6.47 Uhr – Mal langsam aufstehen. Diese Nacht hatte ich mehrfach einen Krampf im linken Schienbein. Ich hoffe, das legt sich wieder. Der Unterlippe geht es schon etwas besser.
Laut Wetterbericht könnte es grad ein bisschen nieseln. Das schaue ich mir gleich mal an. Dazu müsste ich dann jetzt mal wirklich aufstehen.

7.27 Uhr – Ich sitze in der Bar Celta und habe Kaffee und Toast mit Tomate und Schinken. bestellt. Hier steht es nicht gleich auf der Theke, man muss es bestellen. Aber das kann ich ja inzwischen, weil ich weiß, was ich ungefähr sagen muss. Noch ist nicht viel los hier. Draußen ist der Regen anscheinend vorbei, aber alles ist nass. Da graut mir vor ungeteerten Wegen. Bin mal gespannt.
8.00 Uhr – Die kleinen Toaststücke waren zusätzlich mit Olivenöl überzogen. Schmeckten lecker. Das Croissant war leider total trocken. Nun mal zurück und fertigmachen. Es ist nebelfeucht.

Die heutige Etappe bringt mich bis 45 Kilometer vor Santiago. Es sind heute zehn Kilometer weniger zu fahren als gestern, aber gleich viele Höhenmeter zu bewältigen. Ich bin mal auf den Anteil an staubigen Pisten gespannt. Melide, der einzige größere Ort, liegt auf 47 km. Frisches Brot will ich mir noch hier irgendwo kaufen.
8.32 Uhr – Abfahrt

8.42 Uhr – Und über die Römerbrücke hinaus aus der Stadt.

Die Altstadt ist auch von hier nicht zu sehen.

Da schauen die Kathedralentürme hervor.

8.54 Uhr – Nach kurzem steilem Anstieg ein schöner Blick zurück zur Stadt.
9.00 Uhr – 80 m Höhenunterschied mit 12% Steigung bewältigt. Irgendwoher müssen die heutigen Höhenmeter ja kommen. Noch ist die Straße geteert.

9.24 Uhr – Eine tolle Sache: Schotter für die Pilger und super neuer Teer für die anderen.

9.32 Uhr – Könnte bald aufklaren.

9.56 Uhr – Etwas flacher. Hier werden die Felder bestellt. Auf Kilometer 15. Ich habe mich mit zwei Deutschen unterhalten, die heute schon 15 km gelaufen sind. Sowas könnte ich nicht.

Mais-Speicher von denen es hier wimmelt.

Säule einer Römerstraße, die hier einmal verlief.

10.32 Uhr – Ein schönes Café gleich um die Ecke, ideal für ein längeres Telefonat. Frisches Baguette gab es auch. Für die Pilger aus Lugo war die Versorgung bis hierher sehr mager. Ein anderer Deutscher sprach mich an der Römersäule an. Er will heute noch acht weitere Kilometer laufen.

Langsam trudeln alle Pilgerinnen hier ein, die ich auf den letzten Kilometern überholt habe.
11.34 Uhr – Mit dem frischen Baguette halte ich demnächst Mittagspause. Jetzt erstmal weiter.
11.52 Uhr – Doch noch etwas mit den zwei Deutschen gesprochen, die mich jetzt eingeholt haben. Jetzt aber!

12.09 Uhr – Morgengruß am Mittag: Gelassenheit, Freude, Fokus, Verbundenheit.
Hier herauf hatte ich 12% Steigung auf Piste.

Mit vielen Pilgern auf der schmalen Piste ist es schon voll, manchmal muss ich klingeln.

Blick zurück. Hier fahre ich gerade einen 12% Anstieg auf Teer.

12.46 Uhr – Ein gut erhaltener Speicher. Hier liegen einzelne Herbergen in den Weilern. Bin auf Kilometer 26, nach 583 Hm.

12.55 Uhr – Feines kleines Sträßchen ohne Pilger. Die aus Lugo kommen nicht bis hierher und die von hier sind längst 20 km weiter.
In Arzúa gibt es genug Supermärkte und Restaurants, also brauche ich hier nichts einzukaufen. Weiter!

13.18 Uhr – Auf 700 m Höhe mit toller Aussicht.

13.43 Uhr – Auf 712 m, der zweiten Spitze aus der Doppelspitze auf dem Höhendiagramm. Noch 300 Hm und 29 km. Langsam ist meine Batterie leer. Hier laufen wieder Pilger.

Vor mir in der Ebene liegt jetzt Melide. Dort kommen die Pilgerströme des Camino Frances und des Primitivo zusammen.

14.23 Uhr – In Melide. Jetzt wird es aber Zeit mit dem Essen. Auf der Stele steht Shikoku88. Könnte mit dem japanischen Pilgerweg der 88 Tempel zu tun haben.

Das romanische Portal.

14.27 Uhr – Und gleich gegenüber ein Park mit Schattenbank: bestens!
15.16 Uhr – Das hat sehr gut geschmeckt: Fast ein ganzes Baguette mit sehr reifem Brie und fast überreifem Camembert, dazu Joghurt mit Apfel und natürlich Kaffee. Es laufen hier sehr viele Grüppchen mit Rucksäcken vorbei, mit einer großen Bandbreite beim Alter. Wundert mich, dass so viele Leute in den 30ern oder 40ern hier pilgern.
Mal weiter. Nur noch 18 km. Die Temperatur ist mit 22° C im Schatten sehr angenehm. Es weht auch ein Lüftchen, das gerne Rückenwind sein dürfte.

15.44 Uhr – Immer wieder sehe ich jetzt den EV-3 ausgeschildert. Hier ziehe ich Beinlinge und die Arme der Windjacke aus. Noch 15 km.

15.56 Uhr – Offensichtlich gibt es immer noch nicht genug Autobahnen. Noch 11 km.

16.24 Uhr – Auf 60 km. Wälder, Holztransporter, Felder, auf und ab.

16.31 Uhr – Vor mir liegt Arzúa, dazwischen Abfahrt und Anstieg.

16.53 Uhr – Puh, das war nochmal steil. Jetzt stehe ich am Hauptplatz in Arzúa, hier muss das Hotel irgendwo sein.

16.58 Uhr – Am Ziel. Ich wollte das Rad kurz rechts vor das Auto stellen, an ein offensichtlich anderes Haus. Ich hatte noch nicht den Ständer ausgeklappt, da ging schon das Fenster auf und eine alte Frau sagte No! Ich war echt perplex und habe natürlich gleich das Rad an das Gebäude der Pension gerückt.
18.10 Uhr – Das Waschbecken erhält 10 von 10 Punkten. Das gab es auf dieser Tour noch nie. Endentspannung und ein bisschen Dehnen sowie die Wäsche sind erledigt. Jetzt gehe ich in eine Confiteria und bin auf Törtchen gespannt. Essen suche ich dann danach.

Die Kirche, an der ich vorbeikomme, ist offen und gut besucht. Um 19 Uhr ist Messe.

In der Confiteria Dani gibt es leider nur ganze Kuchen, ich kann mir kein Stück schneiden lassen. Sie hat mir einen typischen lokalen Fladen empfohlen. An einer Pizzeria bin ich auch schon vorbeigegangen, das Abendessen ist also gesichert.
18.52 Uhr – Das war schon mal eine sehr leckere Sache.

19.44 Uhr – Ich war spontan mit vielen Einheimischen und Pilgernden in der 19-Uhr-Messe. Zu Beginn begrüßte der Pfarrer die Pilgernden auf Englisch. Die Nonne vorne links im Bild hat Gitarre gespielt, und ein kleiner Chor hat kräftig gesungen. Der Pfarrer ist am Ende mit dem Weihwasser durch die Gänge und hat alle mit Freude gesegnet und ein bisschen nass gemacht, wie der Pfarrer in St. Cyprian es auch gerne tut.

Die Gemeinde zerstreute sich schnell, sonst hätte ich mich noch irgendwo dazugestellt.
19.59 Uhr – Ich sitze in einer Pulpería und bin mal gespannt, was ich mir da bestellt habe. Zumindest beim Salat bin ich mir einigermaßen sicher, auch beim Bier (grins) und beim Wasser.

Sieht alles aus, wie erhofft.
20.44 Uhr – Nun bin ich gut gesättigt und werde mal in die Unterkunft zurück schlendern.
22.21 Uhr – Nach einem schönen Telefonat mit zu Hause, habe ich den Blogeintrag nachgearbeitet und bereite mich nun auf das Schlafengehen vor. Ich finde es jetzt doch ein Biss aufregend, morgen mit all den Pilgernden in Santiago anzukommen. In einer App vom Pilgerbüro kann man wohl sehen, wie viele Pilgerurkunden schon ausgegeben wurden. Bei der Pause im Café sagte jemand, dass es schon 500 seien und an manchen Tagen etwa 3000. Sicher wird es voll dort sein morgen. In die Kathedrale möchte ich natürlich auf jede. Fall.
Es könnte diese Nacht wieder etwas regnen und auch morgen Vormittag noch. Bin mal gelassen entspannt.
Gute Nacht!