6.21 Uhr – Die Nacht war ein bisschen unruhiger. Der Vollmond schien durch Schleierwolken ins Zimmer. Es ist diesig. Das Tiefdruckgebiet drückt weiter Wolken gegen die Küste. Es könnte auch ein bisschen regnen.
Wenn ich das richtig gelesen habe, dann hat die Konditorei, in der ich gestern Abend war, schon ab sieben geöffnet. Nun hoffe ich, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat.

Direkt an der Straßenecke ist schon ein Café, das bereits geöffnet ist.

7.06 Uhr – Neben den süßen Sachen, z.B. Croissant mit Käse, machen sie einem auch Baguette mit Käse. Als ich keinen Zucker zum Kaffee wollte, tat sie sehr erstaunt.
Die zwei älteren Damen sind ein sehr nettes und humorvolles Gespann.
Eine Amerikanerin kam rein und wollte unter anderem einen Joghurt. In schnellem Amerikanisch hat die Dame das nicht verstanden. Ich habe es einfach etwas deutlicher ausgesprochen und sie hat es verstanden. Wir waren alle sehr froh. Aber leider hatte sie nur Fruchtjoghurt.
Das Schoko-Nutella-Croissant, mein zweiter Gang, kam erst noch in die Mikrowelle. Es gibt Messer und Gabel dazu. Sehr praktisch.
8.10 Uhr – Alles bereit. Von der Unterkunft habe ich niemanden zu Gesicht bekommen. Ich nehme mal an, dass alles ok ist. Ich habe der Dame eine WhatsApp geschrieben, dass ich abfahre. Also los!

Heute wird es eine lange flache Etappe am Meer entlang. Am Ende fahre ich ein Stück Hauptstraße. Mal sehen, ob die geteert ist.
Heute ist wieder eine Fährfahrt geplant, von São Jacinto nach Barra. Sollte sie heute nicht fahren und ich das erst vor Ort merken, müsste ich etwa 40 km zusätzlich fahren.

Erstmal steil runter.

8.21 Uhr – Vor mir ist schon die Ponte Luis. Der Anstieg zum Kathedralen-Hügel war schnell gemacht.

Vielleicht müssen immer zwei Bahnen auf der Brücke sein?

Die Portwein-Kellereien. Sandeman kenne ich.

Spektakulär. Die Überfahrt war sehr entspannt, nur Straßenbahnen, keine Autos.

Die Seilbahn steht noch still.

Wieder steil bergab zum Flussufer.

Die Boote mit den Portweinfässern liegen zur Dekoration dort. Hier auf der Seite ist es sehr ruhig, der Blick zur Stadt ist beeindruckend, wenn auch etwas farblos wegen der Wolken.

Der besagte Sandeman.

8.45 Uhr – Ein letzte Blick zurück. Auf dieser, quasi der Beueler oder Deutzer Seite sind Lager, Restaurants, Fabriken.

Busse und Taxen nehmen Gäste vom Flusskreuzfahrtschiff auf.

Eine Werft für die Holzkähne.

9.04 Uhr – Auf der Südseite der Douro-Mündung.

Man macht es mir heute Morgen mit dem Weg angenehm leicht.

9.16 Uhr – Morgengruß an der Mündung: Kraft, ständige Veränderung, Zuversicht, Verbundenheit.
Ich grüße nun sehr oft, nicke, winke auch mal, schaue die Leute direkt an. Meist kommt eine freundliche Reaktion und uns beiden ist es vielleicht ein bisschen leichter.

Porto scheint zu boomen. Sehr viele Appartementhäuser werden derzeit hier und am Douro hochgezogen.

9.28 Uhr – Nach 10 km. Wahrscheinlich ist das auch ein guter Surf-Spot. Hier wechseln sich solche Buchten mit Felsenküste ab.

Es gibt so viele schöne Strandbars, sehr verlockend, aber einfach noch zu früh.

Nostro Senhor da Pedra, das schaue ich mir näher an.

Liegt auf einem mächtigen, vom Meer rund geschliffenen Granitfelsen. Hier, hinter der Kapelle, stehen Männer mit Angeln, obwohl das Wasser so weit weg ist. Andere klettern über die Felsen im Meet.

10.06 Uhr – Rosinante wäre dort, wo sie steht, so grade vor der Flut sicher.

10.24 Uhr – Nach 19,6 km endet hier in Granja der Radweg. Aber es scheint zumindest erstmal auf Teer weiterzugehen.

10.59 Uhr – Auf Kilometer 25 in Espinho. Es begann zu nieseln, also war die 20km-Pause dringend nötig.

Ich nehme ein zweites Frühstück am Strand. Bin mit vier netten jungen Männern vom Café-Team alleine.
Heute habe ich noch keine Pilgerinnen getroffen. Vielleicht starten die meisten in Porto.

Das Regenwasser läuft an den Scheiben herunter. Das war wohl knapp. Eine Bar auf exakt 20km gefiel mir nicht. Bin weiter. Dann setzte Nieselregen ein, der aber nochmal kurz pausierte, bis ich diese Bar erreicht hatte. Eine zweite Chance von der Wetterfee, die ich glücklicherweise ergriffen habe.
Aber, wie lange warte ich jetzt hier? Habe noch 60 km.
11.31 Uhr – Ich war draußen im Toiletten-Container (wie in Holland) und bin trocken geblieben. Also sollte ich mal wieder los.

Viel schneller bin ich grad auch nicht.

11.51 Uhr – Ich ziehe mir die Regenjacke und Regenhose doch an. Nun aber endlich los.

Sieht schön aus, ist aber nicht unproblematisch, da immer wieder ganze Bretter fehlen oder welche angebrochen sind und hochstehen.

Nur so, wegen der Farben.

12.11 Uhr – Ein Mountainbiker fährt auf den Bohlen, also wechsle ich auch.

Auch hier fehlen Bretter und mit dem Bewuchs ist es stellenweise eng. Aber es ist ja sonst niemand unterwegs hier.

Ein Paradies für Wasservögel.

Kann man problemlos überfahren, macht aber etwas Unbehagen.
12.21 Uhr – Es nieselt wieder.

Kiefernwald bei Cortegaça.

Es schüttet. Alle 500 m diese Bohlenlöcher, wozu bloß? Es nervt mich.

Auf der quasi leeren Straße lief es deutlich besser.

13.43 Uhr – Auf Kilometer 47 am westlichen Arm der Ria de Aveiro, der ich bis zur Fähre folge. Ich hätte bald Hunger. Bisher kam kein Supermarkt.

13.52 Uhr – An den näher gekommenen Bergen scheint es richtig zu schütten. Ich fahre gerade schwülwarm, aber trocken, bei 27° C.

14.24 Uhr – Wunderbar, ich habe einen Radweg. Gleich biege ich in einen Ferienort ein und hoffe auf Supermarkt oder Restaurant.

Früherer Luxus und heutiger nebeneinander. In der Umgebung von Porto habe ich sehr viele dieser Kubus-Villen gesehen.

14.36 Uhr – Kapelle in Torreira.

Eine reine Ferienstadt.

Sehr schön!

14.47 Uhr – Noch besser!

Die Wellen warten noch auf die Surfer, die wahrscheinlich noch arbeiten.
Der Barmann meinte, erst am Wochenende würden die Wellen 2 m hoch, dann würden die Surfer kommen.
Es gibt Limo, Toast und Kaffee.
15.10 Uhr – Mal weiter.

Doch ganz hübsche Hauptstraße. Und sogar etwas blauer Himmel!

15.24 Uhr – Am Horizont könnte Aveiro sein.

Offensichtlich ist der Radweg hier zu Ende, ein Baum liegt oder wächst dort.

15.56 Uhr – 16 Uhr an der Fähre ist bei dem starken Gegenwind nicht möglich. Der schmale Seitenstreifen kostet Nerven, aber besser als Kopfsteinpflaster.

16.05 Uhr – Hier stehen die Autos Schlange für die Fähre. Ein junger Mann geht von Auto zu Auto, müsste der Ticketverkäufer sein.
Ja, ist er, habe 2,40€ bei ihm bezahlt. Fähre fährt in 20 min, Café ist um die Ecke, auf mein Risiko, sagt er.

16.15 Uhr – Wir dürfen auf die Fähre. Vorher habe ich mir grad noch im Shop eines alten Mütterchens eine Fanta Orange gekauft. Fanta Lemon scheint es in Portugal nicht zu geben.
So, jetzt genieße ich die Überfahrt.

Kaffeeautomat: super!

Ein Foto in Erinnerung an die Fährfahrt von Venedig zum Lido. Die Fähre fährt elektrisch, ich habe gar nicht bemerkt, dass wir bereits abgefahren sind.

Hafenanlagen von Aveiro. Im 16. Jhd. stachen von hier die ersten Seefahrer zu reichen Fischgründe bei Neufundland auf.
Bei einem Sturm im Jahre 1575 versandete die Hafeneinfahrt derart stark, dass die Schifffahrt und der Fischfang stark beeinträchtigt waren. Die Bevölkerungszahl ging massiv zurück. Erst 1808 gelang es, eine neue Hafeneinfahrt zu eröffnen.

Riesige Rohrelemente.

16.33 Uhr – Oh, schon da.

Während der Stopps wird die Batterie der Fähre über das dicke schwarze Kabel geladen.
16.39 Uhr – Dann mal ab in die letzten 10 km.

Die Rohrstücke sind tatsächlich Bauteile von Windkraftanlagen, wie diese Rotorblätter auch.
Aveiro ist einer der bedeutendsten Industriestandorte Portugals, nach Porto und Lissabon.

Doch kurz vor dem Ziel noch an dieser Kirche Matriz da Gafanha da Nazaré angehalten.
Danke noch für das Vorbeischicken von etwas Sonne aus Osnabrück, und aus Sardinien. Hat funktioniert: Plötzlich ist der Himmel fast wolkenlos.

17.17 Uhr – Mal ein bisschen innehalten nach der Raserei auf den letzten 12 km.

Sehr lange gerade Straße. Endlich Rückenwind. Mit 25 km/h rolle ich hinter den Autos oder einem Roller her.

17.3 Uhr – Auf dem Radweg noch schneller. Nur noch 4 km.

17.38 Uhr – Kurz vor dem Stadtzentrum. Noch 1,9 km.

Man kann hier Gondel fahren. Wegen der Kanäle, die durch die Stadt verlaufen, spricht man auch vom Venedig Portugals.

17.51 Uhr – Ankunft.
Und wieder habe ich in kurzer Zeit aus dem Zimmer eine Waschküche gemacht.

19.58 Uhr – Ich esse super lecker in einem veganen Restaurant. Das ist endlich mal etwas Neues. Ich musste aber noch Süsskartoffelchips zusätzlich nehmen und ein Stück Kuchen. Ich habe einfach mal wieder sehr großen Hunger!

Auch sehr lecker.
20.25 Uhr – Ich gehe noch ein paar Schritte durch die Gassen.

Ein Salinenarbeiter-Denkmal und im Hintergrund die Kirche Nosda Senhora da Apresentacão.
Die Kathedrale São Domingo von Aveiro habe ich ausgelassen. Erst 1938 wurde das Bistum gegründet.

Boote mit Motor, also nicht zum Staksen.

Ich fragte mich schon, was die vielen Ladesäulen sollen, wenn hier Bürgersteig ist. Sie dienen zum Laden der Boote. Vielleicht müssen alle elektrisch fahren, damit es nicht so einen Krach macht. Sehr fortschrittlich!
22.23 Uhr – Ich habe mir noch ein Eis auf die Hand für den Rückweg geholt. Nun lese ich noch etwas. Morgen klingelt der Wecker erst um sieben, da das Frühstück erst um acht beginnt.
Gute Nacht!