28.05.2025 – Cofiñal – León – 77 km/430 Hm

7.57 Uhr – Nach der Anstrengung gestern habe ich sehr gut geschlafen. Heute hätte ich gerne etwas mehr Zeit auf den Beinen statt im Sattel. Und überhaupt: Mal sehen, wie es sich heute im Sattel sitzt.

Heute steht wieder ein sonniger Tag bevor, kündet die Wettervorhersage an. Morgen könnte es über 30°C warm werden. Da muss ich noch mehr auf genug Wasser achten.

Heute also geht es zur berühmten Kathedrale nach León. Dort treffe ich auch sicher auf viele Pilgernde, die den Hauptweg von Burgos kommend nach León gelaufen sind. Im Wesentlich geht es heute bergab. 500 Höhenmeter Aufstieg hören sich im Vergleich zu gestern etwas entspannter an. Aber 76 Kilometer sind zu fahren.

9.24 Uhr – Das Frühstück in der Bar war mit zwei Broten und sehr viel Kaffee sehr gut.

9.44 Uhr – Auf in einen herrlichen Frühlingstag.

Erstmal weiter bergab.

10.07 Uhr – Läuft sehr gut. Das Sitzen ist nur wenig unangenehm. Auch dieser Stausee ist ungewöhnlich voll vom vielen Regen der letzten Wochen. In der Nähe des Ufers schauen immer wieder grüne Bäume aus dem Wasser.

10.11 Uhr – Toll, ein Tunnel!

10.17 Uhr – Morgengruß am Spiegelsee: Staunen, Dankbarkeit, Freundlichkeit, Begegnung.

Staunen! Bin immer noch auf über 1100 m Höhe unterwegs.

10.25 Uhr – Ein letztes Foto vom Spiegelsee.

10.50 Uhr – Am Mirador de Vagamián, kurz vor der Staumauer. Nach 16 Kilometern.

10.59 Uhr – An der Staumauer. Die eher flache Umrundung des Sees ist zu Ende. Jetzt geht es bergab.

11.09 Uhr – Am Rio Porma.

11.21 Uhr – Fast jede Stute hat ein Fohlen bei sich.

11.38 Uhr – In Boñar gibt es einen größeren Supermarkt. Ich habe zwei Pain-au-chocolat, Bio-Müsli und Hartkäse gekauft. Nun muss ich nicht mehr in León herumsuchen. Nun in eine Bar für das zweite Frühstück!

11.54 Uhr – Hier an der Hauptstraße gibt es sicher zehn Bars. Ich habe mich für die vollste entschieden. Der heiße Cortado tut am Gaumen kaum noch weh. Das Sitzen ist nach einiger Zeit unangenehm, kann aber durch kurze Pausen und Zurechtrücken der Radlerhose wieder für eine gewisse Zeit deutlich gemildert werden.

28 km und 160 Hm habe ich. Nach diesem Stopp in der Kleinstadt kommt im Wesentlichen leere Landschaft. Dort ergibt sich dann sicher ein schöner Platz für die Mittagspause.

12.09 Uhr – Weiter!

12.42 Uhr – Noch einmal eine Dorfkirche mit Storchennest. Bald habe ich die Hälfte.

13.05 Uhr – Hier gibt es nichts zu sehen. Der Pass auf 1111 m Höhe hat nicht einmal ein Schild. Jetzt lasse ich mich von einem Picknickplatz finden. Mit 38,5° C in der Sonne reichlich warm heute Mittag.

13.52 Uhr – In der Dorfmitte vor der Kirche gibt es einen schattenlosen Spielplatz mit Picknickbänken. Ich war versucht, mich dort niederzulassen. Aber dann bin ich doch weiter. Und gleich um die Ecke steht diese große Bank im Schatten am glucksenden Bach. Wie schon so oft: vertrauen und nicht zu früh aufgeben!

Es gab zwei Äpfel mit zwei Joghurt und Müsli vermischt und als Nachtisch das zweite Pain-au-Pudding (doch keine Schokolade drin).

Trotz der Mittagshitze werde ich jetzt zusammenpacken und nach León hinunter rollen. Den Buff, den ich gegen die Sonne unter dem Helm trage, habe ich mir zur Kühlung nass gemacht.

14.30 Uhr – Immer wieder komme ich durch kleine Straßendörfer. Die Berge verschwinden langsam. Auf 930 m Höhe. Noch 23 km.

14.44 Uhr – Ich habe die Seite des Rio Torío gewechselt und fahre nun auf einer schattigen Nebenstraße. Noch 19 km.

Auch hier, wie die ganzen letzten Tage, gibt es sehr viele Insekten, da keine intensive Landwirtschaftlich betrieben wird. Also: Mund immer schön geschlossen halten. Oft trifft mich ein Insekt an der Brille oder im Gesicht.

14.55 Uhr – Blick zurück. Noch 16 km. Die Stadt kann ich vor mir noch nicht sehen.

15.08 Uhr – Schon das zweite Mal, dass ich solche Pedalier-Bänke sehe.

15.20 Uhr – Hier gibt es sehr viele Pappeln, wie hier in der kleinen Plantage. Man fährt durch ganze Wolken von Pollen, die der Wind mir entgegen treibt. Nicht so angenehm.

15.37 Uhr – Seit einigen Kilometern fahre ich auf diesem relativ guten Radweg. Er ist flach, macht an Kreuzungen aber komplizierte Bögen. Noch immer keine Kathedrale zu sehen.

Noch 3,5 km.

14.49 Uhr – Und plötzlich stehe ich am Rand der Altstadt und die Kathedrale erhebt sich vor mir.

Prächtig!

15.57 Uhr – Ab 16 Uhr ist sie wieder geöffnet. Man hört gleich einige berucksackte deutsche Stimmen. León wurde 68 n.Chr. vom römischen Kaiser Galba gegründet. Er wollte die aufständischen Bewohner Asturiens und Kantabriens befrieden. Die hier stationierte Doppellegion sicherte auch die Goldtransporte von Las Médulas, etwa 130 km westlich von hier.

Die Plaza Mayor gehört zur kurzen Stadtrundfahrt.

Die Hauptgeschäftsstraße Calle Ancha.

Dito.

Der Palacio de Los Guzmanes rechts und links die Casa de los Botines.

16.15 Uhr – An der Unterkunft, bzw. der gleichnamigen Bar, zu der in einem anderen Haus ein Hotel gehört.

Der Blick aus dem Fenster auf die Basilika San Isidoro. Das Fahrrad steht in einem kleinen Innenhof des Hotels. Nun versorge ich die Kleidung und mich, und dann geht es zur Kathedrale.

17.24 Uhr – Das Bad hat ein Fenster zur Sonnenseite, daher bleibt das Schlafzimmer heute mal wäschleinenfrei. Endlich habe ich mir auch mal wieder die Zeit für die Endentspannung genommen. Ich liege flach auf dem Bett und gehe mit der Aufmerksamkeit von Finger zu Finger und jedem Teil des Körpers. Danach zähle ich von 54 mit jedem Atemzug runter bis eins.

Nun bin ich bereit für die Stadt.

San Isidora aus dem 11. Jahrhundert. An dieser Stelle stand schon ein römischer Tempel. Die erste Kirche wurde von den Mauren zerstört. Das Gewölbe im Chor ist aus der Endphase der Gotik.

Maurischer Stil im Querhaus. Die romanischen Kapitelle, z.B. rechts unten im Bild, sind außerordentlich kunstvoll gestaltet.

Das romanische Portal des Südquerhauses. Die Figuren sind noch Teile der Mauer. Man vergleiche das mit den später entstandenen Figuren an den Portalen der Kathedrale.

Die Kathedrale ist der Heiligen Maria geweiht und im hochgotischen Stil zwischen 1255 und 1302 erbaut. Der Bau orientiert sich an der Kathedrale von Reims. Sie wird auch als die am stärksten französische der spanischen Kathedralen bezeichnet. Berühmt ist sie für ihre Glasfenster. Wie in Chartres sind die Portale unter einem Vorbau geschützt.

Eine Abweichung zu französischen Kathedralen fällt aber gleich auf: Die Türme stehen wie losgelöst und nicht in Verlängerung der Seitenschiffe.

Das verglaste Triforium macht die Fensterflächen der Obergaden noch größer. Es gibt 125 Fenster mit einer Fläche von 1800 qm. Zum Vergleich: In Metz sind es unglaubliche 6500 qm. Die Obergadenfenster sind weitgehend aus dem 13. und 14. Jhd. Im Triforium und in den Arkaden wurde die Verglasung im 19. Jahrhundert ersetzt.

Fensterrose im nördlichen Querschiff.

Die Westrosette.

Das Nordportal ist noch bemalt. Man erkennt gut die zu der Zeit dann freistehenden Gewändefiguren und Maria am Trumeaupfeiler.

Im Kreuzgang.

Hängender, etwas rötlicher Schlussstein.

Die Nordseite mit Kreuzgang.

Ungewöhnliche Urnen auf den Strebepfeilern.

Ich kam zur Wandlung zufällig bei der Pilgermesse an und bin bis zum Segen geblieben. Es wurden Marienlieder gesungen, was zum Marienmonat Mai und der Patronin der Kirche passt.

19.10 Uhr – Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben und bei der Uhrzeit flexibel sein, dann wird einem auch schon mal ein vorzügliches Törtchen an außergewöhnlich schöner Stelle beschert.

20.30 Uhr – Jetzt habe ich aber zugeschlagen! Die Kalorien sollten für hundert bis zweihundert Kilometer reichen. Dabei sind es morgen nur entspannte 55 km und 550 Hm zurück in die Berge.

21.53 Uhr – Ich liege mit vollem Bauch auf dem Bett im sehr warmen Zimmer. Die Wäsche ist quasi trocken. Da es morgen schon ab sieben Frühstück gibt, werde ich das nutzen und noch etwas Morgenkühle genießen.

Ich habe den heutigen Artikel noch einmal gelesen und hier und da angepasst. Nun widme ich noch etwas dem Lesen.

Gute Nacht!