6.32 Uhr – Bis halb fünf habe ich gut geschlafen. Danach zog immer wieder das Traumbild durch meine Gedanken, dass das Werkzeug gestohlen sei, wie vor zehn Jahren vor der ersten Tour. Das war etwas nervig. Draußen ist es noch ziemlich ruhig, bis auf das lauten Zilpen der Schwalben. Es hat schön abgekühlt über Nacht.

Heute fahr ich zurück in die Berge. Es sieht nach einem recht gleichmäßigen Anstieg aus. Die Route wechselt mehrfach zwischen Haupt- und Nebenstraßen. Mal sehen, ob ich so oft die kleineren Straßen nehme, da sie manchmal in schlechtem Zustand sind.

7.03 Uhr – Pilger machen sich auf den Weg. Ich gehe runter zum Frühstück in die Bar.
8.11 Uhr – Auf in den wunderbar frischen Morgen.

Ich verlasse die Stadt durch ein Tor in der römischen Stadtmauer.

Die Mauer wurde im 1.Jhd.v.Chr. erbaut und später vergrößert.

Vierspurig gen Norden ohne Radweg. Ich habe genug Platz.

8.32 Uhr – Als die Hauptstraße zweispurig wurde begann der Radweg, der hier offensichtlich endet.
Gleich hinter dem Grundstück ging er aber weiter. Danach musste ich, um dem Radweg zu folgen, vier oder fünf Mal die Straßenseite wechseln.

8.52 Uhr – Ganz neuer geschützter Radstreifen. Mal sehen, wie lang.

8.58 Uhr – Hier probiere ich mal die abzweigende Holperpiste.

9.01 Uhr – Kleine Überraschung auf der Nebenstrecke. Lässt sich aber gut umfahren.

9.29 Uhr – Einige Dörfer liegen hinter mir. Jetzt ist es ruhig auf der Straße. Rechts donnert ein Schnellzug vorbei. Auf Kilometer 17 von 57. Ein Kuckuck ruft hinter mir.
In La Robla kaufe ich Äpfel und Joghurt und mache Kaffeepause. Noch etwa 10 km.

10.16 Uhr – Hier, vor La Robla, stand bis vor drei Jahren ein Kohlekraftwerk. Man sieht noch Förderbänder den Berg herunter kommen.

Zirkelige Brücke. Einige von der eher betagten Mountainbiker-Truppe hatten Mühe damit, um die Ecken zu kommen.

Törtchen-Tag

10.43 Uhr – Joghurt, leider im 6er-Pack, und Äpfel habe ich hier gekauft. Nun finde ich mir einen schattigen Platz in einer Bar. Verstauen kann ich die Einkäufe erstmal nicht gut.

10.55 Uhr – Zweites Frühstück! Ich habe den Kaffee etwas abkühlen lassen. Er schmerzt nicht am Gaumen. Das Törtchen ist köstlich! Der Eier-Kartoffel-Pfannkuchen war gut.
Bis hierher hatte ich Gegenwind. Vielleicht dreht er ja am Nachmittag, weil jetzt die noch kalte Luft aus den Bergen ins Tal fließt. Sitzprobleme habe ich heute Morgen keine, was mich sehr freut. Und um 11 Uhr fast die Hälfte der Strecke zu haben, macht den Tag zum richtigen Urlaub.
11.20 Uhr – Ich habe dem Hotel geschrieben, dass ich zwischen 15 und 17 Uhr dort sein werde. Nun radle ich entspannt weiter.

11.32 Uhr – Reste eines Aquädukts aus dem 8. Jhd.

11.38 Uhr – Diese Wasserstelle funktioniert. Habe die eine, fast leere Flasche wieder gefüllt. Ab hier schütze ich auch wieder meinen Hinterkopf mit dem Buff.

11.54 Uhr – Sehr schöne Nebenstraße. Auf der Brücke verläuft die Bahntrasse.

12.00 Uhr – Hier verläuft der Camino de San Salvador von León nach Oviedo.

Ist wahrscheinlich recht günstig zu kaufen. Sieht man öfter auf dem Land.

12.21 Uhr – Tunnel! Rechts verläuft die Nebenstrecke der Bahnnach Gijon.

12.49 Uhr – Kleine Schluchtpassage. Der Wind scheint tatsächlich gedreht zu haben. Jetzt könnte ich bald Mittagspause machen. Nur noch 11 km.

Hier wird der Berg abgetragen, zerkleinert und abtransportiert.

Noch eine Engstelle des Rio Bernesga.

13.12 Uhr – Hier im Ort sollte ich eine schattige Stelle finden.
13.28 Uhr – Ich habe auf einem Spielplatz Picknickbänke im Schatten gefunden, perfekt. Aber dann kam ein städtischer Arbeiter und hat auf mich eingeredet. Vielleicht wollte er mir nur sagen, dass es gleich laut wird, da sie mit einer Maschine kamen. Nun, ich habe nichts verstanden und bin weiter und sitze nun im Schatten in einer wenig schönen Bushaltestelle.

Schatten, Bank, nicht besetzt, aber es riecht unangenehm. Hätte ich beim Bestellen berücksichtigen sollen. Ich fahre weiter.

13.48 Uhr – Viel besser, sauber, laues Lüftchen, schöne Sicht. Hab ich einen Hunger!
14.47 Uhr – Es gab Müsli mit einem Apfel und drei Bechern Joghurt, dann zwei Scheiben Baguette mit etwas Hartkäse, und zum Schluss einen Keks. Gespült habe ich an der Wasserstelle. Dann habe ich auch noch zwei Einstellungen am Garmin-Navi geändert, die ich schon lange ändern wollte. Jetzt radle ich die verbleibenden drei Kilometer und hoffe, dass schon jemand dort ist.

Hätte ja sein können: Aber auch hier ist alles vergittert und verschlossen.

15.01 Uhr – Rechts und links stehen Störche in den Wieden, Kuhglocken klimpern herüber. Ich bewege mich auf die Unterkunft zu. Morgen geht es weiter über den Pass, der da oben irgendwo sein wird.

Ich habe mal wieder einen Storch aufgescheucht.

In San Martín de Tercia.

15.19 Uhr – Ankunft am Etappenziel. Wieder eine Unterkunft mit Bar, die als Rezeption dient.

Sehr schönes Zimmer mit zwei großen Fenstern. Mehrere Wanderer (Pilgernde?) sind grad vor mir eingetroffen.

16.30 Uhr – Die Wäsche hängt im Zimmer. Um 19 Uhr gibt es Abendessen. Frühstück wäre um neun morgen, aber man kann sich in seinem kleinen Lädchen ein paar Sachen kaufen, z.B. Brot und Käse. Mal sehen. Vielleicht mache ich das sogar.
Jetzt mache ich Schattenpause. Ich sehe grad, dass hier noch der Flieder blüht. Wir sind auf über 1200 m Höhe.
17.29 Uhr – Mehrere Männer meines Alters unterhalten sich auf Englisch über den Weg und die nächste Etappe. Zwei Scheinen Niederländer zu sein.
18.50 Uhr – Das gemeinsame Abendessen geht los. Habe gerade länger mit einem deutschen Koch geredet, der im Sankt Peter in Walporzheim gearbeitet hat und jetzt seit dreißig Jahren in Schottland lebt.

Links sitzt ein Japaner, dann zwei Holländer, der Schotte und eine Kanadierin. Sie alle laufen den Camino nach Oviedo. War ein sehr lautes und sehr sättigendes und schmackhaftes Essen. Die Pilger wohnen nebenan im Hostel.
20.50 Uhr – Ich habe mir ein Baguette und etwas Schinken für morgen früh gekauft. Dann koche ich mir einen Kaffee im Garten und kann los, wann ich will. Die Besitzer sind schon nach Hause. Deshalb wohl auch das ungewöhnlich frühe Abendessen, das allen sehr gelegen kam.
21.55 Uhr – Das Erzählen hat mir gut getan. Die anderen haben mich an ihren Tisch eingeladen. Das war sehr nett. Danach ziehe ich wieder alleine weiter, während sie sich noch einige Tage immer wieder treffen. Ein bisschen macht es mich neidisch. Sie waren mir alle sympathisch. Ich hätte sie gerne näher kennengelernt.
Ab Samstag bin ich dann für fünf Tage auf dem Camino unterwegs, und wahrscheinlich danach, in Portugal auch immer wieder.
Vorhin überkam mich ein Bauchgrimmen. Ich hoffe mal, das beruhigt sich über Nacht.
22.01 Uhr – Zeit, um ein bisschen zu lesen und dann geht zu schlafen.
Gute Nacht!
Viel Freude weiterhin.
Da ich gerade die Zeugnisse für das 2. Schuljahr vorbereite bin ich für schöne Bildet sehr empfänglich.. Noten geben macht keine Freude.
LG Anja