10.06.2025 – Vila Praia de Âncora – Póvoa de Varzim – 66 km/340 Hm

7.02 Uhr – Pünktlich um halb sechs portug. Zeit war ich wach. Mit ein bisschen Mühe bin ich aber wieder eingeschlafen und musste dann jetzt vom Wecker wach gemacht werden.

Draußen ist strahlend blauer Himmel. Mal sehen, wie ich die Frühstücksfrage lösen kann.

7.57 Uhr – Sehr schön geschmückter Hauptplatz. Ein Café ist geöffnet. Ich beginne den Tag mit einem Baguette. Zwei deutsche Pilgerinnen versorgen sich auch gerade hier.

Frisches Baguette mit etwas Krimi.

8.24 Uhr – Auf dem Hinweg zum Café kam grad der Zug aus der anderen Richtung. Er fährt wirklich quasi durch die Gassen.

8.53 Uhr – Abfahrt in den morgendlich frischen Strandnebel.

Heute bleibe ich wieder sehr nahe am Meer. Viana do Castelo könnte reizvoll sein. Das recherchiere ich noch. Vielleicht kann ich heute den gestern zu kurz gekommenen Genuss nachholen.

9.24 Uhr – Apfel und Joghurt gekauft. Das Brot habe ich vorhin im Café geholt.

9.35 Uhr – Links die Berge, rechts das Meer, vorne strammer Gegenwind, über allem der Nebel. Es geht im Zickzack über die Felder, immer wieder Kopfsteinpflaster. Ich lasse mich bremsen, kämpfe nicht dagegen an.

9.41 Uhr – Bin mal gespannt.

Nebliger Bohlenweg über dem Meer.

9.47 Uhr – Oh, bin ja quasi am Strand.

10.06 Uhr – Hebt sich der Nebel etwas?

Spanische Pilger fragten vorhin im Wald nach der nächsten Bar. Die war aber bestimmt mehrere Kilometer hinter mir. Sie waren enttäuscht, die Armen.

10.24 Uhr – Man sollte an einer Bar nicht vorbeifahren.

Lecker Törtchen. Hier sind Spanier, Italiener, Deutsche. Die Sonne kommt ein bisschen raus.

Vor dem Abschied forderte der Barmann noch alle auf, Namen und Herkunftsland auf die Wand seines Kiosk zu schreiben. Sie war schon ziemlich voll.

10.33 Uhr – Voll und manchmal eng. Ich fahre sehr langsam.

Etwas mehr Platz. Mehrere alten Windmühlen stehen direkt am Strand.

Es ist so voll wie auf dem Rheinradweg in Bonn oder Bad Godesberg am Wochenende. Vielleicht ist das wegen des Feiertags?

10.54 Uhr – Wieder eine kleine Festung rechts.

11.17 Uhr – Sehr schöne Kirche auf einem kleinen Hügel über der Mündung des Rio Lima in Viana do Castelo.

Man beachte den roten Leuchtturm hinter der Kirche.

Die Sonne kommt raus.

Sehr schön barock innen. Als der Mann alleine war und weiter an der Kommunionbank schmirgelte, habe ich begonnen zu singen. Irgendwann setzte er sich in die Bank, als ob er zuhören würde. Ist immer wieder aufregend, aber auch schön.

Die Balkone sind hier jetzt nicht mehr verglast, wie in Nordspanien. Links sieht man blauweiße Kacheln an der Hauswand, wie oft hier.

Mal was mit Schokolade. Viele Pausen waren ja für heute von der Reiseleitung angekündigt worden. In Spanien gab es immer Messer und Gabel zum Gebäck, hier bisher nie.

Es ist warm hier drin, ich lade das Handy nach, das zuletzt am Nachmittag oft die Powerbank brauchte.

Das Hauptwerk von Luis de Camões, dem portugiesischen Nationaldichter, ist «Die Lusiaden», 1572 erstmals gedruckt. Es gilt als Nationalepos Portugals. Die Hauptfigur ist der portugiesische Seefahrer Vasco de Gamaund der Hauptteil des Werks seine Entdeckung des Seewegs nach Indien. Die Schilderungen sind vom humanistischen Geist der Renaissance geprägt.

Ich habe Zeit das zu recherchieren und zu schreiben, weil der Kaffee sehr heiß ist. Und im Fernsehen wird gerade eine offizielle Feier live übertragen. Eine Frau hat gerade ganz lange etwas vorgetragen, oder vorgelesen. Meine Fantasie war, dass sie aus dem Buch vorgelesen hat und alle zuhören mussten. Manche wirkten etwas müde dabei in ihrer Uniform oder ihrem schicken Anzug.

12.01 Uhr – Weiter, in den Nebel.

Hübscher Platz am Hafen.

Hier liegt das Hospitalschiff Gil Eannes, das man besichtigen kann.

Stadtrundfahrt: Die Kräne am Hafen sind im Nebel kaum zu erkennen.

Praça de Republica. Sie soll eine der malerischsten mittelalterlichen Plätze Portugals sein. Kann man nachvollziehen.

Die Stadt war nach ihrer Gründung 1258 schnell zu großem Reichtum gelangt und musste sich mit Stadtmauer und Festung vor Piraten und Spaniern schützen.

Kachelfassade.

Die Kirche Santa Casa de Misericordia schaue ich mir noch an.

Gekachelte Kirche. Wow!

Sehr ungewöhnlich.

Kleiner Innenhof oder Kreuzgang?

12.17 Uhr – Jetzt weiter zur Brücke.

Ich wurde von der Kathedrale aufgehalten. Sie entstand im 15./16. Jhd, auch wenn das Portal im Stil des Übergangs von der Romanik zur Gotik gestaltet ist.

Innen barock.

12.56 Uhr – Die von Gustave Eiffel konstruierte Brücke über den Rio Lima, gebaut 1878.

Relativ eng. Hier kann ich kurz stehen und mich vor der Raserei über die Brücke nochmal sammeln.

Geschafft! Blick zurück zur Stadt im Nebel.

Auf der Brücke ist 30 km/h erlaubt, ich fahre 25 km/h und werde sehr eng bei kurzen Lücken im dichten Gegenverkehr überholt. Hmpf.

Ich warte auf eine Lücke bevor ich die Rampe runtersause.

13.15 Uhr – Ein langes gerades Stück an der Hauptstraße. Der Gegenwind hat etwas nachgelassen.

Ein breiter Randstreifen schafft Entspannung.

13.57 Uhr – Kilometer 36, in Santo Amaro an der gleichnamigen Kapelle. Hier gibt es schattige Bänke und sogar öffentliche, saubere Toiletten. Ich bin jetzt sehr, sehr hungrig. Habe mehrere schmutzige Bushaltestellen an der Hauptstraße rechts liegen lassen. Da kein schöner Platz an der Hauptstraße kam, bin ich abgebogen und in ein Dorf hinein.

Jetzt schalte ich um auf Atmen und Essen.

14.50 Uhr – Kurz nach zwei wurde der Toilettencontainer abgeschlossen. Ich kam also genau richtig. In der vergangenen Stunde habe ich ausgiebig gegessen und beim Kaffee noch gemütlich gelesen. Im Schatten ist es durchaus frisch. Jetzt rolle ich auf der Kopfsteinpflaster-Straße zur Hauptstraße zurück. Mal weiter.

Geht doch!

15.16 Uhr – Dort vorne am Strand eine Bar wäre natürlich toll! Aber weiter!

In Esposende. Sehr schön, diese Bucht mit der lang gezogenen Sandbank.

15.39 Uhr – Eine Bar in einer Sackgasse am Strand bei Fão. Überall ist es voll, aber hier habe ich einen schönen Eckplatz mit Blick auf das Meer.

16.03 Uhr – Es sieht nach Regen aus. Mal weiter. Noch 20 km.

16.20 Uhr – Blick zurück: Ein paar Tropfen fielen. Rechts Ferienanlagen, links der lange Sandstrand, dazwischen ein Auto am nächsten. Ich versuche gelassen zu bleiben.

Wieder Windmühlen.

16.28 Uhr – Und Richtung Süden lang gezogener Sandstrand vor hohen Dünen.

Mehr Sonne als vorher.

Bootsparade.

16.46 Uhr – Kilometerlange Rüttelstrecke, kann nicht schneller als 15 km/h fahren. Dafür nur sehr wenige Autos.

Ich fahre durch ein Gemüseanbaugebiet. Es scheint Zwiebelernte zu sein.

17.04 Uhr – Hier gibt es schon mehr Plastiktunnel, wahrscheinlich für Tomaten.

Jetzt regnet es. Hmpf!

17.12 Uhr – Ich sitze kurz in einer Bushaltestelle. Laut Regenradar dauert es nicht lange, bis der Schauer durchgezogen ist. Nur noch sieben Kilometer. Weiter.

17.19 Uhr – Sonnenschein! Da liegt viel Arbeit auf der Straße für die Pflasterer.

Die Berge sind ganz weit weg, plötzlich. Ich suche mir eine geteerte Parallelstraße.

Ui, das sind aber hohe Apartment-Häuser.

Ein Radweg! Das ist sicher Touristen-Infrastruktur. Mich freut es sehr. Hier stehen anscheinend die etwas älteren, noch nicht so hohen Hotels.

17.54 Uhr – Eingecheckt, nach einem deutschen Ehepaar, das Sekunden vor mir das Hotel betrat und dann viele Fragen zum Parken des Autos hatte. Das dauerte.

Seitlicher Meerblick mit kleinem Balkon. Ohne Wäscheleine, aber die habe ich ja dabei.

19.52 Uhr – Mir war nach Pizza. Auf dem Weg hierher brauchte ich den Schirm. Jetzt ist der Himmel fast schon wieder wolkenlos.

20.34 Uhr – Zum Nachtisch ein Eis auf die Hand.

Dicht an dicht stehen die Häuser mit Meerblick.

Heute ist der 24. Tag der Reise. Noch zweieinhalb Wochen radle ich weiter, dann sollte ich in Córdoba sein. Über 1400 km habe ich schon zurückgelegt. Zu Hause dachte ich ja, dass ich mit Spanien fremdeln würde. Das war aber gar nicht so. Dafür fremdle ich noch etwas mit Portugal.

Morgen erreiche ich Porto, nach eher kurzer Etappe, damit ich etwas Zeit für die Stadtrundfahrt habe.

Auch morgen könnten ein paar Regentropfen fallen und die Temperatur nur etwa 20° C erreichen.

Nun noch etwas lesen.

Gute Nacht!

One thought on “10.06.2025 – Vila Praia de Âncora – Póvoa de Varzim – 66 km/340 Hm”

  1. Hi Leonhard,
    wunderschön die alte Kirche und am Strand kann man es sicher gut aushalten.
    Ich habe heute für Mathe die ersten Texte zu den Noten geschrieben- das dauert echt lange und macht mir ein paar Bauchschmerzen ,da ja der Text das jeweilige Kind gut widerspiegeln soll. So habe ich nur wenig geschafft – aber wenn man drüber schläft geht es oft besser-
    ich wünsche dir weiterhin viele schöne Eindrücke und freundliche Begegnungen!
    LG Anja

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