7.08 Uhr – Es hat über Nacht nicht viel abgekühlt. Für Niebla sind am Nachmittag 35° C vorhergesagt. Bin gespannt, wie ich darauf reagieren werde.
Geschlafen habe ich ganz gut, aber um fünf Uhr haben Leute draußen relativ lange sehr laut geredet. Das hat meinen Schlaf ziemlich unterbrochen. Direkt vor dem Fenster steht eine Palme, deren Wedel im Wind ein angenehmes Knistern und Rauschen erzeugen.
8.40 Uhr – Überraschenderweise konnte ich doch schon wieder etwas essen, aber nur zwei Brötchen, statt der sonst üblichen vier. Der frische Obstsalat schmeckte sehr gut.
9.09 Uhr – Abfahrt in einen sonnigen Tag.

Heute verlasse ich Portugal gleich kurz hinter Monte Gordo. Bin sehr gespannt, wie es mir nach den Erfahrungen in Portugal nun in Spanien gefallen wird. Den Grenzfluss Rio Guadiana überquere ich mit der Fähre.
Die erste große Stadt in Andalusien ist Huelva, ein Industriestandort der chemischen Industrie. Von Huelva ist Christoph Kolumbus in die neue Welt aufgebrochen.
Niebla hat eine noch vollständig erhaltene Stadtmauer, ein Kastell und eine römische Brücke. Also mache ich abends noch einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen.

9.16 Uhr – Ganz wunderbar zum Einrollen.

Ich musste noch schnell zurück zum Ticketoffice. Drei Minuten bis zur Abfahrt.

9.32 Uhr – Wir verlassen Portugal. Oh, das ging irgendwie schnell.
Morgengruß auf Deck: Neugierde, Freude, Gelassenheit, Verbundenheit.
Die Fähre fährt nach Ayamonte, auf der linken Seite des Rio Guadiana.

9.56 Uhr – Das Städtchen ist voller Menschen, sehr viele Geschäfte, Fußgängerzone, geschlossene Kirche. Einen Supermarkt brauche ich heute für Joghurt, Müsli, Apfel, Nüsse.

10.00 Uhr – Letzter Blick über die Marina zum Fluss, jetzt weiter nach Huelva.

11.08 Uhr – Die Via Verde Litoral lässt sich erstaunlich gut fahren. Ups, die Zeit wurde umgestellt. Also ist zwischen 18 und 20 Uhr jetzt eine Stunde früher. Sollte aber irgendwie klappen.

Wieder diese Krebse.

11.17 Uhr – Flach, weit, Ebbe.

Hinter mir auch.

11.29 Uhr – Eine Wassertankstelle für Dampfloks an der ehemaligen Bahnstrecke.

Plastiklandwirtschaft.

11.48 Uhr – Unter uns verläuft die alte Bahntrasse als Staubpiste. Man sieht sie links. Rosinante ist auch froh, weiter auf der kleinen Teerstraße zu bleiben. Er schnurrt wie ein Kater.

12.10 Uhr – Im Supermarkt in La Redondela gab es endlich wieder Kas Lemón! Gleich 2 Liter!

12.21 Uhr – Blick zurück zum Meer. Was habe ich doch das rücksichtsvolle Verhalten der spanischen Autofahrer (und Kas Lemón) vermisst. Gut, wieder hier zu sein!

12.33 Uhr – Auf Kilometer 27. Vor mir liegt Lepe. Der Tacho zeigt jetzt 39° C.

13.00 Uhr – An der Kirche Santo Domingo de Guzmán in Lepe.

Es war viel Betrieb, ständig kamen Alt und Jung, um kurz ein Kreuzzeichen vor dem Sakramentsaltar zu machen. Ich habe dann irgendwann angefangen zu singen und nach einigen Wiederholungen kam in einer Pause eine Frau und sprach auf Spanisch mit mir. Ein bisschen haben wir uns verstanden. Sie hat sich gefreut und bedankt. Es sei ihr zu Herzen gegangen. Mir auch!
Lieber hätte ich natürlich die Ruhe und den Klangraum einer Kirche für mich alleine. Wenn es das aber gerade nicht gibt, dann singe ich auch inzwischen gerne für andere. Es scheint ja zu gefallen.

Schattige Bäume.

Platz mit Bäumen und Brunnen. Alles, um die Hitze etwas erträglicher zu machen.

13.32 Uhr – In einer Bar in Cartaya, nach 36 km. Es läuft auf der Teerstraße, auch der Nationalstraße, richtig gut. Das habe ich mir schon lange gewünscht.

Zum Selberbelegen. Mal was Neues.
13.58 Uhr – Buff nass auf den Kopf, Wasserflasche nachgefüllt, Abfahrt.


14.19 Uhr – Jetzt passt auch endlich die Temperatur, während ich durch die Orangenplantagen rolle.

14.27 Uhr – Und schon kommt eine spannende schattige Abwechslung. Nach 42 km.

Sehr sandig, muss immer wieder schieben.

14.37 Uhr – Plus Wurzeln. Das erinnert mich sehr an Strecken in Mecklenburg.

14.46 Uhr – Urig war das, aber sehr anstrengend. Ich nehme diese Straße. Sie ist eine oder zwei Kategorien besser. Die Strecke wird dadurch länger, vielleicht zwei oder drei Kilometer, aber sicher nicht langsamer.

15.00 Uhr – Ich habe die Hauptstraße erreicht, ab jetzt fahre ich wieder auf die geplante Strecke zu. Mit 20 – 30 km/h war die Piste gut fahrbar.

Aljaraque voraus, aber ich umfahre es. Ich brauche gerade keine Pause.

Oh, bin auf der Autobahnauffahrt und komme nicht mehr zum Radweg. Muss zurück schieben, sehr vorsichtig.

15.27 Uhr – Auf Kilometer 55. Vor mir liegt Huelva. Der Tacho zeigt 44° C. Ich liebe den heißen Wind.

15.39 Uhr – Auf der Brücke über den Rio Odiel. Auf Kilometer 59. über dem Wasser ist es gleich kühler.

16.10 Uhr – Müslipause auf einer schattigen Bank in einem Park in Huelva. Kaffee und Müsli sind fertig. Jetzt esse ich in Ruhe. Leider ist 35°C warme Limo auch nicht mehr wirklich erfrischend. Die Schweizer hatte außen an einer Tasche in einer Netztasche Dosen, die sie zum Kühlen in nasse Baumwolle gewickelten hatten. Hm, wenn ich das Spültuch nass machen würde, dann könnte ich es um eine Plastikflasche wickeln und mit einem Spanngurt zwischen den Taschen auf dem Gepäckträger festzurren. Hm, mal überlegen.

16.50 Uhr – Ich fahre durch Huelva. Ich halte mich hier nicht weiter auf. Noch 28 km heute. Die WordPress-App ruckelt wieder, werde ab jetzt seltener den Beitrag aktualisieren.

17.37 Uhr – Flach, heiß, schnell. Noch 12 km.

17.53 Uhr – Der weiße Fleck da vorne könne Niebla sein. Noch 5,6 km. 44° C.

18.05 Uhr – Vor mir die Stadtmauer von Niebla. Noch 400 m. Toll, die roten Mauern und die Palmen davor.

18.08 Uhr – Am Stadttor. Kopfschmerzen von der Hitze, aber die gehen ja gleich wieder weg.

18.11 Uhr – Ankunft, heiß, nass geschwitzt, aber super schnell!

19.26 Uhr – Ich habe ein ganzes Studio für mich alleine, mit Außenterrasse und sogar mit Waschmaschine. Die Limo habe ich gleich ins Gefrierfach gelegt und die beiden Joghurts in den Kühlschrank. Morgen mache ich mit dann einfach selber ein Müslifrühstück mit Kaffee aus der Cafetiera. Das Rad steht auf der Terrasse. Dort hänge ich gleich auch die Wäsche auf.
Ich liebe die Hitze, gerade im Vergleich zum kalten Regen und kalten Wind der letzten Wochen. Es war wirklich genial heute. Aber natürlich ist die Hitze auch anstrengend, und ich muss schauen, dass ich gut damit umgehe.
Die Wäsche, die auf der Terrasse hängt, sollte in 15 Minuten trocken sein, oder?
Ich schleiche mal durch den Ort. Niebla liegt am Rio Tinto, den eine römische Brücke überquert, über die ich morgen die Stadt verlasse. Die Stadt war schon zur Zeit der Römer von Bedeutung, sie lag an der wichtigen Verbindungsstraße von der Mündung des Rio Guadiana zur römischen Stadt Itálica. Die Ruinen von Itálica liegen zehn Kilometer nördlich von Sevilla. Die Familien der römischen Kaiser Trajan und Hadrian waren in Itálica beheimatet.
Die Stadtmauer wurde unter den Mauren 1130 gebaut. Zu der Zeit erlebte die Stadt ihre höchste Blüte. Mitte des 13. Jhd. lebten 40.000 Menschen in Niebla. 1262 fiel Niebla an die Christen und der Niedergang begann. 1842 lebten noch 170 Menschen hier.

19.56 Uhr – Santa Maria de la Granada, die frühere Moschee.

Das Kastell der Guzmáns war sehr groß und schwer befestigt. Das war kein Lustschloss.

Der Eintritt zum Kastell ist wegen der Bauarbeiten kostenlos.

Blick über die Aussenstadt.

Die Ruine von San Martín. Von dieser Seite bin ich vorhin gekommen.

Eine mächtige Anlage.

Im zweiten Untergeschoss der Festungsmauer war ich auch noch. Dabei musste ich mir durchaus klarmachen, dass ich nicht an Klaustrophobie leide.
20.23 Uhr – Ich sitze im vollen Restaurant, das mir die Vermieterin per Email empfohlen hatte. Die Küche öffnet erst um 20.30 Uhr. Ich kann also gleich bestellen. Das Lokal sah so einladen aus, dass ich mich doch gegen selbstgekochte Nudeln mit Soße entschieden habe.

21.15 Uhr – Sehr lecker, vor allem auch die Fritten.
21.45 Uhr – Einen Cortado gab es auch noch, aber für einen Nachtisch war einfach kein Platz mehr. Ich zahle gleich und strolche mal zurück. Inzwischen hat auch sich auch die Geburtstagsgesellschaft eingefunden.


Die Mauren bauten die Tore seitlich an die Türme. Das Tor, das man geradeaus durchfahren kann, wurde nachträglich in die Mauer gebrochen.

Blick in die Ruine von San Martín aus dem 14. Jhd.
22.51 Uhr – Die Strecke für morgen ist gecheckt. Ich habe auch noch, nach nun fünfeinhalb Wochen, Hose und Hemd der Abendkleidung gewaschen und noch schnell draußen hingehängt. Ich werde sie aber jetzt wieder reinholen. Den Wecker stelle ich auf 6.30 Uhr.
Gute Nacht!