23.06.2025 – Sagres – Lagos – Portimão – 64 km/810 Hm

7.05 Uhr – Das war eine eher unruhige Nacht in diesem wunderschönen Zimmer mit einem großen und sehr bequemen Bett. Aber immerhin keine Krämpfe. Ganz oft gingen mir die Unterkünfte der Reise durch den Kopf und ob ich sie noch alle erinnere. Da gibt es vor und hinter Porto schon Lücken in meiner Erinnerung.

Wir haben 19° C und eine leichte Bewölkung.

9.07 Uhr – Es ist kalt, windig, diesig: Keine Ahnung, was die Leute hier so toll finden. Nun ja, schlägt mir jedenfalls etwas auf die Stimmung. Immerhin regnet es nicht.

In Andalusien soll es trocken und heiß sein. Das ist mehr nach meinem Geschmack. Also los!

Heute und die nächsten beide Tage bin ich für einen Kurzurlaub an der Algarve. Macht man ja heute so. Danach bleiben noch vier Tage für Andalusien. Muss reichen. – Stimmt einerseits, andererseits habe ich mir ja viel Zeit für den Weg hierher genommen.

Zuerst fahre ich heute bis Vila do Bispo zurück, ziemlich gegen den Wind, der weiter relativ stark von Nordwesten bläst. Die Temperaturen werden wohl auch nur knapp über 20° C liegen. Wer also gerne mal für ein paar Tage in die sonnige Wärme will, sollte in Deutschland auf den Balkon oder in den Garten gehen. Über 30° C hat man dort, habe ich mir sagen lassen. Nun ja, aber ich bin im Süden!

Unterwegs komme ich an der ein oder anderen Klippe mit Strand vorbei und dann nach Lagos. Das Etappenziel ist Portimão an der Mündung des Rio Arade.

9.22 Uhr – Bei dem Gegenwind komme ich auch auf der Nationalstraße nur sehr langsam voran, vor allem bergauf. Ab hier kann ich auf einer parallel laufenden Teerstraße fahren und habe Ruhe vor dem Autoverkehr. Noch 7 km gegen den Wind.

Vor mir zwei junge Pedelec-Mountainbiker aus der gleichen Unterkunft. Ihnen macht der Wind nichts aus.

Die Teerschicht ist nur noch hauchdünn, in naher Zukunft dürfte sie abgefahren sein und das Sträßchen wird zur Schotterpiste.

Es riecht nach Gewürzen. Hier auf dem kargen Kalkstein wächst ein bisschen Gras und Büsche. Wahrscheinlich für Ziegen ok, aber sonst geht hier keine Landwirtschaft.

9.41 Uhr – Morgengruß auf der windigen Ebene: Akzeptanz, Balance, Hoffnung, Verbundenheit.

Ich will gegen den Wind nicht ankämpfen, spare die Kraft, mache langsam, bald geht es gen Osten.

10.02 Uhr – Nach 8 km. Vor mir liegt Vila da Bispo.

Vorhin habe ich zwei Radler angesprochen. Sie sind aus Bassano del Grappa. Dort war ich mal auf einer Tandemtour. Es liegt südlich vom Passo Manghen, den ich ganz toll fand.

Sie haben sich in Lissabon billige Mountainbikes gekauft und radeln noch bis Lagos. Dann fliegen sie zurück.

Der Mann meinte, sein Rad mache komische Geräusche. Daraufhin habe ich angeboten, die Ketten zu ölen, was sie sehr gerne angenommen haben. Die Frau sagte dann, dass sie Ballistolöl kenne, weil sie es bei ihren Hühnern für Probleme an den Krallen verwende.

Wir trafen uns hier in Raposeira in der Bar wieder und sie haben mich auf einen Kaffee eingeladen. Dabei haben wir weiter auf Englisch erzählt. Sehr, sehr nett. Sie stehen schon rechts an der Ampel. Jetzt weiter.

11.29 Uhr – Blick zurück nach Vila do Bispo. Hinter mir ist der Himmel blau. Der Wind kommt jetzt schräg von der Seite, ich segle mit ihm. Das Sträßchen ist geteert. Alles bestens. Nur etwas frisch.

Jetzt rolle ich in ein grünes Tal mit Bäumen. Die gab es die letzten Kilometer nicht.

11.43 Uhr – Das Sträßchen windet sich die Hügel hinauf und hinab. Auf Kilometer 16.

12.00 Uhr – Salema.

Und dann sitze ich hier so schön, will gerade meinen Wecker für zehn Minuten Meditation einstellen, da kommen die beiden Schweizer an, die hier kurz baden waren. Heute sind beide gut drauf, sie haben nur noch 17 km bis Lagos. Sie hat mir ihre Ricolas abgegeben und mich zum Abschied umarmt, er dann auch. Sie habe auch schon anderen Radler davon erzählt, dass wir uns ständig über den Weg laufen. Wahrscheinlich treffe ich sie oben auf dem Hügel nochmal, weil sie dort kochen wollen.

Jetzt stell ich mir den Wecker auf fünf Minuten.

12.58 Uhr – Bald hat der blaue Himmel mich eingeholt. 24° C, aber es fühlt sich nicht wirklich warm an wegen des Winds.

Bin ich jetzt plötzlich in der Schweiz?

Ok, die Abfahrt rechts im Bild war sicher auch so steil.

Ok, das ist wirklich sehr steil. Kleinster Gang und der Rückenwind sollte auch helfen.

13.38 Uhr – Nach 24 km. Der Blick zu Bucht und über die Küstenlinie ist toll. Der blaue Himmel hat mich eingeholt. Endlich! Sonnenbrille an, Buff auf den Kopf, Weste ausziehen!

13.54 Uhr – In Burgau.

Hier mache ich irgendwo Müslipause.

Picknickbank, genial. Zwar in der Sonne, aber egal!

14.10 Uhr – Geht doch!

14.25 Uhr – Kaffee doch erst in Lagos.

14.50 Uhr – In der nächsten Bucht liegt Luz. Genau auf der Hälfte der Etappe.

Schöne Kirche, sogar offen.

15.14 Uhr – Zuerst war kurz allein, dann kam aber eine junge Frau und setzte sich in die erste Bank. Die wollte ich dann nicht mit meinem Gesang stören. Mal weiter.

Felsen nach Westen.

Und Sandstrand nach Osten. Weiter! Wirklich!!

15.43 Uhr – Im Golf-Ressort am Ortsrand von Lagos.

15.59 Uhr – Vorne ist der Leuchtturm des Kaps in Lagos.

Das Kap ist umgeben von eingestürzten Kalksteinhöhlen.

Sehr schöner Bohlenweg.

Spektakulär!

Schweizer Käse.

Diese Besichtungseinlage, die die Reiseleitung eingeplant hat, ist wirklich ganz besonders gelungen.

16.22 Uhr – Irgendwo auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht müsste Portimão liegen. Noch etwa 22 km.

16.39 Uhr – Nicht ganz die perfekte Radroute. Hmpf!

16.45 Uhr – Hafeneinfahrt und Mündung der Ribeira Bensafrim. Ich radle durch Lagos, das voller exklusiver neuer Apartmenthäuser ist, und viele weitere sind noch in Bau. Man erwartet also weiter zunehmenden Ansturm von Touristen.

Die Marina.

16.58 Uhr – Eine Öko-Dekoration der Baufirma? Nein, die Störche sind echt!

17.07 Uhr – Jetzt habe ich die nächste Bar genommen und sitze in einer mitten im Nirgendwo unter Briten. Sehr nett. Man ist um die 70, trinkt Bier, Weißwein mit Eis, trägt Union Jack-Taschen, redet über das Kaufen und Verkaufen von Wohnungen, heißt Jane und alle kennen sich.

Und der Kaffee ist genau der Instantkaffee, den ich aus dem Büro in London kenne. Mal sehen, ob der Toast, den Jane macht, verbrannt ist.

Sieht sehr gut aus!!

17.33 Uhr – Das sollte bis zur Unterkunft reichen.

Ein Stück ländlich, aber mit rasenden jungen Männern in kleinen Autos.

17.53 Uhr – Nun kommen einige Kilometer Nationalstraße N-125. Es beginnt mit breitem Standstreifen. Das ist doch schon mal gut.

Ich umfahre ein Feuchtgebiet, durch das nur Fußwege führen. Die Störche nisten auf sehr niedrigen Nestern.

18.01 Uhr – Sehr schnell. Noch 11 km.

18.18 Uhr – Toller Standstreifen. Nur noch 5 km.

18.38 Uhr – Also, Komoot hat manchmal echt besch…. Ideen.

Na gut, die rücke mit der Zickzack-Abfahrt nehme ich!

18.51 Uhr – Ankunft. Puh!

21.12 Uhr – Ich war noch Joghurt und Apfel einkaufen und sitze jetzt vor Salat und Papadam beim Inder und freue mich auf ein reichhaltiges Essen!

22.09 Uhr – Wow, das war sehr lecker und sättigend. Jetzt trinke ich das Bier aus und gehe zurück. Im Restaurant bin ich jetzt der Letzte.

Der Tag war echt lang, aber auch so voller schöner Begegnungen und Besichtigungen und Pausen, dass er wirklich sehr schön war. Waren ja auch nur eta 60 km

Morgen wieder 90 km. Es nimmt irgendwie kein Ende mit den langen Tagen.

Gute Nacht!