6.53 Uhr – Jetzt war ich grad wieder trotz Möwen und Spatzen usw. richtig schön eingeschlafen, da klingelt der Wecker.
Nichts tut weh, ah, vielleicht minimal Kopfschmerzen, ansonsten geht es gut. Habe aber gerade keine Lust auf 90 km. Mal sehen, wie es nach dem Frühstück aussieht.
8.37 Uhr – Schreck bei dem Blick in die Lenkradtasche, den ich immer vor dem Losfahren mache: Wo ist die Kappe??
Nach einigem Suchen habe ich sie in der hinteren Tasche gefunden. Ich muss also nicht zurück auf das Zimmer. Habe aber nicht sauber gepackt!
Leicht bewölkt. 25° C. Und los.

Heute komme ich der spanischen Grenze schon ein gutes Stück näher. Als erstes fahre ich Silves an. Die Stadt war zur Zeit der Mauren die Hauptstadt der Algarve, war sehr stark befestigt, verfügte über mehrere Moscheen und eine Burganlage. Portimão war der Hafen von Silves. Nach der christlichen Rückeroberung wurde im 13. Jhd. eine Kathedrale gebaut. Im 15. und 16. Jhd. verarmte die Stadt, der Fluss war versandet. Im 18. Jhd. kam das Erdbeben. Es wurde viel wieder aufgebaut und restauriert.
Danach fahre ich mehr oder weniger an der Küste entlang nach Faro.

Das Pferdefuhrwerk hat den Verkehr auf der Brücke angenehm verlangsamt.

9.02 Uhr – Wäre ich auf der Nationalstraße geblieben, hätte ich keine steile Steigung und nicht diesen Feldweg bergab gehabt. Hmpf!

9.07 Uhr – Erneut ein sehr steiler Anstieg, aber diesmal auf Teer. Blick durch den Zaun zurück.

9.22 Uhr – Blick in die Hügel vor mir, jeder irgendwie rund und spitz. Ich meine, Silves schon zu sehen.

9.31 Uhr – Jetzt erkenne ich Kathedrale und Festung, rechts davon.

Schmetterlinge so groß, dass sie segeln können.

9.38 Uhr – Und jetzt runter zum Fluss und rauf in die Altstadt.

Nach dem Erdbeben 1755 war die Stadt im Grunde völlig zerstört.

Auch die Kathedrale musste, deutlich schmuckloser, wieder aufgebaut werden.

9.54 Uhr – Die macht wohl heute nicht mehr auf. Sie sieht etwas verwahrlost aus. Im Chor war eine Scheibe kaputt.

Gegenüber hüfthoch in der Wand: Tür oder Fenster?


10.05 Uhr – Ein Engländer in den Fünfzigern fragte mich nach dem Ticketoffice. Er ist vor drei Jahren mehrere Monate durch Frankreich geradelt. Jetzt macht er mit Eltern und Verwandten aus Simbawe eine Weltreise. Sie sind quasi fertig damit, sagte er.
So, ein Café zum Abschluss, dann weiter.

10.14 Uhr – Noch kein offenes Café gefunden.

10.22 Uhr – Geht doch! Die Wirtin putzt noch die Tische, dann gibt es Kaffee, Kuchen und Limo. Habe 15 km.
Nach der portugiesischen Reisegruppe ziehen jetzt fünfzig Deutsche hinter einer Frau mit Fähnchen die Straße hinauf.

Etwas Leichtes, ohne Sahne. Ist ja noch vor elf.
10.40 Uhr – Das war sehr lecker und nett hier. Es läuft Rockmusik aus den Siebzigern. Weiter.

Hinter dem Turm mit dem Tor liegt das Café.

Und eine römische Brücke gibt es hier auch. Nur quasi kein Wasser im Fluss, erst wieder mit der Flut von Portimão kommend.

Für mich geht es gleich wieder den Berg hinauf. Dafür werde ich mit dieser Aussicht belohnt.

11.39 Uhr – Nach einigem Rechts und Links und Auf und Ab, bin ich jetzt auf einem ruhigen kleinen Teersträßchen. Auf Kilometer 27. Ich fahre auf Armação de Péra zu.

11.48 Uhr – Ziemlich abrupter Übergang von der Macchia zu den Appartement-Hochhäusern. Der Tacho behauptet 28° C, der Wind kühlt aber ganz ordentlich.

Kleine Mauer mit Tor um die Kirche am Meer.

Klein, aber offen.

Sehr klein, immer wieder schauen Leute rein. Eine gute Stelle hier über dem Meer.

Der Strand Richtung Westen.

12.15 Uhr – Richtung Osten erstmal keine Klippen mehr.

Die Brücken sind Teil einer Ecovia Algarve und führen durch eine kleine Lagune.




12.34 Uhr – Schöne Abwechslung und die Leute regen sich anscheinend nicht auf wegen eines Radfahrers.

12.48 Uhr – Der nächste Ort in 4 km ist Albufeira. Dann habe ich bald die Hälfte für heute. Ohne viel Quatschen mit netten Leuten kommt man halt schon schneller voran.

12.57 Uhr – Schöne schnelle Apfahrt und dann ein Kilometer Radweg, der hier irgendwie um die Ecke geht!?!

Für mich ist er hier zu Ende. Die wippenden Palmwedeln sind mir zu gefährlich.

Farbenfrohe Anlage an der Marina.

Sie ist über diesen Kanal mit dem Meer verbunden.

13.14 Uhr – Die Bar liegt direkt oben auf der Klippe an der Hafeneinfahrt. Toast, Limo und Espresso sind bestellt.
42 km von 88 km habe ich, kann also gut eine Pause brauchen. Vor Faro liegt noch Quarteira. Könnte sein, dass ich am Horizont schon das Naturschutzgebiet westlich von Faro sehen kann.
13.40 Uhr – Langsam weiter.

15.05 Uhr – In Quarteira, auf Kilometer 64. hier packe ich mein Müsli aus und lausche den Wellen. Der Wind ist jetzt wieder lebhaft und böig, kommt meist von der Seite oder hinten. Heiß ist es nicht.
15.32 Uhr – Zu windig zum Kaffeekochen. Ich lasse mich weiter nach Faro pusten.

15.43 Uhr – Europäischer Fernradweg. Mir kamen zwei Radler entgegen, die meinten «It’s easy!» Klar, ist ja nur ein sehr kurzes Stück. Ich müsste aber zwei Meter durch den Sand schieben.

15.58 Uhr – Hier wird an nichts gespart, Villen, Golfplatz, alles todschick und extrem modern.

16.15 Uhr – Der Weg ist für Radfahrer und Fußgänger.

Außer Spatzen höre ich nichts, keine Vögel oder Frösche oder Grillen.
Die Bohlen sind alle noch fest und die Schraubenköpfe tief genug im Holz. So fährt es sich gut.

Ich bin im Parque Natural Ria Formosa, im Marschland der Lagune. Ich fahre direkt auf den Flughafen zu. Noch 10 km.

Keine Flamingos.

16.51 Uhr – An der Flughafen-Terminal-Zufahrt: Eine sehr schöne Konzentrations- und Geschicklichkeitsaufgabe.

Fährt sich super! Aber durch den Kreisverkehr wäre ich in fünf Sekunden gefahren.

17.07 Uhr – An den Salinen. Noch 3 km.

17.15 Uhr – Der Bahnhof von Faro.

17.19 Uhr – Nach furchtbarem Rüttelpflaster nun dieser Bahnübergang. Ich sage ja, es wird an nichts gespart.

17.23 Uhr – Es weht mich hier weg. Noch 900 m.

17.30 Uhr – Überraschung: Die Kathedrale von Faro.

König Alfons III., der Faro damals erobert hat.

17.40 Uhr – An der Unterkunft.
Die Kathedrale schließt laut Rezeptionist um 18.30 Uhr. Also schnell, zum ersten Mal, in den Radklamotten geduscht. Die Trikots sind ja so praktisch, weil sie hinten Taschen haben, für Riegel etc. Anfängerfehler: Man sollte die Taschen vor dem Duschen leeren!
Aber es war nur das lederne Schlüsselmäppchen, das sich nicht einmal nass anfühlte, als ich es in Sicherheit brachte.
Ich bin dann recht zügig zur Kathedrale zurück. Der Kassierer machte keine Anstalten, bald zu schließen. Man könne Kirche, Museum und Turm besichtigen.

18.13 Uhr – Von der Empore ein Blick in die dreischiffige Halle.

Eine Kachelkapelle.

Blick vom Turm nach Osten über die Lagune.

Blick über das Marschland der Lagune.

Hinter der Altstadt stapeln sich die Appartements.

Das Haus hat übrigens eine Dachterrasse auf der morgen das Frühstück serviert wird
21.34 Uhr – Ich war beim Italiener essen mit anschließendem Eis auf dem Heimweg. Jetzt sitze ich auf der Dachterrasse. Es dürfte gerne um einiges wärmer sein.
Die Ferienflieger fliegen beim Landeanflug sehr tief nahe an der Altstadt, also auch an meiner Unterkunft vorbei.
Faro ist die Hauptstadt der Region Algarve. Der gesamte Kreis Faro hat etwa 67.000 Einwohner. Unter den Römern war es ein wichtiger Handelsplatz für Wein. Öl und Produkte der Fischverarbeitung. Die Westgoten nannten die Stadt Santa Maria. 1577 wurde der Bischofssitz von Silves nach Faro verlegt. Nach dem Erdbeben von Lissabon wurde 1756 der Regierungssitz des Königreichs Algarve von Lagos nach Faro verlegt. Der portugiesische König nannte sich übrigens König von Portugal und der Algarve.
Die große Lagune, die auf der Atlantikseite vor Faro liegt ist als Parque Natural da Ria Formosa ein großes Naturschutzgebiet. Es ist eines der größten Lagunen-Schutzgebiete Europas und erstreckt sich bis östlich von Tavira. Die jetzige Form der Lagune entstand durch das Erd- und Seebeben 1755.
Morgen fahre ich also entlang dieser Lagune.
21.57 Uhr – Ich könnte mal ins Bett. Es gibt erst um 8.30 Uhr Frühstück, also kann ich etwas Schlaf nachholen.
Gute Nacht!
Nachtrag: Heute Morgen sichte ich die Kappe. Heute Abend will ich noch lesen und finde den Tolino nicht. Wo hatte ich ihn zuletzt. Hatte ich ihn wirklich mit auf die Dachterrasse genommen, weil ich noch lesen wollte, oder liegt er etwa im Restaurant? Ich hatte die Abendkleider schon wieder im Rucksack, musste also auspacken, mich anziehen und zur Dachterrasse hinauf. Dort lag er.
Ohne mehr daraus zu machen: Heute war doch ein langer Tag, der mich schon morgens etwas nervös gemacht hat.