6.50 Uhr – Bis um vier hatte ich das Fenster offen. Dann war es mir doch zu laut und ich habe es geschlossen, wobei, die Mechanik hakt, man kann es gar nicht sauber schließen. Egal, ich habe mit Klimaanlage dann auch ganz gut geschlafen.
Heute ist der letzte Tag mit mehr als 1000 Höhenmetern. Gerade zieht laut Wetterbericht ein kleines Regenband durch. Das gibt es doch gar nicht. Selbst in Schottland scheint die Sonne.
7.36 Uhr – Der Regen prasselt auf die Dachfenster des Frühstücksraums. Es herrscht grad großes Gedränge. Was wollen die alle so früh im Regen?

8.33 Uhr – Abfahrt.

Heute fahre ich erstmal zurück zum Rio Tejo und nehme die Fähre an das Südufet. Ich habe vor, zum Aussichtspunkt Cristo Rei mit der Christus-Statue hinauf zu fahren. Dann geht es über die Halbinsel zum Cabo Espichel. Die letzten Kilometer vor Setubal könnte ich oben über die Serra da Arrábida fahren, was sicher spektakulär wäre, aber es ist auch steil und anstrengend. Wenn Kräfte und Motivation passen, würde ich es machen.

8.45 Uhr – Auf dem Weg zur Fähre. Ein Lieferwagenfahrer gab mir an der Ampel ein sehr freundliches Daumenhoch. Das beflügelt doch gleich. Das nasse Pflaster ist mir etwas unheimlich. Ein Gastwirt nutzt das Regenwasser, um das Pflaster vor seiner Pizzeria zu wischen.
Die Straßen sind noch relativ leer.

8.56 Uhr – Der Mann am Ticketschalter war etwas gelangweilt. Für 2,05€ komme ich über den Rio Tejo nach Cacilhas. Abfahrt 9.10 Uhr.

9.00 Uhr – Finde ich ja immer unnötig aufregend.

Sicherer Platz für das Rad auf dem leicht schwankenden Boot. Für die kurze Überfahrt öffnet die Bar auf der Fähre nicht. Also kein Fähr-Kaffee-Foto.

Auf dem weißen Betonsockel steht die Christus-Statue zu der ich hinauf fahren will.

9.21 Uhr – Perfekt, bin auf der anderen, also quasi der Beueler Seite.

Auch hier in Almada fährt eine Straßenbahn, aber anscheinend nicht so häufig.

9.36 Uhr – Auch hier kleine Fußgängerzonen und viele Straßencafés.

Casa da Cerca.

Ob der gute Mann bei Sturm nicht auch mal lahme Arme hat?

9.55 Uhr – Man wartet darauf, dass der Park um 10 Uhr öffnet. 10 km und 147 Hm habe ich schon.
Der Sockel is 82 m hoch, die Statue selbst 28 m. Es ist eines der höchsten Bauwerke Portugals.
Gebaut wurde sie aufgrund eines Gelöbnisses der portugiesischen Bischöfe, die hofften, Portugal bliebe vom zweiten Weltkrieg verschont. Ende 1949 begann man mit dem Bau, zehn Jahre später war er fertig. Er ist inspiriert von der Christus-Statue in Rio de Janeiro.

Noch ein schneller Regenguss. Ich stehe unter der Klappe eines Souvenir-Kiosks. Habe im letzten Augenblick doch noch den Regenschutz auf den Sattel gezogen. So wird halt nur der Helm nass.

Die Brücke des 25. Aprils wurde 1966 als Salazar-Brücke eingeweiht. Die Bahnlinie, die in den Plänen vorgesehen war, wurde erst 30 Jahre später, 1996 bis 1999, gebaut.

In der Altstadt dürfte es regnen. Es hat vorhin auch einige Male gedonnert.

«Was er Euch sagt, das tut» aus Johannes, Kapitel 25, steht unter der Maria mit dem Rosenkranz.

Schwer beeindruckend wie sie da hinaufschaut.

Man kann das Entdecker-Denkmal und den Torre Belém sehen.
10.25 Uhr – Weiter, wahrscheinlich in den Regen hinein. Hmpf!

Ich erledige doch auch noch die erste Kaffeepause hier und nutze die sanitären Anlagen. Es fallen weitere Tropfen.
10.44 Uhr – Egal, weiter.

11.12 Uhr – Großspurig in Laranjeiro unterwegs.

Ab hier nasser Radweg. Nach 17 km.

11.25 Uhr – Kurze Verschnaufpause mit gelb blühendem Baum.

11.42 Uhr – Sehr voll, aber kurz drauf habe ich wieder den schmalen Seitenstreifen für mich. Auf Kilometer 24.

11.50 Uhr – Nun Bauschutt-Schotter-Loch-Piste. Fliesenscherben sind scharf. Bin froh, dass meine Reifen neu sind, und hoffe, dass sie das durchstehen.

12.13 Uhr – Nach 33 km. Auf der N-377 geht es sanft sehr schnell bergab. Mit den Autos komme ich, obwohl es eng ist, ganz gut klar.

12.21 Uhr – Es regnet. Ich stehe unter einer Pinie und warte mal zwei Minuten ab.
Noch 16 km bis zum Kap. Es scheint, dass da hunderte Leute hinwollen, da die Straße eigentlich nur dorthin führt und der Verkehr ganz schön stark ist.

13.04 Uhr – Nach einigen Kilometern Anstieg auf Wellblech-Piste sehe ich diese Windmühle vor mir. Hier müsste oben sein. Auf Kilometer 49, nach 562 Hm.

13.31 Uhr – Es scheint am Kap keine Restaurants zu geben. Daher habe ich einfach an der Straße das nächste genommen und esse mal etwas Ordentliches zu Mittag. Für die Zubereitung des Müslis, auf das ich grad keine Lust habe, hätte ich ja auch Zeit gebraucht. Dem Hotel melde ich gleich eine Ankunftszeit von 19 – 21 Uhr.

Alle hier im 20age bekommen Fritten, nur ich nicht. Dabei habe ich extra danach gefragt. Der Laden brummt. Habe es nochmal nachgelesen: Fronleichnam ist in Portugal doch Feiertag. Daher war heute Morgen erstmal nichts auf den Straßen los und danach dann sehr viel.

14.08 Uhr – Es sind noch etwa drei Kilometer bis zum Kap. Im Schatten ist es eher kühl. Und los!

14.16 Uhr – Den Schauer hätte ich natürlich grad noch im Restaurant abwarten können. Hier steht kein schützender Baum. Wird aber sicher nicht lange dauern.

14.20 Uhr – Da vorne ist auch schon der Leuchtturm.

Das Fort Nossa Senhora do Cabo, gebaut 1672, aufgegeben im 19 Jhd. Zu der Kirche wird weiterhin gewallfahrtet.

Blick Richtung Lissabon.

Eher eine Ruine.

Marien-Kapelle. Gebaut von zwei Männern, die geträumt hatten, dass Maria auf einem Esel hier zum Kap hochgeritten ist. Die Hufabdrücke sah man noch. Stellte sich raus, dass es Saurierspuren waren.

Leuchtturm und rechts unten der Ausguckposten.

Ich habe wieder zwei Kerzen angezündet, für alle hier und alle zu Hause. Dann habe ich gesungen, aufgeregt wegen der anwesenden Andenkenverkäuferin. Die lächelte mir zum Abschied aber sehr nett zu.
15.03 Uhr – Zum Leuchtturm.

Festung und Kirche von der anderen Seite.

Der Leuchtturm.

Der Ausguck ist mir zu weit. – Ach, was soll’s.

Sehr steile Südflanke.

Sehr gefaltete Westflanke.

Ah, dort steht das Rad im Gebüsch. Es so alleine stehen zu lassen, macht mich immer nervös. Ich bin dann eher etwas im Stress und will zügig wieder zurück. Wäre ja auch gar nicht gut, wenn Rosinante etwas zustoßen würde.
15.39 Uhr – Mal langsam weiter.
16.03 Uhr – Zurück zum Restaurant und der Windmühle musste ich den gleichen Weg. Jetzt geht es Richtung Osten mit der Sonne mal zur Abwechslung im Nacken. Der Buff auf dem Kopf sollte mich schützen. Der Schweiß rinnt. Sitzen geht.

16.28 Uhr – Casteilo de Sesimbra bei Santana, noch 30 km und 400 Hm.

16.35 Uhr – Das ist der Bergrücken an dessen Südflanke ich zu einem Aussichtspunkt hoch fahre.

17.04 Uhr – Das erhoffte Café an der Straße mit einem sehr netten Wirt, der genug Englisch spricht.
Oh, das ist keine Apfelschorle sondern Cidre mit 4,5% Alkohol. Oh weija! Schnell beide Wasserflaschen nachfüllen lassen zum Verdünnen.
17.11 Uhr – Es sind 34° C im Schatten, mal endlich so warm wie zu Hause.

Und gleich auf die Piste.

17.22 Uhr – Einsame, stille, heiße Piste. Nicht einmal Grillen zirpen.

17.41 Uhr – Auf der N-379-1 steige ich mit 4 bis 9% an. Wobei, muss ich die 4,5% vom Cidre nicht drauf addieren? Sitzen geht, Schweiß läuft mengenweise sobald ich stoppe. Weiter.

17.48 Uhr – Um die schmale Westseite des Bergrückens bin ich herum, jetzt geht es in die lange Südflanke. Das Meer ist schon zu sehen. Auf 226 m Höhe, also völlig unspektakulär, aber toll! Noch 19 km und 260 Hm.

17.58 Uhr – Natürlich habe ich mich gestern und heute Morgen gefragt, warum ich auf diese Klippenstraße hinauf will. Na, jetzt weiß ich es.

Habe einer indischen Familie, die bei Lissabon lebt, ein Gruppenfoto gemacht. Sehr nett gequasselt.

Fantastisch, der Blick auf die Buchten, auf die Halbinsel Tróia und die Hänge der Serra da Arrábida.

Convento de Nossa Senhora de Arrábida. Ein portugiesisches Bergkloster. Oben links hat der Wald einen Knick, da muss ich wohl noch hinauf.

Die Halbinsel Tróia.

18.31 Uhr – Anstieg mit 9 bis 11%. Bei 33° C im Schatten. Kann aber nicht mehr weit sein bis zur Passhöhe.

1836 Uhr – Die indische Familie und alle stoppen natürlich auch hier, kurz vor dem Pass.

18.49 Uhr – In Ruhe telefoniert, noch ein Foto gemacht und weiter.

Ich bin auf 385 m Höhe, wahrscheinlich auf dem Scheitelpunkt der Straße. Sie führt weiter zu den Sendemasten.

Gegen die Sonne nach Norden zum Rio Tejo, der vor Lissabon ein sehr breites Becken bzw. eine Bucht füllt.

19.01 Uhr – Bin hier genau auf dem Kamm. Noch 14 km.

19.11 Uhr – Am Miradouro Norte mit Blick nach Lissabon. Ich bilde mir ein, dass ich die Christus-Statue gesehen habe.

Mit fast 60 km/h runter. Die Sandbank rechts ist schon irgendwie irre, wie sie da liegt.

19.25 Uhr – Ein sehr großes Zementwerk. Noch 6,5 km. Kopfschmerzen.

19.31 Uhr – Strand aus der Nähe, Höhe 15 m.
Der Camper überholt mich als ihm ein Bus entgegenkommt. Klar weicht er zu mir rüber aus und ich hätte ihn mit der Hand erreichen können, so nahe kam er mir. Boah, ich muss mittig fahren bei Gegenverkehr, sonst passiert so etwas zu oft. Sch…!!!

19.50 Uhr – Das Fahren auf der Mitte meiner Spur hat prima geklappt. Ich blockiere dann bei Gegenverkehr das Überholen, und wenn ich rechts raus fahren, bedankt man sich.
Hier am Hafen in Setubal ist richtig was los. Ein Restaurant am anderen. Noch 500 m zum Hotel.

19.56 Uhr – Ankunft am Hotel. Was für ein Tag!

21.00 Uhr – Die Wäsche hängt im Wind und ist hoffentlich nachher noch da.

21.20 Uhr – Nach dem griechischen Salat gibt es Thai-Reis.
21.50 Uhr – Noch schnell in die Eisdiele.
In Setubal waren übrigens schon die Kelten, die Phönizier, die Römer, die Germanen, die Westgoten, die Mauren und die Portugiesen. 1217 wurde die Stadt von Alfons II. mit Kreuzrittern aus dem fünften Kreuzzug den Mauren wieder weggenommen. Der Hafen war zur Zeit der großen Entdeckungen sehr bedeutend, viele brachen von hieraus auf. Es gibt viele alte Herrenhäuser, Kirchen, Steinbrunnen und ein Aquädukt. Im Museum der Arbeit gibt es eine Dauerausstellung zu Geschichte der Konservendose, die für die hiesige Nahrungsmittelindustrie sehr bedeutsam war. Auf dem Kalkboden wird, wie im Mittelmeerraum, Muskateller angebaut.
23.08 Uhr – Alles hat super geklappt heute. Den Regen habe ich schon wieder vergessen. Die Statue, das Kap, die Serra, das waren schon richtige Highlights. Den Morgengruß, dennoch am Kap machen wollte, ist in der Aufregung über das allein stehende Rad untergegangen. Dafür war das Singen sehr schön.
Bin sehr froh, dass das Sitzen wieder gut ging, sogar auf dieser sehr langen Etappe. Die Lippe ist übrigens länger schon wieder heil. Krämpfe hatte ich letzte Nacht auch keine. Das darf so bleiben. Und mit der Hitze bin ich sehr gut klargekommen. Da müssen dann nur genug Bars an der Straße liegen. Inzwischen habe ich etwa 2.150 km auf dem Tacho.
Zur Abwechslung wäre win langweiligere Etappe auch mal wieder ok.
Frühstück gibt es morgen ab 6.30 Uhr. Also stelle ich den Wecker auf 6.00 Uhr. Ich kann morgen ab 14 Uhr auf das Zimmer. Vielleicht wird es ja mal eine frühe Ankunft.
Gute Nacht!