22.06.2025 – Odeceixe – Cabo São Vincente – Sagres – 76 km/815 Hm

7.07 Uhr – Jetzt könnte ich noch eine Stunde weiterschlafen.

8.31 Uhr – Drei Tassen Kaffee, Müsli, zwei Brötchen und ein kleines Croissant später fühle ich mich gut gestärkt für die heutige Etappe.

Eine Wanderin war auch so früh beim Frühstück. Es gibt hier den Fischerweg und den Historischen Weg. Die Frau ließ eine Tasche hier, als sie loslief. Der Wirt kümmert sich wohl um den Transport.

8.57 Uhr – Abfahrt in einen sonnigen, nicht zu warmen Morgen.

Heute fahre ich über eine Reihe von kleineren Orten in Richtung Cabo São Vincente, dem südwestlichen Kap Portugals an der Algarve. Es gibt, wie man am Höhenprofil sehen kann, zwei tiefere Taleinschnitte, der erste auch mit einer anschließenden rot markierten steileren Steigung.

9.05 Uhr – Blick zurück auf den Ort. Wind von vorne vom Meer bremst mich.

9.08 Uhr – Kurzer Anstieg, bin außer Atem. Sollte es viel ruhiger angehen. Die Weste ziehe ich wieder aus.

Sehr schöne Stelle für den Morgengruß: Kraft, Gelassenheit, Freude, Langsamkeit.

9.22 Uhr – An der Mündung des Rio Seixe. Wieder ein wunderbarer Sandstrand mit sehr regelmäßig einlaufenden Wellen.

9.41 Uhr – Sehr flach hier oben. Man hat mir die Straße extra frisch geteert.

9.54 Uhr – Auf der neuen Straße war viel Verkehr. Ohne Mittellinie hupt man mich aus dem Weg. Jetzt bin ich auf einem geteerten Feldweg und genieße die Ruhe.

10.03 Uhr – Ich fahre ein Dreieck mit der Hauptstraße auf die ich jetzt wieder zufahre, mit Blick auf die Berge im Hinterland.

10.19 Uhr – Der schmale Seitenstreifen reicht mir. Mit fast 30 km/h geschoben vom Wind sause ich dahin, statt auf einer Sandpiste Schlaglöcher zu umfahren.

Jetzt 80 m in ein Tal und wieder raus.

Dort hinauf nach Aljezur geht es jetzt.

Tja, links wie geplant oder rechts mit den Autos? Natürlich wie geplant!

10.35 Uhr – Alles klar, hier ist ein Haus eingestürzt. Da geht es tatsächlich nicht weiter.

Also 18%, geht ja für ein Stück, kostet aber Kraft und Konzentration. Oben hat ein Autofahrer gewartet und mir zugeschaut, da ich ziemlich die ganze Breite der schmalen Strecke brauchte. Es gab einen Daumen hoch von ihm.

Aljezur, mitten drin.

10.52 Uhr – Kurz vor dem Kastell. Schon alles sehr steil und auf Kopfsteinpflaster. Das ist mühsam.

Klar, das Kastell wurde natürlich von den Mauren, im 10. Jhd., erbaut. 1249 war es die letzte Burg die von Paio Peres Correira im Rahmen der Reconquista eingenommen wurde. Der Name Algarve leitet sich übrigens von Gharb al-Andalus ab, wie die Provinz unter der Maurenherrschaft hieß.

In etwa bei den roten Häusern unten am Fluss war wohl im 15. Jhd. ein wichtiger Hafen, der der Stadt Bedeutung und Einkünfte brachte.

Blick nach Norden, von wo ich gekommen bin.

Noch ein Panoramafoto und mal weiter.

11.34 Uhr – Auf Kilometer 27. Nach einem schnellen Stück Hauptstraße radle ich nun durch den einsamen Eukalyptus-Wald. Die Schlaglöcher sind bei den Lichtverhältnissen nur schwer auszumachen. Aber es ist gut hier, kühlender Wind von schräg hinten, Schatten. Nur die Bar sollte bald kommen.

11.43 Uhr – Da ist eine EV-1 Schild! Ich habe nur die Abschnitte dieses Fernradwegs gewählt, die mir anständig fahrbar erschienen. Ich kam von rechts, der Radweg von links, wo es recht sandig aussieht.

Lose Steine, Wellen, das ist nur mit maximal 10 km/h zu fahren. Hmpf!

11.56 Uhr – Geht noch ein gutes Stück so weiter.

Aber hier steht eine Bank. Wecker auf zehn Minuten und mal nur still sitzen.

12.09 Uhr – Das war sehr schön! Ich bin ja in Urlaub und muss keine möglichst frühe Ankunftszeit erreichen. Wetter!

12.25 Uhr – Vorhin kamen mir vier Wanderer entgegen. 37°C zeigt der Tacho, mit dem Wind ist es sehr schön.

12.30 Uhr – Leider sieht das Teersträßchen sehr puckelig aus, und einige Autos fahren rum. Na, mal gemütlich drauflos.

12.41 Uhr – Und gleich um die Ecke gibt es eine ganz kleine Ferienanlage mit geöffneter Bar. Perfekt! Auch wenn die junge Frau an der Theke etwas freundlicher sein könnte.

Kaffee und Limo habe ich, der Toast ist noch in der Mache.

13.12 Uhr – Das war gut. Jetzt weiter.

Sehr windig hier oben auf dieser flachen Ebene so nahe an der Atlantikküste.

Und der Teer hört auch gleich wieder auf.

13.27 Uhr – Auf Kilometer 36. Rote Sandpiste auf dem Kamm, links Hügel wie hingeschaufelt.

13.33 Uhr- Plötzlich sehe ich das Meer und weit vorne eine Kap, aber zu früh für Cabo São Vincente. Sehr windig. Ich ziehe mir die Weste an, trotz 30° C.

Ein Blick zurück.

13.45 Uhr – Vielleicht liegt nun das Kap im Dunst am Horizont vor mir. Jedenfalls noch einige Strecke auf dieser sehr steinigen Piste. Komme nur sehr langsam voran. Ich habe jetzt exakt die Hälfte der Strecke, also 38 km, hinter mir.

13.57 Uhr – Nach steiler Abfahrt bin ich nun auf 13 m Höhe, nicht mehr auf 150 m. Hier hat wohl irgendwann ein Feuer gewütet. Danach sehen die Baumgerippe zumindest aus. Vor mir, bei den Häusern, stoße ich auf eine Teerstraße.

Kurz darauf bog der Schweizer zu mir auf die Straße. Er war völlig fertig. Jetzt habe er doch dies und das gemacht und seine Frau sei schon wieder sauer und vorgefahren. Er war so fertig, er sprach in Schwyzer Dütsch, und ich habe in fast nicht verstanden. Am ersten Anstieg war ich ihm zu schnell. Ich wollte aus der dicken Luft heraus.

14.25 Uhr – Kann ich verstehen, dass ich zu schnell für ihn war, denn mit Rückenwind fahre ich sehr zügig diesen sanften langen Anstieg auf der Teerstraße hinauf. Auf Kilometer 46.

14.40 Uhr – Wieder auf 140 m Höhe. Hier muss der höchste Punkt sein, wenn ich nach den Windrädern gehe. Man könnte die Geräuschentwicklung der riesigen Flügel sicher noch optimieren, aber darum kümmert sich ja schon jemand aus der Familie.

Gerade holte mich der Schweizer ein. Er sprach wieder Deutsch, also scheint er sich beruhigt zu haben.

Weiter.

Sehr schöne schnelle Abfahrt.

Im windigen Vila do Bospo.

15.31 Uhr – Hier habe ich einen schattigen Platz gefunden und ein sehr leckeres Müsli gegessen. Die Bar lasse ich ausfallen, ich hoffe da auf das Kap.

Erst geht es zum Cabo do São Vincente, mit Wind von der Seite, dann zu einem Kap in Sagres mit Wind von hinten. Noch etwa 20 km zu fahren. Weiter.

Schotterpiste: Hinter mir Vila do Bospo in der Senke.

Vor mir das Ende der Welt. Mal wieder.

Ich muss den Lenker sehr gut festhalten und schaukle im böigen Seitenwind über die löchrige Schotterpiste.

16.12 Uhr – An einem einsamen Bauernhof war der Weg wieder geteert. Ich rolle jetzt zur Küstenstraße runter. Rechts liegt der Leuchtturm am Kap.

Links liegt Sagres.

Eine Rinderherde wie im Wester, ohne Zaun, aber ein Stück weiter steht ein Viehhirte im Schatten eines Busches.

Kleine Festung Forte do Beliche auf der Ostseite des Kaps. Sehr starke Böen.

Die Festung und dahinter bzw. darüber am Horizont die Klippen von Sagres.

Ausreichend Souvenirs gibt es hier am Kap. Und einen Frittenbude mit der Aufschrift «Letzte Currywurst vor Amerika». Witzig!

Etwa 70 m senkrechte Klippe.

Trotz des starken Windes keine hohen Wellen. Das Meer schwappt auch hier nur.

16.48 Uhr – Ich habe ein paar Minuten in dem feuchten starken Wind gesessen. Ich glaube, jetzt lasse ich mich nach Sagres pusten.

17.04 Uhr – Kein Schild, dass das ein Radweg ist. Aber egal.

Festung Sagres.

Etwa 20 m hohe Klippen.

Blick zurück zum Cabo São Vincente.

Das Fort Sagres schließt um 17.30 Uhr. Das ist super, denn dann muss ich gar nicht überlegen, ob ich rein will.

17.39 Uhr – Ankunft.

19.27 Uhr – Ich sitze im portugiesischen Restaurant um die Ecke und habe schon meine üblichen Speisen bestellt. Heute wieder mit Bier. Rechts und links wird Deutsch gesprochen.

21.51 Uhr – Das Essen war sehr reichlich und schmackhaft. Auch habe ich mir wieder einen Nachtisch gegönnt. Es ist wirklich frisch hier. Auf dem kurzen Stück vom Restaurant zurück zur Unterkunft hätte ich mir fast die Fleecejacke angezogen.

Der Sonnenuntergang war von meinem Fenster aus zu sehen.

Je weiter ich nach Osten komme, je wärmer könnte es werden. Ich bin hier wohl an der zugigsten Ecke Portugals gelandet.

Nach nun fünf Wochen Reise und über 2.400 km mal wieder eine Gesamtübersicht. Über zwei Wochen bin ich nach Westen gefahren, dann fast drei Wochen nach Süden. In der nächsten, der letzten Woche, geht es dann nach Osten.

Das ist schon eine enorme Strecke. Noch ist mir der fast ausschließliche Fokus auf das Radfahren, Kaffeepausen und kurze Besichtigungen nicht langweilig. Ab und an denke ich nun auch daran, was ich bei der Rückreise zu beachten habe und wie ich den freien Tag in Córdoba nutzen könnte. Also, außer, um endlich mal auszuschlafen.

Das Schlafen, das mache ich jetzt auch mal.

Gute Nacht!