6.55 Uhr – Ich habe gut geschlafen. Draußen kreischen wieder Möwen, wie am Anfang der Reise. Draußen ist es sehr nass und nebelig

So sieht es jetzt auf dem Regenradar aus. Heute und morgen muss ich darauf gefasst sein, dass es so bleibt. Nun denn: aufstehen.
Leider sind die Radklamotten nicht wirklich trocken, vor allem Arm- und Beinlinge sind noch da nass, wo sie auf der Leine lagen. Da hätte ich sorgfältiger sein, bzw. vor dem Zubettgehen die Teile nochmal umdrehen müssen. Es wird also noch nasser heute.
7.34 Uhr – Ich bin anscheinend der einzige Gast. Der Barmann ist noch im Trainingsanzug und muss jetzt für mich alles zusammensuchen. Er hat mir frisch gepressten Orangensaft angeboten und den Sack mit den Orangen gezeigt: Nehme ich sehr gerne. Jetzt ist er im Keller und schneidet ein paar Scheiben Schinken ab.
Gerade liefen draußen zwei Pilger unter ihren Ponchos mit ziemlich federnden Schritten vorbei.
Der gute Mann kommt mit einem Mandel-Kuchen vorbei und drängt mich, ein Stück zu essen. Er habe ihn selbst gebacken. Ich brauche ja Gasolina für die Beine. Also auch noch einen dritten Kaffee. Toll schmeckt er! Damit ist die erste Kaffeepause auch schon erledigt.
8.52 Uhr – Abfahrt. Der Mann war sehr nett. War beeindruckt von meiner Reise und hat wohl mal eine kleine Radtour gemacht, dann aber nie wieder. Zu anstrengend. Das habe ich zumindest so verstanden. Es regnet nicht, nur Nebel: genial!!

Heute fahre ich zum Cabo Fisterre und den gleichen Weg zurück. Dann wende ich mich nach 53 km auf neuer Strecke gen Südosten. Ich muss also die ganze heute mit Genuss herunter gesauste Abfahrt wieder hinauf.

Sieht gar nicht so schlecht aus. Nass halt, aber nur von unten.

Blick zurück. Ich komme ja nachher wieder hier vorbei.

9.36 Uhr – In Sandiñero de Abaixo saß ein Fischer in seiner Garageneinfahrt und reparierte sein Netz, mit Blick auf die Straße und die Bucht.

9.45 Uhr – Vorne links über dem Baum, das könnte es schon sein. Noch sechs Kilometer.

9.52 Uhr – Das Kap ist nur noch durch ein kleines Stück Land mit dem Festland verbunden. Demnächst ist es wohl eine Insel. Wobei das Granitgestein vielleicht doch noch ein paar Jahre durchhalten könnte.

Schöner Wald direkt am Meer, aber schlechter Belag. Da hätte der Radweg auch weiter auf der Hauptstraße bleiben können.

Santa Maria des Areas mit tollem Blick über die Küste.

10.15 Uhr – Offen! Aber auch hier läuft Musik, diesmal neue geistliche Lieder. Das raubt mir die Andacht.

Wasserhochbehälter.

Beliebtes Motiv, der Pilger im Wind.

Da vorne!


10.41 Uhr – Am Ende, Kilometer 0, des Jakobswegs. Danke an den Amerikaner, der das Foto gemacht hat.

Der Leuchtturm.

Blick zurück nach Cee.

Alle freuen sich! Ich auch!!
Das Kap ist übrigens weder der westlichste Punkt Spaniens, noch Europas.
Der Camino zum Kap hat vielleicht seinen Ursprung in einem keltischen Initiationsweg zu den Inseln der Seligen, denen man am Kap am nächsten kommt. Sie sollen hinter dem Horizont liegen. Seine Verbindung zum Jakobsweg wurde schon in den Chroniken des 12. Jhd. erwähnt.

Hier verbrennt man seine Pilgerkleidung.

Die Schuhe lässt man hier.

Dort soll es ein Café geben! Pilger mit genug Stempeln können dort übernachten.

Es fallen ein paar Tröpfchen ich sitze lieber drinnen. Ganz toll. Man könnte auch oben auf der Empore sitzen und dem Meer zuschauen.

Beim Wettbewerb der Toiletten mit der schönsten Aussicht ist diese hier auf den vorderen Plätzen.

11.39 Uhr – Das sieht ja fast nach Sonne aus. Dann mal los! Ach, Morgengruß wäre noch toll!

Ein genialer Platz für den Morgengruß. Für heute: Freude, Dankbarkeit, Kraft, Verbundenheit.

Auf der Rückfahrt nach Cee: Santa Maria in der Sonne.

12.04 Uhr – Am schönen Sandstrand Langosteira bei Fisterre packen die Ersten die Handtücher aus. Die Ruckelpiste umfahre ich.
12.19 Uhr – Ich habe Armlinge und Beinlinge ausgezogen, mal sehen für wie lange. Es ist jetzt mit 25°C schwülwarm.

12.32 Uhr – Wieder in Sardiñero. Der Fischer sitzt immer noch auf seinem Hocker links von mir an der Straße.

13.16 Uhr – Wieder in Cee. Die Kirche ist offen und war zwischendurch leer. So konnte ich in Ruhe ein kurzes gesungenes Gebet halten und Kerzen entzünden, für alle hier und alle zu Hause. Jetzt zum Supermarkt.

13.51 Uhr – Mein Picknickplatz mit Blick auf den immer noch frisch geharkten Strand von Cee. Das kleine Baguette mit sehr reifem Käse war sehr gut, nun zum Müsli.
14.32 Uhr – Jetzt bin ich sehr satt. Nun geht es in den langen Anstieg.
Der Wind ist frisch, aber die Sonne kommt mehr und mehr raus. Welch ein Glück!

Blau und Grün: So muss das aussehen!

14.47 Uhr – Ich wollte es eigentlich am Strandprarkplatz erledigen, habe es nun hier nachgeholt: Vor dem Anstieg die Kette reinigen und ölen. Der viele Regen hatte sie ganz trocken gespült. Jetzt los. Noch 28 km und 550 Hm.
15.21 Uhr – Das waren jetzt 250 Hm in 30 min! Das Bergtraining (und der Rückenwind) haben sich ausgezahlt.

15.44 Uhr – Wieder an dem Schild, wo ich gestern den Niederländer getroffen habe. Diesmal mit Fernsicht, Rückenwind und trocken!
Nur noch 19 km und 200 Hm. Da war meine Schätzung der Ankunftszeit 17-19 Uhr sehr gut.

Komoot schlägt vor, heute die Schotterpiste der Pilger zu nehmen. Sie scheint zusätzlich auch noch sehr voll zu sein. Ich bleibe bei der gestrigen Teerstraße.

16.16 Uhr – Ich sitze in dem sehr schönen Restaurant neben dem alten Maisspeicher, an dem ich gestern vorbeigefahren bin. Das Stück Stollen ist gigantisch groß, lecker, aber etwas trocken.
16.38 Uhr – Weiter.

16.48 Uhr – Hier verlasse ich den Jakobsweg und biege ab Richtung Süden. Noch 11 km.
Oh, halt! Doch noch nicht! Ah, doch! Aber ich bin gestern von links kommend auf die Hauptstraße eingebogen. Jetzt der Hauptstraße zu folgen ist der neue Weg. Gut, gut!

17.01 Uhr – Lange gerade Straße, leichter Rückenwind.

17.33 Uhr – Das ging jetzt zügig. Mitten im Wald ist laut Navi die Abbiegung zum Hotel, und das Schild passt. Dann nehme ich mal die Hoteleinfahrt.

17.39 Uhr – Ankunft. Wow, wunderbar!

Mein Zimmer hat den grünen Erker. Ich bin völlig hin und weg. Der junge Mann bietet mir das Abendessen zu einer beliebigen Zeit, also nehme ich 19.30 Uhr und vorher etwas zu trinken. Frühstück würde er mir auch schon um 7.30 Uhr, statt 8.30 Uhr machen.
Die Reiseleitung hat auch hier wieder genial gearbeitet!

18.52 Uhr – Nach der Endentspannung sitze ich beim Aperitif im noch leeren Restaurant und mache die tägliche Blog-Revision und Vorplanung. Dazu gibt es noch einen Cortado, Limo und Nüsse.

19.33 Uhr – Das vorbestellte Essen: sieht toll aus!
Stell dir vor, ich lese gerade, dass die Westküste Galiciens zu den regenreichsten Regionen Europas gehört, mit ca. 1500 – 2200 mm Niederschlag pro Jahr. Hätte man nach gestern nicht gedacht, oder? Es soll aber auch durchaus warme Tage geben, die zum Baden einladen. Das wäre dann z.B. heute Nachmittag gewesen, oder?

20.24 Uhr – Zur Feier des Tages noch galicischen Kuchen und Caffè.
Jetzt sitzen auch vier Spanier beim Abendessen.
20.47 Uhr – Fertig mit dem Nachtisch, dem Bier und allem. Jetzt wanke ich zum Zimmer und setze mich auf den Balkon. Frühstück nehme ich um halb acht. Morgen sind es 250 Hm weniger und nur 3 km mehr.

21.44 Uhr – Noch ein Blick in den abendlichen «Urwald». Der schnell und hoch wachsende Eukalyptus steht mit den langen kahlen Stämmen deutlich über den anderen Bäumen. Das Holz ist hart und gut für Möbel, Parkett, Bootsbau usw. sowie als Energielieferant. Der Plantagenanbau in Südwesteuropa ist durchaus umstritten. Das Öl in seinen Blättern und die herunterfallenden trockenen Äste wirken bei Feuern wie Brandbeschleuniger. Das Öl in den Wurzeln schädigt den Boden für andere Pflanzen. Außerdem ziehen die Bäume große Mengen Wasser aus größerer Tiefe, auch das schlecht für andere Bäume. Dass sie nach einem Waldbrand schnell wieder keimen, ist zwar für die Art ein Vorteil, für das Ökosystem hier in Spanien oder Portugal aber nicht.
Soviel dazu. Jetzt noch die Wäsche umhängen, etwas lesen und schlafen gehen.
Gute Nacht!