.

Der bei den Almohaden-Festungen typische Seiteneingang. Die ganze Stadtmauer mit elf Türmen hat nur zwei Tore. Sie gilt in Andalusien als die am besten erhaltene.
20.18 Uhr – Ich schleiche mal zu Restaurant. Die Hitze ist weiterhin enorm.
20.37 Uhr – Ich bin der erste Gast und kann in Ruhe bestellen.

Erster Gang.

Zweiter Gang.

Jetzt noch Nachtisch mit Espresso. Hilft ja nichts.
22.41 Uhr – Die Wäsche vom Balkon ist nicht nur trocken, sie ist warm. Da fällt mir ein : Als ich das Rad in den Innenhof des Hotels rangiert habe, war das Metall noch richtig heiß von der Fahrt draußen, wie ein Motor.
Von draußen ist nichts zu hören. Das hatte der Hotelier schon gesagt. Es läuft keine Klimaanlage irgendwo im Innenhof. Und die Fledermäuse, die ich vorhin gesehen habe, jagen auch völlig geräuschlos.
Zu der Moschee-Kathedrale von Córdoba habe ich nach einem Hinweis noch recherchiert, dass morgen Nachmittag und am Montag mit eher geringer Besucherzahl gerechnet wird. Also mache ich es wie in der Kathedrale von Sevilla.
Gute Nacht!
In Sevilla habe ich in den Achtzigern mal einen Sprachkurs gemacht. daher viele Erinnerungen.