6.39 Uhr – Die Möven sind ungeheuer laut. Ich habe bis halb sechs gut geschlafen, konnte mich aber nochmal umdrehen und eine Stunde dranhängen.
Es ist wunderbar, ohne nächtliche Krämpfe zu schlafen. Die Unterlippe ist noch nicht ganz verheilt, tut aber fast nicht mehr weh.
Das Wetter sieht ganz ok aus. Es könnten ein paar Tropfen fallen, aber kein großer Regen. Gestern Abend hat es ordentlich gewittert und geregnet. Da liegt jetzt ein kleiner Tiefdruckwirbel direkt vor der iberischen Halbinsel und schickt noch mehrere Tage Wolken und etwas Regen an die Küste. Zumindest wird es nicht zu heiß auf dem Rad.
8.30 Uhr – Abfahrt. Es ist bewölkt, es geht ein leichter, frischer Wind.

Die heutige Etappe ist wieder sehr flach. Nur am Ende geht es in Porto anscheinend etwas bergauf. Die Strecke führt die ganze Zeit direkt am Meer entlang. Mal gespannt, wie man sie fahren kann. Erstmal habe ich wieder Gegenwind.

8.40 Uhr – Noch bei Póvoa .Wieder eine Kirche mit Leuchtturm. Auf dem Radweg wurden gerade alle Radfahrer von den Wassersprengern für den Rasen mehrfach nass gemacht.

8.50 Uhr – Es ist etwas mühsam, gegen den Wind. Aber der Radweg ist sehr gut und quasi leer.

8.55 Uhr – Morgengruß direkt über dem Atlantik: Geduld, Anpassungsfähigkeit, Freude, ein Lächeln.

Wieder eine Festung.

Auch mal eine Kapelle.

Und ein Muschelsucher.

Kunst in Vila do Conde. Hier schaue ich mich noch etwas um.

9.20 Uhr – Die Pfarrkirche São João Baptista, erbaut um 1500. Rechts erkennt man schon die Bögen eines Aquädukts. Zu dem fahre ich auch noch.

Das barocke Portal.

An beiden Seiten große vergoldete Altäre. Hier wird geschmückt für eine Beerdigung.
Der Boden ist ganz aus langen Holzdielen, ungewöhnlich für eine Kirche.

Auf dem gegenüberliegenden Hügel: Das kurz nach 1700 errichtete Aquädukt ist etwa 7 km lang.

Es endet hier an der Apsis des Karmelitinnen-Klosters Santa Clara.

Sehr trutzig.
Das Kloster nebenan ist heute ein Hotel.

Die Apsis der Kirche mit dem Ende der Wasserleitung.
9.43 Uhr – Mal weiter in den Gegenwind nach Porto.

10.08 Uhr – Kopfsteinpflaster ohne Ende. Ich brauche wirklich Geduld. Aber im Wald ist der Gegenwind nicht ganz so stark. Das trübe Wetter schlägt mir etwas auf die Stimmung.
Der Bus fuhr grad eine Armlänge entfernt an mir vorbei. Ein Glück, dass ich mich nicht bewegt habe.

10.35 Uhr – Kleiner Fischerhafen bei Vila Chã. Weiterhin ausschließlich Kopfsteinpflaster. Auf Kilometer 17.

Vom Strand aus gesehen sehr malerisch.

10.46 Uhr – Bohlensteg, endlich mal weg vom Kopfsteinpflaster.

11.02 Uhr – Eine Strandbar! Das sieht schon mal sehr gut aus!

Jetzt mal auf Genuss umschalten.

11.30 Uhr – Wieder unterwegs.

Und dann plötzlich ein super geteerter Radweg. Geht doch!!

11.56 Uhr – Eine Raffinerie, ich nähere mich Porto. Noch 20 km bis zur Unterkunft.

Schöne, gut besuchte Felsenkapelle Da Boa Nova.

Dann fahre ich also auch mal hin. Links vor der Mauer stehen viele Kerzen, wahrscheinlich, weil man ja nicht hinein kann.

Blick nach Süden.

Blick nach Norden.

12.30 Uhr – Freibad mit Meerwasser.

Hafenanlage von der Brücke aus beim Radeln geknipst.

12.40 Uhr – Das war wieder mal ein sehr schneller Ritt über eine Brücke, hier über den Rio Leça.

An der Praia do Titan.

12.54 Uhr – Kreisverkehr mit riesiger Fischreuse. Noch 12 km.

Toller Surf-Spot.

Grüße an die Surfer, die auch schon in Portugal Wellen geritten sind.

Toller Radweg. Sogar an manchen Stellen grüne Ampel für Radfahrer, während die Autos auf kreuzenden Verkehr warten müssen.

13.14 Uhr – Vor mir die Mündung des Rio Douro, der von Porto herunterkommt. Noch 8 km bis zur Unterkunft. Flussauf könnte ich Rückenwind haben.
Die Unterkunft hat mich per WhatsApp kontaktiert und mir den Code für Haus und Zimmer geschickt und mitgeteilt, wo ich das Rad abstellen kann.

Im Hintergrund ist schon die Autobahnbrücke zu sehen, die sich über das tief eingeschnittene Tal spannt.

Keine Ahnung, ob es hier einen Radweg gibt. In der engen Straße wird brutal überholt.
Der Wind schiebt genial von hinten.

Spektakulär, die Ponte Luis I.

13.41 Uhr – Ich nähere mich der Altstadt. Noch 3,4 km

Ein typischer alter Straßenbahnwagen.

Bunt und verschachtelt. Zwischendrin immer auch mal eine Ruine.

Eine japanische Gruppe macht das obligatorische Gruppenfoto.
Hier unten am Ufer ist es unglaublich voll

Praça da Ribeira.


Auf der Brücke Ponte Luis I begegnen sich zwei Straßenbahnen und fahren besonders langsam. Die Brücke wurde 1886 gebaut.

Auf einer der beiden Ebenen fahre ich morgen auf die andere Seite.

Einen Aufzug gibt es hier auch.

Und eine Seilbahn und natürlich Boote.

Kurzer Tunnel mit genug Platz.

14.15 Uhr – Die Kathedrale. Das war sehr steil, aber bis auf die paar Stufen hier am Ende fahrbar.

14.26 Uhr – Zutritt zur Kirche nur über das Museum. Es schließt um 18.30 Uhr. Also weiter zur Unterkunft.

Rechts der imposante Bahnhof.

14.44 Uhr – Hier an diesem kleinen Platz muss es irgendwo sein.

14.47 Uhr – Da haben wir sie. Muss nur mit dem Rad an dem Auto vorbei durch die Eingangstür. Der per WhatsApp erhaltene Code funktioniert. Alles bestens!

15.36 Uhr – Der Blick aus dem Fenster geht nach Süden zum anderen Ufer des Douro.
Ich mache mich mal auf. Und gerate in eine kleine Gruppe Sannyasins, die Lautsprecher verstärkt Mantras singend durch die Straße ziehen. I
ch laufe runter zum Bahnhof und wieder rauf zum Sé.

In der Kathedrale Sé do Porto. Es ist ein romanischer Bau aus dem Anfang des 12. Jhd.
1092 kam das Bistum Porto wieder unter christliche Herrschaft. Zunächst an das Königreich León. Dessen Grafschaft Portucale wurde 1096/97 dem Kreuzfahrer Heinrich von Burgund als erbliches Lehen gewährt. Das war der Beginn der Geschichte Portugals.

Es gibt in den Seitenschiffen keine Fenster und über den Arkaden nur sehr kleine. Der Chor hat ebenfalls nur sehr kleine Fenster rechts und links.

Der Chor wurde im 17. Jhd. durch einen Neu au ersetzt.

Die ebenfalls ergänzte Laterne über der Vierung, die den an sich dunklen romanischen Bau erhellt.

Kreuzgang aus dem 14. Jhd.

Auch hier Kachelbilder.

Im Obergeschoss des Kreuzgangs.

Bischöflicher Palast.

Blick aus dem Fenster über den Vorplatz zum Douro.
Ich steige auch noch auf den Turm.

Blick nach Osten, den Douro hinauf.

Der Douro.

Auf der Pont Luis I fahren oben Straßenbahnen. Ich fahre morgen auch auf der oberen Ebene.

18.08 Uhr – Das Rathaus.

Sehr zivilisierte Bushaltestellenchlange.
Man ist ja eng mit England verbunden. Porto hat 1703 im Methuenvertrag den Engländern die Zölle auf Wolle erlasse, im Gegenzug hat England die Zölle auf Wein aus Porto (Portwein) deutlich niedriger angesetzt als auf französischen Wein. Im 18. Jahrhundert waren zeitweise 15% der 60.000 Einwohner Engländer.

Blick vom Rathausplatz zurück zur Kathedrale.
18.29 Uhr – Mit einem großen Hunger, mal wieder, sitze ich bei einem Italiener, mal wieder. Bin zwei Stunden durch das Zentrum der Millionenstadt (1,7 mio. Einwohner). Der Verkehr in den engen Straßen und bei den vielen Baustellen und Touristen ist jetzt am Feierabend ganz schön aufgeregt. Da versperrt schon mal ein Taxi, das einen Fahrgast mit viel Gepäck absetzt, ein oder zwei Minuten den Weg und führt zu einem sinnlosen aber wohl notwendigen Hupkonzert.
19.15 Uhr – Ich bin vorhin an vielen kleinen Konditoreien vorbeigelaufen. Vielleicht ist noch eine für ein Dessert offen. Ansonsten habe ich genug gesehen für heute.

Der Torre des Clérigos ist das Wahrzeichen der Stadt.

Hier ist die Konditorei-Straße.

Es gibt ein noch warmes Kokos-Törtchen.

Der Torre von Westen. Meine Unterkunft ist gleich um die Ecke.
20.46 Uhr – Ich habe mir auch noch ein Eis auf die Hand geholt, weil die Nudeln doch eher knapp bemessen waren.
Nun räume ich schon mal so weit wie möglich alles auf für morgen. Ich suche mir auch noch ein Café für das Frühstück. Dann lese ich.
Meine etwas genervte Stimmung von heute Vormittag ist verflogen. In gespannt, was mich morgen erwartet. Es wird wohl wieder nur um die 20° C warm werden und Wind von Süden, also von vorne geben. Wahrscheinlich auch viel Kopfsteinpflaster, darauf muss ich mich einfach einstellen. Für 84 Kilometer werde ich also eher zwölf als zehn Stunden brauchen. Vielleicht hilft es etwas, wenn ich mir das vorher klarmache.
Ab Freitag wird es deutlich sonniger, ab Sonntag auch wärmer.
Gute Nacht!