6.58 Uhr – Gleich klingelt der Wecker. Die Nachtruhe wurde durch eine Mücke ziemlich gestört. Ich war aber auch so torhaft, den Mückenstopp nicht einzustecken. Die letzten Tage hatte ich es getan. Gegen halb drei fing es an. Bis ich mit Antibrumm im Gesicht und am Nacken dem doch eine Ende setzen konnte. Also: Immer Mückenstopp!
Die Wettervorhersage sieht gegen elf ein paar einzelne Regentropfen, mehr nicht. Klingt nach einem weiteren entspannten Radtag. Streckenlänge und Höhenunterschied sind aber erhöht, nach zwei eher kurzen Tagen.

7.51 Uhr – Die Bar hatte schon auf, das normale Frühstück besteht aus einer Art Fladen in verschiedenen Varianten. Ich habe um ein Sandwich gebeten. Es gibt sicher heute bald ein zweites Frühstück.
8.36 Uhr – Abfahrt.
Ein Kölner Radfahrer sprach mich an, der seit zwanzig Jahren in Bilbao lebt. Haben einen Kilometer lang sehr nett miteinander geredet. Bilbao hat in den letzten Jahren viel für den Radverkehr getan, sagte er. Und er findet auch, dass die Autofahrer sehr respektvoll überholen.

Für diese Foto musste ich einfach anhalten. Der Kölner fuhr weiter, zur Arbeit, mit ein bisschen Neid, wie er sagte.

Nach dem Niedergang der Stahlindustrie lag Bilbao am Boden. Der Aufstieg kam mit dem Guggenheim. Heute kann man sich eine solche überdachte Fahrradbrücke leisten.

Blick in Hafenbecken an der Ría de Bilbao. Bis zum Meer sind es noch sicher 10 km. Weiter vorne biege ab.

Da konnte ich nicht widerstehen.

9.29 Uhr – Im Tal der Cadagua, der ich stetig bergauf bis Espinosa folge.

Industrieanlage und oben im Hang ein Kraftwerk.

Sehr viele Gruppen von Rennrädern sind unterwegs. Ich folge ihnen auf der eher ruhigen Hauptstraße.

10.17 Uhr – In Sodupe nach 20 Kilometern.

Hier hole ich etwas Frühstück nach.

Bin doch mal auf den Radweg gewechselt. Welch wunderschöne Strecke! Viele Fußgänger, aber gut geteert und ruhig, Kuhglocken untermalt.

Ein neuer Damm und Ausweichflächen für den Fluss in Aranguren.

Wunderschön!

11.41 Uhr – Der Zulauf für ein kleines Wasserkraftwerk und dahinter eine verfallene Klosterruine.

11.53 Uhr – Kilometer 37. San Severino in Balmaseda.

Unglaublich, die Kirche war offen und leer. Ein schöner Ort zum Singen.

Bei dem kleinen Ruderer konnte ich meine Flasche auffüllen. Habe mir für heute vorgenommen, tagsüber mehr zu trinken.

12.21 Uhr – Weiter.

12.48 Uhr – Die Wegplanung von Komoot wäre hier verbesserungswürdig. Habe das Rad aber sicher zur anderen Seite buxiert

13.38 Uhr – Mittagspause am Spielplatz neben dem Markttreiben in Villasana de Mena auf Kilometer 52.

14.50 Uhr – Auf der Hauptverkehrsstraße, 8% Steigung, sehr glatter Teer, leichter Rückenwind! Nur noch 17 Kilometer und 350 Höhenmeter. Im Hintergrund sieht man steil aufragende Kalksteinklippen.

15.08 Uhr – Chinesischer Morgengruß am Nachmittag: Gelassenheit, Genuss, Freude, Freundlichkeit.
Ein Mann fragte am Weg, ob ich nach Santiago fahre. Nein, habe ich gesagt, nach Andalusien. Er wollte das Gewicht des Rads wissen. Als ich 40 Kilo sagte, da meinte er, ich bräuchte viel Kraft und müsse viel essen. Ja, genau!

15.34 Uhr – Noch einmal zieht die Steigung an, aber bis zum Pass kann es nicht mehr weit sein.

15.44 Uhr – Auf der Passhöhe, sogar mit Schild! Eingebauter Rückenwind ist super genial! Eigentlich bin ich in einer Westwindzone, heute aber kommt er aus Osten. Nur für mich?!?!

16.10 Uhr – In Villsante.

Im Fernsehen läuft Giro d’Italia. Kein Törtchen, aber Limo und etwas Süßes und Cortado.
Noch acht Kilometer.

Im Prinzip sehr schöner Weg, aber große Traktorräderhaben die Oberfläche gelöst und man fährt durch lose Steine. Das bremst trotz Rückenwind.

Ok, da waren mir die losen Steinchen lieber. Es wird kühl, der Wind frischt weiter auf. Bin ja auch auf 700 m.

16.57 Uhr – In Espinosa de Los Monteros.

17.02 Uhr – Ankunft am Hotel.

17.46 Uhr – Ist diese Aussicht aus meinem Zimmer nicht fantastisch? Rechts die Kirche, in der Mitte ein Restaurant und im Hintergrund einer der alten Paläste der Stadt.
Das Rad steht eng geparkt in der Garage neben dem Familienvan. Die junge Frau, die mich in Empfang genommen hat, war sehr nett.
Jetzt waschen, spülen, duschen und dann raus ins Getümmel.

Einer der Torres aus dem Mittelalter.

Sehr schönes altes Gehöft.

Santa Cecilia aus dem 15. Jahrhundert. In einer Seitenkapelle der beeindruckenden Hallenkirche wurde eine Marienandacht gebetet. Der junge Priester kam für die anschließende Messe dazu, dann ging er aber wieder. Die Andacht dauerte ihm wohl zu lange.
19.53 Uhr – Ich habe mir zur Überbrückung der Zeit bis zum Abendessen ein paar gesalzene Nüsse und Limo gekauft. Das Restaurant nebenan macht um neun auf. Bei dem im Hotel steht keine Uhrzeit.
21.16 Uhr – Und dann sind auch noch alle Tische reserviert. Nun sitze ich in einer einfachen Bar und habe Fritten alla Chef bestellt. Die Kellnerin spricht zufällig Deutsch (siehe Känguru-Chroniken). Das amüsiert andere Gäste sehr.
Jedenfalls sagte sie, die Küche habe viel zu tun, es werde dauern.

22.18 Uhr – Als Vorspeise sehr gut geeignet , ich muss es sacken lassen. Mittlerweile ist es richtig voll und laut hier. So muss es sein.
Ich nehme ein zweites Bier, diesmal mit Alkohol und lese vergnüglich weiter in den abenteuerlichen Erlebnissen des Don Quijote.
Morgen früh sollen es keine zehn Grad hier oben sein, später neunzehn. Es geht bis auf über 900 m hinauf und dann runter an einen Stausee.
Vielleicht sollte ich mir in einem Supermarkt Brot und Käse kaufen, um etwas flexibler bei den Zwischenmahlzeiten zu sein.
Mit der Art des Abendessen werde ich weiter experimentieren.
22.57 Uhr – Gute Nacht!
Lieber Leonhard,
Du hast wirklich einen tollen Tour-Start in diesem Jahr. Die Strecke, die Landschaften, die Aussichten, die Unterkünfte – alles fantastisch!
Ich freue mich für Dich 😀
Lisa