02.06.2025 – Fonfría – Lugo – 76 km/1100 Hm

6.13 Uhr – Heute spüre ich leichte Kopfschmerzen und die Lippe tut ein bisschen weh. Draußen ist es weiterhin sehr neblig. Man hört das Wasser von den Blättern fallen wie Regen.

6.38 Uhr – Ab zehn Uhr soll die Sonne rauskommen. Aber dann bin ich vielleicht schon unterhalb der Wolkendecke. Rechts und links rumoren die Pilger. Die Amerikaner wollen heute mal bis zum Frühstück bleiben.

Beim Frühstück saß ich mit einem Franzosen am Tisch. Er ist schon alle Jakobswege in Spanien gelaufen, und in Frankreich alle, bis auf den Lemovicensis, den wir vor zwei Jahren gefahren sind. Er sei zu eintönig. Da waren wir uns einig. Zwei getoastete Scheiben Brot mit Marmelade und ein Kaffee, das sollte nach dem gehaltvollen Abendessen erstmal reichen.

Heute verlasse ich den Camino Frances gleich wieder und fahre nach Norden zum Camino Primitivo, dem ich westlich nach Lugo folge. Ich steige zwar 1020 m auf, aber auch 1840 m ab und bin in Lugo nur noch auf 400 m Höhe.

7.50 Uhr – Kalter feuchter Wind. Ein Franzose macht gerade sein Canyon-Pedelec bereit und beklagt sich, dass er so viele Sachen dabei hat, die er verstauen muss. Abfahrt!

8.00 Uhr – Ob ich hier abbiegen muss? Man kann die Schilder von weitem nicht lesen.

8.07 Uhr – Nun bin ich unterhalb des Nebels. Kalt ist es!

Die Sicht ins Tal ist fast klar, sehr gut! Ich ziehe mir die Fleecejacke über den Pulli und die langen Handschuhe an. Dafür habe ich sie ja dabei. Auf der langen Abfahrt ist es einfach sehr kalt.

8.29 Uhr – Sehr schöner Platz für den Morgengruß: Mut, Kraft, Hoffnung, Verbundenheit.

Ich bin auf 940 m Höhe. Es geht noch weiter bergab. 11° C.

8.41 Uhr – Da habe ich doch einen Fuchs bei der Jagd gestört. Es ist sehr abgelegen hier. Das Sträßchen ist in allerbestem Zustand. So lässt es sich fahren.

Die ersten leichten Anstiege sorgen dafür, dass mir wieder warm wird.

Vorhin hat mich ein Bus aus dem träumerischen Bergabrollen geweckt. Er war so leise, dass ich ihn erst gar nicht gehört habe.

9.32 Uhr – Nach 22 Kilometern rolle ich in Becerrea ein. Hier suche ich mir eine Bar.

Ich habe an mehreren Bars angehalten und hineingeschaut. Es gab nirgendwo Pinchos.

Also suche ich mir als nächstes vielleicht eine Panderia.

Was hatte ich doch tolle Wetterbedingungen in den letzten zwei Wochen. Nebel und kalt hätten das Erleben der Berge doch sehr getrübt. In den nächsten Tagen wird es hier im Nordwesten aber wohl so bleiben wie heute, vielleicht sogar mal mit ein bisschen Regen.

9.56 Uhr – Die Bar war fast leer, jetzt füllt sie sich zunehmend. Der große Café von leche tut sehr gut.

10.19 Uhr – Im Supermarkt habe ich mir ein frisches Baguette und zwei Sorten Käse gekauft. Damit mache ich mir gleich ein zweites Frühstück.

10.29 Uhr – Blick zurück auf rechts Becerrea und links die Autobahn.

10.52 Uhr – Also, das sieht doch sehr lecker aus. Und der Kaffee ist auch schon fertig. Schatten brauche ich heute keinen, das macht die Suche nach einer schönen Bank erheblich einfacher.

11.34 Uhr – Beim Umherblicken aufgefallen: Der erste Osborne-Stier, den ich auf der Reise sehe. Ursprünglich eine Brandy-Werbung, ist er inzwischen mehr ein nationales Symbol geworden.

So, nach diesem extrem leckeren Frühstück, das auch noch Joghurt und Apfel umfasste, jetzt doch mal weiter. Inzwischen angenehme 22° C.

11.53 Uhr – Zwei Storchennester direkt gegenüber. Weiter fahre ich ab. Mit 18° C wieder deutlich kühler. Bald kommt ein langer Anstieg zum Wärmen.

12.22 Uhr – Auf fast genau der Hälfte. Ich folge dem Tal noch 6 km bergauf nach O Cádavo. Ein Pfau schreit hinter mir aus dem Gehöft.

12.58 Uhr – In O Cádavo, nach 44 km und 590 Hm. Es wäre mir nach einer Pause. Na gut, ich fahre noch bis Castroverde, 8 km.

13.05 Uhr – Der Wind steht genau in meinem Rücken, wie man an dem Windrad sieht, und schiebt mich auf der Fernstraße den Berg hinauf.

13.16 Uhr – Kurz Luft holen und Blumen bewundern. Margeriten begleiten mich schon die ganze Reise. Meist habe ich eine frische Blüte an der Satteltasche. Hier an dieser Straße wachsen besonders viele.

13.20 Uhr – Auf sehr windiger Anhöhe auf 843 m. Ich fahre rechts, da die Fernstraße nicht meiner Richtung folgt. Mal gespannt, wie sich diese Piste fährt.

Auch hier, da wo auf der Karte das gelbe Feld ist, bleibe ich rechts.

13.32 Uhr – Sehr schöne Fernsicht auf 865 m Höhe. Das ist die letzte große Anhöhe auf dem Höhendiagramm. Noch 27 km und 290 Hm heute. Also in etwa drei Stunden.

13.39 Uhr – Loser Schotter, Wasserrinnen und 13% Gefälle. Da fahre ich auch bergab kaum 10 km/h. Bergauf wäre es Quälerei.

13.48 Uhr – Für die schnelle Abfahrt auf Teer bei kaltem Gegenwind ziehe ich Pulli und Windjackenärmel an.

13.54 Uhr – Kirche mit Vorhalle und Palast in Vilabade.

14.14 Uhr – Im Café Camiño in Castroverde. Ich esse den Rest der unglaublich leckeren Gebäckstücke von gestern.

Hier in der Stadt stoße ich auf den Camino Primitivo, was «Ursprünglicher Weg» heißt. Nachdem Alfons II. die Mauren zurückgedrängt hatte, pilgerte er als erster um etwa 830 von seiner Heimatstadt Oviedo aus zum erst kürzlich entdeckten Grab Jakobus des Älteren. Er ließ dort ein Heiligtum errichten, um das sich der Ort Santiago de Compostella zum Ziel vieler Pilger entwickelte. Doch die großen Pilgerströme führten nie über den ursprünglichen Weg. Bald wurden andere Wege wichtiger, vor allem, als León als Hauptstadt des Königreichs León zum Zentrum des christlichen Spaniens wurde.

14.33 Uhr – Kirche und Rathaus von Castroverde. Mal weiter.

14.56 Uhr – Schussfahrt auf der Hauptstraße, dann auf eine hübsche kleine Teerstraße, jetzt wieder Piste. Wollte ich nicht so gerne, aber ich wollte auch keine Hauptstraße. Also, gemütlich weiter und auf die sandigen Stellen achten.

15.10 Uhr – In Vilar de Cas sind die Häuser aus Granitblöcken gebaut. Noch 16 km bis Lugo. Piste wechselt sich mit Teerstrasse ab.

15.20 Uhr – Kreative Pilgerbank in Das Casas.

15.34 Uhr – Ein aufgegebener Steinbruch. Noch 11 km.

Auf der anderen Straßenseite noch Betrieb, vielleicht also auch dort, wo ich vorhin war.

15.55 Uhr – Der Traktor war so breit wie der Weg. Der alte Mann auf dem Traktor fragte wo ich herkomme und wo ich hin will. Sehr nett!

Diese großen Steinplatten dienen hier als Weidezäune.

16.11 Uhr – Ich kreuze die Autobahn A-6 nahe dem Autobahnkreuz Lugo. Noch 4 km.

16.22 Uhr – Der erste Blick auf die Stadt.

Auf der alten Brücke.

16.26 Uhr – Jetzt muss ich zur Stadt wieder bergauf.

16.37 Uhr – Nach einem steilen Aufstieg stehe ich vor der Stadtmauer von Lugo an der Porta de San Pedro.

16.42 Uhr – An der Unterkunft direkt an der Stadtmauer.

Der Blick aus dem Fenster. Es laufen immer wieder Leute auf der Stadtmauer entlang.

17.38 Uhr – Abendessen ist fertig: Müsli und Baguette mit Käse, dazu stilles Wasser. Das schafft Platz bei den Vorräten und erspart mir das Warten auf ein Restaurant: Guten Appetit!

Die Marien-Kathedrale von Lugo, die in romanischer Zeit entstand, 1129 begonnen, 1273 fertiggestellt, aber vielfach umgebaut, durch Erdbeben teils zerstört und erneut umgestaltet wurde. Die Fassade ist im barocken Stil gehalten. Sie wurde von einem Entwurf für die Fassade der Kathedrale in Pamplona inspiriert.

Es ist eher dunkel, eine Laterne in der Vierung gibt Licht von oben. Wie in León ist die Sicht auf den Hauptaltar versperrt, da sich eine Orgelempore mit Kapelle darunter und Altar davor dazwischen befindet. Dahinter ist dann das Chorgestühl. Vielleicht handelt es sich also auch um eine Chorschranke.

Über den Seitenschiffen befindet sich ein Triforium, das als Empore dient.

Die barocke Marienkapelle (Jungfrau mit den großen Augen) in der Verlängerung der Apsis.

Säulenkapelle in nördlichen Querschiff.

Der barocke Kreuzgang.

Ich war auch im Museum, das im Triforium, der fensterlosen Empore, eingerichtet ist. Von dort blickt man in die Schlucht der Hauptschiffes. Leider darf man dort nicht fotografieren.

Über diese Rampe kann man auf die Stadtmauer laufen oder reiten.

Die Stadtmauer ist ein beliebter Wanderweg.

Die Altstadt ist wirklich sehr schön. Aber mir ist kalt. Ich könnte eine Bar gehen, oder mit Knabbereien und Limonade auf mein Zimmer.

21.06 Uhr – Bilder aus der Altstadt. Es ist wirklich zugig heute. Ich bin froh, wieder auf dem Zimmer zu sein. Jetzt lese ich weiter Krimi. Morgen wird es wahrscheinlich wieder ein Pistentag.

22.52 Uhr – Habe den Beitrag nochmal gecheckt, alles weggeräumt, was schon wieder in die Taschen kann und die Route für morgen angeschaut. Jetzt noch ein bisschen Krimi.

Gute Nacht.