6.52 Uhr – Draußen wird es langsam hell. Sonnenaufgang war heute um 6.37 Uhr. Ich habe gut geschlafen, bin aber mehrfach mit einem Krampf im rechten Fuß wachgeworden. Das könnte an der Bettdecke liegen, die am Fußende eingespannt war. Ich hoffe, das geht jetzt nicht so weiter.
Der Wetterbericht sieht ganz gut aus, 16-20° C, bewölkt, vielleicht ein par Tropfen Regen zwischendurch.
Dann also mal auf ins Abenteuer!
8.07 Uhr – Das Frühstücksbuffet ist super, alles da, was man sich wünscht. Der andere deutsche Radler kommt aus Karlsruhe. Er ist vor zweieinhalb Wochen in Faro gestartet und fährt noch weiter bis nach Hause. Pro Tag fährt er etwa 100 km. Das ist enorm. Er könnte etwa in meinem Altern sein. Da ist meine Etappenplanung sogar eher gemütlich, was ich als Kaffeefahrer ja auch so liebe.
8.53 Uhr – Alles ist gepackt, auf geht’s! Die Straße ist trocken und selbst der freundliche Mann an der Rezeption meinte, es könnte heute besseres Wetter sein als gestern.

Könnte schöner sein, geht aber.

9.03 Uhr – Es handelt sich bei dem Standstreifen also tatsächlich um einen Radweg. Prima!
9.23 Uhr – Hundert Meter weiter stand ein weiss angestrichenes Rennrad an der Leitplanke, vermutlich, wie in Bonn, für einen hier getöteten Radfahrer. Oh je, doch nicht so ungefährlich hier. Es kommen mir aber ganz viele Rennradler auf der anderen Straßenseite entgegen.
Ich wechsle von der Regenjacke in die Windjacke.

Kehrmaschine auf dem Radweg: Einfach toll hier!

9.36 Uhr – Die Schnellstraße liegt hinter mir. Den Berg im Hintergrund sind wir vor zwei Jahren gefahren, um die Schnellstraße zu vermeiden. Heute liegt der Gipfel des Jaizkibel in den Wolken.

10.08 Uhr – Am Hafen von Pasaia. Hier haben wir damals die Fähre genommen. Weiterhin tolle Radwege.

Der erste Tunnel.

10.33 Uhr – In San Sebastián: Da vorne ist das Meer!

San Ignazio.

10.48 Uhr – Die erste spanische Kirche. Habe eine Kerze angezündet für alle Lieben, die mich zu Hause begleiten und alle, denen ich hier heute begegne. Einen ersten «Buon Camino»-Gruß hat man mir schon zugerufen. Und die Auto- und LKW-Fahrer waren bisher alle sehr rücksichtsvoll.

10.58 Uhr – Am Urumaea Itsasadarra, rechts das Theater Victoria Eugenia.

Baustelle vor der Kathedrale, die ich heute auslasse.

Die Muschelbucht, sogar mit blauem Himmel, wenn auch etwas windig. Schön, wieder hier zu sein!

Mein Weg führt mich heute um die Bucht herum und hinauf zum Leuchtturm auf dem Berg gegenüber.

Hier wird der Luftdruck angezeigt.

Jetzt aber noch Kaffeepause: Der erste Cortado, mit Blick auf das Meer. Der Preis dafür, die Aufregung der Anreise, war im Nachhinein sehr akzeptabel.
11.58 Uhr – Gestärkt mit Kaffee und dem Brötchen vom Frühstücksbüffet nun weiter zum ersten Berg.

Blick über die Bucht zum Urgull, rechts, mit der Christus-Statue.

12.39 Uhr – Auf 160 m Höhe nach gut zu bewältigendem Anstieg. 2,50€ Zutrittsgebühr habe ich gerne bezahlt. Die Aussicht ist spektakulär!

Der Wahnsinn! Nach dem nassen Start gestern habe ich es nicht zu hoffen gewagt, dass es so schön wird. Am Tacho in der Sonne sind es 33° C.

Einen Besuch der Casa de Terror erspare ich mir.

Ein Blick auf die Küste gen Westen, der ich nun drei Tage bis Bilbao folge. Jetzt weiter.

Der Leuchtturm liegt unterhalb der Burg, etwas im Schatten.

13.33 Uhr – Auf 333 m Höhe. Tolle Aussicht für die Schafe. Ich habe jetzt ordentlich Hunger und suche mir einen windgeschützten Aussichtspunkt.

Anfeuerungen auf der Straße. Es sind sehr, sehr viele Rennradfahrer unterwegs. Im Windschatten des Berges ist es sehr schön warm.

Wer den Camono del Norte gelaufen ist, kennt dieses Schild vielleicht. Hier geht es für mich auf Serpentinen steil bergab.

Tolle Abfahrt!

Schnellstraße links bergab oder den Pilgern hinterher zur Basilika?

14.08 Uhr – Wer hätte bei 16% Steigung auf gutem Teer nein sagen können? Tolle Aussicht, Leider stehen die Bänke im Wind. Aber hier mache ich Mittagspause. Den Kaffee koche im im Schatten der leider verschlossenen Kirche.

14.47 Uhr – Mit den beiden, einem Deutschen und einem Kalifornier, habe ich eine sehr unterhaltsame und humorvolle Mittagspause verbracht. Jetzt packen und weiter.
15.01 Uhr – Eine schwedische Pilgerin sprach mich noch an. Sie war froh über den kühlen Schatten. Der gestrige heftige Regen hat allen Pilgerinnen ziemlich zugesetzt.

Marktplatz in Orio, nach steiler Abfahrt. Die Schwedin wird hier übernachten, die Männer laufen noch ein paar Kilometer weiter.

15.19 Uhr – Auf der westlichen Seite des Altxerri, der vom vielen Regen völlig verschlammt ist. Noch 29 km und gut 500 Hm bis zur Unterkunft. Wie immer eigentlich, dass ich bis mittags langsam mache und dann merke, dass es etwas zügiger gehen sollte.

15.40 Uhr – Zarautz. Einfach herrlich!

15.53 Uhr – Die Burg von Zarautz, direkt am Meer.

Wunderbare Wellen am flachen Sandstrand.

Leider ebenfalls geschlossene Kirche.

Deutlich weniger Schaumkronen. Der Wind lässt wohl ein bisschen nach.

Radweg an der Nationalstraße, so breit wie der Schutzstreifen an Pützchens Chaussee, aber ohne Schlaglöcher und ohne parkende Autos am Rand.

16.18 Uhr – Getaria.

16.46 Uhr – Weiter auf der Nationalstraße. Leider gab es im Café am Hafen von Getaria nichts mehr zu trinken für mich.

16.59 Uhr – Die kleine Kantina an der Nationalstraße hat alles, was ich brauche. Aus der Box kommt Cha-Cha-Cha-Musik. So muss das sein: Cortado, Fanta Lemon, Sonne, Blick aufs Meer, in Spanien. Ach, was habe ich doch für einen göttlichen ersten Tourtag!
Bis um sieben muss ich an der Unterkunft sein. Noch 14 km. Scheint machbar.

17.15 Uhr – Zumaia, der letzte Ort am Meer für heute.

17.47 Uhr – Weiter auf der Nationalstraße. Die Natur ist hier in Nordspanien fast wie in Deutschland, nur mit Meer und Strand direkt nebenan.

17.56 Uhr – Gut zu erkennen, was ich meine, oder? Noch 6 km.

18.25 Uhr – Nach 10% Anstieg auf Kopfsteinpflaster bin ich auf der letzten Anhöhe vor der Unterkunft. Noch 2 km bergab.

Kurze Matscheinlage, etwas heikel. Hätte man locker umfahren können, wenn ich das gewusst hätte. Und Steigung gab es auch noch. Da stimmte das Höhendiagramm auf dem Navi nicht.

18.38 Uhr – Ankunft an der Agriturismo-Unterkunft mit Meerblick.

18.54 Uhr – Ein kleiner Aperitif vor dem Duschen. Die Sonne und der Ausblick sind zu verlockend. Anschließend als Endentspannung, wie beim Yoga, flach auf den Rücken legen und das Kribbeln und Rauschen im ganzen Körper genießen.

21.12 Uhr – Abendstimmung auf der Wiese vor dem Haus. Zum Abendessen konnte ich mir ein Fertiggericht in der Mikrowelle warm machen, wie es mir die Vermieterin auf Spanisch erklärt hatte. Habe ich aber an ihren Gesten abgelesen. Ich habe quasi kein Wort von dem verstanden, was sie gesprochen hat. Im Essraum saß ein älteres Ehepaar, dem ich einen guten Appetit gewünscht habe. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, dass sie sich auf breitem Schwäbisch unterhalten haben. Vielleicht kommen sie von der Alb?
Anschließend habe ich noch auf der Wiese in der Sonne gesessen. Dann wurde es aber kälter. Die Sonne geht heute hier um 21.30 Uhr unter, also gar nicht so viel später als bei uns. Aber der Sonnenaufgang ist erst um 6.39 Uhr.
Die Wäsche hing bis eben im Fenster in der Sonnen, nun am Kronleuchter («So lang nicht die Hose am Kronleuchter hängt, sind wir noch nicht richtig in Fahrt….»: Ist das bekannt?)
21.49 Uhr – Nun sitze ich im Speisezimmer, wo der Holzofen eine schöne Wärme verbreitet. Der Fernseher läuft für zwei ältere spanische Gäste auf voller Lautstärke. Aber mit einem San Miguel Especial und den Resten des frugalen Teils des Orgienpakets lässt es sich wunderbar aushalten.
Überhaupt: Einfach ein unglaublich schöner erster Fahrtag. Die Unterkunft ist ein krönender Abschluss. Da ändert auch das plötzlich kalt werdende Duschwasser nichts. Was ein Glück, dass ich mir zwar vorher alle möglichen Sorgen mache, sogar andere damit ein bisschen anstecke, am Ende aber doch einfach aufbreche und wieder einmal einen glücklichen Tag auf dem Rad hatte. Ich sitze einfach den ganzen Tag im Sattel und genieße die Aussicht, wie auf dem Sofa. Der Kalifornier meinte dazu, ich solle mich nur nicht zu weit zurücklehnen. Herrlich!
Morgen könnte es abends etwas regnen. Bis Gerniks habe ich aber nur 50 km und knapp 1000 Höhenmeter und keine komplizierte Großstadt auf dem Weg.
22.48 Uhr – Ich schaue noch, was der fahrende Ritter Don Quijote gerade erlebt und dann wird geschlafen.
Gute Nacht!
Lieber Leonhard, weiter Dir viel Freude an und bei der Reise trotz des Regens. Du nimmst den ja, wie Vieles andere auch, mit Gelassenheit, das ist bewundernswert!
Bleib gesund!
Liebe Grüße,
Martina und Kurt
Lieber Leonhard, ich bin wieder tief beeindruckt von Deiner Leistung und freue mich jeden Tag auf neue Eindrücke von Deiner spektakulären Tour. Alles Gute wünscht Eva
Lieber Leonhard, mit jedem Höhenmeter und Kilometer steigen meine Hochachtung und Begeisterung
Lieber Leonhard, mit jedem Höhenmeter und Kilometer steigen meine Hochachtung und Begeisterung
Lieber Leonhard, wenn Du wieder daheim bist, bekommst Du einen tollen Buchtipp von mir