7.07 Uhr – Eine unruhige Nacht, mit längeren Unterbrechungen, bin froh, dass ich aufstehen kann. Fühle mich sogar einigermaßen wach.
Es ist wieder bewölkt. Der Wind soll im Laufe des Tages von Süd auf Nord drehen. Das wäre schon mal toll. Es könnte heute auch trocken bleiben. Auch das ist mal was Neues.
Vor der heutigen Etappe habe ich etwas Bammel, da ich befürchte, dass es gar keine Radwege gibt und ich dem ziemlich brutalen Autoverkehr trotzen muss. Ich wappne mich also schon mal und hoffe, es wird nicht so schlimm.
8.09 Uhr – Jetzt schlage ich mir erstmal den Bauch voll als Grundlage.
8.57 Uhr – Zwei Brötchen mit Käse und Schinken, zwei mit Marmelade, dazu drei Kaffee und eine große Schale frischen Obstsalat. Das sollte für die ersten Kilometer reichen.
9.06 Uhr – Aufbruch.

9.22 Uhr – Gleich auf der anderen Straßenseite gibt es einen Supermarkt. Mit Apfel, Joghurt und Nüssen bin ich erstmal versorgt.

Heute verlasse ich das Meer und fahre nach Coimbra. Der Name ist mir vertraut, weil der Großraum-Büro-Bereich in dem ich lange gearbeitet habe, so hieß und eine große Fototapete die Stadt zeigte.
Coimbra war von 1139 bis 1256 die Hauptstadt Portugals. Sie hat bei einer Bevölkerung von etwa 150.000 zusammen etwa 30.000 Studierende an ihrer renommierten Universität und dem Polytechnischen Institut. Die Universität wurde 1290 gegründet und ist eine der ältesten Europas. Vor allem im medizinischen Bereich gibt es viele Institute.

9.28 Uhr – Die Kathedrale von Aveiro liegt am Weg.

Nicht wirklich besonders, aber es sitzen einige Leute hier und suchen Ruhe, früh am Morgen.

Fängt gut an. Ich sehe sogar andere Radler, auch mal mit Kindersitz hinten.

9.54 Uhr – Dorfstraße, die meisten Autos fahren stadteinwärts. Ich fahre mittig auf meiner Spur, werde rechtzeitig gesehen und habe Platz um nach rechts auszuweichen. Jetzt bin ich auf einer kleinen Landstraße.

10.02 Uhr – Hier ist eine gute Stelle, um mal wieder Kette und Schaltung zu reinigen und zu ölen.
Der Wind kommt von vorne, ist aber schwächer als gestern, und die Wolken sind weniger schwer.

Der Baum ist violett, quasi ganz ohne grüne Blätter.
Es handelt sich um den Palisanderholzbaum, besser bekannt unter dem Namen Jacaranda-Baum. Hierzulande wirft der Palisanderholz Baum im Winter seine Blätter ab und noch bevor die neuen frisch austreiben, erscheinen die blauvioletten, bis zu 5 cm großen Glockenblüten. – Vielen Dank an die Rechercheurin!

10.25 Uhr – Auf Kilometer 11. Morgengruß an der fast leeren kleinen Straße: Neugierde, Offenheit, Loslassen, Akzeptanz.
Die kleine Straße lässt sich sehr gut fahren. Bisher bin ich mit der Reiseleitung sehr zufrieden.

Wow, das ist riesig.

Die Windräder, oder zumindest die Flügel werden hier gebaut und mit den blauen Gestellen für den Transport per Schiff stapelbar gemacht.

10.59 Uhr – Die Monteurin repariert gerade einen Schlauch, kann dauern, sie bittet um Geduld. Aber nur zum Luftpumpen warte ich nicht.

11.10 Uhr – Die ersten Olivenbäume, in Sobreiro, auf Kilometer 21.

11.23 Uhr – In Mamarrosa. Es ist schon nach zehn, also ist Torte erlaubt!
Der Anteil der Raser unter den Autofahrern hat gefühlt etwas abgenommen. Es rollt auch schon mal jemand entspannt im hohen Gang langsam durch den Ort, und auch setzt der ein oder andere den Blinker, wenn er mich überholt. Ein bisschen kann ich hier fahren, wie bei meinen Touren im Westerwald, oder der Eifel, um die auch endlich mal zu erwähnen.
11.55 Uhr – Noch sehr nett mit einem Niederländer gesprochen, der zufällig Deutsch sprach. Er bestätigt meine Einschätzung des portugiesischen Fahrstils. Er will ganz nach Portugal ziehen. Er hat der alten Dame hinter der Theke erklärt, dass ich einen Kaffee mit Milch hatte. Ihr waren die 0,50€ sehr wichtig, die ich zu wenig gezahlt hatte, weil wir uns nicht verstanden hatten. War sehr nett von ihm, und sehr nett, mit jemandem zu plaudern.

12.20 Uhr – Weinanbau wieder klassisch. Auf Kilometer 28.

Das arme, einst schöne Haus.

12.28 Uhr – Auf Kilometer 33. Die Kette schnurrt wie frisch geölt. 32° C zeigt der Tacho, kaum ein Lüftchen, kein Verkehr, glatte Straße: Es läuft richtig gut!
Als ich aus dem Windschatten des Wäldchens fuhr erwischte mich natürlich gleich eine Böe. Aber grob stimmt es, dass der Wind angenehmer ist.

Wie in Griechenland.

12.48 Uhr – Wasser nachgefüllt und den Buff für den Kopf nass gemacht.

13.13 Uhr – Auf Kilometer 42 in Casal Comba.

Blick nach Norden vom höchsten Punkt des Dorfes. Ein großes Industriegebiet liegt mitten in den Weinbergen an der Autobahn.

13.46 Uhr – In Santa Luzia, nach 48 km, fahre ich ein kurzes Stück auf dem Seitenstreifen der N1. In 800 m fahre ich wieder ab.
Ein leichtes Stechen in meinem rechten Ohr belästigt mich ein bisschen.
Vorhin kamen mir mehrere Zweier-Grüppchen mit Rucksäcken entgegen. Und hier rechts an der Mauer sehe ich die Jakobsmuschel. Also doch kein pilgerfreier Weg.

14.02 Uhr – Perfekte schattige Picknick-Bank mit Ausblick. 13 km vor Coimbra.
14.38 Uhr – Gut gestärkt und mit einigen Seiten Krimi unterhalten fahre ich nun weiter.

15.03 Uhr – Jetzt nähere ich mich dem Großstadtdschungel. Bald beginnt die Stadtrundfahrt.

Kurz am Rio Mondego, dann steige ich zur Stadt hinauf.

Erster Stopp nach Verkehrschaos.

Fonte de Manga.

Baustellenchaos, ich mogle mich durch. Der neue Radweg links ist schon befahrbar.

15.33 Uhr – Arcos de Jardim, die alte Wasserleitung. Sie wirkt deutlich größer als die in Vila do Conde.

Der neue Dom Sé Nova de Santíssomo nome Jesus von 1598 umgeben von Unigebäuden aus den 1940ern mit großem Parkplatz davor.

Barock

Mit großer Kuppel.

Die Apsis wird ganz von einem mächtigen Altar ausgefüllt.

Altar mit Reliquienkästchen im südlichen Querschiff.

Aus der Zeit der faschistischen Estado Nova, Kolossalstatuen und Blockbauten. Ein Großteil der historisch gewachsenen Altstadt wurde dafür beseitigt.

Eingang zur alten Uni, nur ohne Fahrrad erlaubt, wie mir der freundliche uniformierte Wachmann erklärte.

Man kann die prächtigen Räume besichtigen. Mache ich jetzt nicht, oder gar nicht. Es wird viel renoviert.

Blick zum Rio Montego hinunter.

Ein toller Platz. Ich habe durch eines der Fenster in einen Hörsaal oder Lesesaal geschaut. Da wurde sehr fleißig mit dicken Büchern gearbeitet. Ah, da steht Juristische Fakultät (Instituto Iuridico).
16.20 Uhr – Weiter zum alten Dom und dann zur Unterkunft.

Die romanische Kathedrale Sé Velha von 1140. Es ist schon bemerkenswert, dass man sie hat stehen lassen. Vielleicht war der Platz für einen erheblich größeren Neubau auch einfach zu klein.

Ah, wie schön, schmal und hoch und schlicht. Gleich fühle ich mich wohl.

Triforium mit Empore.

Laterne über der Vierung.

Hauptaltar

Fliesen, die an die Alhambra erinnern. Sehr aufwändig.

Gotischer Kreuzgang , teils mit sehr feuchten Mauern und Kapellen.

Das einzige figürliche Kapitell.

Ich fahre zickzack den steilen Berg hinunter.

Rechts und links Abkürzungen mit steilen Treppen.

Hier links durch das Tor.

Das war super steil! Und plötzlich wieder flach auf einer großen Einkaufsstraße.

17.09 Uhr – Stadtrundfahrt abgeschlossen, Ankunft am Hotel.
Der sehr freundliche Rezeptionist hat mir geholfen, das Rad im kleinen Nebenflur zu verstauen und die Taschen reinzutragen.
18.37 Uhr – Datenerfassung, Wäsche, Dusche und Endentspannung erledigt. Jetzt habe ich, mal wieder, ganz enormen Hunger!

Ein Radladen gleich nebenan, der morgen um neun öffnet und eine Luftpumpe hat, mit der ich mal den Druck checken könnte.
19.00 Uhr – Sitze beim ersten italienischen Restaurant, das ich finden konnte und habe Nudeln und Salat, dazu Wasser und Bier bestellt. Die junge Bedienung spricht etwas Englisch, der ältere Chef nicht.

Passt! Danach gab es noch Pastel de Nata und einen Espresso.
Vorhin habe ich mir Geld am Automaten geholt. Nur 200€ waren möglich, die dafür in 10€ Scheinen. Jetzt habe ich also irgendwie doch «viel» Geld.
19.58 Uhr – Das Eis hole ich mir bei einem kleinen Verdauungsspaziergang.

20.47 Uhr – Volksfest mit vielen Fressbuden, rauchendem Grill und Livemusik im Park am Fluss.

Wasserspiele, die gerade niemand beachtet.

Blick hinauf zu Uni. Es ist wirklich ein sehr steiler Berghang in den diese Stadt gebaut ist.

21.13 Uhr – Auch das Eis auf die Hand hat den Hunger nicht endgültig gestillt, also habe ich an der Rezeption noch ein Bier und Pringles gekauft. Dazu gibt es etwas Krimi.
21.55 Uhr – Jetzt mal bettfertig machen.
Vielen Dank für die liebe Kommentare, von heute und den letzten Tagen und Wochen! Freut mich sehr, dass es Euch gefällt, ein bisschen mitzufahren.
WordPress fordert mich dazu auf, die Kommentare freizugeben, bevor sie veröffentlicht und damit angezeigt werden. Wenn ich meine Mails mal nicht checke, kann das eine Weile dauern. Wenn jemand schon mehrere Kommentare geschrieben hat, brauche ich das anscheinend nicht mehr zu machen.
Auch morgen soll es bewölkt bleiben, maximal 21° C im Schatten. In Cordoba sind es fast 40° C. Das ist dann vielleicht ein bisschen übertrieben, aber fünf bis sieben grad mehr und sonnig wäre schon schön. Nun gut, zum Radfahren ist Kühle ja eigentlich ganz gut.
Gute Nacht!
Coimbra live erfahren – statt nur auf großer Fototapete 😄
Ich wünsche Dir eine gute Tour dorthin!
Lisa 🙋
Coimbra – jetzt endlich weiß ich wo das liegt – nicht in Bonn auf der Tapete 😉
Viel Spaß weiterhin lieber Leonhard, danke fürs Teilhaben lassen!
Liebe Grüße,
Silke
Hallo Leonhard,
aus dem Internet, blüht in Portugal:
Es handelt sich um den Palisanderholzbaum, besser bekannt unter dem Namen Jacaranda-Baum. Hierzulande wirft der Palisanderholz Baum im Winter seine Blätter ab und noch bevor die neuen frisch austreiben, erscheinen die blauvioletten, bis zu 5 cm großen Glockenblüten.
Wie immer sehr interessant Dein Blog !
Weiterhin gute Fahrt, tolle Erlebnisse, leckere Kuchen und gute Wegstrecken.
Gruß Gudrun